Gut erhaltenes altes
Schloss mit
Graben und schönen Parkanlagen.
War bis 1398 Eigentum der
Grafen
von
Kiburg und kam dann der Reihe nach an die Edeln von
Ersigen, von Ringoltingen und von
Diesbach. 1415-1798 Sitz eines
Berner
Landvogtes. 1812 vom Staat Bern
verkauft;
seither Privatbesitz mit grossem landwirtschaftlichem Betrieb und
weiten Waldungen.
Nahe beim
Schloss eine grosse
Mühle und bedeutende Papierfabrik.
oder
Davoser Landwasser(Kt. Graubünden,
Bez. Ober
Landquart und Albula).
So heisst der die Thalschaft
Davos entwässernde Fluss.
Seine Quellarme sind der Totalpbach, Salezerbach und einige andere
Bäche, die sich alle am Fuss des
Wolfgang und nahe dem
Davoser See mit einander vereinigen. Das Landwasser ist vom Austritt aus diesem
See bis zu seiner Mündung
in die
Albula (zwischen
Filisur und
Alvaneubad) 22 km lang, wovon 13 km auf Boden des Kreises
Davos (bis zum
Schmelzboden) entfallen.
Das Thal des Landwassers weist einen völlig andern Charakter auf als das der
Landquart. Es bildet nur zwei Stufen und ist
ganz in krystalline oder Kalkgesteine eingeschnitten, weshalb seine
Wasser viel klarer sind als die des
Prätigaus. Die obere Stufe, die Thalschaft
Davos, ist ein beinahe völlig ebener Boden, der mit nach und nach zunehmender
Einengung vom
Davoser See bis zum
Schmelzboden reicht und auf diese Strecke um nur 230 m oder 1,6% fällt; dieser Boden
ist stellenweise sumpfig, besonders am untern Ende des
Sees, der früher weit grösser gewesen, dann aber durch die Geschiebe
der linksseitigen Zuflüsse
Flüelabach, Dischmabach und
Sertigbach allmählig aufgefüllt und auf seinen heutigen Umfang eingeschränkt
worden ist.
Seitdem man den Flusslauf kanalisiert und ihm ein grösseres Gefälle gegeben hat, trocknen diese sumpfigen
Stellen langsam aus. Den vierten grösseren Zufluss von links erhält das Landwasser heim
Schmelzboden mit dem Monsteinbach.
Die von der Strelakette herabkommenden rechtsseitigen Nebenadern sind zwar alle nur sehr kurz, richten aber bei Hochwasser
zeitweise ziemliche Verheerungen an, so besonders der unmittelbar unterhalb
Davos Platz ausmündende Bach des Albertitobels,
der beträchtliche Verbauungsarbeiten nötig gemacht hat.
Alle die genannten Zuflüsse zum Landwasser haben an ihrer Mündung grosse Schuttkegel angeschwemmt und sich in diese selbst
wieder eine tiefe Rinne eingeschnitten, wie dies besonders schön am
Sertigbach zu sehen ist. Die Ortschaften
Davos Dorf,
Davos Platz,
Frauenkirch und
Glaris stehen alle am sanftgeneigten und sonnigen rechtsseitigen Gehänge des
Thales. Ganz
anders als dieser obere Thalboden ist der untere Thalabschnitt. Hier durchbraust der Fluss mit einem Gefäll von 4,1% eine
enge
Schlucht.
Ihr schönster Abschnitt sind die wilden und romantischen
«Züge» (nach den an beiden Seitengehängen eingeschnittenen Lawinenzügen
so genannt), längs deren Felswänden der Bau der
Thalstrasse mit grossen Schwierigkeiten verbunden gewesen
ist. Siedelungen finden wir hier keine; es treten solche erst tiefer unten auf den Terrassen rechts über dem Fluss auf,
so
Wiesen und
Schmitten. Auf der linken Thalseite steht nur das kleine Dorf
Jennisberg (gegenüber
Wiesen).
