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und Chatel). 1791 hat man hier in einer Tiefe von 2 m vergraben Waffen aus der Bronzezeit aufgefunden, die heute in den Museen von Lausanne und Bern auf bewahrt sind.
und Chatel). 1791 hat man hier in einer Tiefe von 2 m vergraben Waffen aus der Bronzezeit aufgefunden, die heute in den Museen von Lausanne und Bern auf bewahrt sind.
(Kt. Tessin, Bez. Leventina). 670 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Biasca-Airolo, am linken Ufer des Tessin und 3 km sö. der Station Faido der Gotthardbahn. Gemeinde, mit Lavorgo: 54 Häuser, 395 kathol. Ew.; Dorf: 26 Häuser, 172 Ew. Viehzucht. Sehr alte, schon 1229 erwähnte Pfarrkirche zu Santa Maria, mit kostbarem Holzaltar gotischen Stiles aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts.
(Val) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia). Linksseitiges Nebenthal zur Maggia, fast völlig bewaldet; beginnt in 1950 m am SW.-Hang des Sasso Bello, steigt auf eine Länge von 4,5 km in der Richtung SO.-NW. ab und mündet 300 m unterhalb Bignasco mit enger Schlucht in 433 m ins Val Maggia aus. Von diesem Thal führt ein Passübergang ins Val Giumaglio.
(Kt. Waadt, Bez. Morges). 450 m. Gem. und kleines Dorf, an der Strasse Morges-Apples-Bière und nahe dem rechten Ufer der Morge; 2 km nw. Morges und 1 km sö. der Station Vufflens le Château der Linie Morges-Apples-Bière. 21 Häuser, 147 reform. Ew. Kirchgem. Vufflens le Château. Acker- und Weinbau.
(Schloss) (Kt. Waadt, Bez. Vevey). 376 m. Berühmtes Schloss, am Genfersee, zwischen Montreux und Villeneuve und 500 m s. der Station Veytaux-Chillon der Simplonbahn. Endstation der elektrischen Strassenbahn Vevey-Montreux-Chillon. Das Schloss steht auf einem senkrecht in den See untertauchenden Felsriff aus unterm Liaskalk, auf dem bei Anlass von neuerdings unternommenen archäologischen Nachgrabungen sehr schöne Gletscherschliffe blosgelegt worden sind.
Von der dem See entlang ziehenden Landstrasse von Vevey nach Villeneuve führt uns ein gedeckter Steg auf steinernen Pfeilern über einen zum Teil künstlichen Graben zum Schlosseingang. Dieser einst wassergefüllte Schlossgraben sollte der dem Angriffe von Aussen her am meisten ausgesetzten Ostseite der Burg zu verstärktem Schutze dienen. Auf dieser Seite ist die mit zwei Reihen von Schiessscharten versehene Ringmauer durch drei zum Graben halbrund vorspringende und mit Mordgängen (mâchicoulis) gekrönte Türme bewehrt. In deren mittlerem (Z1) befinden sich die berüchtigten Verliesse, die der Tradition Stoff zu unheimlichen Geschichten geliefert haben, in Wahrheit aber nie als Falltüren (oubliettes) verwendet worden sind, sondern einfach einer Ausfallspforte als Wehrgänge dienten.
Nach Ueberschreiten des von den Bernern an Stelle der früheren Brückenpritsche erstellten Holzsteges treten wir durch ein in seiner heutigen Gestalt aus dem Jahre 1835 stammendes Thor in einen Hof ein, wo zunächst zur Linken ein mächtiger Turm, der Thorturm (B), auffällt, dessen Fensteröffnungen und zwei Türen im Niveau des Hofes (D) modernen Ursprungs sind und der in ziemlicher Höhe das Wappen des Geschlechtes von Mülinen und den Namen des Berner Landvogtes Hans Wilhelm von Mülinen trägt, auf dessen Anregung der Turm restauriert und am Schlosse Chillon überhaupt eine Reihe von baulichen Arbeiten vorgenommen worden, sind.
Die S.-Seite dieses Hofes fassen die an einen gedeckten Wallgang sich anlehnenden einstigen Stallungen (N und N1) ein, während sich an die gegenüberliegende Mauer die Brunnenterrasse (M) anlehnt, auf die sich zwei Türen aus dem Keller (L) öffnen. Diese Mauer ist von einem Wallgang gekrönt, der auf die den Hof im Westen abschliessende Mauer übergreift und alle Teile der Verteidungswerke unter einander verbindet. Ueber die in der w. Ecke des Hofes zu einer Rundbogenthüre leitende Treppe gelangen wir in ein sehr schönes Gewölbe (P), den ersten der Räume im Souterrain, der zwischen 1254 und 1264 erbaut worden zu sein scheint.
Der von der Tradition übernommene Ausdruck «Souterrain» ist aber streng genommen nicht zulässig, da diese Räume nie unter dem Spiegel des Sees, sondern immer zum mindesten zwei Meter darüber gelegen haben. Von ihrer Errichtung an dienten die Gewölbe dieses Souterrains wahrscheinlich als Magazine und Unterkunftslokale für die Mannschaften der Besatzung, sowie, in Zeiten der Not, als Zufluchtsort für die Bewohner der Umgegend. Von dem zur Zeit der Berner Okkupation als Zeughalle und Werkplatz für den Bau von Kriegsschiffen verwendeten Mannschaftsraum (Q) gelangt man in die Halle der Verurteilten (R), in die eine Felsterrasse vorspringt und mit ihrer untersten Stufe eine Art von Lager bildet, das der Ueberlieferung nach den zum Tode Verurteilten während ihrer letzten Nacht zur Ruhestätte angewiesen wurde.
