Ruhepunkte, die man im Herzen unserer
Alpen antreffen kann. Von
Blitzingen an beginnt der Fluss, sich tiefer und tiefer einzuschneiden,
um unter
Niederwald donnernd in die tiefe
Schlucht zu treten, die er erst nach der Aufnahme der an Wasserführung mit ihm rivalisierenden
Massa wieder verlässt. Jetzt erscheinen auch am linken Rhoneufer Siedelungen: das den obern Eingang
in die
Schlucht hütende
Bodmen, das in wildem
Winkel sich bergende
Steinhaus, das am brausenden
Wildbach gleichen Namens stehende
Mühlibach und endlich, stolz auf dem Steilufer thronend, das prächtige und blühende Dorf
Aernen, ehemaliger Bezirkshauptort,
mit seiner reich ausgestatteten Kirche, seinen altenGalgen und seinen mit Fresken verzierten
Holzhäusern.
Aernen ist das bemerkenswerteste Dorf des ganzen Bezirkes sowohl mit Bezug auf sein altertümliches Gepräge als auch
auf die in seinen
Häusern herrschende peinliche Sauberkeit, die vorteilhaft gegen den vernachlässigten Zustand der Wohnstätten
in gewissen anderen, weniger abgelegenen Gebieten des Kantons absticht. Die immer am rechten Ufer der
Rhone sich haltende Poststrasse durchzieht
Niederwald, lässt
Bellwald und
Fürgangen hoch oben rechts liegen und erreicht
Fiesch,
das eigentliche Exkursionszentrum für den
untern Abschnitt des Gomserthales, von wo aus man ein völliges Gewirre von Thälern
u.
Schluchten vor sich sieht.
Bald erreicht man
Lax, die letzte Gemeinde des Bezirkes, und das auf einem Felsvorsprung (Deischberg,
Mons Dei) stehende
Teisch. Hier unten ist die Pflanzenwelt schon abwechslungsreicher; bei den
Dörfern erscheinen allmählig
Obst-, besonders Kirschbäume, und Gartenbau und Bienenzucht erheben sich zu einiger Bedeutung. Mit seinen 8 Ew. auf einen
km2 ist der Bezirk Goms der die kleinste Bevölkerungsdichtigkeit aufweisende Bezirk des Kantons.
Die Bevölkerungszahl betrug im Jahr 1888 4192, im Jahr 1900 4204 und ist nahezu gleich der Zahl der Einwohner der einzigen
Unterwalliser Gemeinde
Bagnes (4427 Ew.). 723
Häuser, 973 kathol. Haushaltungen deutscher Zunge.
Die Querthäler im Bezirk Goms sind im Allgemeinen zu klein, zu steil, oder zu hoch gelegen, als dass
sie das ganze Jahr hindurch ständig bewohnt werden könnten. Neben dem einen ganz kleinen
Weiler bergenden
Gerenthal sind
einzig die an der untern Grenze des Bezirkes eingeschnittenen beiden
Thäler von
Fiesch und
Binn auch im Winter noch bewohnbar.
Die beinahe ausschliessliche Erwerbsquelle der Gomser bilden Viehzucht und Milchwirtschaft, und es ist
vielleicht
¶
mehr
diesem Umstand zuzuschreiben, dass hier der rationelle Betrieb der damit zusammenhängenden landwirtschaftlichen Arbeiten
besser verstanden wird, als in vielen anderen Gegenden des Kantons. Die von den Alpweiden des Goms herstammenden kleinen
Fettkäse sind die am vorzüglichsten bearbeiteten und die geschätztesten des ganzen Kantons Wallis;
sie werden besonders gern für die
Herstellung der sog. râclette, einer namentlich in Sitten mit Vorliebe hergestellten Art von Käsekuchen verwendet. Früher
war es, besonders im Binnen- und Fiescherthal, Sitte, einzelne dieser Käse als wahre Familienandenken lange Jahre hindurch aufzubewahren.
Mehrere solcher Muster, von denen einige aus dem 17. Jahrhundert stammten und das älteste, bis zum Jahr 1600 zurückreichende
heute noch im Gemeindehaus zu Fiesch gezeigt wird, waren z. B. auf der 1871 zu Sitten veranstalteten landwirtschaftlichen Ausstellung
zu sehen.
Der Bezirk Goms lieferte einst für die landwirtschaftlichen Arbeiten in den zentralen Walliser Bezirken (Siders, Sitten und
Conthey) zahlreiche Arbeitskräfte; jetzt hat diese periodische Auswanderung schon längst aufgehört,
doch besteht in Brämis gegenüber Sitten als Andenken an diese Zeit immer noch eine wirkliche Gomserkolonie. Heute verdingt
sich die Gomser Jungmannschaft im Sommer in die Gasthöfe des eigenen Landes, im Winter in diejenigen der Riviera und des
französischen Mittelmeerufers. Vieles zur Hebung des Goms hat namentlich auch die Eröffnung der Furkastrasse
beigetragen. Alpine Sommerkurorte und Fremdenstationen sind Fiesch, Gletsch, Binn und Münster.
