(Im) oder
Saas Im Grund(Kt. Wallis,
Bez. Visp).
1562 m. Gem. und schönes Pfarrdorf, mitten im
Saasthal, am
rechten Ufer der
Saaser Visp und an der Strasse
Visp-Almagell; 15 km ssö. der Station
Stalden der Linie
Visp-Zermatt. Von grünen
Wiesen umgeben. Schöne Kirche. Zwei Gasthöfe. Gemeinde, mit
Tamatten und
Unter dem Berg: 100
Häuser, 429 kathol. Ew.; Dorf: 25
Häuser, 108 Ew.
Früher trug die Kirchgemeinde den Namen
Saas und umfasste neben
Im Grund noch die Orte
Balen,
Almagell und
Fee, von denen die
zwei letztgenannten seit einigen Jahren zu eigenen Kirchgemeinden erhoben worden sind.
492 m. Gruppe von 6
Häusern, am linken Ufer der
Reuss, an der
Strasse
Luzern-Eschenbach und 900 m nö. der Haltestelle
Emmen der Seethalbahn. 35 kathol. Ew. Landwirtschaft.
900 m. Gruppe von 7
Häusern, im obern Abschnitt des
Thales des
Necker, 8 km nö.
der Station
Ebnat-Kappel der Toggenburgerbahn und 2,2 km sö.
Hemberg. 36 reform. Ew. Viehzucht.
kann auch von der Oberaarhütte aus in 3½ Stunden erreicht werden.
Grossartige
Aussicht auf das
Finsteraarhorn und seine Trabanten.
Benannt nach dem
Berner Naturforscher
Gottlieb Sigmund
Gruner (1717-1778),
dem Verfasser des Werkes Die Eisgebirge des Schweizerlandes(Bern
1760. 3 Teile).
Starkes Gefälle (mehr als 1300 m Höhenunterschied).
Ist ein gefährlicher
Wildbach, der häufige Ueberschwemmungen und Bodenrutschungen
veranlasst, so dass die Gotthardbahn ihn in einem
Tunnel zu unterfahren sich genötigt gesehen hat.
Die
Axenstrasse überschreitet ihn auf einer ausserordentlich starken eisernen
Brücke.
Den dringendsten Gefahren hat man bisher
durch eine Reihe von Korrektionsarbeiten (Kanalisation und Verbauung) zu wehren gesucht.
Gruonbach = Grienbach, wo Grien
=
Kies,
Schutt. (Vergl. darüber
Schweiz. Idiotikon. Bd II, S. 748).
steigt vom
Dieppen nach W. ab und wird - von N.-S. gezählt - umrahmt vom Rophaienstock
(2082 m),
Stöckli (2091 m),
Dieppen (2226 m), Schönerkulm (2040 m),
Hagelstock (2207 m), der Gruonmattegg (1877 m) und dem
mit Sennhütten übersäten Sporn des
Eggbergs (1300-1700 m).
Eine geschlossene Siedelung findet sich im Gruonthal nicht,
dagegen liegen da und dort einige Hüttengruppen zerstreut, wie
Gruonberg,
Hüttenboden,
Rüti,
AlteRütenen
etc. Vom
Gruonbach entwässert, 4 km lang, steil geböscht und die zum Teil bewaldeten, zum Teil felsigen Gehänge von Runsen
zerfressen.
Der Teil des
Waldes direkt über
Altorf heisst
Bannwald und wird mit Sorgfalt gepflegt und erhalten,
weil
er denOrt vor
Stein- und Lawinenschlag schützt.
Doch sollten hier an verschiedenen
Stellen Aufforstungen vorgenommen werden,
da in der Umgebung von
Altorf mehrere Siedelungen
(Vogelsang,
Waldegg, Kapuzinerkloster,
Winkel,
Höfli) noch der Lawinengefahr
ausgesetzt sind.
