Landwirtschaft und Bodenerzeugnisse des Kantons Freiburg
Lf. 56.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg
^[Karte: 4° 40’ O; 46° 40’ N; 1:300000]
▐ Wald | ༶ Torfmoos |
░ Ackerland | ♧ Gärtnerei |
▒ Weide | ⤧ Steinbruch |
▒ Weinbau | ⌂ Tongrube |
▓ Tabaksbau | ٮ Mineralquellen. |
100 Rinder | ● |
100 Schweine | ❙ |
100 Schafe | ⥾ |
100 Ziegen | v |
100 Bienenst. | 50 Pferde | ▲
V. Attinger sc
LANDWIRTSCHAFT UND BODENERZEUGNISSE DES KANTONS FREIBURG ¶
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an die Chokoladefabrik abgegeben, die jährlich 4000000 Liter Milch verbraucht, täglich 10000 kg Chokolade herstellt und 600 Arbeiter beschäftigt. Châtel Saint Denis und 19 Freiburger u. Waadtländer Dörfer werden von dem 1895-1896 erbauten, 1896-1897 erweiterten und über 225 HP verfügenden Elektrizitätswerk von Châtel Saint Denis mit Licht versorgt; das Werk liefert ferner der elektrischen Bahn Châtel-Palézieux und etwa 12 kleinen Motoren (die sich bald vermehren werden) die nötige Kraft.
Handel.
Der Handel befasst sich hauptsächlich mit den Bodenerzeugnissen, wie Heu, Stroh, Obst, Kartoffeln, Holz, Tabak, Wein; ferner mit Käse, Vieh, Baumaterialien, Geweben, Glas-, Töpfer- und Eisenwaaren etc. Er ist zum grössten Teil in den Städten konzentriert, unter denen Freiburg beträchtlichen Weinhandel, namentlich mit dem Kanton Waadt, treibt. Der Handelstätigkeit etc. dienen eine Reihe von wichtigen Geldinstituten, von denen wir die Staatsbank, Hypothekarkasse, Kantonalbank, Volksbank nennen. Daneben bestehen noch etwa ein Dutzend anderer Banken von untergeordneter Bedeutung. Die 12 Sparkassen des Kantons verfügten am an Einlagen über die Summe von 8487723 Fr. Am Kollegium St. Michael besteht eine eigene Handelsabteilung. Ferner sorgen für kaufmännischen Unterricht besondere Handelskurse.
Landwirtschaft.
Die Bevölkerung des Kantons Freiburg hat zu jeder Zeit mit mehr oder weniger Erfolg der Landwirtschaft ihre besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Früher stellten Edle wie Bauern sich in den Dienst des Bodens, während heute der Landmann eher geneigt ist, sein Feld zu verlassen und in den Städten leichtere und lohnendere Arbeit zu suchen. Namentlich der Getreidebau wurde einst in grossem Massstabe betrieben, was eine 1817 aufgenommene Statistik beweist, nach der damals 13596 ha mit Getreide bepflanzt waren.
Dies ergibt pro Kopf der Bevölkerung einen Anteil von etwa 18 Aren Ackerland. Wenn dieser Betrieb im gleichen Verhältnis fortgedauert hätte, so müssten heute 23100 ha mit Getreide bepflanzt sein, statt dessen finden wir aber jetzt deren kaum 8500. Der allmählige Rückgang des Getreidebaues erklärt sich aus verschiedenen Ursachen, unter denen die Aufhebung des alten Brauches des freien Weidganges und die scharfe Konkurrenz fremden Getreides die hauptsächlichsten sind.
Nachdem die Schweiz sich dem Freihandel geöffnet hatte, fiel der Preis des Meterzentners Weizen plötzlich von 40-45 Franken auf 20-22 Franken, welche Summe die aufgewendete Mühe und Arbeit nicht mehr lohnte. Der Uebergang vom Getreide- zum Wiesenbau, oder allgemein vom einstigen extensiven zum modernen intensiven landwirtschaftlichen Betrieb hat sich nur langsam vollzogen. Heute haben das Greierzerland, die Gebiete um die obere Sense und ein Teil des Bezirkes Vivisbach (Veveyse) den Getreidebau beinahe völlig aufgegeben, und in den anderen Kantonsteilen ist er beträchtlich eingeschränkt worden. In der Ebene baut man meist noch Weizen und Roggen (entweder für sich oder gemischt als sog. Mischkorn), weniger Dinkel und Gerste. Die einst grosse Flächen bedeckenden Gersten- u. Roggenfelder sind jetzt zumeist in Wiesen umgewandelt.
