Jahrhundert erbaute Veste mit Burggraben, Ringmauer und Türmen, von der kaum noch einige wenige Reste sich erhalten haben.
Die
Herrschaft Eppishausen war ein
Lehen des Bistums Konstanz, u. die Burg diente dem
Bischof während seiner langen Fehde mit
dem Kloster St. Gallen
als fester Stützpunkt. Die Burg 1370-1600 Eigentum des Edelgeschlechtes von Helmsdorf, von
dem mehrere Glieder (besonders Konrad von Helmsdorf) sich als Dichter auszeichneten. Das Familienwappen, ein weisses halbes
Einhorn im roten
Felde, noch heute als Glasgemälde erhalten.
Die
Herrschaft im 17. Jahrhundert vom Kloster
Muri angekauft und das
Schloss zur Verwalterswohnung umgestaltet: der Wohnraum
auf dem grossen Burgturm wurde abgetragen und vor diesem das Gebäude in seiner heutigen Gestalt aufgeführt.
^[Note:] Eine gewisse Berühmtheit erlangte das
Schloss Eppishausen unter seinem nächstfolgenden Besitzer, dem aus Donaueschingen
stammenden Freiherrn Joseph von Lassberg, der es 1813 dem Kloster
Muri abkaufte. Neben der Pflege seiner grossen Waldungen
widmete sich der Freiherr von Lassberg mit grossem Eifer dem Studium der altdeutschen Sprache und Litteratur;
gerne zeigte er Liebhabern seine reiche Sammlung von Handschriften, seltenen Drucken und Glasgemälden, so dass Eppishausen
lange Jahre hindurch zum häufig besuchten Wallfahrtsort von Sprach- u. Geschichtsforschern wurde. Gustav Schwab, Ludwig
Uhland, der Germanist Jakob
Grimm, J. A. Pupikofer und viele andere Gelehrte waren zeitweilige Gäste
des sogen. Einsiedlers von Eppishausen. Allgemein bekannt geworden ist Freiherr von Lassberg auch durch die Herausgabe des
Liedersaales, einer Sammlung von Dichtungen aus dem Mittelalter.
(Kt. Basel Land,
Bez. Waldenburg).
567 m. Gem. und Dorf, am N.-Fuss der
Bölchenfluh, am
Diegterbach, 10 km s.
Sissach und 3,2 km sw.
der Station
Läufelfingen der Linie
Basel-Olten. Postbureau, Telephon; Postwagen
Sissach-Eptingen. 104
Häuser, 657 reform. Ew.
Kirchgemeinde Eptingen-Diegten. Seidenbandweberei. Gipshaltige
Mineralquelle, deren
Wasser als Eptinger Tafelwasser in den
Handel kommt. Heilbad, von Rheumatikern etc. stark besucht. Refugium bei Rucheptingen. Das Edelgeschlecht von Eptingen war
durch Jahrhunderte eine der mächtigsten Familien des Bistums Basel,
mit der Mehrzahl von dessen andern Herrengeschlechtern
verwandt und erblicher Inhaber des Mundschenkenamtes des Fürstbischofes. Freiherr Johann Baptist Ferdinand von Eptingen
stand 1735 als Offizier in französischen Diensten. Die
Herren von Eptingen waren zugleich auch Bürger von Basel
und Eigentümer
einer Reihe von heute in Trümmern liegenden Burgen in Basel Land.
Ein Zweig der Familie ist im Verzeichnis der rheinischen
Edelgeschlechter aufgeführt. Die Wappen beider Linien waren golden mit dem liegenden schwarzen
Adler im rechten oder linken
Felde. Dazu führten die Eptinger der
Schweiz eine goldene
Krone auf dem Helm, und ihre schwarze Helmdecke sowie der Federbusch
waren übersät mit kleinen goldenen Herzen.
875 m. Gruppe von 5
Häusern, am N.-Fuss der
Eratsrickegg, 7 km sw. der StationBütswil
der Toggenburgerbahn und 3,5 km sw.
Mosnang. 32 kathol. Ew. Viehzucht, Käserei.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Alt Toggenburg).
1050-900 m. Felskamm, vom nö. Teil der
Grosseggalp rasch sich senkend, zwischen Kurzeneggbach
und einem andern kleinen Wasserlauf; 4,3 km sw. über
Mosnang.
