Name für das Alpengebiet zwischen dem
Simplon und
Gotthard einerseits und dem Thal der
Rhone und der Poebene andererseits.
Sie umfassen somit auf Schweizer Boden die Gruppen des
Monte Leone und der
Maggia und auf italienischem Boden die
Alpen von
Ossola.
Diese schon von Studer 1851 verworfene Bezeichnung ist dann 1869 von Gerlach wieder zu Ehren
gezogen worden und wird heute in geographischen und alpinistischen Veröffentlichungen immer noch häufig verwendet.
1325 m.
Weiler, in den flachsohligen
Wiesen rechts der
Matter Visp, am Fuss der westl.
Steilhänge der
Mischabelhörner und zwischen den Mündungen des
Birch- und Randabaches;
1,8 km n. vom
Dorf
Randa. 10
Häuser, 67 kathol. Ew. deutscher Zunge.
473 m. Gruppe von 4
Häusern, zwischen Lutherthal und
Dagmersellen und
1,5 km nö. der Station
Dagmersellen der Linie
Luzern-Olten. 22 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht.
Man hat in der Nähe
römische Altertümer, so eine Säule und Spuren einer
Römerstrasse, aufgedeckt.
(Kt. Freiburg,
Bez.
Greierz). 818 m. Gem. und schönes Pfarrdorf, am rechten Ufer der
Saane. Station der Linie
Châtel SaintDenis-Bulle-Montbovon. Postablage, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit
Buth: 61
Häuser, 331 kathol. Ew.; Dorf: 51
Häuser, 275 Ew.
Wiesenbau und Viehzucht,
Wald. Strohflechterei.
Steinbrüche bei Le Petit
Chabloz und
La Joux de Mury, Tuffbruch
bei Niclemant. Der seit etwa 10 Jahren abgebaute Baustein gehört dem oberen Malmkalk
an und ist ein weissgrauer Kalkstein,
der lokal mit grünen Adern durchzogen ist und dann Lessocmarmor heisst (entspricht dem
Alter nach dem
Marmor von
Grandvillard).
Auf Boden der Gemeinde Lessoc steht das Elektrizitätswerk von
Montbovon. Lessoc ist die Heimat des 1879 gestorbenen hervorragenden
Juristen
Pierre Fracheboud. Lessoc hat eine reizende Lage am Fuss des Mont
Cray, der
Dent de Combettaz und des
Gros Vanil Carré
und ist von schönen
Weiden und prachtvollen Waldungen umgeben. Die an das
Pays d'Enhaut angrenzende Gemeinde
wird von dem sog.
Torrent durchflossen, einem reissenden kleinen
Wildbach, der vom
Gros Linsert und der
Tornettaz herabkommt
und 1,5 km sw. vom Dorf in die
Saane mündet.
Schöne Aussicht auf das ganze obere Greierzerland. Pfarrkirche zu
St. Martin. Zwei Brücken über die
Saane: eine 1667 erbaute, kühne gedeckte Holzbrücke in wilder und malerischer Gegend und eine moderne Eisenbrücke.
Auf dem Dorfplatz steht ein 1796 erstellter achteckiger
Brunnen aus Lessocmarmor mit einem domförmigen Dach. In
Le Buth die
elegante
Kapelle zu
Notre Dame des Neiges. In Lessoc wird ein altes Panner aufbewahrt, das von einem Bürger
der Gemeinde aus der Schlacht von
Murten mit heimgebracht worden sein soll, aber doch erst aus dem 16. Jahrhundert zu stammen
scheint. Vergl.
Fribourgartistique à travers les âges, 1898 und 1899.
(Kt. Freiburg,
Bez. Sense).
Bach; entspringt an der Lischera über Lettiswil in 800 m, geht bei Lettiswil, unterhalb Heitenried,
bei Lehwil, Niedermuhren und Tützishaus vorbei, durchfliesst dann die Waldschluchten des Scheuergrabens
und Zirkelsgrabens und mündet nach 9,5 km langem Lauf bei Mühlethal von rechts in die Taferna. Nimmt bei Niedermuhren den
Menzishausbach und bei Tützishaus den aus den Mooren von Ueberstorf und Albligen (Kanton Bern)
kommenden Ledenbach auf. Treibt bei
Lehwil eine Mühle. Mittleres Gefälle 2,15%.
Ortsname der deutschen Schweiz: vom Zeitwort letzen = «abwehren» herzuleiten.
