(Glacierd') (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
2600-2340 m. So wird hie und da der nö. Abschnitt des
Plan Névé
Gletschers genannt, zum Unterschied von dem wohl auch
Glacier des Outans geheissenen anderen Abschnitt. Da der ganze
Gletscher
seit 1880 bedeutend zurückgegangen ist, sind heute beide Abschnitte deutlich von einander geschieden; dazwischen ein Felskamm,
der den
Sex Percia mit dem Grenzkamm gegen das Wallis
verbindet. Vergl. den Art.
Plan Névé.
528 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der
Dünnern, etwas n. der Strasse
Münster-Balsthal
und 9 km sw. der Station
Balsthal der Linie Oensingen-Balsthal.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Konolfingen).
580 m. Gem. und Dorf, zu beiden
Seiten des
Kiesenbaches und 1,7 km sw. der Station
Ober Diessbach
der elektrischen Vollbahn
Burgdorf-Thun. Telephon. Gemeinde, mit
Helisbühl: 55
Häuser, 302 reform. Ew.; Dorf: 22
Häuser, 132 Ew.
Kirchgemeinde
Ober Diessbach. Acker- und Obstbau. Grosse
Lehmgruben. Man geht mit dem Gedanken um, die
reichen Wasserkräfte dieser Gegend durch Erstellung eines Elektrizitätswerkes nutzbar zu machen.
(Kt. Schaffhausen.
Bez. Reiath).
466 m. Gem. und Pfarrdorf, am S.-Fuss des
Reiath, mitten in
Wiesen und Baumgärten und in der Nähe
von schönen Waldungen, an der Strasse
Schaffhausen-Thaingen und 4 km sw.
Thaingen. Station der Linie
Schaffhausen-Singen.
Postablage, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit der ihr seit 1900 zugeteilten Häusergruppe
Gennersbrunn: 75
Häuser, 480 reform.
Ew.; Dorf: 60
Häuser, 339 Ew. Acker-, Wein- und Wiesenbau.
Säge. 500 m oberhalb dem Dorf ergibige
Brüche auf jurassischen
Kalkstein. 3 km vom Dorf die kleine
Höhle im
Dachsenbühl mit Geberresten aus der paläolithischen Zeit
und neolithischen Gräbern (mit Skeleten einer Zwergrasse).
530 m.
Schloss mit Nebengebäuden, auf einer Anhöhe und mitten in einem schönen
Rebberg, 700 m s.
Stetten und 1,6 km nnw. der Station Herblingen der Linie
Schaffhausen-Singen.
Muss schon
im 11. Jahrhundert gestanden haben.
Die ersten bekannten Besitzer sind die
Herren von Herblingen, deren hervorragendster Vertreter
der Chorherr Konrad, Notarius des Königs
^[Supplement: Rudolf] von
Habsburg, war. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam die Burg
in den Besitz der Herzoge von Oesterreich, die sie den ihnen dienstbaren Rittern von
Diessenhofen verliehen.
Später ging sie an die Stadt
Schaffhausen und endlich an Private über.
Ward im 18. Jahrhundert restauriert, bei welchem
Anlass man einen Teil der Umwallung abtrug, den Burggraben auffüllte und die Zugbrücke entfernte.
Trotzdem nachher noch
andere Veränderungen an ihm vorgenommen wurden, hat sich Schloss Herblingen mit seinem hohen
Turm (Mauerdicke 4 m)
doch noch einen ausgesprochen mittelalterlichen Charakter bewahrt.
555 m. Zwei Gruppen von zusammen 5
Häusern,
im Thal des
Bon, 7 km nö. der Station
Sempach der Seethalbahn und 1,3 km nö.
Rain. 39 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht
und Milchwirtschaft.
1763 m. Alpweide mit etwa 10
Hütten, 300 m sw. über
Zermatt,
zwischen dem dieses Dorf durchfliessenden
Triftbach und dem 1 km weiter s. fliessenden Hubelbach.
Postwagen nach Diepoldsau. 25 Häuser, 219 reform. und kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
Stickerei.
Eine Ziegelei. Am O.-Fuss des vom Sommersberg nach NO. in die Rheinebene vorspringenden Bergsporns ein altes Schloss in malerischer
Lage. Es wurde zu Ende des 11. Jahrhunderts von Abt Ulrich von St. Gallen
als Bollwerk gegen feindliche Angriffe
erbaut, wechselte dann in der Folge vielfach seinen Besitzer, war eine Zeit lang Sitz eines von Professor Völker eingerichteten
Erziehungsinstitutes mit Realschule und ist heute Privateigentum.
oder Herner (Kt. Zürich,
Bez. und Gem. Horgen).