1000 m. Gruppe von 12
Häusern und
Hütten, auf einer geneigten
Terrasse über dem rechten Ufer der
Visp zerstreut gelegen, am Fuss des
Gebidem, zwischen
Staldbach und
Riedbach und 1 km nw.
Visperterminen. 20 kathol. Ew. Viehzucht.
2200-1800 m. Alpweide, mit etwa einem Dutzend zwischen Bildlibach und Frauentobelbach
(rechtsseitigen Zuflüssen zum
Landwasser) zerstreut gelegenen
Hütten, am
SO.-Hang des
Körbshorns und 3 km
sw. über
Davos Platz.
^[Note:] Der Ueberlieferung nach so genannt, weil die Alpweide zur Zeit einer Pestseuche während einer
einzigen Nacht siebenmal den Besitzer wechselte.
900 m. Gruppe von 11
Häusern u.
Hütten, im ö. Abschnitt der Terrasse zerstreut
gelegen, auf der die kleine Gemeinde
Hothen liegt, 2 km n. über der Station
Gampel der Simplonbahn. 64 kathol.
Ew. Kirchgemeinde
Niedergestelen.
1692-1257 m. Grosse Alpweide mit 10 am
SO.-Hang des
Kärpfstocks zerstreut gelegenen
Hütten, im
obern Abschnitt des
Sernfthales, links über dem Fluss und 2 km sw.
Elm.
1,2 km s.
Roggwil u. 2,5 km nw. der
Station
Mörswil der Linie St. Gallen-Rorschach. 23 reform. u. kathol. Ew. Kirchgemeinden
Roggwil und Berg. Ackerbau, Viehzucht
und Milchwirtschaft.
(Kt.,Bez. und Gem. Zürich,
Zürich
II-Wollishofen).
440 m. Gruppe von 13
Häusern, nahe dem linken Ufer des
Zürichsees, 500 m
s. der Kirche
Wollishofen und 1 km s. der Station
Wollishofen der linksufrigen Zürichseebahn (Zürich-Wädenswil).
(Kt. Wallis,
Bez. und Gem. Conthey).
790 m. Dorf, oben am rebenbepflanzten Hang über dem FleckenConthey und am Fuss einer grossen,
mit Kulturen bestandenen Terrasse. 700 m sw. des Dorfes Premploz, 1 km nw. Saint Séverin (wo die Kirche der grossen Kirch-
und politischen Gemeinde Conthey steht) und 4,5 km nö. der Station Ardon der Simplonbahn. 38 Häuser, 378 kathol.
Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Am Fussweg, der von Sitten und Conthey aus über den Pas de Cheville nach Bex führt. 1208:
Erdes;
(Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans).
2295 m. Wenig hervortretender Gipfel, in dem von der Mageren nach N. abzweigenden
und die rechte Seite des Murgthales begleitenden Kamm, 2 km n. der Mageren und 7 km s. über Murg und dem Walensee.
1200 m. Gruppe von Wohnhäusern und Stadeln, an dem sehr rasch gegen
Eisten abfallenden Hang eines Ausläufers des Weissengrats übereinander gebaut, über dem rechten Ufer der Saaservisp und rechts
vom Leidenbach. 400 m nö. über Eisten.
französisch Arconciel (Kt. Freiburg,
Bez. Saane).
727 m. Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer der Saane, 11 km
s. Freiburg.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, die WeilerFontanalles und Sur le Moulin inbegriffen: 64 Häuser, 316 kathol. Ew.
französischer Zunge; Dorf: 19 Häuser, 84 Ew. Ackerbau u. Viehzucht; Milchwirtschaft und Käserei. ^[Note:] In Ergenzach
ist ein Satz von 300 römischen Münzen von Konstantin bis Julian Apostata aufgefunden worden, die jetzt
im KlosterHauterive sich befinden. Die schon 1146 erwähnte Kirche des Ortes ist 1786 restauriert worden, wobei zum Teil die
Quadern der einst an der Saane gegenüber SchlossIllens gelegenen Burg zur Verwendung gekommen sind. 1082 belehnte der
deutsche Kaiser Heinrich IV. den Grafen Konrad von Ollingen, Bischof von Lausanne, mit der Burg Ergenzach im Uechtland. Als sich
während der Burgunderkriege Wilhelm de La Bresse, Herr von Ergenzach, für Karl den Kühnen erklärte, belagerten 1475 die
Berner und Freiburger seine Burg und nahmen sie mit Sturm ein. Ergenzach stand darauf eine Zeit lang unter
der gemeinsamen Oberhoheit von Freiburg
und Bern,
bis letzteres auf seine Rechte an den Ort Verzicht leistete.
