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einem früher vielbegangenen Saumpfad, der aber zeitweilig durch Vorstösse der Gletscher im obern Val de Bagnes unwegsam gemacht wird. Es folgen dann nach O. der Col de Crête Sèche (2888 m), der Col de Collon (3130 m), der Col des Bouquetins (3118 m), Col de Valpelline (3562 m), das Tiefenmattenjoch (3593 m), alle ins Valpelline und nach Aosta, endlich der Col de Tournanche (3468 m) von Zermatt nach Breuil. Aosta erscheint als Schlüsselpunkt von einer Reihe von Pässen, die von da nach NW., N. und NO. ausstrahlen, einerseits bis Martigny, andererseits bis Zermatt-Visp.
Der nordöstl. Teil des Hauptkamms bildet die S.- und O.-Wand des Saasthals zunächst bis zum Portjengrat und Zwischbergenpass. Vom Monte Rosa zieht er anfänglich nördl. über die schöne und viel besuchte Kuppe der Cima di Jazzi (3818 m) zum Schwarzberg-Weissthor (3612 m), dann östl. über den Monte Moro (2988 m) zum Joderhorn (3040 m), dann wieder nördl. über Spähnhorn oder Pizzo d'Antigine (3194 m), Latelhorn oder Punta di Saas (3208 m), Augstkummenhorn (3454 m) und Sonnighorn (3492 m) zum Portjengrat (3660 m) und dem Zwischbergenpass (3272 m). Mit dem Weissmies (4031 m) beginnt die Kette der Fletschhörner, die die N.-Richtung fortsetzt, während ein in der Gondoschlucht durchschnittener Kamm über das Thälihorn (3485 m) und das Balmhorn (2885 m) zum Kessihorn (2927 m) und Monte Leone (3565 m) etwas östlicher durchstreicht. Am Portjengrat und namentlich vom Monte Moro bis zum Monte Rosa ist auch dieser Gebirgsteil stark vergletschert, besonders an der weniger steilen schweizerischen Seite, an die sich die gewaltigen Firn- und Eisfelder des Gorner-, Findelen- und Schwarzenberggletschers anlehnen.
Der italienische Absturz gegen das Val d'Anzasca ist dagegen durchweg ausserordentlich steil und von mächtigen Felsstufen aufgebaut, zwischen welchen nur kleinere Gletscherlappen hängen. Bekannter als die nur unbedeutenden Gipfelpunkte des Kammes sind einige Eisjoche, die als Uebergänge von Zermatt nach Macugnaga und Saas in der Touristik eine Rolle spielen. Die wichtigsten davon sind das Alte Weissthor (3576 m) nördl. vom Fillarhorn, das Neue Weissthor (etwa 3660 m) nördl. von der Cima di Jazzi und das Schwarzberg-Weissthor (3612 m) noch weiter nördl. an der Umbiegung des Grates, den man aller dieser Thore wegen als Weissthorkette bezeichnet (vom Jägerhorn bis zum Monte Moro).
Der Monte Moropass (2862 m) war vor Eröffnung der Simplonstrasse ein wichtiger Verkehrsweg zwischen Saasthal und Val d'Anzasca und hat sich auch seither als oft begangener Touristenpfad behauptet. Weniger wichtig, aber doch seit Alters benutzt sind der Mondellipass (2841 m) ebenfalls ins Val d'Anzasca und der Antronapass (2844 m) ins Val d'Antrona. Die Verzweigungen dieses Gebirgsteiles sind schweizerischerseits, abgesehen von den Fletsch hörnern, nur unbedeutend. Erwähnt seien gleich hier die kurzen Zweige, die das Furggalpthal einschliessen: links der des Stellihorns und Mittelgrates, rechts der des Almagellhorns. Länger sind die Verästelungen nach der italienischen Seite, besonders die die Thäler von Antrona und Zwischbergen einschliessenden. Doch kommen diese hier nicht weiter in Betracht.
Von der Hauptkette der Walliseralpen zweigen zahlreiche längere und kürzere und oft selber wieder verzweigte Seitenketten ab, die durch tief einschneidende Querthäler voneinander getrennt werden und in fünf grössere Gruppen zusammengefasst werden können. Es sind: 1. die Combingruppe zwischen Val d'Entremont und Val de Bagnes, 2. die Gruppe der Ruinette oder des Mont Blanc de Seilon zwischen Val de Bagnes und Val d'Hérens, 3. die fächerförmig ausgebreitete Gruppe der Dent Blanche zwischen Val d'Hérens und Nikolaithal, 4. die Mischabelgruppe zwischen Nikolai- und Saasthal und endlich 5. die Fletschhorngruppe zwischen Saasthal und Simplon.