Die Aufhebung des aus alten Zeiten überkommenen Rechtes des freien Weidganges hat die bunte Mischung von Aeckern u. Wiesen zum Verschwinden gebracht; diese veraltete Art der Bodenkultur besteht heute nur noch auf einem Teil der Gemeindegebiete von Saint Aubin und Les Friques (Bezirk Broye). Der Kanton umfasst 84561 ha bebauten Bodens, wovon etwa 26800 ha mit Getreide, Kartoffeln, Reben und Gemüsen bepflanzt sind, während die übrigen 57761 ha, d. h. 68%, auf natürliche und künstliche Wiesen entfallen. Im Gebirge herrschen natürliche Wiesen vor, in der Ebene Kunstwiesen. Das Futter wird mit der Sense geschnitten; mechanische Mähmaschinen sind im Kanton erst seit einigen Jahren in Gebrauch gekommen, mehren sich jetzt aber rasch. Besondere Vorrichtungen zum Trocknen des Heues gibt es keine. Im Allgemeinen eignet sich der freiburgische Bauernhof zur Aufbewahrung des getrockneten Futters ganz vorzüglich, da der Heuboden den gesamten Raum unter dem Dach u. über der Tenne und den Stallungen einnimmt. In der ¶
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Ebene wird das Futter zweimal geschnitten, als Heu und als Emd. Das Vieh treibt man erst im Herbst zur Weide auf die Wiesen; seit einigen Jahren hat man für das Jungvieh eigene Weideplätze geschaffen. Im gebirgigen Landesteil wird Heu nur in den Thalsohlen bis hinauf zur untern Grenze der Alpweiden geschnitten. Ende Mai findet der Alpaufzug statt, bei dem das Vieh von den Sennen (armaillis) in ihrer überlieferten alten Tracht begleitet wird. Diese jährlichen Alpauftriebe sind von grossem Reiz: die langen Züge von Vieh auf fast allen bergwärts leitenden Strassen und Wegen, die hellen Zurufe der Sennen, das harmonische Geläute der zahllosen Kuhglocken - Alles vereinigt sich zu einem ganz eigenartigen Bilde.
Während voller vier Monate leben nun die Sennen, fern dem Getriebe der übrigen Menschen, auf den Höhen, beschäftigt mit der Sorge um die ihrer Obhut anvertrauten Heerden und mit der Herstellung von Käse. Dieses abwechselnd ruhige und auch wieder stark bewegte Leben ist von der Volkssage vielfach aufgegriffen worden und hat eine ganze Anzahl von Ueberlieferungen und Geschichten gezeitigt, die man sich an den langen Winterabenden gegenseitig erzählt. Da die Futterwirtschaft heute in der Landwirtschaft des Kantons an erster Stelle steht, macht sich eine eintretende Futternot aufs empfindlichste fühlbar. Im trockenen Jahr 1893 z. B. sah sich der Staat genötigt, durch Lieferung von billigem Kunstfutter auf Abschlagszahlungen der leidenden Bauernschaft zu Hilfe zu kommen.
Menge und Güte des Futters sind grossenteils von der topographischen Beschaffenheit und Höhenlage des Bodens abhängig, wie auch von der Lage der Wiesen zur Sonne. Im s. Kantonsteil (Greierz, oberer Sense- und Vivisbachbezirk) ist das Gras zarter, saftiger und nahrhafter, während es in der Ebene, wo der Wuchs ein schnellerer ist, länger aufschiesst, holziger und weniger kräftig ist, dafür aber auch in grösserer Menge gedeiht. Die Alpweiden des Kantons umfassen etwa 34102 ha Fläche, d. h. 22% des gesamten produktiven Bodens, und beschränken sich beinahe ausschliesslich auf die Bezirke Greierz, Sense und Veveyse (Vivisbach).
Sie werden von dem mit der Jahreszeit immer höher steigenden Vieh abwechslungsweise bezogen (Mai, Mitte Juni, Anfangs August) und beim Abtrieb in umgekehrter Reihenfolge befahren, bis die Heerden Anfangs Oktober wieder im Thal angelangt sind. Die in der Thalsohle liegenden Bauerngüter sind meist nur klein, dafür aber um so ergibiger; schönere Wiesen und besseres Futter als um Bulle und La Tour im untern Greierzerland, um Galmis und Jaun und im Saanethal bis Montbovon findet man kaum irgendwo.
Die Alpweiden sind voneinander gewöhnlich durch einen Holzhag geschieden. Die Hütte steht zumeist an dem für die Versorgung mit Wasser und Holz günstigsten Platz; sie besteht aus Holz und hat ein Schindelndach, das mit schweren Steinblöcken belegt ist, und umfasst den Stall, die Milchkammer, Käseküche, das Zimmer der Sennen und den Heuboden, auf dem einige für schlechtes Wetter berechnete Futtervorräte liegen. Eine Anzahl solcher Sennhütten steht an hervorragend schönen landschaftlichen Punkten, von denen aus man sich einer sehr ausgedehnten Aussicht auf die umliegende Alpenwelt erfreut.
