ö. über der
Lenzerheide und dem Dorf
Lenz. Ein von der Sektion Rätia des S. A. C. erstellter guter Fussweg führt vom Gasthof
Lenzerheide über die Alp
Sanaspans und den
NW.-Grat in 3-4 Stunden auf den Gipfel. Sehr schöne Aussicht auf die umliegenden
Thalschaften, die
Bergünerstöcke und die ganze
Albulagruppe. Wird oft bestiegen.
740 m. Gruppe von 8
Häusern, an der Strasse
Biglen-Zäziwil
und 1,2 km nw. der Station
Zäziwil der Linie
Bern-Luzern. 78 reform. Ew. Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
(Monte).Gebirgsgruppe.Umgrenzung. Die
Monte Leone Gruppe, der man auch den Namen der
Simplon Gruppe beilegen
könnte, bildet den westl. Abschnitt der Lepontischen
Alpen.
Höchste Gipfel sind im W. der
Monte Leone (3558 m) und im O. das
Ofenhorn (3242 m). Die natürliche N.-Grenze
bildet das
Rhonethal, während das als S.-Grenze angenommene
Thal der
Diveria die in ihrem geologischen Bau noch zur Gruppe des
Monte Leone gehörende Kette des
Pizzo Rovale von ihr abtrennt.
Im W. wird sie durch den Simplonpass von der Gruppe des
Monte Rosa und im O. durch die Senke Antigorio-Formazzathal-Nufenenpass
von der
Maggiagruppe geschieden. In unserem Artikel
Alpen (s. diesen) wird der
Monte Leone Gruppe noch das ganze Gebiet zwischen
Urseren- und Bedrettothal bis zum Gotthardpass zugerechnet, in welcher Ausdehnung sie besser nach dem nahezu in ihrer Mitte
stehenden Gipfel als Ofenhorngruppe bezeichnet würde. Es ist aber natürlicher, dieses Gebiet nö. vom
Nufenenpass von unserer Gruppe abzutrennen und dem Gotthardmassiv zuzuteilen, da es einen von ihr abweichenden Bau zeigt.
Um aber jener Einteilung gerecht zu werden, wollen wir es an dieser Stelle unter dem Namen der Gruppe des
Pizzo Rotondo ebenfalls
kurz behandeln, indem wir für nähere Ausführungen auf den Artikel St. Gotthardmassiv verweisen.
Topographie.
Die
Monte Leone Gruppe besteht in der Richtung N.-S. aus einer Reihe von ziemlich gut erkennbaren Gebirgszonen. Längs des
Rhonethales zieht vom
Glishorn über
Brig bis zum
Kamm des
Grieshorns eine erste Kette mit abgerundeten Gipfeln und oft stark
zerfressenen Flanken, die aus Kalk- und kalkigen Tonschiefern besteht: Zone der Glanzschiefer. Die
Höhe
der einzelnen Gipfel ist keine sehr beträchtliche und schwankt im allgemeinen zwischen 2000 und 3000 m, welch' letztere
blos in dem n. vom
Ofenhorn liegenden Abschnitt übertroffen wird.
Hier erheben sich das
Faulhorn (2872 m), Bettelmatthorn (2984 m), Siedelrothorn (3292 m), die
Merzenbachschien
(3224 m), das
Blindenhorn (3384 m),
Hohsandhorn (3197 m), die
Strahlgräte (3200 und 3207 m), das Ober und Unter Turbhorn (2821
und 3121 m) und das
Hölzlihorn (2999 m), die alle mit einem weiten Firnmantel und einer Reihe von Gletschern umkleidet sind.