In dem an seltenen Mineralien reichen Binnenthal bestand einst ein Schmelzwerk. Das Fiescherthal ist bekannt durch seine vielen
schönen Bergkrystalle.
Zwei Alpenstrassen und zahlreiche Passübergänge verbinden das Goms mit den Nachbarlandschaften. Die beiden Strassen führen
über die am N.- und O.-Ende des Bezirkes gelegenen Pässe der Grimsel (2164 m) und Furka (2436 m) ins
Berner Haslethal einerseits und ins Reuss- und Vorderrheinthal andererseits. Der Nufenen- und Griespass, beide einst stark begangen,
leiten durch das Eginenthal ins Tessiner Bedrettothal bezw. nach den italien. Thälern von Formazza und Antigorio. Ueber den
Albrunpass steht das Goms durch das Binnenthal ebenfalls mit dem Antigoriothal und Domo d'Ossola in Verbindung.
Diese 3 letztgenannten Pässe sind für Lasttiere gangbar.
Die Rolle, die die Landschaft Goms in der Geschichte des Wallis
gespielt hat, ist bedeutender als die irgend eines anderen Bezirkes.
Die Gomser betrachten sich mit Stolz als die Hüter der politischen Unabhängigkeit und des katholischen
Glaubens des Wallis,
was ihr Widerstand gegen die Einführung der Reformation und ihr zäher Kampf gegen die französische Invasion
zu einem grossen Teil rechtfertigt. In der That war das im obern Winkel zwischen den zwei das schweizerische Rhonebecken begleitenden
Hochgebirgsketten geschützt gelegene und thalauswärts gegen Brig durch die wilden Schluchten des Deischberges
verteidigte Goms schon von der Natur zum letzten Bollwerk der durch eine Invasion bedrohten Freiheit bestimmt.
Die mit den Urkantonen verbündeten Gomser hatten ausserdem noch genügenden Einfluss, um die einst für kurze Zeit im Rhonethal
bis Brig hinauf verbreiteten Lehren der Reformation im ganzen Kantonsgebiet wieder zu vernichten. Und
nicht zuletzt fällt den Gomsern auch ein wesentliches Verdienst an den beiden Siegen von Ulrichen zu, die im zeitlichen Abstand
von einem Jahrhundert den ins Land eingefallenen, aber hier zu Stücken gehauenen Bernern für immer das Gelüste nahmen,
sich die Bewohner des Rhonethales zu unterwerfen.
Goms ist die Heimat der bedeutendsten und geschicktesten Staatsmänner des
Wallis
gewesen, so des Kardinales Matthäus Schinner
und des Bischofs Walter Supersaxo, der die Savoyarden endgiltig aus dem Rhonethal verjagt hat. Gomser waren auch der Senn Thomas
Riedi und Minichow, die beiden Helden von Ulrichen. Daneben kann sich das Goms noch einer Reihe von auf
anderen Gebieten berühmten Persönlichkeiten rühmen: ihm gehört die Familie Ritz an, der mehrere Maler und der Pfarrer entsprossen
sind, der dem Pfarrhaus und der Kirche zu Münster die von seiner Hand bemerkenswert schön geschnitzten Holztüren und -möbel
hinterlassen hat;
ferner der Kanonikus Weger, Erzieher des Kaisers Josef II., der Dichter lateinischer
Lieder Josef Binner und endlich auch ein Zweig des Geschlechtes von Riedmatten, aus dem fünf Bischöfe von Sitten hervorgegangen
sind.
Obwohl das Goms für einen der ältesten Besitze des bischöflichen Stuhles von Sitten gilt, vollzog sich doch die Einigung
der Landschaft zu einem geschlossenen Staatswesen nur langsam. Man findet hier noch bis ins 18. Jahrhundert
hinein Ueberreste von einer Reihe von ganz kleinen Gerichtshoheiten, die alle mehr oder weniger vom Majorat Aernen abhängig
waren. So besass z. B. das heute beinahe unbewohnte Gerenthal bis zur französischen Revolution seinen eigenen Ammann, Galgen
und Gericht.
