erwiesen, dass wir es hier thatsächlich mit einer typischen Moräne zu thun haben. Dem Lac de Bret fliessen die Entwässerungskanäle
der n. von ihm gelegenen Sumpflandschaft zu, denen sich allem Anscheine nach noch unterirdisch fliessende
Wasser beigesellen.
Das
Wasser des n. vom
See vorbeifliessenden
Grenet wird künstlich in ihn geleitet, seit 1875 zum Teil,
seit 1895, da die Wasserrechte einiger am
Grenet unterhalb der Abgangsstelle des Kanals gelegener
Mühlen zurückgekauft wurden,
vollständig. Der Abfluss des Lac de Bret, zuerst
Forestay und später
Flon geheissen, umgeht in grossem
Bogen die den
See im
S. abschliessende Moräne, durchfliesst die
Ebene von
Le Verney und das Dorf
Chexbres und mündet in den
Genfersee.
Der See wird von Hechten und zahllosen Anodontiern (Anodonta cellensis) bewohnt. Im Winter bietet er oft dem Schlittschuhsport
ein prachtvolles
Feld. Das Seewasser wird in Kanälen nach
Lausanne undMorges geleitet und dient hier als Kraftquelle u. als
wenig geschätztes Trinkwasser, dort als
Wasser zur Strassenbesprengung und ebenfalls zur Speisung industrieller Betriebe,
z. B. der Turbinenanlage der kleinen Seilbahn
Lausanne-Ouchy. Der Verbrauch ist ein so starker, dass der Seespiegel beträchtlichen
Schwankungen unterworfen ist.
Bei Niedrigwasser sieht man am Seegrund eine Decke von grauem Mergel, der aus unzähligen Schalen u.
Trümmern von Muscheln zusammengesetzten sog. Seekreide. Die allein zur Entnahme von
Wasser gesetzlich berechtigte «Compagnie
des eaux du Lac de Bret et
chemin de fer
Lausanne-Ouchy» darf vertragsgemäss den
Spiegel des
Sees nicht über eine bestimmte
Grenze anwachsen und ihn nicht unter diese sinken lassen, weshalb sie am Ausfluss des
Forestay einen Damm
mit Schleuse errichtet hat, die bei Niedrigwasser geschlossen wird und so zu jeder Zeit gestattet, im
See ein genügendes
Quantum von Brauchwasser vorrätig zu halten. Der Name Bret leitet sich vom altfranzösischen brai, keltisch-bretonischen
bré =
Sumpf her.
Am See, z. B. bei Tollovaux, Spuren römischer Ansiedlung (Ziegel und Münzen).
595 m. Pfarrdorf und grösste Ortschaft der Gem.
Saint Barthélemy-Bretigny,
am linken Ufer des
Talent, an der Strasse
Cossonay-Echallens und 2,5 km w. der Station
Echallens der Linie
Lausanne-Bercher. 260
Häuser, wovon 33 sich zum Dorfe gruppieren, das 197 kathol. Ew. zählt.
Dorf: 69 Häuser, 938 Ew. Jährlich zwei grosse Märkte.
Dank der regen Uhrenindustrie ist Les Breuleux
heute eine der blühendsten Gemeinde der Freiberge. Das Klima ist ein sehr strenges, die Winter sind lang,
Ackerbau wenig entwickelt; einige gute Weiden ermöglichen Vieh- und Pferdezucht. Les Breuleux hat eine grosse, 1852-55 erbaute
Kirche, die zugleich eines der schönsten Gotteshäuser im ganzen Berner Jura ist. Das Dorf ist nicht sehr alt und
datiert
erst aus dem 15. Jahrhundert; der Name erscheint urkundlich zum ersten Male 1440 als Brulluy; 1472 Breluy, 1526 Bruleux.
Erbaut an Stelle eines grossen Waldes, dessen Boden die Gründer des Dorfes durch Feuer urbar machten, woher die Namen Les
Brûlés oder Breuleux und Brandisholz. (Vergl. Abbé Daucourt. Dictionnairehistorique des paroisses duJura).