Diesen Raum benützten die Berner Landvögte aller Wahrscheinlichkeit nach als Zeughalle. Durch eine Spitzbogentüre treten wir in eine dunkle, in drei verhältnismässig schmale und hohe Räume getrennte und von rundbogigen Quertonnen überwölbte Halle (S) ein, wo einst die Hinrichtungen stattfanden und noch der als Galgen dienende Querbalken mit Flaschenzug vorhanden ist. Ihre vier Umfassungsmauern gehören einem einstigen, aus der Zeit vor dem 13., ja wahrscheinlich selbst vor dem 12. Jahrhundert stammenden mächtigen Turm an. Dann folgt das schöne, in der ganzen Welt als Kerker Bonivards bekannte Gewölbe, an dessen Stelle ursprünglich vielleicht bis zum 11. Jahrhundert zurückreichende Werke und eine 1224 erbaute Veste des Grafen Thomas I. stand.
Die mächtige Wirkung dieser Halle auf den Besucher wird erhöht durch das überraschende und ausserordentlich reizvolle Farbenspiel der von den bewegten Wellen des Sees durch die Schiessscharten an die Gewölbe zurückgeworfenen Lichtstrahlen. Neben dem Eingang lag vor Zeiten ein Verliess, in dem vielleicht Bonivards Freund, Cottier, der zu dessen Befreiung ins Schloss Chillon sich eingeschmuggelt hatte und dessen Pläne entdeckt worden waren, eingeschlossen gehalten wurde.
Beim Versuche, des Nachts durch die vom Eingang aus gezählte dritte Schiessscharte zu entkommen, stürzte er auf die Felsblöcke ab und starb. Mit Ausnahme vielleicht des dritten waren in die untersten Trommeln aller sieben Rundpfeiler eiserne Ringe eingelassen. Am fünften Pfeiler schmachtete Bonivard, und in den Stein jenes dritten haben Byron, Alexander Dumas und Quinet ihre Namen eingeschnitten. Beim Austritt aus den Souterrains in den zweiten Hof (E) sehen wir dem Wallgang gegenüber eine von Peter II. herrührende Gebäulichkeit vor uns, durch deren Thor wir in die sog. Küche und den Speisesaal (Q) gelangen. Es ist dies ein trapezförmiger Raum mit zwei prachtvollen, je aus einem einzigen Stamme Eichenholz geschnittenen Säulen, einem monumentalen Kamin aus dem 15. Jahrhundert, einem aus Lutry kürzlich hierher verbrachten Faïenceofen aus 1602, einem Buffet Henri II. und einem französischen Schrank aus dem 17. Jahrhundert, der hier aber nur vorläufig aufgestellt ist und in dem die Archive ¶
der Vereinigung «Pro Chillone» aufbewahrt werden. Dem zweiten Hofe (E) schliesst sich der dritte (F) an, den rechts der gewaltige Donjon oder Bergfried (I) und links die Grundmauern eines ehemaligen Turmes (S) flankieren, an dessen S.- und N.-Seite sich um 1250 die heutigen Gebäulichkeiten anschlossen.
Auf ihr ursprüngliches Niveau ausgeräumt sind die benachbarten Hallen U, U1 u. U2. Die zweite (U1), der Gerichtssaal, ist mit vier grossen Doppelfenstern, drei Säulen aus schwarzem Marmor, einem Kamin aus dem Jahre 1439 und einer aus derselben Zeit stammenden Kassettendiele geschmückt. Der dritte Raum (U2) mit Decke aus dem 13. Jahrhundert ist die Folterkammer, wo zahlreiche Unglückliche, besonders auch im 17. Jahrhundert viele der Hexerei Angeklagte gequält worden sind.
Gegenüber erhebt sich der zentrale Bergfried (oder Donjon I) mit einer Höhe von 26 m. Rechts davon steht ein vierter Turm, an dessen n. Ende die dem h. Georg geweihte Burgkapelle gefunden worden ist. Sie enthält zwei prachtvolle Chorstühle aus geschnitztem Eichenholz, die zusammen mit zwei andern kleinern Stühlen aus der Kathedrale von Lausanne stammen. Darunter befindet sich eine Krypta. Wenn wir in die Bel-Etage des den Hof F im N. abschliessenden Herzogsturmes (X) steigen, öffnet sich uns zunächst das Schlafzimmer des Grafen von Savoyen mit einem Kamin aus 1336, Wandmalereien (Spuren von dreimaliger Uebermalung, deren älteste aus 1341-1343 stammt) und den geschnitzten Eichenholzpfeilern eines Staatsbettes.
Nebenan, über der Folterkammer, liegt eine «Gardaroba», deren ursprüngliche Einrichtung im 15. Jahrhundert völlig umgeändert worden ist, wie übrigens auch die des benachbarten, von den Bernern im 16. Jahrhundert umgeänderten grossen Rittersaales über dem Gerichtssaal, den ein Kamin aus dem 15. Jahrhundert und die an der S.- u. W.-Wand in einer Höhe von 2,07 m vom Boden unter der Decke angebrachten Wappen der von der Eroberung der Waadt an bis zu ihrer Uebersiedelung nach Vevey im Jahre 1733 auf Schloss Chillon residierenden bernischen Landvögte zieren. Unsern Rundgang durch das Schloss beendigen wir, indem wir durch den Zwinger (H) am Zwingerturm (Z1) mit seinen schon erwähnten Verliessen (oubliettes) vorbei wieder zum Thorhaus (A) zurückkehren.
Die Geschichte des Schlosses Chillon kann in vier Zeiträume eingeteilt werden: 1. Die Anfänge, vor dem 13. Jahrhundert; 2. die Zeit der savoyischen Herrschaft; 3. die Zeit der Berner Herrschaft und 4. die Zeit seit dem Uebergang des Schlosses an die Waadt.