Auf Anregung und unter Aufsicht der Freiburger Sektion des schweizerischen alpwirtschaftlichen Vereins sind mit finanzieller Hilfe des Staates beträchtliche Alpverbesserungen unternommen worden, besonders in Bezug auf Bau, Einrichtung und Sauberkeit der Sennhütten, auf Urbarmachung, Entwässerung, Säuberung von Steinen, Versorgung mit Wasser, Behandlung des Düngers, Wegebau etc. Der intensive Futterbau hat, besonders in der Ebene, die Einführung neuer Futterpflanzen, wie Runkelrüben, Rüben, Mais, Buchweizen etc. zur Folge gehabt. Alle diese Gewächse werden in ziemlich grossem Massstab angebaut, um den verderblichen Folgen von Futternot einigermassen zu begegnen und den Bauern zu gestatten, ihren Viehbestand in bemerkenswertem Umfange zu vergrössern.
Dem landwirtschaftlichen Unterricht dienen die landwirtschaftliche Schule (heute landwirtschaftliches Institut) zu Pérolles, das Lehrerseminar, die Sekundar- und Bezirksschulen, ferner eine Reihe von in den bedeutendsten Ortschaften abgehaltenen landwirtschaftlichen Wanderkursen und Vorträgen. Der Staat verausgabt zur Zeit eine jährliche Summe von ca. 140000 Franken zu Gunsten der Landwirtschaft, wobei die Kosten für Strassen- u. Dammbauten, Flusskorrektionen etc. nicht mitinbegriffen sind.
Auch der kantonale landwirtschaftliche Verein gibt sich grosse Mühe, den landwirtschaftlichen Fortschritt zu fördern; er zählt heute in 25 Sektionen 4300 Mitglieder. Daneben bestehen noch eine Reihe von weitern Vereinen, die den gleichen Zweck verfolgen, so der Freiburger alpwirtschaftliche Verein, die Alpgenossenschaften, die Viehzuchtgenossenschaften, die Genossenschaften zum Ankauf von vervollkommneten landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen, Konsumgenossenschaften etc.
Industrie- und Handelspflanzen.
Tabak wird in den beiden Bezirken Broye und See gebaut, wo im Jahr 1900 869 Grundbesitzer auf einer Fläche von 181 ha einen Ertrag von 3870 Meterzentnern und, bei einem Durchschnittspreis von 70 Franken für den Meterzentner, eine Gesamteinnahme von 271154 Franken erzielt haben. Nach einer Reihe von Jahren geringen Ertrages und kleinen Absatzes hat der Tabakbau jetzt wieder begonnen, die auf ihn verwendete Sorgfalt in vermehrtem Masse zu lohnen. In der Ebene, besonders in den Bezirken Broye und See, wird jetzt in grossem Umfange der Bau der Zuckerrübe betrieben, die nach der Zuckerfabrik von Aarberg verkauft werden kann.
In den Bezirken Broye und See, namentlich im Wistenlach (Vuilly), lohnt sich auch der Gemüsebau gut, während der früher noch betriebene Hanf- und Flachsbau heute fast ganz verschwunden ist. Von grosser Wichtigkeit ist auch der Anbau der Kartoffeln, besonders seit der Einrichtung der landwirtschaftlichen Brennereien zu Rosé, Domdidier, Payerne und Avenches. In den Bezirken Broye, Saane, Sense und See finden wir prachtvolle Baumgärten voller Obstbäume. Obstbäume in Menge, namentlich Apfel-, Birn- u. Kirschbäume, weisen aber auch die ebenen Landesteile der übrigen Bezirke auf.
Nussbäume gedeihen hauptsächlich in den Bezirken Broye und See, Pflaumen- und Zwetschgenbäume im untern Teile des Bezirkes Broye. Der Kanton Freiburg erzeugt eine grosse Menge von Obst, dessen Qualität aber trotz der stets wachsenden Nachfrage nach Edelobstsorten doch im Allgemeinen eine nur mittelmässige ist. Weinbau treiben die Gemeinden am Neuenburger- und Murtensee, so namentlich Cheyres, Font, Châbles, Châtillon, Delley, Les Friques (Broye), Haut Vuilly, Bas Vuilly, Kerzers und Galmiz (See). Die gesamte mit Reben bepflanzte Fläche des Kantons umfasst 215 ha und erzeugt 19335 hl Wein im Wert von 385650 Franken. Die leichten Weissweine dieser Gebiete sind unter den Namen der Weine von Cheyres und Vuilly (Wistenlacher) weit bekannt und geschätzt.
Viehzucht.
Die eidgenössische Viehzählung vom Jahre ¶
Verteilung der Nutzviehhaltung im Kanton Freiburg
Lf. 53.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg
^[Karte: 4° 40’ O; 46° 40’ N; 1:640000]
Stück Rindvieh auf 100 Einw.
░ -25
▒ 30-40
▒ 41-60
▓ 61-80
▐ 81-100
▐ 101-140
Stück Rindvieh per Besitzer
░ de 3 à 6 têtes
▒ de 3 - 9 têtes
▓ de 9 - 12 têtes
▓ de 12 - 15 têtes
▐ 15 têtes et plus
Stück Rindvieh auf 100 Hekt.