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Viehzucht; daneben Uhrenindustrie, deren Bedeutung stetig abnimmt. Grosse Käsereien,
Säge, Holzhandel und Torfgruben. Eine 1654 entdeckte und 1 km vom Dorfe entspringende, an Ferrokarbonat reiche Stahlquelle
von leider nur schwachem Ertrag zieht jedes Jahr eine Anzahl von Kranken an, die zugleich die kräftigende Luft und den Vorteil
der schönen Waldungen geniessen. Das Wort Brévine leitet sich her vom Dialektausdruck brevena = Tränke.
In dem damals Vallée de la Chaux geheissenen und der Burgherrschaft Travers unterstehenden Thal siedelten sich gegen Mitte
des 15. Jahrhunderts einige aus Le Locle stammende Familien an; 1624 wurde die Niederlassung selbständige politische Gemeinde,
nachdem sie schon seit 1604, aus welchem Jahre die Kirche stammt, eine von Le Locle unabhängige Kirchgemeinde
gebildet hatte. 1713 begann man,
¶
mehr
Torf als Brennmaterial zu benützen. 1842 Besuch des Königs Friedrich Wilhelm III., der der Gemeinde zum Bau eines Badehauses 7000 Thaler
schenkte. (Vergl. Huguenin, le maire. La Juridiction de La Brévine im Musée neuchâtelois. 1884).
(Valléedela) (Kt. Neuenburg,
Bez. Le Locle). Im Mittel 1050 m. Höchstgelegene und kälteste Thalschaft
des Schweizer Jura; erstreckt sich vom Fuss des Sommartel im O. zum Fuss des Gros Taureau im W. auf eine Länge von 20 km und
ist 2-3 km breit. Das Thal wird von zwei bewaldeten Bergzügen eingeschlossen: der Kette des l'Harmont im N., den Höhen
von Fontenettes und dem Crêt de l'Oura l'Ouvra im S.;
es bildet ein 1820 ha umfassendes geschlossenes Becken,
dessen Wasser durch den torfigen Boden unterirdisch in natürlichen Trichtern (entonnoirs) abfliessen.
Die drei wichtigsten
Sammelpunkte des Wassers sind der Bied de La Brévine, der sich in einem Trichter w. vom Dorf verliert; der kleine
Lac des Taillières, d'Etallières oder auch d'Etalières und der Weier von L'Anneta, beide mit bemerkenswerten Trichtern. Neuerdings
von Prof. Schardt angestellte Untersuchungen haben die alte Ansicht bestätigt, dass die Wasser des Thales von La Brévine 6 km
weiter sw. in der Stromquelle der Areuse wieder zu Tage treten. Der hierzu nötige Zeitraum schwankt mit
den verschiedenen Jahreszeiten, indem er im September 1900 für das Wasser des Lac des Taillières 299 und im Mai 1901 für
das des Weiers von L'Anneta 103 Stunden betrug.
Das Thal von La Brévine zählt zusammen 2300 Ew., die sich auf die DörferLa Brévine und La Chaux-du-Milieu,
sowie auf verschiedene Weiler (quartiers), z. B. La Chaux, Les Taillières, La Châtagne und Le Cachot, verteilen. Schöne Wälder
und mit Bäumen bestandene prachtvolle Bergweiden rahmen das Thal ein. Haupteinnahmequelle der Bewohner bildet die Aufzucht
von auserlesen schönem Vieh; man zählt heute ca. 2300 Stück Hornvieh, 200 Pferde und 600 Schweine.
Ziemlich bedeutend sind auch Holzhandel und Abbau der Torfmoore; Uhrenindustrie weniger wichtig als in früheren Jahren.
Die Höhenlage des Thales bedingt dessen strenge und lange Winter, während welcher das Thermometer auf -26° und tiefer sinkt.
