durch die Sedimentmulde des
Urserenthals und der
Furka, im N. grenzt es an die n.
Kalkalpen, resp. taucht unter dieselben ein,
so dass dort die Sedimentdecke diskordant auf den krystallinen Gesteinen liegt. Die letztern sind sehr verschiedener Art.
Baltzer unterscheidet mehrere
Zonen, von welchen zwar jede einen mehr oder weniger bestimmten Typus darstellt,
aber doch aus verschiedenen, wenn auch unter sich näher verwandten Gesteinen zusammengesetzt ist. Diese
Zonen sind:
I. Die Granit-Gneisszone, bestehend wesentlich aus Protogin (Bank- oder Alpengranit), Gneissgranit und Augengneiss
in vielfacher Wechsellagerung und mit untergeordneten Einlagerungen von gewöhnlichen Gneissen, Glimmer-, Chlorit-, Talkschiefern
u. a. Sie bildet einen breiten Streifen, der zwar nicht genau die Mitte der Dammagruppe einnimmt, sondern
mehr nach S. verschoben ist, aber doch insofern als zentrale Zone erscheint, als sie auf beiden
Seiten von Gneisszonen begleitet
ist, auf welche noch weiter nach Aussen die Sedimentzonen der Urserenmulde und der Titliskette folgen.
II. Die südliche Gneisszone mit verschiedenartigen, meist mehrglimmerigen Flasergneissen und
Augengneissen, untergeordnet auch gewöhnliche Glimmer- und Sericitgneisse, Glimmer- und Sericitschiefer u. a. Diese Zone
ist im Gebiet der Dammagruppe nur schmal und kann nicht als Aequivalent der sehr viel breitern nördlichen Gneisszone aufgefasst
werden. Auch stimmen ihre Gesteine mehr mit denjenigen des Gotthardmassivs als mit denen des Aarmassivs
überein.
III. Die nördliche Gneisszone mit vorherrschenden Muscovit- und Sericitgneissen mit und ohne Biotit, dazwischen auch
Zweiglimmergneisse, Biotitgneisse, Glimmerschiefer, Quarzit u. a. in mancherlei Uebergängen und Wechsellagerungen.
IV. Die Zone der Sericitgneisse und Sericitschiefer mit Einlagerungen von verschiedenen Glimmergneissen, Glimmerschiefern,
Feldspatschiefern, Quarziten, Hornblendeschiefern etc. in vielfacher Wechsellagerung.
V. Die Zone der Hornblendeschiefer, diese vergesellschaftet mit Gneissen, Feldspatquarzgesteinen,
sowie mit Hornblendegneissen, Amphiboliten, Dioritschiefern etc.
Die 4. und 5. Zone bilden übrigens integrierende Bestandteile der n. Gneisszone, sind aber innerhalb derselben durch Mächtigkeit
und Gesteinsbeschaffenheit so wohl charakterisiert, dass sie sich deutlich von den übrigen Gliedern der Gneisszone abheben.
Sie nehmen ungefähr die Mitte des Massivs ein, während die Granitzone südlicher liegt. Die Dammagruppe
- und das Aarmassiv überhaupt - zeigt darum nicht wie viele andere einen symmetrischen Bau mit gleichmässiger Verteilung
der schieferigen Gesteine zu beiden
Seiten einer zentralen Granit- oder Gneisszone.
Das beigefügte Profil vom
Titlis über den
Fleckistock und
Lochstock nach dem
Urserenthal gibt eine Anschauung
von der erwähnten Anordnung der Gesteinszonen. Die Granit-Gneisszone nimmt darin etwa die s. Hälfte, die n. Gneisszone,
inklusive die
Zonen der Sericit- und Hornblendegesteine, die n. Hälfte des Massivs ein, während die s. Gneisszone nur einen
schmalen Streifen längs der Urserenmulde bildet. Alle Schichten fallen
steil nach S. Baltzer erkennt
darin auf
Grund seiner genauen Untersuchungen mehrere aneinander gepresste Isoklinalfalten.
