und Andlau gewesen ist. 500 m w. der Station Courgenay steht, zwischen zwei jungen Lindenbäumen, die sogen.
Pierre Percée,
ein 2,4 m hoher und 2,3 m breiter Menhir von 30-40 cm
Dicke, der in der Mitte von einem ovalen
Loch durchbohrt ist und lange
Zeit für die Bewohner der ganzen Umgegend ein Gegenstand abergläubischer Furcht bildete. Unter einer
alten dieses Denkmal von einstigem Druidenkultus beschattenden
Linde wurde im Mittelalter Gericht gesprochen (zuerst Volksgerichte,
dann Gerichtshof der «mairie» Alle). Nachgrabungen, die unter und um den
Monolithen vorgenommen wurden, sind ergebnislos geblieben; dagegen hat man in einiger Entfernung davon Trümmer aus
der Römerzeit, menschliche Gebeine und
Stein-, Bronze- und Eisenwaffen gefunden.
Courgenay litt stark unter den Verheerungen des 30-jährigen Krieges, wenn auch nicht in dem grauenhaften Masse, wie das 1 km
weiter nach O. gelegene und heute völlig verschwundene Dorf Courtemblin, an dessen Stelle jetzt die
Mühle von LaTerre
steht. Heimat des Führers der aufständischen Bauern der
Ajoie,
Pierre Péquignat oder Pétignat, der 1740 in
Pruntrut enthauptet
und gevierteilt wurde und dessen im untern Teil des Dorfes, w. vom grossen
Brunnen, stehendes Wohnhaus heute noch wohlerhalten
ist. Auch der 1846 in
Algerien gestorbene General Comment war ein Kind Courgenay's. Hier wohnte während
seiner letzten Lebensjahre der
Maler Gandon.
Acker- und Weinbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Pensionnat. Seit 1055 wird ein Edelgeschlecht de Curginvol oder de Corgivul genannt, das ein über dem Dorf, auf dem sog.
Châtelard, gestandenes befestigtes Erdwerk
(Motte) bewohnte. 1529 war Humbert de
Praroman, ein Vogt
Freiburgs, im Besitz der
Hoheitsrechte über das Dorf, die nach mehrfachem
Wechsel 1722 an das Geschlecht von
Diesbach übergingen.
Ersparniskasse. Schönes Schulhaus. Courrendlin bildet mit
Châtillon,
Rossemaison und
Vellerat
zusammen eine katholische Kirchgemeinde; die Reformierten gehören zur Kirchgemeinde
Delsberg. Der ungeahnt rasche Aufschwung
der Eisenhämmer von
Choindez hat die Verhältnisse der 1870 nur 854 Ew. zählenden Gemeinde völlig umgewandelt. Mit dem
Zuzug deutschsprechender Arbeiter nach
Choindez hat die deutsche Sprache hier ganz die Oberhand gewonnen
und ist auch der Schulunterricht deutsch geworden. In dem nur 2 km von
Choindez entfernten Dorf Courrendlin herrscht rege
Bautätigkeit, da sich hier die Arbeiter der Eisenwerke mit Vorliebe ansiedeln, um der mit Fabrikrauch geschwängerten Luft
der kalten, düstern und des Sonnenscheins entbehrenden
Schlucht von
Choindez zu entfliehen. Ausserdem
fehlt es hier auch an dem zur Unterbringung einer so zahlreichen Arbeiterschaar nötigen
Platz. Zwei bedeutende Fälle der
Birs liefern diesem Industriezentrum die elektrische Kraft; der eine, oberhalb Courrendlin, versorgt
Choindez mit Licht, während
vom andern, unterhalb Courrendlin, ein grosser Fabrikkanal aus armiertem Béton dem zwischen
Courroux
und
Delsberg gelegenen Eisenwerk
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Les Rondez dient. Courrendlin ist eine sehr alte Siedelung, die schon 866 als Rendelana erscheint; 1184: Rellendorf;
1239: Courrandelin. Sitz eines wenig bekannten Edelgeschlechtes. 1460 hatten 116 Solothurner das elsässische Dorf Ferrette
geplündert und mussten sich vor einer Schaar von 300 gegen sie anrückenden Kaiserlichen zurückziehen; bei Courrendlin
kam es zum Kampf, in dem die Solothurner Sieger blieben und den Gegnern ihre Feldzeichen abnahmen, die
dann zunächst in der St. Ursenkathedrale und später im Zeughaus von Solothurn
aufbewahrt wurden. 1499 legten die Kaiserlichen unter
Zerhein das Dorf Courrendlin zusammen mit Münster und anderen Ortschaften dieser Gegend in Asche, wurden aber
wenige Tage später in der Schlacht von Dornach selbst völlig aufgerieben.
