917 m. Kleines Dorf, nahe dem linken Ufer des
Javroz, 10 km ö. der Station
Bulle der Linie
Romont-Bulle und 1,5 km n.
Charmey. 20
Häuser, 106 kathol. Ew. französischer Zunge.
430 m. Bergweiden mit Gruppe von 12 im Frühjahr und Herbst bezogenen
Hütten,
am Eingang zum
ValMorobbia und 2 Stunden sö. der Station
Giubiasco der Gotthardbahn.
Käse. Emsig
betriebener Schmuggel. 985 von Galba, genannt Franzoni, nach seiner Rückkehr aus
Gallien mit seiner Gemahlin Aldiva, der
Tochter des Herzogs von Aquitanien, gegründet. In der Kirche sehr schöne Fresken von Borgnis, deren
prächtigste, die Kreuzigung Christi darstellend, mit Hilfe einer eidgenössischen Subvention auf Leinwand übertragen und
so vor dem Untergang gerettet werden konnte.
Wie
Campo ist auch das Dorf Cimalmotto durch fortschreitende Bodenbewegungen
dem frühern oder spätern Untergange geweiht, und viele seiner
Häuser weisen stets sich erweiternde
Risse auf.
O.-Gipfel der
Dent du Midi (3180 m), seiner hervorragenden Gestalt und der
schwierigen Besteigung wegen in der alpinen Litteratur stets unter diesem Namen besonders erwähnt. S. den Art.
Dent du Midi.
(Kt. Tessin,
Bez. Lugano).
559 m. Gem. und Dorf, am rechten Seitenhang des
ValVedeggio, 1 km nw.
Agno und 7 km
w.
Lugano. 50
Häuser, 130 kathol. Ew. Kirchgemeinde Cimo-Iseo. Acker- und Weinbau, Zucht der Seidenraupe. Fund einer
Vase mit
massaliotischen Münzen.
1778 m. Wenig hervortretende Anhöhe, in der schmalen und niedrigen Kette, die
vom
Hochwang nach N. abzweigt und das prätigauische Valzeinerthal vom
ChurerRheinthal scheidet.
Die steile
und runsendurchfurchte
NW.-Seite dicht bewaldet, übrige Hänge sanft gerundet und bis zum Scheitel mit schönen Alpweiden
bestanden.
Sö. vom Gipfel führt der Stamserpass von
Trimmis nach
Valzeina, der namentlich als Zugang zu den
Alpen hinterValzeina
und
Furna benutzt wird.
487 m. Zwei
Häuser, am rechten Ufer des
Doubs,
an einem klaren Bach (clair bief), der vom französischen
Clos du Doubs herabkommt, und 5 km wsw.
Soubey. An der Grenze gegen
Frankreich mit Grenzstein aus dem Jahre 1747. Wirtshaus mit Spezereiladen und Grenzwächterposten mit Zollamt.
1754 m. Frühjahrsweiden, auf einem bewaldeten, 2 Stunden nö. Châble
vorspringenden Rücken.
Von dieser hochgelegenen, grünen und mit Hütten übersäten Waldlichtung geniesst man eines prächtigen
Ueberblickes über das Dransethal von der Gruppe des Combin bis zur Mündung der WildbachesDurnant.
Dient heute den einfachen
Bauern von Médières als vorübergehende, bescheidene Wohnstätte, wird aber in kürzerer oder längerer
Frist sich seiner sonnigen Lage und schattenreicher Spaziergänge wegen zu einem Luftkurort umgestalten.
Leider ist das sonst
leicht zugängliche Plateau zur Zeit mit dem Thal nur durch schlecht unterhaltene und der direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzte
Wege verbunden.
(Kt. Appenzell
I. R., Gem. Appenzell).
1008 m. Burgruine, auf abgerundeter Anhöhe, ¾ Stunden n. über Appenzell.