Nur die s. Gneisszone weicht von diesem Bau etwas ab, indem sie senkrechte oder schwach nach N. einfallende Schichtstellung
zeigt und dadurch leise an die in manchen Massiven herrschende Fächerstruktur erinnert. Im N. erkennt
man noch die diskordante Auflagerung von mesozoischen Schichten auf die zentralmassivischen Gesteine: zunächst ein dünnes
Band von Mittelbildungen aus Verrucano, Dolomit, Lias und Dogger, dann eine dicke Lage von Malm
(ObererJura), der auch den
Gipfel und die steile Südwand des
Titlis bildet. Aehnliche Verhältnisse zeigen auch alle andern Profile
durch die Dammagruppe (z. B. ein solches vom Achtelsassgrätli über den
Dammastock zur
Furka), wenn auch die einzelnen
Zonen
nach ihrer Breite und petrographischen Zusammensetzung im Einzelnen manche Verschiedenheiten aufweisen. Von den Entwicklungsstadien
bei der Entstehung dieses Massivs kann man sich in Kürze etwa folgendes
Bild machen:
1. Bildung von parallelen Lagen altkrystalliner Granite und Gneisse (Gesteine der Granit-Gneisszone)
und Ueberlagerung derselben durch jüngere krystalline Sedimente (Sericitgneisse, Hornblendeschiefer etc.).
2. Erste Aufrichtung und Faltung am Ende der paläozoischen Zeit, aber vor Absatz des Verrucano: postkarbonische Faltung.
Abtragung der Faltengewölbe und erste Thalbildung.
3. Untertauchen ins mesozoische Meer und Entstehung einer sedimentären Decke aus Verrucano, Dolomit,
Lias, Dogger und Malm.
4. Nachjurassische Faltung, die mit zunehmender Intensität anhält bis in die Tertiärzeit.
5. Zweite Abtragung u. Thalbildung, auch in der Gegenwart noch fortschreitend. Dadurch wird der krystalline Kern wieder blosgelegt.
Nur an wenigen
Stellen bleiben jüngere Sedimente erhalten, da nämlich, wo sie durch Einfaltung ins Krystalline
vor der Abtragung geschützt sind, z. B. am
Blauberg über der Sustenalp.
steigt über Terrassen und Falten zum
Göschenenthal
ab und wird am untern Ende von Felskämmen und -spornen in mehrere Arme geteilt, deren grösster
Wintergletscher
heisst.
(Kt. Wallis
u. Uri).
3633 m. Hauptgipfel der Galenstockkette, zwischen
Göschenenthal und dem Becken
des
Rhonegletschers. Nach ihm wird heute die ganze, früher als Triftgebiet bekannte Gruppe die
Dammagruppe geheissen. Steigt
zwischen
Reuss,
Aare,
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mehr
Furka und Sustenpass auf und ist zum erstenmal 1864 von Albert Hoffmann-Burckhardt aus Basel
mit zwei Führern bestiegen worden.
Von der Trifthütte aus in 5, von der Furka aus in 6 Stunden zu erreichen.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut).
