Der dritte Band des Geographischen Lexikons umfasst 48
Bogen Text, 20 Tafeln ausser Text, welche nach obiger Tabelle einzureihen
sind, und VIII Titel- und Vorwortseiten.
Ferner sind S. 85-86 und 91-92 zu ersetzen durch das der Schlusslieferung
des Bandes beiliegende
Blatt.
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Höhle an der S.-Flanke des Widderfeldes (2078 m), eines Gipfels im Hauptkamm der Pilatusgruppe.
Sie ist 117 m lang und hatte wegen der in ihr vorkommenden Mondmilch (einem weisslichen, schmierigen Niederschlag) schon
im Mittelalter einen weitverbreiteten Ruf.
Das Durchwandern der Grotte ist nicht gerade angenehm, da sie
an einigen Stellen eng, an andern niedrig und immer von einem Bächlein kalten Wassers durchflossen ist.
Diese von Desor 1842 aufgebrachte Benennung ist auf der Siegfriedkarte beibehalten
worden.
Die Bergführer dieses Gebietes belegen aber oft den beim gewöhnlichen Anstieg auf die Jungfrau zu überschreitenden
Firngrat nö. vom Rotthalsattel mit dem Namen Kranzfirn.
Der von C. E. Freeman mit H. Zurflüh und Andreas Stähli 1896 zum
erstenmal bestiegene Punkt 3719 m kann von der Konkordiahütte aus in 4¼ Stunden, der Punkt 3662 m über
den Punkt 3613 m in 3 Stunden erreicht werden.
3700-2950 m. So heisst eines der 4 mächtigen Firnfelder des Grossen Aletschgletschers;
durch den Kranzberg vom Jungfraufirn und durch den SO.-Grat des Gletscherhorns von dem (auf der Siegfriedkarte
unbenannten) Gletscherfirn getrennt 3,5 km lang und im Mittel 1 km breit. Im zentralen Abschnitt stark zerklüftet.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Frutigen)
720 m. Gem. und Dorf, auf einem reich bewachsenen Steilhang
links über dem Thunersee malerisch
und geschützt gelegen; 4 km wnw. der Station Leissigen der Linie Thun-Interlaken. Postablage, Telegraph,
Telephon; Postwagen Spiez-Aeschi. 118 Häuser, 592 reform. Ew. Kirchgemeinde Aeschi. Einzige politische Gemeinde des Amtsbezirkes,
die nicht zugleich auch eigene Kirchgemeinde ist. Landwirtschaft. Ueber dem Dorf eine starke, aber nicht benutzte Schwefelquelle.
Im Krattiggraben Gipsbrüche. Der Hang, auf dem das Dorf steht und dessen Fuss die Bahnlinie Thun-Interlaken
folgt, besteht aus Gips (in der Tiefe aus Anhydrit) und Kiesmassen und neigt nach starken Regengüssen leicht zu Rutschungen,
so dass umfangreiche Verfestigungs- und Verbauungsarbeiten zum Schutz des Dorfes haben ausgeführt werden müssen.
Ueber Krattigen finden sich zahlreiche Einsturztrichter, die durch Auflösung des Gipses durch die unterirdischen Wasser entstanden
sind. Dem Gips von Krattigen sind noch Flysch und Neocom, sowie grünliche Sandsteine eingelagert, die als Taveyannazsandsteine
gedeutet wurden, aber wahrscheinlicher der Trias angehören. Der Bau der Eisenbahn längs der sog. Krattighalde, dem Hang
zwischen dem Dorf und See, war mit zahlreichen Schwierigkeiten verbunden. Man hat vor kurzem den Gedanken
angeregt, hier nach Steinsalz zu bohren, da das ganze Gebiet den gleichen geologischen Charakter zeigt wie die Umgebungen
der Salzwerke zu Bex. Krattigen war vor Zeiten dadurch bekannt, dass seine Bewohner ein sehr hohes Alter zu erreichen pflegten.
Gräber aus der Eisenzeit; Fund eines Bronzebeiles bei Angeren. Eine heute völlig verschwundene Burg
war der Sitz der in Bern
verburgerten Edeln von Krattigen, nach deren Erlöschen die Herrschaft unter die von Krauchthal, von Schnarnachthal
und Münzen aufgeteilt wurde, um dann 1513 an Bern
zu fallen.
(Kt. Schwyz,
Bez. March).
1440-700 m. Linksseitiger Nebenfluss zur WäggithalerAa; steigt vom Kleinen und
Grossen Aubrig ab, fliesst durch schone Alpweiden (rechts Ahornli- und Dorlauialp, links Kratzerlialp) und mündet 1 km nw.
vom Dorf Vorder Wäggithal. Im Unterlauf eine gedeckte Holzbrücke.
