Holzbrücken über die Emme. Im Mittellauf vermitteln fünf Brücken den Verkehr; davon sind vier gedeckte Holzbrücken.
S.
Schüpfheim befindet sich die sogenannte Landbrücke. In
Schüpfheim und
Entlebuch treffen wir wieder je eine gedeckte hölzerne
Brücke. Den Verkehr mit Doppleschwand und
Romoos vermittelt die Kappelbodenbrücke
(Holz), und die beiden
Wolhusen werden
durch eine offene
Brücke mit teils
Holz- und teils Eisenkonstruktion verbunden. Im Unterlaufe ist die Emme ebenfalls fünf
Mal, jedoch mit vier offenen Brücken, meist Eisenkonstruktion, überbaut, nämlich zwischen Wertenstein und
Schachen, bei
Malters,
Brunau,
Thorenberg und bei
Emmenbrücke. Hier musste der kunstvolle Holzbau einer eisernen
Brücke weichen, welche nun
auch als Ueberfahrt von der Strassenbahn benutzt wird.
Die Emmenkräfte werden zum Betriebe von
Mühlen und Sägemühlen, von grössern Etablissementen und auch elektrisch ausgebeutet.
Ihr Geröll findet verschiedene Verwertung: die sogen. «Emmenböller»,
werden als Bausteine benützt, der
Kies gibt ein gutes Strassenmaterial, und der
Sand wird zu Bauzwecken verwendet. Der
Fischreichtum ist nicht gerade ein ausserordentlicher; bei Hochwasser kommt die Emme trüb und versandet gar oft Fisch und
Brut. Immerhin treffen wir darin die edle Berg- und Flussforelle. Im 18. Jahrhundert wurde in der Kleinen Emme an einigen
Stellen Gold gewaschen, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Die Münzsammlung enthält zuLuzern
einige aus
dem Golde der Kleinen Emme geprägte Dukaten.
441 m. Zwei Gruppen von zusammen 6
Häusern, am
linken Ufer der
Emme, nahe deren Mündung in die
Reuss, an der Strasse
Luzern-Sursee und 2 km sw.
Emmen. 64 kathol. Ew.
Die Höhenverhältnisse der Emmengruppe bewegen sich zwischen den Extremen von 417 m (am
Zugersee) und 2353 m (Brienzerrothorn),
woraus folgt, dass sie keine
Gletscher und Firnfelder trägt. In grossen
Zügen lässt sich die Gruppe in eine Folge von drei,
einander merkbar parallel von SW.-NO. ziehenden Ketten auflösen. Diese nicht auf ihrem ganzen Verlauf geradlinigen Einzelketten
senden ihrerseits wieder zahlreiche sekundäre Verzweigungen aus, von denen wir nur die wichtigsten namentlich
anführen werden.
Die Mehrzahl dieser Seitenzweige steigt stufenförmig bis zu den Thalsohlen ab, während die Kammlinien anderer sich fast
beständig in der gleichen
Höhe halten und wieder mit einander verschmelzen. Wie nachher noch gezeigt werden wird, lässt
sich die Einteilung der Gruppe in die genannten drei Hauptketten auch vom geologischen Gesichtspunkte
aus gut rechtfertigen. Die südlichste und zugleich höchste der drei Ketten ist die des
Brienzergrates (2353 m), dann folgt
die niedrigere Kette des
Sigriswilergrates und endlich die der
Beichlen, deren höchster Punkt nur noch 1771 m erreicht.
Nw. der Emmengruppe und ausserhalb ihrer Grenzen lagern den drei Ketten noch eine Reihe von wenig hohen
Hügelzügen vor, die ihnen ebenfalls parallel ziehen und mit ständig abnehmender
Höhe bis zur
Aare verfolgt werden können.
