und Säugetierknochen bekannt. Gegen das Grosse
Moos vorgelagert streicht in gleicher Richtung die östlichste und kleinste
der genannten Erhebungen, gebildet aus den Moränenhügeln bei
Treiten,
Finsterhennen und
Siselen. Dieselben erheben sich rund 50 m
über das Grosse
Moos, erreichen also an absoluter
Höhe nicht ganz 500 m. Weiter n. gehen diese glazialen
Ablagerungen über in fluvioglaziale Geschiebe.
Die
Rücken dieser Hügelzüge sind durchweg stark bewaldet. An den fruchtbaren Hängen wird intensiver Acker- und Wiesenbau
getrieben. Eine nicht unbedeutende Fläche ist namentlich an den nach O. und S. geneigten
Halden auch dem Weinbau eingeräumt.
An der Entsumpfung des
Mooses wird seit der Juragewässerkorrektion besonders in den dem Staate Bern
gehörenden
Gebieten der Strafanstalten
Witzwil und St. Johansen wacker gearbeitet. Immerhin harrt noch eine grosse Fläche der Urbarmachung.
Das Areal des Amtsbezirkes verteilt sich in folgender Weise:
Der Amtsbezirk partizipiert mit einem kleinen Anteil am
Neuenburgersee, mit einem grössern am
Bielersee und wird im N. und
NO. auf eine Strecke von ca 10 km von diesem begrenzt. Die Ufer des
Neuenburgersees sind - soweit sie dem Amtsbezirk Erlach
angehören, d. h. zwischen der Einmündung der
Broye und der Stelle, bei welcher die
Zihl den
See verlässt
- stark versumpft, und wir finden infolge dessen hier keine Spuren ehemaliger Pfahlbauten. Anders am
Bielersee: auf den flach
seewärts einfallenden Molasseschichten des Schaltenrains wurden Ueberreste von Pfahlbauten aus der
Stein- und Bronzezeit
bei
Lüscherz und bei
Vinelz nachgewiesen. Ein Bau aus der Steinzeit ist ferner in der
Zihl bei
Zihlbrücke
gefunden worden.
Naturgemäss finden wir auch die Siedelungen zum weitaus grössten Teil an den Hängen jener oben genannten Höhenzüge.
Ohne Ausnahme zeigen die 14 Ortschaften des Amtsbezirkes diese Lage. Einzelhöfe finden sich allerdings auch oben auf den
Rücken und unten in der
Ebene des Grossen
Mooses. Nach der Volkszählung vom zählt der Amtsbezirk Erlach 7066 Ew.,
d. h. 77 Ew. auf den km2. 1053
Häuser, 1379 Haushaltungen. Die Bewohner gehören mit Ausnahme von rund 50 Katholiken und 10 Israeliten
der reformierten Kirche an. Trotzdem der Bezirk an der deutsch-französischen Sprachgrenze liegt, sprechen
nur etwa 170 Ew. französisch. Die Bevölkerung ist eine durchaus landwirtschaftliche. Auf 100 Ew. kommen 96,6 Vieheinheiten,
eine Zahl, die nur in einem einzigen Amtsbezirk des bernischen
Mittellandes - in
Laupen - grösser ist. Die Viehstatistik ergibt
folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Hornvieh
3210
4251
4780
Pferde
615
645
751
Schweine
1970
3476
3765
Ziegen
848
772
692
Schafe
2048
1118
477
Bienenstöcke
833
725
554
Eine nicht unbedeutende
Rolle spielt der Weinbau. Im Jahre 1895 ernteten 1637 Rebbesitzer 5968 hl. Wein.
Der Geldwert dieser
Ernte belief sich auf 260119 Fr. Industrie von irgendwie grösserer Bedeutung hat der Amtsbezirk Erlach
nicht.
Ca. 60 Ew. sind mit der Herstellung von Uhrenschalen und -steinen beschäftigt. Bei
Ins und
Brüttelen werden
Steinbrüche
ausgebeutet.
Der Verkehr zwischen den einzelnen Ortschaften des Bezirkes und den Stationen
Aarberg und
Kerzers der Linie
Murten-Lyss findet
auf guten Poststrassen statt. Zwischen Erlach und
Neuenstadt (Station der Linie
Biel-Neuenburg) kursieren
kleine Dampfboote. Eisenbahnen hatte der Bezirk bis vor kurzem keine. Jetzt wird er im S. von der direkten Linie
Bern-Neuenburg
durchschnitten und hat in
Müntschemier,
Ins u.