Die Entstehung des Schlosses Chillon ist in Dunkel gehüllt. Es wird behauptet, dass die Felsklippe, auf dem es erbaut ist, einst unter dem Spiegel des Sees gelegen habe und durch langsames Sinken des Wassers allmählich aufgetaucht sei. Dadurch entstand eine Art von Vorgebirge, das auf der Landseite unmittelbar von steilen und unzugänglichen Felshängen überragt wird und von Natur aus dazu geschaffen war, die von Avenches über Vevey und Chillon dem Seeufer entlang ins Wallis und über den Grossen St. Bernhard ziehende Römerstrasse zu beherrschen.
In der That bestand denn hier auch ein römisches Bauwerk, das zu Ende des 4. Jahrhunderts in Asche gelegt wurde. In der die ganze Oberfläche der Felsklippe einst bedeckenden Schuttschicht hat man römische Ziegel und (im Hof D) eine Münze aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts aufgefunden.
Ferner scheint hier im 9. Jahrhundert eine neue befestigte Anlage bestanden zu haben. Die Ueberlieferung, dass Graf Wala auf Befehl Ludwigs des Frommen in Chillon gefangen gehalten wurde, ist nach den neueren Forschungen durchaus nicht aufrecht zu erhalten.
Lange Zeit schweigt dann die geschichtliche Ueberlieferung von der Existenz eines Schlosses Chillon völlig, und auch die ersten aus 1005 stammenden Nachrichten sind noch unbestimmt genug. Eine Urkunde aus jenem Jahre nennt als Eigentum des Bischofes Hugo von Sitten ein bei Villeneuve gelegenes «Castellare», das vielleicht als unser Schloss gedeutet werden darf.
Völlig sicher und unter seinem heutigen Namen erscheint Chillon erst im 12. Jahrhundert. 1150 besass es schon eine Besatzung und einen eigenen Burgwart, die unter dem Befehl der Grafen von Maurienne-Savoyen, Lehensmännern des Bischofes von Sitten, standen. Die durch vorspringende Türme verstärkte Ringmauer dieser Zeit war weder überall von gleicher Höhe noch gleichmässig ausgebaut.
Seine eigentliche Bedeutung als fester Punkt erhielt Chillon, soweit bekannt, erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Der durch seine ritterliche Gesinnung wohlbekannte Graf Thomas I. von Savoyen hatte die Bedeutung von Chillon erkannt u. 1224 seinem Burgwart den Auftrag gegeben, ihm hier ein «Haus» zu bauen, das ungefähr an der Stelle der auf unserem Plan mit U1 und U2 bezeichneten Räume aufgeführt war und dessen genaue Gestalt, Einrichtung u. Ausschmückung die 1892 von Albert Næf vorgenommenen Untersuchungen festgelegt haben. Zu gleicher Zeit wurden die schon vorhandenen Türme im Innern ihrem Zweck entsprechender ausgebaut und die Ringmauer auf der O.-Seite beträchtlich verstärkt. Auf Thomas folgte sein Sohn Peter II., der nicht mit Unrecht den Beinamen des «Petit Charlemagne» führte. «Stolz, kühn und schrecklich wie ein ¶
Baugeschichtlicher Grundriss des Schlosses Chillon.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Lf. 32.
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
Grundriss des Untergeschosses
▐ Schlossteile aus der romanischen Zeit stammend bis Ende des XII. Jahrhunderts erbaut
▓ Schlossteile vom XIII. bis XVI. Jahrhundert (bis 1536) erbaut
▒ Schlossteile vom XVI. bis Ende des XVIII. Jahrh. erbaut
░ Schlossteile während des XIX. Jahrhunderts erbaut
1:600.
Nach den Plänen von A. Naef, Schloss Architekt.
V. ATTINGER. SC
Baugeschichtlicher Grundriss des Schlosses Chillon ¶
Löwe, so tapfer, dass man ihn einen zweiten Karl den Grossen nannte und von einer Macht der Erscheinung, die ihm die Menge unterwarf, hat ihn ein mittelalterlicher Berichterstatter geschildert". Nachdem er seinem Erbteil, dem Chablais, noch den grössten Teil des Waadtlandes angefügt, musste ihm Chillon als ein Platz von grösster Wichtigkeit erscheinen, der nicht nur die begangenste Strasse seiner Ländereien schützte, sondern zugleich auch als Schlüssel zum Wallis ganz dazu geeignet war, den Anschluss des unzufriedenen Adels der Waadt an die stets kriegslustigen Bischöfe von Sitten zu hindern.
Der von ihm über einen fabelhaften Herzog von Coppingen, Cophingen oder Zoffingen erfochtene sogenannte Sieg bei Chillon gab ihm um die Mitte des 13. Jahrhunderts Anlass, das Schloss bedeutend zu erweitern, und geräumige Bauten im westlichen Abschnitt der Burganlage (Plan: P, Q, R, U1 und U2) ersetzten bald die schon zu Beginn des Jahrhunderts erstellten Gebäulichkeiten. Auch die Verteidigungswerke der O.- und S.-Seite wurden verstärkt, aber erst nach Graf Peters Tod (1268) von Graf Amadeus V. in derjenigen Gestalt vollendet, unter der sie - abgesehen von spätern Zutaten - heute noch erhalten sind.
Den Nachfolgern Peters diente Chillon nur noch bei Anlass ihrer jeweiligen Besuche im Waadtlande zum vorübergehenden kurzen Aufenthalt. Im Namen der Grafen von Savoyen hütete die Burg von jeher eine besondere Besatzung unter dem Befehl eines Burgwartes, der zugleich Vogt über das savoyische Chablais war und stets den ausgezeichnetsten Geschlechtern des Reiches angehörte. Vom ersten, Walcherius de Blonay, gibt uns die erwähnte Urkunde von 1150 Bericht; der letzte, Antoine de Beaufort, verteidigte das Schloss 1536 während seiner Belagerung durch die Berner Truppen.