435 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Cœuvate, in gut angebauter Ebene; 7,5 km nnö. Pruntrut und 4 km
w. der Station Bonfol der Linie Pruntrut-Bonfol. Postablage; Postwagen Pruntrut-Lugnez. 62 Häuser, 294 kathol. Ew. Zur
Kirchgemeinde gehört auch noch das benachbarte Dorf Lugnez. Ackerbau und Viehzucht. Holzhandel, Uhrenindustrie, Mühle, Holzschuhfabrik,
Ziegelei. Im 7. Jahrh.: Domus Ferreoli; 1178: Dunfriol; 1395: Danfrueyen. Aelteste Kirchgemeinde der Landschaft Ajoie. Im
benachbarten und mit Damphreux zusammenhängenden Dorf Lugnez stand die Burg, in der 610 der h. Immer geboren wurde. Bis 1793 teilten
sich das Kapitel Münster und das Kloster Bellelay in den Besitz des grössern Teiles der Gemeinde Damphreux, die ebenfalls
bis 1793 zum Gerichtsbezirk Cœuve gehörte. Lange Zeit hat sich hier der alte und eigenartige Brauch erhalten, die Zeit nicht
nach Tagen, sondern nach Nächten zu zählen. Im 30 jährigen Kriege litt Damphreux furchtbar; so trieben
z. B. die Schweden damals den ganzen Viehstand der Bewohner davon. Hier wurden auch die ersten grössern Anbauversuche mit
der Kartoffel in der Landschaft Ajoie unternommen. Die ehemalige romanische Kirche aus dem 11. Jahrhundert 1715 durch eine
neue ersetzt, die 1867 ihrerseits wieder einem grössern neuen, den h. Ferjeux und Ferréol geweihten
Bauwerk weichen musste; Turm und Chor in romanischem Stil. Römische Ueberreste, steinerner Sarkophag.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut).
610 m. Gem. und Pfarrdorf, in der Landschaft HauteAjoie, an der Strasse Pruntrut-Besançon und 14 km
wsw. Pruntrut. Postablage, Telegraph, Telephon; Zollamt u. Grenzwachtposten; Postwagen Pruntrut-Damvant. 68 Häuser, 352 kathol.
Ew. Damvant liegt in einem Thale zwischen der Hochfläche von Grandfontaine im N. und der Kette des Lomont im S.; Boden wenig
ergibig, Ackerbau und Viehzucht. Uhrenindustrie und Holzschuhfabrikation. Bedeutender Grenzhandel mit Spezereiwaren. Einige
römische Ueberreste (Ziegel, Töpferwaaren und Münzen). 1,6 km s. Damvant das Signal du Lomont (733 m)
mit schöner Aussicht ins Departement du Doubs, auf die Vogesen, den Schwarzwald u. Jura. 2,3 km sö. Damvant die berühmten
Grotten von Reclère. 1283: Dantpuant; 1476: Dampvalx.
Teil der HerrschaftRoche d'Or, die 1425 von Johann von Fleckenstein, Bischof von Basel,
dem Grafen von Neuenburg
mit Gewalt
abgenommen wurde und 1478-1793 im unbestrittenen Besitz des Bistums Basel
verblieb. Ein Teil der Gemeinde Eigentum des Herzogs
von Mömpelgard (Montbéliard), der hier unter seinen Untertanen die Reformation einführte. Nach der Eroberung der Freigrafschaft
Burgund durch Ludwig XIV. kam das ganze Dorf an das Bistum Basel,
das sofort die Ausübung des reformierten
Kultus untersagte. Da sich die Weiber des Ortes von jeher der Reformation feindlich gesinnt verhalten hatten, erhielten sie
das heute noch bestehende Recht, in der Kirche auf der rechten Seite sitzen zu dürfen. Bis 1793 war Damvant dem Gerichtsbezirk
Chevenex zugeteilt. Die mit prachtvollen Glasmalereien geschmückte Kirche Saint Germain
1747 erbaut und 1785 geweiht.
(Les) deutsch Dappenthal (Kt. Waadt,
Bez. Nyon).
