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über denen sich dann die Kalkmauern der Hochgebirgsgipfel erheben. Unter den Bächen, welche die Linth zwischen Thierfehd und Schwanden aufnimmt, erwähnen wir auf der linken Seite den Schreyenbach aus dem Thal der Fisitenalp, den Fätschbach vom Urnerboden, den Brummbach von Braunwald, den Luchsingerbach aus dem Bösbächithal und den Leuggelbach; auf der rechten Seite den Durnagelbach aus dem Durnachthal, den Diesbach aus dem Diesthal, den Haslerbach von der Schönau und als wichtigsten Zufluss auf Glarnerboden den Sernf aus dem Sernfthal.
Die Vertiefung der Seitenthäler, die mit Ausnahme desjenigen des Fätschbachs und des Sernfthals alle nur geringe Länge haben, hat nicht Schritt gehalten mit derjenigen des Hauptthals; darum sehen wir die Seitenbäche teils mit hohen Wasserfällen ins Linththal stürzen, teils in engen Schluchten in dasselbe einmünden. Die von diesen Bächen, namentlich von den aus dem Flyschgebiet der Freiberge kommenden Runsen abgelagerten Schuttkegel bedecken in fast ununterbrochener Folge den meist nur 500-800 m breiten Thalboden und drängen die Linth bald auf die linke, bald auf die rechte Thalseite. Von Thierfehd bis zur Einmündung des Sernf bei Schwanden (516 m) fällt der Fluss auf eine Länge von 16 km um 314 m = 2%.
Von Schwanden bis zum Walensee verläuft das Linththal in fast rein nördl. Richtung. Im W. wird es hier von den steil aufragenden Wänden des Glärnisch und des Wiggis, im O. von den sanfter geböschten Abhängen der Schildgruppe begrenzt, und seine Sohle erweitert sich auf eine Breite von durchschnittlich 1,5 km. Der Thalboden wird jedoch zwischen Schwanden und Glarus von einer 50-200 m hohen Hügelmasse, der Ablagerung des diluvialen Bergsturzes von Guppen am Glärnisch, zwischen Glarus und Netstal von Ueberresten der alten Bergstürze des Klönthals bedeckt.
Die Linth ist durch diese Trümmermassen auf die O.-Seite des Thales hinübergedrängt worden und hat zwischen Schwanden und Glarus die in das alte Thal eingelagerte Hügellandschaft in einer neuen, mehrfach gekrümmten, schmalen Thalrinne durchschnitten. Unterhalb Netstal wird der Thalboden völlig eben; die Linth betritt die durch ihre eigenen Geschiebeablagerungen aufgeschüttete Ebene, eine Deltabildung, durch die Walensee und Zürichsee, die einst eine zusammenhängende, südwärts bis in die Gegend des heutigen Glarus hinaufreichende Wasserfläche bildeten, voneinander getrennt worden sind. In künstlich gegrabenem Kanal durchschneidet die Linth diese Ebene und ergiesst sich bei 423 m in das W.-Ende des Walensees. Auf dem Weg von Schwanden bis hieher nimmt sie ausser einer Reihe von kleineren Bächen, von denen wir blos die Guppenrunse erwähnen, als einzigen grössern Zufluss den Löntsch, den Abfluss des Klönthals, auf. Auf diesem 17,5 km langen Abschnitt ihres Laufes hat sie ein Gefälle von 93 m = 0,53%.
Der Walensee erfüllt den westl. Teil des merkwürdigen, am S.-Fuss der Churfirstenkette liegenden Verbindungsthales zwischen Rheinthal und Linththal auf eine Länge von 15 km. Ausser durch seinen Hauptzufluss, die aus dem Weisstannenthal kommende Seez, wird er durch eine Menge von von N. und S. herkommenden Bergbächen gespiesen, von denen der das Murgthal entwässernde Murgbach der wichtigste ist. (S. den Artikel Walensee).