425 m. Gruppe von 5 Häusern, links über dem Zürichsee und 900 m nw. der Station
Horgen der linksufrigen Zürichseebahn (Zürich-Wädenswil).
Zwei Stickfabriken. Ueber dem Dorf ein altertümliches Schloss mit Nebengebäuden, heute interkantonale Arbeiterkolonie für
obdachlose Landstreicher, die neben Nahrung und Wohnung täglich noch 40-60 Rappen Löhnung erhalten. Zählt im
Durchschnitt 70-80 Insassen, deren jeder etwa 100 Tage hier untergebracht zu werden pflegt. Die Anstalt wird von den Kantonen Zürich,
St. Gallen,Thurgau,
Aargau,
Appenzell
A.
R. Schaffhausen,
Basel
und Obwalden
gemeinsam unterhalten und erhält jährlich noch einen Bundesbeitrag von 10000 Franken.
Früher stand hier ein einfacher Burgturm, der sog. Barbenstein, der im 12. Jahrhundert erbaut worden
ist und ein Lehen der Grafen von Toggenburg war. Wurde 1286 zum erstenmal von einem Edeln,
Bettler von Herdern (1286-1311),
als Wohnsitz bezogen und 1403 von einem Nachkommen desselben an Ital Egli aus Konstanz verkauft. War bis 1579 Sitz der Egli
von Herdern und kam dann zusammen mit dem Dorf und den benachbarten Weilern an einen Zweig der Freiherren
von Breitenlandenberg. 1683 von Kaspar von Breitenlandenberg an das Kloster St. Urban verkauft, das den heutigen Bau aufführte.
Die Kirche zu Herdern stand schon 1331 unter dem FrauenklosterMariazell in Kalchrain. Das Dorf Herdern
wurde am 10-13. Juni 1876 durch eine nach ausserordentlichen Regenfällen eintretende Schuttrutschung stark bedroht und konnte
nur durch sofortige Herstellung von Entwässerungsgräben vor dem Untergang gerettet werden.
(Kt. Wallis,
Bez. Hérens).
1236 m. Gem. und Pfarrdorf, über dem linken Ufer der Borgne und der Dixence, am Eingang ins
Val d'Hérémence (linksseitiges Nebenthal des Val d'Hérens) und 6 km ssö. der Station Sitten der Simplonbahn. Postablage.
Die Gemeinde umfasst das ganze von der Dixence durchflossene Val d'Hérémence und zählt ausser dem Pfarrdorf noch die am
linken Ufer der untern Dixence zerstreut gelegenen Weiler und Häusergruppen Euseigne (oder Useigne), Ayer,
Cerise, Prolin, Riod und Mars. Zusammen: 181 Häuser, 1101 kathol. Ew.; Dorf: 80 Häuser. 355 Ew. Vor 50 Jahren noch waren die
Bewohner von Hérémence durch ihre Nüchternheit, Sparsamkeit, Redlichkeit und ihren ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit
bekannt, während heute diese Tugenden hier wie überall nicht mehr so stark hervortreten.
Wie die Bewohner der benachbarten Thalschaften sollen auch die Leute von Hérémence von einer einst
hier eingefallenen Hunnenhorde abstammen, welche Behauptung aber jeder geschichtlichen Unterlage entbehrt. Nahe dem Bec de la Montau
(über dem WeilerMars) findet sich die sog. Grotte aux Fées oder Grotte desHuns. Das grosse Dorf Hérémence
besteht aus einem so eng gedrängten Haufen von Häusern und Hütten, dass ihre Dachsparren sich gegenseitig kreuzen oder auf
einander übergreifen.
Bemerkenswert ist das sehr alte Gemeindehaus, das ganz aus von der Zeit tief gebräuntem Holz erbaut ist und einen Ueberrest
des ehemaligen Wohnsitzes der Herren von La Tour de Granges, der einstigen Vitztume von Hérémence, darstellt.
