Gebäudeschaden wurde auf 4600000 Fr., der Mobiliarschaden auf 4120000 Fr. geschätzt; der Gesamtschaden überstieg 10 Millionen
Fr. Die Liebesgaben erreichten den Betrag von 2500000 Fr., und der
Bund stellte dem Kanton 1 Million Fr. für 10 Jahre zinslos
zur Verfügung.
Unterstützt durch diese Hilfeleistungen, die eines der grossartigsten Beispiele nationaler Bruderliebe
bilden, wurde von der Bevölkerung der Wiederaufbau der Stadt mit grosser Tatkraft durchgeführt. Um einen ebenen und mehr
in die Breite ausgedehnten Baugrund zu gewinnen, wurde der 23 m hohe Tschudirain, ein Bergsturzhügel, der sich vom
Bolen
her in nö. Richtung mitten in den alten
Flecken hinein erstreckte und den Bauplan des alten Glarus
bedingt hatte,
abgetragen und dann die Ortschaft nach einem neuen rationellen
Plane gebaut.
Das neue Glarus
folgt in seiner Längenentwicklung der Richtung des
Thales und wird
von S. nach N. von drei Hauptstrassen (Hauptstrasse,
Burgstrasse und Bolenstrasse) und 4 Nebenstrassen durchzogen, die von einer Reihe von Querstrassen rechtwinklig
durchkreuzt werden. Mit seinen breiten, wohlgepflegten
Strassen und öffentlichen
Plätzen, die Licht und Luft reichlich zuströmen
lassen, seinen zwar eines reichern architektonischen Schmuckes meistens entbehrenden, aber doch saubern und mancherorts von
freundlichen Gärtchen umgebenen
Häusern, macht es auf den Besucher einen angenehmen Eindruck. An die regelmässigen
Strassencarrés schliessen sich im S. und W. die vom
Brande verschont gebliebenen alten
Quartiere an, die zum Teil
(Oberdorf,
Eichen,
Langenacker) ihren ursprünglichen dorfartigen Charakter bis heute bewahrt haben. Eine Reihe von
Villen mit prächtigen
Gartenanlagen sind im N. und W. zwischen diese alten Stadtteile eingestreut.
Glarus
ist nicht reich an Sehenswürdigkeiten, da der grosse
Brand fast alle historisch
und architektonisch interessanten
Gebäude des alten
Fleckens zerstört hat. Wir erwähnen in erster Linie die am W.-Rand der Stadt gelegene neue Kirche, eine
im romanischen Stile ausgeführte Basilika mit zwei Türmen, in der beide Konfessionen ihren Gottesdienst abhalten. Sie ist
mit einem prachtvollen, aus 8 Glocken bestehenden Geläute und einem vorzüglichen Orgelwerke ausgestattet. In der Sakristei
wird der Zwinglibecher gezeigt, ein uralter Abendmahlskelch, dessen sich Zwingli bei der
Messe bediente.
Auf dem Marktplatz steht das Regierungsgebäude mit hübscher, im Renaissancestil ausgeführter Façade. Es enthält im Treppenhaus
ein Relief desKantons Glarus
in 1:25000 von Professor Becker und im Landratssaale ein Relief des
Bergsturzes von
Elm
in 1:4000 von Professor
Heim. Das architektonisch schmucklose Gerichtsgebäude am Spielhofplatz enthält das glücklicherweise
durch den
Brand nicht zerstörte Landesarchiv mit vielen wertvollen historischen Antiquitäten, worunter sich die alten Bundesbriefe
und das ehrwürdige
Näfelser Schlachtbanner befinden; ferner die Gemäldesammlung des Kunstvereins und
die Landesbibliothek mit etwa 14000 Bänden und vielen für die Landesgeschichte wertvollen Handschriften.
Eine Zierde der Stadt bildet das im Jahr 1896 eröffnete neue eidgenössische Postgebäude an der Bahnhofstrasse. In seinem
obern Stockwerke ist das kantonale naturhistorische Museum untergebracht, das unter anderm durch eine
vollständige Sammlung der Fischversteinerungen des tertiären Glarnerschiefers ausgezeichnet ist. In prächtiger Lage am
S.-Fuss des Sonnenhügels befindet sich der im Jahr 1881 eröffnete, 1899 durch einen Neubau erweiterte, vorzüglich eingerichtete
Kantonsspital mit etwa 100
Betten. Im Jahr 1900 wurden darin 671 Kranke mit zusammen 29140 Krankentagen verpflegt und überdies
in seiner Poliklinik noch 815 Kranke behandelt.