░ 10 à 20
▒ 20-40
▒ 41-60
▓ 61-80
▓ 81-100
▐ +de 100
░ Verteilung der Rindviehrassen
▒ Rotscheck 50% & mehr
▓ Rotscheck 33 à 50%
▐ Schwarzscheck 50% & mehr
Schwarzscheck 33 à 50%
V. Attinger sc.
Nach Dr. F. Buomberger
VERTEILUNG DER NUTZVIEHHALTUNG IM KANTON FREIBURG ¶
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1901 hat für den Kanton Freiburg folgende Ergebnisse geliefert:
a. Einhufer:
Bezirk | Pferde | Maultiere | Esel |
---|---|---|---|
Broye | 1222 | 2 | 3 |
Glane | 1340 | 4 | 8 |
Greierz | 1271 | 34 | 36 |
Saane | 1832 | 19 | 12 |
See | 1192 | - | 2 |
Sense | 1727 | - | 1 |
Vivisbach | 692 | 3 | 16 |
Kanton Freiburg: | 9276 | 62 | 78 |
b. Hornvieh:
Bezirk | Kühe | Zuchtstiere Ochsen, Rinder, Kälber | Total |
---|---|---|---|
Broye | 4894 | 5501 | 10395 |
Glane | 5949 | 7016 | 12965 |
Greierz | 8003 | 9355 | 17358 |
Saane | 8089 | 7355 | 15444 |
See | 5287 | 4807 | 10094 |
Sense | 10160 | 7676 | 17836 |
Vivisbach | 2945 | 3635 | 6580 |
Kanton Freiburg: | 45327 | 45345 | 90672 |
c. Kleinvieh:
Bezirk | Schweine | Schafe | Ziegen |
---|---|---|---|
Broye | 6980 | 555 | 1180 |
Glane | 6330 | 1248 | 2099 |
Greierz | 4942 | 2553 | 4596 |
Saane | 8199 | 1665 | 2616 |
See | 7509 | 1612 | 1985 |
Sense | 9230 | 1641 | 3909 |
Vivisbach | 2950 | 830 | 1649 |
Kanton Freiburg: | 46140 | 10104 | 18034 |
Dazu kommen im ganzen Kanton 11621 Bienenstöcke. Viehbesitzer zählt man deren 13440. Auf 1000 Ew. entfallen 67 Pferde, 716 Stück Hornvieh, 380 Schweine, 124 Schafe, 177 Ziegen und 107 Bienenstöcke.
Nach Rassen verteilt, gliedert sich das Hornvieh im Kanton Freiburg folgendermassen:
Bezirk | Schwarzfleck | Rotfleck | Andere |
---|---|---|---|
Broye | 1607 | 7749 | 1317 |
Glane | 4036 | 8085 | 995 |
Greierz | 6090 | 10403 | 915 |
Saane | 4439 | 9718 | 1350 |
See | 972 | 7813 | 949 |
Sense | 1694 | 14176 | 1711 |
Vivisbach | 2332 | 3600 | 721 |
Kanton Freiburg: | 21170 | 61544 | 7958 |
Es entfallen somit auf die Schwarzfleckrasse 23,4%, auf die Rotfleckrasse 67,8% und auf andere Rassen oder Rassenmischlinge 8,8% des gesamten Viehbestandes.
Der Kanton Freiburg zählt unter diejenigen Kantone der Schweiz, die die reichsten Viehbesitzer aufweisen. Von den in der ganzen Schweiz vorhandenen 196 Besitzern von je mehr als 50 Stück Vieh finden sieht nicht weniger als 58 im Kanton Freiburg. Es gibt hier 54 Viehzuchtgenossenschaften mit zusammen 700 Züchtern, die in ihren Stallungen nur je Vertreter einer einzigen reinen Rasse, Schwarzfleck oder Rotfleck, aufziehen.
Der Kanton Freiburg ist ferner derjenige Kanton, der auf das einzelne Stück Hornvieh das bedeutendste Lebendgewicht in der ganzen Schweiz (580 kg) aufweist und ausserdem derjenige, dessen einzelnes Stück Nutzvieh den grössten durchschnittlichen Verkaufswert (354 Franken) hat.