Die Combingruppe zweigt sich von der Hauptkette am Amianthe (3600 m) ab und wird von ihr getrennt durch eine Firnmulde, aus der der Glacier de Sonadon nach W., der Glacier du Mont Durand nach O. fliesst. Sie streicht nach NNW. längs dem Val d'Entremont, dem sie ihre steilere und geschlossenere Seite zukehrt, während die Seite gegen das Val de Bagnes durch das Thal des mächtigen Glacier de Corbassière mehr gegliedert ist. Um das weite Firnbecken dieses prächtigen Gletschers reihen sich die Hauptgipfel der Gruppe auf, vor allem der gewaltige, eisgepanzerte Stock des Grand Combin (4317 m), der als höchster Gipfel des westl. Wallis wie ein Riese aus seiner Umgebung herausragt und umsomehr auffällt, als sonst westl. von der Dent d'Hérens (4180 m) und Dent Blanche (4364 m) bis zur Montblancgruppe kein Gipfel mehr 4000 m erreicht.
Die einzelnen Höhenpunkte seines Gipfelgrates tragen wie am Monte Rosa und Montblanc besondere Namen: Aiguille du Croissant (4317 m), Pointe de Graffeneire (etwa 4300 m), Combin de Zessetta (4120 m) und Combin de Valsorey (4145 m). Nördl. davon erhebt sich als selbständiger Gipfel mitten aus dem Eis der Combin de Corbassière (3722 m), dann über Bourg Saint Pierre die Zackenreihe der Maisons Blanches (3699, 3659 m etc.) und weiter der Petit Combin oder Combin de Boveyre (3649 m), die Aiguilles du Combin (3653 m) und der Mont Follat (3671 m), endlich als letzter Schneegipfel der Mont Rogneux (3085 m). Ueber Mont Brûlé (2575 m) und Six Blanc (2450 m) senkt sich dann die Kette rasch und mit breitem Rücken gegen den Thalwinkel von Sembrancher ab. Ein kleinerer Zweig mit dem Tournelon Blanc (3712 m) als Hauptgipfel streicht vom Grand Combin zwischen Glacier de Corbassière und Val de Bagnes nach N. Unter den Pässen der Combingruppe sind etwa zu nennen: der Col de Sonadon (3489 m), Col des Maisons Blanches (3426 m) und Col de l'Ane (3037 m), die jedoch alle nur touristische Bedeutung haben. Als ein Anhängsel der Combingruppe kann man auch die kleine Kette zwischen Val d'Entremont und Val de Ferret betrachten, die sich mit dem Pic de Drônaz (2953 m) beim Grossen St. Bernhard an die Hauptkette anschliesst und im Mont Ferret (2981 m) ihren höchsten Gipfel hat. Oft wird sie aber auch samt dem isolierten Stock des Catogne (2579 m) nördl. davon zu den äussersten Ausläufern der Montblancgruppe gezählt.
Die Gruppe der Ruinette oder des Mont Blanc de Seilon, nach ihren höchsten Gipfeln benannt, knüpft sich beim Col de Collon an die Hauptkette der Walliseralpen und beginnt dort mit dem schönen Trio des Évêque (3738 m), Mont Collon (3644 m) und Petit Collon (3545 m), die rings von den Eismassen des Glacier d'Otemma, Glacier de Vuibez und Glacier d'Arolla eingeschlossen sind und selber den Glacier de Collon umschliessen. Der Glacier d'Otemma senkt sich südwestl. ins Val de Bagnes, der Glacier d'Arolla nordwestl. ins Val d'Arolla; beide sind verbunden durch das Eisjoch des Col de Chermontane (3084 m). Jenseits dieses Passes folgt das Gebiet des Mont Blanc de Seilon (3871 m), eines mächtigen Gebirgsstockes inmitten weitgedehnter Firn- und Eisfelder und umgeben von stolzen Vasallen, unter welchen der Pigno d'Arolla (3801 m), die Serpentine (3691 m), die Ruinette (3879 m) und der Mont Pleureur (3706 m) durch ihre Höhe wie durch ihre bald mehr kühnen, bald mehr massigen Gestalten hervorragen.