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Auf dem Burghügel, von dem aus man einen sehr schönen Ueberblick über die Stadt und ihre Umgebung geniesst, liegt die malerische
Burgkapelle. Hier stand im frühern Mittelalter die «Burg», der Sitz des
säckingischen Hofes, von dem aus das Glarnerland regiert wurde. Einer alten Sage zufolge sollen Felix und Regula,
Flüchtlinge der thebäischen Legion, die bei St. Maurice geschlagen worden war, sich in einer einst unter der Kapelle gelegenen,
jetzt zerstörten Höhle aufgehalten und der Bevölkerung von Glarus
das Christentum gepredigt haben.
Von öffentlichen Gebäuden sind ferner noch zu nennen: das 1885 eröffnete Waisenhaus, die höhere Stadtschule mit Turnhalle,
zwei Primarschulhäuser, das Schützenhaus (der Gemeinde gehörendes Gesellschaftshaus mit schönem, grossem
Saal für Gemeindeversammlungen, Konzerte und Theater), das n. der Stadt gelegene Armenhaus, das kantonale Zeughaus. Einen
Schmuck der Stadt wird der gegenwärtig im Bau begriffene neue Bahnhof bilden. In seiner Nähe liegt der Volksgarten, eine
hübsche öffentliche Promenade mit einer grossen Fontäne und einem einfachen, aus einem Sernifitblock
bestehenden Denkmal zur Erinnerung an die beiden hervorragendsten Glarner der Neuzeit, Bundespräsident Dr. Joachim Heer und
Bundesgerichtspräsident Dr. J. J. Blumer. Im w. Teile der Stadt befindet sich der geräumige Landsgemeindeplatz, wo alljährlich
im Mai die von 4-5000 Bürgern besuchte Landsgemeinde abgehalten wird.
Die Haupterwerbsquellen für Glarus
bilden Industrie und Gewerbe. Die Baumwolldruckerei hatte einst hier ihren Hauptsitz und begründete
den Wohlstand von Glarus.
Sie ist jedoch seit 1885 durch teilweisen Verlust der Absatzgebiete (Südeuropa, Orient) an Bedeutung stark
zurückgegangen; 1901 beschäftigte sie in 4 Fabriken noch 464 Personen. Die Bemühungen, durch Einführung
neuer Industrien Ersatz zu schaffen waren bisher noch nicht von genügendem Erfolge begleitet.
Von ziemlicher Bedeutung ist die Holzindustrie; es bestehen mehrere mechanische Schreinereien u. Glasereien, 2 Sägen u. eine
Möbelfabrik. Im weitern sind zu erwähnen eine Zigarrenfabrik mit 100 Arbeitern, 2 Bleichereien, eine Fabrik zur Herstellung
von Papierhülsen für Spinnereien, eine Stahlspähnefabrik, 2 Bierbrauereien, eine Getreidemühle, 4 Buchdruckereien.
Die dem Fabrikgesetz unterstellten Etablissemente beschäftigten 1901 im ganzen 686 Arbeiter. Daneben bringen das Handwerk,
der Handel u. die öffentlichen Beamtungen einem grossen Teil der Bevölkerung Verdienst. Von etwelcher Bedeutung sind endlich
auch Viehzucht, Land-, Alp- u. Waldwirtschaft, deren Vertreter die Aussenquartiere
von Glarus
bewohnen.
Die Bürgergemeinde besitzt, hauptsächlich im Gebiete des Klönthals, umfangreiche Wälder, Alpweiden und Bergwiesen, im
Thalgrunde auf der N.- und W.-Seite der Stadt ertragreiche Wiesen (sog. Heimatgüter) und Ackerland (sog. Saatengüter), das
den Bürgern zur Anpflanzung von Kartoffeln und Gemüse überlassen wird. Dieser Grundbesitz repräsentiert
einen Wert von etwa 1 Million Franken. Mit 1902 ist auch die seit 1863 bestehende, bisher von einer Aktiengesellschaft betriebene
Gasfabrik, die ausser Glarus
auch noch die Nachbardörfer Ennenda, Ennetbühls und Riedern mit Gas versieht, kostenlos in den Besitz
der Gemeinde übergegangen. Obschon der Neubau von Glarus
dem Gemeinwesen eine bedeutende Schuldenlast (etwa
1,2 Millionen Franken) verursachte; dürfen seine Finanzverhältnisse heute doch als ziemlich günstige bezeichnet werden.