Tierarten | Gesamtwert Fr. | Durchschnittswert pro Stück in Fr. |
---|---|---|
Pferde | 5522250 | 671 |
Hornvieh | 33052140 | 375 |
Schweine | 3896840 | 83 |
Schafe | 432060 | 28 |
Ziegen | 612380 | 28 |
Bienenstöcke | 236000 | - |
Gesamtwert des Nutzviehes im Kt. Freiburg: | 43751670 | 354 |
Während der Jahre 1807-1901 sind im Viehbestand des Kantons folgende Schwankungen zu verzeichnen:
Jahre | Pferde | Hornvieh | Schweine | Schafe | Ziegen |
---|---|---|---|---|---|
1807 | 10942 | 34987 | - | - | - |
1820 | 10774 | 45085 | - | - | - |
1833 | 11367 | 42746 | 17068 | 20471 | 6087 |
1840 | 10321 | 49289 | 19657 | 28790 | 7682 |
1850 | 9728 | 46828 | 18514 | 22077 | 8491 |
1860 | 8576 | 51072 | 22465 | 20712 | 9446 |
1870 | 7865 | 54050 | 25865 | 20584 | 10072 |
1880 | 8288 | 64800 | 22666 | 17276 | 11128 |
1890 | 7853 | 71861 | 21728 | 11878 | 9714 |
1900 | 8952 | 90363 | 42289 | 10954 | 15140 |
1901 | 9276 | 90672 | 46140 | 10104 | 18034 |
Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, dass die Zahl der Pferde bis 1890 beinahe beständig abgenommen hat, um seither in beständiger Progression wieder zuzunehmen, dass ferner die Zahl des Hornviehs sich um 160%, die der Schweine um 170%, der Ziegen um 200% vermehrt und die der Schafe um 50% vermindert hat. Missglückte Kreuzungsversuche haben die alte Rasse der feurigen und starken Freiburger Pferde fast vollständig aussterben lassen. Mit der Abnahme des Waarenverkehrs vermittels Pferdefuhrwerke ist die Verminderung der Zahl von kräftigen Zugpferden parallel gegangen; und heute werden mit Vorliebe Luxuspferde und solche fremden Geblütes gesucht.
Auch die beiden Freiburger Hornviehrassen zeichnen sich vor andern sowohl durch Grösse als Ergibigkeit an Milch vorteilhaft aus; im Allgemeinen ist von beiden die Schwarzfleckrasse kräftiger gebaut, ausdauernder und genügsamer, weshalb sie auch im Gebirgsland vorherrscht. Zieht man eine Linie von Plaffeien längs der Strasse zum Schwarzsee und der Eisenbahn Freiburg-Yverdon nach Estavayer le Lac, so liegt s. davon das Gebiet des schwarzgefleckten und n. davon dasjenige des rotgefleckten Hornviehes.
Staat und landwirtschaftliche Vereine und Genossenschaften haben sich bisher stets grosse Mühe gegeben, den Viehstand zu heben, die Aufzucht zu fördern und die Gründung eines gleichmässigen Viehbestandes reiner Rasse anzubahnen. 1890 entstanden in Treyvaux und Schmitten die ersten Genossenschaften zur Aufzucht einer reinen Viehrasse, die ihr Ziel mit Hilfe von besonders geeigneten Zuchtstieren und einer strengen Auswahl der Kühe zu erreichen suchen. Heute bestehen 51 solcher Genossenschaften, denen sämtliche Viehbesitzer des Kantons als Mitglieder angehören.
Die Gründung von ähnlich organisierten Pferdezuchtgenossenschaften steht in nächster Zeit bevor. Unter finanzieller Mithilfe des Staates können heute die vorzüglichsten Zuchttiere, Zuchtställe, Alpzüchtereien etc. mit Prämien bedacht werden. Um den Züchter möglichst vor Schaden zu bewahren, hat man die obligatorische Viehversicherung durchgeführt: 1900 waren 59891 Stück Vieh, d. h. 63,6% des Gesamtbestandes, für die Summe von 19835716 Franken versichert, was auf das einzelne Tier im Durchschnitt eine Summe von 356 Franken ausmacht;
im gleichen Jahre bezahlten der Staat Freiburg und die Eidgenossenschaft zusammen für 984 umgestandene Tiere eine Entschädigung von 78105 Franken aus.
Milchwirtschaft.
Hauptzweck der Viehzucht ist in beinahe allen Kantonsteilen die Gewinnung von Milch und Milchprodukten, wie Käse (Vacherin, Sérac etc.) und Butter. Im Jahre 1901 lieferten die 45500 Kühe im Durchschnitt je 7 Liter Milch im Tag oder zusammen 115500000 Liter im Jahr, wovon 47470000 direkt als Nahrungsmittel für die Bevölkerung Verwendung fanden, während 15500000 in die Fabriken für kondensierte Milch zu Düdingen, Épagny, Vevey und Payerne und in die Chokoladefabrik zu Broc verkauft wurden, 5200000 zur Aufzucht von Jungvieh und zur Herstellung von Butter und 47555000 zur Käsefabrikation dienten.
