finden wir dieselben Gesteine wie oberhalb und unterhalb derselben. Das Tiroler Innthal endlich ist breitsohlig sowohl längs
der Formationsgrenze von Landeck bis Schwaz als innerhalb der Kalkalpenzone von
Schwaz bis Kufstein. Aber wenn auch das Innthal
innerhalb den
Alpen im ganzen als Längsthal erscheint und in dieser Beziehung mit den obern Teilen des
Rhone-,
Rhein-, Salzach- und Ennsthales zusammengestellt werden kann und mit diesen auch die rechtwinklige Umbiegung beim Durchbruch
durch die nördlichen
Kalkalpen gemein hat, so unterscheidet es sich doch auch wieder in manchen Punkten von den übrigen
Längsthälern, am meisten aber durch seine ganz ungewöhnliche Länge und seine etwas veränderte Richtung.
Während das Längsthal bei der
Rhone etwa 125, beim
Rhein 70-75, bei der Salzach 80 und bei der
Enns 110 km misst, sind es
beim Inn 270 km, und während die Richtung jener vier
Thäler genau mit derjenigen des Alpenzuges von WSW.-ONO. übereinstimmt,
zieht das Innthal von SW.-NO., so dass es den Alpenwall schräg durchschneidet und einen Uebergang vom
N.-Fuss desselben zum S.-Fuss ohne Ueberschreitung eines Bergkammes möglich macht. Denn auch am
Maloja ist kein solcher vorhanden.
Das Innthal hat hier kein Hintergehänge. Plötzlich bricht die flachwellige Hochfläche des
Maloja ins
Bergell ab. Wo ist
aber die Quelle des Inn? Nach der jetzt gewöhnlichen Annahme oben im
LunghinoSee in einer kleinen Felsnische
zwischen
PizLunghino und
Piz Gravasalvas nw. vom
Maloja und 680 m über dem
Silsersee. In muntern
Sprüngen schäumt der von dort
kommende Bach den steilen Hang herunter, um gleich beim KursaalMaloja im
Silser See sich zu verlieren.
Aber der Bach ist so klein und seine Richtung so abweichend von derjenigen des übrigen Inn, dass er nicht als der normale
Quellbach des letztern erscheint.
Alb.
Heim sucht diesen darum (vergl. die Art.
Engadin und Graubünden)
jenseits des
Maloja im
Val Marozzo, dem jetzigen
obersten Teil des
Bergell, dessen Richtung und Höhenlage mit dem
Ober Engadin gut übereinstimmen. Das
Engadin wäre dann einst
länger, das
Bergell entsprechend kürzer gewesen, und ein Querkamm, vielleicht in der Gegend des jetzigen
Vicosoprano, hätte
die beiden
Thäler von einander getrennt. Die
Maira des
Bergells hätte aber, infolge stärkeren Gefälls
und vielleicht auch grösserer Wassermenge, eine grössere Erosionskraft gehabt als der Inn und darum den genannten Querkamm
allmählig durchschnitten. Durch die gelegte Bresche war der oberste Teil des Inn samt seinen ersten Zuflüssen aus dem
Albigna-
und Murettothal in eine neue Bahn gezwungen er wurde zum Oberlauf der
Maira. Der Inn aber war damit seines
eigentlichen Quellstückes beraubt, und es ist nur Sache der Konvenienz, wenn nun der kleine Lunghinobach als Quellbach angenommen
wird. Nun vermochte der Inn die ihm aus den Seitenthälern
(Fedoz,
Fex,
Julier,
Suvretta etc.) zugeführten Geschiebe nicht mehr
weiter zu verfrachten, sie lagerten sich im Hauptthal ab und stauten die
Seen.
Vielleicht waren es ursprünglich drei
Seen, ein grösserer vom
Maloja bis
Campfèr, ein kleinerer bei
St. Moritz und wieder
ein grösserer von
Celerina bis weit unter
Samaden, vielleicht bis
Scanfs. Der dritte
See wurde allmählich wieder vollständig
zugeschüttet, während der
St. Moritzersee, da ihm nur wenige und kleine
Bäche zufliessen, nur etwas
verkleinert, der obere
See aber durch die Deltabildungen des
Fex- und des Julierbaches zerstückelt wurden, so dass er jetzt
in den
Silser-, Silvaplaner- und
Campfèrer See zerfällt.