Vor der Einrichtung der Selbstverwaltung der einzelnen Gemeinden waren auch alle im Becken von Goms sitzenden
Statthalter des bischöflichen Stuhles dem Majorat Aernen untertan, so dass dieses Dorf der erste Hauptort des Goms wurde, in
welche Würde es sich dann vom 14. Jahrhundert an mit Münster teilen musste. Die jetzigen Gemeinden Gluringen,
Reckingen, Biel und Blitzingen bildeten zusammen lange Zeit die sog. Landgrafschaft, die den seit 1290 in einer heute zerstörten
Burg zu Biel sitzenden und den Grafentitel führenden Vitztumen zu eigen war.
Die Bewohner des Goms kauften sich in der Folge nach und nach von den meisten feudalen Verpflichtungen los, die
seit 1374 nur noch in ganz unbedeutendem Masse auf ihnen lasteten. Um dieselbe Zeit benutzten die Gomser die zahlreichen
Verlegenheiten und Unglücksfälle, die die Vitztume Edeln von Blandrate Schlag auf Schlag trafen, um diese Familie aus dem
Lande zu verjagen. Die dem Zehnten Goms zustehende eigene Verfassung blieb bis zu Ende des alten Régime
die denkbarst demokratische, indem die Gomser, gestützt auf ihre alten Beziehungen zu den Waldstätten und auf einen mit
Johannes von Attinghausen in Uri
geschlossenen Bund, sich als oberste Behörden ihre eigenen Ammänner gaben und, im Gegensatz
zu den anderen Zehnten, auch ihre eigenen Abgeordneten in die Tagsatzung sandten.
Das Stimmrecht konnte damals noch vom 14. Altersjahr an ausgeübt werden. Nach dem Geschichtschreiber Boccard soll der Zehnten
Goms, der in den Urkunden ursprünglich aMonteDei superius geheissen wird, seinen jetzigen Namen im 14. Jahrhundert erhalten
haben, wonach die französische Form Conches älter wäre als die deutsche Gombs oder Goms und die erst
nachträglich daraus abgeleitete lateinische Bezeichnung Gomesia. Ferner stellte Zimmerli fest, dass Conches zuerst der Name
des Dorfes Münster, der damals einzigen Kirchgemeinde oberhalb Aernen, gewesen sei; 1322: curatus de Conches, 1332: curatus
de Monasterio.
Obwohl Gremaud die urkundlichen Formen apud Gomes (1272) und ecclesia de Conches (1285) gefunden hat,
scheint es doch festzustehen, dass die damals vorherrschend gebräuchliche französische Form des Namens von der natürlichen
Beschaffenheit des obersten Thalbeckens herzuleiten sei, das in der Tat einer sog. contze gleicht, mit welchem Ausdruck der
Unterwalliser Dialekt einen Brunnentrog oder eine Brunnenstube zu bezeichnen pflegt. Ein Blick auf die
Gegend, in deren Mitte Münster liegt, genügt, um uns wirklich das Bild eines weiten muschelförmigen Beckens (conque, concha)
zu geben. 1211: Gomesianum.
Wie ein grosser Teil des Wallis
überhaupt, ist auch das Goms von einer brachycephalen Urbevölkerung besiedelt worden und zwar
ist dies wahrscheinlich zu Ende der neolithischen oder zu Beginn der Bronzezeit geschehen. Die in den
verschiedenen Beinhäusern des Thales befindlichen Schädel sind von Dr. Eugen Pittard, dem man alle anthropologischen Studien
über das Wallis¶
mehr
verdankt, genau untersucht und von ihm der Völkergruppe der Kelten oder Alpenkelten zugeschrieben worden.
[L. Courthion.]
Flora.
Obwohl die Flora des Gomserthales eine verhältnismässig arme ist, weist sie doch einen sehr interessanten Charakter auf.
Mehrere der hiesigen Arten finden sich im übrigen Wallis
überhaupt nicht oder doch nur sehr selten. Als dem
Goms eigentümliche Arten kann man neben der an den tieferen Gehängen überaus häufigen Rosauriensis und dem nach der Thalschaft
benannten Hieracium gombense noch nennen: Violapersicifolia var. elatior, Drosera anglica, Spergula anglica, Orobanche maior,Potamogeton praelongus;
Carex aterrima var. Wolfii, C. Zahnii und C.Favrati.