(Kt. Wallis,
Bez. Leuk).
1192 m. Gem. u. schönes Pfarrdorf, auf einer Terrasse rechts über der Ausmündung des Turtmanthales
ins Rhonethal, gegenüber Ems und 2,5 km sö. der Station Turtman der Simplonbahn. Gemeinde, mit Tummenen: 43 Häuser, 272 kathol.
Ew.; Dorf: 37 Häuser, 237 Ew. Die Gemeinde umfasst einen grossen Teil des rechtsseitigen Gehänges des Turtmanthales. Von
der Kirche Ergisch aus umfassende Aussicht auf die Gehänge und
Thäler der Bezirke Leuk und Siders. Im 13. Jahrhundert Argessa.
(Kt. Wallis,
Bez. Leuk).
2495 m. Kahler Gipfel, sö. über dem Dorf Ergisch und ö. über der Ausmündung des Turtmanthales,
zwischen diesem und dem Ginanzthal. Von den Touristen vernachlässigt, aber mit sehr schöner Aussicht; 4 Stunden
über Ergisch.
Die Ergolz bildet bei Liestal den wohlbekannten Fall des sog. Ergolzkessels.
^[Note:]
Ergolz und Nebenbäche heute noch ordentlich fischreich;
am häufigsten die Bachforelle. Da bei der starken
Nachfrage nach diesem Fisch seine völlige Vernichtung zu fürchten war, hat sich seiner die Gesetzgebung angenommen, die den
Fang zur Laichzeit verbietet und zugleich auch für das Einsetzen von frischer Brut sorgt.
Der Fortpflanzung hinderlich sind
dann auch die zahlreichen Fabrikkanäle und Flussverbauungen.
die Wanderfische Nase
und Lachs vermögen wegen der Wehren und auch des zeitweise zu niedrigen Wasserstandes oft nicht, flussaufwärts zu gelangen.
1337: Erchenz;
1348: Ergentz dann Ergetz, Ergitz, Ergelz und Ergels.
(Kt. Basel Land,
Bez. Sissach und Liestal).
Grösstes Thal imKanton Basel Land,
28 km lang; zieht sich in gewundenem Lauf von der
Schafmatt im SO. zum Rhein (Baselaugst) im NW. und verzweigt sich in eine Reihe von Seitenthälern. Der Thalfluss, die Ergolz,
sammelt beinahe alle Wasser aus dem s. und einen grossen Teil der Wasser aus dem n. Kantonsteil. Die früher
verkehrsreichen Strassen über die Schafmatt und den Hauenstein sind seit der Betriebseröffnung der Bahnlinie Olten-Basel vereinsamt.
Im Ergolzthal zahlreiche Siedelungen: am höchsten gelegen ist Oltingen; dann folgen thalauswärts Wenslingen, Anwil und Rotenfluh,
von denen die beiden erstgenannten Dörfer auf Thalterrassen rechts und links über der Ergolz stehen.
Unterhalb Rotenfluh führt eine Strasse nordwärts zum aargauischen Dorf Wegenstetten. Am Fuss des Farnsbergs
und Wischbergs liegt in reichem Wiesengrund das Dorf Ormalingen. Die seit der Volkszählung des Jahres 1888 beinahe überall
an Zahl zurückgehende Bevölkerung der genannten Dörfer beschäftigt sich der Hauptsache nach mit Landwirtschaft und Seidenhandweberei.
Unterhalb Ormalingen folgt als erste bedeutende Ortschaft des Ergolzthales das an der Einmündung des
Eithales gelegene Dorf Gelterkinden.
Jetzt weitet sich das Thal; bei Böckten öffnet sich das zweite s. Nebenthal, das von Läufelfingen, dem die Bahnlinie Olten-Basel
folgt; am Ausgang des dritten s. Nebenarmes, des Diegterthales, findet sich der rasch aufblühende OrtSissach.