Bezeichnet eine an der Grenze eines Kantons oder einer Landschaft gezogene Befestigungsanlage (Verhau, Erdwerk, Mauer etc.)
oder auch die Grenze eines Stadtbannes (z. B. in Zug).
Vergl. Schweizer. Idiotikon. Band 3, S. 1558. Wird fälschlich wohl auch
Lezi geschrieben.
(Kt. und Gem. Zug).
423 m. Gruppe von 7 Höfen, nahe dem rechten Ufer des Zugersees und 1,5 km nw. vom Bahnhof Zug.
45 kathol.
Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
Von dieser Stelle an zog sich quer über den Pass bis zum Kaiserstock im W. die, von den Schwyzern aus dem Erlös
für einige verkaufte Allmeinden gegen Ende des 13. Jahrhunderts erbaute Letzimauer, die mit Bastionen versehen war und von
der heute noch Reste sich erhalten haben. 500 m s. vom Letziturm steht an der Strasse die zum Andenken
an die Schlacht am Morgarten erbaute Kapelle.
Führte im Mittelalter den Namen Nesslau und wird im habsburgischen Urbar von 1302 als Tagwen aufgeführt,
der die heutigen Gemeinden Betschwanden, Diesbach, Hätzingen und Haslen umfasste.
(Kt. und Amtsbez. Bern).
Bach; entspringt in 780 m mit mehreren Quellen im Frieswilwald, erhält
der Reihe nach den Haarheuelgrabenbach, Hirscherengrabenbach und Sampelgrabenbach, wendet sich dann nach S. und mündet 5,5
km ö. vom Dorf Wohlen in 469 m von rechts in die Aare. An der Mündung einige ebenfalls Leubach geheissene Häuser und eine
Fähre über die Aare.
Wald. Stickerei. Einst stand hier auf St. Galler Boden die Burg Leuberg, Löwenberg oder Löwberg, Eigentum
der Edeln dieses Namens, denen die Gerichtshoheit über die Orte Zuzwil, Züberwangen und Zuckenriet zustand.
Nachdem
die Burg in den Appenzellerkriegen zerstört worden war, verkauften die Löwenberg ihre Güter.
Das Geschlecht ist im 15. Jahrhundert
ausgestorben.
Die wieder erstandene Burg wurde im alten Zürichkrieg zusammen mit dem Dorf Zuzwil von neuem zerstört und
seither nicht mehr aufgebaut.
2 km
nw. Biel. Das auf der Höhe der ersten Vorkette des Jura stehende Dorf ist von weither sichtbar und bietet
eine prachtvolle Aussicht auf das Mittelland und die Alpenkette vom Säntis bis zum Salève.
Bedeutender klimatischer Kurort
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in sonnenreicher und vor den N.-Winden geschützter Lage.
1000-1300 m. Alpweiden, im Thal des Weissbaches und am N.-Fuss der Kette Säntis-Ebenalp.
So benannt, weil einige Stellen den Lawinen ausgesetzt sind. 1738 rutschte hier ein 4-5 km langes Stück
Boden ab;
Spuren dieser Rutschung waren noch nach 100 Jahren zu sehen. Im W. und N. werden die Alpweiden vom Leuenbach begrenzt,
der kurz vor seiner Vereinigung mit dem Weissbach den 33 m hohen Leuenfall bildet.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Büren).
Kleiner Bach; entspringt im Torfmoor ö. Bözingen (Boujean) in 448 m, fliesst
zuerst gegen NO., dann gegen SO. und mündet nach 10 km langem Lauf in 431 m von links in die Aare.
entspringt am SO.-Hang des Leuggelstocks in 1150 m aus einer Doggerwand,
bildet unterhalb der Terrasse der Leuggelberge (w. vom Dorf Leuggelbach) einen 100 m hohen schönen Wasserfall
und mündet nach nur 2 km langem Lauf nö. vom Dorf Leuggelbach in 550 m in die Linth.
Ein Teil seines Wassers ist nahe der
Quelle gefasst worden und wird in einer eisernen Leitung über die vom Wasserfall übersprungene Felswand
ins Dorf geführt, dessen Fabriken es treibt.
Die Mehrzahl der Bewohner arbeitet in den zwei grossen industriellen
Etablissementen des Dorfes, einer Baumwollstoffdruckerei und einer Bleicherei mit Färberei und Appretur.
Eine kleine mechanische
Werkstätte.
Etwas Wiesenbau und Viehzucht.