Von da senken sich der Glacier de Breney und der Glacier de Giétroz ins Val de Bagnes, der Glacier de Seilon in den Hintergrund des Val d'Hérémence (Val des Dix) und verschiedene kleinere Eiszungen da- oder dorthin. Davon ist der Giétrozgletscher durch seine periodischen Eisstürze und starken Vorstösse, durch die er wiederholt die Oberstufe des Val de Bagnes abgesperrt und die Dranse zu einem Verderben bringenden See gestaut hat, gefürchtet. Vom Mont Pleureur setzt sich die Kette immer dem Val de Bagnes entlang in nordwestl.
Richtung fort über Pointe de Rosa Blanche (3348 m), Mont Fort (3330 m) und Mont Gelé (3028 m), um dann über die aussichtsreiche Pierre à Voir nach W. umzubiegen und endlich bei Martigny auszukeilen. Nach NW. hin nimmt mit der Höhe auch die Vergletscherung allmählig ab, ist aber an der Rosa Blanche und am Mont Fort noch sehr ansehnlich. An die konvexe Seite dieses Hauptkammes schliessen sich drei genau nach N. streichende Seitenzweige, die das Val d'Hérémence und das Val de Nendaz einschliessen. Die östlichste dieser Seitenketten ist die längste. Ihr entragen die Aiguilles Rouges (3650 m), die Pointe de Vouasson (3496 m), beide noch mit beträchtlichen Gletschern, und der als herrlicher Aussichtspunkt viel besuchte Pic d'Arzinol (3002 m). ¶
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Treffliche Schaugerüste sind auch der Bec de Montau (2932 m) im mittleren und die Dent de Nendaz (2472 m) im westl. Zweig. Touristisch wichtige Pässe dieses Gebietes sind der Col de Seilon (3250 m) und Col des Chèvres (2851 m), zusammen ein herrlicher Gletscherübergang aus dem Val de Bagnes ins Val d'Arolla, ähnlich und parallel dem oben genannten Col de Chermontane (3084 m); dann der Col du Crêt (3148 m) und Col de Louvie (etwa 2900 m) südl. und nördl. der Rosa Blanche aus dem Val de Bagnes ins Val d'Hérémence und Val de Nendaz, endlich der Col de Meina (2708 m) vom Val d'Hérémence ins Val d'Hérens.
Zwischen Glacier d'Arolla und Glacier du Mont Miné zieht sich eine kurze, aber gipfelreiche Kette nach N., die sich an die ebenfalls S.-N. streichenden Dents des Bouquetins anschliesst und in ihrem südl. Teil Dents de Bertol, im nördl. Les Grandes Dents genannt wird. Die erstem (3536, 3596, 3507 m etc.) sind weniger ihrer Gipfel als ihrer Pässe, den Cols de Bertol (etwa 3330 und 3370 m), wegen touristisch interessant. Die Grandes Dents dagegen zeichnen sich aus durch eine Reihe phantastisch-wilder, ungemein kühner Hörner, Zähne und Nadeln. Insbesondere gehört die verwegen spitzaufragende Aiguille de la Za (3673 m) zu den feinsten Gipfelformen der gesamten Alpen, die ihresgleichen vielleicht nur in den Aiguilles der Montblancgruppe und in einzelnen Dolomitspitzen Südtirols findet. Daran schliessen sich würdig an die Dent de Perroc (3680 und 3655 m) und die Dents de Veisivi (3425 und 3189 m).
Zwischen Val d'Hérens und Nikolai-Vispthal breitet sich ein riesiger Gebirgsfächer aus, der zwischen seinen Armen das Eifischthal (Val d'Anniviers) mit seinen obern Zweigen (Val de Moiry und Val de Zinal) und das Turtmanthal einschliesst. Die Hauptarme verknüpfen sich in der Dent Blanche (4364 m), von wo aus sich der Stiel über die Wandfluh zur Tête Blanche (3750 m), nw. von der Dent d'Hérens (4180 m), zieht. Ist auch die Dent Blanche nicht der höchste Gipfel dieses weiten Gebirgssystems, so erscheint er als sein Hauptknoten doch zu dessen Namengebung wohl geeignet.