Der Gesamtwert der Käseproduktion betrug bei einem Durchschnittspreis von 1,20 Franken pro kg die Summe von 4800000 Franken, der Gesamtwert der als direktes Nahrungsmittel, in den Fabriken, zur Aufzucht und zur Herstellung von Butter verwendeten Milch die Summe von 6640000 Franken, somit der Totalwert der gesamten Milchwirtschaft die Summe von 11440000 Franken. Die Viehbesitzer haben sich zu Käserei- und Molkereigenossenschaften vereinigt, wobei in den Käsereien die Fabrikation auf Kosten und Gefahr der einzelnen Genossenschafter betrieben wird, die Buttermilch aber an besondere ¶
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Molkereiunternehmer verkauft wird, die die weitere Verarbeitung unter eigener Verantwortlichkeit vornehmen. Die Gründung solcher Genossenschaften reicht bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück; heute bestehen deren 500, die aber nicht alle als geschlossene und für die Mitglieder bindende Vereinigungen aufzufassen sind, da sie zum grossen Teil noch eine unvollkommene Organisation haben. Man zählt jetzt im Kanton 290 gut eingerichtete und tüchtig geleitete Käsereien und Molkereien, die gewöhnlich je eine Milchkammer, eine Küche zur Herstellung des Käses, einen Käskeller und den Wohnraum für den Molker oder Sennen umfassen.
Die Art der gemeinsamen Arbeit hat unter den Bauern einem edeln Wetteifer gerufen, der sich in sorgfältiger Behandlung des Viehes und der Milch, in der Vermehrung des Viehbestandes, in ausgibigerer Düngung und in bemerkenswerten Bodenverbesserungen äussert. Mittelpunkt der Käseproduktion ist das Greierzerland mit seinem berühmten Greierzerkäse, doch machen ihm heute auch die ebenen Kantonsteile scharfe Konkurrenz, so besonders der Sensebezirk mit seinem dem Emmenthaler an Güte wenig nachstehenden Käse.
Das 1888 gegründete milchtechnische Institut zu Pérolles hat den Zweck, alle milchwirtschaftlichen Fragen zu prüfen, das Volk durch Abhaltung von Wanderkursen, Vorträgen, durch Erteilung von Auskünften und durch beständige Ausstellungen zu unterrichten und die praktische Ausbildung von tüchtigen Käsern zu leiten, die dann ihrerseits wieder die Kenntnis einer rationellen Milchwirtschaft ins Land und Volk hinaustragen. Im Bergland hat heute beinahe überall der Ackerbau dieser intensiven milchwirtschaftlichen Tätigkeit weichen müssen.
Waldbau.
Schon frühzeitig hat sich der Staat der Waldungen mit grosser Sorgfalt angenommen, so dass heute der Kanton Freiburg sowohl in Bezug auf Waldfläche als auf Unterhalt der Wälder nur von wenigen Kantonen der Schweiz übertroffen wird. Die Gesamtfläche der Waldungen beträgt 30910 ha, wovon 3315 ha oder 10% Staatseigentum, 15294 ha oder 50% Gemeinde- oder Korporationseigentum und 12301 ha oder 40% Eigentum von Privaten sind. Der mit Wald angepflanzte Boden beträgt 18,5% der Gesamtfläche des Kantons und 21% des gesamten produktiven Bodens.
Fast alle und im allgemeinen zugleich auch die dichtesten Waldungen verteilen sich auf die vorgeschobensten Alpenhänge und die Hügelketten des Mittellandes. Im Gebirge herrschen reine Waldungen von nur einer bestimmten Baumart vor. Beinahe sämtliche Abhänge sind hier mit dunkeln Tannenwaldungen bepflanzt, die die tiefern Alpweiden umrahmen und bis in die Nähe der höhern Alpweiden aufsteigen. Der Ahorn, diese Zierde der Alpweiden, bildet nur noch selten ganze Bestände, und die Arve ist beinahe völlig verschwunden, während die Lärche noch ziemlich oft angetroffen wird.
Die Buche steigt in geschützten Lagen bis 1400 m an;
die Weisstanne ist überall verbreitet, bildet aber nie für sich allein ganze Waldungen;
die Rottanne herrscht allerorts, besonders im Gebirge vor;
in der Ebene ist der Wald meist Mischwald.
Wenn in einigen Waldungen des Mittellandes die Tanne den überwiegenden Bestandteil ausmacht, so ist dies nur eine Folge der diesem Baum seit langer Zeit gewidmeten grossen Sorgfalt. Auch die Siedelungsart hat ihren Einfluss auf die Waldverteilung geübt, indem in Gegenden mit geschlossenen Siedelungen die Wälder Eigentum der einzelnen Dörfer, in Gebieten mit vorherrschenden Einzelsiedelungen dagegen Eigentum der einzelnen Grundbesitzer sind. Deshalb machen z. B. im Bezirk Sense die Privatwaldungen 89%, in den übrigen Kantonsteilen nur 1-10% der gesamten Waldfläche aus.
Waldbau und Waldnutzung stehen im allgemeinen unter der Oberaufsicht des Staates, bezw. der Finanzdirektion, der zu diesem Zweck ein Oberförster und 4 Bezirksförster zur Seite stehen. Dazu kommen für die Staatswaldungen noch 7 Bannwärter, während jede Gemeinde ihren Waldbesitz durch einen eigenen Gemeindeförster verwalten lässt. Im Jahre 1900 haben die Staatswaldungen eine Einnahme von 277970 Franken und die Gemeindewaldungen eine solche von 1196067 Franken, zusammen also von 1474037 Franken ergeben. Die kantonalen Baumschulen umfassen 11,44 ha, diejenigen der Gemeinden 16,28 ha. In den Staatswaldungen sind im selben Jahre 1800000 Setzlinge von Nadel- und Laubhölzern neu gepflanzt und für Aufforstungen und Waldverwaltung überhaupt 28797 Franken ausgegeben worden.