Auch zur Zeit der französischen Revolution hatte das Dorf stark zu leiden, indem die französischen Truppen hier in die
Schweiz einfielen; ihr Durchmarsch dauerte vom bis in den März 1798. Am Martinet (1,5 km s. Courrendlin)
lag einst die über den Kamm der den Zirkus von Choindez im N. abschliessenden senkrechten Felswände verlaufende Grenze zwischen
der Gerichtsherrschaft (prévôté) Münster und dem Delsbergerthal, die heute noch durch ein eisernes Kreuz genau bestimmt
ist.
Auch im Sprachgebrauch der Gegend leben diese einstigen Verhältnisse noch fort, indem die Bewohner des
Bezirkes Münster dies- und jenseits dieser Grenzmarke allgemein als die Leute «d'en-dessous
des Roches» und «d'en-dessus des Roches» unterschieden werden. Schalenstein. Spuren einstiger Eisenausbeute. Nahe dem Dorf
römische Ruinen; Römerstrasse. Die heutige Pfarrkirche 1772 erbaut; 10 Minuten davon entfernt steht noch die alte, nun über 1200 Jahre
alte Kirche, die zum besuchten Wallfahrtsziel geworden ist.
deutsch Lüttelsdorf (Kt. Bern,
Amtsbez. Delsberg).
420 m. Gem. und Pfarrdorf, in fruchtbarer Ebene schön gelegen, an der Mündung
der Scheulte in die Birs, an der Strasse Courchapoix-Delsberg und 2 km ö. Delsberg. Postbureau; Postwagen Delsberg-Montsevelier.
Gemeinde, mit Courcelon: 175 Häuser, 1333 kathol. Ew.; Dorf: 117 Häuser, 1067 Ew. Landwirtschaft, Holzhandel,
Mühle; Uhrenmacherei und Seidenweberei als Hausindustrie. Vor den N.-Winden ist Courroux geschützt durch den bewaldeten
Bergzug des Bambois, der von den Schluchten der Birs bis zur Solothurner Grenze zieht und dessen höchster Punkt, der Roc de Courroux
(848 m) eine prachtvolle Aussicht auf das ganze Thal gewährt.
Obwohl mitten im grossen Eisenerzbecken der Schweiz gelegen, hat Courroux selbst nur eine einzige Eisenmine (am Cras des Vignes);
die grossen Stollenwerke liegen s. und w. Delsberg. Eisen wurde in dieser Gegend schon von Alters her ausgebeutet und das Erz
in kleinen nahe den Waldungen aufgestellten Hochofen geschmolzen. 1146: Lutoltestorf; 1148: Corolt; 1258:
Corou. Wahrscheinlich von Curtis rufus = rotem Hof, Gehöfte herzuleiten, so genannt wegen des durch Eisenoxyd rostbraun gefärbten
Bodens der Umgebungen.
Vorrömische Siedelung bei der Roche de Courroux, gegenüber der Vorburg, wo die römische Strasse durchzog. Dank seiner Lage
an der Kreuzung der grossen Jurastrassen Biel-PierrePertuis-Basel und Delsberg-LesRangiers-Pruntrut (und
von da ins Herz Galliens) ist der Ort schon seit den ältesten Zeiten besiedelt gewesen, was zahlreiche Funde bezeugen: Gegenstände
aus der Steinzeit (Scherben von Töpferwaaren, Pfeilspitzen), gallische Münzen (mit dem Pferdekopf und Mistelzweig) und
eine Menge von Römermünzen (mit den Bildnissen des Augustus, Domitian, Hadrian etc).