1260-1200 m. Kleines Grenzthal zwischen der Schweiz und Frankreich, 14 km
nw. Nyon. Der schweizerische Anteil am W.-Hang der Dôle gelegen. Steht über den Col de Mijoux mit der weit längern Combe de
Mijoux in Verbindung. Zieht zunächst nach NO., dann nach NW. und ist vom Col de Mijoux bis zum französischen
Weiler Les Cressonnières 6 km lang. Den W.-Hang des Thales bildet der Mont desTuffes. Das Thal wird zur Bienne, einem Zufluss
zum Ain, entwässert und von der Strasse von Genf
und Gex über die Faucille nach Les Rousses und Morez durchzogen. Das
kleine und abseits vom Verkehr liegende Thal ist dadurch berühmt geworden, dass es lange Zeit einen Zankapfel zwischen der
Schweiz und Frankreich gebildet hat. Schon im 16. Jahrhundert stritten sich Burgund und Savoyen, dann Burgund und Bern
um
den Verlauf der Landesgrenze in dieser Gegend, die 1564 durch Vertrag festgelegt wurde. Im 18. Jahrhundert
neue Schwierigkeiten zwischen Frankreich und Bern,
die 1751 u. 1752 dadurch beigelegt wurden, dass das gesamte Thal in Schweizer
Besitz blieb. Als aber zu Ende des genannten Jahrhunderts die Dappenthalstrasse erbaut wurde, erhob Frankreich von Neuem
Anspruch auf einen grossen Teil des Thales, den Mont desTuffes und den W.-Hang der Dôle bis zu ihrem Gipfel
inbegriffen; 1802 entsprach die Schweiz diesem Wunsche unter der - niemals erfüllten - Bedingung, dass dem Kanton Waadt
dafür anderweitiger
Ersatz geboten werde. Die Pariser Verträge von 1814 und 1815 gaben das Thal trotz lebhafter Einsprache Frankreichs wieder
der Schweiz zurück. Es folgten diplomatische Verhandlungen und bald auch zahlreiche neue Streitigkeiten
zwischen den Grenzbehörden beider Länder, die 1851 zur Wiederaufnahme der Frage und nach eingehenden Debatten in den schweizerischen
Räten 1862 zu einer endgiltigen Uebereinkunft führten, die den W.-Hang des Thales bis zu einer etwas ö. der Strasse verlaufenden
Linie Frankreich zuteilte. Dafür trat dieses an die Schweiz ein ungefähr gleich grosses, n. davon zwischen
La Cure und dem
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Jouxthal gelegenes Gebiet ab, wodurch die Schweizer Grenze etwas weiter gegen W. vorgeschoben wurde. Die Bewohner der ausgetauschten
Gebiete erhielten das Recht, nach ihrer Neigung für eines der beiden Länder zu optieren. (Vergl. die 1858 von OberstAmiGirard über diese Frage verfasste Denkschrift). In geologischer Hinsicht bildet das Dappenthal die Fortsetzung
der von der am Col de Mijoux entspringenden Valserine durchflossenen Mulde der Combe de Mijoux. Die Mulde des Dappenthals besteht
aus fossilführenden Schichten des Valangien, Hauterivien und Urgon und hängt unmittelbar mit der nö. vom Col de Saint Cergues
eingesenkten Mulde von Les Amburnex zusammen.
840 m. Weiler, am linken Ufer der Moësa, 1 km n. Misox und 28 km nö. der Station
Castione der Gotthardbahn. 12 Häuser, 47 kathol. Ew. italienischer Zunge.
(Kt. Graubünden,
Bez. Im Boden).
2066 m. Gipfel, am SW.-Rand des Flimsersteins; fällt in steilen Felsterrassen zu Thal, über die
ein von den Schutthalden n. Flims ausgehender steiniger Fussweg zur Hochfläche des Flimsersteins emporführt.
610 m. Wasserfall des Nozon, der hier, am Ausgang des Thälchens
von Croy, über eine aus oberm Hauterivien bestehende Thalstufe in die Schlucht von Saint Loup hinunterstürzt;
(Cirquedu) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
2000 bis 1970 m. Felsenzirkus, am Fuss des Oldenhorns und des Sex Rouge, in der Gruppe der Diablerets.
Halbkreisförmige Felswand, über die der WildbachDard in der Cascade du Dard hinabstürzt; wird durch
Felsbänder in zwei amphitheatralisch über einanderliegende Stufen geteilt, deren obere (Le Dard Dessus; vom Gletscher bis
zum obern Fall) aus dunkelm Neocom und deren untere (Dard Dessous) aus weissen Urgonkalken besteht.