In einer Entfernung von blos 1,7 km von ihrer Einmündung verlässt die Linth den Walensee wieder beim Städtchen Weesen und fliesst in künstlichem Bette, das die Grenze zwischen den Kantonen Glarus und St. Gallen, später zwischen Schwyz und St. Gallen bildet, zunächst westwärts bis Ziegelbrücke, dann fast geradlinig nach NW. mitten durch die weite Alluvialebene bis zum Schloss Grinau, biegt hier um das O.-Ende des Untern Buchbergs nach W. um und ergiesst sich in den Obersee, den östl. Abschnitt des Zürichsees (409 m). Auf diesem 16 km langen Lauf hat sie ein Gefälle von blos 14 m = 0,09%. Unter den Nebenadern dieses Flussabschnittes sind auf der linken Seite der Niederurnerbach, der Biltnerbach und die alte Linth, in der sich zahlreiche Bäche der linken Thalseite vereinigen, auf der rechten Seite der Kaltbrunnerbach zu erwähnen. Das Flussthal ist hier ganz in die miozäne Nagelfluh- und Sandsteinzone eingebettet. Zwischen Ziegelbrücke und Niederurnen, wo es die südl. Nagelfluhkette (Hirzli-Speer) durchschneidet, ist es auf 1 km Breite eingeengt; dann aber dehnt es sich rasch zu ¶
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einer bis 7 km breiten Ebene aus, aus der mehrere Molassehügel, der Untere und der Obere Buchberg und der Hügel von Maseltrangen, inselartig auftauchen. Am Rand dieser Alluvialebene liegt ein Kranz von Dörfern, umgeben von fruchtbaren Wiesen und Aeckern, während ihre mittleren Teile grösstenteils von Sumpfwiesen bedeckt sind.
Das Zürichseethal setzt bis Richterswil die w. Richtung des untern Linththals fort und biegt dann nach NW. um. Durch die Landzunge von Hurden, eine Endmoräne des alten Linthgletschers, wird das 39 km lange und 2-4 km breite, ringsum von blühenden Ortschaften eingerahmte Seebecken in einen kleinern östl. Teil, den Obersee, und einen grössern westl. Teil, den eigentlichen Zürichsee, zerlegt. Der Obersee und der Zürichsee bis zur Linie Wädenswil-Stäfa liegen noch innerhalb der dislozierten Molasse, deren Hügelzüge, der Streichrichtung der Alpen folgend, schief zur Achse des Sees gerichtet sind, während der nordwestl., auf der rechten Seite von der breiten Pfannenstiel-Zürichbergkette, links von dem niedrigen und moränenbedeckten Hügelzug des Zimmerbergs eingefasste Teil des Seebeckens in die horizontale Molasse eingesenkt ist. Damit hängt die Tatsache zusammen, dass der See nur im O. grössere Zuflüsse erhält, links die Wäggithaler Aa, rechts den Goldingerbach und die Jona. Im W. können sich auf den Abhängen der dem See parallel verlaufenden Hügelzüge keine grössern Bachläufe entwickeln.
Mit dem Austritt aus dem See erhält der Fluss den Namen Limmat. Wasserreich und klar durchströmt diese die Stadt Zürich, den in eine Reihe von Hügeln aufgelösten Moränenwall durchbrechend, der das N.-Ende des Zürichsees umgibt, und durchfliesst dann in vielen Krümmungen das nach NW. sich erstreckende Limmatthal, das auf beiden Seiten von breiten, auf dem Scheitel mit dunkeln Wäldern, an den Abhängen mit Wiesen und Weinbergen bekleideten Molassehügeln eingefasst wird.
Sie folgt zunächst dem N.-Rand der 2-3 km breiten Ebene (am Fuss des Käferbergs und Guberist), wird dann beim Kloster Fahr durch einen das Thal durchquerenden Endmoränenzug des alten Linthgletschers zu einer grossen Ausbiegung nach S. gezwungen, kehrt hierauf auf die N.-Seite des Thales an den Fuss des Altbergs zurück und wird bei Killwangen durch die der Ausmündung des Furtthales vorgelagerten grossen Endmoränen abermals gegen den SW.-Rand des Thales gedrängt.