Ausgrabungen in der Umgebung von Courroux haben sehr alte Mauerreste, Scherben von römischen Vasen und ein Grab mit einem
Frauenskelet mit Glas- und Bronzeschmuck blosgelegt. Halbwegs zwischen Courroux und Vicques, im Gewann Bellevie (Bellavia),
befindet sich der sog. Cercle des Fées, eine Art von rundem Erdwall mit Graben; in den Waldungen des Bambois
drei aufgerichtete Steine und endlich bei der Lokalität La Roche au Jacques Feuersteingeräte (neuestens von Dr. Thiessing
entdeckt).
Courroux war vom 12. bis 15. Jahrhundert Sitz der Edeln von Lütherlsdorf, Lütolsdorf oder Lütelsdorf, die später nach
Frankreich auswanderten und dort wahrscheinlich den Namen wechselten. Zweimal
wurde der Ort verwüstet:
zuerst von den mit der römischen Ansiedelung aufräumenden Barbarenhorden und dann im 17. Jahrhundert (30 jährigen Krieg)
von den Schweden und den Kaiserlichen, die derart hausten, dass eine Anzahl der überlebenden Bewohner von Menschenfleisch
sich zu nähren gezwungen waren.
Heutige Kirche 1871 erbaut. Courroux rühmt sich mit Recht seines während 36 Jahren amtenden Pfarrers
François Ferdinand Raspieler aus Glovelier, des bekannten Verfassers verschiedener Andachtsbücher, eines «Recueil
de synonymes français» und des «Poème des Paniers» («paniers»
hiessen im Volksmunde die Krinolinen der Damen des ausgehenden 18. Jahrhunderts). Dieses letztgenannte Werk, 700 in Delsberger
Mundart (patois «vadait») geschriebene Verse umfassend, ist eine der schönsten
und orginellsten aller mundartlichen Dichtungen der Schweiz und hat ihren ersten Herausgeber und Uebersetzer in die französische
Schriftsprache 1849 in Archivar Xavier Kohler in Pruntrut gefunden. Vergl. Abbé Daucourt. Dictionnaire historique des paroissesduJura.
Ackerbau und Viehzucht; Sägen, Holzhandel, Uhrenindustrie. S. von Court Le Monto und ö. davon Le Chaluet, ein kleines von
Landwirtschaft treibenden Wiedertäufern bewohntes Thal. Die Hügel im Thalhintergrund, zwischen Court und Sorvilier, bestehen
alle aus Molasse und zeigen die vollständige Schichtenreihe des schweizerischen Miocäns, Bänke von
polygener Nagelfluh (gleich der des Emmenthals) inbegriffen. In etwas höherem Horizont liegen Sandsteine, die in ihrer Fauna
(Cerithium lignitarum oder C. crassum) mit den berühmten Faluns der Touraine übereinstimmen; den Rücken der Hügelzüge
endlich bilden Kalke der Oeninger Stufe.
Der Name Court (1148: Cort; 1179: Curt) ist von Curtis = Meierhof herzuleiten und findet sich als Bestandteil
einer Menge von Ortsnamen im Juragebirge. Zwischen Court und dem Eingang zur Klus lag einst ein Dorf Chavanet, das im 17. Jahrhundert
durch die Pest entvölkert wurde und zerfiel und von dem heute keine Spur mehr zu sehen ist. Das gleiche
Schicksal teilte das Dorf Minvelier in dem vom Bach Champoz entwässerten Thälchen, 1 km w. Court, dessen Kapelle schon im 14. Jahrhundert
die Pfarrkirche der Orte Sorvilier und Court gewesen ist. Nach dem Zerfall des Dorfes baute man eine neue, 500 m weiter
s. gelegene Kirche, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts abgetragen und durch die heutige Kirche von Court ersetzt worden
ist. Ein beschwerlicher Fussweg führt über den Monto in 3 Stunden von Court nach Biel. Der Naturforscher Exchaquet war im 18. Jahrhundert
Pfarrer zu Court.