Der Bezirk umfasst in der Hauptsache das bald ziemlich weite, bald stark verengte Thal der Saane,
das ihn von S.-N. durchzieht und
auf das die Seitenthäler des
Hongrin,
Jaunbaches
(Jogne), der
Trême,
Sionge und
Serbache ausmünden; auf das Thal des
Jaunbaches
öffnen sich als Furchen dritter Ordnung die
Thäler des
Motélon, Rio du Mont und
Javroz. Das Gebiet wird durch die
Saane zur
Aare entwässert; Zuflüsse zur Saane
sind hier von links der
Hongrin, die
Marivue,
Trême und
Sionge, von rechts
der
Jaunbach und die
Serbache. Die Gruyère ist eine liebliche und malerische Landschaft, die von Fremden gerne zum Sommeraufenthalt
gewählt wird. In den Wiesengründen der
Thäler stehen eine Reihe von schönen Dorfschaften, und auf den Berghängen finden
sich weite
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Waldungen und fette Alpweiden. Keiner der Berggipfel erreicht hier die Schneegrenze. Ein anmutiges Bild gewährt jeweilen
Ende Mai der Alpaufzug mit seinem harmonischen Schellengeläute, dem Brüllen des Viehes und den Zurufen der Sennen. In geschützten
Lagen der tieferen Landesgegenden gedeihen der Apfel-, Birn-, Pflaumen-, Kirsch- und hie und da noch
der Nussbaum. Ferner kann man in der Basse Gruyère auch noch einige Getreideäcker sehen; sonst herrschen überall Wiesen
mit dicht stehendem, saftigem Gras vor.
Die Kartoffel wird liberal angebaut. Die Waldungen sind gemischt und bestehen meist aus Weiss- und Rottannen, Buchen, Lärchen,
Eicher und Birken. Die Gruyère ist die Heimat einer besonders Rinderrasse, die ihrer Schönheit
und Ergibigkeit wegen sehr geschätzt
wird. Daneben finden sich starke und ausdauernde Pferde, Ziegen und - in allerdings
abnehmender Anzahl - auch Schafe. Die Wälder sind noch reich an jagdbarem Wild, und oben auf den Höhen tummeln sich Gemse,
Reh, Murmeltier und Auerhahn. Mit Bezug auf die reiche und interessante Flora vergl. den Art. Freiburg
(Kanton):
Flora.
Die 49177 ha umfassende Gesamtfläche des Bezirkes Greierz verteilt sich wie folgt:
Das Klima ist gesund und wird namentlich Brustkranken empfohlen. Die Höhenlage wechselt; so liegen z. B. Pont la Ville in 681 m,
Jaun oder Bellegarde in 1017 m, die Sennhütte der Hochmatt in 1805 m und der Gipfel des Vanil Noir, der höchste Punkt des Bezirkes,
in 2395 m. Die durchschnittliche Höhe der ständig bewohnten Siedelungen beträgt 850 m (= der Höhe von
Rueyres-Treyfayes). Die Gruyère bietet eine Fülle von bemerkenswerten Aussichtspunkten; ihr erster ist ohne Zweifel der Gipfel
des Moléson (2005 m; der Rigi der Westschweiz), dessen Rundsicht den ganzen Jura, das Mittelland mit seinen Städten und Seen
und die Alpen umfasst.
Der Bezirk umfasst 30 Kirchgemeinden, die den Dekanaten La Part Dieu, Gruyères, La Valsainte und Saint Maire zugeteilt sind
und dem Bistum Lausanne und Genf unterstehen. Sekundarschule und Töchterpensionnat mit Haushaltungsschule in Bulle;
Waisenhaus in Sâles und kantonale Irrenheilanstalt in Marsens.
Im Bezirk besteht ausserdem noch die Stiftung Rieter mit 250000 Franken Kapital, dessen Zinsen zur Bestreitung des Lehrgeldes
für eine Anzahl von jungen Leuten verwendet werden.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Hornvieh
16741
17287
17364
Pferde
1156
1130
1341
Schweine
3108
5105
4944
Ziegen
5123
6283
4599
Schafe
4028
3550
2551
Bienenstöcke
1659
2434
2378
Diese Zahlen zeigen, dass der Bezirk Greierz sich die Viehzucht ganz besonders angelegen sein lässt, wozu ja auch eine Reihe
von günstigen Faktoren einladen, wie die natürliche Beschaffenheit, Lage und Exposition des Bodens,
die starke Nachfrage auf den Märkten und auch die geeigneten togographischen Verhältnisse.
