des
Rhein. Beide Teile, die «mehre» und die «mindere»
Stadt bildeten stets ein einheitliches Gemeinwesen, bis die Gründung des Kantons Aargau
sie politisch auseinanderriss. Burgen und Stadt
gehörten dem Stift Säckingen, dessen Schirmvögte die
Grafen von
Lenzburg, dann die
Habsburger waren. Rudolf der
Alte brachte 1207 die
Herrschaft an sich. Nach seinem Tod teilten seine beiden Söhne 1238 die habsburgischen
Güter, wobei neben
andern Ländereien auch die
Herrschaft Laufenburg dem jüngern, Rudolf, zufiel, der somit der Begründer der habsburgisch-laufenburgischen
Linie wurde.
Einer der
Grafen, Johann I., gab der Stadt 1315 das älteste geschriebene Stadtrecht. Rudolf IV., in schwere Geldnot
geraten, verpfändete seine Stadt 1362 an Basel,
doch lösten sich die Bürger schon im folgenden Jahr selbst aus der Pfandschaft.
Darleihen, welche die Bürger dem
Grafen machen mussten, brachten die Stadt in den Besitz der gräflichen
Zoll- und Geleitsrechte,
ebenso des Münzrechtes, das später Maximilian I. bestätigte und welches während des 14., 15. und
im Anfang des 16. Jahrhunderts, dann wieder 1622 und 1623 ausgeübt wurde. 1386 verkaufte der in schweren Geldnöten steckende
Graf Johann IV. Stadt und
Herrschaft Laufenburg an seinen Vetter Leopold III. von der ältern Linie, bekam aber das Verkaufte
sogleich als
Lehen wieder zurück. Da er 1408 kinderlos starb, fiel sein
Lehen nun endgiltig an die ältere
Linie, d. h. an Oesterreich.
Die Zugehörigkeit zu diesem Reich brachte Laufenburg
wie den übrigen drei Waldstädten in Kriegszeiten schlimme Tage; so
im alten Zürichkrieg, besonders aber im 30 jährigen Krieg, wo die Stadt eine Reihe von Belagerungen und einige
Plünderungen auszuhalten hatte, wobei auch durch die Schweden die Burg zerstört wurde; dann wieder in den spätern Kriegen
Frankreichs gegen Oesterreich. Durch die Friedensschlüsse von Compoformio (1797) und Lunéville (1801) wurde mit dem
Frickthal
auch Laufenburg an Frankreich abgetreten, und in der Mediationsakte fügte Bonaparte das gesamte
Frickthal zumKanton Aargau
(1803). Aus Laufenburg stammt der Dichter Heinrich Loufenberg († 1460 in Strassburg), der durch allegorische Lehrdichtungen
und noch mehr durch seine geistlichen Lieder bekannt geworden ist.
Die Stromschnelle von Laufenburg liegt ganz im Schwarzwaldgneis, dem krystallinen Grundgebirge der
Rheintafel. Sie
bildet
eine enge Erosionsschlucht von 1,3 km Länge und etwa 75 m Breite. An der engsten Stelle ist der
Strom
bei Mittelwasser nur 12 m breit. Da der
Rhein auch bei Hochwasser keine bedeutenden Geschiebemengen führt, sind die meist
über
Wasser liegenden kahlen Felsflächen im Flussbett zu beiden
Seiten der Stromrinne von rauher Oberfläche und ohne bedeutendere
Spuren von mechanischer Flusserosion. An einer Stelle der Gneisfelsen hat Prof. Früh in Zürich
schöne Sandgebläseschliffe
gefunden.
Die Stromschnelle ist dadurch entstanden, dass der
Rhein nach dem Rückzug der diluvialen
Gletscher durch eine Verschiebung
seines Bettes seinen alten, früheren Thalweg nicht mehr gefunden hat und damit gezwungen war, sich in den Gneis
des Schwarzwaldes ein neues
Bett einzuschneiden, dessen völlige Austiefung bis zur normalen Gefällslinie ihm bis heute noch
nicht gelungen ist. Der durch Schottermassen eingedeckte alte Rheinlauf liegt südlich der Burg und Stadt Laufenburg tragenden
Felsklippe, die ein durch den jetzigen Rheinlauf abgeschnittenes Stück Schwarzwald darstellt. Eine genaue topographisch-geologische
Aufnahme der Stromschnelle und ihrer Umgebung verdanken wir dem Ingenieur Dr. Heinrich Walter. Vergl.