Gampelen Eisenbahnstationen erhalten.
französisch
Cerlier (Kt. Bern,
Amtsbez. Erlach). 436-470 m. Gem. und Städtchen, Hauptort des gleichnamigen
Amtsbezirks; malerisch am sw. obern Ende des
Bielersees und am vorspringenden NO.-Fusse des
Jolimont gelegen, der sich von
dieser Stelle aus als schmale und abgeflachte, erst seit der Juragewässerkorrektion das
Wasser etwas überragende Erhebung
bis zur
St. Petersinsel fortsetzt. Dieses Neuland ist aber noch unwegsam und unkultiviert. Erlach beherrscht
die
Strassen vom S.-Ufer des
Bielersees zu den
Zihlbrücken und in den Kanton Neuenburg,
sowie die Strasse
Ins-LeLanderon-Neuenstadt.
Landungsplatz der Dampfboote
Neuenstadt-Erlach. Zwei Stationen der Direkten
Bern-Neuenburg,
Ins und
Gampelen, sind mit Erlach
durch Fahrposten verbunden, beide sind 4,8 km vom Städtchen entfernt. Postbureau, Telegraph, Telephon. 107
Häuser, 848 reform.
Ew. deutscher Zunge.
Eigene Kirchgemeinde. Die Sprachgrenze (längs der
Zihl) ist hier scharf ausgesprochen. Die Bewohner betreiben
noch zum grossen Teil Landbau, und die
Reben nehmen fast die Hälfte des produktiven Gemeindeareals ein.
Fabrikation von Uhrsteinen. Unbedeutender Handel. Sekundarschule. Kirche und
Schloss dominieren das Städtchen. Zum letzteren
führt die
Obere oder Junkerngasse hinan, welche mit ihren
Lauben und gotischen Fenstern ein gutes
Bild
aus alten Zeiten bietet. Im
Schlosse befindet sich jetzt eine gut eingerichtete Rettungsanstalt für Knaben. In der Oberstadt,
in die man durch ein altes mit dem Wappen der
Herren von Erlach geschmücktes Tor eintritt, befinden sich
die neben denen von
Werdenberg ältesten heute noch vorhandenen Laubengänge. Sie gleichen in manchen Beziehungen denen von
Bern,
werden aber nicht, wie diese, von schönen Verkaufsläden, sondern von Stallungen begleitet. Hier und da hat man diese alten
Baudenkmäler dem Geschmack der Neuzeit entsprechend etwas umgebaut.
Erlach wurde zu Ende des 11. Jahrhunderts von Burkhart,
Bischof von Basel
(demselben, der als Stammvater des
gräflichen
Hauses von Neuenburg
gilt) zu einem festen Orte gemacht. Bei der Teilung der neuenburgischen Besitzungen (Beginn des 13. Jahrhunderts)
kam es an die
Grafen von
Nidau.
Graf Rudolf II. erteilte um 1260 dem Orte Stadtrecht. 1405 kam Erlach an
Savoyen, später als gemeinsamer Besitz an zwei Zweige des
Hauses Châlons. 1474 nahmen die
Berner den militärisch wichtigen
Ort ein, und Erlach war die einzige bleibende Gebietserweiterung, welche der grosse Krieg gegen Karl den Kühnen der
Stadt
Bern einbrachte. 1476-1798 bernische
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Landvogtei; 1523-28 amtete hier als Landvogt der Maler und Dichter Niklaus Manuel.
Das noch heute bestehende Geschlecht von Erlach stammt von den gräflich nidauischen Ministerialen ab, welche noch im 13. Jahrhundert
auf der Burg Erlach sassen. Aber schon Ulrich von Erlach, der Vater des Siegers von Laupen, hatte in Bern
Burgrecht
genommen.
610 m. Gruppe von 34 Häusern, am Bösenbach und am N.-Fuss der
Rappenfluh, 2 km ö. der Station Steffisburg der elektrischen Bahn Burgdorf-Thun. 348 reform. Ew. Acker- und Futterbau. In der
Nähe Lehmlager, die von der Ziegelei Glockenthal ausgebeutet werden. Im weitern Sinne wird der Name Erlen auch auf den im
N. von der Zulg und im W. von der Strasse Thun-Schnittweier begrenzten Teil von Steffisburg ausgedehnt,
der Glockenthal, die Häusergruppe Erlen und einen Abschnitt des Dorfes Steffisburg selbst umfasst.