Die
Thäler zwischen den Ketten sind wenig tief eingeschnitten und werden an manchen
Stellen wieder von den vielen, zwei benachbarte
Ketten mit einander verknüpfenden Querrippen unterbrochen. Im Gegensatz dazu werden die Hauptketten
senkrecht zu ihrem Streichen wieder von einigen grössern Thälern durchschnitten, von denen die bedeutendsten die der Grossen
und Kleinen
Emme sind. Die zwei südlichen Ketten bilden eigentliche Felskämme, während die Bergzüge im n. und nö. Abschnitt
der Gruppe
Wald tragen. Ebenso sind hier die tiefer liegenden Gebiete im Allgemeinen sumpfig. Alle
Wasser
der Emmengruppe gehen zur
Aare; ein Teil davon mündet unmittelbar in den
¶
mehr
Hauptfluss, ein anderer mittelbar durch die GrosseEmme und ein dritter durch die Reuss und ihren Zufluss, die Kleine Emme. Man
kann daher die Emmengruppe in drei hydrographische Gebiete teilen:
1) Becken der Aare und der von dieser gebildeten Seen von Brienz und Thun;
a) Die südlichste und zugleich höchste und bedeutendste Kette der Emmengruppe ist der Brienzergrat. Er zieht dem rechten
Ufer des Brienzersees parallel zuerst von SW.-NO., um dann in seinem ö. Abschnitt nach O. abzubiegen.
Seine Länge beträgt von Interlaken im W. bis zum Brünig im O. etwa 25 km. Der Brienzergrat beginnt im W. mit dem Harder (1216
m), dessen aus Urgon (Schrattenkalk) bestehende Steilhänge unmittelbar über Interlaken aufsteigen. Von da an nimmt der Grat
ständig und ziemlich regelmässig an Höhe zu, erreicht im Brienzerrothorn, das zugleich der höchste
Gipfel der ganzen Emmengruppe ist, 2353 m und senkt sich darauf wieder langsam.
Auf der Strecke vom W.-Ende bis zum Brienzerrothorn sind im Brienzergrat als Einzelgipfel zu nennen: die Rotfluh (1735 m),
der Suggithurm (2086 m), die in 2140 m kulminierende Gipfelgruppe des Augstmatthorns, das Gummhorn (1982
m), Aelgäuhorn (2120 m) und Tannhorn (2224 m), von dem aus ein über 2000 m hoher Felskamm zum Brienzerrothorn zieht, das
den Eckpunkt zwischen den Kantonen Bern,
Unterwalden und Luzern
bildet. Von da an zieht der Brienzergrat mit langsam abnehmender Höhe zuerst nach
O., dann nach SO., trägt als nennenswerte Gipfel noch den Arnihacken (2216 m) und den Arnifirst (2209
m) und endigt am Wilerhorn (2006 m), das in Stufen zur Passhöhe des Brünig (1011 m) absteigt.
Von den zahlreichen Einschartungen im Brienzergrat werden nur wenige von deutlichen Fusswegen überschritten; wir nennen den
Pass w. vom Suggithurm (1824 m), den Weg über die Aelgäualp (1923 m), den Wannenpass (2073 m), Kruternpass
(2000 m), den Weg über die Eyseealp (2026 m), den Uebergang (2104 m) zwischen Arnihacken und Arnifirst und endlich denjenigen
(1861 m) zwischen Arnifirst und Wilerhorn. Mit der sogleich zu beschreibenden Kette des Hohgant hängt der
Brienzergrat durch den Kamm der Bohlegg zusammen, der vom Suggithurm abzweigt, eine Höhe von 1799 m erreicht und das in den S.-Hang
des Brienzergrates eingeschnittene malerische Habkernthal im NO. abschliesst. Eine andere, niedrigere, Querrippe, die ebenfalls
unter rechtem Winkel vom Brienzergrat abzweigt, geht vom Schöngütsch zur
Schrattenfluh und trennt die obersten
Abschnitte der Becken der Grossen und Kleinen Emme voneinander.
Im Niveau des Arnifirst sendet der Brienzergrat einen dritten Ast nach N. ab, der mit der Gruppe der Giswiler Stöcke eine maximale
Höhe von 2076 m erreicht und sich von da als langer gewundener, mit Wald und Rasen bestandener Kamm zuerst
nach NW., dann nach NO. fortsetzt und am Pilatus endigt. Dieser Kamm erreicht mit seinem höchsten Punkt nur 1900 m, ist aber
deswegen von Bedeutung, weil er die Wasserscheide zwischen der Kleinen Emme und der SarnerAa bildet; über ihn führt der Sattelpass
(1593 m), der Flühli an der Kleinen Emme mit dem Thal der Aa verbindet. Seine Querrippen sind von noch
untergeordneterer Bedeutung und es genügt, unter ihnen den nach W. abzweigenden langen Rücken der Hagleren (1952 m) und die
nach O. abgehende Hohschwändifluh (1707 m) zu nennen, welch' letztere mit dem ZugGiswilerstöcke-Pilatus zusammen das
malerische Thal der Grossen Schlieren umrahmt.