Die Salix phylicifolia
findet sich einzig im obersten Becken von Münster bis Gletsch, und auch mehrere Habichtskräuter sind vollständig auf das
Goms beschränkt oder steigen wenigstens nicht tiefer als bis Brig hinab, so z. B. Hieracium Jordani, H. raeticum, H. atratum,H. Bocconei, H. intybaceum, H. picroides, H. praeruptorum und H. macilentum. Andere im übrigen Wallis
nur sehr
vereinzelt anzutreffende Arten kommen im Goms häufig vor, so u. a. Salix daphnoides, Prunus padus var. petraea, Spergulariacampestris, Nasturtium pyrenaicum, Erigeron intermedius, Gentiana obtusifolia, Soldanella pusilla, Armeria alpina, CarexLaggeri, Koeleria hirsuta. Polygonum alpinum, eine am Simplon sich findende seltene Art, ist in den Wiesen
zwischen Reckingen und Ober Gestelen ein häufiger Gast, wo es zusammen mit Cirsium rivulare, C. heterophyllum und PhyteumaBallen sich entfaltet. An trockenen Hängen sind häufig Peucedanum oreoselinum, Laserpitium panax, Stachys recta.
Die Flora der höher gelegenen Gebiete ist entschieden arm und von einer trostlosen Einförmigkeit, mit
Ausnahme allerdings des Münsterthales, das noch folgende Arten besitzt: Campanula excisa, Primula longiflora, Phaca alpina
und Ph. frigida, Saxifraga cotyledon, Androsace imbricata. Der grösste Teil der alpinen Arten der Penninischen Alpen fehlt
hier, gleich den für die Kalkalpen bezeichnenden Formen, denen der hier vorwiegend granitische Boden nicht zusagt. Der Florenreichtum
erscheint erst wieder an der Grimsel, Furka, dem Gries- und Nufenenpass, wo günstigere klimatische Faktoren und abwechslungsreichere
geologische Beschaffenheit des Untergrundes ins Spiel treten.
Trotz dem rein alpinen Charakter des Gomserthales besitzen doch die wärmsten der tiefer gelegenen Standorte noch mehrere
dem untern Rhonethal eigenen Arten, von denen wir auf Grund des von H. Jaccard aufgestellten Cataloguede la flore valaisanne (auf den wir für nähere Einzelheiten hiermit verweisen) blos folgende ö. Blitzingen bis Münster
und Oberwald beobachtete Formen aufzählen wollen: Neslea paniculata, Holosteum umbellatum, Malva neglecta, Geranium rotundifolium,Prunus cerasus und Pr. mahaleb;
Potentilla rupestris, P. Gaudini und P. verna;
Rosarubiginosa und R.graveolens, Scleranthus collinus, Sedum maximum und S. purpureum, Saxifraga tridactylites, Bunium bulbocastanum, Aethusacynapium, Torilis anthriscus, Sherardia arvensis, Galium Vaillantii, Artemisia absinthium und A. campestris;
Achillea tomentosa,A. nobilis und A. setacea;
Hieracium Peleterianum, H. tardans und H. pulmonarioides;
Convolvulus arvensis, Myosotis arenaria,Veronicaagrestis und V. verna, Chenopodium botrys und Ch. vulvaria, Polycnemum arvense und P. officinale,Carex nitida, Agrostis spica venti, Koeleria valesiaca und K. cristata var. gracilis, Melica ciliata, Festuca valesiaca.
Alle diese über 1300 m Höhe gedeihenden Arten beweisen uns, dass der mildernde Einfluss des Klimas der untern Gebiete an
der Rhone sich bis zu oberst ins enge Gomserthal hinauf fühlbar macht.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Aarwangen).
648 m. Gem. und Dorf, auf einer vom Rotbach durchflossenen Hochfläche, an der Strasse
Melchnau-Hüswil und 4 km nw. der Station Hüswil der Linie Langenthal-Wolhusen. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
nach Hüswil und Melchnau. Gemeinde, mit Brüggenweid, Hünigen, Küfer, Rütmatt, Schwendi und Staldershüser: 140 Häuser, 1008 reform.
Ew.; Dorf: 25 Häuser, 226 Ew. In kirchlicher Hinsicht Filiale von Melchnau. Landwirtschaft. Eine Käserei. 872: Gundolteswilare.
Einst eigene kleine Gerichtshoheit, die zusammen mit dem übrigen Besitz von Rudolf von Luternau 1480 von
Bern
erworben wurde.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig).
Gem. und Weiler, jene deutsch Zwischbergen, dieser Hoden geheissen; nahe der Landesgrenze gegen Italien,
an der Simplonstrasse und zu beiden Seiten der Diveria, auf 3 Seiten von Italien umschlossen. Die Gemeinde
liegt im Zwischbergenthal oder Val Varia, erstreckt sich am rechten Ufer der Diveria längs der Gondoschlucht bis zum Laquinbach,
am linken Ufer bis zum Alpienbach und steigt mit den Alpweiden Alpien und Alpienrung bis an den Monte Leone hinauf. Wird von
der internationalen Verkehrsader der Simplonstrasse durchzogen und steht mit den benachbarten Thalschaften
durch den nach Almagell und Saas führenden Zwischbergenpass (3272 m), den ins Antronathal leitenden Andollapass (2425 m) und
Businpass (2501 m) und den über Bognanco nach Domo d'Ossola führenden Pontimiapass (2393 m) und Muncherapass (2117 m) in
Verbindung.