(Kt. Thurgau,
Bez. Bischofszell).
463 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Weinfelden-Romanshorn und 10 km osö. Weinfelden. Station der
Linie Winterthur-Frauenfeld-Romanshorn 500 m nw. vom Dorf. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Buchackern, Engishofen,
Ennetaach, Ehstegen, Eppishausen und Kümmertshausen: 227 Häuser, 1112 reform. Ew.; Dorf: 23 Häuser, 127 Ew.
Futter- und Obstbau. Stickfabrik mit 16 Maschinen, Baumwollgarnfärberei, Wirkwaarenfabrikation. Bis 1763 war Erlen der Kirchgemeinde
Sulgen zugeteilt, dann von dieser abgetrennt und mit Buchackern, Ehstegen und Eppishausen zusammen zur eigenen Kirchgemeinde
erhoben. Die Katholiken der Gemeinde sind heute noch nach Sulgen pfarrgenössig. Erlen verdankt seinen
Wohlstand der Familie Brunschweiler, die sich hier im 18. Jahrhundert niederliess und die Stickerei einführte. Funde von
römischen Münzen.
504 und 490 m. Zwei Gruppen von zusammen 5 Häusern, nahe dem linken
Ufer der Kleinen Emme, 3 km sw. Emmen und 2 km ö. der Station Emmenbrücke der Linie Luzern-Olten. 66 kathol.
Ew. Landwirtschaft und Viehzucht.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Nieder Simmenthal). 707 m. Gem. und schönes Pfarrdorf, am S.-Fuss der Stockhornkette, am linken
Ufer der Simme, an der Strasse Spiez-Zweisimmen und 6,5 km w. Wimmis. Schön
gelegen. Station der Simmenthalbahn.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Almenden, Balzenberg, Leimern, Eschlen, Latterbach, Ringoldingen, Sewelen, Wösch
und Tal: 241 Häuser, 1518 reform. Ew.; Dorf: 90 Häuser, 602 Ew. Ackerbau und Viehzucht. Grösste Viehmärkte der Schweiz, an
denen im Herbst jeweilen 3-4000 Stück Rindvieh der Simmenthalerrasse aufgeführt zu werden pflegen.
Zucht von ihres Schlages u. ihrer Stärke wegen geschätzten Pferden. Fremdenindustrie. Holzhandel. Sekundarschule.
Krankenhaus. Bemerkenswert eine Reihe von schönen Holzhäusern im Berner Oberländerstil. Kirche mit originellem Turm und alten
Fresken. Neben der Kirche, auf einer Anhöhe, stand einst eine alte, heute völlig vom Erdboden verschwundene Burgruine.
Von Erlenbach aus kann das Stockhorn in 4-5 Stunden erstiegen werden. Die Herren von Erlenbach, die wahrscheinlich
im 12. Jahrhundert das ganze untere Simmenthal beherrschten, erbauten die Burg Weissenburg, nannten sich in der Folge nach
dieser Freiherren von Weissenburg und wurden eines der mächtigsten Geschlechter des untern Simmenthales. 1439 kam Erlenbach
an Bern.
Peter Kunz, der Freund Luthers und ein hervorragender Förderer der Reformation in bernischen Landen,
war 1517-1535 Pfarrer zu Erlenbach.
Eine Seidenweberei mit 100 Arbeitern. An der Mariahalden die Martinstiftung, ein 1894 gegründetes Asyl
für geistig und körperlich schwach entwickelte Kinder.
Vor dem Dorf (im Winkel) und im Dorf selbst (am
Widen) Pfahlbauten.
Römische Siedelung auf der obern Allmend, Alemannengräber beim neuen Friedhof.
Vor einigen Jahren ist
man hinter dem Lochhaus, am linken Ufer des Dorfbaches, auf Mauerreste gestossen, die offenbar von der einstigen Wohnung des
vom Kloster Einsiedeln über seine Probstei Erlenbach gesetzten Vogtes herrühren.
(Hinter u. Vorder) (Kt. Bern,
Amtsbez. u. Gem. Signau).
770 und 750 m. Zwei Gruppen von zusammen 5 Häusern,
nahe dem linken Ufer der Emme und 2,5 km sö. der Station Signau der Linie Bern-Luzern. 28 reform. Ew.