Seine Front ist mit Schädeln von Wölfen, Luchsen und Bären verziert. Schöne und geräumige neue Pfarrkirche. Die Gemeinde
besitzt fruchtbare Aecker, schöne Waldungen und weite Alpweiden. Das Dorf und die Mehrzahl der Weiler sind von fetten Wiesen
umgeben, die zahlreiche Kirschbäume tragen. Das Kirschwasser von Hérémence erfreute sich schon zu
Beginn des vergangenen Jahrhunderts eines guten Rufes. Auf Boden der Gemeinde verlaufen zahlreiche
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Bewässerungskanäle (bisses), deren bedeutendste der von Useigne, von Vex und der GrandTrait d'Hérémence sind. Wird von der
nach Evolena führenden wichtigen Strasse durchzogen, die hier zwischen dem Bett der Dixence und dem WeilerUseigne an und unter
den berühmten und malerischen Erdpfeilern von Useigne durchgeht. Mitten im Thal der Dixence liegt der alpine
Luftkurort Pralong mit einem kleinen Gasthof und einer von Wald umrahmten Kapelle. Gräber aus der La Tène Periode. 1195: Aremens;
1200: Heremeins; 1211: Herementia.
(Val d') (Kt. Wallis,
Bez. Hérens).
So heisst der untere Abschnitt des von der Dixence (dem grössten Nebenarm der Borgne)
durchflossenen linksseitigen Nebenthales zum Val d'Hérens. Wird vom obern Thalabschnitt, dem sog. Val des Dix, durch eine
tiefe Schlucht getrennt, die zwischen dem Fuss der Pointe de Vouasson rechts und dem des Mont Blava links eingeschnitten ist
und vom Fluss in raschem Lauf durchbraust wird. Vom untern Ende dieser Klus bis zur Ausmündung auf die
Borgne 12 km lang und im Maximum 6 km breit; mittlere Höhe der Thalsohle 1500 m. Wird von dem ö. von ihm gelegenen mittleren
Abschnitt des Val d'Hérens durch die Gruppen des Pic d'Arzinol (3001 m) und der Pointe de Mandolon (2564 m) getrennt und
von dem w. von ihm gelegenen Val de Nendaz durch den Mont Calme (3211 m), Métailler (3216 m), Bec de la Montau (2932 m) und
Greppon Blanc (2718 m) geschieden.
Im Thal der alpine Kurort Pralong mit kleinem Gasthof und der Kapelle zu Saint Barthélemy. Im obern Thalabschnitt schöne Sommerweiden,
die von einem doppelten Gürtel von Wald und Felsen begleitet werden und an deren Fuss zu beiden Seiten der Dixence die Maiensässe
von Prazperroz, Pralong, Frettaz etc. liegen. Im untern Thalabschnitt, unterhalb der Ausbiegung des Flusses nach rechts und
des durch seine sagenreiche Höhle bekannten Six des Fées, stehen am linken Flussufer die von Kirschbäumen
und gut bebauten Aeckern umgebenen WeilerMars, Riod, Cerise, Prolin, Ayer. Vergl. den Art. Hérémence (Gemeinde und Pfarrdorf).
deutsch Ering. Bezirk des Kantons Wallis,
1815 vom ehemaligen Zehnten Sitten
abgetrennt und nach der Verfassungsänderung von 1839 durch
Abtrennung der Gemeinden Arbaz und Savièse und deren Zuteilung zum jetzigen Bezirk Sitten
wieder verkleinert.
Besteht aus zwei durch die ganze Breite des Rhonethales von einander getrennten Abschnitten, einem grösseren südlichen mit
dem Thal der Borgne und seinen Verzweigungen und einem kleineren nördlichen, der einzig die Gemeinde Ayent umfasst, sich von
den Rebbergen w. über dem Dorf Saint Léonard bis zum Wildhorn und Rawilpass hinauf zieht und das ganze
rechtsseitige Thalgehänge der Liène umfasst.
Gesamtfläche 45540 ha. Bevölkerungsziffer 1850: 5862;
Der Bezirk grenzt im N. an den Kanton Bern,
im O. an die Bezirke
Siders und Visp, im S. an den Bezirk Entremont und an Italien und im W. an die Bezirke Entremont, Conthey und Sitten. Der
Bezirk Sitten schneidet ihn in seine eben genannten zwei räumlich getrennten Abschnitte. Nomineller Hauptort des Bezirkes
ist Vex; doch zwingen seine geographischen Verhältnisse und die politische Teilung in zwei Abschnitte die Geschäftsleute,
Behörden
und Richter, ihren Wohnsitz in Sitten zu nehmen, welche Stadt als natürlicher und geschäftlicher Mittel- und Brennpunkt
der ganzen Gegend und ihrer Bewohner somit den eigentlichen Bezirkshauptort bildet.