Diese, drei Ortschaften gehören zum Kreis
Belfort
des Bezirkes
Albula. Am Ausgang der düstern Mündungsschlucht
des Landwassers zwischen
Schmitten und
Filisur überschreitet die Albulabahn den Fluss auf einem grossen Viadukt, der eine
der schönsten Kunstbauten dieser neuen Linie ist. Das Einzugsgebiet des Landwassers umfasst 294 km2, wovon 235,70 km2
auf den bis zum
Schmelzboden reichenden obern Abschnitt entfallen. 24,4% dieses gesamten Gebietes bestehen
aus nacktem Fels oder
Schutt, 16,7% aus Waldboden, 1,3% aus Gletschern oder Firnfeldern. 0,2% aus
Seen, deren man zusammen 17 zählt,
und 57,4% aus Kulturland. 1880 hat man den
Lauf des Landwassers unterhalb des
Davoser Sees auf eine Strecke von 8 km korrigiert.
Die Kosten davon trugen der
Bund, der Kanton, die Gemeinde
Davos und die privaten Anstösser. Ueber die Verhältnisse auf der
Wasserscheide zwischen dem Landwasser und der
Landquart vergl. die Art.
Davos und Graubünden(Gewässer undThäler. Bd II, S. 415).
(Kt. Waadt,
Bez. Orbe).
So hiess ein heute verschwundenes Dorf w.
Romainmôtier. Es bestand schon 1571 nicht mehr und soll infolge
eines Hexenprozesses zerstört worden sein.
(Kt. Thurgau,
Bez. und Gem. Frauenfeld).
405-420 m. Einwohnergemeinde und Vorort von
Frauenfeld, an der Strasse
nach Konstanz. Zusammen mit den Weilern
Oberkirch und Bannhalden: 152
Häuser, 1146 Ew., wovon 812 Reformierte und 334 Katholiken.
Die Kirche zu
Oberkirch dient beiden Konfessionen. Auf der Anhöhe bei
Oberkirch liegt auch der Friedhof der Kirchgemeinde
Frauenfeld. Telephon. Bei
Oberkirch sehr schöne Aussicht ins
Thurthal und auf den
Seerücken. Langdorf wird
von dem jetzt gedeckten Bach des
Mühletobels durchflossen. Wein-,
Wiesen- und Ackerbau. Gartenbau; in
Oberkirch umfangreiche
Himbeer- und Johannisbeerzucht.
Die grosse Mehrzahl der Bewohner arbeitet in den Fabriken und Geschäften von
Frauenfeld, besonders
in den dortigen Schuhwaren- und Maschinenfabriken. In Langdorf selbst je eine Gemüsekonservenfabrik, Ziegelei,
Schmirgelpapierfabrik, Mostfabrik mit hydraulischer
Presse, mechanische Schreinerei und
Glashütte.
Drei Schulabteilungen. Hiess
früher Langen Erchingen und wurde von Kaiser Karl dem
Dicken 888 dem Kloster
Reichenau verliehen. Gericht wurde zu Langdorf
schon 1266 gehalten. Im Juni 1876 überschwemmten die Hochwasser des Langdorferbaches und der 3 km entfernten
Thur das Dorf
und seine Umgebung, und am riss die
Murg ein grosses Stück der längs ihrem Ufer zum Exerzierplatz führenden
Strasse weg, die während mehr als einem Jahr nicht mehr benutzt werden konnte. In einer Kiesgrube hat man ein
Grab aus der
La Tène Zeit aufgedeckt. 860: Erichiga.
(Kt. Zürich,
Bez. Horgen).
589 m. Bewaldeter Hügelrücken, links Ober der Sihl und bei der Haltestelle
Gontenbach der Sihlthalbahn. Eigentum der Stadt Zürich, die hier einen Wildpark (Hirsche und Rehe) unterhält.
oder Længendorf (Kt. Solothurn,
Amtei Lebern).
493 m. Gem. und Dorf, an der Strasse von Solothurn
auf den Weissenstein und 2 km nw. vom Bahnhof
AltSolothurn.
Postbureau, Telephon; Postwagen Solothurn-Oberdorf. 141 Häuser, 1078 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden Oberdorf und
Solothurn.
Die hier 1872 gegründete Uhrenfabrik ist heute Eigentum einer Aktiengesellschaft, beschäftigt mehr als 1000 Arbeiter und
stellt jährlich über 800000 Uhrwerke oder fertige Uhren her. Viele der hiesigen Uhrenarbeiter stammen aus dem Berner
und NeuenburgerJura, so dass 1/7 der Bewohner von Langendorf französischer Zunge ist. Dem Gründer der Fabrik, Kottmann, ist
ein bescheidenes Denkmal gesetzt worden. Tuchfabrikation. Nahe dem Dorf die kantonale Irrenheilanstalt Rosegg
mit einem prachtvollen
Park. Langendorf wird eine Station der geplanten Weissensteinbahn werden.