738 m. Gruppe von 7 Häusern, am N.-Hang des gleichnamigen Höhenzuges, 500 m
w. der Station Höchstetten der elektrischen Bahn Burgdorf-Thun. 40 reform. Ew. Landwirtschaft.
oder Erlisbach (Kt. Aargau,
Bez. Aarau).
439 m. Gem. und Pfarrdorf, vom solothurnischen Ober Erlinsbach durch den Erzbach geschieden;
4,5 km nw. vom Bahnhof Aarau. Postablage, Telephon; Postwagen nach Aarau. Gemeinde, mit Hard: 163 Häuser, 1161 reform. Ew.;
Dorf: 151 Häuser, 1077 Ew. Acker-, Obst- und Weinbau, Viehzucht. Viele der Bewohner arbeiten in den Fabriken
von Aarau. In der Nähe von Erlinsbach das St. Lorenzbad, die Ferienkolonien der Stadt Aarau und das neue aargauische Sanatorium
für Lungenkranke. Funde aus der Steinzeit; primitive Steinhütte u.
einige Bronzegegenstände.
(Die) (Kt. Luzern).
Ziemlich gleichmässig verlaufender Höhenzug im nö. Teile des Kantons Luzern.
Die Längsgrenzen sind das
Winen- und das Hitzkircherthal, d. h. die HitzkircherAa mit dem Baldegger- und Hallwilersee im NO. und die Wina im SW.
Die N.-Grenze fällt so ziemlich mit der Kantonsgrenze zusammen. Die Erlosen beginnen s. Reinach, steigen dann mässig an
und ziehen sich ziemlich gleichförmig hin, erreichen ob Schwarzenbach eine Höhe von 692 m, steigen jedoch im höchsten Punkte,
im sog. Kuhwald oberhalb Herlisberg, auf 814 m. Dann senken sie sich allmählig, haben bei den schönsten
Aussichtspunkten in Ober Reinach 746 m, in Ludigen 768 m und bei Römerswil noch 731 m. Dann verbreitern sie sich und laufen
bei Hildisrieden, Willischwil und Rain in ein Hochplateau aus.
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Der Höhenunterschied zwischen dem Spiegel des Baldeggersees und dem höchsten Punkte im sogen. Kuhwald beträgt 344 m. Die
Länge der Erlosen beträgt ca. 12 km und die Breite zwischen HitzkircherAa und der Wina auf der Projektionsebene gemessen 4 km.
Der grösste Teil der Oberfläche ist mit Wald bedeckt. So finden wir auf dem NO.-Hang den ausgedehnten
Erloserwald, am SW.-Hang gegen Münster und Neudorf hin den Kuhwald, Lindenwald und Bromerwald. Bemerkenswert sind ferner die
sogen. Tobel.
Die Wasser des Berges eilen nämlich meist geradlinig, fast rechtwinklig zur Hauptrichtung des Höhenzuges in die Thäler hinab.
Die Betten dieser Bäche sind gewöhnlich tief eingeschnitten. Die beiden Ufer, steinige Halden, sind bewaldet,
in der Regel mit Laubholz, vorzugsweise Buchen. Der Bach und die bewaldeten Ufer zusammen bilden diese «Tobel». Die vorgenannten
ausgedehnten Waldungen bestehen fast ausschliesslich aus Tannen, worunter wir wieder hauptsächlich die Rottanne treffen.
Das offene Land ist wohlangebautes Kulturland. Der Boden ist zwar etwas leicht, moränenartig (kiesig);
man trifft darin erratische Blöcke von ziemlicher Grösse an.
Im Sagenkreise des Kantons Luzern
spielen die Erlosen eine hervorragende Rolle; ^[Note:] sie sind der eigentliche Blocksberg
der örtlichen Hexengeschichte. Auf der Erlosen, an einer abgeholzten Stelle des Erloserwaldes, versammelten sich zu Zeiten
die Hexen und hielten hier ihren Hexensabbath ab. Von allen Seiten kamen sie dazu auf den Hexenbesen angeflogen. Fast in jedem
Hexenprozesse und Hexenverhöre werden die Erlosen genannt.
Die Erlosen sind jetzt noch der schönen Aussicht wegen viel besucht. Sie gewähren einen herrlichen
Ausblick auf die umliegenden Thäler, in die Voralpen und selbst auf die schneeweissen Gipfel der Hochalpen. Vielbesuchte Aussichtspunkte
sind Ober Reinach, Ludigen, Herlisberg und Schwarzenbach.