Zeit der
Erbauung unsicher; soll nach einer nicht verbürgten Angabe Walsers aus 925 stammen. Sicher ist, dass die Burg 1210 Eigentum
der Abtei St. Gallen
war und deren Aebten zu verschiedenen Zeiten als Zuflucht oder zum Exil diente. Als die Appenzeller
die Burg 1401 belagerten, übergab sie der Abt der Obhut der Stadt St. Gallen, die aber nach der Einnahme der Veste durch
die Appenzeller 1402 selbst deren völligen Schleifung beistimmte. 1491 erwarb Hans Lehner von Appenzell
das einstige Grundeigentum von
Clanx. Neuere Nachgrabungen haben keine bemerkenswerten Funde gezeitigt.
(Kt. Waadt,
Bez. Vevey,
Gem. Le Châtelard). 390 m. Bedeutende Ortschaft, am Genfersee und 22 km osö. Lausanne; heute mit Montreux
zu einer Siedelung verwachsen, umfasst den zwischen der Maladeyre und dem einstigen Dorf Vernex gelegenen Gebäudekomplex.
Station der Simplonbahn und der elektrischen Strassenbahn Vevey-Chillon; Dampfbootstation. Postbureau, Telegraph,
Telephon. 177 Häuser, 1763 reform. Ew. Kirchgemeinde Montreux, von deren drei Geistlichen abwechselnd ministriert.
Diese Siedelung von hohem Alter ist verschiedene Male von den die Ufer des Genfersees brandschatzenden Barbarenhorden zerstört
worden. Der Ueberlieferung nach fiel die Ortschaft auch dem Bergsturz vom MonsTauretunum (563) oder der dadurch verursachten
mächtigen Flutwelle des Sees zum Opfer. Clarens ist heute eine stark besuchte Fremdenstation, die ihren
Gästen in zahlreichen Pensionen und Gasthäusern, sowie in dem eigens hiefür erbauten Villenquartier Dubochet allen Ansprüchen
entsprechende Unterkunft gewähren kann.
Schöne Quaianlagen. Klima und Lage wie die von Montreux, aber mit umfassenderer und harmonischerer Rundsicht. Feigen-,
Maulbeer- und Granatapfelbaum gedeihen im Freien; Weinbau wird in grossem Stile betrieben, und die Rebe behauptet allen Boden,
der nicht den Gebäulichkeiten
zu dienen hat. Der auf einer Anhöhe wunderschön gelegene Friedhof enthält die Grabstätten
dreier hervorragender Männer: des Dekans Bridel (1767-1845), der 40 Jahre lang in Montreux als Pfarrer
wirkte und als begeisterter Waadtländer Patriot den Conservateur Suisse herausgab;
des Philosophen und Litterarhistorikers
Alexander Vinet (1797-1847), sowie des Dichters u. Schriftstellers Amiel.
Hier sollen die berühmten «Bosquets de Julie»
gelegen haben, die von J. J. Rousseau in seiner NouvelleHéloïse so begeistert und wundervoll geschildert worden sind.
(Kt. Uri
und Glarus).
Ebenso grossartige wie schöne Gebirgsgruppe; zwischen dem Schächenthal u. Urnerboden einerseits und
dem Maderanerthal u. Sandalpthal andererseits, jene verbunden durch den Klausenpass (1952 m), diese durch
das Firnjoch der Planura (2940 m). Die W.-Grenze wird gebildet durch das Reussthal von Amstäg bis Bürglen, die O.-Grenze
durch das Linththal von der Pantenschlucht bis zur Mündung des Fätschbachs (vom Urnerboden) nahe bei Linthal.
Die Länge beträgt 28 km, die Breite 5 km im ö. Teil bis 12 km am W.-Rand und im Mittel etwa 7 km,
die Grundfläche also etwa 200 km2. Der Rückgrat der Kette verläuft von WSW. nach ONO. von der kleinen Windgälle (2988
m) zum Kammerstock (2125 m) und ist im allgemeinen dem S.-Rand näher als dem N.-Rand, namentlich im w.
Teil. Genau in der Mitte des Kammes liegt das Scheerhorn, das mit 3296 m zugleich der höchste Punkt desselben ist. Gleichwohl
wird die Kette seltener nach diesem mathematischen Mittelpunkt benannt, als nach dem etwas östlichem Claridenstock (3270
m), den man wohl als den orographischen Mittelpunkt bezeichnen darf, insofern als die Wasserscheide zwischen
Reuss und Linth vom Klausenpass zur Planura über ihn zieht und auch die grössten Gletscher der Gruppen sich an ihm scheiden.