Ein weiteres Delta hat sich an der Mündung des Fedozthals weit in denSilsersee hinaus gebaut und wird
einst auch diesen noch zerlegen. Das Ende aber wird die vollständige Zuschüttung auch aller dieser
Seen sein, gleich demjenigen
von
Celerina-Samaden. Eine von den übrigen
Seen etwas abweichende Geschichte scheint der
St. Moritzersee gehabt zu haben. Vor
allem hing er wohl nie mit den andern
Seen so zusammen, dass sie alle einen einzigen langgestreckten
See
vom
Maloja bis vielleicht weit unter
Samaden gebildet hätten, denn das Becken des St. Moritzersees ist
¶
mehr
gegen die übrigen Thalstufen gut abgeschlossen: nach oben durch den Felsriegel bei Campfèr, den der Inn in dem engen Thälchen
Sela durchschneidet, nach unten durch den grössern Querberg, der von der romantischen Schlucht Charnaduna in die Hügel Ruinatsch
und Fulun geteilt wird. Auch ist der Inn wohl nicht immer durch diese Schlucht abgeflossen. Vielmehr scheint
er längere Zeit seinen Weg weiter östlich über den jetzigen Statzersee und den Palud (= Sumpf) Choma genommen zu haben.
Die Gletscher der Eiszeit mögen ihn von dieser Bahn abgedrängt haben. Einige Zeit mag er vielleicht sogar durch das kleine
Thälchen westlich vom Ruinatsch, durch welches jetzt der Fussweg von St. Moritz nach Cresta-Celerina geht,
geflossen sein. Freilich muss dann der Seespiegel bedeutend höher gelegen haben als jetzt. Er musste sich aber in demselben
Mass erniedrigen, als die Charnadunaschlucht tiefer eingeschnitten wurde. Und so wird überhaupt der St. Moritzersee nicht
wie die andern EngadinerSeen durch Zuschüttung verschwinden, sondern durch allmähliges Ausfliessen infolge
noch tiefern Einschneidens der Ausflussrinne.
Diese Austiefung erfolgt offenbar ziemlich rasch, denn der Inn hat hier ein starkes Gefälle. Auch ein hübscher Wasserfall
ist vorhanden, der, im Laufe der Zeiten von unten nach oben zurück weichend, bereits das obere Ende der Schlucht
erreicht hat. An deren unterem Ende betritt der Inn seine zweite Thalstufe, auf deren ebenem Wiesengrund er bis unterhalb Scanfs
in ruhigerem Lauf und stellenweise mehrarmig geteilt sich dahin schlängelt. Früher trat er da nicht selten über seine Ufer,
verlegte auch wohl gelegentlich sein Bett und liess da und dort Kies- und Sandbänke liegen.
Jetzt ist der Fluss von der Einmündung des Flatzbachs oberhalb Samaden bis Zuoz korrigiert, aber noch erinnern sumpfige Flächen
und tote Wasser an den frühern Zustand. Von Zuoz an ist er wieder mehr sich selber überlassen, und Serpentinen und Sandbänke
sind darum häufiger. Doch ist sein Bett hier meist tief genug, um grössere Ueberschwemmungen zu verhindern.
Noch weiter abwärts erreicht der Inn seine dritte Thalstufe und damit das Unter Engadin, das im Gegensatz zum Ober Engadin
im ganzen eine enge Thalrinne bildet und nur da und dort auf kurze Strecken sich etwas weitet, so namentlich bei
Zernez.
