Geschlecht von Varer, den Chronisten Heinrich Forer (1455), den vom Abt von St. Gallen
1663 vertriebenen reformierten Pfarrer
Jeremias
Braun, den Pietisten Diakon Niklaus Scherer den gelehrten Bibliothekar des
KlostersRheinau P. Basilius Germann, die Schultheissen
Andreas
Steger († 1818), Vater und Sohn, den Stadtschreiber Joh. Giezendanner, den berühmten Mathematiker
und Miterfinder der Logarithmen Jost Bürgi († 1632), den ersten Landammann des Kantons St. Gallen
Karl Müller von
Friedberg und Gregor
Grob († 1824), den kantonalen Erziehungsdirektor. Bibliographie. Wegelin, Karl. Lichtensteig; dargestellt nach seinem gegenwärtigenZustand und bisherige Schicksale ...St. Gallen
1826. - Dierauer, Joh.
Bilderaus derGeschichte Lichtensteigs. Lichtensteig 1895. -
ToggenburgerArchiv; hrsg. von Nikolaus Senn. Zürich
1865. - Dierauer, Joh. DasToggenburgunter äbtischerHerrschaft. (4. St. GallischesNeujahrsblatt).St. Gallen
1875. - Würth, C. G. Die KurlandschaftToggenburg. - DasToggenburg; hrsg. vom
Toggenburg. Verkehrsverein.
das steile und wenig besonnte linksseitige Gehänge ist fast ganz bewaldet, während
auf der sonnenreichen rechten
Seite breite Wiesenterrassen, gut angebaute Hänge und die Mehrzahl der Siedelungen sich finden.
Das «Städtchen» Liddes liegt etwa 80 m über derDranse auf einer von der prachtvollen Eispyramide des
Mont Velan beherrschten grossen und wiesengrünen Terrasse und bildet ein langgezogenes Strassendorf. Pfarrkirche dem
h. Georg geweiht.
Drei Gasthöfe. Die Bewohner des wohlhabenden Dorfes gelten mit Recht für arbeitsam, lebhaft und aufgeweckt.
Sie verstehen es, ihren Boden besser auszunutzen, als dies imWallis
sonst der Fall zu sein pflegt, sodass sie
Getreide und andere ausgezeichnete Produkte des Ackerbaues im Ueberschuss produzieren, wofür sie im untern Wallis
stets willige
Abnehmer finden. Da sie einst ihre Bohnen in grossen Mengen im Freien zum Trocknen aufzuhängen pflegten, ist ihnen vom Volksmund
der scherzhafte Uebernamen der «Bohnenstecher» (pecafâva, französ. pique-fève) beigelegt worden.
Eisenerz in der
Combe de Là und Topf- oder Ofenstein über der
Alpe du
Cœur (am Fuss der Ausläufer des Petit
Combin). Die
Herrschaft Liddes war schon seit dem 13. Jahrhundert eine eigene Kirchgemeinde und gehörte damals den Edeln gleichen
Namens, als deren erster bekannter
1267 Jacques de Lyddes erwähnt wird. Nachdem sich dieses Geschlecht
im 15. Jahrhundert in Aosta angesiedelt hatte, ging sein hiesiger Besitz durch Heirat an die Edeln von Furno über. Jacquemine
de Furno brachte ihn dann einem Herrn von
Châtelard in
Martinach als Mitgift in die Ehe mit, welches Geschlecht
später seine Rechte und
Güter in Liddes nach und nach verkaufte. Funde von Bronzegegenständen (z. B. eines kurzen Schwertes)
zeigen, dass der Grosse
St. Bernhard schon zur Bronzezeit als Passübergang gedient hat. Zahlreiche keltische und römische
Münzen, römische Graburnen. 1177: Leides;
Das heutige
Schloss steht an der Stelle einer früheren Burg (mit
Kapelle), stammt aus dem 18. Jahrhundert und hat einen kleinen Kuppelturm.