Elektrisches Licht. Bildet eine eigene Bürger- und Einwohnergemeinde, gehört
aber politisch zum Eschentagwen. 1350: Löckelbach.
(Kt. Aargau,
Bez. Zurzach).
349 m. Gem. und Pfarrdorf, nahe dem linken Ufer der Aare und deren Mündung in den Rhein; 3 km sw.
der Station Koblenz der Linie Koblenz-Stein. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Etzwil, Fehrenthal, Felsenau, Gippingen,
Hagenfirst, Hettenswil und Schlatt: 174 Häuser, 1013 kathol. Ew.; Dorf: 44 Häuser, 290 Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht. In
Felsenau eine Gipsplatten- und Makolithfabrik. Je eine Gerberei, Mühle, Ziegelei und Bierbrauerei. 1236 gehörte die Kirche
zu Leuggern dem Johanniterhaus Bubikon, das hier eine Ordensfiliale einrichtete. Nachdem das deutsche Grosspriorat der Johanniter
aufgehoben worden war, beschloss der Grosse Rat des Kantons Aargau
1806 die Verstaatlichung der Güter der beiden Komthureien zu Leuggern
und Rheinfelden. Das Ordenshaus zu Leuggern ist dann in einen Bezirksspital umgewandelt worden. In der
Kirche die Gräber der beiden Grossmeister des Ordens der Malteserritter Grafen Hugo von Montfort († 1414) und Franz von
Sonnenberg († 1682).
Altels (3636 m) und vom Balmhorn (3711 m) begrenzt; im S. zieht er sich bis nahe zum Weisshorn (4512 m), von dem nach N. die
beiden das Turtmanthal begleitenden Ketten abzweigen. Dieses wird im O. durch die Barrhörner (3629 m) vom Nikolaithal und durch
das Schwarzhorn (3204 m) vom Ginanzthal getrennt, während es die w. Kette mit den Diablons (3612 m), dem
Blummatthorn (3084 m), der Bella Tola (3028 m) und dem Illhorn (2724 m) vom Eifischthal scheidet. Neben der Rhone, die den Bezirk
in w. Richtung auf eine Länge von 14 km durchzieht, sind als bedeutendste Wasseradern zu nennen die
aus dem Thal von Leukerbad kommende und von rechts in die Rhone mündende Dala und der den Gletschern am Weisshorn entspringende,
das Turtmanthal durchfliessende und von links in die Rhone mündende Turtmanbach.
Daneben sind noch bemerkenswert die Raspille, ein im Sommer nahezu trocken liegender Wildbach, der den Bezirk
Leuk auf eine Strecke weit vom Bezirk Siders trennt und zugleich die Sprachgrenze zwischen dem welschen und dem deutschen
Wallis
bildet, und ferner der Ill- oder Höllgraben, der in der Flanke des Illhorns einen mächtigen Erosionszirkus ausgewaschen
und einen grossen Abschnitt der Rhoneebene mit seinen Geschieben überführt hat. An Strassenzügen erster
Klasse besitzt der Bezirk neben der Strasse im Rhonethal nur noch die Verbindungsstrasse zwischen der Station Susten-Leuk und
dem Städtchen Leuk und die 1851 mit einem Kostenaufwand von 200000 Fr. (ohne die Expropriationen) eröffnete Fahrstrasse
Leuk-Leukerbad, an die sich der ins Thal der Aare führende berühmte Alpenübergang der Gemmi anschliesst.
Vier Eisenbahnstationen im Rhonethal: Salgesch, Susten-Leuk, Turtman und Gampel. Das zwischen Brig
und Leuk stark eingeengte Thal der
Rhone erweitert sich weiter unten mit einem Male, indem es zugleich nach SW. abbiegt, und zeigt so auf kurzer Strecke den gleichen
Kontrast in Klima und Anbau des Bodens, der sich uns zwischen den beiden Enden dieses langen Thales bietet:
oberhalb der Brücke von Susten beginnt die schon der Bergregion angehörende Zone, während das Stück unterhalb derselben
bereits dem Weinbaugebiet von Siders zuzurechnen ist.
Der Bezirk zählte 1816: 3010, 1850: 4940, 1870: 5674, 1888: 6441 und 1900: 6673 Ew. 1548 Haushaltungen
in 1129 Häusern;
6618 Katholiken und 55 Reformierte;
6513 Ew. sind deutscher, 95 französischer, 63 italienischer und 2 anderer
Zunge.