Deren beide grössten, der Hohsand- und
Griesgletscher, steigen nach O. und NO. ab, während die weit
kleineren Eisströme des
Ritz-,
Merzenbach-, Blinden- und
Rappengletschers gegen N. abfliessen; der Turben- und Mittlengletscher
im SO. sind blos kleine Hängegletscher. Im ganzen übrigen Abschnitt der Kette bis zum
Glishorn hin bleiben die Gipfel alle
unter 3000 m zurück und tragen nur da und dort noch einige kleine Firnfelder. Man findet hier der Reihe
nach den von 2846 m bis 2686 m absteigenden
¶
mehr
Schweifengrat, der mit dem Faulhorn (2554 m; nach den neuern Aufnahmen 2686 m) und Eggerhorn (2521 m) endigt, dann jenseits
des Querthales der Binna das Breithorn (2587 m), Bettlihorn (2962 m), Tunnetschhorn (oder Huwitzen; 2934 m), Faulhorn (2725 m)
und Klenenhorn (oder Vollenhorn; 2965 m) und endlich w. der Schlucht der Saltine das Glishorn (2528 m). Diese
Zone der Glanzschiefer wird durch eine Reihe von kleinen Längseinschnitten, die über verschiedene Pässe miteinander in
Verbindung stehen, von der Zone der krystallinen Schiefer getrennt.
Sie wird von einer grossen Anzahl von Pässen überschritten, von denen jedoch nur einer, der Simplon (2008 m), mit einer
Fahrstrasse versehen ist. Die übrigen halten sich fast alle über 2500 m; es sind der Furggenbaumpass
(oder Forchetta d'Aurona; 2690 m), die Bortellücke (oder Passo del Rebbio; 2745 m), der Ritterpass (oder Passo del Boccareccio; 2692 m),
Kriegalppass (oder Passo di Cornera; 2580 m), der Geisspfad (oder Passo della Rossa; 2475 m), Albrunpass (oder Passo di Arbola; 2410 m),
der über den Griesgletscher führende Griespass (2468 m) und endlich, ganz im NO. und O., der Nufenenpass (2440 m) und San Giacomopass
(2308 m), die das Bedrettothal mit dem Rhonethal, bezw. dem Formazzathal verbinden.
Daneben stehen auch die kleinen Querthäler auf der italienischen Seite (Thäler der Diveria und Cairasca,
Val Devero) durch zahlreiche Pässe untereinander und
mit dem Antigoriothal in Verbindung. Deren bekanntester ist der
Kaltwasserpass (oder Passo d'Aurona; 2805 m), der von der Simplonstrasse über den Kaltwasser- und Auronagletscher zur
Alpe di Veglia hinüberführt. Diese Pässe zwischen der Schweiz und Italien mit ihren oft mangelhaften und kaum
mehr erkennbaren Fusspfaden werden nur von Touristen und Schmugglern benutzt; einzig der San Giacomo, Nufenen und Albrun sind
auch für Vieh und Maultiere gangbar.
Der Stock des Monte Leone selbst ist mit Ausnahme seiner O.-Seite von grossen Eisfeldern (Aurona-, Kaltwasser- und Alpiengletscher)
umpanzert; ihm gehören auch noch das nach W. und SW. vorgelagerte Hübschhorn (3195 m), Breithorn (3369
und 3455 m) und Kessihorn (2986 m) an. Gegen SO. setzt er sich im Stickelgrat mit den ruinenhaften Spitzen des Pizzo Fnè (2936
m) und MonteCarnera (2860 m) fort, die sich zwischen die Thälchen von Alpien und des Lago d'Avino einschieben.
Alle übrigen noch zur Monte Leone Gruppe zu rechnenden Gebiete liegen auf italienischem Boden und können hier nur ganz summarisch
behandelt werden. Sie bestehen hauptsächlich aus Gneisen (Monte Leone-, Lebendun-, Antigoriogneis etc.), denen in mehrfacher
Wiederholung kalkige Schiefer und Marmorbänke eingelagert sind. Dieser südl. Abschnitt ist auch in seinem Aeussern
von der Hauptkette wesentlich verschieden, indem sowohl die Gipfel niedriger, als auch die Thäler tiefer eingeschnitten sind.