Die tiefste ist der Ruchkehlenpass (2679 m) hart sw. vom Klein Ruchen, dann folgt der ScheerhornGriggeli Pass (2798
m) w. vom kleinen Scheerhorn (das übrigens nur eine Schulter des grossen ist), dann die Kammlilücke (2848 m) zwischen Scheerhorn
und Kammlistock. Alle drei sind Gletscherpässe, zu denen es von der N.-Seite sehr steil ansteigt und die nur von Touristen
gelegentlich benutzt werden, am meisten die Kammlilücke als Zugang vom Klausenpass zur Hüfihütte u. zur
Claridenhütte und zum Zentrum der Gruppe. Die gleichmässige Gipfelhöhe ist eine Erscheinung, die auch sonst in so
geradlinig verlaufenden Kämmen, wie der Claridenkamm einer ist, mehrfach
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beobachtet wird. Hier ist sie aber insofern etwas auffällig, als die w. Gipfel (Ruchen-Windgällen) aus Hochgebirgskalk
(Malm), die ö. (Scheerhorn-Gemsfayrenstock) aus eocänen Schichten, also aus Gesteinen eines höheren geologischen Horizontes
bestehen. Der durch Verwitterung und Abtragung in der Gipfelregion entstandene orographische Horizont stimmt also nicht mit
dem geologischen überein. Die Erklärung hiefür liegt nach Albert Heim in Folgendem: Im W., im Reussthal,
kommen unter den Kalkschichten Gneiss und andere krystalline Silikatgesteine in bedeutender Mächtigkeit zum Vorschein, am
Ostende dagegen, im Linththal, zeigen sich diese nirgends u. Jura und Eocän gehen bis in den Thalgrund. Es liegt also die
geologische Basis, das zentralmassivische Grundgestell, dort tiefer als im Reussthal.
Diese wurde samt allem was darüber liegt gleich uranfänglich bei der Gebirgsfaltung im O. weniger hoch erhoben als im W.,
so dass dort das Eocän nur etwa so hoch zu liegen kam, wie der Malm hier. Würden dem Windgällen-RuchenKamm die
Eocänschichten noch aufliegen, so würde er eine Höhe von etwa 4000 m erreichen. Die Abtragung muss dann auch im hohen W.
rascher gearbeitet haben als im niedrigern O. und konnte darum allmählich das Gipfelniveau nahezu ausgleichen.
W.- und O.-Ende der Claridenkette unterscheiden sich auch sonst noch von einander. Am O.-Ende zerfasert
sie sich in drei Arme dadurch, dass das Altenoren- und Fisitenthal in dasselbe einschneiden. Der mittlere Arm zwischen diesen
beiden Thälchen setzt die gerade Richtung über den Gemsfayrenstock hinaus fort zum Rothstock und Malor; der n. Arm biegt vom
Gemsfayrenstock zuerst etwas nach N. aus, nimmt dann aber bald wieder die NO.-Richtung an und endigt
mit dem Kammerstock.
Der s. Arm endlich bildet den S.-Rand des Claridenfirns, über den er sich nur wenig erhebt, während er tief und steil nach
der Sandalp abfällt. Ihm gehören der Hintere und vordere Spitzalpelistock, der Geissbützi-, Becki- und Zutreibistock und endlich
der Altenoren- und Gemsistock an. Nach NO. erniedrigen sie sich allmählich, so dass der HintereSpitzalpelistock
noch 3003 m, der Gemsistock nur noch 2432 m hat. Im W. findet keine solche Zerfaserung statt. Dagegen lehnt sich nw. an die GrosseWindgälle die Gruppe des Hoh Faulen als ein selbständigerer Gebirgsstock an, mit diesem verbunden durch
den Seeweligrat und
das Schwarz- und Weissstöckli.