(Gorgesde) (Kt. Bern,
Amtsbez. Münster). 665-584 m. Grossartiger Engpass, 3 km lang und von SW.-NO.
gerichtet, zwischen Court und Münster, von der Birs durchflossen und zwischen Mond Girod im W. und dem Graitery im O. Der Ueberlieferung
nach soll der h. Germanus, Abt von Münster, den ersten (später von der Königin Bertha verbreiterten)
Fussweg durch die bis dahin ungangbaren Schluchten von Court angelegt haben. Erst viel später folgte die erste Fahrstrasse, 1752 auf
Befehl des Fürstbischofs Joseph Wilhelm Rinck von Baldenstein erbaut, woran eine (ähnlich der an der Pierre Pertuis) in den
Fels gehauene Inschrift erinnert; 1836 von Bern
zu einer schönen und bequemen Poststrasse umgestaltet. Die
schäumenden Wasser der Birs werden mitten in der Schlucht gefasst und speisen jetzt das Elektrizitätswerk Münster. Die Eisenbahn
durchfährt die Klus in zahlreichen Tunneln.
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Die Gorges de Court bilden eine typische Klus, die in ein einfaches u. wundervoll aufgeschlossenes jurassisches Gewölbe eingeschnitten
ist. Die am Mont Girod (1033 m) schroff abbrechende W.-Wand, die aus wechsellagernden kalkigen und mergeligen Schichten des
obern Jura (Portland-Argovien) besteht, zeigt prachtvolle Malm-Stufen, die bald als Felsbänder zum S.-
und N.-Ende (oder zum Ein- und Ausgang) der Klus sich senken u. hier mit beinahe senkrecht gestellten Schichten unter die
Oberfläche tauchen, bald als bewaldete Gürtel zu den Waldungen des Thalbodens absteigen.
Wie am Fuss der zwischen den senkrechten Felswänden eingerissenen Runsen liegen auch unterhalb der Argovien-Schichten grosse,
von der Pflanzenwelt kaum etwas verfestigte Schuttkegel und -halden. Die weit weniger schroffe und zu
grosser Höhe (bis zu den Sequanterrassen der Bergweiden des Graitery 1183 m) schief aufwärts steigende O.-Wand weist viel
breitere Waldbänder auf, die zwischen den Kalkrippen schräg aufwärts ziehen. Der Thalboden der Klus, der Gewölbekern,
besteht aus Oxford u. ist mehr oder weniger mit stets in Bewegung begriffenem Schuttmaterial überführt,
das beim Bau der Bahnlinie beträchtliche u. teure Verfestigungsbauten notwendig gemacht hat.
Auf den Felsen über dem Eingang zur Klus, bei Court, wo Luftströmungen beständig an der Herabminderung der Temperatur arbeiten,
wachsen einige alpine Pflanzenarten, wie z. B. Primula auricula, die hier grösser wird als in den Alpen.
In vereinzelten Gruppen krönt die Bergföhre (Pinus uncinata) mit ihren dunkeln Zweigen die nackten Felswände bis zur halben
Höhe des Graitery. In der Fortsetzung eines der Tunnel, die die zur Innenseite der Klus vorspringenden Kalkrippen durchbrechen,
liegt ein gemauertes Gewölbe, das angelegt werden musste, um die Bahnlinie vor der durch Anlage von
Steinbrüchen gelockerten und mit Einsturz drohenden Felswand zu sichern.
Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. In linguistischer Hinsicht bemerkenswerte Ortschaft, indem
das französische Element das deutsche langsam verdrängt.
Nw. über dem Dorf römische Ruinen;
in der sumpfigen Ebene unterhalb
von Courtaman sind zwei Bronzestatuetten aufgefunden worden, deren eine, eine Venus, heute im Museum
zu Bern
aufbewahrt ist.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut).
