sind Industrie und Handel, die den
Ort zum Mittelpunkt des ganzen
Oberaargaues machen. Die wichtigsten Industrien sind Baugeschäfte,
Bierbrauerei, Bleicherei, Brennerei, Buchdruckerei mit Verlag zweier Zeitungen, Zigarren- und Zichorienfabrikation, Gerberei,
Imprägnieranstalt, Kokosteppichweberei, Maschinenfabrikation, Müllerei, Tuchweberei, Ziegelei. Lebhafter Handel mit Leinwand,
Käse, Wein,
Eisen- und Manufakturwaren. Den Kleinhandel vermitteln zahlreiche Kaufläden.
Seitdem die Gemeinden des Bezirkes
Aarwangen das Elektrizitätswerk
Winau angekauft haben, hofft man auf weitere Zunahme der
industriellen Tätigkeit. Langenthal hat elektrische Kraft und Beleuchtung, Wasserversorgung, Kanalisation, Schlachthaus,
Badanstalt, Bezirksspital, Reitschule, 3 Bankinstitute. Neues Kurhaus auf dem
Hinterberg in der freundlichen Umgebung des
Hirschparkes. 1833 gegründete Sekundarschule mit 10 Klassen, die auch von den umliegenden Ortschaften
besucht wird und nächst denen von Bern
und
Biel die grösste des Kantons ist.
Handwerker- und kaufmännische Fortbildungsschule. Oberaargauische Volksbibliothek. Das zu Ende des 18. Jahrhunderts erbaute
stattliche Kaufhaus ist 1894 in ein Gemeindehaus (Stadthaus) umgewandelt worden. Die Markthalle dient zugleich als Theater-,
Konzert- und Vortragssaal. Einen grossen Teil seiner Bedeutung verdankt Langenthal seinem
Markte. Durch
seine Lage in der Mitte des stark bevölkerten Amtes
Aarwangen, an der Kreuzung von 7 Hauptstrassen und nahe dem
Winkel, in
dem die Kantone Bern,
Luzern,
Aargau
und Solothurn
zusammenstossen, ist der
Ort zum natürlichen Marktplatz für eine weite Umgebung bestimmt
und daher auch einer der ansehnlichsten Handelsplätze des Kantons geworden.
Schon 1477 bewilligte der
Rat von Bern
der Ortschaft einen Wochenmarkt; 1571 wurden zwei Jahrmärkte bewilligt und jetzt werden
deren 6 abgehalten. Dazu kommen ein Monatsviehmarkt und seit einigen Jahren jeden Frühling eine interkantonale Mastviehausstellung.
Zur Aufnahme des Viehs dient eine geräumige, 1904 gebaute
Halle. Als im 18. Jahrhundert im
Oberaargau
und
Emmenthal die Leinwandfabrikation blühte, war Langenthal der Hauptstapelplatz für diesen Artikel.
Schon 1765 stieg der Leinwandexport von Langenthal auf 11000 Stück, wovon 8000 im
Ort selbst gebleicht wurden. Daneben waren
auch der Handel mit Baumwollwaren und
Bändern, sowie die Färberei von Bedeutung. Die
Märkte wurden selbst
von Käufern aus England und Holland besucht. Vom
Rat inBern
eingesetzte Tuchmesser hatten für richtige Handhabung des gebräuchlichen
Masses, der Langenthalerelle, zu sorgen. Auch der Handel mit Emmenthalerkäse fällt schon in diese Zeit.
Heute liegt der Leinwandhandel in der Hand von 7 Engrosgeschäften, die ihre Tücher teilweise immer
noch im obern Langetenthal weben lassen. Die führende Stelle hat jetzt der Viehhandel übernommen. Es werden hier jährlich
über 25000 Stück auf den
Markt geführt, und besonders der Kälbermarkt wird von weither besucht. Unter den Stationen der
Bundesbahnen nahm Langenthal 1902 im Güterverkehr den 29.
Rang ein und stand in dieser Hinsicht vor mancher
anderen volksreicheren Ortschaft.