(Kt. Thurgau,
Bez. Kreuzlingen).
400-440 m. Gem. und grosses Dorf, am Untersee schön gelegen, 7 km w. Konstanz. Zerfällt in die
zwei getrennten Abschnitte des Dorfes und des «Staad» (Gestade). Ersteres liegt an der Strasse Konstanz-Schaffhausen und ihren
gegen SchlossHard und Fruthwilen-Märstetten nach S. abgehenden Verzweigungen; der Staad, unmittelbar am
Seeufer gelegen, bildet auf einem in den See vorgeschobenen und landfest gewordenen Delta einen Kreisbogen und ist stets von
einer Flottille von Gondeln, Nachen und Motorbooten umgehen.
Zwischen Dorf und Staad zieht die Bahnlinie durch. Gemeinde, mit Triboltingen: 326 Häuser, 1728 Ew.; Dorf: 258 Häuser, 1410 Ew.,
wovon 1244 Reformierte und 166 Katholiken. Bedeutende Station der Linie Konstanz-Schaffhausen. Zollamt, Postbureau, Telegraph,
Telephon. Früher bedeutender Landungsplatz für Segelschiffe, heute eine der wichtigsten Stationen der Dampfboote des Untersees.
In gerader Fortsetzung der zum Hafen führenden Strasse zieht sich eine 150 m lange hölzerne Landungsbrücke
in den See hinaus.
Der Dialekt der Bewohner von Staad zeigt die sonst nirgends^[Berichtigung: nur noch im st. gallischen Oberrheinthal] anzutreffende
Eigentümlichkeit, dass der Diphthongh ei in ein dunkles, langgezogenes oa umgewandelt wird, so dass z. B. Wörter wie Stein,
Bein, kein, Leiter als Stoa, Boa, koa, Loater ausgesprochen werden. Staad ist bei Hochwasser oft Ueberschwemmungen
ausgesetzt, so dass die endliche Durchführung der zur Regulierung der Seewasserstände vorgeschlagenen Massnahmen mit Ungeduld
erwartet wird.
Geplant wird eine elektrische Strassenbahn Ermatingen-Konstanz-Münsterlingen, da Ermatingen und die umliegenden Schlösser
beliebtes Ausflugsziel der Konstanzer sind. Ermatingen ist auf dem besten Wege, ein Kurort ersten Ranges
zu werden. Neben der Fremdenindustrie haben sich eine Reihe von andern industriellen Erwerbszweigen erst seit Kurzem eingebürgert,
so dass sie bis jetzt noch verhältnismässig wenige Hände beschäftigen. Es sind die Herstellung von Waagen aller Art, von
Blechbüchsen, Karton- und Werkzeugfabrikation, Bau von Luxuswagen, dann die Stickerei als Hausindustrie (10-12
Stickmaschinen), eine Säge für Bauholz, zwei Kleiderfabriken.
Holz- und Viehhandel, dieser besonders von den in Wangen (Grossherzogtum Baden) ansässigen Juden betrieben, die in Ermatingen
eigene Stallungen gemietet haben. Haupterwerbsquelle der Bewohner ist aber immer noch die Landwirtschaft; mit Ausnahme von
etwa 20 ausschliesslich von der Fischerei lebenden Männern bebauen auch die Fischer von Staad alle noch
einige kleine Aecker und Weinberge. Boden sehr fruchtbar und Klima günstig, so dass hier der Pflanzenwuchs durch seine Fülle
einen auffallenden Gegensatz zu dem im Thurthal bildet. Im Grossen und mit Sorgfalt wird besonders die Frühjahrsrosenkartoffel
gebaut, die in grossen Massen auf den Konstanzer Markt zum Verkauf ausgeführt wird.
Als Dünger wird (heutzutage allerdings seltener als früher) eine im See wachsende Wasserpflanze, das sog. Wasserheu, verwendet,
die man im Winter zur Zeit des Niedrigwasserstandes einsammelt. In den Beständen dieses Armleuchtergewächses (Chara) tummelt
sich die Groppe, ein kleiner Fisch mit breitem Kopf, der einem der Ortschaft Ermatingen eigentümlichen
Fest, der sog. Groppenfastnacht, seinen Namen gegeben hat. Ueber den Ursprung dieses Festes sind die Meinungen noch verschieden,
indem es von den Einen mit dem Konzil zu Konstanz in Verbindung gebracht, von den Andern aber als alter germanischer Brauch
angesprochen wird.