Besonders beachtenswert ist auch seine Flora, deren Wasser und Moorpflanzen wahre Relikte aus der Eiszeit
sind. Seltene Arten: im Lac des Taillières die Laichkräuter Potamogeton gramineus, P. rufescens, P. compressus, P. obtusifolius,P. prælongus und P. pectinatus;
auf Torfmooren Sumpf-Blumenbinse(Scheuchzeria palustris), eine Birke (Betula intermedia= Betula nana × pubescens; sehr selten), Torf-Segge (Carex heleonastes),Weisse Schnabelsaat (Rhynchospora alba), Schwimmender
Igelkolben (Sparganium natans), Eingewachsene Korallenwurz (Corallorhiza innata), auf RasenWeisse Platterbse
(Lathyrus oder Orobus canescens), Oesterreichischer Ehrenpreis (Veronica austriaca), Allermannsharnisch (Allium victorialis),
etc.
(Coldela) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
2479 m. Der eine der zwei auf den Karten verzeichneten parallelen Passübergänge,
hinter und über dem Felskopf der Breya (am obern Ende des vom Croz Magnin ausgehenden Thälchens).
Die Passhöhe dieses allein
begangenen, eigentlichen Col de la Breya ist durch eine hohe Pyramide aus Steinen (Steinmannli) bezeichnet;
von hier prachtvolle
Ansicht der Gruppen des Grand Combin und Velan.
Ein stark begangener, angenehmer Fusspfad führt vom Lac Champex in 2¼ Stunden
zur Passhöhe und von da in weitern 1¾ Stunden zu den Hütten von Orny.
(La) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
2378 m. Felskopf, 2 Stunden sw. über dem Lac Champex, am NO.-Ende der nö. von der Pointe d'Orny
abzweigenden kurzen Kette der Aiguilles d'Arpettes. Wird selten bestiegen, da seine im Lande selbst Le GrandPlan geheissene,
auf der Siegfried-Karte aber unbenannte Schulter (2000 m) bei leichterer Zugänglichkeit gleich schöne
Aussicht bietet.
(Kt. Wallis,
Bez. und Gem. Leuk).
650 m. Weiler, nahe der Strasse Sitten-Visp, am linken Thalgehänge; 2,5
km sö. der Station Leuk der Simplonbahn. 7 Häuser, 40 kathol. Ew.
an beiden Ufern der Leguana. 9 Häuser, 82 kathol. Ew. In der Osteria della Tedesca grosser Saal mit den gemalten
Wappen der Landvögte von Lugano, die bei ihrem Amtsantritt hier von Behörden und Geistlichkeit der Stadt
empfangen und bewirtet wurden.
(La Pierrea) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Ca. 2692 m. Grosser erratischer Block, der Endmoräne des kleinen «Mauvais Glacier»
angehörend, direkt n. des Hauptgipfels der Diablerets, unter dem NO.-Ende der Vire Bernus u. an dem beim Creux de Champ endigenden
Waadtländer-Abfall der Diablerets. Der Name bezieht sich auf den Professor der Theologie in Lausanne Philipp Bridel, dem hier 1868 als
Lausanner Student ein Unfall zustiess. Der Block ist auf der Siegfried-Karte nicht in seiner richtigen
Lage verzeichnet.
650-686 m. Alpweide, stufenweise bis 200 oder 300 m über Chippis absteigend,
über dem linken Ufer der Schluchten der Navizance, 3 km s. der Station Siders der Simplonbahn. 12 im Sommer
und Herbst bezogene Sennhütten.
Soll einst von Sarazenen bewohnt gewesen sein, die hier den Wasserkanal
erbaut hätten, der bruchstückweise noch von Vissoie bis unterhalb Painsec erhalten ist.
Der Boden besteht aus mehreren unregelmässig
nach O. und W. verbogenen Falten.
Zirka 20 an dem von Chippis über Vercorin ins Eifischthal führenden Weg zerstreut gelegene
Sennhütten.
Der kalkreiche Boden, heute z. T. mit Roggen und mit im Sommer rasch welkendem Gras bestanden, würde bei Wasserzufuhr
von der Navizance her von grosser Ertragsfähigkeit sein.
Schöne Lärchen-, Tannen- und Föhrenwälder.