Die Burg mit ihrem Grundbesitz stand einst unter
der Gerichtshoheit der
Bischöfe von Konstanz. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts gab sie
Bischof Otto dem
Ulrich Blarer von
Konstanz zu
Lehen, und ein Jahrhundert später ward sie Wohnsitz der Reichlin von
Meldegg. 1609 gehörte
sie Marx von Ulm, Herrn von Griessenberg, der in dieser Gegend den katholischen Glauben wieder herstellte.
Später ging die
Burg neuerdings an das Chorherrenstift zu Konstanz und dann an eine Reihe von Privatleuten über.
Seit 1901 befindet sich
hier unter dem Namen Zionsheim eine Gebetheilanstalt, die 25-30 Pensionäre zählt.
Sie steht unter der
Aufsicht des Staates, der bestimmte Vorschriften für die Aufnahme und Behandlung der Kranken aufgestellt hat.
Zentralverwaltung der schweizerischen
landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsanstalten mit bakteriologischem Laboratorium, agrikulturchemische Anstalt
und milchwirtschaftliche Versuchsanstalt.
Eine Lack- und Farbwarenfabrik. Im nahe gelegenen
Steinhölzli ein Asyl für verwahrloste
Kinder und eine grosse Bierbrauerei.
Heirat an die Herren von Luternau (1427), ging dann durch Kauf an Konrad Escher aus Zürich
(1602) und nachher an Reinhard von Graviset
über (1615) und gelangte endlich in den Besitz der Edeln von Diesbach, denen sie bis zu Ende des 19. Jahrhunderts gehörte.
Das Schloss besitzt einen sehr bemerkenswerten festen Turm und einen in mehrere Stockwerke eingeteilten
Keller. Heimat der Ritter von Liebenfels, Ministerialen des Bischofs von Konstanz. 1250 wird ein Hermann von Liebenfels und 1300 ein
Konrad von Liebenfels erwähnt. Der letzte Spross des Geschlechtes verkaufte die Burg ums Jahr 1400 an Hermann Grämlich
aus Konstanz, der sie sofort wieder an Heinrich von Tettigkofen veräusserte. Anna von Tettigkofen brachte
sie um die Mitte des 15. Jahrhunderts dem Hans Lanz, einem Beamten des Bischofes von Konstanz, als Mitgift in die Ehe mit.
Als Ludwig Lanz von Liebenfels in der Bischofswahl für Ludwig von Freiberg und gegen den von den Schwyzern unterstützten
Otto von Sonnenberg Partei nahm, besetzten diese 1480 die Burg, zogen aber bald wieder ab. Hans von Liebenfels
unterhandelte 1494 und 1496 im Auftrag des Kaisers Maximilian I. mit den Eidgenossen. 1578 ging die Herrschaft an die Edeln
von Gemmingen über, die sie 1653 dem Kloster St. Urban verkauften. 1847 ward das Schlossgut Privateigentum.
Vergl. Rahn, J. Rud. Die mittelalterlichen Architektur- und Kunstdenkmäler desKantons Thurgau.
Frauenfeld 1899.
(Kt. Freiburg,
Bez. Glâne).
872 m. Gem. und Dorf; 3,5 km sw. der Station Vuisternens der Linie Bulle-Romont. 19 Häuser, 116 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Vuisternens devant Romont. Wiesenbau und Viehzucht, Waldwirtschaft. Im 12. Jahrhundert: Leufrens; 1247:
Liefreins. Vom Personennamen Leutfrid herzuleiten.
(Kt. Aargau,
Bez. Bremgarten).
600 m. Gem. und Dorf, auf der Wasserscheide zwischen Reuss und Reppisch und 4,5 km sö. der Station Bremgarten
der Linie Brugg-Wohlen-Bremgarten. 27 Häuser, 181 kathol. Ew. Kirchgemeinde Oberwil. Ackerbau und Viehzucht.
Strohflechterei. Zwei Ziegeleien. Fund eines Bronzebeiles von ungarischem Typus.