Weitbekannt ist Ermatingen durch seinen Handel mit Fischen geworden, die hauptsächlich in die übrigen
Teile der Schweiz, ins Grossherzogtum Baden und nach Württemberg ausgeführt werden; Forellen von Ermatingen kommen sogar
in Paris auf den Markt. Der wichtigste und lohnendste Zweig der Fischerei ist der Fang des Gangfisches, einer kleinen Felchenart
mit ausgezeichnet zartem Fleisch. Der Fisch wird im Winter gefangen und für den Export geräuchert.
Eine grosse, von der Eidgenossenschaft unterstützte Fischbrutanstalt sorgt für die stetige Neubevölkerung des Sees. Während
der Laichzeit 1899-1900 hat die Anstalt aus 3546000 Eiern vom Silberfelchen 3195000, aus 1962000 Eiern vom Gangfisch 1737000
und aus 390000 Eiern von der Aesche 222000 junge Fischchen ausgebrütet.
Sowohl vom See als auch von den umliegenden Höhen aus gesehen, bietet Ermatingen mit seinem Umgelände einen reizenden Anblick
dar. Vom See aus sieht man zunächst den Staad mit seinen unregelmässig, aber originell
¶
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gruppierten Gebäudekomplexen, höher oben folgen, mitten in prächtig grünen Gärten und Obstbaumhainen versteckt, die
gut eingerichteten hohen Häuser des Dorfes, dann kommt die Kirche mit ihrem massiven Turm und ihrem steilen Giebeldach, und
das Ganze endlich wird beherrscht von Landhäusern u. Schlössern (Lilienberg, Breitenstein, Wolfsberg), hinter denen die mit
Reben, Wiesen, Aeckern, Obstbäumen und, zu oberst, mit Buchen- und Tannenwaldungen bestandenen Hänge ansteigen. 300 ha
dieser Wälder sind Ermatinger Bürgergut.
Noch schöner ist der Blick von den Höhen des schweizerischen Ufers auf den See, die prächtige, mit Villen und Kirchen übersäete
InselReichenau und hinüber ins badische Gebiet. Am schönsten geniesst man die Aussicht von dem 20 Minuten
über Ermatingen in 517 m Meereshöhe gelegenen SchlossWolfsberg aus, das heute zu einem Gasthof mit Restaurant umgewandelt
ist und stark besucht wird. (Reichhaltige Sammlung von Altertümern). Von hier aus liegen dem Blick der Untersee, die Reichenau,
Konstanz mit Umgebungen und das abwechslungsreiche schwäbische Hügelland offen da. Bemerkenswert ist
auch das s. vom Dorf in romantischem Tobel gelegene und von prächtigen Bäumen und wasserreichen Parkanlagen umgebene SchlossHard, das 1898 von einer Aktiengesellschaft angekauft und zu einer Trinkerheilanstalt für die wohlhabenden Klassen eingerichtet
wurde.
Die Gegend von Ermatingen ist schon frühzeitig besiedelt gewesen. Eine grosse Pfahlbaustation hat man
im «Bügen», in der w. vom Dorf gelegenen Seebucht, aufgefunden. Auf den
Aeckern sind hier und da römische Münzen zum Vorschein gekommen, und die Erdarbeiten beim Bau der Eisenbahn haben 1875 zahlreiche
Alemannengräber zu Tage gelegt. Im Wald über Ermatingen ist ein Steinbeil gefunden worden. Pfahlbaustationen
aus der Steinzeit im obern Staad und im Westerfeld.
Gräber mit zu Asche gebrannten Leichen bei der Musegg. Karl Martel schenkte 1724 Ermatinga dem soeben von Sintus gestifteten
Kloster Reichenau; nachdem es diesem lange angehört, ging das Dorf an den Bischof von Konstanz über, dem es bis 1798 zu
Eigen war. Die Pfarrkirche zu Sankt Albinus wird schon 1215 als Eigentum von Reichenau erwähnt; sie ist im Schwabenkrieg von
den Kaiserlichen geplündert worden. Im Erdgeschoss des Turmes die St. Katharinenkapelle. (Grabdenkmäler mit den Wappen derer
von Breitenlandenberg, von Ulm und von Hallwil). 1491 suchte eine furchtbare Hungersnot die Gegend heim,
so dass die Einwohner genötigt waren, sich mit Gras, Nesseln und Disteln zu ernähren. Im Schwabenkrieg wurde die aus 400 Mann
bestehende und vom Hauptmann Bluntschli befehligte schweizerische Besatzung von Ermatingen in der Nacht des von
dem 18000 Mann starken Feind überfallen und niedergemetzelt und das Dorf der Plünderung und den Flammen
überliefert.