In der Umgehung von Langenthal, in den
Wäldern von
Aarwangen und
Bötzberg, hat man keltische Grabhügel aus dem 5. Jahrhundert
v. Chr. aufgedeckt, deren Funde im bernischen Museum aufbewahrt werden. In römischer Zeit lag der
Ort
an der Strasse von Aventicum über
Burgdorf und
Herzogenbuchsee nach Vindonissa. Hier, am Ausgang des
Thales und an der Abzweigung
der Strasse nach
Niederbipp, entstand eine kleine Niederlassung, deren Existenz durch das Auffinden von römischen Ziegeln
und Münzen bezeugt ist. In der Nähe des früheren
Bades hat man das Gemäuer einer Römersiedelung,
des sagenhaften Chelpach, gefunden.
Langenthal wird zum erstenmal in einer Urkunde von 861 erwähnt, worin ein Theathart seine und seines Bruders Buobo
Güter
zu Langatum dem Kloster St. Gallen
vermacht. Wenige Jahre später vergabte ein Perchtger dem gleichen Kloster
Güter von Langatum bis
Sossau. Diese Beziehungen zu St. Gallen
dauerten bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts.
Drei Jahrhunderte lang schweigen
nun die Urkunden. Erst 1191 taucht Langaton wieder auf, als die Freiherren von
Langenstein ihr schon früher in
Klein Roth
gestiftetes und 1194 nach dem
Bowald verlegtes Zisterzienserkloster
St. Urban mit Gütern zu Langenthal und
Schoren beschenkten.
Durch Vergabungen von
Seiten anderer
Herren kam dann
St. Urban nach und nach in den Besitz des grössten Teiles der Gemeinde. 1224 vergabte
Eberhard von
Grünenberg dem Kloster das Patronat der Kirche von Langenthal mit der Gerichtsbarkeit des Dorfes, und 1255 wurde
ihm vom
Bischof von Konstanz, in dessen Sprengel Langenthal gehörte, auch das Kirchengut zugesprochen.
Diese Rechte wurden dem Kloster aber streitig gemacht durch das fehdelustige Geschlecht der
Luternau, deren Burg in Langenthal
nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden kann. In diesem langjährigen Streit, zu dem noch Händel wegen Ableitung der
Langeten
kamen, gingen die
Luternau so weit, einen Teil des
Klosters niederzubrennen.
Schliesslich sahen sie sich aber gezwungen, alle ihre Besitzungen und Rechte in Langenthal dem Kloster abzutreten, das nun
fast alleiniger
Herr des Dorfes war. Blos die Johanniter von
Thunstetten und die
Herren von
Grünenberg waren noch im Besitz
einiger Rechte. 1279 belehnte das Kloster den
Ulrich von
Grünenberg mit der
Herrschaft Langenthal und der
Burg der
Luternau. Kirchlich war Langenthal damals in zwei Pfarreien geteilt: das rechte Ufer der
Langeten und 14
Höfe am linken
Ufer bildeten die Pfarrei Langenthal, während das übrige linke Ufer zur Pfarrei
Thunstetten gehörte. 1396 kaufte
St. Urban
den Johannitern von
Thunstetten den Kirchenzehnten von Langenthal ab. Die
Herrschaft des
KlostersSt. Urban
dauerte während des ganzen 14. Jahrhunderts. In dieser Zeit hatte Langenthal zweimal unter kriegerischen Ereignissen zu
leiden: 1340 berührten die
Berner auf ihrem Raubzug gegen die Besitzungen des Landgrafen Eberhard von
Kiburg den
Ort und 1375 verheerten
ihn die
Gugler von ihrem Hauptquartier
St. Urban aus. 1406 kaufte Bern
von den Kiburgern die Landgrafschaft
Burgund und übte von da an auch in Langenthal die hohe Gerichtsbarkeit aus, während die niedere bei
St. Urban verblieb.