(Ober) (Kt. Bern,
Amtsbez. Thun).
919 m. Gemeinde, auf den Höhen zwischen den Thälern der Zulg und Rotachen, von der Strasse
Steffisburg-Rötenbach durchzogen und 7,5 km nö. der Station Steffisburg der elektrischen Vollbahn Burgdorf-Thun. Telephon;
Postwagen nach Thun. Umfasst viele zerstreut gelegene Höfe und zerfällt in die beiden Unterabteilungen
Ausser Oberlangenegg (mit dem WeilerStalden) und Inner Oberlangenegg.
Die Gemeinde gehört zwar politisch zum Berner Oberland,
gleicht aber in Bezug auf Mundart und Sitten ihrer Bewohner und die Bauart der Häuser weit mehr den Ortschaften
im Emmenthal.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Thun).
1594 m. Etwa 2 km langer Felsgrat, zwischen dem Thal des Fallbaches und
dem Oberlauf der Gürbe; fällt gegen Blumenstein ab. Sein NW.-Hang trägt den Namen Wirtneren. In geologischer Hinsicht deswegen
bemerkenswert, weil er eine aus triasischen und jurassischen Gesteinen bestehende Schuppe bildet, die unter der Falte des
Ganterist (Hohmad) liegt und über den Flysch der
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oder LangeFluh (Kt. Wallis,
Bez. Visp)
2849 m. Felskamm, zwischen den beiden Zungenenden des grossen Feegletschers und
unmittelbar sw. über der Gletscheralp. Wird von Fee aus (3 Stunden) ziemlich häufig bestiegen.
Hier wohnten 1249-1148 genannte
Dienstleute der Aebte von St. Gallen
und später der Herzoge von Oesterreich;
später gehörten die Güter und der Burgstall zu Langenhard
als Lehen von Kiburg dem Winterthurer Schultheissengeschlecht der Hopler, das sich den Zunamen von Langenhard
beilegte.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Aarwangen).
480 m. Gem. und Pfarrdorf; als Sitz des Regierungsstatthalters und Amtsschaffners mit Aarwangen
Hauptort des Amtsbezirkes Aarwangen; an der Ausmündung des Langetenthales und zwischen den letzten Ausläufern der Emmenthalerberge
(Hinterberg im O. und Schorenhügel im W.);
Gemeinde Langenthal, inbegriffen die seit 1898 mit ihr vereinigte ehemalige Gemeinde Schoren: 505 Häuser, 4799 Ew. (wovon 197 Katholiken
und 42 Juden);
Dorf: 440 Häuser, 4263 Ew. Zur Kirchgemeinde Langenthal gehört auch noch die Zivilgemeinde Unter Steckholz.
Langenthal ist ein stattliches Dorf von fast städtischem Aussehen, das sich in den letzten zwei Jahrzehnten
sehr verschönert hat. Auffällig ist die tiefe Lage der neuen Bahnhofstrasse und der Marktgasse, die zeitweise vom Hochwasser
der Langeten überschwemmt werden. Von grosser Bedeutung
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mehr
sind Industrie und Handel, die den Ort zum Mittelpunkt des ganzen Oberaargaues machen. Die wichtigsten Industrien sind Baugeschäfte,
Bierbrauerei, Bleicherei, Brennerei, Buchdruckerei mit Verlag zweier Zeitungen, Zigarren- und Zichorienfabrikation, Gerberei,
Imprägnieranstalt, Kokosteppichweberei, Maschinenfabrikation, Müllerei, Tuchweberei, Ziegelei. Lebhafter Handel mit Leinwand,
Käse, Wein, Eisen- und Manufakturwaren. Den Kleinhandel vermitteln zahlreiche Kaufläden.