Nach N. endlich gelangt man über den Passo Fnè (2877 m) zum Piano d'Avino. Zwischbergen und Algaby (oder
Gsteig) stehen durch einen das Furggethal durchziehenden Weg miteinander in Verbindung. Die vom Camozellhorn quer über das
Thal der Diveria zum MonteCarnera ziehende schweizerisch-italienische Grenze bedarf, besonders auf den AlpenAlpienrung und Vallescia,
notwendig einer neuen Begehung und Festlegung. Die Gemeinde Gondo oder Zwischbergen zählt in 23 Häusern 131 kathol.
Ew. deutscher Zunge. Etwa 40 der Einwohner sitzen im Dorf Gondo, während die übrigen sich auf das hochgelegene Zwischbergenthal
(Val Varia) verteilen, wo sie sich im WeilerZwischbergen (1983 m) und in den rechts vom Ausgang des Thales
stehenden Häusergruppen Furgge und Biel angesiedelt haben. Trotz seiner bescheidenen Bevölkerungsziffer hat das
¶
mehr
Dorf Gondo (858 m) durch seine strategisch wichtige Lage mitten zwischen den wildesten Engpässen des Simplon eine gewisse
Bedeutung erlangt. Dieses lokale Ueberwiegen des Dorfes über die übrigen Teile der ausgedehnten, aber schwach bevölkerten
Gemeinde hat den Namen Gondo zum vorwiegend gebräuchlichen gemacht, so dass er jetzt meist auch auf
die ganze Gemeinde übertragen wird. Der deutsche Name hat sich eigentlich nur noch zur Bezeichnung des gegenüber dem Dorf
Gondo ausmündenden Zwischbergenthales erhalten.
Postablage, Telegraph; Postwagen über den Simplon (Brig-Domo d'Ossola). Hauptzollamt. Eigene Kirchgemeinde, die lange Zeit
zum Bistum Novara gehörte und erst um 1815 dem Bistum Sitten angegliedert worden ist. Das an eine tiefdunkle
Felswand sich anlehnende und mitten zwischen tiefen Schluchten und schäumenden Wildbächen stehende Gondo besteht aus nur
wenigen Häusern, die sich um einen am rechten Ufer der Diveria stehenden hohen viereckigen Turm schaaren. Dieser 7 Stockwerke
umfassende und 1650 von Kaspar Stockalper als Zufluchtsstätte für die hier Durchreisenden erbaute Turm
bildet heute einen Teil eines Gasthauses mit Verkaufsmagazin, macht aber eher den Eindruck eines Gefängnisses als den einer
gastlichen Wohnstätte.
Vor dem Bau der neuen Strasse wurden alle Waaren auf Maultieren über den Simplon geführt, so dass es bei schlechtem Wetter
oft vorkam, dass Hunderte von Lasttieren mehrere Tage lang im Wirtshaus von Gondo auf den Weitermarsch
warten mussten. Steigt man von der Simplonpasshöhe nach S. ab, so gelangt man durch die Gallerie von Algaby zunächst in
die 1814 befestigte Gondoschlucht u. erreicht etwas weiterhin die sog. alte Kaserne, ein einst zur Kaserne bestimmtes, aber
nie von Truppen bezogenes und heute zur Ruine gewordenes Gebäude.
Nahe dabei befindet sich eine Kalkbrennerei, die eine kalkführende Schicht ausbeutet. Es ist dies dieselbe unmittelbar den
mächtigen Bänken von Antigoriogneis auflagernde Schicht, die in dem einige km weiter ö. durchziehenden Simplontunnel die
starken Wasserergüsse verursacht hat. Der Pass verengert sich neuerdings und wird beiderseits von derart
mächtig hohen und steilen Felswänden begleitet, dass er zu einer der wildesten Schluchten der Alpen wird. Die Strasse geht
an das rechte Ufer hinüber und kehrt bei dem Casermatta genannten und von einem Wegknecht bewohnten Haus wieder auf das linke
Ufer zurück. Es ist dies die einzige bewohnte Stätte in der ganzen Schlucht.
Wenige Schritte weiter überschreitet man den Alpienbach, der vom Alpiengletscher herkommt und sich in einer Reihe von Fällen
zu Thal stürzt, um hier von links in die Diveria zu münden. Gegenüber der Mündung Spuren eines alten Weges und alter Verschanzungen.
Etwa tiefer treffen wir nahe einer Strassenschlinge unter einer ungeheuern, einheitlichen Felswand von 500 m Höhe eine Naturbrücke,
gebildet durch einen in die Schlucht heruntergefallenen und eingeklemmten Felsblock.