Zahlreiche berühmte und unberühmte Gefangene lagen während der Zeit der savoyischen Oberhoheit in den Souterrains von Chillon. Die Namen der meisten davon sind uns nicht erhalten geblieben, blos von einigen wenigen gibt uns die Geschichte Kunde. Während des durch die rücksichtslosen und grausamen Judenverfolgungen berüchtigten 14. Jahrhunderts wurden z. B. 1348 vor dem Gerichtsherrn von Chillon die Juden des Chablais der Brunnenvergiftung und damit der Urheberschaft des zu jener Zeit das Land heimsuchenden «Schwarzen Todes» beschuldigt.
In den Souterrains unterwarf man die Unglücklichen der Folter und überlieferte sie grässlichen Strafen, die auch einigen der Gehülfenschaft angeklagten Christen nicht erspart blieben. 1384 weilte in Chillon als Gefangener Peter Gerbais, Herr von Châteauneuf und Virieu le Grand, gewesener Grossschatzmeister von Savoyen; Guillaume Bolomier, ein Mann aus dem Volke, der sich zum Amte eines Bittschriftenzensors aufgeschwungen hatte und den niederträchtige Eifersucht zu Grunde richtete, schmachtete 1445 in den Kerkern des Schlosses, um 1446 auf Befehl seines unversöhnlichsten Feindes, François de la Palud, Herrn von Varembon, zwischen Villeneuve und Chillon im See ertränkt zu werden.
Der berühmteste Gefangene auf Chillon ist aber ohne Widerrede François Bonivard, Prior von St. Viktor in Genf, der seiner unverhohlenen Zuneigung zur Reformation wegen sich die Feindschaft des Herzogs von Savoyen und des Bischofs von Genf zugezogen hatte. Am Himmelfahrtstage 1530 lieferte ihn beim Châlet à Gobet über Lausanne ein Hinterhalt in die Hände seiner Gegner, die ihn nach Chillon überführten, wo er zunächst in einem dem Zimmer des Burgwartes benachbarten Raum untergebracht und gut gehalten wurde.
Ein Besuch des Herzoges Karl änderte 1532 seine Lage gänzlich. Er erzählt: «... lors ... le cappitaine me fourra en unes croctes desquelles le fond estoit plus bas que le lac [Irrtum, da, wie früher bemerkt, die sogen. Souterrains nie tiefer als der Wasserspiegel gelegen haben] ... ou je demeuray 4 ans et avoys si bon loysir de me pourmener, que je empreignis un chemyn en la roche qui estoit le pavement de leans comme si on leust faict avec un martel.» Man hat lange Zeit diese Fussspur des Gefangenen rund um den Pfeiler zu erkennen geglaubt und sie stets als solche den Besuchern des Schlosses vorgewiesen. In Wahrheit aber musste sie in dem den Boden des Kerkers bedeckenden Schutt sich schon längst verwischt haben. Heute ist die Halle geräumt und der nackte Felsboden wieder blosgelegt. Mit der Einnahme des Schlosses durch die Berner 1536 erlangte auch Bonivard seine Freiheit wieder.
Bis 1536 war Chillon im Besitz des Hauses Savoyen verblieben. Nach dem Entsatze Genfs zogen in diesem Jahre die Truppen Berns vor das Schloss, das sie belagerten und mit Sturm nahmen. Dem letzten Burgwart, Anton von Beaufort, gelang es, sich mit seinen Gefährten zu Schiff an das Savoyer Ufer des Genfersees hinüber zu retten. Mit der Einnahme von Chillon war die Eroberung der Waadt durch das alte Bern zur vollendeten Tatsache geworden; ein bernischer Landvogt wurde unter dem Titel eines Hauptmannes von Chillon an die Stelle der einstigen Burgwarte gesetzt, als erster Augustin von Luternau.
Im Laufe des 17. Jahrhunderts beschäftigte sich der Vogt von Chillon als Gerichtsherr häufig mit dem Verhör und der Aburteilung von der Hexerei Beschuldigten, und die Kerker des Schlosses waren z. B. während der Zeit vom 9. Juni bis Zeugen von nicht weniger als 27 Hinrichtungen solcher Unglücklichen. Im Jahre 1733 verlegte man den Sitz des Landvogtes nach Vevey, wo er bis zur Loslösung der Waadt von der bernischen Oberhoheit verblieb; das Schloss Chillon diente ¶
jedoch nach wie vor als Gefängnis, in das u. a. auch zwei Vorkämpfer der Waadtländer Unabhängigkeit, Müller de La Mothe und Rosset, in Folge des Bankettes der Jordils in Lausanne verbracht wurden. Zu lebenslänglicher Haft verurteilt und nach Aarburg übergeführt, entwichen beide. Das darauf in contumaciam gegen sie ergangene Todesurteil konnte niemals vollzogen werden.
Ohne Schwertstreich fiel Chillon im Januar 1798 den durch die Männer von Montreux unterstützten Patrioten von Vevey in die Hände. Damit ist das Schloss in die neueste Phase seiner Geschichte eingetreten. 1836 wurde es zum Artilleriedepot und Staatsgefängnis umgewandelt, während es heute weder Zeughallen noch Gefängnisse mehr birgt, sondern unter der Obhut eines Hauswartes vom Staate als wertvolles Architekturdenkmal vergangener Zeiten pietätvoll gepflegt und von zahlreichen Besuchern bewundert wird.