Bei Baden durchbricht die Limmat die aus der Molasse auftauchende südlichste Jurakette, die Lägern, in einem klusenartigen Einschnitt, der sich in der Mitte zu einem 1 km breiten Thalbecken erweitert. Der auf diesen Durchbruch folgende letzte Thalabschnitt, das Siggenthal, besitzt wieder einen 1,5 km breiten Thalboden. Die Limmat durchmisst ihn in grossen Serpentinen und mündet nördl. vom Weiler Vogelsang und 1,5 km nw. der Station Turgi in 328 m in die Aare, mit der sich kurz vorher auch die Reuss vereinigt hat. Innerhalb der Stadt Zürich, 400 m nördl. vom Hauptbahnhof, nimmt sie ihren wichtigsten Zufluss, die aus den Schwyzeralpen kommende Sihl auf. Bei Dietikon erhält sie von links her die Reppisch, welche das Gebiet zwischen Sihl und Reuss entwässert. Von den rechtsseitigen Zuflüssen ist einzig der bei Killwangen einmündende Furtbach zu erwähnen.
Die Ebene des Limmatthales wird, wie die Sohlen aller übrigen grossen Flussthäler der N.-Schweiz, durch fluvioglaziale Kiesmassen der letzten Eiszeit gebildet. Von der Gegend von Geroldswil an hat die Limmat in diese eine neue, terrassierte Thalrinne eingeschnitten, die nach W. sich mehr und mehr vertieft und im letzten Thalabschnitt eine Tiefe von 35 m erreicht. Am S.-Rand des Wettingerfeldes und südl. von Kirchdorf im Siggenthal ist die frische Erosionsrinne bereits bis in die unter der Kiesaufschüttung liegende Molasse eingedrungen. Die Limmat hat eine Länge von 34 km und ein Gefälle von 81 m = 0,24%.
Ueber das Wasserquantum von Linth und Limmat geben folgende Zahlen Auskunft:
Wassermenge per Sekunde (m3) | Minimum | Mittel | Maximum |
---|---|---|---|
Mündung des Escherkanals in den Walensee | 4 | - | 324 |
Ausfluss des Linthkanals aus dem Walensee | 8 | - | 270 |
Ausfluss der Limmat aus dem Zürichsee | 15.5 | 87 | 350 |
Mündung der Limmat in die Aare | 14.5 | 150 | 800 *) |
*) (13. VI. 1876).
Die Geschiebemenge, welche die Linth jährlich in den Walensee führt, wird auf etwa 60000 m3 berechnet.
Das Linth-Limmatthal ist ein typisches Erosionsquerthal; zahlreiche Erosionsterrassen lassen sich an seinen Thalwänden nicht blos in seinem alpinen Teil, sondern auch im Molassegebiet erkennen. Die Glarner Linth war ursprünglich ein Nebenfluss des alten Westrhein, der das Walenseethal geschaffen hat, und floss mit ihm zusammen durch das zürcherische Glattthal, während gleichzeitig das heutige Zürichseethal durch die Sihl erzeugt wurde. In der ersten Interglazialzeit wurde dann die Linth durch einen nach O. sich einschneidenden rechtsseitigen Nebenfluss der Sihl aus ihrem alten Stammthal ins Zürichseethal abgelenkt. Am Schluss dieser Interglazialzeit erhielt das Flussthal infolge von Dislokationen (Einsinken des Alpenkörpers und letzte Hebung der Molasse am Rand des Jura) ein rückläufiges Gefälle; infolgedessen entstanden Walensee und Zürichsee als zusammenhängendes Wasserbecken.