Die Stadt ist reichlich mit vorzüglichem Trinkwasser versorgt, das von zwei grossen Quellen geliefert wird, von denen die
eine auf «Sack» am Fusse des Vorderglärnisch, die andere am Löntschufer im untern Teil des Klönthals
entspringt. Mit der Wasserversorgung ist ein ausgedehntes Hydrantennetz verbunden.
Dem Schulwesen wird grosse Aufmerksamkeit geschenkt. In der Schulgemeinde Glarus-Riedern bestehen neben der Primarschule,
in der 1901 797 Schüler von 15 Lehrern unterrichtet wurden, eine Kleinkinderbewahranstalt, eine Fortbildungsschule mit einer
gewerblichen und einer hauswirtschaftlichen Abteilung, seit 1899 auch eine Handwerkerschule mit zwei
Jahreskursen, ferner die höhere Stadtschule, zerfallend in Progymnasium, Realschule und Mädchenschule, welche einerseits
als Sekundarschule, andererseits als Vorbereitungsanstalt für höhere Schulen zu dienen hat. Sie wird auch von den Schülern
der Nachbargemeinde Ennenda, die keine eigene Mittelschule besitzt, besucht und steht überdies Schülern aus allen andern
Gemeinden des Kantons offen. Im Jahre 1900/1901 zählte sie 184 Schüler und 11 Lehrer. Die Schulgemeinde
besass Ende 1901 ein Vermögen von 565000 Fr. und gibt jährlich etwa 120000 Fr. für das Schulwesen aus.
Die Fürsorge für die Armen ist in erster Linie Sache der evangelischen und der katholischen Armengemeinde, die Ende 1901 ein
Gesamtvermögen von 346000 Fr. besassen. In dem der Gemeinde gehörenden Armenhause finden arme Bürger, die wegen Alters
oder Gebrechlichkeit erwerbsunfähig geworden sind, eine Zufluchtsstätte, oder bei vorübergehender Krankheit Verpflegung
und ärztliche Behandlung. Etwa ⅔ seiner Insassen sind
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mehr
indessen Bürger anderer Gemeinden des Kantons. Für die Gründung eines Pfrundhauses zur Aufnahme von alten alleinstehenden
Bürgern aus dem Mittelstande besteht ein Fond, der gegenwärtig auf 247000 Fr. angewachsen ist. In dem seit 1885 bestehenden
Waisenhause erhalten arme verwaiste Bürgerkinder eine gute Erziehung; sein Vermögen ist grösstenteils das Ergebnis
von privaten Vermächtnissen und betrug Ende 1901 366000 Fr. Die Ferienversorgung armer Schüler der Primarschule wird ermöglicht
durch einen ganz aus freiwilligen Gaben geäufneten Fond, der 1901 den Betrag von 25000 Fr. erreicht hat. Unter den übrigen
Wohlfahrtseinrichtungen ist neben einer Reihe von Kranken- und Alterskassen noch die Jugendersparniskasse zu
erwähnen, bei der Ende 1901 773 Kinder ein Gesamtguthaben von 183000 Fr. besassen.
Das gesellschaftliche Leben ist ziemlich reich entwickelt, wird aber zur Zeit durch die wirtschaftliche Krisis merklich beeinträchtigt.
Unter den zahlreichen Vereinen treten besonders die Gesang- und Musikvereine hervor, welche durch Veranstaltung von Konzerten
und Unterhaltungsabenden der Einwohnerschaft ideale Genüsse verschaffen. Wissenschaft und Kunst werden
naturgemäss weniger intensiv gepflegt als in grössern Städten; doch fehlt es nicht an Vereinen, die sich neben der Besprechung
der öffentlichen Angelegenheiten die Belehrung des Publikums durch öffentliche Vorträge zur Aufgabe machen. Das Schiesswesen
wird in mehreren Gesellschaften eifrig betrieben. Es gibt ferner drei Turnvereine, darunter einen Damenturnklub,
mehrere Sportklubs und eine Reihe von Berufsvereinigungen.