Das Gefälle ist im Unter Engadin beträchtlich stärker, und der Fluss hat darum hier weit mehr den Charakter eines Wildbachs
als im Ober Engadin. Aber da er meist zwischen hohen und steilen Bergwänden dahin fliesst, so kann er Ueberschwemmungen nicht
verursachen. Besonders ist es die rechte Thalseite, die als ein fast durchgängig bewaldeter Steilhang
hoch empor steigt und mit einer stolzen Reihe kühner Felshörner gipfelt, während die linke Seite im ganzen sanftere Formen
zeigt und auf weite Strecken in sonnige Matten und Weiden gekleidet, ja auf den untern Stufen mit zahlreichen kleinen Kornfeldern
geschmückt ist.
Auch die vielen Dörfer sind fast ausschliesslich auf diese Seite beschränkt. Einzig Tarasp bildet eine
nennenswerte Ausnahme. Durch die grossartige Schlucht von Finstermünz verlässt der Inn endlich die Schweiz und wächst dann
durch den Zuzug zahlreicher Gletscherbäche, namentlich aus der Oetzthaler-, Zillerthaler- und Hohe Tauerngruppe, immer mehr
zu einem stattlichen Strome an. Kein anderer grösserer Fluss ist so ganz von der Quelle bis zur Mündung
ein Sohn der Alpen wie der Inn, der nicht nur selber diesem Gebirge entstammt, sondern auch alle seine Zuflüsse, auch diejenigen
die ihm erst nahe seiner Mündung im Alpenvorland zukommen, aus denselben erhält.
Als reiner Alpenfluss hat er auch seinen höchsten Wasserstand im Sommer zur Zeit der grössten Schnee-
und Eisschmelze. Ende April oder Anfangs Mai fängt er jeweilen an zu steigen, erreicht gewöhnlich im Juni seinen höchsten
Stand und behält denselben annähernd bis gegen Ende August, erreicht seinen Tiefstand im November und verharrt in ihm
bis Ende März oder in den April hinein. Plötzliche Anschwellungen, wie sie sonst bei vielen Alpenflüssen
durch heftige Gewitterregen oder langandauernde Landregen entstehen, sind beim Inn, wenigstens im Engadin, verhältnismässig
selten, obwohl die Seen der obern Thalstufe nur wenig regulierend wirken können. Der Winter schlägt den Fluss oft auf grosse
Strecken und für längere Zeit in die Fesseln des Eises. Im
Winter 1900-1901 z. B. dauerte die Eisdecke
bei seinem Ausfluss aus dem St. Moritzersee von Mitte Dezember bis Ende April, in Scanfs und Zernez vom 1. Dezember bis in die 2. Woche
April, in Martinsbruck vom 24. Januar bis 18. März, also immer noch 54 Tage.
Die ausserschweizerischen Zuflüsse können wir hier nicht namhaft machen. Ein vergleichender Blick auf alle Zuflüsse des
Inn, schweizerische und ausser-schweizerische, ergibt, dass dieselben auf der rechten Seite weit zahlreicher und meist auch
länger und wasserreicher sind als auf der linken. Noch auffallender ist der Reichtum der Zuflüsse aus
allen Teilen der krystallinen Zentralalpen gegenüber den wenigen aus den nördlichen Kalkalpen, und zwar auch da, wo der
Inn diesen entlang fliesst oder sie durchschneidet. Wo auch links vom Inn krystalline Gebirgsmassen vorherrschen, da sind
die Zuflüsse auch auf dieser Seite zahlreich (vom Maloja bis Landeck: Albula- und Silvrettagruppe, inkl.
Samnaun- und Ferwallgebirge).
Ein weiterer auffallender Zug
des Inngebietes ist seine verhältnismässig geringe Breite. Auch die grössern Zuflüsse vermögen
es nirgends sehr zu verbreitern, weil sie oft in ihren obern Teilen und auf längere Strecken mit dem Inn annähernd parallel
laufen, so der Spöl und die Salzach auf der rechten, die Trisanna und Rosanna auf der linken Seite. Dabei
ist die rechte Seite durchweg breiter als die linke. Es hängt dies mit dem Umstand zusammen, dass, wie die Alpen überhaupt,
so auch die einzelnen Ketten und Gruppen derselben auf der Nord- und Nordwestseite weit weniger steil
abfallen als auf der Süd- und Südostseite, auf jener Seite also mehr Raum zur Entwicklung längerer Flüsse vorhanden ist.