An einigen Stellen Birn- und Kirschbäume, einige Nuss- und Apfelbäume.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken).
560 m. Gem. und Pfarrdorf, in reizender Lage am NO.-Ufer des Brienzersees, am
S.-Fuss des Brienzer Rothhorns. Station der Brünigbahn und der Dampfboote auf dem Brienzersee. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Gemeinde, die WeilerEnge, Fluhberg, Kienholz und Tracht inbegriffen: 287 Häuser, 2582 reform. Ew.; Dorf: 177 Häuser, 1660 Ew.
Wiesenbau. Mittelpunkt der Holzschnitzwarenindustrie mit ihrem lebhaften Export in weite Fernen. Bruch
auf «Ballenberger Marmor», einen dunkeln, leicht zu verarbeitenden Kalkstein. Grosses und gut gebautes Dorf mit mehreren Holzhäusern,
Ueberresten zahlreicher und verderblicher Feuersbrünste. Beträchtliche Schutzbauten sollen das Dorf vor den Ausbrüchen
des Trachtbaches schützen. Heimat von Christian Fischer, dem Begründer der Holzschnitzerei im Berner Oberland.
1146: Briens. Das sehr alte Geschlecht der Herren von Brienz, das zuerst auf Schloss Brienz, dann auf Ringgenberg residierte,
hat eine ziemlich bedeutende Rolle gespielt. Der aus dem Jahre 1200 stammende Schild von Konrad von Brienz, das einzige derartige
Altertum der Schweiz, befindet sich heute im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich.
Sein in Silber auf Pergament
gemalter schreitender Löwe ist ein Meisterwerk ersten Ranges heraldischer Kunst.
1153 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Davos-Lenz, am rechten
Hang des Albulathales, 20 km sö. der Station Thusis der Rätischen Bahn (Chur-Thusis).
(Kt. Bern,
Luzern
u. Obwalden).
Unter Brienzer Grat versteht man im weitern Sinne jene ganze Gebirgskette, welche
den Brienzersee und das Aarethal bis zum Brünig im Norden einfasst; im engern Sinne heisst Brienzer Grat jene Strecke dieser
Kette, die zwischen dem Brienzer Rothhorn und dem Tannhorn liegt. Gegen Norden wird der Brienzer Grat (immer im weitern Sinne
verstanden) begrenzt vom Habkernthal, dem obersten Teil des Thales der Emme sowie vom Marienthal.
Die Wasserscheide der Bohlegg verbindet ihn mit dem Hohgant, eine zweite niedrigere mit der Schrattenfluh und eine dritte mit
den Giswilerstöcken. Der orographische Charakter dieser Gebirgskette ist Steilheit und Wildheit. Bei Interlaken im W. als
schmaler bewaldeter Grat beginnend, verbreitert sich die Kette nach und nach, bis sie sich in der Gegend
des Brünig an ihrem Ostende sogar gabelt. Von Interlaken bis Brienz besteht sie ausschliesslich aus Gesteinen der Kreideformation
(Kalken und Schiefern), weiter östlich beteiligt sich auch Jurakalk an dem Aufbau der Gräte, und es
wird dies durch das Auftreten mächtiger Fluhbänder auch äusserlich bemerkbar.
Die Nordseite des BrienzerGrates heisst auch die HintereFluh (im Gegensatz zur Schrattenfluh, die vom Emmenthal aus gesehen weiter
vorn erscheint). An diesem Abhang treffen wir auch Gesteine des untern Tertiärs. Während am Westende die Schichten der
untern Kreide in regelmässiger aber umgekehrter Lagerung gegen den Brienzersee einfallen, treten gegen
Osten mannigfache Komplikationen auf. Der Schrattenkalk verschwindet, und die mächtigen Ablagerungen des Neocoms sind intensiv
gefaltet, welche Faltungen westlich vom Rothhorn auch auf die Jurakalke übergreifen.