Seitdem die Gemeinden des Bezirkes Aarwangen das Elektrizitätswerk Winau angekauft haben, hofft man auf weitere Zunahme der
industriellen Tätigkeit. Langenthal hat elektrische Kraft und Beleuchtung, Wasserversorgung, Kanalisation, Schlachthaus,
Badanstalt, Bezirksspital, Reitschule, 3 Bankinstitute. Neues Kurhaus auf dem Hinterberg in der freundlichen Umgebung des
Hirschparkes. 1833 gegründete Sekundarschule mit 10 Klassen, die auch von den umliegenden Ortschaften
besucht wird und nächst denen von Bern
und Biel die grösste des Kantons ist.
Handwerker- und kaufmännische Fortbildungsschule. Oberaargauische Volksbibliothek. Das zu Ende des 18. Jahrhunderts erbaute
stattliche Kaufhaus ist 1894 in ein Gemeindehaus (Stadthaus) umgewandelt worden. Die Markthalle dient zugleich als Theater-,
Konzert- und Vortragssaal. Einen grossen Teil seiner Bedeutung verdankt Langenthal seinem Markte. Durch
seine Lage in der Mitte des stark bevölkerten Amtes Aarwangen, an der Kreuzung von 7 Hauptstrassen und nahe dem Winkel, in
dem die Kantone Bern,
Luzern,
Aargau
und Solothurn
zusammenstossen, ist der Ort zum natürlichen Marktplatz für eine weite Umgebung bestimmt
und daher auch einer der ansehnlichsten Handelsplätze des Kantons geworden.
Schon 1477 bewilligte der Rat von Bern
der Ortschaft einen Wochenmarkt; 1571 wurden zwei Jahrmärkte bewilligt und jetzt werden
deren 6 abgehalten. Dazu kommen ein Monatsviehmarkt und seit einigen Jahren jeden Frühling eine interkantonale Mastviehausstellung.
Zur Aufnahme des Viehs dient eine geräumige, 1904 gebaute Halle. Als im 18. Jahrhundert im Oberaargau
und Emmenthal die Leinwandfabrikation blühte, war Langenthal der Hauptstapelplatz für diesen Artikel.
Schon 1765 stieg der Leinwandexport von Langenthal auf 11000 Stück, wovon 8000 im Ort selbst gebleicht wurden. Daneben waren
auch der Handel mit Baumwollwaren und Bändern, sowie die Färberei von Bedeutung. Die Märkte wurden selbst
von Käufern aus England und Holland besucht. Vom Rat inBern
eingesetzte Tuchmesser hatten für richtige Handhabung des gebräuchlichen
Masses, der Langenthalerelle, zu sorgen. Auch der Handel mit Emmenthalerkäse fällt schon in diese Zeit.
Heute liegt der Leinwandhandel in der Hand von 7 Engrosgeschäften, die ihre Tücher teilweise immer
noch im obern Langetenthal weben lassen. Die führende Stelle hat jetzt der Viehhandel übernommen. Es werden hier jährlich
über 25000 Stück auf den Markt geführt, und besonders der Kälbermarkt wird von weither besucht. Unter den Stationen der
Bundesbahnen nahm Langenthal 1902 im Güterverkehr den 29. Rang ein und stand in dieser Hinsicht vor mancher
anderen volksreicheren Ortschaft.
In der Umgehung von Langenthal, in den Wäldern von Aarwangen und Bötzberg, hat man keltische Grabhügel aus dem 5. Jahrhundert
v. Chr. aufgedeckt, deren Funde im bernischen Museum aufbewahrt werden. In römischer Zeit lag der Ort
an der Strasse von Aventicum über Burgdorf und Herzogenbuchsee nach Vindonissa. Hier, am Ausgang des Thales und an der Abzweigung
der Strasse nach Niederbipp, entstand eine kleine Niederlassung, deren Existenz durch das Auffinden von römischen Ziegeln
und Münzen bezeugt ist. In der Nähe des früheren Bades hat man das Gemäuer einer Römersiedelung,
des sagenhaften Chelpach, gefunden.
Langenthal wird zum erstenmal in einer Urkunde von 861 erwähnt, worin ein Theathart seine und seines Bruders Buobo Güter
zu Langatum dem Kloster St. Gallen
vermacht. Wenige Jahre später vergabte ein Perchtger dem gleichen Kloster Güter von Langatum bis
Sossau. Diese Beziehungen zu St. Gallen
dauerten bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts. Drei Jahrhunderte lang schweigen
nun die Urkunden. Erst 1191 taucht Langaton wieder auf, als die Freiherren von Langenstein ihr schon früher in Klein Roth
gestiftetes und 1194 nach dem
Bowald verlegtes Zisterzienserkloster St. Urban mit Gütern zu Langenthal und
Schoren beschenkten.