Dem immer breiter werdenden Thal folgen die Ergolz längs dem rechten, Strasse und Bahn längs dem linken Gehängefuss. Der
Boden ist hier dem Acker- und Wiesenbau sehr günstig, und am s. Gehänge stehen sogar einige Weinberge mit allerdings nur
geringem Ertrag.
schönen Waldungen u. fetten Wiesen bestanden, Thalboden fruchtbar. Im ganzen Thalsystem zahlreiche Burgruinen.
Die Strasse Sissach-Liestal-Basel ist schon von altersher ein wichtiger Verkehrs- und Handelsweg gewesen. Dann hat die Bahnlinie
Olten-Basel stark zum Aufschwung der Gegend beigetragen. Im Ergolzthal stehen die grössten Fabrikbetriebe der Bezirke
Liestal und Sissach.
Während die Bevölkerung der Seitenthäler und des abseits der Verkehrswege gelegenen obern Abschnittes
des Hauptthales an Zahl abnimmt, vermehrt sie sich im untern Thalabschnitt beständig. Die im Artikel Basel Land
hervorgehobene Abnahme
der Bevölkerung im Bezirk Waldenburg und die schwache Zunahme im Bezirk Sissach bezieht sich hauptsächlich auf die n. oder
s. der Ergolz gelegenen Ortschaften.
Geologische Verhältnisse.
Die Seiten des Ergolzthales werden von einer ziemlichen Reihe von Formationen begrenzt. Das Flüsschen selbst entspringt
im Muschelkalk des Ueberschiebungsgebietes an der Schafmatt, durchquert dann in sw. Richtung oberhalb Oltingen den Hauptrogenstein,
sowie beim Eintritt in das Dorf die Variansschichten und den untern Malm. Wir treffen demnach hier die
Schichten gerade in abnormer, durch Ueberkippung umgekehrter Reihenfolge. Im weitern Verlaufe gegen Rotenfluh durchschneidet
die Ergolz wieder den obern Dogger, um sich dann tief in den Hauptrogenstein einzugraben.
Die Thalwände bilden dort starke, bewaldete Steilböschungen. Weiter nw. erweitert sich das Thal, und an
der Basis der beiden Gehänge tritt der untere Dogger (Blagdeni- und Humphriesischichten) zu Tage. Ca. 1,2 km sö. Rotenfluh
durchbricht eine von SW. nach NO. verlaufende und nach dieser Richtung sich auskeilende Grabenverwerfung die Formationsreihe.
Von hier ab bis zur Säge zwischen Rotenfluh und Ormalingen werden die Thalseiten von dem untersten Dogger,
den Opalinustonen, gebildet, die
vielfach, hauptsächlich an der rechten (Fluhhalle, Säge) zu Abrutschungen Anlass gegeben
haben.
Von Ormalingen an, wo rechtsufrig an der Thalwand Lias ansteht, erweitert sich das alte Enudationsgebiet und damit der Thalboden
bedeutend. Von Gelterkinden an bilden abwechselnd unterer Dogger (Opalinustone) und Keuper (linkes Ufer
bei Böckten) die Thalgehänge. Keuper, Lias und unterer Dogger ziehen sich auch rechtsufrig über Sissach gegen Itingen weiter;
weithin sichtbar wird die rechte Thalseite von einem Hauptrogensteinklotz, der Sissacherfluh, gekrönt, welche eine weite
Rundsicht in den Kettenjura und die ihm vorgelagerte zerstückelte Tafellandschaft gestattet.
Unterhalb des Wuhres (Mühlepritsche) bei Itingen lehnt sich der Fluss unmittelbar an die rechte Thalseite
an und hat hier einen starken Uferbruch verursacht, welcher die Schichtenfolge des untern Dogger von den Murchisonaeschichten
bis zu den Humphriesischichten erkennen lässt. Aus dem untern Hauptrogenstein der darüberliegenden Schichtfolgen stammen
Prachtexemplare des Cainocrinus Andreae, für welchen sonst ein Seitenthal des Ergolzthales, das Rösernthal,
die klassische Fundstelle bildet. Weiter westwärts, auf der rechten Thalseite oberhalb des Weilers Furlen, ist das Vorkommen
von Huppererde (ziemlich reiner Tonerde mit feinen, meist gerundeten Quarzkörnern) in Spalten und Taschen des vielfach zerrissenen
Rauracien bemerkenswert. Dieses Vorkommen hat eine ziemlich umfangreiche Industrie (feuerfeste Steine und
Verblendsteine) ins Leben gerufen.