Die Zunahme der Breite der Gebirgskette von W. nach O. ist von Bedeutung für die Nutzung. Das erste,
westliche Drittel ist stark bewaldet; dann folgt bis zum Tannhorn eine Zone, deren Weiden der steilen Böschung wegen nur von
Schafen befahren oder auf Wildheu ausgebeutet werden, erst östlich vom Tannhorn gibt die breiter werdende Kette in einer
Reihe von Nischen und Terrassen Raum für grössere Kuhalpen (Rotschalp, Planalp, Giebeleggalp, Gummenalp).
Auch in der Erosion äussert sich
¶
die verschiedene Steilheit der Gehänge im W. und O. Dort fliesst das Wasser in kleinen Wasseradern dem Hange folgend gerade
ab, hier sammelt es sich in den erwähnten Nischen zu grösseren Bächen, die dann entweder in malerischen Wasserfällen zu
Thal stürzen (Mühlbach bei Brienz), oder aber, wenn weiche Mergel und Schiefer den Untergrund bilden,
in diesen sich einfressen und grosse Tobel bilden. Diese Tobel greifen immer mehr rückwärts und aufwärts in das Gebiet der
Weiden, wo kein Wald die Erde mehr zurückhalten kann. Namentlich berüchtigt unter diesen Wildbächen sind der Lammbach und
der Schwandenbach, die seit undenklichen Zeiten einen der grössten und schönsten Schuttkegel der Schweiz
angehäuft haben und deren Erosionsnischen so nahe aneinander sind, dass die zwischendrin liegende Halde, auf drei Seiten der
Stütze beraubt, bereits Zeichen der Bewegung zeigt.
Die zackige Linie des BrienzerGrates zeigt eine Reihe von Gipfeln, die, wie die dazwischen liegenden Verbindungsstücke, fast
ohne Ausnahme zu einer scharfen Schneide zugeschärft sind, die man oft sogar nur mit Vorsicht überschreiten
kann. Gleich bei Interlaken erhebt sich der Grat in steiler Fluh zum Harder (1216 m), an dessen dem Bödeli zugekehrten Abhängen
in den Felswänden die Züge eines menschlichen Gesichtes zu entdecken sind (Hardermannli). Immer stark
bewaldet, da und dort von schmalen Fluhbändern unterbrochen, zieht sich der Grat allmählig aufwärts, vorbei vom Felskopf
der Rothen Fluh (1735 m), bis er plötzlich im Felsgebilde des Suggithurms (2086 m) sich aufschwingt zum schmalen Sattel des
Augstmatthorns (2140 m). Wiederum senkt sich der Grat; die folgenden Erhebungen des Blasenhubels (1966 m),
des Gummhorns (1982 m), des Schnierenhorns (2010 m) und des Aelgäuhorns (2120 m) treten nicht sehr hervor, um so schöner
erhebt sich die stolze Pyramide des Tannhorns (2224 m). Von hier weg sinkt der Grat auch in den Einsattelungen nicht mehr unter 2000 m,
die obersten Abstürze sind nun meist felsig und z. T. ungangbar, die Gipfelpunkte werden erdrückt von
dem alles überragenden Brienzer Rothhorn (2353 m; siehe dieses).
Oestlich des BrienzerRothhorns sind die Verhältnisse grösser. In schönem Schwung verläuft der Grat über Arnihacken (2216
m) und Arnifirst (2209 m) zum Endgipfel der ganzen Kette, dem Wilerhorn (2006 m), das gegen O. in begrasten
Stufen zur Einsattelung des Brünig abfällt. Die einzelnen Abschnitte der Kette tragen besondere Namen. So versteht man unter
Harder nicht nur den westlichen Endpunkt der Kette, sondern auch noch die Strecke bis zur Rothen Fluh. Von da weg bis zum Augstmatthorn
heisst das oberste Joch der Graggen, dann folgt vom Augstmatthorn bis zum Tannhorn der Riedergrat, vom Tannhorn
bis zum Rothhorn der Brienzergrat im engern Sinne.