460 m. Gem. u. Pfarrdorf, am linken Ufer des Creugenat und 3 km w. der Station Pruntrut der Linie
Delsberg-Delle. Postblage, Telephon; Postwagen Pruntrut-Damvant. 120 Häuser, 759 kathol. Ew. Am O.-Hang eines sonnenreichen
und mit Obstbäumen bestandenen Hügelzuges erbaut, bietet das Dorf von O. gesehen einen recht malerischen
Anblick. Von Pruntrut wird es durch eine fruchtbare Ebene geschieden. Ackerbau, Viehzucht; Holzhandel, Uhrenindustrie. Kalksteinbrüche.
Hydranten und Wasserversorgung in den Häusern. Schönes Schulhaus. Die Siedelung erscheint zum erstenmal in einer Urkunde
von Irminon aus dem Jahre 814 als Curtis Udulphi und (mit Cheveney zusammen) als Eigentum der Abtei Saint Ursanne;
1139: Curtedul;
1178: Cortedul;
1241: Curtedun;
1362: Cortedoul. Sitz eines Edelgeschlechtes;
ein Henri de Courtedoux lebte
im 13., ein Richard de Courtedoux im 14. Jahrhundert.
^[Note:] Das Dorf im 30 jährigen Krieg vollständig in Asche gelegt.
Die Chronisten erzählen, dass damals die Schweden hier so viele Bauern niedermetzelten, dass Niemand
zur Beerdigung der Toten übrig blieb und die in grosser Anzahl hier zusammenströmenden Wölfe sich während eines ganzen
Monates an den herumliegenden Leichen sättigen konnten. Von diesem Ereignis soll auch der den Bewohnern von Courtedoux verbliebene
Spitzname der
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«Wölfe» herstammen. Courtedoux war bis zur Französischen Revolution Hauptort
eines Gerichtsbezirkes (mairie). Erste Kirche 1389, die heutige 1856 erbaut. Heimat des kürzlich in Paris verstorbenen Kupferstechers
PierrePelée.
Die hauptsächlichsten fliessenden Gewässer sind die Schüss, die von links die Doux und den Bach der Combe de Péry und von
rechts den Chenau, den Bach der Combe Grède, den Bez und den Bach von Orvin aufnimmt; die zur Birs gehende Trame.
Der Amtsbezirk Courtelary erstreckt sich auf eine Länge von 40 km und eine maximale Breite von 8-10
km. Sein Boden ist der grossen Höhenlage wegen (La Heutte 614 m, Renan 905 m, La Chaux d'Abel 1010 m) im Allgemeinen wenig
ergibig, doch baut man an Stellen, wo ihm grosse Sorgfalt zugewendet wird, Getreide und ausgezeichnete
Gemüse, und auch die Obstbäume gedeihen im Thal von St. Immer noch gut. Dieses ist überhaupt zusammen mit dem Thal von Orvin
der wärmste und fruchtbarste Teil des Bezirkes. Grosse Flächen nehmen Wiesen und Bergweiden ein; ebenso die an den Berghängen
in dichten Beständen stockenden, auf den Hochflächen aber lichtern Tannenwaldungen. Klima sehr gesund;
der Sommer ist angenehm, der Winter lang und kalt; die untern Abschnitte des Thales haben häufige Nacht- und besonders Morgennebel.
Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Ackerbau, Hornvieh- und Pferdezucht, Uhrenindustrie und Holzhandel.
In der Schüss werden Forellen gefangen, doch vermindert sich ihr Fischreichtum mit der Zunahme der Fabriktätigkeit
an den Ufern des Flusses. In Bezug auf die industrielle Tätigkeit steht die Uhrenmacherei an der Spitze, die im Thal von St. Immer
und in Tramelan zwei ihrer grossen Zentren hat. Papierfabrikation aus Lumpen in Courtelary, aus Holzfaser in Rondchâtel;
Ausgezeichneter
und weitherum bekannter Käse in La Chaux d'Abel. Die Schüss treibt mehrere grosse Fabriken und zwei Elektrizitätswerke (in
Sonceboz und Péry). Der grössere Teil des Bezirkes erhält elektrisches Licht und Kraft vom Elektrizitätswerk
La Goule am Doubs. Alle Dörfer des Thales von St. Immer sind elektrisch beleuchtet und mit Hochdruckwasserversorgung versehen,
die ein vollständiges Hydrantennetz speist und Brauchwasser in die Häuser abgibt.