Das anbaufähige Land reicht auf der Seite von Ayent hinauf bis zum sog. Bisse Neuf (1350 m), der von der Liène abzweigt, durch
Wald und Felsen zieht und vor seinem Uebertritt auf den Bezirk Sitten hier den Boden der Gemeinde Ayent bewässert.
An den untern Gehängen zwischen 600 und 1000 m finden sich Rebberge, besonders um den fast ganz von Weinbauern bewohnten
WeilerSignèse. Darüber folgen das Dorf Ayent und zahlreiche weitere Weiler mit Aeckern und fetten Wiesen und zahlreichen Obstbäumen
(Nuss-, Apfel-, Birn- und Pflaumenbäumen). Der Kastanienbaum gedeiht nur an geschützten Lagen der tiefern
Gehänge, wo diese von der Wasserleitung von Clavoz durchzogen sind, die das Wasser der Liène den Weinbergen von Sitten zuführt.
Auf die in etwa 1400 m einsetzenden und einen weiten Steilhang bekleidenden grossen und schönen Waldungen folgt eine zweite
Terrasse, die mit Alpweiden bestanden ist und wo die Bewohner von Ayent eine ausgedehnte Schafzucht betreiben.
Diese Hochweiden werden oben umrahmt von den Berggruppen und Gletschergebieten des Wildhorns und Rawilhorns, die auf der Grenze
gegen den Berner Amtsbezirk Ober Simmenthal stehen. Der Verkehr zwischen dem Wallis
und Bern
geht hier über den schon seit sehr
langer Zeit benutzten Rawilpass, über den auf Maultieren besonders Walliser Wein nach N. hinüber gesäumt wird.
Dieser nördl. Abschnitt des Bezirkes Hérens bildet eine einzige Kirchgemeinde, deren Grenzen mit derjenigen des Bezirkes
zusammenfallen und deren Pfarrkirche in Saint Romain steht. Auf dem Felsen über der Kirche sieht man noch die
Ruinen einer alten Burg, die von dem gegen Antoine de La Tour, den Mörder des Bischofes Tavelli, in Waffen stehenden Walliser
Volk 1375 belagert, genommen und zerstört worden ist. Zwei Jahre später (1377) schlugen und töteten die Walliser zwischen
Ayent und Arbaz auch den dem Herrn von La Tour mit einer kleinen Truppe von Simmenthalern über den Rawil
zu Hilfe eilenden Freiherrn Thüring von Brandis.
Das Gebiet von Ayent bildete im Mittelalter eine eigene Gerichtsherrschaft (sénéchalie), die der Bischof Aimon de Savoie
teils durch Erbschaft und teils durch Kauf in seinen persönlichen Besitz gebracht hatte und die er zugleich mit
anderen Ländereien im Ober und Unter Wallis
1052 dem Chorherrenstift zu Sitten vergabte. Diese Herrschaft ward um 1180 als Lehen des
Bistums von dem Edelgeschlecht d'Ayent verwaltet. Dazu bestand aber in Ayent 1107 auch noch ein Priorat, das der Kirche von
Ainay in Lyon gehörte. Es herrschten überhaupt hier bis zum Ende des 14. Jahrhunderts ziemlich verworrene
Besitzverhältnisse zwischen dem Bistum, dem Geschlecht der Herren von La Tour und dem Haus Savoyen. Der jeweilige Gerichtsherr
konnte jedes von einer Neuvermählten dieses Ortes an ihrem Hochzeitstage gerittene Pferd als sein Eigentum beanspruchen,
d. h. er hatte das Recht (wie es in den Urkunden heisst) «à
tout cheval ou palefroi monté par une épousée du lieu au jour de ses noces».
Der südliche Abschnitt des Bezirkes Hérens beginnt an den beiden Thalgehängen s. über dem Dorf Brämis (Bramois). Der linksseitige
Hang steigt gegen den Kamm von Thyon (2299 m) und bis zum Mont Blanc de Seillon (3871 m) auf, während der
rechtsseitige sich zum Mont
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Gautier (2706 m), Col d'Hérens und bis zur Tête Blanche (3750 m) hinaufzieht, die den Ferpèclegletscher vom italienischen
Gletscher von Zâ de Zan trennt. Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses Gebietes sind Viehzucht und Milchwirtschaft. Das Val
d'Hérens und seine Nachbarthäler (Entremont, Eifischthal) besitzen eine eigene Rindviehrasse (race d'Hérens oder Eringerrasse
genannt), die autochthon sein soll. Die Frage, ob diese dem Leben auf den steil geneigten Alpweiden angepassten kleinen und
ausserordentlich lebhaft veranlagten Kühe wirklich die von einer rationellen Viehzucht geforderten wirtschaftlich günstigen
Eigenschaften besitzen, ist noch oft Gegenstand von lebhaften Meinungsverschiedenheiten unter den Züchtern.