Durch Vergabungen von Seiten anderer Herren kam dann St. Urban nach und nach in den Besitz des grössten Teiles der Gemeinde. 1224 vergabte
Eberhard von Grünenberg dem Kloster das Patronat der Kirche von Langenthal mit der Gerichtsbarkeit des Dorfes, und 1255 wurde
ihm vom Bischof von Konstanz, in dessen Sprengel Langenthal gehörte, auch das Kirchengut zugesprochen.
Diese Rechte wurden dem Kloster aber streitig gemacht durch das fehdelustige Geschlecht der Luternau, deren Burg in Langenthal
nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden kann. In diesem langjährigen Streit, zu dem noch Händel wegen Ableitung der Langeten
kamen, gingen die Luternau so weit, einen Teil des Klosters niederzubrennen.
Schliesslich sahen sie sich aber gezwungen, alle ihre Besitzungen und Rechte in Langenthal dem Kloster abzutreten, das nun
fast alleiniger Herr des Dorfes war. Blos die Johanniter von Thunstetten und die Herren von Grünenberg waren noch im Besitz
einiger Rechte. 1279 belehnte das Kloster den Ulrich von Grünenberg mit der Herrschaft Langenthal und der
Burg der Luternau. Kirchlich war Langenthal damals in zwei Pfarreien geteilt: das rechte Ufer der Langeten und 14 Höfe am linken
Ufer bildeten die Pfarrei Langenthal, während das übrige linke Ufer zur Pfarrei Thunstetten gehörte. 1396 kaufte St. Urban
den Johannitern von Thunstetten den Kirchenzehnten von Langenthal ab. Die Herrschaft des KlostersSt. Urban
dauerte während des ganzen 14. Jahrhunderts. In dieser Zeit hatte Langenthal zweimal unter kriegerischen Ereignissen zu
leiden: 1340 berührten die Berner auf ihrem Raubzug gegen die Besitzungen des Landgrafen Eberhard von Kiburg den Ort und 1375 verheerten
ihn die Gugler von ihrem Hauptquartier St. Urban aus. 1406 kaufte Bern
von den Kiburgern die Landgrafschaft
Burgund und übte von da an auch in Langenthal die hohe Gerichtsbarkeit aus, während die niedere bei St. Urban verblieb.
Nachdem Bern
1528 die Reformation eingeführt hatte, wurde Langenthal 1538 kirchlich vollständig von Thunstetten
getrennt. Der Kirchensatz, d. h. die Besetzung der Pfarrstelle blieb aber bis 1808 bei St. Urban. Von seiner Verpflichtung
zum Kirchenbau hatte sich das Kloster 1675 losgekauft. Politisch war Langenthal bis 1798 dem Amt Wangen zugeteilt. Im Bauernkrieg
von 1653 stand Langenthal auf Seite der Bauern und war eine Zeit lang das Hauptquartier von Niklaus Leuenberger;
von den nach dem unglücklichen Gefecht von Herzogenbuchsee im Langenthaler Kaufhaus eingesperrten 45 Bauern wurden drei hingerichtet,
darunter Bernhard Herzog, der Führer der Langenthaler.
Eine Kirche zu Langenthal wird zum erstenmal 1197 erwähnt. Der Bau der zweiten Kirche fällt ins Jahr 1392. Beide standen
an der Stelle der jetzigen Kirche. Die mit Reliefs gezierten St. Urbanziegel der zweiten Kirche, die beim Umbau des Jahres 1898 aufgedeckt
wurden, befinden sich jetzt im Schweizerischen Landesmuseum zu Zürich.
Da die schon erwähnte kirchliche Teilung in die zwei Pfarreien
Langenthal und Thunstetten für das grössere Langenthal unbequem war und zu Reibereien führte, liess
der Komthur von Thunstetten 1506 in Langenthal zur Abhaltung der Frühmesse eine Kapelle bauen. Es ist dies die Kapelle, deren
Gemäuer hinter dem Gasthof zum Kreuz sich als Speicher noch vorfindet.