Abgeschnitten wird dieser Stock vom übrigen Claridengebiet durch das von Unterschächen nach S. einschneidende Brunnithal,
dann durch das w. ansteigende bachlose Griesthal und die Scharte «Im Stich» unmittelbar s. vom Hoh Faulen, über welche man
nach Erstfeld oder Silenen hinüber steigen kann. Von Schattdorf, Bürglen und Spiringen schneiden einige
kleine Thäler in diesen Stock ein und geben ihm eine strahlenförmige Gliederung. Die Hauptgipfel sind, ausser dem Hoh Faulen
(2518 m), der spitze Rinderstock (2476 m), der breite Belmeten (2423 m) und der Schwarzgrat (2023 m) gegen das Reussthal, dann
der Sittliser (2450 m), der Blinzi (2464 m) und der Gross und Klein Spitzen (2403 u. 2312 m). Auch hier sind
also die Gipfelhöhen nicht sehr verschieden von einander.
Wenn man vom Klein Spitzen als einem blossen Vorgipfel des GrossSpitzen und vom Schwarzgrat als einem blossen Ausläufer des
Belmeten absieht, halten sich alle Gipfelhöhen zwischen etwa 2400 und 2500 m. Es ist hier eine ähnliche
Beobachtung zu machen wie in der Hauptkette. Auch hier vereinigt sich mit gleicher Gipfelhöhe eine ungleiche Höhe der geologischen
Basis. Im Schächenthal sieht man vom Fuss bis zu den Gipfeln hinauf nichts als Eocän; im Reussthal dagegen
beginnt gleich hinter Schattdorf ein Kalkstreifen, zuerst nur als schmales Band unten an der Thalsohle, von Eocän überlagert.
Bald aber steigt es rasch an und verbreitert sich, um schliesslich die hohen Wände am Schwarzgrat, Belmeten, Rinderstock und
Klein Windgälle zu bilden. Der obere Rand steigt bis auf etwa 2400 m. Hie und da liegt darüber noch
eine dünne Kappe von Eocän, z. B. am Rinderstock und Hoh Faulen. Besonders interessant ist aber der untere Rand, der von
der Thalsohle n. von Erstfeld in schön geschwungener Linie erst rascher, dann langsamer ansteigt, so dass er unter dem Belmeten
etwa 1500 m und unter der Windgälle nahe an 2000 m erreicht. Darunter liegen krystalline Schiefer. Die
Schichten fallen also SN., und die krystalline Basis liegt bei Amstäg etwa 1500 m über der Thalsohle, erreicht dieselbe
bei Erstfeld und sinkt dann bald unter dieselbe. Aehnliches zeigt sich im Brunnithal. Dasselbe hat sich
von Unterschächen her durch die ganze, wohl 1500-2000 m dicke Eocändecke hindurch und noch einige hundert Meter tief in den
obern Jura (Malm) hinein geschnitten. Der untere Rand
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desselben ist hier noch nirgends zu sehen, aber der obere Rand und damit der untere des Eocäns, die Kontaktlinie, steigt
von etwa 1300 m am Ausgang des Brunnithals bis auf 1600 m in der Sittliser Alp, dann w. durch das Griesthal hinauf bis zum Stich
am Hoh Faulen auf etwa 2400 m.
Wir werfen von da weg einen Blick auf die geologischen Verhältnisse der Claridengruppe überhaupt. Da sich das Ansteigen
wie im W. auch im O., z. B. auf der Linie von Linthal nach der Sandalp, beobachten lässt, während in dieser Alp und im Maderanerthal
mehr die Schichtköpfe sich zeigen, so erscheint das Gebirge im ganzen als ein Isoklinalkamm. Das Aufsteigen
der Schichten ist aber nicht eine ganz einfache Aufrichtung wie etwa an den Churfirsten, sondern geschieht in Form von mehreren
Falten.