Seit 1869 haben die Walliser Viehzuchtgenossenschaften oft Versuche gemacht, hier ertragreichere Viehrassen
einzuführen, sind aber dabei immer auf den hartnäckigen Widerstand der an ihren Kühen und besonders der sog. Ringkuh oder
«reine» leidenschaftlich hängenden Bergleute gestossen. Das hauptsächlich
mit Roggen und Kartoffeln bebaute kulturfähige Land reicht über die DörferLanna, Evolena und Hérémence bis in etwa 1450 m
hinauf. An den tiefern Gehängen über der untern Borgne (besonders unterhalb des Dorfes Vex) stehen bis in 900 m Höhe einige
Rebberge.
Nussbäume gedeihen bis Useigne, und in Vex findet man noch einige Feigenbäume. Gemüse wird nur zum eigenen, schwachen Bedarf
gebaut. Die Gemeinde Mage bringt den Ertrag ihrer vielen Obstbäume in Sitten auf den Markt, während die
Gemeinden Hérémence, Vex und Nax mit ihrem vorzüglichen Kirschwasser Handel treiben. Die Mehrzahl der Bewohner dieser Gegenden
besitzt in der Nähe von Sitten kleine Rebberge mit darauf stehenden Rebhäuschen oder Mazots, welch' letztere meist gemeinsames
Eigentum von bis zu 30 und mehr Rebbesitzern sind.
Hauptverkehrswege des Bezirkes sind: 1. Der Saumweg über den Rawilpass, der von Sitten ausgeht und die
Gemeinde Ayent durchzieht. Er soll zu einer interkantonalen Strasse umgebaut werden und ist heute schon bis zum DorfAyent fahrbar. 2. Die
Fahrstrasse am linken Ufer der Borgne (seit 1852), die in Schlingen bis Vex aufsteigt und von da in verschiedenen
Zeitabschnitten bis Evolena und neuestens bis Les Haudères geführt worden ist. Im Sommer zweimal täglich Postverbindung
hin und zurück. 3. Der Saumweg am rechten Ufer der Borgne, der von Brämis in Schlingen zur Terrasse von Nax hinaufführt und
sich dann vor dem WeilerPraz Jean mit der Fahrstrasse am andern Ufer vereinigt.
Evolena liefert Ofen- oder Lavezsteine und hatte auch eine bis 1570 betriebene Kupfermine. Zu nennen sind auch die Salzquellen
von La Combiolaz. Im südl. Bezirksabschnitt blüht ferner die Fremdenindustrie, die ihren Sitz besonders auf dem Mayenberg
oder den Mayens de Sion (Gemeinden Les Agettes und Vex), in Pralong (Gemeinde Hérémence) und auf Boden
der Gemeinde Evolena in Les Haudères, Salay (Ferpècle), Arolla und im Dorf Evolena selbst hat. Bis 1799 zerfiel das Val d'Hérens
in mehrere kleine Herrschaften, die wie Ayent dem Bistum Sitten gehörten und von bischöflichen Burgvögten verwaltet wurden.
Diese gemeinschaftlichen Schicksale haben denn auch
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mit dazu beigetragen, dass Ayent 1839 nicht vom Bezirk abgetrennt worden ist. Nachdem sich die Bischöfe von Sitten den Besitz
der den Edeln von Ayent und denen von Bex bis zum 13. Jahrhundert im Eringerthal eigenen zwei Herrschaften gesichert, errichteten
sie hier die zwei Majorate von Nax mit Vernamiège und von Suen (in der heutigen Gemeinde Saint Martin),
wo der dem Vitztum als Wohnung dienende Burgturm Eyson stand. Um 1560 ging die Oberhoheit dieses Thales an den Burgherrn von
Ayent über.
Daneben besass aber das Stift Sitten von 1532 an bis zur Revolution hier noch ein besonders abgegrenztes Gebiet, das
aus dem ehemaligen Eigentum der Herren von La Tour bestand. Der oberste Thalabschnitt bildete das Lehen von Montville, das zuerst
den mächtigen Grafen von Raron gehörte, nach deren Untergang aber vom Bistum ebenfalls an sich genommen wurde. Ueber die
Herkunft der Bewohner des Eringerthales ist viel gestritten und noch neuerdings die Hypothese aufgestellt
worden, das sie Nachkommen von Serben seien, die mit dem Longobardenkönig Albuin nach Rom ziehen wollten, dann aber ins Thal
der Dora Baltea eingefallen und von da über das ValTournanche und das Hochgebirge bis ins Eringerthal gekommen seien, wo sie
sich angesiedelt hätten.