Die jetzige Kirche stammt aus dem Jahr 1677; ihre kunstvoll geschnitzte Kanzel ist aus der früheren Kirche
übernommen worden. Der jetzige monumentale Glockenturm aus Granitquadern ward 1861 erbaut, und 1898 hat man die Kirche Innen
und Aussen vollständig renoviert. Langenthal wurde mehrmals von grösseren Bränden heimgesucht: 1542 wurden 46 Häuser zerstört, 1680 brannten
durch Blitzschlag 25 Häuser samt dem Pfarrhaus ab und 1729 neuerdings 11 Häuser. Von hervorragenden Bürgern
Langenthals erwähnen wir den originellen Arzt Andreas Dennler (1756-1829), der durch seine bizarren und freigeistigen Schriften
oft mit der Polizei in Konflikt geriet, den Fürsprecher, Nationalrat und Oberauditor Joh. Bützberger (1820-1886) und den
Grossindustriellen und Nationalrat F. Gugelmann (1829-1898). Einen Teil seiner Jugendzeit hat in Langenthal
auch der bekannte Maler Ferdinand Hodler verbracht.
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In den alten Urkunden erscheint der Ort als Langatun, Langaton, Langatum. Auf diese alte Schreibweise stützt sich der mundartliche
Name Langetu. Erst am Ende des 14. Jahrhunderts fing man an, Langenthal zu schreiben. Gatschet leitet den Namen vom Bach
Langeten ab, «der die lange Ebene durchläuft.»
Ueber die keltischen Ausgrabungen vergl. die Berichte von Alb. Jahn im Archiv des bernischen histor. Vereins
(Band I, 1848) und im Jahresbericht des histor. Museums vonBern
1899 und 1900. - S. ferner Flückiger, F. A. Mitteilungen überdie Geschichte Langenthals und der Umgegend bis zur Reformation. Langenthal 1847. - Blaser, Joh. DiePfarreiund Pfarrkirche zu Langenthal. Langenthal 1898. - Kronauer, Friedrich. Die Sekundarschule Langenthal. Langenthal 1883. -
Geiser, K. Der Twingrodel von Langenthal (als Manuskr. gedr.). - Geiser, K. Andreas Dennler (im BernerTaschenbuch 1189).
Nahe dabei am S.-Hang des Laubhorns die Alpweide Langermatte,
die durch die Erzählung «Die Weiberschlacht auf der Langermatte» (Vereinfür Verbreitung guter Schriften;Bern.
44) bekannt geworden ist.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Trachselwald und Aarwangen).
Kleiner Fluss, rechtsseitiger Nebenarm der Aare. Entspringt am N.-Hang der Napfgruppe
zwischen Schilt und Fritzenfluh im Langetenköpfliwald (3 km s. Eriswil) in 970 m. Erhält bei Eriswil als ersten Zufluss das
vom Schilt herabkommende Hürnlisbächli und 3 km tiefer unten das Niffelbächli. Nachdem sie auf eine
Strecke von 6,5 km gegen N. geflossen, biegt die Langeten bei Huttwil (648 m) nach NW. ab und nimmt von links zwischen Huttwil
und Rohrbach den Rothbach, bei Kleindietwil den Rohrbach und beim WeilerWeinstegen (560 m) den aus der Vereinigung von Oeschenbach
und Walterswilbach entstehenden Ursenbach auf, wendet sich dann neuerdings nach N. und erhält weiterhin
keine nennenswerte Zuflüsse mehr.
Von Langenthal an hat das Bett der Langeten im Laufe der Zeiten mancherlei Verschiebungen erlitten. Ohne Zweifel floss sie
ursprünglich durch Aarwangen direkt der Aare zu. 1226 wurde ein Teil der Langeten von den Mönchen zu St. Urban
zur Bewässerung ihrer Wiesen nach Roggwil abgeleitet. Jetzt zweigen sich zwischen Langenthal und Roggwil von ihr zahlreiche
kleine Bäche und Kanäle ab, deren wasserreichster der Brunnbach ist. 1,5 km n. Roggwil vereinigen sich der Brunnbach und die
Langeten mit der von Gondiswil kommenden und die Kantonsgrenze zwischen Bern
und Luzern
bildenden Roth zur Murg, die
einen Teil ihres Wassers dem etwas oberhalb Aarburg in die Aare auslaufenden Rothkanal abgibt und dann bei Murgenthal in 404 m
von rechts in die Aare mündet.