Walter, Heinr. Ueber die Stromschnelle von Laufenburg (in der Vierteljahrsschr. der Naturforsch. Ges.Zürich.
46, 1901).
1100-1200 m. Alpweide, im Hochthälchen n. vom Lauiberg und Kühbodenberg,
nö. vom Gräppelensee und 7,4 km nö. AltSt. Johann. 166 ha gross, wovon 27 bewaldet sind. 16 Hütten und 7 Stadel. In 305 Alprechte
(Stösse) eingeteilt.
entspringt mit mehreren Quellarmen am Nünalpstock in 1900 m und mündet nach
11,5 km langem Lauf in der Richtung nach O. 1 km n. Rudenz in 475 m von links in die Kleine Melchaa.
Nimmt zahlreiche Nebenadern
auf, wie denMühlebach (rechts) und den Riedmattenbach und Rothmoosbach (links).
Hat durch seine Hochwasser schon grosse Verheerungen
angerichtet, so besonders 1629, 1667, 1739, 1874 und 1902. 1629 zerstörten seine Hochwasser die damalige
Kirche von Kleintheil und 1902 rissen sie Schutzbauten im Wert von 200000-300000 Fr. mit sich
fort.
Amtsbezirk des Kantons Bern.
8660 ha Fläche und 9053 Ew., also 104 Ew. auf einen km2. Der zum grössten Teil zwischen
Aare, Saane undSense
eingekeilte Amtsbezirk grenzt im S. und W. an den Kanton Freiburg,
im N. mit der Aare an die Amtsbezirke Bern
und Aarburg und
im O. an den Amtsbez. Bern.
Seine grösste Länge von Thörishaus bis Mannewil (Gem. Golaten) misst 18 km, die grösste Breite von
Frauenkappelen bis Biberen 10 km. Die sanftgewellten Höhenrücken des Amtes gehören zum grössten Teil dem Gebiet des grossen
Forstwaldes an, der sich von der Nähe der Stadt Bern
bis zum Bramberg, nahe dem Städtchen Laupen, zieht.
Diese Höhen schwanken zwischen 580 und 660 m Höhe. Die randlichen Partien sind von einigen Thalgräben durchfurcht. Der
aus Molasse bestehende Boden ist an sehr vielen Stellen mit Moränenschutt des eiszeitlichen Rhonegletschers überführt. Zum
Amte gehören noch die Ortschaften Münchenwiler (Villars les Moines) und Clavaleyres, die ganz von Freiburger
Gebiet umschlossen und nach Murten pfarrgenössig sind; umgekehrt bildet die Freiburger Ortschaft Wallenbuch eine Enklave im
Amt Laupen.
Heute durchschneidet den Bezirk die direkte Linie Bern-Neuenburg (Stationen Rosshäusern, Gümmenen und Ferenbalm-Gurbrü), die den
an ihr liegenden Dörfern bereits einen bedeutenden Aufschwung gebracht hat. Bei Gümmenen überschreitet
diese Linie das Saanethal auf einem grossartigen Viadukt von 451 m Länge und 27 m Höhe. Eine neue Linie Gümmenen-Laupen-Flamatt
ist soeben dem Verkehr übergeben worden. Von den 8660 ha Bodenfläche des Amtes sind 8260 produktives und nur 400 ha unproduktives
Land. Es umfassen
Von den 3864 ha Ackerland entfallen auf Getreideäcker 1561, auf Hackfrüchte 686, auf Kunstwiesen 1511 und auf verschiedene
Pflanzungen 106 ha. Die bedeutendste Waldung ist der etwa 1000 ha grosse Forst, der im Amt Laupen auf Boden der Gemeinden
Neuenegg und Mühleberg liegt. Dieser Wald ist eine ehemalige Staatsdomäne der Stadt Bern
und wird schon in
der Handveste von 1218 erwähnt. 1803 ging er an die Burgerschaft der Stadt Bern
über und bildet heute noch einen Hauptbestandteil
der burgerlichen Waldungen. Das Amt ist besonders reich an Obstbäumen, die auf ein Areal von 5322 ha verteilt sind
und deren letzte Zählung folgende Resultate ergab: 29526 Apfelbäume, 10058 Birnbäume, 14460 Kirschbäume, 14939 Zwetschgen-
und Pflaumenbäume, 2578 Nussbäume, 786 Spaliere, 83 Quitten, zusammen also 72430 Exemplare. Die Viehstatistik ergibt folgende
Zahlen:
1886
1896
1901
Rindvieh
5177
6140
6657
Pferde
659
689
786
Schweine
3876
5002
5087
Schafe
1277
788
495
Ziegen
1663
1507
1189
Bienenstöcke
1200
1634
990
Man
zählt 672 Rindviehbesitzer, 177 Pferdebesitzer und 829 Kleinviehbesitzer. 20 Käsereien; ein grosser Teil der Milch
wird auch in die Fabriken für kondensierte Milch zu Kerzers und Neuenegg (diese 1902 gegründet) abgeliefert. Der heutige
Amtsbezirk Laupen wurde im August 1324 von der Stadt Bern
erworben durch Pfandübernahme von Peter Im Thurn,
Herrn zu Gestelenberg (im Wallis)
und zu Illens (im Kant. Freiburg).