Dabei sind die tektonischen Verhältnisse in W. und O. sehr verschieden. Im W. besteht das Gebirge aus einer
einzigen grossen, nach N. übergelegten Falte, im O. aus mehreren kleinern, ebenfalls n. überliegenden Falten. Der Uebergang
geschieht allmählich etwa in der Gegend des Scheerhorns durch Auflösen der einen grossen Falte in mehrere kleinere. Besonderes
Interesse erregt die grosse liegende Falte im W., am Windgällen-RuchenKamm. Es sind aber nirgends alle
Teile derselben in ununterbrochenem Zusammenhang zu sehen.
Einzelne liegen in der Tiefe verborgen, andere sind abgetragen. Was man sieht sind immer nur kleinere oder grössere Stücke,
ein Schenkel, eine Biegung, manchmal mehrere übereinander, deren Zusammenhang man sich in Gedanken konstruieren muss, wozu
freilich die Natur dem forschenden Blick reichliche Anhaltspunkte bietet. Vom Klein Ruchen bis zum Scheerhorn
z. B. ist der Gewölbeschenkel noch vorhanden und auch die in Eocän gehüllte Gewölbebiegung noch zu sehen.
Das Uebrige aber, der Mittel- und Muldenschenkel mit der verbindenden Muldenbiegung, liegt in der Tiefe vergraben. Weiter
w. ist der Gewölbeschenkel abgetragen, aber Mittel- und Muldenschenkel und zum Teil auch die beiden
Biegungen sind vorhanden und der Beobachtung zugänglich. Den Muldenschenkel erkennt man an der normalen, den Mittelschenkel
an der umgekehrten Lagerung der Schichten. Zudem liegen beide Schenkel annähernd horizontal, oder es steigt der tiefer liegende
Muldenschenkel langsam nach S., der höher liegende Mittelschenkel langsam nach N. an. Die Biegungen
dokumentieren sich durch die steile Aufrichtung der Schichten, wie man sie z. B. an den gewaltigen N.-Wänden aus Hochgebirgskalk
der Grossen Windgälle und des Gross Ruchen beobachtet. An der Kleinen Windgälle sind auch die beiden Biegungen abgetragen,
aber umso deutlicher erkennt man den Mulden- und den Mittelschenkel.
In einem Profil von Silenen oder Amstäg bis auf die Spitze trifft man daher die Schichten zuerst in normaler (im Muldenschenkel),
dann in umgekehrter (im Mittelschenkel) Reihenfolge an, nämlich von unten nach oben: Gneiss (bis ca. 2000 m), Rötidolomit,
Dogger, Malm (als hohe Kalkwand), Eocän (als schmales Nummulitenband), dann wieder Malm (als zweite
hohe Kalkwand) und Dogger. Darauf sitzt dann noch ein Klotz von Quarzporphyr. Auf dem Nummulitenband kann man den Berg von
N. über W. nach S. umgehen und steigt dabei von etwa 2100 auf 2500 m. Man muss sich also vorstellen, dass bei der Gebirgsfaltung
die ursprünglich horizontal liegende Schichtenreihe vom Rötidolomit oder Dogger an sw. etwas aufgerichtet,
dann auf der Seite des jetzigen Maderanerthals vollständig umgebogen und auf sich selbst zurückgelegt wurde, so dass nun
das oberste zu unterst, Eocän auf Eocän, zu liegen kam und bei dem ungeheuren Gebirgsdruck zu einem schmalen Band zusammengepresst,
resp. ausgezogen wurde.
Was unter diesem Band liegt, ist der Unter- oder Muldenschenkel mit normaler, was darüber liegt, der Mittelschenkel mit
verkehrter Schichtenfolge. Dieser nordwärts zurückkehrende Mittelschenkel wurde dann auf der Seite der Seewelialp noch einmal
umgebogen u. noch einmal auf sich selber zurückgelegt. So entstand der Ober- oder Gewölbeschenkel mit
wiederum normaler Schichtenfolge. Dieser wurde aber mit der Zeit an der Kleinen Windgälle vollständig abgetragen, ebenso
beim Einschneiden des Maderanerthals u. des Thälchens der Seewelialp die beiden Biegungen, während diese weiter ö. an GrosserWindgälle u. Gross Ruchen noch erhalten sind: die Gewölbebiegung als N.-Wand diese mächtigen Gipfelbauten, die Muldenbiegung
im Maderanerthal unter den sog. Alpnoverplatten u. anderwärts verhüllt oder am Hüfigletscher auch wieder abgetragen.