Die Linth hat in frühern Zeiten, als sie noch nicht durch regelrechte Wuhre eingedämmt war, häufig arge Verheerungen angerichtet. Grosse Ueberschwemmungen werden gemeldet aus den Jahren 1627, 1629, 1726, 1740, 1762, 1764, 1779, 1781, 1807, 1824, 1840. Die schlimmsten Wasserverheerungen, von denen das Glarnerland heimgesucht wurde, waren diejenigen von 1762 und 1764; die Linth und ihre Zuflüsse setzten damals die ganze Ebene zwischen Näfels, Weesen und Ziegelbrücke unter Wasser, rissen fast alle Brücken weg und zerstörten zahlreiche Häuser, namentlich in Linthal, Schwanden und Netstal. Zu jener Zeit ergoss sich die Linth noch nicht in den Walensee, sondern floss von Mollis quer durch das Thal gegen Niederurnen und dann nach Ziegelbrücke. Hier vereinigte sie sich mit der Maag, dem ehemaligen Abfluss des Walensees, und durchzog dann in grossen Krümmungen und oft in mehrere Arme aufgelöst die untere Linthebene bis zum Zürichsee. Die Stosskraft des Flusses genügte hier nicht mehr für den Transport der Geschiebe. Das Flussbett und seine Umgebung erhöhten sich daher mehr und mehr, ¶
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namentlich infolge der zahlreichen Hochwasser des 18. Jahrhunderts, durch welche gewaltige Geschiebemassen aus den Glarnerbergen in die Linthebene hinuntergetragen wurden. Dieser Erhebung des Flussbettes wegen durchbrach die Linth fast bei jedem Hochwasser die Dämme und überflutete das umliegende Land; den Binnengewässern wurde die Vereinigung mit dem Fluss erschwert, und infolge des Rückstaues der Maag hob sich der Spiegel des Walensees derart, dass bei anhaltendem Regenwetter das Wasser in Weesen und Walenstadt bis zum ersten Stockwerk der Häuser hinaufreichte. Die ganze einst fruchtbare Linthebene verwandelte sich in einen Morast, und die von 16000 Menschen bewohnte Gegend wurde alljährlich vom Sumpffieber heimgesucht.
Veranlasst durch die immer dringender werdenden Klagen aus dem Linthgebiet liess die eidgenössische Tagsatzung im Jahr 1783 durch Hauptmann Lanz in Bern ein Projekt für die Korrektion der Linth entwerfen. Der nachfolgenden politischen Umwälzungen wegen wurde jedoch die Ausführung desselben verschoben. Erst 1804 beschloss die Tagsatzung, nach dem Vorschlag von Lanz die Linth von Mollis an durch einen Kanal in den Walensee zu leiten und auch das Flussbett zwischen dem Walensee und Grinau zu korrigieren.
Die Arbeiten begannen 1807 unter der Leitung von Hans Konrad Escher von Zürich, der schon lange für die Verwirklichung des grossen Projektes gearbeitet hatte und dem Unternehmen bis zur Vollendung mit unermüdlicher Tatkraft und grosser Hingabe vorstand. Am wurde der wichtigste Teil des Werkes, der nach den Plänen des badischen Ingenieurs Tulla gebaute Molliserkanal, der später durch Beschluss der Tagsatzung den Namen Escher-Kanal erhielt, geöffnet. Der Linthkanal zwischen Walensee und Zürichsee, der gleichzeitig mit dem Molliserkanal in Angriff genommen wurde, war 1816 fertig gegraben, besass jedoch noch keine Ufersicherungen. Man hatte anfänglich beabsichtigt, hier das alte Flussbett so viel als möglich beizuhalten, fand aber bald auch hier den Bau eines möglichst geradlinigen Kanals für zweckmässiger.
Zur Bestreitung der Kosten wurde ein Aktienkapital von 1221000 Fr. aufgenommen, für dessen Rückzahlung der Erlös aus dem durch die Korrektion gewonnenen, früher durch den Walensee und den Fluss bedeckten Land, sowie der Mehrwert des entsumpften Landes, der von den Eigentümern dem Linthunternehmen zu bezahlen war, verwendet wurden. Die Aufsicht über das Linthwerk, die Leitung seines weitern Ausbaues und die Aufsicht über die Schiffahrt auf dem Linthkanal liegt in den Händen der eidg.