Die heutigen Bewohner des Thales sind «schlicht und bieder, gastfreundlich und äusserst tätig. Sie
sprechen einen schwer verständlichen französischen Dialekt, der eben so sehr von Ortzu Ort ändert, als deren Typus und
Trachten. Die wohlgestalteten schwarzäugigen Bewohner von Vex sind gedrungenen Baues und äusserst aufgeweckt, und die Tracht
der Frauen ist in Schnitt und Farbe ernst, der von Savièse ziemlich ähnlich; sie tragen aber den ächten,
hohen Walliserhut ohne Häubchen. Die riesigen Männer von Hérémence sind vor Allen erkenntlich; sie haben die Gewohnheit,
wie eine alte Chronik schon erzählt, „Bärter zu tragen, wie Schlachtschwerter“. Die blonden Evolener hingegen sind
bartlos, aber doch kräftige, durchschnittlich hohe Gestalten. Die Tracht der Männer ist überall im
Thale dieselbe... Sie hat sich jedoch in Evolena selbst am besten erhalten; alte Männer mit Kniehosen, weissen Wollstrümpfen,
Schnallschuhen und dem braunen Wolltuchfrack trifft man noch häufig. Am auffallendsten aber ist die Tracht der Frauen von
Evolena. Sie lieben die rote Farbe und selbst das kokette Hütchen, welches auf einer weissen Haube schalkhaft
sitzt, ziert ein farbiges, von Goldfarben durchwobenes Band». (Wolf, F. O., Sittenund Umgegend in Europ. Wanderbilder. 138-140.
Zürich
1888). In anthropologischer Hinsicht kennt man die Bewohner des Eringerthales noch wenig.
Einzig Prof. Eugen Pittard hat hier einige Detailstudien durchgeführt, aus denen hervorgeht, dass hier
ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen, wie sie beinahe überall sonst im Wallis
(besonders im Rhonethal und den meisten seiner
Nebenthäler) sich finden, die Brachycephalen verhältnismässig wenig stark vertreten sind (etwa 53%), während das dolichocephale
Element einen breiten Raum (etwa 34%) beansprucht. Dieser ausserordentlich starke Prozentsatz der Dolichocephalen
(im Rhonethal z. B. beträgt er blos etwa 3-4%) macht es auch wissenschaftlich wahrscheinlich, dass die Eringer anderen Ursprunges
sind als die übrigen Walliser. Die Frage aber, woher sie denn nun gekommen, bleibt immer noch offen. 1100: Éroens;
(Cold') (Kt. Wallis,
Bez. Hérens). 3480 m. Passübergang, zwischen dem der Dent Blanche vorgelagerten Wandfluhhorn und
der Tête Blanche (einem Nachbarn der Dent d'Hérens); verbindet den Ferpèclegletscher mit dem Stockgletscher. Bildet gegen
das Val d'Hérens zu ein ebenes Firnplateau, während er gegen das Zmuttthal hin als steiler und felsiger
Hang erscheint, der oft zu oberst noch ein überhängendes Schneedach (ein sog. Gwächte) trägt. Die Passhöhe kann von Evolena
aus über die Combe de Ferpècle und den Glacier de Ferpècle in 8½ Stunden und von der Bertolhütte aus in 2 Stunden erreicht
werden; Abstieg über den Stock- und Zmuttgletscher nach Zermatt in 4½ Stunden. Da der Pass die beiden stark
besuchten Fremdenorte Evolena und Zermatt direkt miteinander verbindet, ausserdem verhältnismässig leicht zu begehen ist
und grosse landschaftliche Schönheiten bietet, wird er heute oft überschritten.
Die Aussicht von der Passhöhe ist eine der grossartigsten der Alpen, besonders in der Richtung gegen
die Dent d'Hérens, das Matterhorn, den Monte Rosa und die Dent Blanche. Matterhorn und Dent d'Hérens erscheinen von hier aus
gesehen in einer Pracht, mit der sie sich sonst nirgends mehr zeigen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Pass schon frühzeitig
oft begangen worden ist und dass er namentlich auch einer einstigen jährlichen Prozession von Zermatt
nach Sitten als Weg diente, bis diese 1666 aufgehoben und durch eine solche von Zermatt nach Täsch ersetzt wurde.