b) Die zweite Hauptkette der Emmengruppe heisst in ihrem w. Abschnitt Sigriswilergrat. Dieser beginnt am Thunersee, zieht von
SW.-NO., wird an verschiedenen Stellen von Flussläufen durchschnitten (am tiefsten die Durchbrüche der beiden Emmen) und
setzt sich bis zum Pilatus fort. Seine Gesamtlänge Thunersee-Pilatus beträgt etwa 52 km. An Höhe steht
er dem Brienzergrat nach; seine über 2000 m aufragenden höchsten Punkte finden sich eher nahe den beiden Enden, als in den
mittlern Abschnitten. Er kulminiert im Tomlishorn (2132 m), einer der Spitzen des Pilatus.
Der Sigriswilergrat ist in seinem sw. Teil, nahe dem Thuner See, doppelt und besteht hier auf eine Strecke
von 8 km Länge aus zwei ziemlich nahe nebeneinander ziehenden parallelen Felskämmen, die zusammen das wenig tiefe, enge
und malerische Justisthal einschliessen. Der ö. der beiden Kämme heisst Beatenberg oder Wandfluh und trägt als nennenswerte
Gipfel das Niederhorn (1965 m), den Burgfeldstand (2067 m) und das Gemmenalphorn (2064 m); der w. Kamm, der
eigentliche Sigriswilergrat, beginnt mit der Spitzfluh (1693 m), setzt sich über die Mähre (1958 m) und das Sigriswilerrothorn
(2053 m) fort und endigt mit dem Burst (1970 m). Obwohl beide Kämme an zahlreichen Stellen überschritten werden können, sind
doch in sie keine derart tiefen Scharten eingeschnitten, dass sie als eigentliche Pässe bezeichnet werden
könnten. Im NO. wird das Justisthal von der Scheibe (1956 m) geschlossen; die Scheibe ist beiderseits von je einem Passübergang
angeschnitten, von denen der eine (1547 m; zwischen ihr und der Wandfluh) vom Justisthal ins Habkernthal
und der andere (1719 m) vom Justisthal ins Thal der Zulg hinüberführt.
In der allgemeinen Streichrichtung der ganzen Kette setzt sich die Scheibe mit dem breiten Felsrücken der Sohlfluh fort, um
nach einer wenig tiefen
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mehr
Unterbrechung über das Widderfeld (2071 m), Trogenhorn (2038 m) und den Hohgant (2199 m) in den langen Kamm der Jurtenfluh (1811
m) überzugehen, die von der Grossen Emme in tiefer und enger Schlucht durchbrochen wird. Jenseits davon folgt der lange Felsrücken
der Schrattenfluh, der der Schibegütsch (2040 m; über dem Thal der Grossen Emme), Hächlen (2092 m), Strick
(1935 m) und Dellen (1807 m) aufgesetzt sind und die sich stufenweise bis zur Thalsohle der Kleinen Emme (in ca. 950 m) senkt.
Zwischen Strick und Dellen führt ein 1665 m hoher Passübergang über den Rücken; vom Strick zweigt sich nach
N. eine Querrippe ab, die an der Beichlen mit der dritten Hauptkette verschmilzt, die Wasserscheide zwischen Grosser und Kleiner
Emme bildet und in ihrem niedrigsten Abschnitt vom Hilferenpass (1291 m) überschritten wird. Jenseits des Einschnittes der
Kleinen Emme wird die zweite Hauptkette von einem in gerader Linie auf 11 km Länge sich erstreckenden
Felskamm fortgesetzt, der erst am Durchbruch der Grossen Entlen (eines Zuflusses zur Kleinen Emme) endigt.
Dieser zwischen den Thälern der Kleinen Emme und der Grossen Entlen gelegene Abschnitt der zweiten Hauptkette trägt der Reihe
nach die Namen Schwändifluh (1801 m), Grönfluh (1950 m), Schafmatt (1982 m), Ebnistenfluh (1839 m) und
Schimberg (1819 m). Zwischen den beiden letztgenannten führt eine wenig ausgeprägte Scharte vom Thal der Kleinen Entlen hinüber
in den obersten Abschnitt desjenigen der Grossen Entlen. Diesem eben genannten Teil der zweiten Hauptkette ist im SO. ein
ihm parallel laufender Höhenzug zweiter Ordnung, der des Feuerstein (2043 m) vorgelagert, der ebenfalls
von dem Thal der Kleinen Emme bis zu dem der Grossen Entlen reicht. Nach dem Durchbruch der Grossen Entlen hebt sich die Hauptkette
allmälig wieder, bildet den Wängengrat (1926 m), Gnepfstein (1920 m), das Widderfeld (2078 m) und Gemsmättli (2052 m) und
endigt in der Gruppe des Pilatus mit dem Tomlishorn (2132 m) und dem Esel (2122 m), die beide zugleich die
höchsten Gipfel dieser ganzen zweiten Hauptkette der Emmengruppe bilden.
c) Weniger bedeutend, weniger einheitlich und schwieriger abzugrenzen ist die dritte der Hauptketten der Emmengruppe.