Linthkommission, in welcher der Bund und die Kantone Glarus, St. Gallen, Schwyz und Zürich durch je ein Mitglied vertreten sind. Die wichtigsten Arbeiten, durch welche das Werk seit 1816 weiter ausgebaut worden ist, sind die Fortsetzung des Escherkanals durch das neu angeschwemmte Delta bis zum Walensee und der Umbau seiner Wuhre und Dämme, der Ausbau des Linthkanals zwischen Weesen und Grinau, die Kanalisierung des Linthlaufs zwischen Grinau und Zürichsee und endlich die Verbesserung der Abflussverhältnisse der Binnengewässer durch Erstellung von Hintergräben.
Die kanalisierten Flussstrecken haben eine Länge von 22770 m. Die Ausgaben für das Linthwerk von 1807-1902 belaufen sich auf 5184827 Fr. Dieselben sind grösstenteils aus den Mitteln des Linthfonds und den Beiträgen der Grundbesitzer bestritten worden. Seit 1897 wird für die Vollendungsarbeiten, die 1911 zum Abschluss kommen sollen, vom Bund ein jährlicher Beitrag von 14500 Fr. und von den Kantonen St. Gallen, Glarus, Schwyz und Zürich ein solcher von 10000 Fr. geleistet.
Die Linthkorrektion hat die Hoffnungen, die man auf sie setzte, in vollem Masse erfüllt: sie bewirkte eine Senkung des Walenseespiegels um 5,4 m;
weite Flächen des einst versumpften Landes sind für die Kultur zurückgewonnen worden, und das Sumpffieber ist aus der Linthgegend gänzlich verschwunden.
Zufolge eines Beschlusses der Glarner Landsgemeinde von 1869 wurde auch für den Oberlauf der Linth zwischen dem Austritt aus der Linthschlucht und Mollis, wo das Querprofil des Flussbettes bisher noch sehr unregelmässig war, ein Korrektionsplan aufgestellt, der bei der Neuanlage von Wuhren innegehalten werden muss. Zwischen 1874 und 1879 sind anlässlich des Baues der Eisenbahnlinie Glarus-Linthal grosse Strecken der Linth nach diesem Plane korrigiert worden.
Wichtige Korrektionen sind in neuerer Zeit auch am Unterlauf des Flusses, an der Limmat, ausgeführt worden. Innerhalb der Stadt Zürich war im Laufe der Zeit das Flussbett durch viele Bauten verschiedener Art (Palissadenabschluss als Teil der Festungswerke beim Austritt aus dem See, Wellenbergturm, mehrere Stege mit ihren vielen Jochen, mehrere Mühlen und andere Wasserwerke mit ihren das Flussbett durchquerenden Fangdämmen) derart eingeengt worden, dass nicht selten der Zürichsee zum Nachteil der Ufergelände übermässig aufgestaut wurde.
Beim Beginn der Linthkorrektion im Jahr 1807 verlangte Escher von der Linth dringend eine Verbesserung der Abflussverhältnisse des Zürichsees. Von 1813 an wurden nach und nach eine Reihe von Arbeiten ausgeführt, welche das Abflussvermögen des Sees vergrösserten (z. B. die Verlegung der Sihlmündung nach abwärts, die Entfernung einiger Wasserwerke und ihrer Fangdämme, die Entfernung der Palissaden und des Wellenbergturmes, die Errichtung von Freischleusen beim obern Mühlesteg).
Gründliche Abhilfe brachten aber erst die im Anschluss an die Brücken- und Quaibauten der Stadt Zürich von 1881-1893 ausgeführten Korrektionen, bestehend in Vertiefung des Limmatbettes zwischen Quaibrücke und Sihleinmündung, Abbruch der Rohrdorf'schen Mühle am obern Mühlesteg, Austiefung des Schanzengrabens und Erstellung einer Scheidemauer zwischen Sihl und Schanzengraben von ihrer Vereinigung bis zur Bahnbrücke. Für diese Verbesserungen des Seeabflusses wurden von 1808-1848 Fr. 450000, von 1886-1893 Fr. 335000 ausgegeben, woran der Bund einen Beitrag von Fr. 110000 leistete.