Sekundarschulen in St. Immer, Corgémont und Tramelan Dessus; in St. Immer ausserdem noch eine Uhrenmacher- und Mechanikerschule
und eine Haushaltungsschule. Courtelary hat das Bezirkswaisenhaus, die Bezirksersparniskasse und die zentrale Armenkasse,
während die Altersasyle für Männer und Frauen und der Bezirksspital sich in St. Immer befinden; die kantonale Erziehungsanstalt
für verwahrloste Kinder französischer Zunge auf dem Pré aux Bœufs bei Sonvilier. Im Amtsbezirk Courtelary erscheinen zwei
Zeitungen.
Fünf interessante und malerische Strassen, von denen drei grossartige Naturschönheiten bieten, verbinden
den Bezirk mit seinen Nachbargebieten: Im S. die Strasse von Biel durch das Taubenloch und über La Reuchenette nach Sonceboz;
(Kt. Bern,
Amtsbez. Courtelary). 701 m. Gem. u. Pfarrdorf, Hauptort des gleichnamigen Amtsbezirkes,
im St. Immerthal zwischen Chasseral im S. und Sonnenberg (Montagne du Droit) im N.; 14 km wsw. Biel. Station der Linie Sonceboz-LaChaux de Fonds. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, die Siedelungen an der Montagne de l'Envers u. Montagne du Droit
inbegriffen: 210 Häuser, 1228 reform. Ew. französischer Zunge; Dorf: 114 Häuser, 1100 Ew. Das Dorf liegt
an beiden Ufern der Schüss, doch steht die grössere Häusergruppe an deren rechtem Ufer längs der Thalstrasse.
Courtelary ist mit Sonceboz und Sombeval das noch am meisten altväterischen Anstrich zeigende Dorf des ganzen Thales. Ausser
einigen wenigen modernen Neubauten sieht man fast nur die niedern Häuser mit sehr breitem Dach, wie sie
den Typus des burgundischen Bauernhofes des Hochjura charakterisieren. Die auf einem Hügel über dem Dorf stehende Kirche
ist sehr alt. Ersparniskasse; Bezirkswaisenhaus. Ackerbau und Viehzucht;
Käserei, Uhren- und Papierstofffabriken, Ziegeleien;
Holzhandel. Zwei grosse u. stark besuchte Jahrmärkte.
Hydranten,
Brauchwasserversorgung in den Häusern, elektrisches Licht. An den Berghängen schöne Waldungen und ausgedehnte Weiden. Die
Bedeutung von Courtelary beruht auf seiner Lage mitten im Thal, die ihm auch zum Rang des Bezirkshauptortes verholfen hat.
1,7 km nö. vom Dorf grosser erratischer Block und an der Montagne de l'Envers die Eishöhle Creux de Glace.
Urkundlich zum erstenmal 962 als Curtis Alerici (Alarici) erwähnt;
1178: Cortaleri;
1179: Cortelaray;
um 1250: Corthalri;
1253: Cortalary. Das Wappen der Edeln von Courtelary, das heute noch dasjenige der Gemeinde ist, zeigt in goldenem Feld einen
silbernen Schrägbalken mit drei Epheublättern.
Seit 1173 erscheinen die Edeln von Courtelary oft in den
Urkunden als an den Ereignissen in La Bonneville (Val de Ruz), Biel und Nidau Mitbeteiligte. Ein UlrichHaller von Courtelary war
Burgvogt auf dem Schlossberg ob Neuenstadt, andere waren Bürgermeister von Biel; die Witwe von Burkhart Haller von Courtelary
ehelichte einen Grafen von Diesbach. Der letzte des Geschlechtes, Bernhard von Courtelary, starb 1555 in
französischen Diensten. Im Jahre 1606 bestallte der Fürstbischof von Basel,
Jakob Christoph von Blarer, Petermann von Gléresse
(Ligerz) als in Courtelary residierenden Vogt der Landschaft Erguel.