Von da zweigt der eine Hauptast, der des Grand Cornier (3969 m), gegen NW., der andere, der des Weisshorns (4512 m), nach einer östl. Ausbiegung gegen NNO. ab, beide mit ihren weitern Verzweigungen und äussersten Ausläufern das Rhonethal erreichend. Der erstere verzweigt sich schon am Grand Cornier wieder, indem eine kürzere Kette über den Bouquetin (3184 m), Pigne de l'Allée (3404 m), Garde de Bordon (3316 m) und die Corne de Sorebois (2923 m) zwischen Val de Moiry und Val de Zinal nach N. streicht, während der Hauptast nun erst die NW.-Richtung einschlägt und als bekanntere Gipfel die Pointe de Bricolla (3663 m), den Za de Lâno (3374 m), den Sasseneire (3259 m) und die Becs de Bossons (3160 m), letztere als Aussichtspunkte berühmt, aufweist. In der Weisshornkette ragen neben mehreren Trabanten vor allen das Ober Gabelhorn (4073 m), das Zinal Rothorn (4223 m) und das Weisshorn (4512 m) als gewaltige Riesen und als Hauptanziehungspunkte kühner Touristen, die aber auch mit entsprechenden Schwierigkeiten und Gefahren verbunden sind, hervor. Am Weisshorn findet wieder Gabelung statt, indem die Hauptkette über Brunegghorn (3846 m), Barrhörner (3633 und 3663 m), Rothorn (3262 m) und Schwarzhorn (3207 m), die Seitenkette über Diablons (3612 m), Roc de Budri (3140 m) und Bella Tola (3090 m) rechts und links des Turtmanthals nach N. streichen.
Auch hier sind Schwarzhorn und Bella Tola wieder ausgezeichnete Aussichtspunkte. An ihnen findet, wie auch an den Becs de Bossons, noch eine letzte, äusserste Verzweigung statt, durch die das Augstbordhorn (2992 m), das Ergischhorn (2496 m), das Borterhorn (2970 m), das Illhorn (2724 m), der Tracuit (2628 m) und der Mont Noble (2675 m) als letzte Ausläufer bis an die Rhone vorgeschoben werden. Die Vergletscherung dieses Gebirgsfächers ist in den höhern, südl. Teilen von der Dent d'Hérens und Tête Blanche bis über den Grand Cornier und das Brunegghorn hinaus eine ganz gewaltige und reicht auf alle Gräte und Spitzen hinauf, nur selten unterbrochen von einzelnen Felsmassen, an denen der Schnee nicht haftet.
Die Thalabschlüsse sind durch diese Gletscher aufs Herrlichste dekoriert, so im Val d'Hérens durch den Glacier de Ferpècle und den Glacier du Mont Miné, im Zinalthal durch den Zinal-, Moming- und Weisshorngletscher, im Moiry- und Turtmanthal durch die Gletscher gleichen Namens. Gegen das Nikolaithal senken sich der Zmuttgletscher mit seinen drei Firnbecken (Tiefenmatten-, Stock- und Schönbühlgletscher), dann der Gabelhorn-, Trift-, Hohlicht- und Biesgletscher neben noch manchen kleinern.
Natürlich sind auch die Pässe dieser hohen Regionen lauter Eisjoche und haben darum nur touristische Bedeutung. Der frequentierteste und interessanteste ist der Col d'Hérens (3480 m) von Zermatt über Zmutt- und Ferpèclegletscher nach Evolena. Seltener in Gebrauch kommen der Col Durand (3474 m), das Triftjoch (3540 m), das Obere und Untere Schallijoch (3745 und 3751 m) vom Nikolaithal ins Eifischthal (Zinal), das Biesjoch (3549 m) von ebenda ins Turtmanthal, der Col de Tracuit oder Col des Diablons (3252 m) aus dem letztern nach Zinal.
Von hier gelangt man über den Col de l'Allée (etwa 3170 m) auf den Glacier de Moiry und weiter über den Col de Couronne (3016 m) nach Evolena. Weiter nördl. führen zweimal drei Pässe über drei Bergketten und quer durch Turtman- und Eifischthal vom Nikolaithal ins Val d'Hérens. Es sind: 1. der Jungenpass (2994 m), die Forcletta (2885 m) und der Col de Torrent (2924 m);
2. der Augstbordpass (2900 m), der Meidenpass oder Pas du Bœuf (2790 m) und der Pas de Lona (2767 m), bei deren Ueberschreitung leicht der eine oder andere der benachbarten Aussichtsgipfel, wie Schwarzhorn, Bella Tola, Becs de Bossons, Sasseneire etc. bestiegen werden kann. In diesem Zusammenhang sei noch an eine viel grossartigere Längstour durch die Walliseralpen erinnert, die wie keine zweite Passwanderung einen genauen Einblick in die Grossartigkeit dieser Gebirgswelt gewährt. Es ist die aus einer fast ununterbrochenen Reihe hoher Gletscherpässe zusammengesetzte «Highlevel-Route» der Engländer.