Der Greierzer Rindviehschlag wird von den Kennern sehr geschätzt, und die Viehmärkte in Bulle, besonders der am Dionysiustage
im Oktober stattfindende, erfreuen sich eines lebhaften Zuspruches von Seiten der fremden Händler. Von
durchschnittlich 196500 hl per Jahr vor 25 Jahren ist die Milchproduktion heute auf 240090 hl per Jahr gestiegen und hat
sich somit in diesem Zeitraum um 43590 hl vermehrt. Ein beträchtliches Quantum dieser Milch findet Verwendung in der Schokoladefabrik
von Broc und in der Fabrik für kondensierte Milch zu Épagny.
Aber auch die industrielle Tätigkeit ist eine rege, so dass die Gruyère eine der gewerbreichsten Gegenden des Kantons bildet.
Der Bezirk besitzt neben den zwei soeben genannten bedeutenden Fabrikbetrieben noch die Elektrizitätswerke von Montbovon
und Charmey, die einer grossen Anzahl von kleineren Betrieben und der Bahn Châtel-Bulle-Montbovon ihre
Triebkraft liefern und nicht nur die Ortschaften des Bezirkes, sondern noch zahlreiche andere Gemeinden in und ausser dem Kanton Freiburg
mit Licht versehen; zu nennen sind ferner die grossen Parketteriegeschäfte von La Tour de Trême und Bulle, die Marmorbrüche
von Lessoc, Enney und Neirivue, die Sandsteinbrüche von
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Vaulruz und Champotey (Écharlens), sowie zahlreiche andere Brüche auf Bausteine; daneben hat der Bezirk Brennereien, Bierbrauereien
und Werkstätten verschiedener Art. Auch die Strohflechterei wird trotz der starken geschäftlichen Krise immer noch in Ehren
gehalten. In Bulle erscheinen drei Zeitungen. Weithin bekannt sind die Heilbäder Montbarry und Les Colombettes mit ihren
wirksamen Quellen und ihrem landschaftlichen Reiz. Den zahlreichen Touristen und Kuranten stehen überall treffliche Gasthäuser
und Pensionen zur Verfügung. Fremdenstationen sind besonders Bulle, Gruyères, Grandvillard, Albeuve, Montbovon, Broc, Charmey,
Jaun (Bellegarde), Avry devant Pont und Corbières.
Mit Eisenbahnlinien war der Bezirk bis in die neueste Zeit nur unvollkommen versehen, indem er einzig
durch die Linie Bulle-Romont mit der grossen Verkehrsader Bern-Freiburg-Lausanne und damit auch mit den übrigen Teilen des
Kantons in Verbindung stand. Diesem Mangel wird jetzt abgeholfen durch den Bau der elektrischen Bahn Châtel-Bulle-Montbovon,
die die ganze Gruyère von S. nach N. durchzieht und die Hoch Gruyère und Bulle durch Vermittlung der
Linien Montreux-Montbovon und Vevey-Châtel mit dem Genfersee verbindet. Ferner wird den Bezirk in Montbovon auch die Linie Vevey-Thun
berühren. Andere geplante Linien werden dann in der Folge Bulle sowohl längs dem rechten wie dem linken Ufer der Saane direkt
an die Stadt Freiburg anschliessen.
der Boden bildet hier eine Wanne, in der sich die Wasser
der Umgegend zum Étang de la Theure oder de la Gruyère (7,86 ha gross) vereinigen.
Der von einem auf
sumpfigem Untergrund (Oxfordmergel) stehenden Fichtenwald umrahmte Weier fliesst durch einen etwa 300 m langen Graben nach
S. ab;
dieser Abfluss treibt die Säge und Mühle La Gruyère und verschwindet dann in einer Spalte der der Mulde von La Chaux
und Bellelay angehörenden Argoviankalke. Es erscheint wahrscheinlich, dass dieses Wasser zusammen mit
dem der Rouge Eau von Bellelay in den zahlreichen Stromquellen der Kluse von Le Pichoux wieder zu Tage tritt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Viehzucht und Milchwirtschaft. Früher betrieb die Stadt eine rege Gewerbs- und Handelstätigkeit,
während heute ihre einst stark belebten Gassen vereinsamt und stille geworden sind. Jetzt werden in der
Gemeinde nur noch mehrere Sägen, eine Gerberei, die Fabrik für kondensierte Milch zu Épagny und die Gipsgrube von Pringy betrieben.