Ferner glaubt man, dass 1455 oder vielleicht schon im 14. Jahrhundert germanische Kolonisten von Zermatt über den Col d'Hérens
ins Eringerthal gelangt seien. Die erste völlig sichere Ueberschreitung des Passes ist die 1842 vom
englischen Naturforscher James Forbes mit den Führern Victor Tairraz aus Chamonix, Jean Prâlong aus dem Eringerthal und Bionaz
aus dem Valpelline durchgeführte. Forbes gab ihm damals auch den Namen, den er heute noch trägt. In seinen
Travels through theAlps (Ausgabe 1900, durchgesehen von W. A. B. Coolidge) erzählt Forbes, dass ihm ein gewisser Peter Damatter
aus Zermatt 1841 zum erstenmal von diesem Passe erzählte und ihm versicherte, er habe den Pass schon einmal begangen und von
seinem Scheitelpunkt aus die Stadt Sitten erblickt. 1821 schrieb der Ingenieur Venetz, der Uebergang sei
jetzt so gefährlich, dass er nur ein einziges Mal und zwar von Joseph Perren ausgeführt worden sei, während man den Pass
in früherer Zeit, als die Gletscher noch weit weniger mächtig gewesen, oft benutzt hätte.
Nach Forbes' Uebergang diente den den Pass begehenden Touristen ein auf der Alpe Bricolla stehendes kleines
Wirtshaus als bequem gelegenes Nachtquartier, bis es 1864 in Flammen aufging. Die von Zermatt aus aufbrechenden Bergsteiger
pflegten in der Stockjehütte zu übernachten, die dann 1890 von einer Lawine mitgerissen und 1898 durch die Hütte am Col
de Bertol ersetzt wurde. Der Col d'Hérens liegt auf der Grenze zwischen dem Arollagneis der Wandfluh und
den Glimmerschiefern des Stockje, in die durch den Gebirgsdruck stark veränderte Kalkbänke eingelagert sind.
(Dentd') (Kt. Wallis,
Bez. Visp).
4180 m (auf der italienischen Karte 4175 m). Stolzer und schwierig zu besteigender Gipfel,
auf dem Kamm zwischen dem Matterhorn und der Dent Blanche, hinten über dem Zmuttthal und im Winkel zwischen
diesem, dem ValTournanche (Italien) und Valpelline (Italien). Hiess früher
¶
mehr
Mont Thabor, Mont Tabor, Dent de Bong oder auch Mont Tabel. Heute Dent d'Hérens geheissen, weil man sie vom obern Val d'Hérens
aus über den Col d'Hérens aufragen sieht und zuerst glaubte, sie erhebe sich auf diesem Kamm selbst, während sie in Wirklichkeit
erst jenseits des obersten Zmuttthales steht. Den Winkel zwischen Zmuttthal, Val d'Hérens und Valpelline
bildet die Tête Blanche. Die Dent d'Hérens wird von der Sohle der WalliserThäler aus kaum gesehen und ist daher lange Zeit
unbekannt geblieben.
Von ihr gehen drei Kämme aus: 1. der gegen das Matterhorn ziehende und von diesem durch den Col de Tournanche
getrennte O.-Kamm;
2. der ganz auf italienischem Boden verlaufende und die Jumeaux de Valtournanche (3873 m) und Punta des
Cors (3855 m) tragende SS W.-Kamm;
3. der W.-Kamm, der aber bald schroff nach N. umbiegt, vom sehr schwierig zu begehenden
Tiefenmattenjoch (3593 m) überschritten wird, die Tête de Valpelline (3813 m) trägt und an dem dem Col d'Hérens
annähernd parallel verlaufenden Col de Valpelline (3562 m) endigt.
Vom Gipfel und seinen Hängen steigen die Eislawinen und
Firnfelder ab, die auf italienischer Seite die Gletscher von Chérillon und Mont Tabor und den untern Za de ZanGletscher, auf
schweizerischer Seite den grossen Tiefenmattengletscher, einen der drei Arme des Zmuttgletschers, speisen.
Zum erstenmal von der Seite von Prarayé her 1863 durch W. E. Hall, F. C. Grove, R. S. Macdonald und Woodmass mit den Führern
Melchior Anderegg, Peter Perren und J. Pierre Cachat bestiegen.