(Glacierdu) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Firnfeld über dem zerklüfteten und in einzelne Séracs aufgelösten
Steilabfall des Glacier du Sex Rouge (der oft selbst wieder Glacier du Dard geheissen wird).
Liegt mit einer mittlern Höhe
von 2800 m in der zwischen Oldenhorn und Sex Rouge eingebetteten Mulde und ist wenig zerklüftet.
Endigt an einer
senkrechten Felswand, über welche er oft in grossartigen Eislawinen abbricht.
Deren bekannteste und verhängnisvollste verheerte
im Dezember 1882 das Thal von Le Pillon, brandete am gegenüberliegenden Hang um nahe an 200 m senkrechter Höhe hinauf, entwurzelte
eine grosse Anzahl von Bäumen und beschädigte mehrere Alphütten.
Beim Aufstieg auf die Diablerets von
Ormont Dessus aus über den sog. Chemin du Dard muss der Firn überschritten werden.
(Torrentdu) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
2300-1170 m. Wildbach, Abfluss des Glacier du Dard, bildet im Zirkus von Dard einen obern und
tiefer unten einen zweiten, über einen schiefen Felsanriss flatternden Fall, entwässert das Thal von
Le Pillon und mündet nach 4,5 km langem Lauf bei Le Plan des Isles (im obern Abschnitt des Thales der Ormonts) von rechts in die
Grande Eau.
(Kt. Genf,
Rechtes Ufer). 438 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer Höhe n. über der Rhone, ö. vom
Thal der London, 12 km w. Genf
und 1,5 km n. der Station La Plaine der Linie Genf-Bellegarde. Postablage, Telegraph, Telephon. Gemeinde,
mit Malval u. La Plaine: 107 Häuser, 781 Ew., wovon 344 Katholiken;
Dorf: 61 Häuser, 363 Ew. Wein- und Futterbau, schöne Baumgärten.
Bildet mit den Gemeinden Satigny und Russin zusammen das Gebiet des sog. «Mandement», dessen Weine sich
eines guten Rufes erfreuen. In der Umgegend von Dardagny an zahlreichen Stellen anstehende miocäne Molasse mit Bitumen. Schon 1770 riet
Horace Bén. de Saussure, hier nach Kohlen zu graben; erst 1825 aber liess ein gewisser Tessier beim Nant
Punais (nach dem von den Ufern dieses Baches ausströmenden Geruch so genannt), 1,8 km w. Dardagny, einen Schacht bohren,
fand aber blos bituminöse Molasse und stand daher von Weiterem ab. Von 1836-39 baute eine Gesellschaft die Molasse ab und
lieferte das gewonnene flüssige Pech nach Genf,
wo es sofort Verwendung fand.
Ein letzter, auch bald wieder aufgegebener Versuch zum Abbau der bituminösen Mergel fand ums Jahr 1877 statt. Ausserdem
sind in der Nähe von Dardagny einige schwache Lignitadern gefunden worden. Dardagny war ein ehemals vom Bischof und, nach
der Reformation, von der Stadt Genf abhängiges Lehen, das mehrfach seinen Inhaber wechselte. Schon im 13. Jahrhundert
erscheint urkundlich ein Edelgeschlecht von Dardagny. Das aus dem 18. Jahrhundert stammende Schloss steht an Stelle einer
früheren Burg und
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ist vielleicht nach demselben Plane wie diese erbaut.
(Kt. Tessin,
Bez. Bellinzona).
267 m. Gem. u. Pfarrdorf, auf einer Terrasse am W.-Fuss des MonteArbino u. einer Reihe
von rebenbepflanzten Hängen, 500 m ö. Bellinzona. Station der Gotthardbahn. Postbureau, Telephon. Gemeinde, mit Artore u.