Immerhin kann man in dem der zweiten Hauptkette nach NW. vorgelagerten Bergland doch eine den beiden
ersten Ketten merkbar parallel verlaufende Kammlinie erkennen. Diese dritte Kette ist an sehr zahlreichen Stellen von den
Wasserläufen zerschnitten, die aus den
ö. und s. Gebieten der Emmengruppe herkommen, und erreicht nirgends eine Höhe von 1800 m.
Ihre einzelnen Glieder sind selten felsige Kämme und bestehen zumeist aus bewaldeten oder begrasten Bergrücken.
Sie erstreckt sich vom Thunersee zum Vierwaldstättersee und noch darüber hinaus bis zum Zugersee und ist annähernd 75 km
lang. Diese dritte Hauptkette beginnt im SW. am Thunersee mit einer Reihe von wenig bedeutenden, zwischen dem rechten Ufer
des Sees und dem Thal der Zulg sich erhebenden Bergen und setzt sich jenseits der Zulg im langen grasbewachsenen
Kamm der Hohen Honegg fort, deren nennenswerteste Einzelgipfel der Kapferenknubel (1426 m), die Hohe Honegg (1548 m) und der
Bürkelihubel (1428 m) sind.
Ein das Becken der Zulg von dem der Grossen Emme scheidender Querkamm verbindet den letztgenannten mit
dem der zweiten Hauptkette angehörenden Widderfeld. Jenseits des Bürkelihubels bricht die GrosseEmme durch die dritte Hauptkette
durch, die sich nachher wieder mit einer Reihe von bewaldeten und begrasten Rücken (Lochsitenberg 1485 m, Steingrat 1522 m,
Rothenfluh 1536 m) fortsetzt, zwischen denen sich eine Reihe von kleinen Zuflüssen zur Ilfis ihre Thäler
eingeschnitten haben.
Die Rothenfluh geht unmittelbar über in den langen, steinigen Kamm der Beichlen (1771 m), der sich langsam wieder zum Thal
der Kleinen Emme absenkt und dessen jenseitige Fortsetzung als eine Folge von niedrigen Berg- und Hügelzügen das rechte
Ufer der Kleinen Emme bis zum Vierwaldstättersee begleitet. In diesem ganzen Abschnitte ist nur die westlichste
der Erhebungen, die Farnern (1574 m), besonderer Nennung wert. Als letzte Ausläufer der dritten Hauptkette können die der
Reuss parallelen Hügelzüge zwischen der Luzerner Bucht des Vierwaldstättersees und dem Zugersee gelten, deren Höhe die Kote
von 838 m nirgends überschreitet.
Für die Besucher der Alpen haben die Berge der Emmengruppe im Allgemeinen nur geringe Anziehungskraft, weshalb sie auch nur
selten bestiegen werden. Immerhin verdienen es einige unter ihnen, als bemerkenswert günstig gelegene Aussichtspunkte auf
die Hochalpen besonders beachtet zu werden. So vor allen das Brienzerrothorn und der Pilatus, die beide
seit einigen Jahren ihre eigene Zahnradbahn haben und während der schönen Jahreszeit zahlreichen Besuch erhalten. Eine
interessante Bergtour ist die Besteigung des über dem Thal von Sarnen aufragenden Giswilerstockes. Unschwierig und in mehr
als einer Beziehung empfehlenswert ist auch der
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In geologischer Hinsicht (vergl. die Profile) kann man die Emmengruppe deuten als ein grosses Tertiärbecken, das im S. und
SO. von einer Kreidezone begrenzt und in der Längsrichtung von einer zweiten Kreidezone in zwei Abteilungen geschieden wird.