Bis 1880 hatte die Limmat unterhalb Höngg keinen geschlossenen Lauf, sondern floss in stark gewundenen, durch Uferanbrüche sich stets ändernden Krümmungen dahin und teilte sich an manchen Stellen, namentlich in der Gegend von Dietikon, in mehrere Arme. Bei grossen Hochwassern wurde das ganze Thalgelände überschwemmt. Das 1876 nach den grossen Wasserverheerungen jenes Jahres vom Zürcher Volk angenommene Gesetz betreffend die Korrektion der öffentlichen Gewässer, ¶
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welches dem Staat die Pflicht auflegte, unter Mithilfe der Gemeinden die wichtigern Flussläufe zu korrigieren, brachte auch hier eine Besserung. Nachdem die dringendsten Arbeiten an der Töss und der Glatt ausgeführt waren, wurde Anfangs 1880 die Korrektion der Limmat in Angriff genommen. Diese ist heute in der Hauptsache vollendet und erstreckt sich von der Seidenstoffweberei Höngg bis 1200 m unterhalb der Fähre Oetwil auf eine Länge von 12,7 km. Der Fluss hat ein regelmässiges Bett von 50 m Sohlenbreite mit steinernem Uferschutz erhalten; mehrere der stärksten Krümmungen wurden in Durchstichen abgeschnitten, und wo das Ufergelände zu tief liegt, ist es durch Dämme geschützt worden, welche die grössten Hochwasser zwischen sich fassen können. Die Kosten dieser Korrektion beliefen sich bis Ende 1902 auf 1622000 Fr.; bis zu ihrer Vollendung werden sie auf 2000000 Fr. ansteigen, woran der Bund Beiträge von 33 ⅓ -40% leistet.
Für die Schiffahrt besitzt blos der Flussabschnitt zwischen Walensee und Zürichsee grössere praktische Bedeutung. Der Warentransport, der schon im 17. und 18. Jahrhundert ziemlich lebhaft war, hob sich nach der Erbauung des Linthkanals, ging dann jedoch nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie Zürich-Weesen-Chur beträchtlich zurück und beschränkt sich seither ganz auf Produkte der vom Wasserweg durchschnittenen Landesgegenden (Pflastersteine aus den Steinbrüchen bei Weesen, Holz, Streue Schieferkohlen von Uznach). Von 1891-1900 fuhren auf dem Linthkanal durchschnittlich per Jahr 435 Schiffe mit einem Warengewicht von 12530 Tonnen flussabwärts. Die unbeladen flussaufwärts fahrenden Schiffe werden gereckt (d. h. durch Pferde gezogen). In den letzten drei Jahren, seitdem der Betrieb der Steinbrüche bei Weesen fast ganz eingestellt worden ist, ist der Verkehr auf dem Linthkanal auf etwa 120 Schiffe per Jahr gesunken.
Weit grösser ist die Bedeutung des Flusses für die Industrie. Fast bei keinem andern Gewässer der Schweiz ist das Gefälle so intensiv ausgenutzt wie an der Glarner Linth. In fast ununterbrochener Kette reiht sich hier ein Etablissement an das andere. Auf ihrem 25 km langen Lauf zwischen Linthal und Mollis speist die Linth Fabrikkanäle von einer Gesamtlänge von 20,4 km, und von dem Totalgefälle dieser Strecke von 230 m werden 163 m von 46 industriellen und gewerblichen Etablissementen benutzt.