Fremdenstation. Als eigene Kirchgemeinde wurde Gruyères 1254 von Bulle losgelöst. Die im selben Jahre geweihte Pfarrkirche
St. Theodul erfreute sich in der Folge der besonderen Gunst einer grossen Anzahl von Gönnern, wie
der Grafen und Gräfinnen von Greierz, einer Reihe von Burgherren, Landvögten und auch Privatleuten. Neben der Pfarrkirche
gab es in Greierz mehrere
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Kapellen, die zur Mehrzahl auch heute noch vorhanden sind: die von den ersten Grafen erbaute und Johannes dem Täufer geweihte
Burgkapelle bildet seit 1848 ein kleines Museum;
die infolge eines während der Epidemie von 1611 von den Bewohnern der Stadt
getanen Gelübdes errichtete und den Heiligen Rochus, Claudius und Sebastian gewidmete Chapelle du Berceau
ward 1615 geweiht;
ferner bestehen in Pringy eine St. Agathenkapelle und in Épagny eine St. Annakapelle.
Auf Boden der Gemeinde
steht auch das einstige Kloster La Part Dieu, das von Wilhelmette von Grandson, Gräfin von Greierz, 1307 gestiftet und 1848 aufgehoben
worden ist.
Zur Zeit der Herrschaft ihrer Grafen umfasste die Stadt zwei Teile, die Cité und den Bourg, die beide mit
Mauern und Türmen umgeben waren und durch vier Tore mit der Aussenwelt in Verbindung standen. Der Bourg besteht aus einer
einzigen breiten Gasse mit heute noch recht mittelalterlichen Häusern. Die Cité oder der Sitz der regierenden
Herren umfasste das Schloss mit seinen Nebenbauten, das den Hügel krönt und dank seiner Lage, seinen Wällen und Gräben
und seiner Zugbrücke einem feindlichen Angriff sehr wohl widerstehen konnte. Es ist von dicken und mit zahlreichen Türmen
und Türmchen versehenen Mauern umgeben und umschliesst einen ebenfalls ummauerten und mit Schiessscharten
und gedeckten Gallerien bewehrten grossen Innenhof. In einem alten Rundturm mit 5,4 m dicken Mauern sieht man ein Kamin,
auf dessen Feuerherd ein ganzer Ochse in einem Stück gebraten werden konnte.
Das Schloss wurde 1818 vom Maler D. Bovy, einem Schüler von Ingres, angekauft und restauriert; ihm verdankt
man im Besondern auch die schönen Wandgemälde im Rittersaal, die die wichtigsten Episoden aus der Geschichte der Gegend
darstellen. Bovy starb 1862. Heute gehört das Schloss Herrn Balland, der im Grafenzimmer und im Waffensaal eine schöne antiquarische
Sammlung aufgestellt hat. Das Schloss bietet eine schöne Aussicht auf das untere Greierzerland und die
es umrahmenden Voralpen.
Ueber die Entstehung von Gruyères sind im Laufe der Zeit viele Fabeln erzählt und über die Etymologie dieses Namens zahlreiche
Hypothesen aufgestellt worden. Nach der einen Ueberlieferung soll der Stammvater des Geschlechtes derer von Greierz der Vandalenhäuptling
Gruerius gewesen sein, der zur Zeit der Alemanneneinfälle bis in diese Berggegenden vorgedrungen wäre;
eine andere Version macht aus diesem Gruerius einen Führer der ums Jahr 302 unserer Zeitrechnung dem Blutbad von Agaunum
(im Wallis)
entronnenen thebäischen Legion, und wieder Andere wollen, dass das Land Œx ums Jahr 414 vom Vandalenkönig Gondioch
seinem Kampfgenossen Gruerius verliehen worden sei. Andere Forscher verwerfen diesen sagenhaften Stammvater
Gruerius und leiten den Namen vom althochdeutschen gruo = grün her, wegen der das Thal vorteilhaft auszeichnenden grünen
Farbe seiner Wiesen und Wälder; oder auch von gruier oder gruyer, lateinisch grueria, welches Wort die im Mittelalter wohl