Unter den vielen namhaften Männern, deren Heimat oder Wirkungsfeld Glarus
war, sind zu nennen: der Reformator Ulrich Zwingli, der
von 1506-1516 als Pfarrer in Glarus
wirkte;
der Pfarrer Valentin Tschudi (1499 bis 1555), der in Glarus
den Reformierten
den neuen Glauben predigte, aber auch bei der Messe der Katholiken als Sänger mitwirkte;
der Geschichtschreiber und Staatsmann
Ægidius Tschudi (1505-1572);
der Geschichtschreiber J. J. Tschudi (1722-1784);
Niklaus Heer (1775-1822), von 1799-1802 Regierungsstatthalter
des Kantons Linth und von 1803-1821 Landammann oder Landesstatthalter des Kantons Glarus;
Landammann Kosmus Heer (1790 bis
1830), Bundespräsident Dr. Joachim Heer († 1879), Bundesgerichtspräsident Dr. J. J. Blumer († 1875), der Dichter Jakob
Vogel von Glarus
(1816-1899).
Geschichtliches.
Da die Geschichte des Hauptortes der Hauptsache nach mit derjenigen des Kantons zusammenfällt, sind aus derselben nur wenige
Momente hervorzuheben. Zur Zeit der Säckinger Herrschaft wurde in Glarus
die erste Kirche des Landes, zuerst
eine Michaelskapelle auf dem Burghügel und dann die Hilariuskirche unten in der Ebene erbaut. Diese Kirche machte die Ortschaft
Glarus
zum Mittelpunkt des ganzen Landes Glarus.
Erst im Laufe der Jahrhunderte lösten sich die übrigen Gemeinden durch Gründung eigener
Kirchen von ihr los, so 1273 das Sernfthal, 1283 Linthal und Mollis-Näfels, 1350 Schwanden.
Trotzdem diese Mutterkirche und das säckingische Meieramt, das hier seinen Sitz hatte, Glarus
zum Hauptort des Landes machten,
fanden doch in frühern Jahrhunderten nicht alle wichtigern Amtshandlungen hier statt. So wurde die Landsgemeinde bis in
die Reformationszeit hinein nicht in Glarus,
sondern
entweder in Schwanden oder im Däniberg bei Schwanden abgehalten,
und als durch den Landesvertrag von 1623 die konfessionellen Landsgemeinden entstanden, kam blos die «gemeine»
Landsgemeinde nach Glarus,
die reformierte dagegen nach Schwanden und die katholische nach Näfels. Auch die Ratssitzungen fanden in
früherer Zeit nicht ausschliesslich in Glarus
statt. Sie blieben erst definitiv dort, als gegen Ende des 15. Jahrhunderts
das Rathaus entstand, in dem auch die Gerichtsverhandlungen abgehalten wurden, die sich in der ältesten Zeit an offener
Stätte, «unter der Eiche» in Glarus
(in der Gegend des heutigen Quartiers«Eichen») abgespielt hatten.
Eine Anerkennung von Glarus
als Hauptort lag auch in der hier 1419 erfolgten Einrichtung eines Wochenmarktes
und in dem 1724 gefassten, später jedoch wieder aufgehobenen Beschlusse, dass der Landammann in Glarus
wohnen müsse. Schwere Zeiten
erlebte Glarus
im Jahre 1799, als seine Umgebung während längerer Zeit der Schauplatz der Kämpfe zwischen den Franzosen, Oesterreichern
und Bussen war.
Die «gemeine Kirche Glarus",
, zu der einst das ganze Land gehört hatte, umfasste
auch nach der Reformation noch die reformierten und katholischen Bürger der Gemeinden Glarus,
Riedern, Netstal, Ennenda und Mitlödi
und besass grosse Alpen und Wälder, namentlich im Gebiete des Klönthals. Merkwürdigerweise blieb diese Korporation in vollem
Umfange bis ins 19. Jahrhundert hinein bestehen, obschon im 17. und 18. Jahrhundert in Netstal, Ennenda und Mitlödi besondere
reformierte Kirchgemeinden entstanden waren. 1830 wurden die Wälder gegen Geldentschädigung an die genannten fünf Bürgergemeinden
abgetreten und 1856 auch die Alpen verkauft, wodurch die «gemeine Kirche» zu grossem Vermögen gelangte.