Nachdem Bern
1528 die Reformation eingeführt hatte, wurde Langenthal 1538 kirchlich vollständig von
Thunstetten
getrennt. Der Kirchensatz, d. h. die Besetzung der Pfarrstelle blieb aber bis 1808 bei
St. Urban. Von seiner Verpflichtung
zum Kirchenbau hatte sich das Kloster 1675 losgekauft. Politisch war Langenthal bis 1798 dem Amt
Wangen zugeteilt. Im Bauernkrieg
von 1653 stand Langenthal auf
Seite der Bauern und war eine Zeit lang das Hauptquartier von Niklaus Leuenberger;
von den nach dem unglücklichen Gefecht von
Herzogenbuchsee im Langenthaler Kaufhaus eingesperrten 45 Bauern wurden drei hingerichtet,
darunter Bernhard Herzog, der Führer der Langenthaler.
Eine Kirche zu Langenthal wird zum erstenmal 1197 erwähnt. Der Bau der zweiten Kirche fällt ins Jahr 1392. Beide standen
an der Stelle der jetzigen Kirche. Die mit Reliefs gezierten St. Urbanziegel der zweiten Kirche, die beim Umbau des Jahres 1898 aufgedeckt
wurden, befinden sich jetzt im Schweizerischen Landesmuseum zu Zürich.
Da die schon erwähnte kirchliche Teilung in die zwei Pfarreien
Langenthal und
Thunstetten für das grössere Langenthal unbequem war und zu Reibereien führte, liess
der Komthur von
Thunstetten 1506 in Langenthal zur Abhaltung der Frühmesse eine
Kapelle bauen. Es ist dies die
Kapelle, deren
Gemäuer hinter dem Gasthof zum
Kreuz sich als
Speicher noch vorfindet.
Die jetzige Kirche stammt aus dem Jahr 1677; ihre kunstvoll geschnitzte
Kanzel ist aus der früheren Kirche
übernommen worden. Der jetzige monumentale Glockenturm aus Granitquadern ward 1861 erbaut, und 1898 hat man die Kirche
Innen
und Aussen vollständig renoviert. Langenthal wurde mehrmals von grösseren
Bränden heimgesucht: 1542 wurden 46
Häuser zerstört, 1680 brannten
durch Blitzschlag 25
Häuser samt dem Pfarrhaus ab und 1729 neuerdings 11
Häuser. Von hervorragenden
Bürgern
Langenthals erwähnen wir den originellen Arzt Andreas Dennler (1756-1829), der durch seine bizarren und freigeistigen Schriften
oft mit der Polizei in Konflikt geriet, den Fürsprecher, Nationalrat und Oberauditor Joh.
Bützberger (1820-1886) und den
Grossindustriellen und Nationalrat F. Gugelmann (1829-1898). Einen Teil seiner Jugendzeit hat in Langenthal
auch der bekannte
Maler Ferdinand Hodler verbracht.
¶
mehr
In den alten Urkunden erscheint der Ort als Langatun, Langaton, Langatum. Auf diese alte Schreibweise stützt sich der mundartliche
Name Langetu. Erst am Ende des 14. Jahrhunderts fing man an, Langenthal zu schreiben. Gatschet leitet den Namen vom Bach
Langeten ab, «der die lange Ebene durchläuft.»
Ueber die keltischen Ausgrabungen vergl. die Berichte von Alb. Jahn im Archiv des bernischen histor. Vereins
(Band I, 1848) und im Jahresbericht des histor. Museums vonBern
1899 und 1900. - S. ferner Flückiger, F. A. Mitteilungen überdie Geschichte Langenthals und der Umgegend bis zur Reformation. Langenthal 1847. - Blaser, Joh. DiePfarreiund Pfarrkirche zu Langenthal. Langenthal 1898. - Kronauer, Friedrich. Die Sekundarschule Langenthal. Langenthal 1883. -
Geiser, K. Der Twingrodel von Langenthal (als Manuskr. gedr.). - Geiser, K. Andreas Dennler (im BernerTaschenbuch 1189).
Nahe dabei am S.-Hang des Laubhorns die Alpweide Langermatte,
die durch die Erzählung «Die Weiberschlacht auf der Langermatte» (Vereinfür Verbreitung guter Schriften;Bern.
44) bekannt geworden ist.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Trachselwald und Aarwangen).