So trifft man in der Richtung von S.-N. der Reihe nach folgende Bildungen:
1) die Kreidezone der ersten Hauptkette;
2) das Eocänbecken zwischen Brienzergrat und zweiter Hauptkette, das weitaus den grössten Teil der Gruppe umfasst;
3) die Kreidezone des Sigriswilergrates und 4) die subalpine Miocänzone, deren höchstgelegene Teile die Einzelkämme der
dritten Hauptkette bilden.
Die Kette des Brienzergrates besteht aus den Schichten der dem untern und mittleren Neocom, sowie dem
Urgon zugerechneten sog. Berrias. Die Mulde zwischen Brienzergrat und Sigriswilergrat ist von einer mächtigen Schicht von
eocänen Bildungen ausgefüllt, die ihrerseits wieder von reichlichem Gletscherschutt überführt sind. Besonders schön
entblösst sind die eocänen Gesteine in den von den beiden Emmen ausgewaschenen Durchbrüchen; sie bestehen
zum allergrössten Teil aus Flysch, der nur an wenigen Stellen (Traubachthal, Teufthal, Habkernthal etc.) durch eine Breccie
ersetzt ist, in der mächtige Blöcke von rotem Granit vorherrschen. Am NO.-Rand dieses Tertiärbeckens erscheinen unter
dem Flysch ältere Eocänbildungen, während die tief gelegenen Landstriche an der O.-Grenze der Emmengruppe, das
Thal der SarnerAa, mit Wildbachanschwemmungen überführt sind.
Die hohen Teile dieses Beckens, zwischen den beiden Emmen, sind dadurch besonders bemerkenswert, dass hier einzelne Stöcke
von ältern Bildungen (Trias, Jura, Kreide) mit mediterraner Facies dem Tertiär (Flysch) aufsitzen. Diese sog. Klippen (Giswilerstöcke,
Rotspitz u. a.) werden als Ueberreste einer einst zusammenhängenden Decke gedeutet, die in Folge einer
eigenartigen Dislokationsbewegung (vergl. den Art. Romanische Präalpen) auf die unterliegenden Falten desselben Gesteins
in helvetischer Faciesausbildung überschoben worden sein soll.
Die zweite Hauptkette besteht mit nur geringen Unterschieden aus denselben Schichten wie der Brienzergrat; an sie schliessen
sich eocäne Gesteine an, wie am Pilatus, wo eine Reihe von Neocom- und Urgonfalten buchstäblich aufeinandergepresst
und gegenseitig durch Eocänbänder geschieden sind. Nahe dem Thunersee ist im Sigriswilergrat miocäne Nagelfluh in grosser
Mächtigkeit vorhanden. Ueber Sigriswil stehen unterhalb der diese Kette im N. begrenzenden Faltenverwerfung in einzelnen
Fetzen Lias und Rauchwacke an. An beiden Hängen des Justisthales lassen sich der Reihe nach unterer Spatangenkalk
(mittleres Neocom), Valangienmergel, unteres Neocom, oberer Spatangenkalk, Urgon und Nummulitenbildungen konstatierten. Der
Hohgant besteht zu einem Teil aus Nummulitenschichten von eigentümlicher Facies, den sog. Hohgantschichten. Von zahlreichen
Karrenbildungen durchfurcht ist seiner ganzen Ausdehnung nach der breite Urgonrücken der Schrattenfluh. In Bezug auf andere
geologische Eigentümlichkeiten der zweiten Hauptkette der Emmengruppe verweisen wir auf die später zu nennende Abhandlung
von F. J. Kaufmann.
Das ganze Gebiet nw. dieser zweiten Kreidezone bis zur Grenze der Gruppe ist miocänen Ursprungs u. hängt durch die subalpine
Nagelfluhzone mit dem mittelschweizerischen Molasseland zusammen. Die höchsten Teile, unsere dritte
Hauptkette, bestehen aus Nagelfluh, der sich in den tiefern Lagen zu beiden Seiten Molasse von wechselnder Facies anlagert.
Auch das Gebiet zwischen der Luzerner Bucht des Vierwaldstättersees und dem Zugersee besteht aus Molasse in verschiedenartiger
Ausbildung (Obere Süsswassermolasse mit Kalkbänken, Meeresmolasse etc.), deren Aufrichtung, Umbiegung und schliessliches
Fallen alpeneinwärts die verhältnismässig beträchtliche Höhenlage dieser Berge bedingen und ihnen
zugleich ihren alpinen Anstrich verleihen.
Bibliographie. Kaufmann, F. J. Emmen- und Schlierengegenden ... (in Beiträge zur geologischen Karte derSchweiz. 24, 1). Bern
1886. -
Hugi, Em. Die Klippenregion vonGiswil (in Neue Denkschriften der allgem. schweiz. Gesellsch. für die gesamtenNaturwiss.