Pedemonte: 212 Häuser, 1859 Ew., wovon 219 Reformierte deutscher Zunge; Dorf: 126 Häuser, 864 Ew. Weinbau, Viehzucht. Auf
Gemeindeboden grosse Reparaturwerkstätten der Gotthardbahn mit vielen Arbeitern. Der Gotthardbahn verdankt die 1875 nur 550 Ew.
zählende Gemeinde ihre heutige Blüte. Es wird schon lange beabsichtigt, Daro mit Bellinzona zusammen zu einer einzigen Gemeinde
zu verschmelzen.
oder Darrey(Les) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
Gebirgsgruppe, aus dem Grand Darreï (3523 m) und dem Petit Darreï (3516 m) bestehend;
der im schweizerischen Anteil des Mont Blanc Massives gelegenen Aiguille de la Neuva im NO. vorgelagert,
zwischen den Einzugsgebieten der Gletscher von La Neuva und Saleinaz.
oder Darrey(Glacierdu) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
3300-3000 m. Kleiner Gletscher, 1 km lang; am NO.-Hang des Grand Darreï und zwischen
diesem, dem Petit Darreï und der Tita Neire gelegen; Nebenarm des
Planereuse Gletschers. Wird bei der
Besteigung der beiden Gipfel von Darreï der Länge nach begangen.
(PizDa) (Kt. Graubünden,
Bez. Glenner u. Vorderrhein).
2784 m. Gipfel, ö. vom Kistenpass, nach N. mit dem Muttenberg zusammenhängend; im
Kamm zwischen Bifertenstock und Hausstock. Kann von Brigels aus in 5-6 Stunden erstiegen werden. Ist in geologischer
Hinsicht sehr bemerkenswert, da er zum S.-Flügel der Glarner Doppelfalte gehört und ein schönes Beispiel der umgekehrten
Schichtenlagerung im Mittelschenkel einer liegenden Falte bietet. Zwischen den jungen eocänen Schiefern an der Basis und
den alten Verrucanofelsen auf dem Gipfel des Piz da Dartgas findet sich die ganze lange Serie von Lias-,
Dogger-, Malm- und Kreideschichten.
(Kt. Wallis,
Bez. Leuk).
2981 m. Gipfel, in der Gruppe des Wildstrubel, sö. von der Gemmi. Vom Gasthaus auf der Gemmi aus in
2-3 Stunden zu erreichen, aber sehr selten besucht.
(Kt. Wallis,
Bez. Leuk).
2214 m. Kleiner Hochgebirgssee (Karsee), in wilder und einsamer Gegend am N.-Hang des Kammes der Gemmi;
4 km
im Umfang. Wird von den Schmelzwassern des Lämmerngletschers gespiesen, bleibt beinahe zehn Monate lang
gefroren und hat keinen sichtbaren Abfluss.
Sein O.-Ufer wird vom Weg über die Gemmi (Leuk-Kandersteg) begleitet.
722 m. Bescheidener Weiler, im obern Abschnitt des vom Bach La Rogneuse
durchflossenen Thälchens, an der NO.-Ecke des Plateaus von Vérossaz und am Fuss des Flyschgehänges;
2 km
s. vom Dorf Massongex und 2,5 km nw. der Station Saint Maurice der Simplonbahn. 6 Häuser, 29 kathol. Ew. Kastanienwälder,
Ackerbau und Viehzucht.