Wo der Inn auf die N.-Seite der Kalkalpen tritt, da erhält er auch gleich einige grössere Zuflüsse aus diesen.
Schiffbar ist der Inn von Hall (unterhalb Innsbruck) an, doch hat die Schiffahrt seit der Erbauung der
Eisenbahnen alle Bedeutung verloren. Dampfschiffe verkehren nur noch auf der untersten Strecke von Braunau bis Passau (65
km), während von Hall aus blos noch Lastschiffe mit Zement und Holz flussabwärts gehen. Oberhalb Hall dient der Inn zum Flössen
von Holz. Der Fischreichtum des Inn ist nicht besonders gross. Im Engadin fängt man die Flussforelle (Salmofario) und Seeforelle (Salmo lacustris), von denen jene auch in allen Seitenflüssen sich findet und bis weit über 2000 m
aufsteigt (so z. B. bis in die BerninaSeen 2330 m, und den LeiSgrischus im Val Fex 2640 m, obwohl dieser
letztere während 9 Monaten im Jahr zugefroren ist). Die Engadiner Forelle zeichnet sich durch eine ausserordentlich dunkle,
beinahe schwarze Färbung aus. Im Taraspersee findet man noch den Hecht (Esox lucius) und die Schleihe (Tinca vulgaris).
Tarasp; den Kreis Unter Tasna (Sot Tasna) mit Fetan (Ftan), Schuls (Scuol) und Sent und endlich den Kreis Remüs mit Remüs (Ramosch),
Schleins (Celin) u. Samnaun (Samagnun). Geographisch fällt der Bezirk vollständig mit dem Unter Engadin und seinem Nebenthal
Samnaun zusammen. Links und rechts, also gegen NW. und SO., schliessen hohe Bergketten das Thal und
damit den Bezirk ab, nach links gegen Davos, Klosters und Tirol, nach rechts gegen Italien, das Münsterthal und Tirol. Im SW.
öffnet er sich gegen das Ober Engadin und im NO. gegen das Tirol. Er grenzt im N. und O. an Oesterreich, im S.
an den Bezirk Münsterthal und an Italien, im SW. an den Bezirk Maloja und im W. an den Bezirk Ober Landquart.
Der Bezirk wird seiner ganzen Länge (45 km) nach vom Inn durchflossen, in den von links bei Süs die Susasca, bei Guarda der
Bach des Val Tuoi, bei Ardez die Tasna, bei Schuls die Clozza, von rechts bei Zernez der Spöl und der Scarlbach
bei Schuls münden. Die Fläche des Bezirkes beträgt 101070 ha, wovon aber der grösste Teil auf Gletscher, Felsen, Alpweiden
u. Wälder entfallen. Mit seinen 6283 Ew. ist der Bezirk daher nur sehr wenig dicht besiedelt, indem
auf 1 km2 nur 6,2 Ew. entfallen. 1477 Häuser, 1621 Haushaltungen.
Die Sprache ist fast allgemein die romanische, nur in der durch ihre geographische Lage auf den Verkehr mit dem Tirol angewiesenen
Gemeinde Samnaun wird ausschliesslich deutsch gesprochen. Im Uebrigen macht das Deutsche auch im Unter Engadin, das ein
eigenes ladinisches Idiom spricht, zwar langsame aber unaufhaltsame Fortschritte und wird durch den grossen Fremdenverkehr
in Schuls und Tarasp mächtig gefördert. 5006 Ew. sprechen romanisch, 947 deutsch und 329 italienisch.
Samnaun und die einzige auf der rechten Seite des Inn liegende Gemeinde Tarasp, die bis Ende des 18. Jahrhunderts eine
österreichische Besitzung war, sind katholisch, alle anderen Gemeinden
dagegen reformiert. Die Verkehrsverhältnisse brachten
es aber mit sich, dass heute auch in allen diesen Gemeinden zahlreiche Katholiken wohnen. Die Gesamtzahl der Reformierten
beträgt 4914 4923, die der Katholiken 1377. ^[Supplement 1358.] Wie fast überall im Kanton bilden auch hier Landwirtschaft
(besonders als Wiesenbau und Alpwirtschaft) und Viehzucht den Haupterwerbszweig der Bevölkerung.