Am hielt die westschweizerische Geschichtsforschende Gesellschaft im Rittersaale des Schlosses Chillon ihre übliche Jahresversammlung ab und sprach bei dieser Gelegenheit den Wunsch aus, es möchte einer der Säle zu einem Altertumsmuseum umgewandelt werden. Glücklicherweise blieb es aber beim Wunsche.
Zur Zeit des Sonderbundes endlich sah das Schloss den Bischof Marilley von Lausanne und Genf und eine Reihe von Waadtländer Katholiken als unfreiwillige Gäste in seinen Mauern.
Der erste Schriftsteller, der die Namen Chillon und Bonivard der ganzen Welt bekannt machte, war J. J. Rousseau in seiner Nouvelle Héloïse. Ihm folgte Lord Byron, der seinen Gefangenen von Chillon in Clarens begann und 1816 in Ouchy vollendete. Byron, Alexander Dumas, Edgar Quinet, der englische Dichter Shelley u. A. haben zum Andenken an ihren Besuch des Schlosses ihre Namen auf einen der Pfeiler des Kerkers Bonivards eingegraben, und Victor Hugo hat in seinem Werke Le Rhin Chillon mehrere Seiten gewidmet.
Schon lange bevor man sich mit dem Gedanken einer Restauration der Burg trug, machte Rodolphe Töpffer in seinen Voyages en zigzag auf die schwere Frage der Erhaltung dieses Denkmals alter Zeiten aufmerksam. Eine Geschichte und genaue architektonische und kunsthistorische Aufnahme und Beschreibung der Burg, soweit dies damals möglich war, verdankt man dem Zürcher Kunsthistoriker Prof. J. Rud. Rahn. Heute steht Chillon unter staatlichem Schutz. 1888 bildete sich der Verein Pro Chillone, der sich die vollständige Wiederherstellung der Veste zum Ziel setzte und die Arbeiten dank seinem energischen Vorgehen und bedeutender Geldunterstützung von Seiten des Staates emsig zu fördern in der Lage war.
Bis 1892 liess man archäologische und kunsthistorische Fragen hierbei mehr oder weniger bei Seite und beschäftigte sich hauptsächlich mit Sicherungsarbeiten; erst als der hervorragende Waadtländer Architekt Albert Næf, ein gewiegter Fachmann für solche Fragen, vom Staate mit der Aufsicht über die Arbeiten beauftragt und seit 1897 als Schlossbaumeister bestellt worden, hat man bedeutende Entdeckungen gemacht und zahlreiche archäologische Rätsel gelöst.
Die unserm Artikel beigegebene Tafel ausser Text zeigt die verschiedenen baulichen Entwickelungsphasen des Schlosses in konventioneller Farbengebung und bildet das Endergebnis der bis heute unternommenen Forschungen zur Baugeschichte von Chillon. In nächster Zeit wird Chillon zu einem Museum umgewandelt werden, das in der Ausstattung seiner verschiedenen Räumlichkeiten ein getreues Bild aller der einzelnen Zeiträume in der Geschichte des Schlosses bieten wird.
Rahn, J. Rud. Geschichte des Schlosses Chillon in Mitt. der Antiquar. Gesellschaft in Zürich. 22, 3; 1887. - Rahn, J. Rud. Beschreibung des Schlosses Chillon in Mitt. der Antiquar. Gesellschaft in Zürich. 22, 4 u. 5; 1888 u. 89. - Rahn, J. Rod. Une restauration modèle et les dernières découvertes faites au château de Chillon. Lausanne 1898. - Naef, Alb. Guide au château de Chillon. Lausanne 1894. - Rapports annuels und andere Veröffentlichungen der Association pour la restauration de Chillon, mit Spezialberichten des Schlossarchitekten. Zur Geschichte vergleiche ausserdem den sehr ins Einzelne gehenden betr. Artikel in Martignier und de Crouzaz: Dict. histor., géograph. et statist. du cant. de Vaud. Laus. 1867. Mit Supplément von Prof. Favey. - Vulliemin, L. Chillon; étude historique. Laus. 1851. Dasselbe in 3. Aufl.; 1863. - Le Conservateur Suisse, Bd. 13 (Beschreibung der Judenprozesse in Chillon). - Bons, Ch. L. de. Notice sur Chillon. Laus. 1849. - Chillon in Feuille du jour de l'An. Laus. 1847. - Archiv für schweiz. Geschichte, Bd. 14; 1854 (Kritische Bemerkungen über das Datum des in Savoyer Chroniken erwähnten Kampfes bei Chillon). - Die Schweiz in ihren Ritterburgen und Bergschlössern. Bern und Chur 1828-1839 (Artikel von Kuenlin im zweiten Band) u. a. m.
[Eug. De la Harpe.]
(Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Faido).
825 m. Weiler, am Weg Faido-Rossura, an einem kleinen linksseitigen Zufluss zum Tessin und 2 km sö. der Station Faido der Gotthardbahn. 4 Häuser, 27 kathol. Ew. Viehzucht.
(Kt. Bern, Amtsbez. Münster, Gem. Reconvillier).
765 m. Weiler, auf einer Anhöhe über dem linken Ufer der Birs, 2 km nnö. Tavannes und 500 m w. der Station Reconvillier der Linie Biel-Delsberg-Basel. 14 Häuser, 100 reform. Ew. Kirchgem.
Tavannes. Boden wenig ergibig. 1236: Zer Chindun;
1241: Derkinden;
1289: Zschindun. Das Kollaturrecht auf die über dem Dorf gelegene kleine Kirche zu St. Leonhard stand vor der Reformation der Abtei Bellelay zu.