Kleiner Fluss, rechtsseitiger Nebenarm der Aare. Entspringt am N.-Hang der Napfgruppe
zwischen Schilt und Fritzenfluh im Langetenköpfliwald (3 km s. Eriswil) in 970 m. Erhält bei Eriswil als ersten Zufluss das
vom Schilt herabkommende Hürnlisbächli und 3 km tiefer unten das Niffelbächli. Nachdem sie auf eine
Strecke von 6,5 km gegen N. geflossen, biegt die Langeten bei Huttwil (648 m) nach NW. ab und nimmt von links zwischen Huttwil
und Rohrbach den Rothbach, bei Kleindietwil den Rohrbach und beim WeilerWeinstegen (560 m) den aus der Vereinigung von Oeschenbach
und Walterswilbach entstehenden Ursenbach auf, wendet sich dann neuerdings nach N. und erhält weiterhin
keine nennenswerte Zuflüsse mehr.
Von Langenthal an hat das Bett der Langeten im Laufe der Zeiten mancherlei Verschiebungen erlitten. Ohne Zweifel floss sie
ursprünglich durch Aarwangen direkt der Aare zu. 1226 wurde ein Teil der Langeten von den Mönchen zu St. Urban
zur Bewässerung ihrer Wiesen nach Roggwil abgeleitet. Jetzt zweigen sich zwischen Langenthal und Roggwil von ihr zahlreiche
kleine Bäche und Kanäle ab, deren wasserreichster der Brunnbach ist. 1,5 km n. Roggwil vereinigen sich der Brunnbach und die
Langeten mit der von Gondiswil kommenden und die Kantonsgrenze zwischen Bern
und Luzern
bildenden Roth zur Murg, die
einen Teil ihres Wassers dem etwas oberhalb Aarburg in die Aare auslaufenden Rothkanal abgibt und dann bei Murgenthal in 404 m
von rechts in die Aare mündet.
Die Murg trennte einst das Land der Alemannen von Burgund oder den Unter- vom Oberaargau und bildet heute
noch die Grenze zwischen den Kantonen Bern
und Aargau.
Die im Ganzen 30 km lange Langeten fällt von Huttwil bis Murgenthal um 244 m oder 1%. Der
Fluss ist auf seinem ganzen Lauf von Eriswil bis Murgenthal seit Jahrhunderten zu Bewässerungszwecken nutzbar gemacht worden
und war deshalb von solcher Bedeutung, dass im 13. Jahrhundert um seine Wasserrechte blutige Händel
zwischen Werner von Luternau und dem Kloster St. Urban entstanden.
Von Huttwil an treibt er Sägen und Mühlen, in Kleindietwil und Lotzwil Tuchwebereien und in Langenthal eine Reihe von Fabriken
verschiedener Art. Der Brunnbach liefert der grossen Tuchweberei Brunnmatt ihre Triebkraft. Die Langeten
ist reich an Forellen, die hier künstlich gezüchtet werden. In Langenthal, wo ihr Bett bei Hochwasser zu eng ist, richtet
sie zeitweise Schaden an und
setzt dann einige Strassenunter Wasser. Der einst geplante Bau eines die Hochwasser ableitenden
Kanales ist seiner hohen Kosten wegen nicht zur Ausführung gelangt. Ueber die Langeten führen 21 Brücken,
darunter drei der Bahnlinie Langenthal-Wolhusen und eine der Linie Olten-Bern.
(Kt. St. Gallen,
Bez. und Gem. St. Gallen
und Bez. und Gem. Tablat).
674 m. Nö. Aussenquartier der Stadt St. Gallen, zu beiden Seiten der (hier
Langgasse geheissenen) Strasse St. Gallen-Konstanz;
900 m w. der Station St. Fiden der Linie St. Gallen-Rorschach.
Station der elektrischen Strassenbahn St. Gallen-Heiligkreuz.
Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen St. Gallen-Lömmenswil. 163 Häuser, 2616 reform.
und kathol. Ew. Kirchgemeinden St. Gallen.