Etwa 2350 m. Zerrissener Felskamm, 2 km lang, am S.-Rand der
Silbernalp und des weiten Karrenfeldes auf der Silbern, 4 km sö. vom Pragelpass und n. vom Pfannenstock. Im NO. und SW. durch
die Einschnitte des Kalberlochs und Gemslochs begrenzt.
Grosser Reichtum an Kreidefossilien: Exogyra Couloni, Alectryoniarectangularis, Rhynchonella irregularis, Korallen etc.
entsteht aus der Vereinigung der vom Spitzmeilen und Weissmeilen herabkommenden Wasseradern, durchfliesst
in s. und sw. Richtung das Krauchthal und mündet nach 8 km langem Lauf bei Matt (835 m) von rechts in den
Sernf.
Sammelt die Wasser der zahlreichen Runsen, die von der Kette des Gulderstocks einerseits und der des Spitzmeilen-Foostocks
andererseits zu Thal steigen. Im stark geböschten Unterlauf hat er in den eocänen Schiefern und Sandsteinen des untern
Krauchthales eine 1,5 km lange, schmale und tiefe Schlucht ausgewaschen sowie vor seiner Mündung den grossen
Schuttkegel aufgeworfen, auf dem heute das Dorf Matt steht.
Der obere und mittlere Abschnitt des Thales hat eine ziemlich breite Sohle und ist mit schönen Alpweiden
und Wiesen bestanden, der untere Abschnitt dagegen verengt sich zu einem tiefen Mündungstobel.
Auch die stellenweise von
steilwandigen Felsländern durchzogenen Seitengehänge des Thales tragen schöne und gleichmässig geböschte
Alpweiden.
Eine kleine Fahrstrasse geht von Matt thalaufwärts bis zu den Hütten von Werben (1639 m), von wo aus ein guter
Fussweg über den Schöneggpass ins Schilzbachthal und nach Flums führt.
Ausser den am S.-Hang des Gulderstocks und rechts über der Ausmündung des
Krauchthales stehenden Hütten der Weissenberge finden wir hier keine das ganze Jahr hindurch bewohnten Siedelungen. In dem
von einer starken Quelle gespiesenen kleinen Wasserbecken des sog. Kaltbades (1510 m) pflegten einst im Monat August die von
Rheumatismen geplagten Bewohner des Sernfthales zu baden.
1200-2400 m. Grosse und schöne Alpweide, im mittleren und oberen Abschnitt des Krauchthales
und 1-2 Stunden nö. über Matt. Ist mit 883 ha Fläche die grösste Alp des Kantons und zerfällt in die einzelnen Teile
Winkel und Werten (in der Thalsohle), sowie Schönbühl, Heuloch und Auf den Saumen (an den Gehängen).
18 Hütten
in 1440, 1500, 1639 und 2100 m. Wird mit 400 Kühen bezogen.
721 m. Flacher Höhenrücken zwischen dem Krauchthalbach und Lauterbach
und 1 km nö. Krauchthal. 16 zerstreut gelegene Höfe mit 135 reform. Ew. Landwirtschaft.
(Kt. Glarus).
1968 m. Abgeflachter Gipfel, im W.-Abschnitt der Wiggiskette, 6 km sw. Netstal.
Fällt nach SO. mit
einer Felswand zur kleinen Degenalp ab, während der sanftgeböschte N.-Hang bis zu oberst Alpweiden trägt.
Der aus Valangien
und Neocom bestehende Gipfel gehört wie der ganze obere Abschnitt der Wiggiskette einer Deckscholle
an, die von S. her über die Flyschzone Pragelpass-Churfirsten aufgeschoben worden ist.
(Kt. Graubünden,
Bez. Ober Landquart). 2200 m. Gipfel, in den Vorbergen zum Rätikon; 7 km ö. Schiers und 3,5 km sw. St. Antönien
Platz. Bildet eine isolierte breite Masse, die sich zwischen dem St. Antönierthal, Schraubachthal
und Prätigau erhebt und durch das Thälchen von Aschüel (1600 m) von den etwas höheren Gipfeln des Kühnihorns und Schafbergs
getrennt ist. Im SW. hat das Buchnertobel aus dem Kreuz zwei Kämme herausgeschnitten, deren kürzerer südwestliche gegen
Buchen, Jenaz und Luzein absteigt und Wald und Weiden trägt, während der andere nach O. zieht und über
Schiers mit dem Stelserberg schroff abbricht.