Nach einer aus den Archiven von Bellelay stammenden Urkunde von 1572 stand auf der Lokalität Châtillon eine Burg, Eigentum der Edeln von Chindon, die seit dem 14. Jahrhundert unter dem Namen Zerkinden in Basel wohnten und als Helmzier einen kleinen Knaben führten.
In den Urkunden des Bistums Basel aus dem 13. Jahrhundert werden Pierre de Chindon und Johann Derkinden häufig erwähnt.
Chindon ist seiner grossen Vieh-, besonders Pferdemärkte wegen weitherum bekannt, trotzdem diese eigentlich in Reconvillier gehalten werden.
(Kt. Tessin, Bez. Locarno, Gem. Brione-Verzasca).
627 m. Weiler, im Val Verzasca, an der Strasse Gordola-Brione und 14 km nw. der Station Gordola der Gotthardbahn (Bellinzona-Locarno).
Telegraph;
Postwagen Gordola-Sonogno. 21 Häuser und Ställe;
101 kathol. Ew. Viehzucht.
Steinbrüche auf sehr schönen Granit.
di Dentro (Kt. Tessin, Bez. Locarno, Gem. Gerra-Verzasca).
838 m. Weiler, auf dem Schuttkegel der Wildbäche Bolla und Comina, am rechten Ufer der Verzasca, an der Strasse Locarno-Sonogno, 400 m ö. der Kirche von Gerra und 19 km n. der Station Gordola der Gotthardbahn (Bellinzona-Locarno).
Postwagen Locarno-Sonogno. 21 Häuser, 84 kathol. Ew. Viehzucht;
Butter und Käse.
(Kt. Tessin, Bez. Locarno, Gem. Mosogno).
750 m. Weiler, im Val Onsernone, an der Strasse Locarno-Russo, 600 m ö. Mosogno und 14 km nw. Locarno.
Postwagen Locarno-Comologno. 15 Häuser. 76 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht;
Strohflechterei. Periodische Auswanderung.
(Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia, Gem. Cevio).
435 m. Weiler, an der alten Strasse ins Val Campo und 24 km nw. Locarno. 14 Häuser, 47 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
(Kt. Wallis, Bez. Siders).
539 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der Rhone und an der Mündung der Navizance in diese;
1,5 km s. der Station Siders der Simplonbahn.
Postablage. 40 Häuser, 282 kathol. Ew. französischer Zunge.
Acker- und Weinbau. Brücke über die Rhone. In der Schlucht der Navizance kleines Elektrizitätswerk, das an Siders und Umgebung Licht abgibt.
Seit etwa 30 Jahren aufgegebene Kobalt- und Nickelmine.
Grosser Gipsbruch, ebenfalls nicht mehr im Betrieb.
Schieferbruch. In den Felswänden unterhalb Géronde (bei Siders und gegenüber Chippis) einst bewohnte, heute nicht mehr zugängliche Höhlen.
Der zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch ganz unbedeutende Ort hatte kaum begonnen, sich einigermassen zu entwickeln, als der Ausbruch des Zinalgletschers 1834 die ganze Gegend verwüstete und mit einer 1,5-2 m hohen Schutt- u. Schlammschicht überführte. 19 Jahre später (1853) zerstörte eine Feuersbrunst das neu erstandene Dorf vollständig.
(Kt. Tessin, Bez. Leventina). 799 m. ¶
Gem. und Pfarrdorf, am Ausgang des vom Ticinetto (einem rechtsseitigen Zufluss zum Tessin) entwässerten Thales gleichen Namens und 3 km s. der Station Lavorgo der Gotthardbahn. Postablage. Gemeinde, mit Grumo und Nivo: 248 Häuser, 855 kathol. Ew.; Dorf: 183 Häuser, 633 Ew. Ackerbau und Viehzucht; Käse. Periodische Auswanderung. Schönes Gebirgsdorf; alte Kirche, vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammend. Ganz nahe die Torre dei Pedrini, eine alte Feudalburg aus dem 14. Jahrhundert. Ausgangspunkt für die Besteigung des Pizzo Forno.
(Piano di) (Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Chironico).
760 m. Gruppe von Hütten, 1 km n. vom Dorf Chironico, auf dem flachen Rücken der grossen Moräne, die von der Biaschina in engem Durchpass durchschnitten wird.
(Val) (Kt. Tessin, Bez. Leventina). Eines der bedeutendsten rechtsseitigen Nebenthäler der Leventina, 9 km lang. Beginnt mit einem vom Pizzo Forno, Pizzo Barone und Cima Bianca gebildeten Felsenzirkus, ist zunächst ziemlich breit und von zahlreichen Wildbächen bewässert, verengt sich später schluchtartig und mündet gegenüber dem Dorf Chironico in die Leventina aus. Der obere Abschnitt des Thales ist steinig und unfruchtbar, im Mittellauf finden sich einige Alpweiden, der rechte Steilhang des Unterlaufes ist bewaldet und einzig der terrassierte linke Hang weist kurz vor der Mündung einige zerstreute Weiler und Häusergruppen auf. In einer stark eingesenkten Verzweigung des Thales nach rechts liegt am N.-Fuss der Cima Bianca in 1767 m der schöne Laghetto (kleine See).
Von hier führt ein Passübergang ins Val Vigornesso hinüber.
Viele Gemsen.
(Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein). 2548 m. Felskopf, s. Vorberg der Kreuzli Berge; 3,5 km nw. Sedrun im Tavetsch, über der Alp Chischle, s. vom Kreuzlipass und auf dem Kamm zwischen Val Milar und Val Strim.
(Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein, Kreis Disentis, Gem. Somvix).
1010 m. Weiler, am rechten Seitenhang des Val Rabius, 2 km nö. Somvix und 21 km sw. Ilanz. 4 Häuser, 20 kathol. Ew. romanischer Zunge.