Als man nach dem Brande von 1861 zum Bau einer neuen Kirche genötigt war, wurde auf das Drängen von
Glarus
nach mühsamen Verhandlungen der unnatürliche Korporationsverband endlich aufgelöst, so dass seither die «gemeine
Kirche Glarus"
nur noch die Kirchgenossen beider Konfessionen von Glarus
und Riedern umfasst.
Bibliographie:
Tschudi, Niklaus. Glarusvor, während und nach demBrande. 1864. - Das alteGlarus;
Album mit erläuterndem Text, hrsg.von der Casinogesellschaft. 1901. - Führer fürGlarusund Umgebung; hrsg. vom VerkehrsvereinGlarus.
- Sammlung der Gesetze und Verordnungender Gemeinde Glarus.
(Kt. Graubünden,
Bez. Plessur).
2400-900 m. Wildbachtobel, dessen Bach amS.-Hang des Bleisstein (Gruppe des
Hochwang) entspringt, die Bäche des Plattisertobels und Stellitobels aufnimmt und nach 4 km langem Lauf in der Richtung N.-S. 2 km
w. Molins von rechts in die Plessur mündet. Im obern Abschnitt Alpweiden, tiefer unten bewaldet.
3128 und 3091 m. Doppelgipfel, zwischen Ringelspitz und Tristelhorn, ö. von jenem und etwa 6 Stunden
s. über St. Martin im Calfeisenthal. Am N.-Hang der über mächtigen Felswänden zum Calfeisenthal abbrechende
kleine Glasergletscher (2700-2300 m).
Gipfel und Gletscher auf der Siegfriedkarte unbenannt.
488 m. Dorf, auf einer Lichtung im Boowald und 1,5
km sö. der Station Murgenthal der Linie Olten-Bern. Postablage. 27 Häuser, 134 reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
Laufen, französisch Verrerie deLaufon (Kt. Bern,
Amtsbez. Laufen
und Kt. Solothurn,
Amtei Thierstein).
368 m. Gruppe von 6 Häusern in einer einsamen
und wildromantischen Bergschlucht, zu beiden Seiten der Birs und auf der Grenze zwischen den Kantonen Bern
und Solothurn,
an der
Einmündung des Bärswilerbaches in die Birs und an der Strasse Delsberg-Laufen; 3,5 km sw. Laufen und 2,7 km n. Bärswil. Hier
die Station Bärswil der Linie Delsberg-Basel. Telephon. 36 kathol. Ew. deutscher Zunge. Am rechten Ufer
der Birs 2 Fabriken für hydraulischen Kalk und Gips, mit zusammen etwa 50 Arbeitern, die eine auf Boden der Berner Gemeinde
Laufen, die andere auf Boden der Solothurner Gemeinde Bärswil. Brücke über die Birs. Die Siedelung früher Schmelzi geheissen,
weil hier bis 1780 Eisen geschmolzen wurde. Einst grosse Glashütte mit 150 Arbeitern, die namentlich Flaschen
und
Fensterglas herstellte, 1846 aber ihren Betrieb einstellte. Geburtsort des Jurageologen Amanz Gressly (geb.
gest. in der Waldau bei Bern
am
entspringt in 960 m bei Schwellbrunn(Appenzell
A. R.), wendet sich nach N. geht w. an Herisau vorbei,
tritt bei der Zellersmühle auf den Kanton St. Gallen
über, biegt scharf nach W. ab und bildet mit seinem von steilen
und z. T. felsigen Waldgehängen begleiteten romantischen Thal die Grenze zwischen den beiden Kantonen.
Dann folgt das stark
zu Serpentinenbildung neigende Flüsschen der Richtung NW., bildet die Grenze zwischen den st. gallischen Bezirken Unter
Toggenburg und Wil, fliesst nö. an Flawil vorbei und mündet nach 20 km langem Lauf unterhalb des BadesBuchenthal
(bei Oberbüren) in 490 m von rechts in die Thur.
(Kt. Zürich,
Bez. Uster, Dielsdorf und Bülach).