bekannte Würde eines Vogtes über Wasser und Wald und Gerichtsherren über Wald-, Fisch- und Jagdfrevel
bezeichnete. Es soll nun ein mit dem Amte eines solchen Gruyer oder Waldvogtes über das Land Ogoz bekleideter Edler des transjurassischen
Königreiches Burgund zur Zeit, da Titel und Würden anfingen in den betreffenden Geschlechtern erblich zu werden, sich zum
selbständigen Herrn
gemacht und sein Amt auch seinen Nachfolgern hinterlassen haben. Im Uebrigen erscheint
der Titel eines Grafen von Greierz zum erstenmal 1157 in einer von Rudolf von Greierz zu Gunsten der Abtei Hautcrêt ausgestellten
Schenkungsurkunde. In andern Urkunden erscheint diese selbe Persönlichkeit unter dem Namen des Grafen von Ogoz, wie auch
seine Gemahlin Agnes von Glâne in den Urkunden bald als Gräfin von Ogoz und bald als Gräfin von Greierz figuriert. Es ist
nicht möglich, hier alle Phasen der Geschichte unseres tapfern kleinen Völkchens und seiner ritterlichen Herren mit ihren
vielen und ruhmvollen Waffentaten zu verfolgen. In kritischer Zeit standen die Grafen von Greierz stets
auf ihrem Posten, bereit, ihr Recht und ihr Gebiet mit Waffengewalt zu verteidigen oder geschworene Treue zu halten. Wir
kennen keine würdigeren Glieder der Ritterschaft und keine ihrem Oberherren treuere Vasallen. Von der nämlichen kriegerischen
Gesinnung wie ihre Grafen war auch in guten wie bösen Tagen das Greierzervolk beseelt. Nie wich der «Kranich»
(grue; das Wappentier der Grafen) zurück, und stets blieb er seinem Wahlspruch Transvolat nubila virtus getreu.
Als zur Zeit der Kreuzzüge Europa sich zum Kampfe gegen Asien rüstete, stimmten auch Graf und Volk von Greierz begeistert
in das allgemeine Feldgeschrei «Gott will es!» mit
ein und stiegen aus ihren Bergen herab mit dem stets wiederholten Ruf: «Pars, Gruyère! en avant la Grue! reviendra qui pourra!»
Auf Gruyère! Vorwärts die Grue! Kehre wieder, wer kann! Bei Laupen kämpften die Grafen von Greierz mit Freiburg
gegen Bern,
und bei Murten
standen sie mit im ersten Treffen der Eidgenossen.
Als 1349 Otto von Éverdes, der Graf von Greierz und der Herr von Corbières mit den Freiburgern und Bernern in Fehde standen,
wurden diese, die bis jenseits La Tour vorgerückt waren, vollkommen geschlagen. Welche Zahl von Legenden und grossen Erinnerungen
knüpfen sich an diese alten Wälle, von wie viel fröhlichen Festen und Turnieren, aber auch von welchen
traurigen Zeiten und welchem Unglück könnten sie erzählen! Und wie lange noch hallten in diesen Gemächern Waffenlärm
und Festestrubel, als andere feste Burgen längst schon zur Ruine geworden! Nachdem die Landschaft Greierz unter den Grafen
Franz und Ludwig zum Höhepunkt ihrer Macht aufgestiegen, begann unter der Regierung des GrafenMichel
der zum völligen Untergang führende Zerfall.
Ursachen davon waren tolle Liebesabenteuer, höfischer Dienst in Frankreich und das Leben in den Feldlagern. In der Nacht
des verliess der unglückselige GrafMichel seine alte Burg und sein Land, um niemals dahin zurückzukehren.
Er hatte sich genötigt gesehen, seinen Besitz um den Preis von 80500 Thaler an Bern
und Freiburg
zu verkaufen, die das Land derart unter
sich teilten, dass Bern
das Gebiet oberhalb der Tine, das sog. Pays d'En Haut, Freiburg
dagegen dasjenige unterhalb der Tine, d. h. eben die
heutige freiburgische Gruyère zu Eigen erhielt.