Kurz vor dem Dorf Gondo zweigt von der Simplonstrasse mit einer Brücke über die Diveria der Weg ins Zwischbergenthal ab. Am
Eingang in dieses finden sich die goldführenden Schichten, die vor etwa einem Dutzend Jahren der Bildung
der Aktiengesellschaft der «Mines d'or d'Helvétie» riefen, deren ganze weitschichtigen Einrichtungen und Bauten heute wieder
verlassen sind. Hier sollen schon die Salasser Gold gewonnen haben. Nachdem das
Bergwerk bereits zur Römerzeit in Betrieb
gestanden hatte, kam es für lange Jahre an die Familie Stockalper und wurde bis in die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts
abgebaut. 1820 zahlte es dem Staate noch eine jährliche Steuer von 135 Franken; damals befanden sich hier Einrichtungen
zum Waschen und Sortieren des Erzes, dessen Goldgehalt durch das Quecksilberverfahren extrahiert wurde.
Seit 1892 hat dann eine französische Gesellschaft den Betrieb mit Aufwendung von beträchtlichen Kapitalien neuerdings aufgenommen
und Pochwerke, Maschinen zum Zerstossen und Söndern des Erzes und zu seiner Behandlung mit Quecksilber, sowie auch ein Wasser-
und Elektrizitätswerk aufgestellt und eingerichtet. Das Bergwerk selbst wurde wieder in guten Zustand gesetzt, man
setzte Druckluft-Gesteinsbohrmaschinen mit elektrischer Transmission in Betrieb und verband die verschiedenen Stollen mit
den Fabrikanlagen durch eine elektrisch betriebene Förderbahn.
Seit 1898 hat aber auch diese «Société des mines d'or de l'Helvétie»
ihre Tätigkeit einstellen und ihre Fabriken schliessen müssen, da alle Versuche, die unter der Camozellalp (1580 m) liegenden
Goldgänge in tieferem Niveau anzuschneiden, fehlgeschlagen haben. Das Muttergestein des Goldes von Gondo ist an Quarz gebundener
Pyrit, in welchen das Metall in sehr feiner Verteilung (30-50 gr auf eine Tonne Pochmasse) eingesprengt ist. Die 4-5 Quarz-
und Pyritgänge stehen beinahe senkrecht aufgerichtet und schneiden den Antigoriogneis in der Richtung
NW.-SO.
bezeichnen ursprünglich ein tief gelegenes und wohl
auch sumpfiges Stück Land an einem Bach, Fluss oder kleinen See und werden auch zur Benennung eines kleinen Wasserlaufes
oder Tümpels und Weiers selbst gebraucht.
Hand- und Maschinenstickerei. Fremdenindustrie. Kirche vor kurzem restauriert, neues Schulhaus. Heilbäder Gontenbad u. Jakobsbad.
Geschlossenes Frauenkloster (zu Leiden Christi) des dritten Ordens reformierter Franziskanerinnen (Kapuzinerinnen), zu Beginn
des 19. Jahrhunderts gegründet, der Oberin des KlostersWonnenstein unterstellt und von einer Subpriorin
geleitet. Am N.-Hang des Kronberges in idyllischer Lage kleine St. Jakobskapelle. In der Thalsohle ö. vom Dorf ein grosses,
in botanischer Hinsicht sehr reiches Torfmoor mit Drosera rotundifolia und D. intermedia, Stellaria uliginosa, Comarum palustre,Sedum villosum,Oxy-
¶
mehr
coccus palustris, Sweertia perennis, Andromeda polifolia, Salix aurita, verschiedenen Arten von Carex, Eriophorum etc. Prof.
Früh in Zürich
hat hier auch den Dopplerit, die konzentrierteste Form des Torfes, gefunden. Im w. Abschnitt des Thales saftige Wiesen.
An seinem Ende verengert sich das Thal zu einem vom Kronbach (gebildet aus Weissbach und Schwarzbach; Zufluss
zur Urnäsch) durchflossenen Tobel. Die Wasser des ö. Gemeindeabschnittes gehen zur Sitter. Von Gonten ist seiner Zeit die Bewegung
der Gegenreformation im Kanton Appenzell
I. R. ausgegangen, indem hier zuerst die Messe wieder hergestellt und eine grosse Prozession nach
Appenzell
zur Wiederaufrichtung des alten Glaubens veranstaltet ward. Eine jährliche Prozession erinnert heute
noch daran. Im 18. Jahrhundert waren die Bewohner von Gonten die treuesten Anhänger ihres Mitbürgers Landammannes Sutter
(s. den Art. Gontenbad), weshalb ihrer eine grosse Anzahl mit schweren Strafen belegt wurden.