645 m. Gem. und Pfarrdorf, in einem Thälchen am W.-Hang ^[berichtigt.] des Lindenbergs, 3 km
sö. der Station Gelfingen der Seethalbahn. 35 Häuser, 193 kathol. Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
^[Ergänzung: Kirchgemeinde
Kleinwangen.] Oestl. vom Dorf auf einer aussichtsreichen Anhöhe die malerische Burgruine Nünegg, ^[berichtigt.]
Wiege des Edelgeschlechtes von Lieli.
Die Burg zusammen mit anderen Schlössern bei einem Streifzug von den Luzernern 1386 zerstört. 850 und
893: Lielae;
1216: Liela. Auf der Rossweid bei Ober Illau hat man Bronzegegenstände und in der Burgruine einen römischen
Münzschatz gefunden, was nachher eine Zeit lang zahlreiche Schatzgräber hierher lockte.
entspringt am W.-Hang des Schwalmis in 1800 m, durchfliesst ein tief eingeschnittenes Thal und
mündet nach 7 km langem Lauf in der Richtung nach N. zwischen Beckenried und
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Lienne oder Rière (Kt. Wallis,
Bez. Sitten, Siders und Hérens).
Ungestümer Wildbach; entspringt 1 km s. vom
Rawilpass im Plan des Roses, einem vom Fussweg über den Rawil durchzogenen wilden und öden Felsenkessel, nahe einem zwischen
Mittaghorn und Rohrbachstein eingebetteten kleinen See; fliesst dann auf eine Länge von 3 km zuerst nach SW., durchzieht die
von hohen Felswänden eingefasste Alpweide Armillon und tritt in das sumpfige Becken von Les Ravins ein,
wo er bedeutend an Wasserfülle zunimmt und nach S. abbiegt, welcher Richtung er nun trotz zahlreicher Krümmungen bis zu
seiner Mündung folgt. Die Liène tritt beim Dorf St. Leonhard aus ihrer tiefen Wald- und Felsschlucht
ins Rhonethal aus und mündet nach 19 km langem Lauf 1,5 km s. vom Dorf St. Leonhard und 5 km ö. Sitten von rechts in die Rhone.
Rechts von ihr liegen die Gemeinden Ayent (Bezirk Hérens) und Sitten, links Lens und St. Leonhard (Bezirk Siders).
Von nennenswerten Zuflüssen erhält sie rechts die Eau noire und den Abfluss des Lac de Luchet, links die
Derzence und den Tâcho Nire. Sie speist eine Reihe von wichtigen Wasserleitungen: Die höchste, der den grössten Teil der
Terrasse von Ayent, Arbaz und Grimisuat befruchtende Bisse Neuf zweigt in 1900 m ab, während im untern Abschnitt
der Schlucht links der Grand Bisse de Lens und der BisseSaint Léonin, rechts der zum östlichen Abschnitt der Sittener Weinberge
ziehende Bisse de Clavoz ihr Wasser fassen. 1256: Pons de la Riez; 1340: aqua quae dicitur la Ryey.
(Bissesdela) (Kt. Wallis,
Bez. Hérens und Sitten).
So nennt man zusammenfassend zwei Systeme von Wasserleitungen,
die rechts von der Liène abzweigen. 1. Der Bisse Neuf (d'Ayent) oder Bisse de Grimisuat gehört zu ⅔ einer Korporation von
Ayent und zu ⅓ einer Korporation von Grimisuat.
Das Wasser dieser 16 km langen Leitung ist in 3 gleiche Teile eingeteilt,
deren jeder pro Stunde 72 Aren bewässert.
Für Reparaturen etc. werden jährlich 580 Fr. ausgegeben.
Maschinenstickerei.
Bildet eine vom Kanton Appenzell
und den Gemeinden Sennwald und Rüti umschlossene Exklave der Gemeinde Altstätten. Am 4. und zerstörte
eine Feuersbrunst 88 Gebäude des Dorfes.
entspringt unter dem Namen Bovelbach oberhalb Lienz an den tieferen
Gehängen des Hohen Kasten in 510 m, durchfliesst Lienz, geht an Rüti vorbei und mündete früher am Fuss des Hirschensprung
von links in den Rhein.