Zwischen der Alpe di Valle und dem Thal der Cairasca erhebt sich die kurze Kette des mit einer weissen Marmordecke gekrönten
Pizzo Teggiolo (2384 m), zwischen der Cairasca und dem Val Devero die Kette des Monte Cistella (2881 m)
und Pizzo di Diei (2907 m) und zwischen dem Val Devero und dem Antigoriothal die dreieckige Gruppe des Monte Forno (2594 m)
mit zahlreichen kleineren Gipfeln. Diese letztere wird von der hohen Gneiskette des Ofenhorns durch eine breite Zone von metamorphen
Kalkschiefern (Deveroschiefern) abgetrennt, die sich auch zwischen den Monte Moro (2945 m) und die Kette
des Monte Cistella einschiebt.
Das Gebiet der krystallinen Ketten bildet in seinem Aeussern zu der Zone der Glanzschiefer einen lebhaften Kontrast. Die
Gipfel zeigen keine abgerundeten Formen, sondern steigen als kühne Pyramiden, Türme, gezinnte Mauern etc. auf
(so z. B. in den sog. «Rittern» über dem Ritterpass). An Stelle der regelmässig verzweigten Erosionsrisse, wie wir sie in den
Flanken der aus Glanzschiefern aufgebauten Gipfel und Kämme so häufig auftreten sehen, haben wir hier sog. Kare, d. h. felsige
Zirken mit hohen Wänden, an deren Boden vielfach ein kleiner See schläft (Lago d'Avino in 2237 m, Blausee,
¶
mehr
Geisspfadsee in 2430 m). Oft liegen in solchen Karen auch schöne Alpweiden (Alpien in 1530 m, Alpe di Veglia in 1757 m, Kummenthal).
Am häufigsten aber sind sie voller Sturzschutt und entbehren auch nicht eines kleinen Firn- oder Eisfeldes (schweizerische
Seite des Furggenbaumpasses, Kessikumme, Rote Kumme, Rohmatten). Diese an Grösse sehr verschiedenen Felszirken
liegen oft stufenförmig übereinander (Alpien, Furggenbaumpass) und verdanken ihre Entstehung zweifellos der ausschleifenden
Arbeit der Gletscher, was schon daraus ersichtlich ist, dass im je höchst gelegenen solcher Kare sich meist noch ein kleines
Eisfeld findet (Alpien, Furggenbaumpass, Rebbio, Mottiscia etc.). Die in den Monte Leone- und Antigoriogneis
eingeschnittenen Thäler haben überall ausserordentlich steile Gehänge und bilden stellenweise wirkliche Schluchten (Gondo,
Iselle).
Die Nebengruppe des Pizzo Rotondo ist die Fortsetzung der Gneiszone, die bei Lax im Rhonethal mitten zwischen Glanzschiefern
und krystallinen Schiefern sedimentären Ursprungs auftaucht und gegen die sich die nächsten Glieder der Monte Leone Gruppe
anlehnen. Der höchste Punkt, der Pizzo Rotondo (3197 m) ist ringsum vergletschert; nennenswert sind der Wyttenwasser-, Mutten-,
Geren- und Pescioragletscher. Die benachbarten Gipfel der Saashörner (3041 m), des Leckihorns (3069 m), Pizzo Pesciora (3123
m) und Mutthorns (3103 m) stehen dem Hauptstock der Gruppe an Höhe nur wenig nach. Am weitesten gegen
den Gotthardpass hin vorgeschoben sind der PizzoLucendro (2959 m) und die Fibbia (2742 m). In gleicher Weise senkt sich die
Gruppe auch nach SW. zum Nufenenpass und nach NW. zum Rhonethal ab. Um das Galmihorn (oder Pizzo Gallina; 3067 m) gruppieren
sich das Mettlihorn (2709 m), Blashorn (2781 m) und der Pizzo Nero (2907 m). Der einzige Abschnitt dieses
der Gruppe des Monte Leone angegliederten Gebietes, der sich ihr in natürlicher Beziehung anschliesst, ist das aus schiefrigem
Gneis aufgebaute Dreieck zwischen der Glanzschieferzone Lax (Rhonethal)-Eginenthal-Nufenenpass, dessen höchste Punkte das
Stockhorn (2635 m), Brodelhorn (2798 m) und der Mannliboden (2684 m) bilden.
Geologie und Tektonik.