Sie führt von Zermatt über den Zmuttgletscher-Col de Valpelline-Col du Mont Brûlé-Col de Collon-Col de l'Évêque-Glacier d'Otemma (mit oder ohne Col de Chermontane)-Cabane de Chanrion-Glacier du Mont Durand-Col und Glacier du Sonadon oder Col des Maisons Blanches-Bourg Saint Pierre-Col des Planards-Val Ferret und endlich über Col d'Argentière oder Col du Chardonnet nach Chamonix. Die ganze Route erfordert bei gutem Schnee und Wetter 4-6 Tage und lässt verschiedene Varianten zu, indem da und dort statt der genannten Pässe andere, benachbarte gewählt werden können. Uebernachten kann man dabei etwa im ¶
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Hôtel Mont Collon (Val d'Arolla), in der Cabane de Bertol oder in Prarayé (Valpelline), in der Cabane de Chanrion und in der Cabane de Saleinaz, resp. auch irgendwo im Val d'Entremont.
Die Kette der Mischabelhörner zweigt am Schwarzberg-Weissthor von der Haupt- und Grenzkette ab und streicht als gewaltige Scheidewand zwischen Nikolai- und Saasthal genau nach N. Der Höhe ihrer Gipfel nach ist sie der bedeutendste Seitenzweig der Walliseralpen, und von manchen Punkten aus scheint sie selbst den Monte Rosastock überragen zu wollen. Ihr gehört der höchste rein schweizerische Gipfel, der herrliche Dom mit 4554 m an. Nur wenig mehr als 1 km s. davon erhebt sich das fast ebenbürtige Täschhorn (4498 m). An dieses mächtige Zwillings- und Herrscherpaar reihen sich nach S. der Alphubel (4207 m), das Allalinhorn (4034 m), das Rimpfischhorn (4203 m) und das Strahlhorn (4191 m), im N. die Süd-Lenzspitze oder besser und einfacher die Lenzspitze (4300 m), das Nadelhorn (4334 m), das Ulrichshorn (3929 m) und der Balfrin (3802 m) an. Die Seitenzweige dieses mächtigen und auffallend geschlossenen Gebirgskammes sind nur ganz kurz: vom Rimpfischhorn zieht der Zweig des Ober Rothorns (3418 m) nach W., vom Nadelhorn der Nadelgrat mit dem Hohberghorn (4226 m), Dürrenhorn (4035 m) und Galenhorn (3360 m) nach NW. Gewaltig ist natürlich auch die Vergletscherung dieses Gebietes.
Ins Saasthal senken sich der Schwarzberg-, Allalin- und Feegletscher nebst verschiedenen kleineren, ins Nikolaithal der Findelen- und Gassenriedgletscher und viele kleinere vom Rimpfischhorn bis zum Nadelhorn. Die Pässe sind ebenfalls lauter Eisjoche, die weniger als Uebergänge von Thal zu Thal, mehr dagegen bei Anlass von Gipfeltouren betreten werden, so der Adlerpass (3798 m), der Allalinpass (3570 m), das Alphubeljoch (3802 m), das Mischabeljoch (3856 m), das Domjoch (4286 m), das Lenzjoch (über 4200 m), das Windjoch (über 3800 m), der Riedpass (etwa 3550 m), der Galenpass (3240 m) und andere mehr.
Die Kette der Fletschhörner beginnt am Zwischbergenpass, streicht von da zunächst über Weissmies (4031 m), Laquinhorn (4005 m) und Fletschhorn (4001 m) nach N. zum Rossbodenpass und teilt sich dann in zwei kurze Aeste, die das Nanzthal einschliessen und mit dem Glishorn (2478 m) und Gebüdem (2328 m) das Rhonethal erreichen. Die Vergletscherung ist um die drei Haupthörner noch eine sehr beträchtliche. Ins Saasthal senken sich der Trift-, Gruben- und Mattwaldgletscher, gegen Simpeln der Laquin-, Fletschhorn-, Bodmer- und Rossbodengletscher. Die Pässe sind durchweg hoch, beschwerlich und wenig begangen, so das Laquinjoch (3497 m) und das Fletschjoch (3673 m) etc.