Heute ist er in das Entwässerungsnetz des untern Rheinthales mit einbezogen und
mündet in einen seitlichen Kanal, der auch das Wasser der zahlreichen anderen Bäche dieser Thalseite sammelt.
Alle diese
Bachmündungen müssen wie die Sammelkanäle später von neuem reguliert werden, sowie einmal der jetzt im Bau begriffene
Rheinkanal bei Diepoldsau fertig gestellt sein wird.
(Limadi) (Kt. Tessin,
Bez. Valle Maggia).
2465 m. Breite dreieckige Felspyramide, in der das Tessinthal vom Verzascathal
trennenden Kette und zwischen dem Val d'Ambra und Val d'Agro, von denen jenes bei Personico auf die Leventina und dieses bei
Lavertezzo auf das Verzascathal ausmündet. 9 km wsw. Biasca.
(Valdi) (Kt. Tessin,
Bez. Valle Maggia).
2,5 km langes, wildes kleines Thal; bildet zusammen mit dem Val Gagnone die zwei obersten Verzweigungen
des bei der Alpweide des Monte Cassinone (1000 m) sich gabelnden Val d'Ambra.
Die Alpe Lierna wird mit 30 Kühen und 135 Ziegen
bezogen.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Laufen).
524 m Gem. und Pfarrdorf, in einem gegenüber der Station Liesberg der Linie Delsberg-Basel von
links auf die Birs sich öffnenden kleinen Thal. Das Dorf liegt 1,2 km nw. der Station und ist durch eine gute Strasse mit
ihr verbunden. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Liesbergmühle und Niederriederwald: 109 Häuser, 725 Ew.
(wovon 86 Reformierte); Dorf: 73 Häuser, 460 Ew. Landwirtschaft, Holzhandel. Bei der Station eine grosse Zement- und Kalkfabrik,
die jährlich 2000 Wagenladungen Portlandzement und 1200 Wagenladungen hydraulischen Kalk versendet.
Eine neue Fabrik zur Herstellung von weissem Kunstzement ist im Bau begriffen. Liesberg ist das erste
deutsche Dorf ö. von Delsberg. An seine Umgebungen knüpfen sich viele merkwürdige Volkssagen, deren Schauplatz meist die
benachbarten Lokalitäten «Hölle» und «Teufelsküche» sind. Reste von Römerbauten; Steinkammer und Scherben von Töpferwaren
aus der Steinzeit; Höhle mit menschlichen Resten aus der Renthierzeit. Reiche Fundstelle von Fossilien
(besonders von den sonst seltenen Kelchen von Krinoiden) im obern Oxford und untern Rauracien (Zementsteinbruch).
Vom 13. bis 15. Jahrhundert erscheint in den Urkunden ein Edelgeschlecht von Liesberg. Im 15. Jahrhundert wurde das Dorf
von einer Räuberbande, den sog. Kappellern, geplündert, mit welcher Angelegenheit am sich
die eidgenössische Tagsatzung beschäftigte. Die Basler führten hier die Reformation ein; doch kehrten die Bewohner schon 60 Jahre
später wieder zum alten Glauben zurück. Die Kirche zu St. Peter ist 1707 geweiht und 1840 vergrössert worden. Sie
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enthält schöne Altarblätter und wertvolle Glasmalereien. In Albad eine Marienkapelle, zu der gewallfahrtet wird.
Bezirk des Kantons Basel Land.
Umfasst 8596,2 ha Fläche und zählt 16115 Ew., also 187 Ew. auf einen km2. 14 politische
Gemeinden: Arisdorf-Olsberg, Baselaugst, Bubendorf, Frenkendorf, Füllinsdorf, Giebenach, Hersberg, Lausen, Liestal, Lupsingen, Pratteln,
Ramlinsburg, Seltisberg und Ziefen. Bezirkshauptort ist Liestal. 16115 Ew. in 1828 Häusern und 3200 Haushaltungen; 14563 Reformierte
und 1485 Katholiken. Der Bezirk grenzt im N. mit dem Rhein an das Grossherzogtum Baden
und an den Kanton Aargau,
im W. an
den Kanton Solothurn,
im S. an den Bezirk Waldenburg und im O. an den Bezirk Sissach
und den Kanton Aargau.