36). Zürich
1900.
ist in der Emmengruppe im Allgemeinen eine sehr arme, und nur wenige alpine Arten sind der durchaus alltäglichen Vegetation
dieses Gebietes beigemengt. H. Christ, dem wir die folgenden Angaben entlehnen, schreibt diese Erscheinung dem geologischen
Bau des Bodens zu, indem nach ihm der hier weitaus vorherrschende Flysch ein steriles, feuchtes, kaltes
und der Entwicklung der Pflanzenwelt überhaupt wenig günstiges Substrat ist. Immerhin findet man einige Gruppen von Juncustriglumis und einige vereinzelte Stöcke von Gentiana nivalis und Cirsium spinosissimum.
Eine Ausnahme von der allgemeinen Regel macht der S. der Gruppe: Brienzergrat, Justisthal und Beatenberg,
wo zahlreiche interessante Arten vorkommen. Wir nennen davon Delphinium elatum, Corydalis intermedia, Draba tomentosa, Arabisserpyllifolia, Cochlearia officinalis (auf der Horneckalp; in der Schweiz selten), Thlaspi rotundifolium,Silenequadrifida,Potentilla dubia, Saxifraga oppositifolia, Astrantia minor, Leontopodium alpinum, Arnica montana, Crepis montana (Ralligenstöcke),
Hieracium glaucum und H. Jacquini, Phyteuma betonicæfolium (Beatenberg), Campanula thyrsoidea, Arctostaphylosalpina, Azalea procumbens (Gemmen), Pirola minor (Niederhaus) und P. uniflora, Gentiana nivalis, Erinus alpinus, Veronicafruticulosa, Pedicularis foliosa, Androsace lactea (Sigriswilergrat), Primula auricula und P. viscosa (Gemmen), sowie den
Bastard P. auricula × viscosa (auf Gemmenalp und Burgfeldalp gemein), Globularia vulgaris (Ralligenstöcke), Salixhastata, Orchis globosa, Gymnadenia odoratissima, Ophrys arachnites (Beatenberg), Listera cordata, Goodyera repens (Balmholz),
Corallorrhiza innata (Sigriswilergrat), Cypripedilum calceolus, Polygonatum verticillatum, Lilium Martagon, Lloydia serotina,Anthericus Liliago, Paradisia liliastrum, Gagea Liotardi und G. lutea, Juncus filiformis, Luzula spadicea (Gemmen), Carexcapillaris (Niederhorn) und C. firma, Festuca pumila, Selaginella selaginoides, Lycopodiumclavatum (Beatenberg)
und L. alpinum (Gemmen). Am BrienzergratPapaver alpinum;
am Brienzerrothorn Phaca frigida und Ph. australis, Pedicularisversicolor, Lloydia serotina und Allium victorialis;
am Hohen GummenSaussurea alpina, Campanula thyrsoidea, Orchis globosa,Poa cenisia, Crepis Terglonensis;
am HohgantArabis pumila, Petrocallis pyrenaica, Azalea procumbens, Lloydia serotina, Cerinthealpina.
In den tiefern Lagen, längs der Ufer des Thuner- und Brienzersees, finden sich eine Reihe von
Arten aus warmen Gegenden: Erica carnea, Cyclaminus europaea, Taxus baccata, Allium sphærocephalum, Carex humilis, Lasiagrostiscalamagrostis, Melica ciliata - alle von Merligen bis Neuhaus, die zwei letztgenannten bis Brienz verbreitet;
Muscari racemosum
(Merligen) und M.botryoides (Ralligen), Stupa pennata (Beatenhöhle), Oryza clandestina (in Menge am Faulensee
bei Ringgenberg), endlich das seltene Carpesium cernuum und Allium fallax (am Ballenberg bei Brienz).
Vergl. hierzu: Fischer,
Ludwig. Verzeichnis der Gefässpflanzen desBernerOberlandes. Bern
1875. - Auch in der Gruppe des Pilatus ist die Florenarmut eine
weniger auffallende; man findet hier einige Arten aus dem SW., wie Papaver alpinum,Violacenisia, Petrocallispyrenaica, Poa cenisia, Narcissus radiiflorus, Androsace helvetica, Arabis pumila, Draba tomentosa, Aspidium rigidum; ferner
als östliche Art Crepis alpestris.