Die Erhaltung schreitet nach O. fort, so dass vom Klein Ruchen bis Scheerhorn auch der Ober- oder Gewölbeschenkel noch in
grossen Stücken vorhanden, das ganze Faltensystem aber von da nach O. hin weniger hoch gehoben ist und
sich, wie oben bereits gesagt, in eine Reihe kleinerer Falten aufgelöst hat. Ein merkwürdiges Vorkommnis ist der erwähnte
Porphyr der Windgällen. Er ist ein ächtes Eruptivgestein. Da gerundete Gerölle desselben im Dogger und eckige Stücke in
Karbonschiefern vorkommen so muss die Eruption älter als der Dogger sein und vielleicht in alt- oder
vorkarbonischer Zeit stattgefunden haben. Mit der Hebung und Faltung des Gebirges
¶
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hatte diese aber nichts zu thun, denn die Faltung ist jünger als das Eocän, sonst wäre das letztere nicht mitgefaltet
worden.
Die Claridengruppe zeigt eine beträchtliche Vergletscherung und zwar mehr auf der S.- als auf der N.-Seite, weil dort die
Tödigruppe sich anschliesst und zwischen beiden weite Mulden als Sammelbecken des Firns vorhanden
sind. Der mächtigste dieser Gletscher, der auch beiden Gruppen zugleich angehört, ist der Hüfigletscher, der einzige, der
auch eine längere Zunge bildet. Mit seinem Sammelgebiet, dem Hüfifirn, misst er 16 km2, wovon 6,66 km2 auf die 5 km
lange Eiszunge kommen. Er gehört zu den schönsten Gletschern der Schweiz und bildet den Hauptschmuck
des Maderanerthals. An seinem S.-Rand steht auf hoher Terrasse in wundervoller Lage die Hüfihütte des S. A. C., als Ausgangspunkt
für Touren sowohl in der Clariden- als in der Tödigruppe.
Die nächstgrössten Firn- und Eisfelder sind dann der Claridenfirn und der Griesgletscher, beide mit dem
Hüfifirn zusammenhängend, aber jener nach O. gegen die Linth, dieser nach N. gegen den Schächen sich senkend. Am O.-Ende
steht am Altenorenstock die Claridenhütte des S. A. C., die den Besuch der ö. und zentralen Teile (bis zum Scheerhorn) der
Claridengruppe erleichtert. Kleinere Gletscher, lauter Hängegletscher, sind noch eine Reihe vorhanden,
so ihrer je zwei auf der S.-Seite des Kammes an den Windgällen und Ruchen, wozu da und dort, und zwar auch auf der N.-Seite,
Eisrunsen oder Eisschluchten kommen; ferner der Claridengletscher, der Rotnossenfirn und der Langfirn auf der N.-Seite des Kammes
vom Claridenstock bis zum Gemsfayrenstock, von welchem gelegentlich Eislawinen auf die untenliegenden Schutthalden
hinunter stürzen, besonders auf das weite Trümmergebiet des sogen. Teufelsfriedhofs, das sich aus Lawinen-, Bergsturz- und
Moränenmaterial zusammensetzt.
Darunter folgen die schönen Alpterrassen auf der rechten Seite des Urnerbodens, die sich mit einem Waldsaum gegen diesen absetzen.
Ein zweites, noch immer in Bewegung befindliches Bergsturzgebiet befindet sich etwas hinter Spiringen
im Schächenthal, das man in seiner ganzen Ausdehnung von der neuen Klausenstrasse aus überblicken kann. Die noch frische
Abrissnische findet sich etwa 200 m über der Thalsohle an den N.-Gehängen des Grossen Spitzen. Die Klausenstrasse gewährt
überhaupt auf zahlreichen Stellen, besonders im hintern Schächenthal und auf der Passhöhe einen grossartigen
Anblick und eine vollständige Uebersicht der N.-Seite der ganzen Claridenkette.
(Kt. Glarus).