Die Mehrzahl der Bewohner arbeitet in der SpinnereiBuchenthal und in verschiedenen Fabriken
und Geschäften der Stadt St. Gallen. Die Fortsetzung der Langgasse bildet die St. Jakobsgasse, um die
sich das QuartierSt. Jakob (mit der kantonalen Strafanstalt) angesiedelt hat.
Dem Langgletscher entspringt die Hauptquelle der das Lötschenthal durchfliessenden
Lonza.
Mit dem Langgletscher vereinigten sich früher (wahrscheinlich noch zur Zeit des starken Gletschervorstosses am Beginn
des 19. Jahrhunderts) die beiden benachbarten Eisfelder des Distelgletschers im S. und Jägigletschers im N. Heute endigt der
Distelfirn schon 300 m über dem einstigen Vereinigungspunkt mit dem Langgletscher (1881 m), der seinerseits
ebenfalls um fast 1 km zurückgewichen ist. Er liegt am Weg von Ried über die Lötschenlücke zur Konkordiahütte.
(Kt. Schwyz,
Bez. und Gem. Einsiedeln).
890 m. Gruppe von 2 Häusern, auf einer Moräne mitten im Einsiedler Torfmoor und 2,3 km nö.
vom Bahnhof Einsiedeln. 21 kathol. Ew. Wiesenbau. Die Häuser werden beim Bau des geplanten Sihlsees geräumt
und abgebrochen werden müssen.
(Kt., Bez. und Gem. Schwyz).
460 m. Gruppe von 7 Häusern, am rechten Ufer der Muota und 1,6 km sö. der Station Schwyz
der
Gotthardbahn. 52 kathol. Ew. Wiesen-, Obst- und Gemüsebau.
Mittelpunkt des Handels mit Emmenthalerkäse. 11 Firmen besorgen den Käseexport. In der Gemeinde stehen 9 Käsereien
in Betrieb. Weberei und Spinnerei, Fabrikation von Leinwand, Halbleinwand und Baumwolltuchen, Bleicherei. Eine Bierbrauerei
und eine Magenbitter- und Likörfabrik. Eine Buchdruckerei mit Verlag des EmmenthalerBlattes (21000 Abonnenten). Fabrikation
von Zigarren und Musikinstrumenten. Eine Sodafabrik. Gerberei, Mühle, Säge. Holzhandel. Ein Bankinstitut, Sparkasse. Gasthöfe,
Badanstalt. Elektrisches Licht und Wasserversorgung. Neben 6 Jahrmärkten werden noch regelmässige Monats-
und Wochenmärkte abgehalten.
Die 1519 aus Holz erbaute grosse Markthalle ist 1900 abgetragen worden. Bezirksspital. Knaben- und Mädchensekundarschule.
Von den 11 Primarschulen der Gemeinde sind 2 im Dorf. Kriegsmaterialdepot der 4. Armeedivision. In der Bärau (2,5 km sö.
vom Dorf Langnau) das Armenhaus des obern Emmenthales. Die Erzeugnisse der um die Mitte des 18. Jahrhunderts
hier blühenden Thonwarenindustrie werden heute von den Liebhabern gesucht und erzielen hohe Preise. Um dieselbe Zeit war
das Emmenthal auch seiner Pferdezucht wegen weit bekannt, sodass der Pferdemarkt zu Langnau
sogar von ausländischen Käufern
besucht wurde.
Die Kirche datiert aus dem Jahr 1673 und hat 16 aus dieser Zeit stammende Glasgemälde. Auch die Landwirtschaft ist von grosser
Bedeutung; Acker- und Obstbau gehen bis in eine Höhe von 1050 m, höher oben liegen Alpweiden. Fund eines Bronzebeiles;
Gräber
ohne Schmuckgegenstände oder sonstige Beigaben 850: Langenouwa (lange Au);
1257: Langnowa;
1323: Langnow.
Die im 13. und 14. Jahrhundert genannten Freiherren von Langnau waren Dienstleute der Grafen von Kiburg;
die Lage ihrer einstigen
Burg ist nicht bekannt.