Da, wo der See den Raum nutzbaren Landes durch seine Anwesenheit verkleinert, sind die Dörfer klein, östl.
und westl. des Sees sind sie grösser und dichter. Diejenigen Dörferam See, welche an der steilen Hälfte des Grates liegen,
weiden ihr Grossvieh auf den nördlichen Hängen u. benutzen zum Auftrieb die wenigen Uebergänge über den steilen Grat,
die durch Weganlagen verbessert worden
sind. So geht ein Weg von Niederried aus über die Heinisegg (1824
m) zur Lombachalp, ein zweiter von Oberried über die innere Gumm (1923 m) nach der Alp Aelgäu. Zwei weitere Uebergänge im
eigentlichen Brienzer Grat, der Wannenpass (2073 m) beim Tannhorn und der Kruterenpass (2000 m) oberhalb Planalp,
dienen nicht zum Viehtransport. Weitere Uebergänge befinden sich zwischen den einzelnen Gipfeln des hintern BrienzerGrates
vom Rothhorn bis zum Wilerhorn.
Touristisch wird der Brienzer Grat mit Ausnahme des Harder und des Brienzer Rothhorn sehr wenig begangen, indem die gegenüberliegende
Faulhorngruppe mit ihrer unmittelbaren Ansicht des Hochgebirgs und den bessern Kommunikationsmitteln
die Touristen mehr anzieht. Immerhin zeigen auch die weniger hervortretenden Gipfel des BrienzerGrates, namentlich das Tannhorn
und das Augstmatthorn (abgesehen vom Rothhorn) schöne und wegen des Niederblicks auf das blaue Becken des Brienzersees auch
malerische Bergaussichten. Auch bleibt man auf dem Grate weiterwandernd immer im Genuss der freien Aussicht,
und so bietet der Brienzer Grat die Möglichkeit ausgedehnter und müheloser Gratwanderungen.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken).
2353 m. Höchster Gipfel des BrienzerGrats, mit prachtvoller, schon im 18. Jahrhundert gewürdigter
Aussicht sowohl auf Mittelland und Voralpen als auch auf die Hochalpen. Besteigung von Brienz aus über die
Planalp in 4½ Stunden, von Sörenberg über den Eisee oder - steiler und ohne Wege - über den Rothenboden in 4 Stunden. Seit 1892 führt
von Brienz aus eine 7,6 km lange Bergbahn auf den Gipfel; Maximalsteigung 25%, Höhenunterschied 1681 m. Gast- und Wirtshaus.
Der Gipfel liegt auf der Grenze zwischen den drei Kantonen Bern,
Luzern
und Obwalden.
Wird aus cretacischen Schieferkalken gebildet,
die durch Verwitterung rötlich gefärbt sind (woher der Name des Berges).
Ein Panorama desRothhorns ist vom BernerGottlieb
Studer aufgenommen und veröffentlicht worden.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken).
Der östliche der beiden grossen Seen des BernerOberlandes. Er ist ein richtiger
Thalsee und bildet demnach ein langgestrecktes, schmales Becken. Um den Thalcharakter sich recht vorstellen zu können, muss
man sich Thuner- und Brienzersee als ein einziges Becken denken und den letztern noch bis Meiringen verlängern, denn erst
durch die Deltas der Lütschine und des Lombaches einerseits, durch die Aare andererseits hat der See im
Laufe der Zeit seine heutige Form und seine jetzigen Dimensionen erhalten, die sich beide entsprechend der fortgesetzten
Ablagerungsthätigkeit der genannten Flüsse stetsfort noch ändern bezw. zu Ungunsten des Sees verschieben (vergl. Art. Aare).
Die Länge des Sees beträgt 14 km, die Maximalbreite ca. 2,5 km, die Oberfläche misst 30 km2 (genau
29,183 km2). Die Meereshöhe des Wasserspiegels ist durchschnittlich 566,90 m, die grösste Tiefe 261,90 m. Die durchschnittliche
Tiefe beträgt (nach Penck) 176 m. Die Wassermenge berechnet sich auf 5,17 km3.
Die Gestalt des Seebeckens ist einfach und spiegelt den Charakter eines versenkten Flussthales wieder.