Bis 1798 haben der Landvogtei Laupen 92 Vögte vorgestanden.
Einer von ihnen, Jakob Durheim (1607-1655), spielte im Bauernkrieg von 1653 dadurch eine Rolle, dass er durch Verbreitung
des falschen Gerüchtes, die Stadt Bern sei gefallen, die Bauern veranlasste, die Besetzung des Passes Beil Gümmenen aufzugeben. 1339 fand
auf dem Bramberg bei Laupen die entscheidende und siegreiche Schlacht der Berner gegen den westschweizerischen Adel statt,
während gleichzeitig die Stadt Laupen durch Johannes von Bubenberg und Burkhard von Bennenwil verteidigt
wurde. Am siegte bei Neuenegg das von Oberst Rudolf von Graffenried und Adjutant Weber geführte Bernerheer über
die unter den Generalen Brune und Pigeon stehenden Franzosen. Die Namen der bei diesem Anlass gefallenen Berner sind auf schwarzen
Tafeln im Chor des Münsters zu Bern
verzeichnet. Zum Andenken an diese Siege stehen bei Laupen (seit 1839)
und Neuenegg (seit 1866) Denksteine. Vergl. Wehren, Christian. Der Amtsbezirk Laupen.Bern
1810.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Laupen). 489 m. Gem., kleine Stadt und Hauptort des gleichnamigen Amtsbezirkes; am rechten Ufer
der Sense 400 m oberhalb ihrer Mündung in die Saane und 4 km s. der Station Gümmenen der direkten Linie
Bern-Neuenburg. Station der Linie Gümmenen-Laupen-Flamatt. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Düdingen. Strassen
über Neuenegg zur Station Flamatt der Linie Bern-Freiburg, über die Sense nach Bösingen und über die Saane nach Gümmenen-Murten. 114 Häuser, 957 reform.
Ew. Zur Kirchgemeinde Laupen gehört noch das am linken Saaneufer gelegene Dicki. Biskuitsfabrik, Kartonnagefabrik.
Grosse Märkte. Das Pfarrhaus datiert aus dem Jahr 1560, die Kirche aus 1734. Zum Bau dieser letztern hat die Berner Regierung
als Entschädigung für Hochwasserverwüstungen an der alten Kirche 300 Bernerkronen beigesteuert. Oestl. über der Stadt
steht auf steiler Anhöhe das ehrwürdige Schloss, heute Sitz der Amtsbehörden. Die alte
¶
mehr
Umfassungsmauer der Stadt mit ihren drei Toren ist noch zum Teil erhalten geblieben. An der den Ort mitten durchziehenden
Hauptstrasse stehen schöne Bauten. Bei der AltenAmtsschreiberei, 1 km n. der Stadt, eine Brücke über die Saane, die 1562 in
Flammen aufging und 1653 neu erbaut worden ist. Gedeckte Brücke über die Sense, 1862 erbaut. In Laupen
wirkte als Pfarrer der nachmalige Bundesrat Karl Schenk (1823-1897). Die Stadt war zunächst Eigentum der Grafen von Laupen,
wurde dann unmittelbare Reichsstadt mit gleichen Rechten und Freiheiten wie Bern
und kam endlich 1308 und 1324 an Bern.