Ein Teil der jetzigen Gemeinde Langnau gehörte im 13. Jahrhundert als Lehen des KlostersTrub den Freiherren
von Spitzenberg, deren Burg im Golgraben zwischen den HöfenUrstalden und Multen stand. 1300 wurde das Lehen
an den Herzog von Oesterreich verkauft, der es an die Herren von Aarwangen und von Grünenberg übertrug. Nachdem die Burg im
Sempacherkrieg 1386 zerstört worden war, kam Langnau an die Stadt Bern, die den Ort 1408 ihrer Landvogtei
Trachselwald angliederte. Ein im Besitz des Benediktinerklosters Trub verbliebener Teil der Gemeinde samt dem Kirchensatz kam
zur Zeit der Reformation an Bern.
Langnau war ein Hauptherd des Bauernkrieges von 1653. Hier wohnte 1770-1781 der Naturarzt Michael
Schüpbach, genannt Schärer Micheli (1707-1781), bei dem Kranke aus allen Schichten der Bevölkerung und
aus allen Ländern Heilung suchten. (Siehe Fetscherin, W. MichaelSchüpbachund seine Zeit.Bern
1882).
(Kt. Zürich,
Bez. Horgen).
500 m. Kirche in 545 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der Sihl. Station der
Sihlthalbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Hell, Oberalbis. Rengg, Rütibohl, Schwärzi, Unteralbis und Waldi: 210 Häuser, 1912 reform.
Ew.; Dorf: 106 Häuser, 1220 Ew. Landwirtschaft. Säge. Baumwollindustrie; eine Baumwollspinnerei mit 16000 Spindeln beschäftigt 140 Arbeiter.
Die alten Partien des Dorfes mit der Pfarrkirche stehen auf einer Terrasse über der Sihl, die neuen Quartiere am Flussufer
selbst. An der Aussenseite der Turmmauer der Schnabelburg (auf dem Albis) hat man ein mit Tuffplatten ausgelegtes und bedecktes
Grab mit einem Skelet aufgefunden. Im Dorf selbst ist von einer Burg nichts zu finden. 1210: Langinowe.
Langnau kam 1415 zusammen mit dem Freiamt an die Stadt Zürich und wurde der Landvogtei Knonau zugeteilt.
(Kt. Schwyz,
Bez. und Gem. Einsiedeln).
887-901 m. Sw. Aussenquartier von Einsiedeln, in fruchtbarer Ebene am
Eingang ins Alpthal und am W.-Fuss des Freiherrenberges; zwischen Einsiedeln und Trachslau. 91 Häuser, 844 kathol. Ew. Die Mehrzahl
der Bewohner arbeitet in den Buchdruckereien und Buchbindereien von Einsiedeln. Ackerbau und Viehzucht, Kartoffelbau. Torfgruben.
Das Quartier grenzt im O. an den Wanibach, der hier einen ziemlich grossen Weier bildet und zwei Sägen treibt.
Der ehemalige Spital zu Langrüti ist 1860 völlig umgestaltet worden. Hier versammelten sich einst die Waldleute der reichsfürstlichen
Abtei Einsiedeln zur Landsgemeinde. Eine 400 Jahre alte St. Josephskapelle ist 1898 abgetragen und durch einen Neubau ersetzt
worden. Der 1598 errichtete Schützenstand musste 1737 einer grossen neuen Scheune weichen, die bis 1877 zugleich
als Schützenhaus diente und in der heute noch von Zeit zu Zeit Theater gespielt
wird.
(Piz) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
3266 m. Einer der bekanntesten Aussichtsgipfel des Ober Engadin und zugleich der wahrscheinlich
am häufigsten besuchte Berg des ganzen Kantons; 4 km ö. Pontresina und nö. über der Berninastrasse, in der Kette zwischen
dieser und dem Val Prünas. Bildet eine stolze Pyramide mit mehreren Gipfelgräten, tritt aber von der
Thalsohle aus gesehen nicht sehr scharf hervor. Ein Saumweg führt von Pontresina durch das Val Languard bis zu der am Fuss
des obersten Kegels befindlichen Rossstation (2771 m).
Besteigung von Pontresina aus in 4 Stunden ohne Führer und gefahrlos.