Bei Liestal, unterhalb des Eintrittes der beiden vereinigten (Hintern und Vordern) Frenken lassen sich an der rechten Thalseite
die beiden Flussterrassen der letzten und vorletzten Gletscherzeit leicht erkennen und flussabwärts fast bis an die Mündung
in den Rhein verfolgen. Die rechte Thalseite wird bei Liestal von den untern Dogger- und
¶
mehr
Hauptrogensteinschichten gebildet, auf welch' letztern am Schleifenberg Gletscherlehm lagert. Eine mehrere Meter mächtige
Schicht von Moränenmaterial (geschrammte Geschiebe von sehr verschiedener Grösse untermischt mit sandigem Lehm) bedeckt
auf der linken Thalseite die Anhöhe der Sichtern und bei Hasenbühl.
Unterhalb Liestal, im sogenannten Kessel, treten im Flussbette die Murchisonaeschichten zu Tage, und über
dieselben hinunter bildet die Ergolz einen hübschen Wasserfall, durch welchen rechtsseitig auch die Opalinusschichten angeschnitten
werden.
Bei Niederschönthal stehen rechts- und linksufrig oberster Keuper (Bone bed) und Lias an; in ersterem wurden vor Jahren die
gewaltigen Knochen von Gresslyosaurus ingens gefunden. Von hier ab ist die linke Thalseite durch einen
Bergschlipf charakterisiert, dessen Trümmer, auf den Opalinusschichten hinunter gleitend, durch Kalksinter vielfach wieder
verkittet sind. Weiter unten schneidet der Fluss den untern Keuper (Lettenkohle) an und hat hier zu einem gefährlichen,
immer weiter um sich greifenden Uferbruch Ursache gegeben. Linkerseits breiten sich die beiden Terrassen als kilometerbreite
fruchtbare Acker- und Wiesengelände aus, die von Frenkendorf nach Pratteln von Lias und Doggerschichten
umrahmt werden.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Courtelary,
Gem. Sonvilier). 936 m. Malerische Burgruine, auf einem steilwandigen Felskopf
(Portlandkalk), über einem tief in die Forêt de l'Envers eingeschnittenen Tobel; von Tannen umrahmt, aber vom Bahnhof Sonvilier
aus sehr gut sichtbar; 3 km wsw. St. Immer und 1,3 km sö. Sonvilier. Die Burg wurde im 9. oder 10. Jahrhundert von einem aus
Arguel, einer am linken Ufer des Doubs ca 5 km sw. Besançon gelegenen Ortschaft der Freigrafschaft Burgund
stammenden Edelgeschlecht erbaut und spielte in der Geschichte der früher Suzinga (Thal der Schüss, Suze), in der Folge aber
allgemein Pays d'Erguel oder d'Arguel geheissenen Landschaft bald eine hervorragende Rolle. 1264 kamen die Burg
und ihre Ländereien in den Besitz des Bistums Basel,
das sie den Herren von Erguel als Lehen beliess.
Die Burg im Bürgerkrieg 1367 durch Feuer zerstört, dann
wieder aufgebaut und stark befestigt. Im 30jährigen Krieg hatten
Burg und Landschaft unter dem Einbruch kaiserlicher Truppen stark zu leiden. Der vom Basler Fürstbischof
eingesetzte Burgvogt verlegte im 18. Jahrhundert seinen Sitz von der wenig wohnlichen und schwierig zugänglichen Burg Erguel
nach Courtelary, das seither stets Sitz der Behörden der Landschaft Erguel geblieben ist. 1797 kam die Gegend an Frankreich,
und die mehr und mehr vernachlässigte Burg zerfiel in Trümmer.
der Wiener Vertrag ging
aber auf diese veralteten Sondergelüste nicht ein und gliederte das Gebiet des ehemaligen Fürstbistums Basel
dem Kanton Bern
an, um diesen für den Verlust des Oberaargaues ^[Supplement: des Aargaus] und des Waadtlandes zu entschädigen. So kam das
Pays d'Erguel an Bern,
das seinem neuen Amtsbezirk den Namen Courtelary gab und diesen Ort wiederum zum Sitz der Behörden erhob.