Mit Ausnahme der Angestellten an den Bade- und Fremdenorten, die im Winter meist nicht im Bezirk
wohnen, beschäftigt sich die Bevölkerung mit Landwirtschaft und zwar besonders mit Viehzucht und Milchwirtschaft. Eine
Anzahl Bürger des Bezirkes hat sich auch in Genf
niedergelassen, wo sie Inhaber von Gastwirtschaften und Gasthöfen sind. Die
Viehstatistik ergibt folgende Resultate:
Dieser Bezirk, dessen meiste Orts- und Personennamen noch auf welschen Ursprung hinweisen, ist zu Ende des 15. Jahrhunderts
unter dem Einfluss der Bischöfe Supersaxo und Jost von Silinen germanisiert worden. Seine Bewohner zeichnen
sich vor den übrigen deutschen Oberwallisern noch heute durch die Leichtigkeit aus, mit der sie die französische Sprache
erlernen.
französisch Loèche oder Loèche la Ville (Kt. Wallis,
Bez. Leuk). 753 m. Gem. und Burgschaft, Hauptort des gleichnamigen
Bezirkes; am rechten Ufer der Rhone und 24 km onö. Sitten. Station Leuk-Susten der Simplonbahn am linken
Rhoneufer. Strasse und Postwagen Susten-Leuk-Leukerbad. Für den Bau einer Eisenbahn von Susten nach Leukerbad ist die Konzession
bereits erteilt.
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Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Pfin, Feithieren, Gampenen, Pletschen, Susten (La Souste) und Briannen: 259 Häuser, 1592 kathol.
Ew.; Städtchen: 164 Häuser, 1107 Ew. Kirchgemeinde. Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Acker- und Weinbau und Viehzucht.
Im Sommer verdingen sich manche als Kutscher und Gasthofangestellte. Zwei Gasthöfe. Die Gemeinde ist sehr
ausgedehnt; sie umfasst beide Rhoneufer und zieht sich im S. bis zum Corbetschgrat, Illhorn und Schwarzhorn, im N. bis zum obern
Rand des Hohewaldes hinauf.
Das romantische Städtchen Leuk mit seinen mittelalterlichen Schlössern, Türmen, den zwei Kirchen und den Resten seiner
gezinnten Festungsmauern liegt auf einem nach SW. exponierten, mit Reben und Obstbäumen bepflanzten felsigen
Hügel, von dessen Höhe aus (140 m über der Rhone) man das untere Rhonethal bis nach Martinach überblickt. Die seit den frühesten
Zeiten Leuca fortis genannte Burgschaft wird von der Rhone im S., von der Dala im W. und von schroffen Fels- und Waldhängen
im N. und O. eingeschlossen und diente daher in früheren Zeiten dem Bischof und den Herren von Raron als
Bollwerk gegen die Einfälle der Oberwalliser, bis seine festen Schlösser von diesen zur Zeit ihrer Kriege gegen den Adel
(1414-15) genommen und zerstört wurden.
Die eine dieser um die Mitte des 15. Jahrhunderts wieder aufgebauten Burgen - ein weithin sichtbarer,
massiger, viereckiger Bau mit Ecktürmen - wurde später zum Rathaus umgewandelt, während die andere nach ihrer Restauration
durch den Bischof Supersaxo bis zur Zeit der Revolution den bischöflichen Beamten zum Sitz diente, die hier ihre Gerichtshoheit
ausübten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kaufte der Obervogt Augustini diesen von einem Turm flankierten,
mächtigen Bau dem BischofBlatter um einen ausserordentlich billigen Preis ab. Heute wird er nicht mehr bewohnt und geht dem
Verfall entgegen. Daneben steht ein jetzt in Privatbesitz befindlicher viereckiger Turm, der dadurch berühmt geworden ist,
dass Anton Stockalper, Gouverneur von Saint Maurice und Parteigänger des Bischofes, von den aufständischen
Wallisern (den sog. francs patriotes) hier gefangen gehalten, gefoltert und als Verräter des Vaterlandes 1627 hingerichtet
wurde.
Leuk hat auch einige alte Herrenhäuser, von denen das einst der Familie de Werra gehörende sich durch sein malerisches architektonisches
Aeussere besonders auszeichnet. In der Mitte des Städtchens steht die schöne gotische Pfarrkirche mit
romanischem Turm, die vom Bischof Jodocus von Silinen nach dem Vorbild der Klosterkirche zu Saint Maurice erbaut worden ist.
Sie ist dem h. Stephan geweiht. Die zweite Kirche des Ortes pflegte früher zu Kriegszeiten den umwohnenden Landleuten als
Zufluchtsort zu dienen.