(Kt. Graubünden,
Bez. Ober Landquart, Kreis Davos). Gemeinde und Thalschaft. Davos, nach Chur die grösste und bevölkertste
Gemeinde des Kantons Graubünden
und zugleich einer der Verwaltungs- und Gerichtskreise des Kantons und des Bezirkes Ober Landquart; liegt in
dem von NO.-SW. sich hinziehenden Thale gleichen Namens, das vom Davoser Landwasser durchflossen
wird und
durch die Strelakette vom Schanfigg, durch einen Ausläufer der Albulakette vom Engadin getrennt ist. Es bildet mit seinen
von SW. her in das Hauptthal einmündenden Nebenthälern, dem Flüelathal, Dischma und Sertig, eine sehr liebliche und malerische
Landschaft mit schmucken, z. T. städtisch aussehenden Dörfern und zahlreichen Weilern, Höfen und Häusergruppen
und weist mit den Nebenthälern 6, einst an Forellen reiche Seen auf, von denen der bedeutendste der Davoser Grosssee am Fusse
des Seehorns ist.
Die höchste Erhebung des ca. 17 km langen Thales ist, abgesehen von den dasselbe umschliessenden Bergen, der Wolfgang (1633
m) im NW. der Landschaft, wogegen die Hoffnungsau oder der Schmelzboden (1330 m), am Eingang der Schlucht
durch die «Züge», der tiefste Punkt der Landschaft ist. Einst ist das Davoserthal bedeutend länger gewesen: das Davoser Landwasser
hatte seinen Ursprung in der Rätikonkette am Schlappiner Joch und floss hoch über dem jetzigen Thalkessel von Klosters durch
das bedeutende Längsthal, das in seiner jetzigen verkürzten Gestalt Davos heisst.
Die durch Erosion ihr Bett nach rückwärts verlängernde Landquart schnitt den Oberlauf des Landwassers ab, u. der Wolfgang
bildete von da an die Wasserscheide zwischen dem Gebiete beider Flüsse. Der nordwestlichste Teil von Davos, der vom Wolfgang
aus sich noch 3 km weit gegen Klosters im Prätigau hinzieht, ist somit dieser letztern Thalschaft angegliedert.
Die ganze Landschaft Davos mit Einschluss des gegen das Prätigau hin liegenden Laret bildet nur eine einzige politische Gemeinde,
welche 5 Kirchgemeinden, Davos Dorf mit Davos Laret als Filiale, Davos Platz, Davos Frauenkirch, Davos Glaris und
Davos Monstein in sich fasst. Hauptort der Gemeinde ist Davos Platz, das zusammen mit Davos Dorf den weltberühmten Kurort für
Lungenkranke bildet und von Fremden und sogar auch Einheimischen häufig fälschlich allein als Davos bezeichnet wird.
Seit dem Jahre 1890 ist Davos durch die Schmalspurbahn Landquart-Davos, bisher die höchste Adhäsionsbahn
Europas, welche jetzt eine Linie der Rätischen Bahn bildet, mit den Vereinigten Schweizer Bahnen und dem übrigen schweizerischen
Eisenbahnnetze verbunden; der Bau einer Linie Davos-Filisur, welche Davos direkt mit der Engadinerlinie der Rätischen Bahn
verbinden soll, ist wohl nur eine Frage der Zeit. Eine Poststrasse, welche vom Prätigau her über den
Wolfgang Davos erreicht, durchzieht die ganze Landschaft und verbindet diese auch mit der sö. liegenden Thalschaft Belfort.
Eine andere Strasse, die besonders seit dem Bau der Eisenbahnlinie Landquart-Davos einen sehr grossen Verkehr aufweist, zweigt
in Davos Dorf ab und führt über den Flüelapass (2388 m) nach Süs im Unterengadin. Tägliche Posten vermitteln
den Verkehr zwischen Davos und dem Engadin einerseits und Davos und der Thalschaft Belfort, Chur und Thusis andrerseits, wogegen
der Verkehr von und nach dem Prätigau durch die Eisenbahn besorgt wird. Saumpfade führen über den Strela nach Langwies, über
die Furka nach Arosa, welches einst einen Teil der Gemeinde Davos bildete, und über den Scaletta nach
Scanfs im Oberengadin.