Es ist somit die Bezeichnung Pays d'Erguel heute nur noch eine Erinnerung an vergangene Zeiten.
Wie der
Name wird auch die Burgruine allmählig völlig vom Erdboden verschwinden, wenn sich nicht die Behörden ihrer noch bei Zeiten
annehmen.
Dorf: 70 Häuser, 672 Ew. Bildet zusammen
mit Wissachengraben eine gemeinsame Kirchgemeinde.
Eriswil ist ein schönes Dorf;
Ausgangspunkt der namentlich zu Ende des 18. Jahrhunderts
blühenden Emmenthaler Leinwandindustrie. Es stehen hier heute drei Leinwandwebereien in Betrieb;
daneben noch
Webstühle in manchen Familien.
Hunderte von Frauen und Mädchen beschäftigen sich ausserdem mit der Herstellung von Wirkwaaren.
Zwei Käsereien. Ackerbau. In kirchlicher Hinsicht war Eriswil einst vom Kloster St. Gallen,
in weltlicher von den Edeln von Eriswil
abhängig, deren Burg heute völlig verschwunden ist.
Nach dem Aussterben dieses Geschlechtes zu Ende
des 14. Jahrhunderts ging Eriswil der Reihe nach in den Besitz der Edeln von Grünenberg, von Mülinen und endlich an Rudolf
von Luternau über, welch' letzterer, um seine Schulden bezahlen zu können, die Herrschaft schliesslich an den Staat Bern
verkaufte.
570 m. Gruppe von 6 Häusern, 200 m n. der Strasse Sursee-Zofingen, 6 km
nw. der Station Sursee der Linie Luzern-Olten und 1,5 km nw. Knutwil. 50 kathol. Ew. Obst- und Getreidebau, Viehzucht.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Thun).
990 m., Gemeinde, mit zahlreichen im obern Abschnitt des Thales der Zulg zerstreut gelegenen
Bauernhöfen, die durch eine Strasse mit dem Dorf Schwarzenegg verbunden sind; 13 km ö. Thun. Postablage, Telephon. Zerfällt
in die zwei Abschnitte Ausser Eriz (mit dem WeilerLosenegg) und Inner Eriz (mit Bieten) und zählt zusammen in 90 Häusern 609 reform.
Ew. Kirchgemeinde Schwarzenegg.
Ringsherum liegen die Grenzen ungefähr im Niveau der Juraseen. Im Innern allerdings machen sich Höhendifferenzen geltend.
Aus den alluvialen Ablagerungen des Grossen Mooses erheben sich drei einander parallel von NO.-SW. ziehende Rücken, nämlich
zwei Molassezüge und, ö. gegen das Grosse Moos vorgelagert, ein Moränenwall. Der westlichste dieser
Hügelzüge, der Jolimont, an dessen N.-Ende der Hauptort des Amtsbezirkes - Erlach - liegt, erreicht eine Seehöhe von 604 m,
erhebt sich mithin etwas mehr als 150 m über seine Umgebung.
Auf dem Rücken des Hügels (1,5 km sw. des schönen Jolimontgutes) liegt mitten im prächtigsten Buchenwald
eine Gruppe von grossen Arkesinblöcken, die, unter dem Namen «Teufelsbürde»
bekannt, wahrscheinlich einem alten Opferplatz entspricht. Grosse erratische Blöcke sind ferner aus der Gegend von Erlach
und auf der sich von hier aus n. nach der St. Petersinsel fortsetzenden Landzunge bekannt. Der Jolimont setzt sich
nach N. in den Bielersee fort, um sich in der St. Petersinsel (Amtsbez. Nidau, Gem. Twann) nochmals 40 m über den Spiegel des
Sees zu erheben.
Nur wenige Meter niedriger erhebt sich bei Ins der mittlere Rücken, der Schaltenrain, ebenfalls ein Molassezug, der dem ö.