Nahe dabei entspringt die starke St. Martinsquelle. Ein 1899 im Pfinwald aufgestellter Obelisk erinnert an die im Freiheitskampf
gegen
die Truppen des Direktoriums (27./28. Mai 1799) gefallenen Oberwalliser. 2 km nö. davon die EinsiedeleiTheel mit der
von Wallfahrern oft besuchten Dreifaltigkeitskapelle. Die Herrschaft Leuk ward 517 vom König Sigismund
von Burgund der Abtei Saint Maurice verliehen, ging später an den Bischof von Sitten über und fiel nachher wieder ans Haus
Burgund zurück. Rudolf III. gab sie dann zusammen mit der HerrschaftNaters neuerdings der Abtei, worauf sie 1138 die Herzoge
von Savoyen wiederum dem Bischof verliehen. Dieser liess sie durch einen Vitztum (vicedominus) verwalten,
bis sie nach dem Sturz der Raron an die Landleute der obern Zehnten kam, die im bischöflichen Schloss (dem jetzigen Rathaus)
öfters ihren Landtag abzuhalten pflegten.
Im 12. und 13. Jahrhundert bestand in Leuk auch ein der h. Katharina geweihtes Frauenkloster, dessen Nonnen später
in der Hoffnung auf reichere Einnahmen nach Aosta übersiedelten. In der Rhoneebene steht zwischen Gampenen und Susten das
Werraschloss oder SchlossMaggeren, das zu wiederholten Malen französischen Ordensgemeinschaften als Zufluchtsstätte gedient
hat. Nachdem bis vor wenigen Jahren Liguorianer hier gewohnt hatten, kam 1901 eine Anzahl der durch das Gesetz über
die Kongregationen aus Frankreich vertriebenen Karthäuser hierher, bis sie 1902 durch einen Beschluss des Bundesrates das
Land wieder verlassen mussten.
Leuk steht mit Varen durch eine tief unten in der Schlucht über die Dala gespannte malerische Brücke in Verbindung. 515: Leuca;
1017: Luchia;
im 12. Jahrhundert: Luechia;
1276: Leucha. Vom keltischen leic, leak, leugh = Fels oder
Felswand (althochdeutsch lei, leie, leige; mittellateinisch leuca, leuga; vergl. den Art. Lex).
Fund von Bronzegegenständen,
wie z. B. eines Schwertes; Steinplattengräber aus der Bronzezeit. Römische Ueberreste (so eine terra sigillata). Der Ort
bestand wahrscheinlich schon zur Zeit des Einfalles der Burgunder.
oder Baden, französisch Loèche Les Bains (Kt. Wallis,
Bez. Leuk).
1411 m. Gemeinde, Dorf und berühmtes
Heilbad, im Thal der Dala und am S.-Fuss der Gemmi, 15 km n. Leuk und 17 km n. der Station Susten-Leuk der Simplonbahn. Postbureau,
Telegraph, Telephon; Postwagen nach der Station Susten. Grosse Anzahl von Pensionen, Chalets und Gasthöfen,
von denen die sieben grössten der gleichen Gesellschaft gehören. Dorf und Heilbäder stehen in einem freundlichen Thalbecken
an der Stelle, wo das 15 km lange Thal aus seiner bisherigen SW.-Richtung nach S. umbiegt. Die Dala scheidet das Thal in zwei
mit Gärten, Feldern und Wiesen bekleidete Hälften: rechts steht das ländliche Dorf mit seiner Doppelreihe
alter, vom Wetter gebräunter Holzhäuser, links liegt das bedeutendere neue Dorf mit der Kirche, den Bädern und Kurhäusern.
Während im O. und NO. grosse Waldungen bis ganz nahe ans Dorf hinabsteigen, wird
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das Thal im NW. und W. durch die hohen Felswände des vom Daubenhorn (2952 m) zum Rinderhorn (3457 m) ziehenden, von der Scharte
der Gemmi unterbrochenen Kammes der Plattenhörner geschlossen. Im O. lehnt sich das Thal an den Fuss des mit schönem Wald bekleideten,
aussichtsreichen Torrenthorns (3003 m) und des Majinghorns (3059 m). Das so von hohen Bergen umrahmte Dorf
entbehrt von Abends 5 Uhr an des Sonnenscheins. Mitteltemperaturen im Juni 11,6°, im Juli 13°, im August 12,7° und im
September 9,9°. 1900: 92 Häuser, 613 kathol. Ew. Diese Zahl bezieht sich aber nur auf die einheimische Bevölkerung; im
Sommer wohnen hier weit mehr Personen (Touristen, Badegäste, Gasthof- und Badangestellte etc.). Im ganzen Dorf, besonders
aber am linken Ufer der Dala zerstreut entspringen die 22 Thermen, denen der Ort seine Berühmtheit und Blüte verdankt.