Dieser trägt an seinen Hängen Wald, auf seinem breit ausladenden Rücken dagegen Wiesen und mehrere das ganze Jahr hindurch
bewohnte Höfe mit einem kleinen Schulhaus. Das Kreuz bietet eine sehr schöne Aussicht, besonders auf den Prätigau und die
mächtigen Felsmauern des Rätikon. Reiche und schöne Flora, namentlich auf den Wiesen und Weiden des Stelserbergs; auf dem
Gipfel selbst kann man noch etwa 100 Arten von Phanerogamen sammeln. Wird von Schiers oder St. Antönien aus oft besucht.
Besteht wie seine Nachbarn aus leicht verwitterbarem Flysch und ist deshalb von abgerundeter Form, hat
sanfte Böschungen und fällt nicht in Steilwänden ab. Einen starken Gegensatz dazu bilden die hohen Kalkmauern der Drusenfluh
und Sulzfluh.
Weinbau, Viehzucht. N. über der häufig kurzweg
Steinenkreuz genannten Siedelungsgruppe der Aussichtspunkt Hurbig oder Haarbuck. An das im Weiler stehende und vor kurzem
restaurierte steinerne Kreuz knüpft sich folgende Sage: ^[Note:] Zu Beginn des 16. Jahrhunderts lebten in Rüdlingen
zwei in treuer Liebe verbundene Brüder.
Als nun die Reformation im Dorf eingeführt wurde, blieb der eine der Brüder der
alten Lehre treu und siedelte nach einer benachbarten katholischen Ortschaft über.
Vorher aber beschlossen die Brüder, sich
jedes Jahr einmal an einer von ihnen durch ein steinernes Kreuz bezeichneten Stelle zu treffen.
Dies
geschah denn auch mehrere Jahre hindurch, bis einmal der in Rüdlingen wohnende Bruder an dem bestimmten Tag das Kreuz umgeworfen
und drei Blutstropfen tragend fand. Er begriff, dass sein Bruder getötet worden sei, und sank, von Schrecken und Schmerz
getroffen, tot neben dem Kreuz zu Boden.
1 km s. Arisdorf und 4,5 km ö. der Station Nieder Schönthal der Linie
Olten-Basel. 15 Häuser, 96 reform. Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
oder Kreuzberge (Kt. St. Gallen.
Bez. Werdenberg).
3 km langer Felskamm aus Urgonkalken, mit einer Reihe von Einzelgipfeln, in
der südöstlichsten der 6 Hauptketten des Säntisgebirges, zwischen der Saxerlücke und dem Mutschen. Liegt
ganz auf St. Galler Boden, da die Grenze gegen Appenzell
etwas weiter nw. und n. über den Roslenfirst und Furgglenfirst zieht. Nw. von
Gams im Rheinthal und von hier aus gesehen als ein fein gezackter Felskamm sich präsentierend. Aus der Nähe
(z. B. von der Roslenalp) gesehen erscheinen die Kreuzberge als kühne und wilde Felsmauern, mit zahlreichen Runsen und Scharten
und erinnern mit ihren abenteuerlichen Formen lebhaft an die Dolomiten von Südtirol.
Die 3. und 4. Spitze (von NO. aus gezählt)
wurden zum erstenmal 1893 bestiegen und sind heute beliebte Kletterpartien;
Die einzelnen Spitzen messen (von NO.-SW.) 1891, 1969, 2023, 2063, 2038 und 2069 m. Eine schwierig zu
begehende Lücke zwischen der dritten und vierten Spitze trennt die Kreuzberge in zwei nahezu gleichlange Hälften.
Die Höhe
der einzelnen Felswände über den darunter liegenden Alpweiden beträgt bis zu 200 m.
(Kt. St. Gallen
und Zürich).
1317 m. Gipfel mit trigonometrischem Signal, in den Nagelfluhbergen zwischen dem
Toggenburg und Tössthal, 2 Stunden sw. über Lichtensteig. Auf der Grenze zwischen den beiden Kantonen. Am W.-Hang eine grosse
z. T. wieder von Vegetation überzogene Trümmerhalde, der sog. «abgebrochene
Berg», bestehend aus einer Menge von Nagelfluhblöcken, die im Frühjahr 1845 vom Gipfel sich ablösten und
langsam bergabwärts rutschten. Am N.-Hang des Kreuzeggbergs und hinten über dem Libingerthal die Alpweide der Obern und Untern
Kreuzegg (1100-1300 m) mit 5 Hütten und Stadeln.
daneben ein 1840 gestiftetes
Denkmal zu Ehren von Ludwig von Roll, des Begründers der grossen Eisenwerke zu Gerlafingen, in der Klus, in Choindez und Olten.
Schöner Kalksteinbruch, Eigentum der Stadt Solothurn.