Die ältesten geologischen Nachrichten über die Gruppe des Monte Leone datieren aus 1846, in welchem Jahr Bernhard Studer
eine
geologische Uebersicht über das ganze Gebirgsgebiet zwischen Simplon- und Gotthardstrasse veröffentlichte (Mémoiresde la Soc. géolog. de France.Sér. II, t. I, 1846). Vervollständigt wurden unsere Kenntnisse durch
die Aufnahmen von H. Gerlach, der auch die geologische Karte dieser Gegenden (Blatt 18 der geolog. Karte der Schweiz in 1:
100000) bearbeitet hat.
Schon Gerlach unterschied folgende Gesteinsarten: Glanzschiefer (schistes lustrés), deren Unterlage von dolomitischen Kalken
mit Einlagerungen von Gips (Anhydrit) gebildet wird. Diese Schichten gehen allmählig in weissen oder
grauen Glimmermarmor (Cipollin) über, den man der Trias zuteilt. 2. Krystalline Schiefer, wie Amphibolschiefer, granathaltige
Glimmerschiefer etc. 3. Monte Leonegneis. 4. Kalkhaltiger Glimmerschiefer, sog. Deveroschiefer, der älter als der Leonegneis
sein soll (untere metamorphische Schiefer). 5. Antigoriogneis, der das älteste Gestein dieser Gegend
sein soll, obwohl die eben genannten Deveroschiefer noch z. T. unter ihm liegen.
Diese umgekehrte Lagerung schrieb Gerlach mit Recht einer Ueberschiebung zu. Mehrere geologische Expertisen, die später
aus Anlass verschiedener Tunnelprojekte ausgeführt worden sind, haben dann gezeigt, dass neben der Zone der kalkhaltigen
Deveroschiefer und der sie begleitenden dolomitischen Kalke in die Gneise des Monte Leone, Wasenhorns,
des KammesValle-Carnera etc. auch noch andere Kalk- und Kalkschiefergebilde eingelagert sind. Diese Erscheinung hat man aber
lange Zeit als normale Einlagerungen angesehen, obwohl die Wiederholung und Abwechslung von Gneis mit Kalkschiefern die Annahme
nahe legte, dass man es hier mit Faltung oder mit Verwerfungen zu tun habe.
Die Theorie der normalen Schichtenfolge ist noch 1895 von Traverso verteidigt worden, dem man eine sehr vollständige und
eingehende Untersuchung der Gegend um Ossola verdankt (Geologia dell' Ossola. 1895). Dieser Erklärung zufolge wäre der
Bau des Simplongebietes einem mächtigen Gewölbe zu vergleichen, das aus miteinander abwechselnden Schichten
von Gneis, krystallinen Schiefern, Kalkschiefern, Marmoren, Dolomiten etc. besteht und an das sich gegen N. die Zone der
Glanzschiefer anlehnt. Gewölbekern wäre nach dieser Auffassung der schon von Gerlach unter dem Antigoriogneis entdeckte
kalkhaltige Glimmerschiefer, worauf nach Aussen der Reihe nach
¶
mehr
Antigoriogneis und in konzentrischer Anordnung die ganze Serie der übrigen krystallinen Gesteine mit ihren Kalkeinlagerungen
bis hinauf zu den das Rhonethal begleitenden Glanzschiefern folgen würden. Diese Ansicht scheint sich bei einer Ueberschreitung
des Simplonpasses von Brig bis Iselle zu bestätigen, indem man auf diesem Weg, dem etwas in die Länge
gezogenen Gewölbe folgend, von den am Rand des Rhonethales nach NW. einfallenden Schichten ganz allmählig bis zu den im
Val di Vedro (Diveria) nach SO. eintauchenden Schichten gelangt.
Doch hat schon Gerlach festgestellt, dass die unter dem Antigoriogneis liegenden kalkhaltigen Glimmerschiefer durchaus den
Deveroschiefern entsprechen, und er hat sogar - allerdings nur andeutungsweise - die Vermutung geäussert,
es könnten vielleicht diese metamorphischen Deveroschiefer ihrerseits wieder die Fortsetzung der Glanzschiefer des Rhonethales
sein, obwohl er sie für weit älter hielt als diese. Diese Vermutung entspricht nun in der Tat den wirklichen Verhältnissen,
wie wir sie heute kennen.