Ufer des Bielersees entlang ziehend bei Hagneck vom Aarekanal durchbrochen wird und im Amt Nidau im Jensberg
endigt. Auch auf dieser Erhebung finden wir Spuren ehemaliger Vergletscherung, grosse erratische Blöcke, von denen besonders
der gewaltige Schallenstein auf dem Schallensteinfeld, s. der Strasse Müntschemier-Ins, Erwähnung verdient. S. von Lüscherz
liegen auf dem höchsten Teile des Rückens interessante Tumuli, d. h. eine Anzahl von keltischen Grabhügeln
von 3-4 m Höhe und etwa 10 m Durchmesser. Auf dem Oberfeld bei Ins und in der Nähe von Brüttelen wird das Gestein des Schaltenrains
in grossen Steinbrüchen ausgebeutet. Die Steine von Ins finden besonders als Treppenstufen Verwendung, und die Brüttelersteine
werden als gute Bausteine weithin verschickt. Die Brüttelerbrüche sind ausserdem den Paläontologen
als Fundstelle für Haifischzähne
¶
mehr
und Säugetierknochen bekannt. Gegen das Grosse Moos vorgelagert streicht in gleicher Richtung die östlichste und kleinste
der genannten Erhebungen, gebildet aus den Moränenhügeln bei Treiten, Finsterhennen und Siselen. Dieselben erheben sich rund 50 m
über das Grosse Moos, erreichen also an absoluter Höhe nicht ganz 500 m. Weiter n. gehen diese glazialen
Ablagerungen über in fluvioglaziale Geschiebe.
Die Rücken dieser Hügelzüge sind durchweg stark bewaldet. An den fruchtbaren Hängen wird intensiver Acker- und Wiesenbau
getrieben. Eine nicht unbedeutende Fläche ist namentlich an den nach O. und S. geneigten Halden auch dem Weinbau eingeräumt.
An der Entsumpfung des Mooses wird seit der Juragewässerkorrektion besonders in den dem Staate Bern
gehörenden
Gebieten der Strafanstalten Witzwil und St. Johansen wacker gearbeitet. Immerhin harrt noch eine grosse Fläche der Urbarmachung.
Das Areal des Amtsbezirkes verteilt sich in folgender Weise:
Der Amtsbezirk partizipiert mit einem kleinen Anteil am Neuenburgersee, mit einem grössern am Bielersee und wird im N. und
NO. auf eine Strecke von ca 10 km von diesem begrenzt. Die Ufer des Neuenburgersees sind - soweit sie dem Amtsbezirk Erlach
angehören, d. h. zwischen der Einmündung der Broye und der Stelle, bei welcher die Zihl den See verlässt
- stark versumpft, und wir finden infolge dessen hier keine Spuren ehemaliger Pfahlbauten. Anders am Bielersee: auf den flach
seewärts einfallenden Molasseschichten des Schaltenrains wurden Ueberreste von Pfahlbauten aus der Stein- und Bronzezeit
bei Lüscherz und bei Vinelz nachgewiesen. Ein Bau aus der Steinzeit ist ferner in der Zihl bei Zihlbrücke
gefunden worden.
Naturgemäss finden wir auch die Siedelungen zum weitaus grössten Teil an den Hängen jener oben genannten Höhenzüge.
Ohne Ausnahme zeigen die 14 Ortschaften des Amtsbezirkes diese Lage. Einzelhöfe finden sich allerdings auch oben auf den
Rücken und unten in der Ebene des Grossen Mooses. Nach der Volkszählung vom zählt der Amtsbezirk Erlach 7066 Ew.,
d. h. 77 Ew. auf den km2. 1053 Häuser, 1379 Haushaltungen. Die Bewohner gehören mit Ausnahme von rund 50 Katholiken und 10 Israeliten
der reformierten Kirche an. Trotzdem der Bezirk an der deutsch-französischen Sprachgrenze liegt, sprechen
nur etwa 170 Ew. französisch. Die Bevölkerung ist eine durchaus landwirtschaftliche. Auf 100 Ew. kommen 96,6 Vieheinheiten,
eine Zahl, die nur in einem einzigen Amtsbezirk des bernischen Mittellandes - in Laupen - grösser ist. Die Viehstatistik ergibt
folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Hornvieh
3210
4251
4780
Pferde
615
645
751
Schweine
1970
3476
3765
Ziegen
848
772
692
Schafe
2048
1118
477
Bienenstöcke
833
725
554
Eine nicht unbedeutende Rolle spielt der Weinbau. Im Jahre 1895 ernteten 1637 Rebbesitzer 5968 hl. Wein.