Die Verzweigungen auf der S.-Seite der Walliseralpen sind alle viel kürzer und viel weniger hoch als die der N.-Seite; da sie alle ausserhalb der Schweiz liegen fallen sie hier nicht in Betracht.
Der Anblick, den die Matterhorngruppe (oder Walliseralpen) von einem günstigen Punkt der Berneralpen, z. B. vom Gemmi Pass oder vom Torrenthorn aus gewährt, ist ein überaus grossartiger sowohl durch die Menge und Vielgestaltigkeit ihrer Riesengipfel, als durch die Pracht, den Reichtum und die gewaltige Ausdehnung ihrer Gletscher. Etwa drei Dutzend Gipfel übersteigen die Höhe von 4000 m, und die Hälfte davon ist höher als das Finsteraarhorn (die Berneralpen haben nur acht, die Bündner Alpen nur einen Viertausender).
Gletscher zählt man in den Walliser Alpen etwa 190, davon 41 mit mehr als je 4 km2 Fläche. Für alle zusammen beträgt die Fläche etwa 720 km2, wovon nur ein sehr kleiner Teil auf die italienische Seite des Gebirges fällt. Die Monte-Rosagruppe im engern Sinn zählt allein 15 grosse Thalgletscher und etwa 120 Hängegletscher. Der grösste von allen und nach dem Aletschgletscher der grösste der Schweiz überhaupt ist der Gornergletscher, mit dem sich 7 Seitengletscher und die Abflüsse von noch zwei weitern Gletschern vereinigen.
Seine Länge bis zur Signalkuppe beträgt 15 km, seine gesamte Firn- und Eisfläche etwa 70 km2. Sein unteres Ende reicht unter dem Namen Bodengletscher bis auf 1840 m hinab. Die nächstgrössten Gletscher sind der Glacier de Corbassière mit fast 12 km, der Glacier d'Otemma und der Findelengletscher mit je 10 km, der Ferpècle- und der Zmuttgletscher mit je 9 km, dann der Arolla-, Mont Miné-, Breney-, Moiry-, Durand-, Turtman-, Schwarzenberg-, Allalin-, Fee- und Gassenriedgletscher mit immer noch 5-8 km Länge und bedeutender Flächenentwicklung.
Ein weiterer Charakterzug der Walliseralpen besteht in einer gewissen Symmetrie des äussern Aufbaues, wie sie sich namentlich in der Anordnung der n. Seitenketten zeigt. In der Mitte finden wir da den vielgliedrigen Gebirgsfächer der Dent Blanche-Weisshorngruppe, während sich östl. und westl. je zwei einfacher gegliederte Gruppen anschliessen: dort die Mischabel- und Fletschhorngruppe, hier die Mont Blanc de Seilon- und Combingruppe. Die in diese Gebirgsmassen eindringenden Thäler haben fast durchweg die Eigentümlichkeit, sich nach oben gabelförmig zu teilen. Am auffallendsten zeigt sich dies beim Visp- und Dransethal.
Das Vispthal teilt sich bei Stalden in das Saas- und Nikolaithal, das Dransethal zunächst bei Sembrancher in das Val de Bagnes und Val d'Entremont; dann zweigt sich von letzterem bei Orsières wieder das Val de Ferret ab. Doppelte Gabelung finden wir auch beim Val d'Hérens mit der Abzweigung des Val d'Hérémence und der Teilung in Val d'Arolla und Val de Ferpècle. Auch das Eifischthal (Val d'Anniviers) teilt sich in die beiden Aeste des Moiry- und Zinalthals. Ungeteilt sind nur die kleinern Thäler, so z. B. das Turtmanthal, das vom Rhonethal auch nur halbwegs bis zur Hauptkette vordringt.
Alle diese Thäler bieten treffliche Ausgangspunkte für die Bereisung der Walliser Alpen. Obenan stehen da als Touristenzentren Zermatt, Saas, Zinal und Evolena. Ausserdem erleichtern eine Reihe hochgelegener Gasthäuser und Unterkunftshütten des S. A. C. und des C. A. I. (Club alpino italiano) die Besteigung auch der höchsten und schwierigsten Gipfel. Die Hütten des S. A. C. in diesem Gebiet sind: die Cabane de Valsorey (3100 m) am SW.-Fuss des Grand Combin, die Cabane de Panossière (2713 m) am Glacier de Corbassière, die Chanrion Hütte (2460 m) nahe am Otemmagletscher, die Cabane de Bertol (3424 m) auf dem Col de Bertol, die Cabane Constantia oder Mountet Hütte (2894 m) am Durandgletscher (Zinal), die Bétempshütte (2900 m) auf dem Plattje am Monte Rosa, die Matterhornhütte (3298 m) oberhalb des Hörnli, die Weisshornhütte (2950 m) am Hohlicht sö. vom Weisshorn, die Domhütte (2936 m) am Festi oberhalb Randa.