Auf dem Gipfel steht ein Restaurant und wenig unter ihm (in etwa 3150 m) die sog. Georgy's Hütte, in
der der Maler W. Georgy längere Zeit hauste, um für die Illustration von Tschudi's Tierleben der Alpenwelt Studien zu machen.
Prachtvolle und ausgedehnte Aussicht, die bis zum Tödi, Monte Rosa und Adamello reicht;
besonders grossartig ist der Blick
auf das Berninamassiv und das Becken des Morteratschgletschers.
Sein Bach entspringt dem Vadret da Languard, bildet zunächst einen kleinen See
und teilt sich 1,5 km oberhalb seiner Mündung in 2 Arme, deren einer mit schönen Fällen zu Thal stürzt,
um sich 1 km sö. der letzten Häuser von Pontresina mit dem Berninabach zu vereinigen, während der andere durch eine Klus direkt
gegen Pontresina fliesst. Es ist die eines der ziemlich seltenen Beispiele einer Wildbachverzweigung hoch oben an einem Berghang.
Das Val Languard ist seiner reichen Flora wegen sehr bekannt.
(Le) (Kt. Waadt,
Bez. und Gem. Lausanne).
450-470 m. Hügelzug, s. über der alten Strasse nach Genf
und der Bahnlinie, 800 m
w. Lausanne. Die Bahn geht hier in einem tiefen Einschnitt durch, der mit dem sog. Pont du Languedoc überbrückt
ist. Der gegen Cour absteigende S.-Hang ist mit Weinreben bepflanzt. Von einer in 450 m gelegenen Terrasse aus hat man einen
ziemlich umfassenden Ausblick auf den See, die Alpen und den Jura.
Ein aus dem 14. Jahrhundert stammendes Haus soll einer unverbürgten Ueberlieferung nach einst
als Rathaus gedient haben und durch einen unterirdischen Gang mit der Burg Clanx verbunden gewesen sein.
Tatsache ist nur,
dass man von diesem Haus aus in einen solchen, jetzt grösstenteils verschütteten Gang gelangen kann.
Der Name vom althochdeutschen lancha = mittelhochdeutschem Tanke = Lende, Hang, Gehänge.
Käserei. Bildet zusammen mit Schmitten einen Viehversicherungskreis. 1447 zählte Lanthen 7 Häuser
und 42 Ew., die zusammen ein Vermögen von 142000 Fr. besassen.
Von hier stammt das Edelgeschlecht der
Lanthen-Heid, das der Republik Freiburg
einen Schultheissen gegeben hat und von dem mehrere Glieder als hohe Offiziere in französischen
Diensten gestanden sind. 1450: Lanton.
oder Lanvouennes(Les) (Kt. Neuenburg,
Bez. Boudry).
Zwei tiefe Tobel. La Grande Lanvoenne und La Petite Lanvoenne, an der
N.-Flanke der Montagne de Boudry unter den Hängen von Treymont. Münden gegenüber dem Rücken von Cuchemanteau auf das Bett
der Areuse aus. Hier hat eine Verwerfung Sequan und Valangien miteinander in anormalen Kontakt gebracht. Die Grande Lanvoenne
ist bis auf den Gewölbekern der Kette, d. h. bis auf die Spongitenschichten (die unterste Zone der Argovianstufe)
eingeschnitten.
Acker-, Wiesen- und Weinbau, Viehzucht
und Viehhandel.
Stickerei. Staatliche und private Kiesgruben.
Schöne Aussicht auf die Alpen, den Thurgau
und Vorarlberg.
Das Dorf
hat eines der am besten eingerichteten Schulhäuser des Kantons.
Heimat des im 13. Jahrhundert lebenden
Konrad von Ammenhausen, eines Mönches des KlostersSt. Georg in Steinam Rhein, der als Verfasser des (1887 neu herausgegebenen)
Schachzabelbuches bekannt geworden ist.
Das Dorf ist wahrscheinlich nach dem Geschlecht der Lanz benannt, das im 15. und 16. Jahrhundert
auf dem SchlossLiebenfels hauste.