Minen und Steinbrüche.
Eigentliche Minen besitzt der Kanton Freiburg keine. Alle Bezirke, mit Ausnahme desjenigen der Broye, liefern Torf, zusammen pro Jahr 32000 m3. Die wichtigsten Torfmoore sind diejenigen von Lentigny, Prez, Düdingen, Maules, Sâles, Vaulruz, Agriswil, Fräschels, Sugiez, Fiaugères, Le Crêt, Rosé und Remaufens. Weit bedeutender ist die Steinausbeutung, die in den Kalksteinbrüchen von Neirivue und Grandvillars, in den Sandsteinbrüchen von Marsens und Vaulruz, in den Muschelsandsteinbrüchen von La Molière und in den Molassebrüchen von Freiburg, Ursy, Düdingen etc. mehrere Hunderte von Arbeitern beschäftigt und sehr ¶
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geschätzte Bausteine liefert. Brüche von untergeordneterer Bedeutung finden sich ausserdem noch in verschiedenen Gegenden des Kantons vor. Châtel Saint Denis stellt Zement und hydraulischen Kalk her, am Schwarzsee findet man Kalk und Gips. Etwa ein Dutzend Ziegeleien verarbeiten die Lehmerde des Mittellandes.
Verkehr.
Der Kanton besitzt ein ziemlich grosses Netz von Eisenbahnlinien, dessen Gesamtlänge 224 km, d. h. 1400 km auf 10000 km2 Bodenfläche beträgt. Dieses Verhältnis steht über dem Durchschnitt der ganzen Schweiz, der nur 900 km ausmacht. Von den 224 km entfallen 64 km auf Haupt- und 160 km auf Nebenbahnen. Den Hauptbahnen sind im Kanton Freiburg die Abschnitte 1. Freiburg-Flamatt u. 2. Freiburg-Palézieux zuzuzählen; normalspurige Nebenbahnen: 1. Palézieux-Lyss, 2. Freiburg-Yverdon, 3. Bulle-Romont, 4. Bern-Neuenburg;
elektrische Bahnen: 1. Freiburg-Murten, 2. Châtel-Palézieux, 3. Châtel-Bulle-Montbovon, 4. Murten-Ins, 5. Vevey-Châtel.
Bergbahnen gibt es im Kanton Freiburg keine. Auf dem Neuenburger- und Murtensee besorgen 4 Dampfboote den Verkehr zwischen den Freiburger, Neuenburger und Waadtländer Ortschaften. Gut entwickelt ist auch das Netz der meist ausgezeichneten und wohl unterhaltenen kantonalen Strassen, die nach ihrer Breite und Verkehrsbedeutung in 3 Klassen eingeteilt sind. Der Unterhalt der kantonalen Strassen fällt dem Staat, derjenige der Gemeindestrassen und -wege den einzelnen Gemeinden oder Privaten zu.
Es bestehen etwa ein Dutzend Holzbrücken, deren jüngste diejenigen über die Glâne bei Autigny und die über die Broye zwischen Saint Aubin und Domdidier sind. Die ältesten Steinbrücken sind die von Tusy und Broc, die zwischen Les Granges und Châtel Saint Denis, die von La Tzintre und der Pont du Milieu sowie die Johannesbrücke in Freiburg. Ein Beispiel einer modernen Steinbrücke bildet der Glaneviadukt nahe der Mündung dieses Flusses in die Saane. Ferner weist der Kanton fünf Hängebrücken auf: die Grosse Hängebrücke und die Galternbrücke in Freiburg, die Brücken von Corbières und Corpataux und endlich der Fussgängersteg bei Hauterive. Ausser den Eisenbahnbrücken zählt man noch neun Brücken in Eisenkonstruktion, nämlich diejenigen über den Javroz und die von Lessoc, Villarvolard, Broc, Schiffenen, Estavannens, Sankt Silvester, Mottaz und Hauterive. Deren älteste ist die 1865-66 erbaute Brücke von Schiffenen. Die Brücken über die Rougève und von Villaz Saint Pierre und Villarepos sind in armiertem Beton ausgeführt.
Die bisher wenig entwickelte Fremdenindustrie beginnt im Greierz mehr und mehr an Bedeutung zu gewinnen, so dass man hier jetzt Gasthöfe und Pensionen findet, die mit modernem Komfort ausgestattet sind. Fremdenstationen sind besonders Montbovon, Grandvillars, Galmiz (Charmey), Montbarry, Les Colombettes u. a.
Geschichtliche Uebersicht.