Sie ist in der
Geschichte berühmt geworden durch die in ihrer Nähe auf dem Bramberg geschlagene Schlacht bei Laupen
in der die Berner den Adel des schweizerischen Burgund glänzend besiegten. Zu gleicher Zeit verteidigte die
Besatzung von Laupen unter Johannes von Bubenberg und Burkhard von Bennenwil die Stadt mutig gegen alle Stürme des
Feindes.
Dieser Sieg hat die Grundlage zu Berns künftigem Ruhm und Macht gelegt. An die Schlacht erinnert ein 1839 am Bramberg errichtetes
bescheidenes Denkmal. Laupen wurde nach der Reformation kirchlich von Neuenegg losgelöst und zur eigenen Pfarrei erhoben.
Der jetzt vergessene französische Name der Stadt (Loyes) findet sich in einem aus 1340 stammenden Schlachtbericht,
in dem es heisst: Illi de Mureto currebant ad aquam Saronae propeLoyes. ^[Latein = Jene von Mureto rannten an das Wasser der
Saane bei Laupen.] Grabhügel aus der Hallstatt Periode; Fund einer prachtvollen Bronzestatuette (Faun) aus der Römerzeit.
1295: Löppen.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Signau).
644 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der mittleren Emme; 1 km s. der
Station Zollbrücke der Linie Burgdorf-Langnau und 2 km n. der Station Emmenmatt der Linie Bern-Luzern. Postablage, Telephon.
Die zu beiden Ufern der Emme gelegene
Gemeinde zählt mit Frittenbach, Längenbach, Moosegg und Mungnau 382 Häuser, 2631 reform.
Ew.; Dorf: 36 Häuser, 207 Ew. Bei Zollbrücke eine Brücke über die Emme. Landwirtschaft. 8 Käsereien. In Emmenmatt eine Kunstdüngerfabrik.
Die ältesten bekannten Herren von Lauperswil sind die Burgherren von Wartenstein, von deren auf dem schmalen Kamin des Kalchmattbergs
(1 km nw. Lauperswil) stehenden Burg sich noch einige Mauerreste erhalten haben.
Erste Eigentümer dieser Burg waren die Swaro, deren einer 1284 die Burg und Herrschaft Lauperswil an das Benediktinerkloster
Trub verkaufte und beide von diesen sofort wieder zu Lehen erhielt. 1288 erscheint als Burgherr von Wartenstein ein Werner von
Schweinsberg, dessen Geschlecht bis zu seinem Erlöschen im 15. Jahrhundert im Besitz der Burg verblieb.
Später wechselte diese ihren Eigentümer vielfach und zerfiel endlich in Trümmer. Von 1276 an bis zur Reformation war das
Kloster Trub Kirchenpatron von Lauperswil. Die 1518 erbaute Kirche besitzt alte Glasmalereien, die zu den schönsten Erzeugnissen
dieser Kunst gehören, und Skulpturen in gemischt gotischem und Renaissancestil. Bemerkenswert sind besonders
die Wappenscheiben des KlostersTrub und seines letzten Abtes Thüring Ruost, der als reformierter Pfarrer von Lauperswil gestorben
ist. Funde von Ringen, Fibeln etc. 1284: Lauperswile.
(Kt. und Gem. Zug).
425 m. Nordöstl. Aussenquartier der Stadt Zug, 1 km vom Bahnhof. 54 Häuser, 540 kathol. Ew.
Ziegelei. In der Nähe das kantonale Pulverhaus.
Bezirk des Kantons Waadt.
8300 ha Fläche und 56365 Ew., also 679 Ew. auf einen km2. Bezirkshauptort
ist die Stadt Lausanne. Der Bezirk liegt im s. Kantonsabschnitt und am Ufer des Genfersees. Er grenzt im N. an den Bezirk
Échallens, im O. an den Bez. Lavaux,
im S. an den See und im W. an den Bez. Morges.
Mit der NW.-Ecke stösst er auf eine
kurze Strecke auch noch an den Bez. Cossonay und mit der NO.-Ecke ebenso an den Bezirk Oron.
Er ist mit seinen 8300 ha Fläche einer
der kleinsten Bezirke des Kantons.