Fluss im Kanton Zürich,
Nebenfluss des Rhein. Das Glattthal erstreckt sich zwischen den
beiden parallelen Höhenzügen Pfannenstiel-Zürichberg-Stadlerberg und Bachtel-First (bei Kiburg)-Rheinsberg fast geradlinig
von SO. nach NW. Es ist ein grosses breites Thal, dessen Sohle fast überall 2-4 km Breite hat; die beidseitigen Abhänge
steigen meist ganz sanft an. Ein Thal von solchen Dimensionen kann nicht von dem kleinen Flusse Glatt
geschaffen worden sein; der Stammfluss des Glattthales ist die Linth. Ursprünglich ging nämlich die Sihl durch das Zürichseethal,
die Linth (in höherem Niveau) durch das Glattthal. Ein rechter Nebenfluss der Sihl schnitt dann etwa in der Gegend von Rapperswil
die Linth an und lenkte sie ins Zürichseethal ab. Das geschah in der ersten Interglazialzeit. Dadurch
verlor das heutige Glattthal seinen Oberlauf und der Fluss sein Sammelgebiet. In dem Thaltorso
¶
mehr
bildete sich nur ein kleiner Fluss, der die Sohle nicht zu vertiefen vermochte; daher liegt heute die Sohle des Glattthales
viel höher als das Zürichseethal. Daher ist auch das Thal oben in seiner ganzen Breite offen, es fehlt eine Kammwasserscheide,
und unvermerkt kommt man aus dem Glattgebiet (bei Bubikon, 500 m) ins Zürichseegebiet hinüber. Die Thalgeschichte
wurde dann aber noch verwickelter durch die nachfolgende 2. und 3. Vergletscherung, wobei der Linthgletscher das ganze Thal
erfüllte.
Beide liessen ausgedehnte Schottermassen (Kies) und Moränen im Thal zurück, so dass die Molasseschichten, in welche das Thal
ursprünglich eingeschnitten wurde, fast nur an den höhern Thalgehängen zu Tage treten. Deutliche Moränenwälle
gehen quer durch das Thal bei Dübendorf, Oberglatt und Glattfelden. Der erste davon hat den Greifensee aufgestaut (siehe den
Art. Greifensee); ein gleich alter Wall hat in dem frühern Seitenthal zur Glatt: Wetzikon-Pfäffikon-Fehraltorf-Wangen den
Pfäffikersee erzeugt (siehe den Art. Pfäffikersee) und den Aabach gezwungen, den Pfäffikersee am obern
Ende zu verlassen, bis nach Wetzikon thalaufwärts zu fliessen und sich ein ganz neues Bett durch die glazialen Schottermassen
zwischen den beiden Seen zu graben. So entstand das heutige Aathal.
Auch der Ausgang des Glattthales hat gewechselt. Ein breites und offenes Thal, das Furtthal, führt von
Seebach zwischen Altberg und Lägern hindurch ins Limmatthal (bei Würenlos). Dieser Thalweg ist ebenfalls durch eine Moräne
gesperrt, welcher der Katzensee sein Dasein verdankt; aber einst muss die Glatt hier durch gegangen sein, denn die Grösse
des Thales steht in keinem Verhältnis zu den jetzigen kleinen Bächen. Ebenso verhält es sich mit dem
Wehnthal, nördl. von der Lägern, und mit dem Trockenthal von Stadel nach Windlach, wo ebenfalls ein kleiner See, der Stadlersee,
durch eine
Moräne abgedämmt worden ist.
Den glazialen Ablagerungen verdankt das Glattthal seinen landschaftlichen Charakter. Im oberen Teil, sowohl oberhalb als
unterhalb des Greifensees, herrschen lehmige Massen, vorzugsweise Grundmoränen, vor und geben den meist
guten Wiesen- und Ackerboden ab. Nur in den ganz flachen Thalgründen kann der undurchlässige Grundmoränenlehm zur Sumpf-
resp. Torfbildung führen, z. B. bei Mönchaltorf, Schwerzenbach, Wangen, Schwamendingen, Rümlang etc. In all diesen «Rietern»
ist viel Torf und Streue gewonnen worden; jetzt ist infolge der Korrektion (siehe unten) der Grundwasserspiegel
gesunken, die Ueberschwemmungen haben aufgehört, u. manche Teile sind in der Umwandlung zu guten Wiesen begriffen, während
andere mit geringer Nachhilfe drainiert werden könnten.