Dazu kommt die vom A. A. C. Z. (Akademischen Alpen-Club Zürich) erbaute Mischabelhütte (3360 m) am O.-Grat der Lenzspitze oberhalb Saas Fee. Zwei ältere Matterhornhütten (3890 und 4134 m) und die Stockjehütte (2759 m) oberhalb des Zmuttgletschers sind leider zerfallen. Privathütten und Gasthäuser, die als Fusspunke für grössere Besteigungen dienen, sind: die Cabane Grande Penna (2780 m) unter dem Col des Maisons Blanches, die Untere Theodulhütte (3050 m) am Weg zum Matterjoch, die Theodulhütte (3322 m) auf dem Matterjoch selber, das Restaurant Bellevue (etwa 2500 m) unter dem Trift- und Gabelhorngletscher, das Hôtel Riffel (2569 m) am Weg zum Gornergrat und das Gasthaus auf diesem Grat selber (Endstation der Gornergratbahn; 3136 m), das Hôtel Schwarzsee (2589 m) am Hörnli, das Hôtel du Mont Collon (1962 m) im Val d'Arolla und andere mehr.
Auf der italienischen Seite finden sich die Capanna Quintino Sella (3630 m) am Felikjoch, die Capanna Linty (3140 m) am Lysgletscher, die Capanna Gnifetti (3140 m) am Garsteletgletscher, alle drei oberhalb Gressoney, die Capanna Marinelli (4400 m) auf einer Felsinsel des Macugnagagletschers, die Capanna Eugenio Sella (etwa 3200 m) am Rofelgletscher s. unter dem Schwarzberg-Weissthor und die Capanna Regina Margherita auf der Signalkuppe (4561 m). Auf dem Monte Rosa will der italienische Alpenklub ein Observatorium errichten ähnlich demjenigen auf dem Mont Blanc.
Dank diesen guten Unterkunftsverhältnissen hat sich die Bereisung der Walliseralpen mächtig entwickelt. Zu den am häufigsten besuchten Hochgipfeln gehören der Grand Combin, die Dent Blanche, der Grand Cornier, das Matterhorn, der Monte Rosa (Dufourspitze), das Zinal-Rothorn, das Weisshorn, der Besso, die Diablons, der Dom, das Nadelhorn, der Weissmies u. a., von denen manche bedeutende Schwierigkeiten bieten und erfahrene Bergsteiger erfordern. Leicht und darum auch von Ungeübtern ¶
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zu wagen sind dagegen z. B. das Breithorn, die Cima die Jazzi, die Corne de Sorebois, der Pigne d'Arolla, die Rosa Blanche, der Mont Avril etc. Die besuchtesten Schaugerüste sind aber der Gornergrat mit einer grossartig angelegten Bergbahn, das Hörnli und das Mettelhorn, alle drei bei Zermatt, dann die oben schon als solche genannten nördlich vorgeschobenen Punkte, wie Schwarzhorn, Bella Tola, Becs de Bosson, Sasseneire, Pic d'Arzinol und andere.
Die Pioniere in der Erforschung dieser grossen und herrlichen Bergwelt waren H. B. de Saussure, Parrot, Engelhardt, Zumstein, die Gebrüder Vincent, die Gebrüder Schlagintweit, Tyndall, Whymper, Ulrich, Studer, Weilenmann, Javelle etc. Von grösstem Wert für die systematische Erforschung u. Bekanntmachung sind aber auch hier wie in allen Teilen der Schweizer Alpen die Arbeiten und Publikationen des Eidgenössischen Topographischen Bureaus (Dufourkarte und Siegfriedkarte), des Schweizer Alpenclub (Jahrbücher, Itinerare, Exkursionskarten, Hüttenbauten), des englischen Alpenclub (Alpine Journal), dann für die S. Seite diejenigen des Club Alpinn Italiano (Rivista mensile, Bolletino, Hüttenbauten), endlich für die geologische Erforschung die Arbeiten der Geologischen Kommission der Schweizer. naturforschenden Gesellschaft (Geologische Karte der Schweiz in 1:100000 und die dazu gehörigen «Beiträge»).