Der s. Abschnitt des Bezirkes (oberhalb Liestal) wird
von der Frenke, der n. Abschnitt von der Ergolz entwässert, in die die Frenke 1 km oberhalb Liestal von
links einmündet. Zu beiden Seiten von Ergolz und Frenke ziehen sich bewaldete Höhenzüge hin, so der Blomd (554 m), Galms (522
m), Grammont (580 m), Schleifenberg (607 m; mit Aussichtsturm) und Elbis (503 m), links der Ergolz die Höhen
von Seltisberg (521 m) und Sichtern-Munien (563 m), sowie der Adler (526 m). Vergl. den Art. Ergolzthal. Die Thalsohlen sind
mit fluvioglazialen Geschieben von Frenke, Ergolz und Rhein überführt, während die Thalgehänge und Höhen aus den Schichten
des Lias, Dogger und zum kleinen Teil auch des Malm bestehen. Der produktive Boden verteilt sich wie
folgt:
An mineralischen Schätzen
bieten die Rheinebene Kochsalz (s. den Art. Schweizerhalle) und die Höhen zwischen Lausen und Bubendorf
Huppererde und Tone, die zu feuerfesten Steinen und Verblendsteinen verarbeitet werden (2 Fabriken zu Lausen).
In Lausen und Pratteln liefert der Hauptrogenstein gute Bruchsteine, und Schwarzkalk wird heim BadBubendorf gewonnen. Das Klima
ist mild und der Himmel meist klar. Unterhalb Liestal gedeiht die Rebe (Liestal, Frenkendorf. Füllinsdorf, Pratteln), doch nimmt
der Weinbau immer mehr ab. Hauptbeschäftigung der Bewohner des untern Bezirkes ist immer noch die Landwirtschaft,
speziell Getreide-, Kartoffel- und Wiesenbau mit Viehzucht. Für die Milch bildet die nahe Stadt Basel das natürliche Absatzgebiet.
Im ganzen Bezirk gedeiht vorzügliches Obst (besonders Kirschen); frische Kirschen und Kirschwasser werden ausgeführt.
Die Viehstatistik ergibt folgende Resultate:
1886
1896
1901
Rindvieh
3402
3983
4144
Pferde
449
504
576
Schweine
760
1124
1032
Schafe
995
1156
944
Ziegen
258
168
90
Bienenstöcke
1021
1313
1178
Ein grosser Teil der männlichen und weiblichen Bewohner des Bezirkes ist aber auch in industriellen Etablissementen tätig.
Als solche sind zu nennen: Seidenhandweberei in Liestal, Floretseidenspinnerei in Niederschönthal (1500 meist einheimische
Arbeiter und Arbeiterinnen), eine Werkstätte für Eisenkonstruktionen und Brückenbau in Pratteln, Saline
und chemische Fabriken in Schweizerhalle. Vergl. auch den Art. Liestal (Stadt). In dem oberhalb Liestal liegenden Abschnitt
des Bezirkes wird als Hausindustrie allgemein Seidenbandweberei betrieben. Gleichzeitig beschäftigt sich aber noch jede
Familie mit
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Landwirtschaft, die sich hier auf Futterbau, Viehzucht und Milchwirtschaft beschränkt.
(Kt. Basel Land,
Bezirk Liestal). 325 m. Hauptstadt des Kantons Basel Land
und Bezirkshauptort. 47° 29' 7" NBr. und 7° 44' 15" OL. von Greenwich. 13 km
sö. Basel.