Die vielen kleinen Hügel, die über das Thal zerstreut sind, bestehen z. T. aus Grundmoräne, z. T. aus Obermoräne,
sind aber meist kiesig, so dass sie trockenen und mageren Boden bieten. Im untern Teil, etwa von Höri abwärts, herrschen
die glazialen Schotter vor: die Ebene des BülacherHardes, die Hügel bei Hochfelden und die ganze Thalfläche bei Glattfelden
etc. bestehen aus geschichteten glazialen Kiesen. Da dieser Boden sehr durchlässig ist, gibt er trockene
Aecker und Wiesen ab;
die letztern liefern nur dann einen reichlichen Ertrag, wenn sie gewässert werden können, was denn
auch vielfach gemacht wird.
Die Torfmoore des Glattthales bilden nicht bloss landschaftlich einen auffallenden Zug
im Bilde; sie sind auch botanisch hochinteressant.
Auf den grossen Flachmooren finden sich nämlich gleich Inseln kleine Hochmoore, so z. B. bei Wallisellen,
Gfenn und Dübendorf. Diese Hochmoorstellen enthalten u. a.: Andromeda, Oxycoccus, Vaccinium uliginosum,Violapalustris, Trichophorumalpinum, Eriophorum vaginatum, Rhynchospora alba,¶
mehr
Drosera, Hydrocotyle, Betula pubescens, Liparis Lœselii etc. Andere seltene Sumpfpflanzen sind Utricularia intermedia, die
vom Greifensee bis Oerlikon nicht selten ist, und Utricularia Bremii, in der Nähe von Dübendorf, eine Rarität ersten Ranges.
In der Nähe des Greifensees kommen vor: Lysimachia thyrsiflora und Inula Vaillantii. Die tiefeingeschnittenen Schluchten der
Bergbäche am Zürichberg enthalten u. a.: Saxifraga mutata, Cypripedilum, Orchis purpurea;
in den Wäldern vereinzelt: Pirolauniflora, Senecio Fuchsii, Poa Chaixii etc. Wie man sieht, sind unter diesen Pflanzen manche, die heute der subalpinen oder
alpinen Region angehören;
diese sind also als Reliktpflanzen aus einer kältern Zeit, der Eiszeit, aufzufassen.
Noch
entschiedener sprechen für die Eiszeit andre Pflanzenreste, die man in dem Lehm unter den Torfmooren im Glattthal gefunden
hat. Sie tragen entweder hochalpinen oder arktischen Charakter. Dahin gehören die Zwergbirke (Betula nana), die Polarweide
(Salix polaris), der Alpenknöterich (Polygonum viviparum), Dryas octopetala, die kriechende Alpenheide (Azalea procumbens).
Unter den zürcherischen Flüssen war die Glatt bis vor kurzem einer der fischreichsten, sowohl was die
Zahl der Arten als die Menge der Fische anbetrifft. So melden die alten Chroniken oft von ausserordentlich grossen Fängen
von Nasen(Chondrostoma nasus) und von Brachsmen (Abramis brama) während ihrer Laichzeit. Im alten Glattbett bei Rheinsfelden
sollen die Nasen früher in so gewaltigen Scharen erschienen sein, dass man sie mit Kübeln und «Zainen» (Körben) herausschöpfte.
Noch im 18. Jahrhundert gab der Nasenfang dort Anlass zu einem Feste für die Gegend, indem der Landvogt in Eglisau, dem die
Fischerei in Rheinsfelden gehörte, mit zahlreichen Gästen zum Fischzuge kam, wenn die Nasen sich eingestellt
hatten. Leider sind jetzt durch industrielle Etablissemente wiederholt Verunreinigungen des Flusses vorgekommen, welche den
Fischbestand beeinträchtigen. Auch die Flusskorrektion musste hier Schaden stiften, indem sie eine Menge von Schlupfwinkeln
etc. für die Fische zerstörte.
Die Glatt führt ihren Namen erst vom Ausflusse aus dem Greifensee an. Der Bach in der Axe des Thales,
die MönchaltorferAa, der nach seiner Richtung als Quelle anzusehen wäre, ist ganz unbedeutend. Am meisten Wasser führt die
Pfäffiker Aa herbei. Weitere Zuflüsse sind die Bäche von Maur, Fällanden, Dübendorf, der Seebach aus dem Katzensee, der Himmelbach
bei Oberglatt, der Fischbach bei Höri etc.