Kirchgem. Truns. Alpwirtschaft.
d'Valletta (Kt. Graubünden, Bez. Maloja) Ca. 2520 m. N.-Grat der Gruppe des Piz Ot, über Samaden im Ober Engadin, zwischen Val Bever und Innthal und 3½ Stunden w. über Bevers.
(Kt. Neuenburg, Bez. Le Locle, Gem. La Brévine).
1069 m. Gruppe von 3 Häusern, 500 m n. La Brévine und 500 m s. der Grenze gegen Frankreich;
14 km sw. der Station Le Locle der Linie La Chaux de Fonds-Morteau. 20 reform. Ew. Landwirtschaft.
(Piz) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2852 m. Vorberg des Piz Motana, zuoberst im Val Sinestra-Chöglias gegen den Fimberpass hin, 7 Stunden nw. Remüs im Unter Engadin. Stark verwittert und ringsum in einen mächtigen Schuttmantel gehüllt.
(Spi Da) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2798, 2910, 2927 m. Mehrhöckeriger Grat, der aus der innersten Gabel des Val Sinestra-Chöglias zuerst nach NW. ansteigt, dann nach N. und NO. zum Piz Roz abbiegt und eine Strecke weit die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Oesterreich (Tirol) bildet, wie er auch im obern Teil das Val Sinestra vom Fimberthal scheidet. 7-8 Stunden nw. Remüs im Unter Engadin.
(Val) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). Oberer Abschnitt des Val Sinestra; steigt in mehreren Armen vom Fimberpass, Piz Roz und dem mächtigen Stammerspitz nach SO. ab, ist zunächst ziemlich geräumig, verengt sich aber zu bewaldeter Schlucht und endigt an der Alpe Griosch (1810 m).
6 km lang;
8 km nw. Remüs im Unter Engadin.
Der Untergrund besteht der Hauptsache nach aus leicht verwitternden tonigen, sandigen und kalkigen Schiefern, die den Thalwänden bald die Gestalt von abgerundeten Bergrücken, bald von zerrissenen Gräten und phantastischen Gipfelformen geben und sie oft mit mächtigen Schuttmassen umkleiden. In mächtigen Wänden brechen zum Thal der Stammerspitz und der Piz Vadret ab.
Der Boden und die Gehänge des Thales sind derart mit Steinen und Schutt überführt, dass nur stellenweise sich eine magere Grasnarbe zu bilden vermag, die einzig den Schafen Nahrung bieten kann.
(Kt. Wallis, Bez. und Gem. Monthey). 594 m. Pfarrdorf, mit zerstreut gelegenen u. in dichtem Pflanzenkleid versteckten Häusern, am Berghang sö. des Fleckens Monthey und 3 km s. der Station Monthey der Linie St. Maurice-Le Bouveret. Postablage. Es lassen sich drei Gruppen von Siedelungen unterscheiden, deren grösste, das eigentliche Choëx, sich um die Kirche schaart, während die beiden andern als La Condémine und Les Bas Epenis unterschieden werden. 52 Häuser, 243 kathol. Ew. Die prachtvoll auf einer Terrasse gelegene und von hundertjährigen Kastenienbäumen umrahmte Kirche wird heute noch von einem Kanonikus aus der Abtei Saint Maurice ministriert, deren Eigentum sie lange Jahre war. An ihrer Stelle stand früher ein einfaches Landhaus, in dem 1242 Aymo von Savoyen, ein Sohn des Grafen Thomas I., starb und das nachher an die Abtei St. Maurice überging. In zivilrechtlicher Hinsicht bildet Choëx einen Teil der Gemeinde Monthey. Zwei vom N.-Hang der Petite Dent oder Dent de Valerette kommende Wildbäche, der Nant de Choëx und Nant de Sepey, bewässern den dicht bewaldeten Berghang. Im Garten einer Villa sind kürzlich von in Choëx zur Kur weilenden Fremden mehrere angebliche Dolmen entdeckt worden, die noch der näheren Untersuchung bedürfen.
(Kt. Bern, Amtsbez. Münster, Gem. Courrendlin). 467 m. Industriedorf des Berner Jura, zwischen Delsberg und Münster, in einer Erweiterung oder einem Zirkus der Klus von Münster und am Fuss von 600-800 m hohen Bergen, die im Winter der Sonne nur um die Tagesmitte kurzen Zutritt zur Thalsohle gestatten. 6 km ssö. Delsberg. Station der Linie Biel-Delsberg-Basel. Postbureau, Telegraph, Telephon. 10 Häuser, 193 reform. und kathol. Ew. deutscher Zunge. Dieser abgelegene, wilde Bergwinkel, der lange Zeit nicht besiedelt war, ist heute der Sitz der nach Gerlafingen grössten Eisenhüttenwerke der Schweiz. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts unterhielt die L. v. Roll'sche Giesserei in Gerlafingen einen Hochofen bei St. Joseph (am N.-Hang des Weissenstein), der aber der zu geringen Ausbeute von Eisenerzen und der fast völlig mangelnden Triebkraft wegen in die Nähe der reichen Erzlager von Delsberg nach Choindez verlegt wurde, wo die Birs einen beträchtlichen Fall bildet. 1843 begann ¶
der Betrieb des Hochofens in Choindez; bald genoss das ausgezeichnete Eisenerz von Delsberg eines grossen Rufes und wurde als sehr geschätztes Rohmaterial sowohl zur Herstellung von Schmiedeeisen als auch später zu der von Gusseisen verwendet. 1875 baute man den alten Hochofen neuen Bedürfnissen entsprechend um und begann, das zum Schmelzen bestimmte Erz mit Steinkohlen (Koks), statt wie bisher mit dem - nun zu teuer gewordenen - Holz zu mischen. Der früher jährlich zwischen 1000 und 1500 Tonnen schwankende Ertrag ist heute auf ungefähr 6000 Tonnen gestiegen.