Die Temperatur dieser Quellen schwankt zwischen 39,25° (die sog. Fussbadquelle) und 51,35° (Lorenzquelle oder Grosse
Quelle). Die Gesamtwassermenge ist eine so bedeutende, dass nicht alle dieser Quellen benutzt werden. Die mächtigste ist
die Lorenzquelle oder Grosse Quelle, die auf dem mit der Statue des St. Lorenz geschmückten Hauptplatz entspringt und hier
als Trinkbrunnen dient. Sie liefert in 24 Stunden 2952000 Liter Wasser, das in Kanälen zu den Piscinen
geleitet wird, in denen die Kurgäste gemeinsam baden und zugleich auf Tischen und Pulten, die auf dem Wasser schwimmen, essen,
lesen oder spielen können.
Leukerbad erfreut sich neben der Heilwirkung seiner Thermen ausserdem noch eines kräftigenden und angenehmen Höhenklimas.
Nach der von Prof. Lunge in Zürich
1885 vorgenommenen chemischen Analyse der Lorenzquelle sind in 1000 gr Wasser
1,94811 gr feste Bestandteile in gelöster Form enthalten, und zwar 0,00194 schwefelsaures Strontian;
1,42866 schwefelsaurer
Kalk;
0,26912 schwefelsaure Magnesia;
0,08715 schwefelsaures Natron;
0,09650 kohlensaurer Kalk;
0,02066 kohlensaure Magnesia;
0,00011 kohlensaures Eisenoxydul;
0,00024 kohlensaures Manganoxydul;
0,00121 Chlornatrium;
0,01127 Chlorkalium;
0,00037
Chlorlithium;
0,00017 Chlorammonium;
0,00051 Thonerde und 0,03020 Kieselsäure;
ferner als gasige Bestandteile 0,00390 Kohlensäure;
0,00094
Sauerstoff und 0,00905 Stickstoff. In unwägbarer Menge sind vorhanden Arsen, kohlensaures Kupfer, schwefelsaurer Baryt,
phosphorsaurer Kalk, Fluorcalcium und Salpetersäure.
Das Leukerwasser gehört also seinen vorwiegenden Bestandteilen nach
zu den warmen Gipsquellen ohne Schwefel. Die Thermen erhalten ihren Mineralgehalt in den in der Umgebung
des Leukerbades von mächtigen jurassischen Schichten überlagerten und daher nicht anstehenden Schichten der Trias und treten
mitten aus den quaternären Bildungen (Sturz- und Moränenschutt) zu Tage, die den Boden des weiten Erosionsbeckens überdecken.
Ihr starker Gehalt an schwefelsaurem Kalk (Gips) zeigt an, dass sie auf ihrem unterirdischen Weg den
triasischen Gips durchziehen, der von den liasischen Schichten überlagert wird, welche im O. und NO. den Bergstock des Torrenthorns
aufbauen und hier gegen N. und NW. unter die aus oberjurassischen Kalken bestehenden Wände des Rinderhorns und Balenhorns
eintauchen. Da aber hier in einer Meereshöhe von 1400 m die Temperatur des Erdinnern 30° nicht übersteigen
kann, ist eine Erklärung der hohen Temperatur der Thermen mit Schwierigkeiten verbunden. Man muss annehmen, dass das Wasser
längs den Fugen der Triasschichten bis zu etwa 1000 m und noch tiefer hinunter gelangt, wo höhere Temperaturen herrschen,
und dass es von da wieder in die Höhe steigt, auf welchem Weg es seiner grossen Menge und Abflussgeschwindigkeit
wegen sich nicht mehr stark abkühlt.
Funde von keltischen und römischen Gräbern und römischen Münzen, die man hier um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu wiederholten
Malen gemacht hat, zeigen uns, dass die Kelten und nach ihnen die Römer die Thermen schon gekannt hatten.
Während der auf den Untergang der Römerherrschaft folgenden Zeiten der grossen Völkereinbrüche blieb aber diese Kenntnis
vergessen, bis die Quellen im 11. oder 12. Jahrhundert zum zweitenmal
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