Die Murg trennte einst das Land der Alemannen von Burgund oder den Unter- vom Oberaargau und bildet heute
noch die Grenze zwischen den Kantonen Bern
und Aargau.
Die im Ganzen 30 km lange Langeten fällt von Huttwil bis Murgenthal um 244 m oder 1%. Der
Fluss ist auf seinem ganzen Lauf von Eriswil bis Murgenthal seit Jahrhunderten zu Bewässerungszwecken nutzbar gemacht worden
und war deshalb von solcher Bedeutung, dass im 13. Jahrhundert um seine Wasserrechte blutige Händel
zwischen Werner von Luternau und dem Kloster St. Urban entstanden.
Von Huttwil an treibt er Sägen und Mühlen, in Kleindietwil und Lotzwil Tuchwebereien und in Langenthal eine Reihe von Fabriken
verschiedener Art. Der Brunnbach liefert der grossen Tuchweberei Brunnmatt ihre Triebkraft. Die Langeten
ist reich an Forellen, die hier künstlich gezüchtet werden. In Langenthal, wo ihr Bett bei Hochwasser zu eng ist, richtet
sie zeitweise Schaden an und
setzt dann einige Strassenunter Wasser. Der einst geplante Bau eines die Hochwasser ableitenden
Kanales ist seiner hohen Kosten wegen nicht zur Ausführung gelangt. Ueber die Langeten führen 21 Brücken,
darunter drei der Bahnlinie Langenthal-Wolhusen und eine der Linie Olten-Bern.
(Kt. St. Gallen,
Bez. und Gem. St. Gallen
und Bez. und Gem. Tablat).
674 m. Nö. Aussenquartier der Stadt St. Gallen, zu beiden Seiten der (hier
Langgasse geheissenen) Strasse St. Gallen-Konstanz;
900 m w. der Station St. Fiden der Linie St. Gallen-Rorschach.
Station der elektrischen Strassenbahn St. Gallen-Heiligkreuz.
Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen St. Gallen-Lömmenswil. 163 Häuser, 2616 reform.
und kathol. Ew. Kirchgemeinden St. Gallen.
Die Mehrzahl der Bewohner arbeitet in der SpinnereiBuchenthal und in verschiedenen Fabriken
und Geschäften der Stadt St. Gallen. Die Fortsetzung der Langgasse bildet die St. Jakobsgasse, um die
sich das QuartierSt. Jakob (mit der kantonalen Strafanstalt) angesiedelt hat.
Dem Langgletscher entspringt die Hauptquelle der das Lötschenthal durchfliessenden
Lonza.
Mit dem Langgletscher vereinigten sich früher (wahrscheinlich noch zur Zeit des starken Gletschervorstosses am Beginn
des 19. Jahrhunderts) die beiden benachbarten Eisfelder des Distelgletschers im S. und Jägigletschers im N. Heute endigt der
Distelfirn schon 300 m über dem einstigen Vereinigungspunkt mit dem Langgletscher (1881 m), der seinerseits
ebenfalls um fast 1 km zurückgewichen ist. Er liegt am Weg von Ried über die Lötschenlücke zur Konkordiahütte.
(Kt. Schwyz,
Bez. und Gem. Einsiedeln).
890 m. Gruppe von 2 Häusern, auf einer Moräne mitten im Einsiedler Torfmoor und 2,3 km nö.
vom Bahnhof Einsiedeln. 21 kathol. Ew. Wiesenbau. Die Häuser werden beim Bau des geplanten Sihlsees geräumt
und abgebrochen werden müssen.
(Kt., Bez. und Gem. Schwyz).
460 m. Gruppe von 7 Häusern, am rechten Ufer der Muota und 1,6 km sö. der Station Schwyz
der
Gotthardbahn. 52 kathol. Ew. Wiesen-, Obst- und Gemüsebau.