Sein Nachfolger, Johann Heinrich Thellung, erbaute das Schloss Courtelary (auch Schloss Thellung geheissen),
das heute Sitz der Bezirksbehörden ist. Dessen Enkel fügte seinem Wappen das der Haller von Courtelary bei u. nahm für
sich u. seine Nachkommen den Namen Thellung de Courtelary an. Heimat des Generals in Diensten des Königs Viktor Emmanuel
von Sardinien Theophil Thellung (1722-1789), des bemerkenswerten Militärschriftstellers V. E. Thellung
(1760-1844) und des als Sohn des hiesigen Bürgermeisters 1714 geborenen Erziehers Friedrichs des Grossen Nicolas Béguelin.
Delsberg-Delle. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Boncourt. 121 Häuser, 680 kathol. Ew. Ackerbau, Viehzucht und
Fischfang (Lachsforellen); Uhrenindustrie, Mühlen, Holzhandel. Das Dorf liegt am O.-Hang der letzten Jurawellen, die mit prachtvollen
Buchenwäldern bestanden und von reizenden kleinen Thälchen angeschnitten sind, in denen im Sommer zahlreiche Spaziergänger
lustwandeln. Boden sehr fruchtbar, aber zum Teil den periodisch wiederkehrenden Ueberschwemmungen durch
die Allaine ausgesetzt.
in einer Urkunde Lothars, Königs von Lothringen, 866 als Curtis Mietia (curtemque mietiam in alsgaugensicomitatu) zum erstenmal genannt;
1139: Cordomasge;
1178: Cordomache;
1184: Cordemacha;
1251: Cordemaische;
1349 u. 1350:
Courdemaîche.
Der Ort im 30jährigen Krieg bis auf ein einziges Haus (mit der Aufschrift 1633) völlig
in Asche gelegt; bald nachher zerstörte eine Ueberschwemmung eine Reihe von Wohnhäusern des kaum wieder erstandenen unglücklichen
Dorfes und überführte dessen fruchtbare Felder mit einer mächtigen Lage von Schlamm und Schutt. Kirche 1856 erbaut, Turm
aber bedeutend älter. Etwas n. Courtemaiche, am O.-Hang des Hügelzuges, die besuchte kleine Wallfahrtskapelle
zu Saint Symphorien. Vom 13. bis 16. Jahrhundert Sitz eines Edelgeschlechtes, dessen Rechte auf die Herrschaft Courtemaîche 1550 an
das zu Ende des 17. Jahrhunderts erloschene Geschlecht derer de Couthenans übergingen. Ueber dem Tor des zum Teil noch erhaltenen
Edelhofes das Wappen der Herren von Couthenans und Ueberreste altertümlicher Verzierungen.
Der Bach dieses Thälchens treibt in Courtemautruy die MühleLe Martinet, verliert sich in den Sümpfen
von Courtemaîche und tritt 2,5 km weiter nw. als Bach von Voiebœuf von Neuem zu Tage. Die ganze Umgegend ist der Schauplatz
zahlreicher Legenden über Feen, Druiden und böse Geister. Nach einigen Geschichtsschreibern soll Julius Cæsar auf dem 2 km
ö. Courtemautruy gelegenen Mont Terri ein Lager aufgeschlagen und am Fuss der kahlen Felsen dieses Berges
die Germanen unter Ariovist geschlagen haben. Die etymologische Ableitung des Namens Courtemautruy ist in Dunkel gehüllt.
Um 1146: Curthemaltrut;
1147: Curthemaltru;
1152: Cortemaltrut;
1179: Curtemaltrut;
1254: Cortematri. Zwischen Courtemautruy
und dem Mont Terri stand einst das wahrscheinlich im 15. Jahrhundert zerstörte Dorf Courtary;
1862 an
dieser Stelle angestellte Nachgrabungen förderten Trümmer römischer Bauwerke zu Tage.
Das Dorf entwickelt sich
seit dem Bau der Linie Freiburg-Murten zusehends.