Liegt an der Vereinigung des Rösern-, Oris und Frenkenthales mit dem Ergolzthal, am rechten Ufer der
Ergolz und zwischen dem bewaldeten Schleifenberg (607 m) im NO. und den Höhen von Sichtern und Seltisberg im SW. Die Stadt
steht auf fluvioglazialen Ablagerungen (Hoch- und Niederterrasse der Ergolz), während die Thalgehänge aus Dogger aufgebaut
sind. Hauptstation der Linie Basel-Olten und Kopfstation der schmalspurigen Waldenburgerbahn. Liestal
ist auch als Ausgangsstation der zu erbauenden Wasserfallenbahn in Aussicht genommen. Im Bahnhof Liestal verkehren heute
täglich etwa 30 Personen- und 40 Güterzüge.
Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Bretzwil. Sitz der kantonalen Behörden und Aemter und des Obergerichtes. 535 Häuser, 5403 Ew.,
wovon 4660 Reformierte, 691 Katholiken und 52 Israeliten. Das 1872 erbaute kantonale Krankenhaus mit
Absonderungshaus und Pockenspital verfügt über 100 Krankenbetten. Es verdankt seine Entstehung nicht
zum kleinsten Teil
dem 1891 gestorbenen Ständerat Martin Birmann. In dem 1854 erbauten sog. Kantonsspital (Pfrundhaus und Abteilung für unheilbare
Geisteskranke) finden etwa 400 alte und arme Kantonsbürger Unterkunft und Pflege.
Beide Anstalten stehen am N.-Ende der Stadt nahe der kantonalen Strafanstalt. Liestal ist eidgenössischer Waffenplatz für
Infanterie und Genie. Die Kaserne steht am SO.-Ausgang der Stadt und bietet Raum für rund 1000 Mann Fusstruppen. Eine neue
grosse Reitschule ist im Bau begriffen. Den Truppen stehen zwei Exerzierplätze, Gitterli und Sichtern,
zur Verfügung, von denen jener nur wenige Minuten von der Kaserne entfernt ist, während dieser auf dem einst einen Eichenwald
tragenden Plateau der Sichtern liegt. Ein eidgenössisches Kriegsmaterialdepot. Das Zeughaus enthält neben den modernen Ausrüstungsgegenständen
eine wertvolle Sammlung alter Waffen, Fahnen und Rüstungen.
Im Regierungsgebäude sind die Kantonsbibliothek (etwa 20000 Bände) und das Kantonsmuseum untergebracht,
das eine naturhistorische Abteilung und eine Sammlung einheimischer Altertümer und Münzen (besonders aus den Ruinen von
Augusta Rauracorum) umfasst. Je eine reformierte und römisch-katholische Kirche,
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Methodisten- und Irwingianerkapelle. Mädchensekundar- und kantonale Knabenbezirksschule. 13 Primarschullehrer und 9 Mittelschullehrer.
Je eine gewerbliche und kaufmännische Fortbildungsschule. Liestal ist auch Sitz des Vorstandes der kantonalen naturforschenden
Gesellschaft. Die Gemeindeverwaltung besorgt ein aus 7 Mitgliedern bestehender Gemeinderat. 1902 betrugen die Einnahmen 321846,8
Fr., die Ausgaben 312735,96 Fr. Das Gesamtareal des Gemeindebannes beträgt nach der letzten Vermessung
(1863) 1817 ha, wovon 1011 ha mit Wald bestanden sind.
Der weitaus grösste Teil des Waldes ist Eigentum der Bürergemeinde und steht unter der Aufsicht und Pflege eines wissenschaftlich
gebildeten Forstverwalters (1902: Hauptnutzung 3857,05 Festmeter, Nebennutzung 1038,60 Festmeter). Wasserversorgung, die
ihr Wasser teils von Hölstein (1500-1800 Minutenliter), teils vom benachbarten Schleifenberg und aus
dem Oristhal bezieht. Neue Badanstalt. Elektrische Strassenbeleuchtung (aus dem Elektrizitätswerk Rheinfelden).
Die Gasanstalt wird von einer Aktiengesellschaft betrieben und liefert Gas zu Beleuchtungs-, Heizungs- und Kraftzwecken.