Mittelpunkt des Handels mit Emmenthalerkäse. 11 Firmen besorgen den Käseexport. In der Gemeinde stehen 9 Käsereien
in Betrieb. Weberei und Spinnerei, Fabrikation von Leinwand, Halbleinwand und Baumwolltuchen, Bleicherei. Eine Bierbrauerei
und eine Magenbitter- und Likörfabrik. Eine Buchdruckerei mit Verlag des EmmenthalerBlattes (21000 Abonnenten). Fabrikation
von Zigarren und Musikinstrumenten. Eine Sodafabrik. Gerberei, Mühle, Säge. Holzhandel. Ein Bankinstitut, Sparkasse. Gasthöfe,
Badanstalt. Elektrisches Licht und Wasserversorgung. Neben 6 Jahrmärkten werden noch regelmässige Monats-
und Wochenmärkte abgehalten.
Die 1519 aus Holz erbaute grosse Markthalle ist 1900 abgetragen worden. Bezirksspital. Knaben- und Mädchensekundarschule.
Von den 11 Primarschulen der Gemeinde sind 2 im Dorf. Kriegsmaterialdepot der 4. Armeedivision. In der Bärau (2,5 km sö.
vom Dorf Langnau) das Armenhaus des obern Emmenthales. Die Erzeugnisse der um die Mitte des 18. Jahrhunderts
hier blühenden Thonwarenindustrie werden heute von den Liebhabern gesucht und erzielen hohe Preise. Um dieselbe Zeit war
das Emmenthal auch seiner Pferdezucht wegen weit bekannt, sodass der Pferdemarkt zu Langnau
sogar von ausländischen Käufern
besucht wurde.
Die Kirche datiert aus dem Jahr 1673 und hat 16 aus dieser Zeit stammende Glasgemälde. Auch die Landwirtschaft ist von grosser
Bedeutung; Acker- und Obstbau gehen bis in eine Höhe von 1050 m, höher oben liegen Alpweiden. Fund eines Bronzebeiles;
Gräber
ohne Schmuckgegenstände oder sonstige Beigaben 850: Langenouwa (lange Au);
1257: Langnowa;
1323: Langnow.
Die im 13. und 14. Jahrhundert genannten Freiherren von Langnau waren Dienstleute der Grafen von Kiburg;
die Lage ihrer einstigen
Burg ist nicht bekannt.
Ein Teil der jetzigen Gemeinde Langnau gehörte im 13. Jahrhundert als Lehen des KlostersTrub den Freiherren
von Spitzenberg, deren Burg im Golgraben zwischen den HöfenUrstalden und Multen stand. 1300 wurde das Lehen
an den Herzog von Oesterreich verkauft, der es an die Herren von Aarwangen und von Grünenberg übertrug. Nachdem die Burg im
Sempacherkrieg 1386 zerstört worden war, kam Langnau an die Stadt Bern, die den Ort 1408 ihrer Landvogtei
Trachselwald angliederte. Ein im Besitz des Benediktinerklosters Trub verbliebener Teil der Gemeinde samt dem Kirchensatz kam
zur Zeit der Reformation an Bern.
Langnau war ein Hauptherd des Bauernkrieges von 1653. Hier wohnte 1770-1781 der Naturarzt Michael
Schüpbach, genannt Schärer Micheli (1707-1781), bei dem Kranke aus allen Schichten der Bevölkerung und
aus allen Ländern Heilung suchten. (Siehe Fetscherin, W. MichaelSchüpbachund seine Zeit.Bern
1882).
(Kt. Zürich,
Bez. Horgen).
500 m. Kirche in 545 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der Sihl. Station der
Sihlthalbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Hell, Oberalbis. Rengg, Rütibohl, Schwärzi, Unteralbis und Waldi: 210 Häuser, 1912 reform.
Ew.; Dorf: 106 Häuser, 1220 Ew. Landwirtschaft. Säge. Baumwollindustrie; eine Baumwollspinnerei mit 16000 Spindeln beschäftigt 140 Arbeiter.
Die alten Partien des Dorfes mit der Pfarrkirche stehen auf einer Terrasse über der Sihl, die neuen Quartiere am Flussufer
selbst. An der Aussenseite der Turmmauer der Schnabelburg (auf dem Albis) hat man ein mit Tuffplatten ausgelegtes und bedecktes
Grab mit einem Skelet aufgefunden. Im Dorf selbst ist von einer Burg nichts zu finden. 1210: Langinowe.
Langnau kam 1415 zusammen mit dem Freiamt an die Stadt Zürich und wurde der Landvogtei Knonau zugeteilt.