Der Geldwert dieser
Ernte belief sich auf 260119 Fr. Industrie von irgendwie grösserer Bedeutung hat der Amtsbezirk Erlach
nicht. Ca. 60 Ew. sind mit der Herstellung von Uhrenschalen und -steinen beschäftigt. Bei Ins und Brüttelen werden Steinbrüche
ausgebeutet.
Der Verkehr zwischen den einzelnen Ortschaften des Bezirkes und den Stationen Aarberg und Kerzers der Linie Murten-Lyss findet
auf guten Poststrassen statt. Zwischen Erlach und Neuenstadt (Station der Linie Biel-Neuenburg) kursieren
kleine Dampfboote. Eisenbahnen hatte der Bezirk bis vor kurzem keine. Jetzt wird er im S. von der direkten Linie Bern-Neuenburg
durchschnitten und hat in Müntschemier, Ins u. Gampelen Eisenbahnstationen erhalten.
französisch Cerlier (Kt. Bern,
Amtsbez. Erlach). 436-470 m. Gem. und Städtchen, Hauptort des gleichnamigen
Amtsbezirks; malerisch am sw. obern Ende des Bielersees und am vorspringenden NO.-Fusse des Jolimont gelegen, der sich von
dieser Stelle aus als schmale und abgeflachte, erst seit der Juragewässerkorrektion das Wasser etwas überragende Erhebung
bis zur St. Petersinsel fortsetzt. Dieses Neuland ist aber noch unwegsam und unkultiviert. Erlach beherrscht
die Strassen vom S.-Ufer des Bielersees zu den Zihlbrücken und in den Kanton Neuenburg,
sowie die Strasse Ins-LeLanderon-Neuenstadt.
Landungsplatz der Dampfboote Neuenstadt-Erlach. Zwei Stationen der Direkten Bern-Neuenburg, Ins und Gampelen, sind mit Erlach
durch Fahrposten verbunden, beide sind 4,8 km vom Städtchen entfernt. Postbureau, Telegraph, Telephon. 107 Häuser, 848 reform.
Ew. deutscher Zunge. Eigene Kirchgemeinde. Die Sprachgrenze (längs der Zihl) ist hier scharf ausgesprochen. Die Bewohner betreiben
noch zum grossen Teil Landbau, und die Reben nehmen fast die Hälfte des produktiven Gemeindeareals ein.
Fabrikation von Uhrsteinen. Unbedeutender Handel. Sekundarschule. Kirche und Schloss dominieren das Städtchen. Zum letzteren
führt die Obere oder Junkerngasse hinan, welche mit ihren Lauben und gotischen Fenstern ein gutes Bild
aus alten Zeiten bietet. Im Schlosse befindet sich jetzt eine gut eingerichtete Rettungsanstalt für Knaben. In der Oberstadt,
in die man durch ein altes mit dem Wappen der Herren von Erlach geschmücktes Tor eintritt, befinden sich
die neben denen von Werdenberg ältesten heute noch vorhandenen Laubengänge. Sie gleichen in manchen Beziehungen denen von
Bern,
werden aber nicht, wie diese, von schönen Verkaufsläden, sondern von Stallungen begleitet. Hier und da hat man diese alten
Baudenkmäler dem Geschmack der Neuzeit entsprechend etwas umgebaut.
Erlach wurde zu Ende des 11. Jahrhunderts von Burkhart, Bischof von Basel
(demselben, der als Stammvater des
gräflichen Hauses von Neuenburg
gilt) zu einem festen Orte gemacht. Bei der Teilung der neuenburgischen Besitzungen (Beginn des 13. Jahrhunderts)
kam es an die Grafen von Nidau. Graf Rudolf II. erteilte um 1260 dem Orte Stadtrecht. 1405 kam Erlach an
Savoyen, später als gemeinsamer Besitz an zwei Zweige des Hauses Châlons. 1474 nahmen die Berner den militärisch wichtigen
Ort ein, und Erlach war die einzige bleibende Gebietserweiterung, welche der grosse Krieg gegen Karl den Kühnen der
Stadt Bern einbrachte. 1476-1798 bernische
¶