Eigentliche Städte sind in unserem Gebiet erst verhältnismässig spät entstanden. Mit der Stadt Freiburg, gegründet ums Jahr 1178 von Berchtold IV. von Zähringen, sind auch die Anfänge des Kantons Freiburg verknüpft. Sein Gründer wollte die Stadt Freiburg zu einem Stützpunkt für die Politik des Hauses Zähringen machen, die hauptsächlich darauf ausging, den Unabhängigkeitsgelüsten des burgundischen Adels möglichst entgegenzuarbeiten. Nach dem Aussterben der Zähringer ging Freiburg 1218 in den Besitz der Grafen von Kiburg-Burgdorf und 1277 in denjenigen des Grafen Rudolf von Habsburg über.
Das Gebiet der Stadt beschränkte sich Anfangs auf den von ihren Ringmauern umschlossenen Raum, während das umliegende Land Eigentum einer ganzen Reihe von grossen und kleinen Herren war. Nach und nach aber dehnte die Stadt durch Ankauf, Eroberung und Unterhandlung ihr Gebiet immer weiter aus. So kamen an Freiburg durch Kauf: im Jahr 1466 Plaffeien, 1478 Montenach, 1482 Pont en Ogoz, 1503 Jaun (Bellegarde), 1554 Körbers, 1555 Greierz;
durch Eroberung: zur Zeit der Burgunderkriege 1475 Illingen und Ergenzach, zur Zeit der Eroberung der Waadt 1536 Stäffis, Saint Aubin, Ueberstein, Vuissens, Cheyres, Remund, Rue, Vaulruz, Châtel Saint Denis, Bossonens, Attalens, Wippingen, Boll und Zur Fluh. Daneben war Freiburg mit Bern zusammen Oberherr der Vogteien Échallens, Grandson, Orbe, Grassburg und Murten und zusammen mit den übrigen XII alten Orten der Eidgenossenschaft Oberherr der Landvogteien Lugano, Locarno, Mendrisio und Valle Maggia.
Zur Zeit der helvetischen Republik wurde durch die Mediationsakte Murten definitiv dem Kanton Freiburg zugeteilt.
1448-1452 hatte Freiburg einen verhängnisvollen Kampf gegen Bern und Savoyen zu führen, der damit endigte, dass es, von Oesterreich im Stiche gelassen, die Oberhoheit der Herzoge von Savoyen anerkennen musste (1452-1477). Während der Burgunderkriege stand Freiburg auf Seite der Eidgenossen und wurde von diesen in Anerkennung seiner wackern Hilfe auf die energische Fürsprache von Niklaus von der Flüe hin am in ihren Bund aufgenommen. Der Einführung der Reformation auf seinem Gebiet hat sich der Kanton Freiburg beharrlich widersetzt. Seither ist die geschichtliche Entwickelung des Kantons mit Ausnahme einiger weniger besonderen Episoden mit derjenigen der ganzen Schweiz enge verknüpft geblieben.
Anfangs war die Regierungsform in Freiburg eine rein demokratische, wie dies die Verfassungen von 1304, 1363, 1370, 1373, 1374, 1387, 1389, 1392, 1404, 1407 etc. zur Genüge zeigen. Erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts verwandelte sich infolge der Burgunderkriege, der Militärkapitulationen, des Niederganges der Industrie, der Gebietsvergrösserungen, der geschickten Besetzung der öffentlichen Aemter, der öffentlichen und geheimen Pensionsbezüge etc. die althergebrachte demokratische Verfassung, wie dies auch in andern Kantonen der Fall war, allmählig in ein mehr und mehr zur reinen Oligarchie auswachsendes Regiment.
Dieser neue Zustand der Dinge dauerte 200 Jahre lang an, bis auch er im verhängnisvollen Jahre 1798 zusammenbrach. Als aber 1814 und 1815 in Europa der Friede wieder allgemein hergestellt ward, richteten in Freiburg die Patrizier ihre Herrschaft neuerdings auf, mussten aber 1830 endgiltig darauf Verzicht leisten. Nach den Ereignissen des Sonderbundskrieges und dem Sturz der 1848-1856 amtenden Regierung gab sich das Freiburger Volk am eine neue Verfassung, die, von einigen partiellen Abänderungen abgesehen, heute noch in Kraft steht. Diese Freiburger Verfassung fusst auf den gleichen Prinzipien wie diejenigen der übrigen Kantone. Sie schafft die Todesstrafe für politische Vergehen ab, anerkennt die Aufhebung der Majorate, Vorrechte und Familiengüter und gewährleistet die Unverletzlichkeit des Eigentums mit den vom Gesetz vorgesehenen Ausnahmen zum öffentlichen Wohle und Nutzen.
Bibliographie.
Kuenlin, Franz. Der Kanton Freiburg... (Gemälde der Schweiz. Heft IX). St. Gallen u. Bern 1834. - Kuenlin, Franz. Dictionn. géograph., statist. et histor. ¶