Wenn man den rund um das Ofenhorn anstehenden Schiefern folgt, kann man sich überzeugen, dass die die
Gruppe des Monte Leone im N. begleitenden Glanzschiefer unmittelbar in die Deveroschiefer der breiten Zone MonteForno-Busin-Lebendun
übergehen und dass diese ihrerseits wieder die direkte Fortsetzung derjenigen Schiefer sind, die unter den Antigoriogneis
eintauchen. Für diese Auffassung spricht zudem noch die ebenfalls schon von Gerlach erkannte Tatsache,
dass unter diesen letztgenannten Schiefern wiederum Gneis (Crodogneis) liegt.
Nach den Aufschlüssen, die die Bohrungen am Simplontunnel geliefert haben, ist ein Zweifel heute nicht mehr möglich. Es
bildet somit dieser stete Wechsel von Kalkschiefern mit Gneisen, krystallinen Schiefern etc. nicht eine
ununterbrochene, normale Schichtenreihe, sondern das Resultat der Faltung einer ursprünglich von oben nach unten in folgender
Reihe gelagerten Gesteinsserie: tonige oder kalkige Glanzschiefer (nach den in ihnen gefundenen Belemniten der Juraformation
angehörend) - Dolomit, Marmor (Cipollin), Gips (Anhydrit), Quarzite und Chloritschiefer der Trias - krystalline Schiefer,
granatführende Glimmerschiefer, Amphibolschiefer (Trias und Paläozoikum?) - schiefriger und faseriger
Monte Leonegneis und dichter Antigoriogneis (Urgestein).
.
Je nach dem Profil, das man begeht, findet man in der Gneismasse bis zu sechs kalkig-schieferige Einlagerungen. Daraus folgt,
dass ebensoviele Falten vorhanden sind, an denen die vier eben genannten Formationen Anteil haben. Im
s. Abschnitt unseres Gebietes
tritt der massige Antigoriogneis an die Stelle des schiefrigen Gneises, der nur sein durch
den Gebirgsdruck stärker in Mitleidenschaft gezogenes Aequivalent darstellt, gleichwie die kalkführenden krystallinen Schiefer
am Fuss des Monte Leone das intensiver metamorphosierte Gegenstück zu den Glanzschiefern des Rhonethales bilden. Es bleibt
uns noch übrig, zu erklären, wie solche ausgewalzte Falten entstehen konnten, die einer Reihe von konkordant
übereinander gelagerten Schichten gleichen und gewölbeartig zum einen Teil gegen NW. und zum andern Teil gegen SO. eintauchen,
so dass man die Faltenumbiegungen mit Ausnahme an den Schiefern nördl. vom Massiv des Antigoriogneises und einer überliegenden
Falte von Kalkschiefern an der SO.-Flanke des Monte Leone nirgends sehen kann.
Ging die Richtung der faltenden Kraft von N. nach S. und liegen die Gewölbebiegungen daher nach S. über oder sind die Falten
vielleicht eher von S. nach N. übereinander geschoben worden? Im ersteren Fall hätten wir normal gelagerte
nach S. überliegende Falten vor uns, während im anderen Fall die Gewölbebiegungen gegen N. schauen und die gesamten Gneismassendie Glanzschiefer oder die ihnen äquivalenten metamorphen Kalkschiefer überlagern würden, sowie die kalkigschieferigen
Einlagerungen gewölbeartig aufgerichtete Mulden wären, die in der Tiefe mit den gleichalterigen Schiefern der in ihrer normalen
Lagerung nicht gestörten Unterlage zusammenhängen. Zu Gunsten dieser Anschauung spricht stark die schon
von Gerlach erkannte Tatsache der Anordnung des Antigoriogneises in Form einer von S. nach N. über die metamorphen Schiefer
aufgeschobenen Falte oder Ueberschiebung.