Seither ist die Besteigung von verschiedenen Seiten her ausgeführt worden, bildet aber immer eine der
schwierigsten Hochtouren in den Alpen. Von der Staffelalp aus in 9, von Prarayé aus in 7 und von Le Breuil aus in 9 Stunden
zu erreichen. Die Aussicht vom Gipfelpunkt der Dent d'Hérens ist eine der schönsten und abwechslungsreichsten der Hochalpen.
Besonders prachtvoll ist der Blick auf die benachbarten mächtigen Stöcke der Dent Blanche und des Matterhorns. Die Dent d'Hérens
bildet in geologischer Hinsicht ein Glied eines Glimmerschieferkammes, der zwischen zwei Bänder von Arollagneis eingeschoben
ist und am BecCreton von einem neuen Glimmerschieferkamm abgelöst wird. In diesen Glimmerschiefern finden sich
Einlagerungen von Amphibolschiefern und Kalksteinbänken, woraus man schliessen darf, dass sie ursprünglich nach Art der
Sedimente abgesetzt und erst durch den bei der Alpenfaltung sich auslösenden ungeheuern Druck zu krystallinen Schiefern
umgeformt worden sind.
(Valléed'), deutsch Eringerthal (Kt. Wallis).
Das Eringerthal ist nach dem Val d'Entremont und dem
Visperthal das längste und breiteste der grossen Walliser Querthäler. Misst vom obern Rand des Arollagletschers bis zum DorfBrämis (Bramois), wo es 3 km ö. Sitten auf das Rhonethal ausmündet, 34 km und ist zwischen dem Grand Cornier und dem Kamm des
Mont Calme 17 km breit. Es steigt von S. nach NNW. ab und wird von der Borgne durchflossen. Oben spaltet
es sich in zwei Aeste, das 5 km lange Thal von Ferpècle im O. und das 8 km lange Thal von Arolla im W. Beide Arme vereinigen
sich beim Dorf Les Haudères zum eigentlichen Eringerthal, das nun nach NW. zieht und mit dem sich
unterhalb
der Erdpfeiler von Useigne, 1 km s. vom grossen Dorf Hérémence und 4 km s. vom Dorf Vex, von W. her das Val d'Hérémence vereinigt.
Das Eringerthal im engern Sinne zerfällt in zwei physisch fühlbar von einander verschiedene Abschnitte. Der 10 km lange
Teil zwischen dem Dorf Les Haudères und Villeta (1232 m mittlere Sohlenhöhe) hat eine an Breite wechselnde flache Sohle,
die beiderseits von einem bewaldeten und hie und da mit terrassenförmig übereinander liegenden Aeckern bestandenen Hang
begleitet ist, über dem Alpweidenflächen und kleinere Hochthälchen liegen. Der untere Abschnitt zwischen Villeta u.
Brämis besteht dagegen nur aus einer einzigen Folge von tiefeingeschnittenen und steilwandigen Schluchten, an deren Hängen
knorrige Tannen und wildes Strauchwerk stehen, während zu unterst die Borgne mit donnerndem Lärm von Sprung zu Sprung eilt.
Die dem linken Ufer folgende Fahrstrasse und der rechtsufrige Saumweg gehen hoch über dem Fluss durch,
indem sie sich stellenweise eng an die Steilwände anschmiegen, zum Teil aber auch fruchtbare und von Dörfern und Weilern
belebte Wiesenterrassen durchziehen. Auf solchen Hochterrassen stehen rechts vom Fluss Eison, Suen, Saint Martin, Mage, Vernamiège
und Nax, links vom Fluss Useigne, Hérémence, Villard, Vex und, schon über dem Rhonethal, Les Agettes. Von
beiden Thalseiten gehen bis zur Borgne tiefeingerissene Wildbachschluchten herunter, die die einzelnen der genannten Siedelungen
von einander trennen.
Das Eringerthal mündet auf das Rhonethal bei Brämis mit einem schmalen und tiefen Engpass aus, in dem 20 Minuten hinter Brämis
die berühmte EinsiedeleiLongeborgne mit ihren mühsam angelegten Blumenbeeten und kleinen Weinbergen an
den Felswänden klebt. Umgrenzt wird das Eringerthal im engeren Sinne: im O. von der Dent Blanche (4364 m), dem Grand Cornier
(3969 m), Sasseneire (3030 m), den Becs de Bosson (3154 m) und dem Mont Gautier (2706 m), die es vom Zmuttthal, Eifischthal
und Val de Réchy trennen;