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mehr
Davos besitzt ein ausserordentlich trockenes Klima; die Menge der Niederschläge ist sehr gering, im Jahre 1900 z. B. betrug
sie 827,7 mm. Dieser Umstand in Verbindung mit der bedeutenden Höhenlage von Davos, die dadurch bedingte dünne und relativ
keimfreie Luft, die starke Insolation der Sonnenstrahlen, die lange Sonnenscheindauer und endlich die
breite Thalsohle bilden die hauptsächlichsten natürlichen Faktoren, welche Davos befähigten, ein Lungenkurort ersten Ranges
zu werden.
Der Ackerbau trat in diesem hochgelegenen Thale von jeher bedeutend zurück hinter dem Wiesenbau und der Alpwirtschaft; heute
ist derselbe noch geringer als vor 50 Jahren, und nur im untern Teile der Landschaft werden etwas Kartoffeln
und Gerste angebaut. Die Viehzucht lohnt sich hingegen auf Davos sehr gut, besonders auch deshalb, weil die Produkte derselben
im Kurort Davos guten Absatz finden.
Die Flora von Davos ist nicht so reich als die des viel ausgedehnteren Ober Engadin, bleibt jedoch mit ungefähr 900 Arten
nur wenig hinter derjenigen dieses Thales zurück. Nähere Angaben über die Flora von Davos geben Geissler,
O. Die Flora von Davos. Davos 1882. - Schibler, W. Ueber die nivale Flora der Landschaft Davos (Jahrbuch des S. A. C. 33).
- Amann, J. Bryologische Bummeleien im Davosergebiet (Jahrbuch des S. A.C. 23). - Amann, J. Moussesintéress.des environs de Davos (Berichte der schweiz. botan. Gesellschaft. I, 1891).
Sehr reich ist die Insektenfauna von Davos, welche neben Vertretern der hochalpinen Region auch solche des Tieflandes aufweist.
Gemsen, welche früher die DavoserBerge zahlreich bevölkerten, sind
seltener geworden. Dagegen haben das
Reh u. der Hirsch sich daselbst in neuerer Zeit angesiedelt; auf der ö. Seite des Thales machen zuweilen noch jetzt sich Bären
bemerkbar, wogegen die Wölfe, welche einst die schlimmsten Feinde der DavoserHerden waren, seit mehr als 100 Jahren gänzlich
verschwunden sind. Vom Dache des Rathauses in Davos-Platz grüssen heute noch einige alte Wolfsschädel
herunter.
In die Geschichte ist Davos verhältnismässig spät eingetreten. Die Sage erzählt, dass das Thal durch Jäger der Freiherrn
von Vaz im 13. Jahrhundert entdeckt worden sei. In der That war aber Davos schon zur Zeit der Römer bekannt, da schon damals
ein Pass über den Flüela nach Davos und von da ins Prätigau führte. Jedenfalls aber war es Jahrhunderte
lang nur schwach bevölkert und vielleicht sogar nur im Sommer bewohnt. Urkundlich tritt es zuerst auf im Jahre 1213 unter
dem Namen Tavanns oder Kristis; das Kloster Churwalden bezog damals von Davos einen Grundzins.
Aus Urkunden von 1289 und 1300 geht hervor, dass im 13. Jahrhundert die Freiherren von Vaz dort deutsche
Walliser ansiedelten. 1289 wurde das Gut zu Davos von einem Freiherrn von Werdenberg als Vormund zweier minderjähriger Herren
von Vaz dem «Ammann Wilhelm und seinen Gesellen» gegen gewisse Abgaben
u. die Verpflichtung zur Heerfolge zu ewigem Erblehen gegeben. Diese deutschen Ansiedler übten, abgesehen
von dem Blutbann, vollständige Selbstverwaltung. Die Kolonie vermehrte sich sehr rasch, und 1325 legte sie bei einer Fehde
der Freiherren von Vaz mit dem Bischof von Chur ihre erste Waffenprobe auf der «Kriegsmatte» in Dischma ab. Als im Jahre 1436 der
letzte Spross der
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