Die Matterhorngruppe setzt sich zum grössten Teil aus krystallinen Gesteinen zusammen, vor allem aus Gneis, dann auch aus Glimmerschiefer, Serizitgneis und Serizitschiefer, Chlorit- und Talkschiefer, sog. Casannaschiefer, Serpentin, da und dort auch Gabbro (z. B. am Matterhorn und am Mont Collon). Die Sedimente beschränken sich auf Karbon- und Triasbildungen. Alle jüngern Gesteine fehlen. Die Karbonbildungen erscheinen als Konglomerate, Quarzitschiefer, dunkle Tonschiefer und Anthrazitschiefer.
Letztere sind wenig mächtig, unregelmässig gelagert und oft unterbrochen. Sie ziehen sich in einem schmalen Streifen von Chippis nach Nendaz, dann, etwas breiter werdend, südwärts nach Le Châble und über den Pic de Drônaz nach Morgex im Thal von Aosta. Abbauwürdige Kohlen sind jedoch nur wenige vorhanden. Der durch einen primitiven Raubbau gewonnene Ertrag beläuft sich jährlich nur auf etwa 60-80000 Zentner. Verbreiteter sind die Triasbildungen. Sie bestehen aus Quarzfiten, bunten Schiefern, Dolomiten und Zellendolomiten, Gips, verschiedenen Kalkschichten und Glanzschiefern (Zone des Briançonnais). Die Trias erreicht längs der Rhone eine Breite bis auf 12 km und zieht in einzelnen Streifen weit ins Gebirge, ja bis in den Hauptkamm hinein. Die nordwestlichsten Gipfel, wie Bella Tola, Becs de Bosson, Pierre à Voir u. a. bestehen ganz daraus. An manchen Stellen sind die Kalke durch den Gebirgsdruck in Marmor oder Zipollin umgewandelt.
Gerlach teilt die Matterhorngruppe nach ihrer geologischen Beschaffenheit in drei grössere Zonen: die des Grossen St. Bernhard, die der Dent Blanche und die des Monte Rosa. Die Zone des Grossen St. Bernhard reicht vom Aostathal über Mont Vélan, Mont Combin, Mont Fort bis in die Thäler von Hérémence, Hérens und Anniviers. Die ältesten Schichten bestehen hier aus Casannaschiefern, die den Zentralkamm und die höchsten Teile des Gebirges zusammensetzen und steil aufgerichtet, ja selbst übergelegt sind.
Sie werden im W. und N. von den Anthrazitschichten begrenzt. Die Zone der Dent Blanche reicht in Form eines langen Ovals (über 50 km lang und bis 18 km breit) von Aosta über Mont Gelé, Mont Collon und Dent Blanche bis zum Weisshorn und umfasst auch das Matterhorn. Sie bildet einen vornehmlich aus talkigen und glimmerigen Gneisen bestehenden mächtigen Fächer und enthält auch beträchtliche Stöcke von Gabbro, so am Matterhorn und am Arollagletscher. Von etwas abweichendem Charakter ist das Valpelline, wo schieferige Gneise, Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer vorherrschen.
Den Gneisen folgen im N. Chlorit-, Talk- und Casannaschiefer, dann gegen die Rhone die Triasbildungen. Die Zone des Monte Rosa reicht etwa vom Matterjoch bis zum Simplon. Sie besteht in der mittleren und höchsten Partie aus Gneis, im S. aus jüngern krystallinen Schiefern (Serizit-, Chlorit-, Talkschiefer) und Serpentin, im N. aus Triaskalken. Diese letztern und die Glanzschiefer begleiten im N. alle drei Zonen. Uebrigens ist die geologische Erforschung des Wallis noch lange nicht abgeschlossen. Stratigraphie und Tektonik bedürfen noch in vielen Punkten der Aufklärung. Bekanntlich ist das Wallis der erdbebenreichste Teil der Schweiz, ein Herd seismischer Bewegungen. Am schlimmsten waren die Erdbeben von Brig 1755 und Visp 1855.
Die Verschiedenheit des Bodens, der Höhe und des Klimas äussert sich natürlich auch im Pflanzenkleid, das ein sehr reiches und eigenartiges ist. Doch ist hier nicht der Ort, darauf einzugehen. Das bleibt besser dem Artikel "Wallis" vorbehalten.