Altbekannt sind die Tuch- und Halbleinfabriken. Viele Arbeiter beschäftigen eine Seidenbandweberei und eine mechanische
Stickerei. Ferner zwei Eisengiessereien, eine Zementfabrik, Bierbrauerei und Schuhfabrik, chemische Fabriken für Farbwaren
und Medikamente, eine Fabrik für elektrische Kochapparate, eine Velofabrik und 3 Buchdruckereien (davon eine mit photomechanischer
Anstalt), von denen zwei je eine Tageszeitung herausgeben.
Blühende Industrien waren einst auch Weissgerberei und Fabrikation von Lederhandschuhen. Liestal ist Sitz
zweier Banken, nämlich der vom Staat garantierten Kantonalbank und der von einer Aktiengesellschaft betriebenen Hypothekenbank.
Viele Gasthöfe und Wirtschaften. Von Bauwerken sind zu nennen die im gotischen Stil gehaltene reformierte Kirche mit schönem
Chor, das Rathaus, das obere Tor, das Regierungsgebäude, die alte Bezirksschreiberei an der Rathausstrasse und Nonnengasse,
der alte Spital, ferner von neueren Bauten die katholische Kirche und das 1892 erstellte eidgenössische
Postgebäude.
Die Zeit der Erbauung der reformierten Kirche ist unbekannt. Schon 1289 hatte sie ausser dem Hauptgeistlichen, dem sog. Rektor,
noch einen besonderen Kaplan. Später waren
neben dem Leutpriester und dem Frühmessner noch 5 Kapläne angestellt,
von denen jeder einen besonderen Altar besorgte. Zu dieser Zeit gehörte die damals der h. Katharina und der h. Brigitta
geweihte Kirche zu Liestal zum Sisgauer Ruralkapitel. Nach der Reformation besorgten den Gottesdienst nur noch ein Leutpriester
und ein Helfer. 1903 sind die alten Glocken durch ein neues harmonisches Geläute ersetzt worden.
Das an der Hauptstrasse stehende Rathaus stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die die Fassade zierende Freskomalerei,
die die Geschichte des Lokrer Königs Zaleukos darstellt, datiert aus 1590. Leider musste vor Kurzem die Fassade samt Malerei
wegen Baufälligkeit abgetragen werden, doch hat man beide wieder getreu nachgebildet. Bemerkenswert
ist der Sitzungssaal mit seinen Glasmalereien und mächtigen Hirschgeweihen. Hier wird auch die goldene Trinkschale Karls
des Kühnen, ein Beutestück aus den Burgunderkriegen, aufbewahrt.
Die Stadtmauer, die einst das alte Liestal vollständig einschloss, steht noch fast in ihrer ganzen Ausdehnung, indem sie
als Hintergiebel der äussersten Häuserreihe benutzt worden ist. Nur wenige Schiessscharten zeugen jetzt
noch von ihrer einstigen Bestimmung. Von Türmen steht nur noch das Obere Tor, ein einfacher Bau von quadratischem Grundriss
und mit spitzem Torbogen. Der sog. Kostets (Konstanzer) Turm wurde 1850 und der Wasserturm vor wenigen Jahren niedergelegt.
An Stelle des heutigen Regierungsgebäudes stand einst die «Burg»
oder der «Freihof» zu Liestal. Die Zeit seiner Erbauung ist unbekannt;
beim grossen Erdbeben von 1536 wurde er wie der grösste Teil von Liestal in Trümmer gelegt, aber nacher wieder aufgebaut.
Er war mit verschiedenen Rechten und Privilegien ausgestattet. Verfolgte aller Art fanden hier während einer bestimmten
Zeit Schutz und Unterkommen. Er wechselte oft seine adeligen Besitzer, deren einer, Friedrich von Offenburg, in der Liestaler
Kirche beigesetzt ist. 1739 wurde er Staatseigentum von Basel
und Amtswohnung des jeweiligen Stadtschreibers. 1770 ersetzte man
das alte Gebäude durch einen Neubau, der nach der Trennung von Basel Stadt
und Basel Land
Sitz der basellandschaftlichen Regierung
ward und 1850 und 1851 seinen heutigen Umfang erhielt. Im Regierungsratssaal bewahrte man bis vor
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