Seit 1900 vorgenommene neue Untersuchungen haben gezeigt, dass auch die abwechselnden Wiederholungen der Gneis- und
Kalkschieferschichten (Trias und Jura) im Gebiet des Monte Leone und Wasenhorns auf diese Weise erklärt werden müssen. Die
beigegebenen Profile erläutern die beiden verschiedenen Deutungsversuche dieser tektonischen Verhältnisse und sind beinahe
gleichzeitig damals gezeichnet worden, als die Bohrungsarbeiten am Simplontunnel noch zu wenig weit fortgeschritten waren,
um die verwickelten Lagerungsverhältnisse genau erkennen zu lassen. Je nach der einen oder andern Auffassung
mussten sich im mittleren Abschnitt des Tunnels beträchtlich voneinander abweichende Konsequenzen ergeben, da im einen Fall
der Tunnel durch eine 5 km lange Zone von massigem Gneis geführt hätte, während nach der andern Hypothese diese Zone aus
weit leichter zu durchbrechenden Kalk- oder Glimmerschiefern bestehen würde. Seit Juni und Juli 1903 ist
nun das Problem gelöst, da die
¶
mehr
Bohrungen im Tunnel damals von beiden Seiten her beinahe genau an den angezeigten Stellen auf triasische Kalke und jurassische
Kalkglimmerschiefer gestossen sind. Diese Bestätigung einer Hypothese, die noch vor wenigen Jahren vielleicht als unsinnig
zurückgewiesen worden wäre, ist einer der schönsten Triumphe, dessen sich die Wissenschaft rühmen darf.
Die Gesteine, aus denen das Gebiet des Pizzo Rotondo besteht, sind ausschliesslich krystallin und zwar
verschiedene Phyllite, schiefrige Gneise, Glimmerschiefer etc., inmitten welcher auch mehr oder weniger dynamometamorph veränderte
granitische Felsarten auftreten. Die grösste Granitmasse findet sich zwischen dem Leckihorn und Galmihorn, während eine
zweite solche Zone auch südl. vom PizzoLucendro auf der Alpe de Cacciola und im tief eingeschnittenen
Val Tremola erscheint. Ein ebenfalls granitisches Gestein ist der sog. Fibbiagneis. Im Gebiet zwischen Lax und dem Eginenthal
stehen nur krystalline Schiefer und schiefrige Gneise an.
Hydrologie.
Die Gruppe des Monte Leone steht zu beiden Seiten der Wasserscheide zwischen der Rhone und dem Po. Die wasserscheidende
Linie zieht von W. nach O. über den Simplonpass, das Hübschhorn und den Kaltwasserpass und folgt von da vom Wasenhorn bis
zum Ofenhorn dem Grenzkamm zwischen der Schweiz und Italien, um weiterhin über das Grieshorn, den Nufenenpass, die Galmihörner,
den Pizzo Rotondo und die Fibbia bis zum Scheitel des Gotthardpasses sich fortzusetzen. An der N.-Flanke
findet man ausser der Binna blos Wildbäche mit raschem Gefälle und nicht bedeutender Wassermenge, während die weit breiter
ausladende S.-Flanke von tief eingeschnittenen und vielfach verzweigten Thälern durchfurcht wird.
Ferner ist die N.-Seite viel niederschlagsärmer (75-100 cm Regen im Jahr) als die S.-Seite, wo beinahe
doppelt so viel Regen fällt (in Iselle 160 cm, höher oben 200 cm im Jahr). Daher werden die Thäler der S.-Seite von wasserreichen
Bergbächen durchflossen. Solche sind die Diveria oder der Krummbach, die Cairasca und der Wildbach von Devero. Alle vereinigen
sich mit der Tosa (Tote), die aus dem Val Formazza-d'Antigorio herkommt, wo sie einen prachtvollen Wasserfall
bildet.