Telephon. Stark eisenhaltiges Mineralwasser
mit Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, kohlensaurem Kalk und Chlorkalk.
Heilerfolge bei Rheumatismen, Kehlkopf- und Hautkrankheiten.
Im 18. Jahrhundert Eigentum des unglücklichen Landammannes Sutter. 1760 Landvogt im Rheinthal, 1762 Landammann, wurde 1775 das
Ziel heftigster Anklagen wegen Hochverrates und aristokratischer Gesinnung, suchte sich durch die Flucht zu retten, wurde
aber durch Verrat gefangen und 1784 enthauptet.
oder Gonze (Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans).
1833 m. Gipfel, am SO.-Ende der Kette Churfirsten-Alvier, bei Sargans im Winkel
zwischen Rheinthal und Seezthal stolz aufragend. Kann von Sargans aus über den Gonzewald bestiegen werden. Bewundernswerter
Faltenbau der Malm- und Doggerschichten. Die untern Hänge bewaldet, oben mit hohen Felswänden gekrönt. Besteht aus Dogger
und Malm und bildet den Gewölbekern der ganzen Kette. Zwischen dem Gipfel des Gonzen und dem Gonzewald
hat man seit undenklichen Zeiten im Jurakalk Eisenerz abgebaut. Die Nachrichten über diesen Betrieb reichen bis zum Jahr 1200 hinauf,
doch ist es wahrscheinlich, dass hier schon die RömerEisen abbauten. Da das Erz 50-60% reines Eisen enthält, darf es als
ein gutes Rohmaterial zur Eisengewinnung angesprochen werden. Es findet sich zusammen mit Pyrit, Jaspis,
Thon, Quarz, Calcit, Baryt, Eisenglanz, Fluorit, Chlorit, Hausmannit, Rhodochrosit, Wiserit etc. Das geförderte Erz
wurde in Plons, im Seezthal 2 km nw. Mels, verhüttet und eignete sich besonders zur Herstellung von Schmiedeeisen und Bessemerstahl,
konnte aber seiner Härte und Sprödigkeit wegen nicht gut zu Gusseisen verarbeitet werden. Der Erzgang,
der zum grössten Teil aus dichtem Boteisenerz (Hämatit) oder Magneteisenerz besteht und von Manganerzen begleitet ist,
liegt mitten im Jurakalk und kann bis zu 1,52 m Mächtigkeit anschwellen. Er kann in den gefalteten Schichten auf eine Strecke
von mindestens 1 km verfolgt werden und wurde in den normal gelagerten Schichten des O.-Hanges und den
überkippten Schichten des W.-Hanges zwischen 1250 und 1450 m Höhe bergmännisch abgebaut.
Die (abgewickelt gedachte) Fläche des noch abbaufähigen Eisenerzlagers ist auf 450000 m2 geschätzt worden. Prof. Heim
hat vor wenigen Jahren nachgewiesen, dass das Lager sich im mittlern Malm (Sequan) und nicht im Dogger
(wie die Mehrzahl der ähnlichen Vorkommnisse in den Kalkalpen) befindet. Der immer nur sehr unregelmässig betriebene Abbau
ist heute ganz eingestellt. Vergl. Zweifel, B., und A. Gutzwiller. Das Bergwerk am Gonzen (Ber. der naturf. Ges.St. Gallen.
1875/76).
- Heim, Alb. Ueber das Eisenerz¶
mehr
am Gonzen (Vierteljahrsschr. der naturf. Ges. inZürich.
45, 1900).
entspringt am Fuss des die Ruine Alt Toggenburg (971 m) tragenden Hügels,
durchschneidet die aus obermiocänen Sandsteinen bestehende Gegend ö. vom Hörnli und mündet gegenüber der Einmündung
des Necker in 564 m von links in die Thur.
610 und 590 m. 2 Weiler, am linken Ufer der Thur, gegenüber der Einmündung
des Necker, an der Strasse Lichtensteig-Wil und 600 m n. der Station Lütisburg der Toggenburgerbahn. 36 Häuser, 295 kathol.
Ew. Wiesen- und Obstbau, Viehzucht.
oder Goppistein (Kt. Wallis,
Bez. West Raron, Gem. Ferden). 1230 m. Hütten, Wohnhaus und Kapelle, zu beiden Seiten der
Lonza, zwischen Faldum Rothorn und Strahlhorn, 2 Stunden n. über Gampel. 14 kathol. Ew. Kirchgemeinde Kippel. Seit 1849 hatte
eine die Bleiminen zum Rotenberg abbauende englische Gesellschaft hier ein Huthaus und eine Bleiwäsche erstellt, sowie
auch den von Gampel bis hierher führenden, für kleine Fuhrwerke fahrbaren Weg erbaut.