Kathol. und reform. Schule. 1822 sind römische Altertümer aufgedeckt worden,
darunter die Bronzestatuette eines Ringkämpfers, eine Kupfermünze mit dem Bildnis Traians und eine
Bronzemünze mit demjenigen des Augustus.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Delsberg).
445 m. Gem. und Dorf,^[Berichtigung: Pfarrdorf] am rechten Ufer der Sorne, an der Strasse Delsberg-Glovelier
und 3,5 km sw. Delsberg. Station der Linie Delsberg-Delle. Postbureau, Telegraph, Telephon. 156 Häuser, 1037 kathol. Ew.
KirchgemeindeCourfaivre. ^[Ergänzung: Schöne grosse Kirche.] Ackerbau und Viehzucht; Holzhandel, Obstpresse, Mühle, Uhrenindustrie
und Holzschuhfabrikation. Die Sorne bildet hier zwei Fälle; der oberhalb des Dorfes dient zur elektrischen Beleuchtung von
Courtetelle, der unterhalb des Dorfes zur Beleuchtung von Delsberg und zum elektrischen Betrieb einer Uhrenschalenfabrik.
Hydranten und Wasserversorgung in den Häusern. Der Name wahrscheinlich von Curtem Tello abzuleiten; 1178 Curtetele.
Einige römische Münzen und Ueberreste aus der Zeit der Burgunderherrschaft. Ein im ö. Abschnitt des Hügelzuges von Chaux, 1 km
n. Courtetelle und bei den heute noch sichtbaren Ueberresten der Kirche zu Saint Maurice gelegenes Dorf Bourgnon ist zu
nicht bekannter Zeit zerstört worden. Dort auch der Chemin oder Creux des Sarrasins. In dieser Gegend wurden am 21. Februar 666 die
Heiligen Germanus aus Münster und Randoald von den Germanen unter Catticus (oder Athicus) ermordet; ihre zuerst in Münster
aufbewahrten Körper sind 1530 nach der Kirche Saint Marcel in Delsberg übergeführt worden, wo sie heute
noch Gegenstand grosser Verehrung sind.
Courtetelle hatte im 30jährigen Krieg Vieles zu erleiden, und die Pest von 1634 raffte einen guten Teil der Bevölkerung
hin. Während der französischen Revolution bekam hier die auf einem Wagen herumfahrende Guillotine grosse Arbeit. Die heutige
Kirche 1735 erbaut, 1867 vergrössert und restauriert. Sie enthält eine prachtvolle Orgel, Glasmalereien
und ein harmonisches Läutwerk. Heimat des Abtes Grégoire Joliat von Bellelay, der seines Amtes während 28 Jahren (1743-71)
waltete und die grosse Umfassungsmauer des Klosters erstellte.
oder Curtilles (Kt. Waadt,
Bez. Moudon).
520 m. Gem. und Pfarrdorf, nahe dem rechten Ufer der Broye, an
der Strasse Yvonand-Lucens-Romont, 1 km sö. der Station Lucens der Linie Lausanne-Payerne-Lyss und 5,3 km nö. Moudon. Gemeinde,
die WeilerLes Biolles, Pâquis und Prévondens inbegriffen: 65 Häuser, 386 reform. Ew.; Dorf: 17 Häuser, 100 Ew. Bildet zusammen
mit den politischen Gemeinden Lovattens, Lucens, Cremin, Forel und Oulens eine Kirchgemeinde. Alte Kirche,
dem Gottesdienst für Courtilles und Lucens dienend. Landwirtschaft, etwas Tabakbau. Der schon im 9. Jahrhundert genannte
Flecken war früher von einer gewissen Bedeutung, wurde 1165 vom Bischof Landri de Dumes (dem Erbauer des Schlosses von Lucens)
mit Mauern umgeben, dann aber vermutlich in einer Fehde zu Ende des 12. Jahrhunderts zerstört und vom
Bischof Bonifatius 1231 an einer andern Stelle wieder aufgebaut.
Auf einem benachbarten Hügel alte Schlossruine.
Römische
Ueberreste mit einer fragmentarischen Inschrift;
Burgundergräber, Goldring mit Aufschrift. 861: Curtilia.