Darauf wollten sich die schwäbischen Truppen nach Konstanz zurückziehen, stiessen aber bei Triboltingen auf 2000 Eidgenossen
aus dem Lager bei Schwaderloo, die ihnen eine blutige Niederlage beibrachten. Ermatingen erholte sich rasch wieder; schon 1501 entstand
das heute noch wohlerhaltene Rathaus, dessen sehenswerter Sitzungssaal mit schönen Glasgemälden (Wappen
der Schirmkantone des Thurgaus, Porträts, Szenen
aus dem Fischerleben etc.) geschmückt ist. Ermatingen war eine derjenigen
Ortschaften im Thurgau,
wo der jeweilige Landvogt den Bewohnern dieses Untertanenlandes den Treueid abzunehmen pflegte. Vergl. Mayer,
August. Geschichte von Ermatingen von 1600-1800 (in den Thurg. Beitr. 38). Frauenfeld 1898.
700 m. Gruppe von 7 Häusern, in einer Exklave der Gemeinde Grossdietwil
gelegen, 3 km nö. von diesem Dorf und 8 km w. der Station Nebikon der Linie Luzern-Olten.
Telephon. 62 kathol. Ew. Viehzucht
und Milchwirtschaft.
Die höchsten Gipfel der Gruppe sind die den Piz d'Err noch um
einige Meter überragenden Piz dellas Calderas und Piz Julier.
Dagegen ist der Piz d'Err der Knotenpunkt der Gruppe, von dem
aus deren bedeutendste Zweige abgehen: 1. der nach S. und SO. über Cima da Flex bis Piz Julier und Piz Ot ziehende;
(Val d') (Kt. Graubünden,
Bez. Albula).
2594-1211 m. Seitenthal zum Oberhalbstein, steigt vom O.-Grat des Piz d'Err zuerst nach NW., dann
nach W. ab und mündet bei Tinzen aus. Der Thalhintergrund ist eine öde und wilde Gegend, voll von Moränen-
und Sturzschutt, aber mit prachtvollem Ausblick zum terrassierten Errgletscher mit seinen mächtigen Eisfällen. Dann folgen
eine Reihe von durch Stufen von einander getrennten Thalböden mit schönen und grossen Alpweiden (Alp d'Err 1964 m, Alp Pensa 1675 m)
und zuletzt, bei der Ausmündung des Thales, eine enge Schlucht.
Die beiderseitigen Thalwände sind von sehr verschiedenem Charakter: links erheben sich die aus krystallinen
Schiefern bestehenden Gipfel des Castellins und seiner Ausläufer, abgerundete, sanfte und breite Bergformen mit schwach geneigten
und mit saftigen Alpweiden bestandenen Hängen;
Hier haben wir statt der krystallinen Gesteine
der zentralen Errgruppe die triasischen Kalke und Dolomite, aus denen die Bergünerstöcke aufgebaut sind und die dieser Thalseite
einen grossen Formenreichtum verleihen. Das Val d'Err hat zwei kleine rechtsseitige Nebenthäler: das eine beginnt am Tinzenhorn
und an dem stark verwitterten Grat von Ils Orgels (über den man ins Val Spadlatscha hinübergelangen kann),
steigt nach SW. und S. ab und mündet etwas unterhalb der Alp Pensa aus;
das andere beginnt am Piz d'Aela und steigt über
die Hochterrasse der Lajets (kleinen Seen) nach SW. zur Alp d'Err ab.
Zwischen Tinzenhorn und Piz d'Aela
führt der Aelapass ins Val Spadlatscha und weiter nach Filisur und Alvaneubadim Thal der Albula, ö. davon die Fuorcla da Tschitta
ins Val Mulix und den obern Abschnitt des Thales der Albula (nach Naz, Preda, Bergün). InsVal Mulix gelangt man ausserdem noch
über die Fuorcla da Mulix. Alle diese Uebergänge liegen aber sehr hoch und werden nur von Jägern und
Touristen begangen. Ein linksseitiges Nebenthal zum Val d'Err steigt von unterhalb Pensa nach SO. bis zur Alp Colm da Boos
und zum Castellins an und schliesst zahlreiche Alpweiden in sich. Das Val d'Err reich an Wiesen und Alpweiden,
aber arm an Wald, der in kleinen Beständen nur von der Alp d'Err an abwärts auf den untern Thalböden angetroffen wird.