Das Feld wird vom Weg Derbon (Wallis)-Les Flasses (Waadt)
mitten
durchzogen und an seinem NW.-Rand von dem auf die Écuellaz führenden Felsensteig der sog. Vire aux Chèvres
begleitet. Besteht zum grössten Teil aus Urgon (das dem Neocom am Fuss der Tête Pegnat aufliegt) und tiefer unten aus Rhodan,
Gault und Nummulitenkalk.
780-1240 m. Felshänge, von Karren zerfressen und mit
Busch- und Strauchwerk überwachsen, über der Strasse Aigle-LeSépey an der Les Grands Rochers geheissenen Stelle und kurz
vor dem Wirtshaus Le Vuargny (rechts über der Grande Eau).
Im Winter lösen sich von diesem Hang oft kleine Lawinen los, die
dann die Strasse gerade an ihrer schmälsten Stelle unmittelbar über dem Elektrizitätswerk Vuargny (Société
des forces motrices de la Grande Eau) verschütten.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig).
Wildbach; entspringt in 2360 m dem Laquingletscher, durchfliesst das steilwandige und
wilde Laquinthal, in dessen oberem Abschnitt er von rechts den Thälibach aufnimmt, und mündet nach 5 km langem Lauf in der
Richtung nach NO. unterhalb des Weilers Algaby oder Gsteig und oberhalb der Algabygallerie der Simplonstrasse in 1200 m von
rechts in den Krummbach, der von dieser Stelle an den Namen Diveria erhält. Der Ausdruck «Laquin» wird
wie «Lakin» ausgesprochen und würde wohl auch besser so geschrieben werden,
wenn nicht die von den am Bau der Simplonstrasse (1805-1810) beschäftigten französischen Ingenieuren aufgebrachte Orthographie
mit «qu» schon allgemeinen Eingang gefunden hätte.
Ist einer der bedeutendsten Gipfel in der Kette zwischen dem Saasthal und der Simplonstrasse.
Von
Gondo (an der Simplonstrasse) gesehen, zeigt er sich in Gestalt einer eisgekrönten und eisgebänderten
hohen Felsenmauer.
Zum erstenmal 1856 bestiegen.
Die bequemste Anstiegsroute, die zugleich keine ernsthaften Schwierigkeiten
bietet, geht von Saas Fee über das kleine Gasthaus Weissmies auf der Triftalp, wo übernachtet wird (7 Stunden Marsch).
Grossartige
Aussicht auf die benachbarten Hochgebirgsgruppen, die Poebene und die oberitalienischen Seen.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig).
3497 m. Passübergang, zwischen dem Laquinhorn und Weissmies; verbindet Saas Im Grund
mit dem Dorf Simpeln. Schwierig zu begehen und daher nur selten besucht. Eine alte Ueberlieferung erzählt, dass über den
Pass einst ein gepflasterter Weg geführt habe, dessen Spuren noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts sichtbar gewesen sein
sollen. Saas-Passhöhe (unschwierig) 5 Stunden, Abstieg nach Simpeln 6½ Stunden.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig).
2360-1200 m. 5 km langes Thal; beginnt am Fuss des vom Weissmies (4031 m) überragten Laquingletschers,
steigt nach NO. ab und mündet an der S.-Flanke des Simplonpasses beim WeilerAlgaby oder Gsteig von rechts auf
die Simplonstrasse aus.
Das steilwandige und tiefeingeschnittene Thal bietet in seiner Sohle kaum dem wildschäumenden Laquinbach
einen Durchpass. An dem zu den hohen Vorbergen des Laquinhorns, Fletschhorns und Rothorns aufsteigenden linksseitigen Gehänge
finden wir blos einige wenige kleine Terrassen mit magerem Rasen;
das besser bewaldete rechtsseitige Gehänge ist von den
Alpweidenrücken gekrönt, die das Laquinthal vom Zwischbergenthal trennen.
Die Laquinalp wird von der Gemeinde Gondo bewirtschaftet.
1,5 km s. der Fuorcla da Larain (oder Ritzenjoch; 2690 m), die vom schweizerischen Abschnitt des Fimberthales
ins österreichische Larainthal führt. 13,5 km nw. Remüs.