Liegt ganz im Bergland des Jorat, besonders an dessen sonnenreicher südlicher Abdachung, und weist ziemlich
beträchtliche Höhenunterschiede auf: Genfersee 375 m, NO.-Ende im zentralen Jorat 932 m. Die zum Genfersee gehenden Gewässer
der südl. Abdachung gehören zum Einzugsgebiet der Rhone, die übrigen zu dem der Aare. In den Genfersee münden, von W.-O.
gezählt: die Sorge und Mèbre, die sich nahe dem See zur Chamberonne vereinigen;
der durch die Stadt Lausanne
fliessende und dort die Louve, seinen grössten Nebenfluss, aufnehmende Flon;
kleines Stück dieses Gebietes wird noch von der zur Broye gehenden Bressonnaz durchzogen. Alle diese übrigens nur kleinen
Flüsse haben sich ziemlich tief eingeschnitten. Die Thäler einiger unter ihnen, wie der Mèbre und des Flon, erweitern sich
im Unterlauf zu grösseren Ebenen. Der Anteil des Bezirkes am Ufer des Genfersees von der Mündung der
Chamberonne bis Paudex ist 8 km lang.
im Kreis Lausanne einzig die fast 4000 ha grosse und damit an Fläche nahezu die Hälfte des Bezirkes umfassende
Gemeinde Lausanne.
Die Stadt Lausanne mit Umgebung beansprucht eine Fläche von etwa 900 ha, wie sie
auch die weitaus überwiegende Mehrzahl der Bewohner des Bezirkes umfasst.
Stadt und Umgebung
Landschaft
Ganzer Bezirk
Fläche
ha
900
7400
8300
Volksdichte auf 1 ha (Ew.)
1900
50.70
1.45
6.79
Einwohnerzahl
1900
45732
10633
56365
Einwohnerzahl
1888
32340
8736
41076
Einwohnerzahl
1880
28356
8233
36589
Einwohnerzahl
1870
24845
7532
32377
Einwohnerzahl
1860
19515
7275
26790
1900 zählte die Gemeinde Lausanne 46732 Ew., der ganze Bezirk 56365 Ew.; 44120 Ew. französischer, 7178 deutscher, 3568 italienischer, 19 rätoromanischer
Zunge und 1480 Andere; 45215 Reformierte, 10422 Katholiken (davon 9399 in der Stadt Lausanne), 491 Israeliten, 237 Andere. 4205 Häuser
und 12076 Haushaltungen.
Der Hafen von Ouchy ist Landungsplatz für Last- und Marktschiffe und Dampfschiffstation der «Compagnie générale de
Navigation»; auch Pully ist Dampfschiffstation. Postwagenverbindungen Lausanne-Le Mont-PoliezPittet und
Lausanne-Belmont-Forel.
Hauptbeschäftigung der Bewohner der Mehrzahl der Landgemeinden ist die Landwirtschaft. Die verschiedene Höhenlage und wellige
Beschaffenheit des Bodens gestatten den Betrieb der verschiedensten Kulturen. Während im tiefer gelegenen s. Abschnitt Garten-,
Wiesen-, Obst-, Wein- und Gemüsebau vorherrschen, ist der merklich höher gelegene n. Abschnitt
zu einem grossen Teil mit Wald bestanden. Diese beiden Gebiete sind also auch landschaftlich stark von einander verschieden.
Der angebaute Boden verteilt sich ungefähr wie folgt:
Bauten, Strassen und Plätze decken eine Fläche von etwa 200 ha. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Rindvieh
3230
3624
3476
Pferde
1113
1389
1527
Schweine
3059
4121
3684
Schafe
880
825
416
Ziegen
958
1056
796
Bienenstöcke
1579
1146
1233
Da die Stadt Lausanne im Bezirk eine weitaus überwiegende Stellung einnimmt, beschäftigen sich natürlich
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mehr
die meisten seiner Bewohner mit Handel und Gewerbe. Die Stadt hat zahlreiche Fabriken: Schokolade-, Zigarren-, Weisswaren-
und Schuhwarenfabriken, Gerbereien, Bierbrauereien etc., Giessereien, verschiedene Maschinenfabriken. In Ouchy eine Schiffswerft,
in Paudex eine Zement- und Gipsfabrik, in Renens eine keramische Fabrik, in Épalinges und Praz-Léchaud (bei Les Croisettes) je
eine Ziegelei, in La Rosiaz (über Pully) und in Tivoli (Montbenon) Bierbrauereien. In Palaz die Reparaturwerkstätten
und Wagenschuppen der städtischen Strassenbahn, in La Sallaz ein Elektrizitätswerk. Unterhalb Belmont Kohlengruben, bei Crissier
Molassebrüche, bei Le Mont, Pully und Renens Kiesgruben. Fremden- und Hotelindustrie in Lausanne und Umgebung, in Sauvabelin,
Chailly, Vennes, Vers chez les Blancs, Le Chalet à Gobet, La Bérallaz und Montherond. Auf Boden der Gemeinde
Prilly steht seit 1873 die kantonale Irrenheilanstalt Cery, was die verhältnismässig hohe Bevölkerungsziffer dieser Gemeinde
erklärt.