Der Uebergang vollzog sich aber nicht ohne schwere Misshelligkeiten. Der erste dem Lande vorgesetzte Landvogt, Anton Krummenstoll,
ward 1556 schwer beschimpft, und 1577 konnte die Regierung nur mit Mühe die Ablieferung der jährlichen Rechnungen über
die Verwaltung der Gemeindegüter durchsetzen. Auch zur Zeit des Bauernkrieges musste man aufrührerische
Gelüste in der Gruyère¶
mehr
mit Gewalt unterdrücken. Dann herrschte Ruhe im Lande, bis am unter dem Vorwand der ungerechtfertigten Aufhebung
einiger Volksfeste der längst geplante und von NicolasChenaux und André Castella geleitete Aufstand losbrach. Der Ausgang
des unglücklichen Unternehmens ist bekannt: Chenaux wurde von seinen eigenen Leuten ermordet, worauf seine
hauptsächlichsten Mitverschworenen sich flüchteten. Es war dies aber nur der Vorbote eines kommenden Sturmes, der losbrach,
nachdem die Waadt
mit Hilfe der französischen Bajonette 1798 das Joch Berns abgeschüttelt und ihre Unabhängigkeit erklärt hatte.
In Freiburg
erhob sich zuerst Bulle und pflanzte den Freiheitsbaum auf, und bald folgten dem Beispiel die Stadt
Greierz und sämtliche übrigen Gemeinden der Vogtei. Greierz war bis 1798 eine Vogtei, von 1798-1848 eine Präfektur und bildet
seit 1848 mit Bulle zusammen das Herz des heutigen Bezirkes Greierz. Vergl. Kuenlin, Franz. Dictionnaire géograph., statist.et histor. du cant. deFribourg. 2 parties. Frib. 1832. - Raemy. Dictionnaire. - LeChamois; réd. par
Reichlen. - Album de fête; publié par la Soc. des ingénieurs et architectes. Frib. 1901. - Fribourgartistique à traversles âges. - Cornaz-Vuillet. La Suisse romande en zig-zag. - Charles, Hub. Course dans laGruyère. Paris 1826. Fribourg, Guidedes étrangers. - Perrier. Oberst. DieGruyère... (Europ. Wanderbilder. 23). Zürich
1881.
oder Grion (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
1122 m. Gem. und Pfarrdorf, am SO.-Hang des Mont Jorogne, zwischen dem Thal der Gryonne und demjenigen
des Avançon d'Anzeindaz und 8,2 km nö. über Bex, mit welchem Ort das Dorf seit 1901 durch die nur im
Sommer in Betrieb stehende elektrische Strassenbahn Bex-Gryon-Villars in Verbindung steht. Diese von zahlreichen Touristen
benutzte Bahn bietet eine ganze Reihe von prachtvollen Ausblicken. Postbureau, Telegraph, Telephon; im Winter Postwagen Bex-Gryon. 94 Häuser, 480 reform.
Ew. Sommerfrische, besonders von Westschweizern stark besucht. Mehrere Gasthöfe und zahlreiche Chalets.
Viehzucht und Waldwirtschaft. Im Dorf selbst ist bemerkenswert ein aus einem einzigen Block von Marmor aus Saint Triphon gehauenes
Brunnenbecken, neben dem eine 1798 gepflanzte Linde mit folgender Gedenktafel steht: «Ici repose Pierre Broyon, dit Boynnon
de Gryon, mort en défendant son pays, le 5 Mars 1798, au combat du Col de la Croix». Unterhalb der Kirche
steht das Haus des Dichters Juste Olivier, dessen Front die Brustbilder von Olivier und seiner Frau und die Inschrift: «C'est
là-haut qu'est la paix» schmücken.
Der Bergrücken von Gryon ist zu einem Teil mit sowohl tonigem als sandig-kiesigem Moränenschutt bedeckt, während der Untergrund
der Hauptsache nach aus Gips besteht, der da und dort von Rauchwacke, Liasschiefern oder Jurakalken unterbrochen wird. Auch
wo der Gips nicht ansteht, zeigt sich sein Vorhandensein durch das Auftreten von Einsturztrichtern (entonnoirs) deutlich
an. Zahlreiche erratische Blöcke, z. T. aber bereits als Baumaterial verwendet.