Der früher eifrig gepflegte Getreidebau ist in stetigem Rückgang begriffen; Obst gedeiht zwar recht gut, wird aber wenig
gebaut. In früheren Jahrhunderten wurde im Scarlthal auch Bergbau betrieben, der heute völlig verschwunden ist. Dafür ziehen
die auf Boden der Gemeinden Schuls, Tarasp und Sent in grosser Zahl reichlich sprudelnden Mineralquellen
jährlich Tausende von Fremden an, so dass Tarasp und Schuls heute einen einzigen grossen Kurort bilden und der Gewinn, den
die Bewohner aus der Hotelindustrie ziehen, ein sehr bedeutender ist. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Rindvieh
4540
4693
4561
Pferde
188
304
380
Schweine
929
1588
1751
Schafe
5063
5895
5464
Ziegen
4045
4470
4198
Bienenstöcke
336
586
418
Den Bezirk durchzieht seiner ganzen Länge nach die Engadinerstrasse, von der bei Zernez die über den Ofenberg führende Münsterthalerstrasse
und bei Süs die nach Davos gehende Flüelastrasse abzweigen. Tarasp auf der rechten Thalseite wie die am
linksseitigen Gehänge stehenden DörferFetan, Sent und Schleins sind alle durch Kunststrassen mit der Thalstrasse verbunden.
Sehr weit und beschwerlich sind die Zugänge nach Samnaun; wenn man österreichisches Gebiet vermeiden will, kann man nur
im Sommer über hohe Bergpässe dahin gelangen.
¶
mehr
Der Bau einer Fahrstrasse auf Schweizer Boden längs dem Schergenbach wird geplant, doch stehen der Ausführung noch bedeutende
Schwierigkeiten entgegen. Passwege führen auf der linken Thalseite von Süs nach Klosters im Prätigau, von Guarda über den
Fermunt nach Pattenen im Montavon, von Ardez über den Futschöl nach Galthür im Paznaun, auf der rechten
Thalseite von Zernez ins italienische Livignothal und nach dem Veltlin, von Schuls durch das Scarlthal nach dem Münsterthal
und von Sent durch das Uinathal nach Mals im Tirol. In wenigen Jahren wird von Bevers eine Bahn nach Schuls gebaut und damit
der grosse Unter Engadiner Kurort Tarasp-Schuls direkt mit den Ober Engadiner Fremdenzentren verbunden sein.
entspringt am KrummHörnli in 2550 m, durchfliesst die Inneralpen und
vereinigt sich nach 4 km langem Lauf in nw. Richtung in 1530 m mit dem Oberalpbach.
Die meisten Häuser stehen zerstreut im Thalboden und an den Gehängen. 48 Häuser, 363 kathol. Ew.
Die Pfarrkirche steht am rechten Ufer der Wäggithaleraa und stammt aus 1364. Früher kirchlich zu Tuggen gehörig, seit 1545 eigene
Kirchgemeinde.
Schöne Wiesen, die aber stellenweise
sumpfig sind.
Zahlreiche fette Alpweiden und grosse Waldungen.
Wird thalauswärts durch einen Engpass von Vorderthal getrennt.
Die Gemeinde umfasst eine
Fläche von 4830 ha. Es besteht der Plan, hier in der Thalsohle einen grossen Stauweier anzulegen,
der von den Wassern der Aa, des Schlierenbaches, Hundsbaches und Fleischibaches gespiesen und einem grossen Elektrizitätswerk
dienen würde.
Von der künftigen Pragelstrasse (Muotathal-Klönthal) wird ein Zweig über den Schweinsalppass nach
Innerthal geführt werden.
Heute steht die Gemeinde mit dem Klönthal und dem Pragelpassweg nur durch den Fussweg über die
Schweinsalp (1545 m) in Verbindung.