(Kt. Waadt,
Bez. Lausanne). Hauptort des Kantons Waadt
und des Bezirkes und Kreises Lausanne. Die Mitte der Altstadt steht
auf den Ausläufern des Jorat, 2 km n. vom Ufer des Genfersees; das Postgebäude 1,4 km n. vom Hafen. Die Stadt zieht sich ohne
Unterbrechung bis zum See hinunter, wo Ouchy eines ihrer Quartiere bildet. Die Kathedrale liegt in 6° 38' 6" OL. von Greenwich
und in 46° 31' 24,1" NBr. Die mittlere Höhenlage von Lausanne beträgt 515 m, d. h. 140 m über dem
Spiegel des Genfersees.
Die Häuser der Stadt stehen auf fünf verschiedenen Höhenrücken, zwischen denen die beiden WildbächeFlon und Louve in tiefen
Tobeln sich ihren Weg gebahnt haben. Die Louve mündet mitten in der Stadt in den Flon. Beide flossen einst
offen durch die Stadt und verursachten bei Hochwasser manchmal verheerende Ueberschwemmungen (besonders der Flon); heute sind
sie in langen Gewölben eingeschlossen, über denen eine Reihe von öffentlichen Plätzen (Place du Tunnel, Place de la Riponne,
Place du Pont, PlaceCentrale, PlacePépinet und Place du Flon) geschaffen worden ist.
Unterhalb der Stadt ist der Flon kanalisiert, hat 1892-1899 ein gepflastertes Bett mit gemauertem Ueberfall erhalten und mündet
endlich bei der Maladière in den See. Flon und Louve sammeln jetzt alle Abwasser der Stadt. Ueber
Lausanne erhebt sich die aussichtsreiche
Höhe des Signal, auf dessen zum See sich senkenden südlichen Ausläufer die Cité steht. Links vom Flon
liegt die Höhe des Bourg, die sich über Montbenon fortsetzt, und rechts der Louve die Hohe von Saint Laurent. Alle diese Rücken
steigen in einzelnen Stufen zum See ab, die zwischen sich für verschiedene Terrassenflächen Raum lassen. Nahe
Cour erhebt sich der Hügel von Mont Riondle Crêt, der seiner Isoliertheit und abgerundeten Form wegen einst als ein von Menschenhand
aufgeschüttetes Gebilde angesehen worden ist.
Die nahezu in der Mitte des Bezirkes liegende Gemeinde Lausanne umfasst mit ihren 3885 ha etwa die Hälfte der Fläche des
Bezirkes und ist, von einigen Berggemeinden abgesehen, die flächengrösste der Waadtländer Gemeinden.
Sie reicht vom Seeufer bis in den zentralen Jorat hinein und ist von ihrer SW.-Ecke (Mündung der Chamberonne, 375 m) bis zur
Montagne du Château (932 m) in der NO.-Ecke 12,3 km lang. Es sind diese beiden Ecken zugleich die am tiefsten
und höchsten gelegenen Punkte der Gemeinde. Zu ihr gehört noch ein gegen NW. gelegenes, im Kreis Romanel enklaviertes Landstück
mit der Siedelungsgruppe Les Vernands.
Andererseits ist die Gemeinde Épalinges derart in die Gemeinde Lausanne eingekeilt, dass sie diese in zwei nahezu gleich
grosse Hälften, eine untere im SW. und eine obere im NO., zerschneidet. Die Flächengrösse und unregelmässige
Form der Gemeinde sind dadurch zu erklären, dass nach der Reformation alle diese einst zum Bistum Lausanne gehörenden Ländereien
zusammen mit anderem Grundbesitz (Wald, Rebbergen etc.) an die Stadt kamen (vergl. die Art. Dézaley, Jorat).