Am Escherkanal und am Linthkanal existieren keine Fabrikanlagen, dagegen ist die Wasserkraft der Limmat in ziemlich hohem Masse in den Dienst der Industrie gestellt. Ausser den Mühlen in Zürich und dem grossen städtischen Pumpwerk im Letten bei Wipkingen bestehen zur Zeit noch 8 Wasserwerksanlagen am zürcherischen Abschnitt der Limmat: die Hardmühle, die Seidenstoffweberei Höngg, das Elektrizitätswerk Höngg, die Seidenzwirnerei Altstätten, die Fabrik Oberengstringen, Kloster Fahr, das Elektrizitätswerk Dietikon, die Zwirnerei Oetwil.
Auf aargauischem Boden benutzen 14 industrielle Etablissemente die Wasserkraft der Limmat. Die wichtigsten derselben sind das Elektrizitätswerk im «Kessel» bei Spreitenbach, das einen grossen Teil seiner Kraft nach Zürich liefert, die Baumwollspinnereien in Wettingen, die Metallwarenfabrik in Rieden, das Elektrizitätswerk Baden, die chemische Fabrik in der Schiffsmühle oberhalb Turgi, die Baumwollspinnereien in Turgi, die Blechwarenfabrik in Vogelsang bei Turgi, die Spinnerei und Bleicherei im Stroppel bei der Einmündung der Limmat in die Aare.
In der Glarner Linth kommt als Nutzfisch nur die Forelle in Betracht. Bei mittlerem und hohem Wasserstand steigen Forellen aus dem Walensee in die Linth auf, und der Fischfang (mit Wurfangel und Streifgarn) ist dann ergibig. Bei niederem Wasserstand dagegen wird die Linth ihrer starken Verunreinigung durch die Fabriken wegen von diesen Fischen gemieden. Im Linthkanal spielen neben der Forelle auch die Aesche (Thymallus vulgaris) und die Trüsche (Lota vulgaris) eine Rolle. Da bei hohem Wasserstande nicht mit Netzen gefischt werden kann, eignet sich der Linthkanal den Sommer über nur für die Angelfischerei. Im Spätherbst (Oktober und November) werden auf dieser Strecke Laichforellen, welche aus dem Zürichsee aufwärts, aus dem Walensee abwärts wandern, gefangen und dabei jährlich etwa 300000 Eier gewonnen. Die aus denselben in Fischbrutanstalten aufgezogenen Jungfische werden wieder in Fluss und See eingesetzt. Die Fischerei auf diesem Gebiete ist durch ein Uebereinkommen (Konkordat) zwischen den Kantonen Zürich, Schwyz, St. Gallen und Glarus geregelt.
In der Limmat werden neben den oben genannten Nutzfischen auch Barben (Barbus fluviatilis), Nasen (Chondrostoma nasus), Alet (Squalius cephalus), Aale (Anguilla vulgaris) und Hechte (Esox lucius) gefangen. Der Lachs (Salmo salar) ist selten geworden. Während für den Fischfang in der Glarner Linth und im Linthkanal Patente abgegeben werden, ist das Fischereirecht in der Limmat, soweit es nicht Privateigentum ist, etappenweise verpachtet.
Bibliographie.
Offizielles Notizenblatt, das Linthunternehmen betreffend. Zürich 1807-1824. - Legier, G. H. Ueber das Linthunternehmen (im Jahrbuch des histor. Vereins des Kts. Glarus. Heft 4, 1868). - Legier, G. H. Summarischer Bericht über das Linthunternehmen 1862-1886. Glarus 1886. - Culmann und Legier. Gutachten über das Projekt einer Regulierung der Linth von Thierfehd bis Mollis. Glarus 1872. - Bleuler-Hüni, C. Bericht über die Wasserrechtsverhältnisse des Kts. Glarus. Glarus 1887. - Wetli, K. Die Bewegung des Wasserstandes des Zürichsees während 70 Jahren und Mittel zur Senkung seiner Hochwasser. Zürich 1885. - Botschaft des Bundesrates betreffend Zusicherung eines Bundesbeitrages für den Ausbau des Linthwerkes. 1896.
[J. Oberholzer.]