Das Hüttenwerk liefert gewisse Spezialartikel, wie z. B. gusseiserne Röhren aller Grössen, die in Hinsicht des ausgezeichneten Hüttenbetriebes zu den besten Erzeugnissen ihrer Art gehören. Nebenbei werden aus den Schlacken Backsteine und Zement hergestellt, deren Ruf ebenfalls ein gemachter ist. Das Werk vergrössert sich von Jahr zu Jahr, und bereits ist Choindez mit seinem jährlichen Güterverkehr von ca. 80000 Tonnen eine der wichtigsten Stationen der Jura Simplon Bahn. Choindez hat eine eigene (deutsche) Schule, einen Konsumverein, eigene Feuerwehr und Samariterposten; das aufblühende Dorf ist durchgehends elektrisch beleuchtet. Die Arbeiter und Beamten des Werkes wohnen zumeist in dem 2 km weiter n. gelegenen Courrendlin. Choindez vom deutschen Schwende, Schwändi (vom althochdeutschen swentan = machen, dass etwas schwindet); bezeichnet einen (meist durch Feuer) urbar gemachten Fleck Landes.
(Mont) (Kt. Waadt, Bez. und Gem. Orbe). Bauernhöfe. S. den Art. Mont Choisi.
(Les) oder les Tcholaires (Kt. Wallis, Bez. Entremont). 2866 und 2811 m. Verwitterter Felsgrat, in der den Mont Vélan mit dem Mont Mort verbindenden Kette; Ausläufer des Kammes von Babylone, zwischen Pointe de Barasson und Pointe de Menouve und zwischen dem italienischen Val de Menouve und der Strasse über den grossen St. Bernhard. Zweimal eingeschartet: im Col des Cholaires (2753 m) und Col de Menouve (2768 m).
Die revidierte Exkursionskarte des S. A. C. von 1901 gibt dem Grat den Namen Tcholaire und nennt beide Passübergänge Col de Menouve.
(Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem. Lauterbrunnen).
1200 m. Höhle, mit weit gewölbter Oeffnung, in der Wand der Schiltwaldfluh;
im Lauterbrunnenthal über dem rechten Ufer der Weissen Lütschine, 500 m ö. Lauterbrunnen.
(Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Vandœuvres).
471 m. Weiler;
4,5 km nö. Genf. Haltestelle der Strassenbahn Genf-Jussy.
Die sw. davon gelegene Häusergruppe (466 m) wird als Petit Chougny unterschieden.
Zusammen 22 Häuser, 64 reform. Ew. Erholungshaus für junge Leute. In der Nähe am Kampf zwischen 300 Genfern und 700 Kriegern des Herzogs von Savoyen, bei dem 120 der letztern getötet wurden.
Zahlreiche Landgüter und -häuser.
(Kt. Genf, Linkes Ufer).
435 m. Gem. und Pfarrdorf, nahe dem rechten Ufer der Seimaz, 6 km nö. Genf. Haltestelle der Strassenbahn Genf-Jussy.
Postablage, Telephon.
Gemeinde, mit Bonvard, Miolan, Chevrier und einem Teil von La Capite: 105 Häuser, 428 Ew., wovon 100 Reformierte;
Dorf: 46 Häuser;
179 Ew. Wein- und Futterbau.
Schloss. Schöne grosse Kirche mit schlankem, weit herum sichtbaren Glockenturm.
Mitten im Glacialschutt steht aquitanische Molasse an.
(Kt. Genf, Rechtes Ufer, Gem. Satigny).
508 m. Dorf, auf rebenbepflanztem Höhenzug, 8 km wnw. Genf und 1,2 km nw. der Station Satigny der Linie Genf-Bellegarde. 36 Häuser, 179 reform. und kathol. Ew. Weinbau.
Versuche, die in den aquitanischen Molassemergeln des Höhenzuges Choully-Peissy eingesprengten Adern von Fasergips abzubauen.
(Kt. Aargau, Bez. Rheinfelden). 535 Hügelzug im Tafeljura, mit trigonometrischem Signal; zwischen Mühlematt und Rhein, 4 km sw. Säckingen und Zuzgen. Hänge völlig bewaldet.
(St.) (Kt. Basel-Stadt, Gem. Bettingen). 523,3 m. Bekannte religiöse Anstalt, im Volksmund allgemein kurz Chrischona geheissen, auf einer Erhebung der Dinkelbergplatte, 3 km sö. der Station Riehen der Wiesenthal Bahn, 7 km osö. Basel. Telephon. 32 ha 40 a Anstaltsgut an Wald, Wiesen und Feld. 9 Häuser, 145 reform. Ew. Die Pilgermission auf St. Chrischona, wie sich die Anstalt nennt, nimmt Jünglinge im Alter von 20 bis 30 Jähren auf und bietet ihnen eine vierjährige unentgeltliche Ausbildung, um sie als Evangelisten, Stadtmissionare, Bibelboten, Prediger, Heidenmissionare etc. auszusenden. Die Zöglinge erhalten täglich Unterricht, arbeiten eine oder mehrere Stunden in den Anstaltswerkstätten in dem Beruf, den sie früher ausübten und helfen nebenbei in der Haushaltung und Landwirtschaft mit. Ausserdem werden alljährlich besondere Bibelkurse veranstaltet, zu denen junge Leute Aufnahme finden, die sich in der Schriftkenntnis vertiefen wollen, ohne in den Dienst der Pilgermission zu treten. Ein besonderes Gebäude nennt ¶