Die Länge der Glatt vom Greifensee bis zum Rhein beträgt 35,8 km; das Flussgebiet bis zum Auslauf aus dem Greifensee misst 186 km2,
das gesamte Gebiet bis zum Rhein 411 km2. Die Wassermenge beträgt bei Niederwasser ungefähr 3 m3 per Sekunde, sie
ist bei Hochwasser schon auf 40 m3 gestiegen (Sept. 1852). Ungleich andern Flüssen hat die Glatt
ihr grösstes Gefäll im untern Teil ihres Laufes, während sie oben, d. h. vom Greifensee an, zunächst ganz langsam fliesst
und daher offenbar ihren Namen erhalten hat. Während nämlich das durchschnittliche Gefäll vom
Greifensee bis zum Rhein 2,54‰
beträgt, ist es vom See bis nach Niederglatt nur 1,05‰, von da bis Hochfelden 2,66‰ und auf dem letzten
Abschnitt bis zum Rhein 7‰.
Daher hörte man seit alten Zeiten immer zweierlei Klagen über die Glatt; vom See bis ungefähr nach Hochfelden schadete der
Fluss fast jedes Jahr durch Unterwassersetzen der Wiesen, die mehr und mehr versauerten. Unterhalb Hochfelden
dagegen vertiefte die Glatt ihr Bett, riss Land weg und überführte andere Teile mit Kies und Sand. Die Uebelstände müssen
schon im 18. Jahrhundert arg gewesen sein; am Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgten (1807-1811) so viele und verheerende
Ueberschwemmungen, dass sich die Gemeinden um Hilfe an die Regierung wandten.
Gestützt auf ein Gutachten des «Sanitätskollegiums» und H. C. Eschers
v. d. Linth beschloss die Regierung am eine durchgreifende planmässige Korrektion der Glatt vom Greifensee bis
zum Rhein vorzunehmen. Aber die Ausführung entsprach dem schönen Plan nicht. Zwar fing man richtig unten
bei Glattfelden an; aber den Bau der Mühlenschleuse überliess man dem Müller; sie wurde denn auch so ausgeführt, dass
sie beim nächsten Hochwasser (1814) vernichtet wurde. Im Jahr 1815 wurde auch der neu gegrabene Kanal fast ganz zerstört.
Bis 1852 wurden nur dann und wann kleine Reparaturen gemacht.
Eine andere Teilkorrektion wurde mit besserem Erfolge in Rheinsfelden ausgeführt. Bei Hochwasser lief dieses Dörfchen jedesmal
Gefahr, unter Wasser gesetzt zu werden; ferner unterspülte die Glatt, die vor der Mündung in den Rhein einen scharfen Bogen
nach NO. machte, einige Häuser. 1820 petitionierten die Bewohner von Rheinsfelden daher an die Regierung
und schlugen vor, einen Stollen von 90 m Länge, 4,5 m Breite und 3 m Höhe durch den Flügel des Simelihölzli zu treiben.
Sie erhielten an die Kosten einen Staatsbeitrag von 320 alten Franken, und 1822 war der Stollen fertig. Seither ist er durch
Abwitterung immer kürzer geworden. Von Zeit zu Zeit erfolgten kleinere und grössere Einbrüche an beiden
Enden, so dass einige Male im Glattbett geräumt werden musste. Nach und nach würde sich der Stollen also in einen offenen
Einschnitt verwandeln, wenn man ihn nicht 1885 ausgemauert hätte, um die Anlage einer neuen Strassenbrücke zu vermeiden.
Unterdessen hatte man andere Teilstücke der Korrektion in Arbeit genommen. 1817 wurde die Mühle Oberglatt
geschleift und die MühleHofstetten gesenkt, um dem Wasser, das hier ja entschieden zu wenig Fall hatte, bessern Abfluss zu
verschaffen. 1819 wurde auf der Strecke Oberglatt-Rümlang ein Kanal von 2100 m Länge gegraben und damit einige
Krümmungen abgeschnitten. 1825-30 baute man die MühleRümlang um und kanalisierte die Glatt oberhalb Rümlang auf eine Strecke
von 2800 m. Bis dahin beliefen sich die Kosten auf 167156 Fr. 56 Rappen alter Währung. Nun wollte die Regierung diese Kosten
auf die Gemeinden verteilen; diese aber zahlten nicht, weil die Teilkorrektionen nirgends geholfen hatten.
Nach langem Hin- und Herstreiten beschloss der Grosse Rat am dieses Guthaben an die
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