Solche mehr oder weniger hohe Fälle finden wir mit einziger Ausnahme der Diveria auch bei den übrigen dieser Bergwasser,
so den Fall des Wildbaches von Devero zwischen Devero und Goglio, den der Cairasca zwischen der Alpe di
Veglia und Nembro, den des Zwischbergenbaches vor seiner Mündung in die Diveria bei Gondo und die zwei Fälle des Alpienbaches
zwischen den Schwarzen Balmen und Alpien und zwischen Alpien und der Mündung in die Diveria. Fast sämtliche dieser Wildbäche
werden im Oberlauf von den Schmelzwassern der Gletscher und Firnfelder gespiesen, während sich tiefer
unten zahlreiche Quellen mit ihnen vereinigen.
Als Wassersammler funktionieren besonders die in die schieferigen Gneise eingelagerten Kalkschichten, denen da, wo sie von
den Querthälern angeschnitten werden, schöne Quellen entspringen. Als der Simplontunnel in einer Entfernung von 4400 m vom
S.-Eingang eine dieser Kalkmassen durchbohrte, ergoss sich in ihn eine starke Wassermenge, die entweder
aus abgelenkten Quellen oder aus eingesickertem Wasser der Cairasca herstammte. (Vergl. auch den Art. Simplontunnel).
(Monte) (Kt. Wallis,
Bez. Brig).
3557
m (nach den neuen in diesem Gebiet ausgeführten Aufnahmen; 3561 m nach der Siegfriedkarte).
Höchster Bergstock der Gruppe des Monte Leone oder Simplon. Der Gipfel steht auf der Landesgrenze gegen
Italien und bildet das Ende eines schmalen Kammes, der zwischen dem Kaltwasser- und Auronagletscher einerseits und dem Alpiengletscher
andererseits WSW.-ONO. zieht. Er besteht aus hellem und schiefrigem Gneis, der bald grobkörnig (Augen- und Fasergneis), bald
feinkörnig (aplitischer Gneis) ist und den Namen des Monte Leonegneises erhalten hat.
Dieser Kamm des Monte Leone taucht in 2272 m aus dem Eismantel zwischen dem Hohmatten- und Kaltwassergletscher auf. Von der höchsten Spitze
zweigt sich nach S. der ausserordentlich steile Stickelgrat ab, der mit dem eben genannten Kamm einen
beinahe rechten Winkel einschliesst. Gegen NO., O. und SO. fällt der Monte Leone in mächtigen Steilwänden zur Alpe di Veglia
(Liftalp) und zum Lago d'Avino ab. Am SO.-Hang zeigt sich eine bemerkenswerte Einfaltung von Kalken und Glimmerschiefern in
dem den Sockel und die höchsten Teile des Bergstockes aufbauenden Gneis.
Der Monte Leone wird häufig besucht; Aufstieg entweder vom Simplonhospiz längs dem W.-Rand des Kaltwassergletschers
und über den Hohmatten- und Alpiengletscher, oder vom Dorf Simpeln durch das Thälchen von Hohmatten, oder auch von Alpien bezw.
dem Lago d'Avino über das enge Felskamin des Passo Fnè, das zu den Alpienseen und dem Alpiengletscher
führt. In allen vier Fällen ist der letzte Abschnitt des Aufstieges der gleiche und führt entweder von W. oder von O.
her auf den Gneiskamm und von da über grosse, zerklüftete und verwitterte Platten, die als riesige Treppe bis zur Spitze
hinaufreichen. Auch über den die Alpe di Veglia beherrschenden O.-Grat ist der Monte Leone schon bestiegen
worden, doch ist dies eine nicht ungefährliche Tour, die blos schwindelfreien Alpinisten angeraten werden kann. Zum erstenmal
soll der Monte Leone 1859 von Offizieren der schweizerischen Landesaufnahme bestiegen worden sein. Bemerkenswerte Aussicht
nach N., S. und O.
(Kt. Tessin,
Bez. Blenio).
876 m. Gem. und Pfarrdorf, im Bleniothal; 16 km n. der Station Biasca der Gotthardbahn. Postablage.
Gemeinde, mit Comprovasco: 107 Häuser, 395 kathol. Ew.; Dorf: 83 Häuser, 289 Ew. Viehzucht. Die männlichen
Bewohner wandern als Kaffee- und Gastwirte, sowie als Kastanienbrater periodisch nach Frankreich, England und Italien aus.