Huthaus und Wäsche wurden nachher verlassen, bis 1902 eine neue Gesellschaft (Helvetia) den Minenbetrieb wieder aufnahm und
die Gebäulichkeiten wieder in Stand setzte. (Vergl. die Art. Gampel und Lötschenthal). Nahe Goppistein steht in der wilden
Schlucht am schmalen Lonzaufer ein sonderbarer Felsobelisk, der Längstein geheissen, den der Volksmund
in Anlehnung an eine Sage Waldisch Ankenchübji (Waldins Butterfass) nennt. ^[Note:] Der WalliserMalerRitz erzählt diese Sage
wie folgt: «Meyer Waldin war ein so leidenschaftlicher Jäger, dass fast alles Getier der Berge ringsum verschwand. Einst erschien
ihm ein Godwergi, ein graues Männlein (hier der „Berggeist“), und sprach zu ihm: Warum tötest du
alle meine Tiere? Lass ab von der Jagd und es soll dir ein Wunsch gewährt werden! Der Jäger versprach's und fand daheim,
was er sich gewünscht hatte: ein hübsches Haus, schöne Wiesen, viele Kühe und ein Ankenchübji, so
gross wie ein Kirchturm. Glücklich lebte er dort manche Jahre, und die Wald- und Grattiere mehrten sich wieder dergestalt,
dass sie bis auf sein Gut kamen. Da übermannte ihn die alte Leidenschaft, er zog wieder aus, zu jagen und erlegte ein Tier.
Aber alsbald donnerte und krachte es, schaurig rasselte und prasselte es in den Flühen, und aus dem Getöse
heraus heulte die bekannte Stimme: „Du hast dein Wort gebrochen, und zur Strafe werde all dein Gut zu Stein.“ So geschah
es; des Jägers Wiesen wurden zu Steingeröll und das Ankenchübji in einen Felsblock verwandelt». In Goppenstein hat
man Bronzearmringe vom Walliser Typus der Eisenzeit aufgefunden. 1366:
Copplisteyn.
1900-2220 m. Alpweide, über den Steilhängen zwischen Riederalp und
Bettmeralp und unterhalb der weiten, mit kleinen Seen besäten Terrassen s. vom Grossen Aletschgletscher.
delaPlanaz (Kt. Waadt,
Bez. Pays d'Enhaut).
1515 m. Weier und Quelle, zwischen dem Rocher du Midi und der Gummfluh, unterhalb des einst von
einem Gletscher ausgefüllten grossen Kares von La Planaz. Die am Grunde eines klaren Wasserbeckens unmittelbar am Band der
Stirnmoräne des einstigen Gletschers entspringende Quelle erhält ihr Wasser zu einem Teil aus den Moränen-
und Sturzschuttablagerungen, die den untern Abschnitt des Thälchens auffüllen. Liefert 3000 Minutenliter Wasser von 4 °C.
(Pizzo) (Kt. Graubünden,
Bez. Moesa).
2097 m. Gipfel, Vorberg des mächtigen Sasso di Castello, in der von diesem nach N. auszweigenden
und das Darborathal vom Misox trennenden Kette, 5-6 Stunden sö. über Loslallo. Fällt mit breiten Waldhängen
ins Misox ab. Schöner Aussichtspunkt mit trigonometrischem Signal.
(Kt. Tessin,
Bez. Valle Maggia).
358 m. Gem. und Kirchgemeinde, im Maggiathal, am Eingang in zwei ziemlich wilde Seitenthälchen, am
linken Ufer der Maggia und an der Strasse Bignasco-Locarno, 10 km nw. vom Bahnhof Locarno. Postablage; Postwagen
Locarno-Bignasco. Umfasst die zwei DörferBriè und Villa und zählt in 90 Häusern 278 kathol. Ew. Acker- und Weinbau. Granit-
und Gneisbrüche. Starke Auswanderung nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika.
(Kt. Tessin,
Bez. Locarno).
250 m. Gem. und Pfarrdorf, am Eingang ins Verzascathal und am S.-Fuss von mit Kastanien
und Weinbergen bestandenen Hängen, an der Strasse Bellinzona-Locarno und 5,5 km onö. Locarno. Station der Linie Bellinzona-Locarno
der Gotthardbahn. Postbureau, Telegraph; Postwagen Gordola-Bellinzona u. Locarno-Gordola-Sonogno. Gemeinde, mit Gordemo und
Scalate: 233 Häuser, 550 kathol. Ew.; Dorf: 75 Häuser, 282 Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Starke Auswanderung
nach Kalifornien.
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