Innerthal gehörte bis zum alten Zürichkrieg den Grafen von Toggenburg.
oder Innertkirchet (Kt. Bern,
Amtsbez. Ober Hasle). 642 m. Gemeinde, in einer Erweiterung des
Aarethales schön gelegen; vor der Ausmündung des Nessenthales und Urbachthales ins Ober Hasle und überragt von den mächtigen
Wänden des Blattenstocks, Laubstocks, der Burg und der Planplatte. 1½ Stunden sö. der Station Meiringen der Brünigbahn (Luzern-Brienz).
Unterhalb Innertkirchen wird das Thal durch den Felsriegel des Kirchet abgeschlossen, den die Aare in der
berühmten Aareschlucht durchbricht.
Lebhafter Viehhandel, besonders an Markttagen. Seidenweberei und Holzschnitzerei. Die 1840 erbaute Pfarrkirche steht auf
einer Anhöhe rechts über der Aare und nahe dem Dorf Bottigen. Bis 1713 war die ganze Thalschaft in Meiringen
eingepfarrt, dann ward Innertkirchen oder Hasle im Grund mit Gadmen und Guttannen zu einer eigenen Kirchgemeinde erhoben. Nachdem 1816 Gadmen
und Guttannen ihren eigenen Pfarrer erhalten, wurde Hasle im Grund neuerdings der Pfarrei Meiringen angegliedert, bis es 1835 zuerst
als Filiale und 1860 als eigene Kirchgemeinde endgiltig von der ThalkircheMeiringen losgelöst ward.
französisch Anet (Kt. Bern,
Amtsbez. Erlach).
Gemeinde und grosses Pfarrdorf, auf einer Höhe über dem Rand des Grossen Mooses,
an der Kreuzung der StrassenBern-Neuenburg und Erlach-Murten. Station der direkten Linie Bern-Neuenburg und der elektrischen
Bahn Ins-Murten-Freiburg. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Erlach. 193 Häuser, 1537 reform.
Ew. deutscher Zunge. Acker-, Obst- und Weinbau, Viehzucht. Schöne Rundsicht auf das Grosse Moos, den Jolimont und Jura, die
Seen von Neuenburg,
Biel und Murten, sowie auf die Alpen. Diese Aussicht ist von S. L. Lerber in seinem bemerkenswerten Gedicht La vue d'Anet
(im Journal helvétique.Neuchâtel 1755) besungen worden.
¶
mehr
Das Dorf wurde 1562 durch eine Feuersbrunst gänzlich in Asche gelegt; ein anderes Grossfeuer zerstörte 1655 neuerdings 24 Häuser.
Grabhügel aus der Hallstatt Periode mit vielen Schmuckgegenständen aus Bronze und Gold, einzelnen Stücken von Wagen etc.
Schalenstein, Heimat des Generals in holländischen Diensten Hans Weber, der als Befehlshaber der helvetischen
Legion 1799 bei Frauenfeld in einem Kampf gegen die Franzosen den Tod fand, und des berühmten Malers Albert Anker (geb. 1831).
Landwirtschaftliche Strafkolonie.
Grosse Kiesgrube in fluvioglazialen Ablagerungen. Das Dorf scheint früher wenigstens zum Teil dem französischen Sprachgebiet
angehört zu haben, worauf noch einige französische Flurnamen hindeuten. Auch ist der Name Anet älter
als Ins. 1009 gehörte ein Teil des Ortes der Abtei Saint Maurice, worauf er im folgenden Jahrhundert an das Kloster St. Johann
bei Erlach kam. In Ins waren viele der alten Berner Patriziergeschlechter begütert, und heute noch kann man hier einige schöne
alte Landhäuser sehen. Auch der Spital Pourtalès zu Neuenburg
besitzt hier Land. Die schon 1228 erwähnte Kirchgemeinde
wurde im Laufe der Zeiten zu einer der reichsten in bernischen Landen. Die Pfarrkirche steht schön auf einem mit schattigen
Bäumen bepflanzten Hügel. 851: Anes. Vergl. Hermann Emmanuel. Beschreibung des Ortes und Kilchen zu Ins. (Manuskript auf der
Berner Stadtbibliothek).