3270-2460 m. Mächtiges Firnfeld; senkt sich auf der S.-Seite des Hauptkammes der
Clariden und ö. vom Claridenstock langsam nach NO. und bildet das ö. Gegenstück zu dem nach W. zum Maderanerthal absteigenden
Hüfifirn, weist aber im Gegensatz zu diesem keine längere Eiszunge auf. Der Claridenfirn ist weder ein richtiger Thal-
noch ein gewöhnlicher
Hängegletscher, sondern mehr ein Plateaugletscher von skandinavischem Typus. Die
Grenze gegen den Hüfifirn ist als sehr flacher und breiter Firnrücken schwach markiert.
Die umstehenden Höhen überragen den Firn nur wenig, besonders auf der S.-Seite, wo sie meist nur flache, gerundete Rücken
bilden (Hinter und Vorder Spitzalplistock, Geissbützi-, Becki- und Zutreibistock). Höher, schroffer und zum Teil auch zackiger
sind die Gipfel der N.-Seite (Claridenstock, Bocktschingel, Teufels Stöcke und Gemsfayrenstock). Doch übersteigen
auch diese den Firn nur um 100-200 m. Und genau wie die skandinavischen Gletscher verdichtet sich der Claridenfirn nicht in
einer einzigen grössern Eiszunge, sondern schiebt verschiedene kurze Eislappen durch die Einsenkungen seiner Umrandung,
die dann steil und zerklüftet in die darunter folgenden Thälchen abfallen und gelegentlich auch in
Eislawinen abbrechen. Solche Eisausstrahlungen finden wir am S.-Rand als Spitzalpli- und Geissbützifirn, sowie beim Beckistock,
alle drei gegen die obere Sandalp; dann am NO.-Ende gegen die Altenorenalp, wo am meisten noch die Zungenform erreicht wird.
Der ganze Firn ist etwas über 5 km lang und 1-2 km breit.
Grosse Moränen bei Spitalrüti und weiter hinten (Vorfrutt, Klus) zeigen, dass er einst als
Thalgletscher viel weiter vordrang und insbesondere den zirkusförmigen Thalkessel der sog. Klus erfüllte.
1897 von
der Sektion Bachtel des S. A. C. erbaut. Mit Linthal in 5½ Stunden durch einen guten Fusspfad verbunden.
Die Hütte bietet Raum für 24 Personen und dient als Ausgangspunkt für sämtliche Touren im Gebiet der Clariden, für die
Besteigung des Catscharauls in der Tödigruppe und für den Uebergang ins Maderanerthal über den Claridenpass.
Eine nach SO. vorspringende Rippe, die teilweise den Hüfifirn vom Claridenfirn trennt,
endigt mit dem niedrigern Claridenhorn (3104 m), das aber kein selbständiger Gipfel ist.
(Kt. Tessin,
Bez. Riviera).
311 m. Gem. und Pfarrdorf, auf dem mächtigen Schuttkegel der vom Pizzo di Molinera herabkommenden Wildbäche,
am linken Ufer des Tessin,
an der Strasse Biasca-Bellinzona und 7,5 km n. Bellinzona. Station der Gotthardbahn. Postablage, Telegraph. 222 Häuser, 920 kathol.
Ew. Bedeutende periodische Auswanderung. Auf einem steilwandigen Felskopf n. über dem Dorf ein 1490 von
Scholastica Vismara, Herzogin Visconti von Mailand, gegründetes, mit Mauern umgebenes und von alten Kastanienbäumen beschattetes
Benediktinerinnen-Kloster, dessen Oberin den Titel einer Aebtissin führt. Bei Allamanda Gräberfeld aus der Bronzezeit.
Fund eines Steinbeiles. Kirchturm in romanischem Stil.
2719 m. Südlichster Hochgipfel der vom Adulamassiv nach S.
abzweigenden Kette, die Blenio- u. Tessinthal einerseits vom Calancathal andererseits scheidet. 5 km nö. über dem Dorfe
Claro.
Vom Pizzo Claro ab nimmt die
Kette sö. Richtung an und senkt sich rasch zu niedrigen Höhen.