In der gleichen Neigung, mit der die Abhänge beiderseits des Sees auf das Wasser auftreffen, setzen sie sich in die Tiefe fort
bis zu dem flachen Seeboden in ca. 350 m Meereshöhe. Die Wysse ist, wenn überhaupt vorhanden, auf einen schmalen Streifen
von 1-5 m zurückgedrängt, dann folgt die Halde. Nur beim Ein- und Ausfluss der Aare ist die Böschung
der Ufer eine sanftere, hier infolge der Anschwemmungen der Lütschine, die den Ausfluss des Sees¶
mehr
ganz an das rechte Ufer desselben hinübergedrückt hat, dort wegen der Auffüllung durch die Aare selbst, die namentlich
seit der Korrektion eine Masse von Kies, Sand und suspendiertem Material in den See hinausschafft. Die Wirkungen dieser Sedimentation
lassen sich auf dem Seeboden in Gefälle und Relief über 3 km weit verfolgen, und die Zuschüttung des
Sees von oben schreitet naturgemäss stetig, wenn auch langsam, fort, wobei die Aare durch mehrere Wildbäche unterstützt wird
(Trachtbach, Schwandenbach, Lammbach), von deren Thätigkeit die Katastrophen der letzten Jahre zu erzählen wissen und von
deren frühern Gewalt der prachtvolle Schuttkegel Zeugnis gibt, der, ein Muster seiner Art, von Schwanden
gegen den See und den Ballenberg abfällt.
Das durchschnittlich 2 km breite Aarethal von Brienz bis Meiringen stellt nur ein in prähistorischer Zeit zugeschüttetes
Stück Brienzersee dar. Die Auffüllung durch die Aare haben wir zeitlich mit der Entstehung des Bödeli am untern Seeende
zusammenfallend zu denken, und die geleistete grössere Arbeit der Aare versteht sich nicht nur im Hinblick
auf ihre Wassermenge, sondern auch beim Vergleich der Einzugsgebiete, die sich ungefähr zu einander verhalten wie 1 (Lütschine)
: 1,5 (Aare). Die beim Brienzersee in Betracht kommenden Einzugsgebiete sind nach den Berechnungen des eidgenössischen hydrometrischen
Bureaus folgende:
Wie aus diesen Zahlen hervorgeht, spielen die rechts- und linksseitigen Zuflüsse des Brienzersees im
Vergleich zu den grossen Tributären Aare und Lütschine nur eine geringe Rolle. Interessant ist immerhin der Unterschied zwischen
der rechten und der linken Seeseite, der sich bei einem Blick auf die orographische Gestaltung des Geländes von selbst erklärt.
Auf der rechten Seite vermag die äusserst steile, mauergleiche Kette des BrienzerGrates an und für sich
kein grosses Wasserquantum aufzunehmen, und der Mangel an grössern Nischen verhindert meist eine verhängnisvolle Ansammlung
der rasch abfliessenden Gewässer, sondern es strömen diese in zahlreichen schwächern Adern, direkt dem Gehänge folgend,
in den See.
Dazu sind die untern Partien meist gut bewaldet, wodurch ebenfalls grössere Abschwemmung verhindert
wird. Es zeigt sich das auf der Karte auch darin, dass die Tiefenkurven des Sees der Uferlinie folgend fast parallel verlaufen,
ohne irgendwo grosse Schuttkegelbildung verratende Ausbauchungen zu bilden. Nicht etwa als ob keine vorhanden wären, im
Gegenteil; das Dorf Oberried z. B. steht auf einem typischen Kegel, aber sie sind nicht gross genug, um
auf die Gestaltung des Seebeckens bestimmend einzuwirken.