Gryon erscheint zum erstenmal in Urkunden des 12. Jahrhunderts als Klostergut der Abtei von Saint Maurice,
welche bis 1798 im Besitz der Ortschaft verblieben ist. Abt Wilhelm von Saint Maurice verlieh das dem Kloster früher durch
Peter von Griuns geschenkte Gebiet von Griuns 1189 um eine jährliche Abgabe von 20 «sols»
an Wilhelm von Griuns und seine Nachkommen. 1265
besass auch Ritter Aymon von Châtillon hier Hoheitsrechte,
wofür er dem Abt zum Treueid verpflichtet war; er veräusserte diese aber schon das folgende Jahr an Wilhelm von Morgeyns,
dem sie der Abt bald wieder abkaufte.
Auch andere Rechte, die einigen Edeln des Landes zustanden, brachte das Kloster nach und nach gänzlich
an sich. Grosser Vorrechte erfreuten sich die Bewohner von Gryon zur Zeit der Herrschaft Savoyens. Die schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts
hier stehende Kapelle wurde selbstverständlich ebenfalls von Saint Maurice aus ministriert. Nach der Eroberung des Landes
durch die Berner verpflichteten diese ihre hiesigen Behörden, die Rechte der Abtei Saint Maurice auf die
Bewohner des Gouvernementes Aigle unangetastet zu lassen, und enthoben 1671 die Gebiete von Gryon, Lavey und Salaz ihrer Untertanenpflichten.
Dies hinderte aber die Berner Behörden nicht, 1685 auf dem Rechte des Holzschlagens in den benachbarten Waldungen (zum Betrieb
der SalineBex) zu bestehen. Als die Bewohner von Gryon darüber ihr Missfallen zu äussern sich erlaubten,
wurde der Ort von Berner Truppen besetzt, auf Verwenden des der Rechte seiner Pfarrkinder sich warm annehmenden Ortspfarrers
aber bald ohne weitere Folgen wieder geräumt. Kurz vorher (1640) hatte Gryon wie die ganze benachbarte Landesgegend (so
z. B. die Ormonts) unter einer verheerenden Pestepidemie zu leiden gehabt.
Früher konnte man am Hang über Gryon einen grossen erratischen Block sehen, der einem liegenden Manne glich und vom Volke
die «Pierre du Sauvage» genannt wurde, weil er einem lange Zeit in den benachbarten Bergen herumirrenden und jede menschliche
Berührung fliehenden jungen Manne zum täglichen Ruhesitz gedient haben soll. Diese Sage ist von Dekan
Bridel in seiner reizenden Novelle Blancheet Bernard ouLa Pierredu Sauvage (erschienen im 1. Band des Conservateur Suisse)
künstlerisch verwertet worden.
(Mont de) oder Mont de Jorogne (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Bergvorsprung zwischen der Gryonne und dem Avançon d'Anzeindaz;
steigt vom Col de La Barboleuse bis Les Devens bei Bex ab und erreicht auf dem welligen und mit Lärchen bestandenen Plateau
von Plan Sépey mit 1255 m seinen höchsten Punkt. Besteht hauptsächlich aus triasischem Gips.
(La) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Fluss; entspringt am W.-Hang des Signal de Culant (Gruppe der Diablerets) in
je nach der Jahreszeit von 1900-2600 m schwankender Höhe und mündet nach 15 km langem Lauf in der Richtung NO.-SW. bei Les
Neyex (zwischen Saint Triphon und Bex) in 394 m von rechts in die Rhone. Die von den am W.-Hang des Culant
liegenden Firnfeldern gespiesene Gryonne durchzieht zunächst die Alpweide des Plan de Châtillon, stürzt sich in schönem
Fall über eine Felswand, fliesst gemächlich weiter und tritt dann in eine zusehends enger und wilder werdende Schlucht ein,
deren Gehänge stark von Runsen zerfressen und meist mit Wald bestanden sind. In 500 m Höhe tritt sie
zwischen Les Devens und Salez ins Thal der Rhone aus, fliesst noch einige Zeit auf dem von ihr selbst abgelagerten Schuttkegel
und geht unter der Jura-Simplonlinie durch, um endlich in 394 m ihr Wasser mit dem der Rhone zu vermischen. An Zuflüssen erhält
sie von links u. a. den Moutonnet, Gaillard, Bey Broyon und Nant de Genêt; von rechts u. a. den Bey de Coufin,
Torrent des Tines, den von Bretaye herkommenden Rio de Champeyex, den von Soud kommenden Rio de Poyapraz,
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