3380-2594 m. Gletscher, am N.-Hang des Piz d'Err: steigt von dessen O.-Grat in
mächtigen Terrassen und Eisfällen zum Val d'Err ab, in dessen oberstem Abschnitt er mächtige Moränen,
die zu den grössten im Kanton Graubünden
gehören, abgelagert hat.
Wird trotz seines starken Gefälles und seiner vielen Spalten bei der
Besteigung des Piz d'Err oder beim Uebergang ins Val Bever oft begangen.
(Piz) (Kt. Tessin,
Bez. Leventina).
2420 m. Höchster Gipfel der langen Kette
des Monte di Sobrio, zwischen der Leventina
und dem untern Abschnitt des Bleniothales. Der Kamm setzt sich vom Piz Erra an mit denselben runden und sanften Formen noch
nach NW. bis zum Pizzo di Molare (2583 m) fort, nach welchem der ganze Zug
von Biasca bis zum Val Piora benannt
ist.
Der Piz Erra ein schöner Aussichtspunkt, von Lavorgo an der Gotthardbahn oder von Acquarossa im Bleniothal aus in je 5 Stunden
leicht zu erreichen.
(Kt. Wallis,
Bez. Leuk).
1231 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer Terrasse über dem rechten Ufer der Rhone, n. Turtman, zwischen
Feschelbach im W. und Enggerschwasser im O. und 4 km onö. der Station Leuk der Simplonbahn. Postablage. 35 Häuser, 323 kathol.
Ew. Zur Zeit der eidgenössischen Volkszählung vom zählte Erschmatt nur eine Wohnbevölkerung von 155 Köpfen,
was davon herrührt, dass zu gewissen Zeiten des Jahres die Mehrzahl der Erschmatter Bürger sich in
der benachbarten Gemeinde Gratsch aufhält. Ueber den Feschelbach führt eine bemerkenswert kühne und bewundernswert hohe
Brücke, eine sog. Teufelsbrücke (Pont du Diable), an die sich eine ähnliche Sage knüpft, wie an die Teufelsbrücke in der
Schöllenen.
Ueber dem Dorf folgt zunächst ein bewaldeter Terrassenhang und darauf eine neue Terrassenfläche
mit dem zur Gemeinde Erschmatt gehörenden WeilerBrentschen.
Gemeinde im 13. Jahrhundert Huers geheissen, dann Huers Matt,
Erschmatt.
Bei Brentschen hat man Gräber mit Skeleten aus der Eisenzeit aufgedeckt, in denen sich Bronzefibeln mit kreisförmigen
Verzierungen fanden.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Burgdorf).
501 m. Gem. und Dorf, am Oeschbach, an der Strasse Kirchberg-Herzogenbuchsee, 5 km nw. Burgdorf und 2 km
nö. der Station Kirchberg der Linie Solothurn-Burgdorf-Langnau. Postbureau, Telephon; Postwagen Kirchberg-Koppigen. Gemeinde,
mit Fluh und Rudswil: 133 Häuser, 1113 reform. Ew.; Dorf: 79 Häuser, 570 Ew. Kirchgemeinde Kirchberg. Das
auf fruchtbarer Hochfläche gelegene Dorf zieht sich auf eine Länge von 1,5 km hin. Landwirtschaft. Käserei. Brennerei.
Ziegelei. 1181 als Ergesingen im Besitz der Edeln von Ersigen; dann Eigentum der Edeln von Sumiswald, die es 1367 an Ritter
Peter von Thorberg verkauften. Dieser hinwiederum vergabte es dem von ihm gestifteten Karthäuserkloster
Thorberg. Ersigen kam zur Zeit der Reformation an Bern.
Grabhügel.
(Kt. Uri).
470 m. Gem. und Pfarrdorf, zu beiden Seiten der Reuss, im Reussthal und an der Gotthardstrasse vor der Ausmündung
des Erstfelderthales. Station der Gotthardbahn; hier werden die schweren Berglokomotiven vorgespannt,
die Steigungen von 30‰ überwinden und erst in Biasca wieder abgekoppelt werden. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde,
mit dem Bahnhofquartier, Wiler und Ripshausen: 219 Häuser,
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