Leontica ist das höchst gelegene Dorf im schönen, zwischen dem Pizzo Molare und PizzoErra im W. und dem Simano im O. eingeschnittenen
Bleniothal. AlteHolzhäuser und grösste Kirche des Bezirkes mit schönen Stukkaturen. Reizende Aussicht
auf den grössten Teil des Thales. Aus der Thalsohle führt eine 3 km lange neue Fahrstrasse bis zur Pfarrkirche hinauf.
Name für das Alpengebiet zwischen dem Simplon und Gotthard einerseits und dem Thal der Rhone und der Poebene andererseits.
Sie umfassen somit auf Schweizer Boden die Gruppen des Monte Leone und der Maggia und auf italienischem Boden die Alpen von
Ossola.
Diese schon von Studer 1851 verworfene Bezeichnung ist dann 1869 von Gerlach wieder zu Ehren
gezogen worden und wird heute in geographischen und alpinistischen Veröffentlichungen immer noch häufig verwendet.
1325 m. Weiler, in den flachsohligen Wiesen rechts der Matter Visp, am Fuss der westl.
Steilhänge der Mischabelhörner und zwischen den Mündungen des Birch- und Randabaches;
1,8 km n. vom
Dorf Randa. 10 Häuser, 67 kathol. Ew. deutscher Zunge.
473 m. Gruppe von 4 Häusern, zwischen Lutherthal und Dagmersellen und
1,5 km nö. der Station Dagmersellen der Linie Luzern-Olten. 22 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht.
Man hat in der Nähe
römische Altertümer, so eine Säule und Spuren einer Römerstrasse, aufgedeckt.
(Kt. Freiburg,
Bez. Greierz). 818 m. Gem. und schönes Pfarrdorf, am rechten Ufer der Saane. Station der Linie Châtel SaintDenis-Bulle-Montbovon. Postablage, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Buth: 61 Häuser, 331 kathol. Ew.; Dorf: 51 Häuser, 275 Ew.
Wiesenbau und Viehzucht, Wald. Strohflechterei. Steinbrüche bei Le Petit Chabloz und La Joux de Mury, Tuffbruch
bei Niclemant. Der seit etwa 10 Jahren abgebaute Baustein gehört dem oberen Malmkalk
an und ist ein weissgrauer Kalkstein,
der lokal mit grünen Adern durchzogen ist und dann Lessocmarmor heisst (entspricht dem Alter nach dem
Marmor von Grandvillard).
Auf Boden der Gemeinde Lessoc steht das Elektrizitätswerk von Montbovon. Lessoc ist die Heimat des 1879 gestorbenen hervorragenden
Juristen Pierre Fracheboud. Lessoc hat eine reizende Lage am Fuss des Mont Cray, der Dent de Combettaz und des Gros Vanil Carré
und ist von schönen Weiden und prachtvollen Waldungen umgeben. Die an das Pays d'Enhaut angrenzende Gemeinde
wird von dem sog. Torrent durchflossen, einem reissenden kleinen Wildbach, der vom Gros Linsert und der Tornettaz herabkommt
und 1,5 km sw. vom Dorf in die Saane mündet.
Schöne Aussicht auf das ganze obere Greierzerland. Pfarrkirche zu St. Martin. Zwei Brücken über die
Saane: eine 1667 erbaute, kühne gedeckte Holzbrücke in wilder und malerischer Gegend und eine moderne Eisenbrücke.
Auf dem Dorfplatz steht ein 1796 erstellter achteckiger Brunnen aus Lessocmarmor mit einem domförmigen Dach. In Le Buth die
elegante Kapelle zu Notre Dame des Neiges. In Lessoc wird ein altes Panner aufbewahrt, das von einem Bürger
der Gemeinde aus der Schlacht von Murten mit heimgebracht worden sein soll, aber doch erst aus dem 16. Jahrhundert zu stammen
scheint. Vergl. Fribourgartistique à travers les âges, 1898 und 1899.