Die rechtsseitigen ^[richtig: linksseitigen] Zuflüsse (es sind hauptsächlich drei: der Giessbach, der Mühlebach bei Iseltwald
und der Hauetenbach bei Bönigen) entwässern den gesamten Nordabhang der Faulhorngruppe, die in ihrer Folge von Ketten und
Thälern eine viel stärkere Gliederung, daher auch ein grösseres Einzugsgebiet darstellt. Die
drei
erwähnten Zuflüsse zeigen nun unter sich bemerkenswerte Unterschiede, die gerade in der Gestaltung des Seebeckens sich
wiederspiegeln und deshalb hier zu erörtern sind. Der Giessbach übertrifft an Wassermenge wie an Einzugsgebiet seine beiden
Rivalen bedeutend. Trotzdem gibt der Verlauf der Tiefenkurven im See kaum eine Andeutung für die Ablagerung
seiner Geschiebe und Sinkstoffe, während auf der andern Seeseite viel unbedeutendere Bäche das Böschungsprofil zu modifizieren
vermochten.
Der dritte Zufluss endlich, der Hauetenbach bei Bönigen, hat oberhalb dieses Dorfes einen schönen Schuttkegel gebildet,
der sich bis in den See erstreckt; immerhin ist sein Anteil an der Zuschüttung des Sees von demjenigen
der benachbarten Lütschine nicht zu trennen.
Die oben skizzierte Gestalt des Seebeckens lässt einen Schluss zu auf die Entstehung des Sees. Es ist bemerkt worden, dass
der flache Seeboden als altes Thalstück des Aarelaufes aufzufassen sei und einstmals in etwas höherem
Niveau von Meiringen bis unterhalb des heutigen Thun sich erstreckte. Schon gleich einer der ersten diluvialen Vorstösse des
Aaregletschers (I. und II. Eiszeit) muss Anlass dazu gegeben haben, die eben erwähnte Thalstrecke unter Wasser zu setzen.
Denn wir sehen in der letzten Interglacialzeit die Kander ein Delta in diesen See hinausbauen, dessen weiteres
Wachstum später dadurch sistiert wird, dass der zum letzten Male herabsteigende Aaregletscher bezw. die Moränen, welche
er zurücklässt, den Fluss ablenken. Gleichzeitig mit der Bildung jenes alten Kanderdeltas werden auch Lombach, Lütschine
und Aare ihre Zuschüttungsthätigkeit aufgenommen haben. Dieselbe erlitt dann ebenfalls durch die letzte Eiszeit eine
Unterbrechung, ohne aber derartige Flussverschiebungen zur Folge zu haben wie bei der Kander - es fehlte hier oben auch der
Raum dazu - und ohne das vorhandene Thal in Form und Ausmass wesentlich zu modifizieren. So wurde denn nach dem definitiven
Rückzug der Gletscher das vorher begonnene Werk einfach fortgesetzt. Dass es schon in der Interglacialzeit
zur Trennung des Wasserbeckens in zwei Seen kam, ist unwahrscheinlich, da der See damals, wie das alte Kanderdelta beweist,
einen höhern Stand hatte.
Ob auch die Gebirgsbildung, speziell die Faltung der Alpen, die Gestalt und Richtung des Seebeckens beeinflusst habe, ist heute
schwer zu entscheiden. Eher noch als die orographische Form, die wir als altes Stück eines Erosionsthales
genügend erklären können, scheint die Richtung des Sees mit dem Gebirgsbau in Zusammenhang zu stehen, insofern als der
Brienzersee ziemlich genau im Streichen der Ketten liegt. Mehr zufällig erscheint der Umstand, dass er die Kreideablagerungen
des BrienzerGrates von den Juragesteinen der Faulhorngruppe scheidet.
Doch betrifft das alles nicht den See als solchen, sondern nur als Teilstrecke des Aarethales, wie denn auch thalaufwärts,
wo das Aarethal zum Querthal wird, die Ketten und Falten zunächst schief, dann ziemlich senkrecht zur Thalrichtung verlaufen.
Dagegen bestimmt die Lage des Sees in einem Längsthal in hohem Masse seinen landschaftlichen Charakter;
der Gegensatz des ernsten einförmigen Brienzersees und des offenen abwechslungsreichen Thunersees drängt sich dem Beobachter
mit grosser Kraft auf.
Während Messungen der absoluten Wassermenge am Ein- und Ausfluss der Aare bis jetzt fehlen, geben dafür
¶