657 und 731 m. Zwei Gruppen von 13 Häusern, durch den Leutschachbach
voneinander getrennt;
über dem linken Ufer der Reuss und über der Mündung des Inschibaches in diese;
3,5 km nö. Gurtnellen
und 3,5 km sw. der Station Amstäg der Gotthardbahn. 74 kathol. Ew. Kirchgemeinde Silenen.
Kapelle. Südl.
vom Ort stürzt der Inschibach durch das finstere Zgraggentobel und bildet einen schönen Fall. Ueber den Bach führt eine 25 m
hohe und 20 m lange Brücke der Gotthardstrasse.
Nahe dabei einstige Kupfererzgruben und eine jetzt in Trümmern stehende
Alaunfabrik. 1291 Untschinon;
1302: Untzenon;
1321 und 1370: Unschi;
im Urner Dialekt Inschi gesprochen.
Nach Urkunden aus dem Urserenthal (1411-1431) bedeutet der Ausdruck Inschinen so viel wie angebaute Landparzellen, und der
Dictionnaire von Ducange und Lexer sagt, dass Unz, latein. uncia, den zwölften Teil einer Juchart Landes bezeichne. Es bedeutet
somit der Name Inschi einen Komplex von bebauten Landparzellen. (Vergl. darüber Jos. Leop. Brandstetter's
Art. Inschi im Geschichtsfreund. Bd. 42, S. 204).
durchfliesst das Inschithal in raschem Lauf von W.-O., geht im Unterlauf durch das finstere
Zgraggentobel, wo er einen schönen Fall bildet und von einer kühnen Brücke der Gotthardstrasse überspannt
wird, und mündet nach 5,5 km langem Lauf beim WeilerInschi
von links in die Reuss.
(Kt. Uri)
2600-630 m. Kleines linksseitiges Nebenthal zum Thal der Reuss, in das es 2,5 km sw. Amstäg ausmündet.
Steigt vom Fuss der hohen Wände des Wichelhorns (2769 m) und seiner Nachbarn mit starkem Gefäll nach
W. ab und trägt in seinem breiten oberen Abschnitt die schöne Inschialp.
Der oberste Abschnitt
heisst Schinlachthal. 5,5 km lang.
Ist in senkrecht stehenden Gneis eingeschnitten, in den bei der Schwandenegg
noch ein spitzer Keil von jurassischen Gesteinen eingeklemmt ist. Es ist dies ein Stück derselben Sedimentmulde, die auch
noch bei Fernigen im Meienthal zu einem Teil erhalten ist.
(Obere und Untere) (Kt. Zürich,
Bez. Andelfingen).
347 m. Zwei kleine Kiesinseln im Rhein; 1 und 1,5 km sw. der Mündung der Thur. 3 und 4 ha
gross. Unbewohnt und mit Buschwerk bewachsen.
Neben dem Thuner- und Brienzersee sind einige Bergseen zu nennen, wie der Sägisthalsee und Bachalpsee in der Faulhornkette
und der über dem Ausfluss der Aare aus dem Brienzersee auf einer Felsenterrasse liegende Goldswiler- oder Faulensee. Der grösste
Teil des Bodens ist unproduktiv. Einzig die Thalgehänge und Thalböden, sowie die Ufer des Brienzer- und
Thunersees gehören zur anbaufähigen Zone; alles Uebrige entfällt auf Gletscher, Firn und Felsen. Die produktive Bodenfläche
verteilt sich auf:
Daneben beschäftigen sich die Bewohner mit Alpwirtschaft, Wiesen- u. Ackerbau und mit Viehzucht. Die Viehstatistik ergibt
folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Rindvieh
12321
12189
11838
Pferde
506
349
365
Schweine
3797
4296
4163
Schafe
5681
3405
1899
Ziegen
9454
8787
6841
Bienenstöcke
1173
1680
1529
Die industrielle Tätigkeit ist wenig entwickelt: in Interlaken Chalet- und Parketteriefabrikation, in
Brienz Holzschnitzerei, in Lauterbrunnen Spitzenklöppelei, in Oberried pyrotechnische Fabrik.