kaum auf: 1532 wird die Reformation eingeführt und 1647 eine eigene Kirche (zum Ersatz derjenigen von
Pontareuse) erbaut.
Von Mitte des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts brachte die blühende Buntleinwandweberei dem Städtchen vielen Verdienst.
In Boudry wurde am als Sohn eines sardinischen Flüchtlings der von Charlotte Cordau 1793 ermordete
französische Volkstribun
Jean Paul
Mara oder Marat geboren, dessen Wohnhaus hier heute noch gezeigt wird.
(Montagne de)(Kt. Neuenburg,
Bez. Boudry). 1391 m. Bergstock, in der höchsten Kette des centralen
Jura, die auch
Chasseral
und
Chasseron trägt. Er liegt zwischen der
Areuse im N. und O., dem
Neuenburgersee im S. und der kleinen
Combe de Lagua im W. Sein höchster Punkt ist das
Signal du
Lessy. Sehr beliebtes Ausflugsziel, 2½ Stunden von
Noiraigue. Die
Montagne de Boudry ist ein gutes Beispiel eines asymmetrischen
Berges mit sanftem Gehänge nach S. und Steilabfall nach N.,
wo eine 200 m hohe Felswand den
Grat auf seiner grössern Hälfte begleitet.
Diese Form hat sich aus der Verwitterung und Abwaschung des Scheitels einer nach NO. überliegenden Antiklinale ergeben,
die noch durch eine das Sequan oder Kimmeridge mit dem Neocom in Kontakt bringende Verwerfung ausgezeichnet ist. Der Fuss
des Steilabfalles ist bedeckt mit Geröll und
Schutt, die ihrerseits wieder auf Moränenmaterial liegen.
Tiefer unten ist das Gehänge von mächtigen
Schluchten - Les Lanvonennes Les Lanvouennes - angeschnitten, die im Argovien
des Gewölbekernes ausgefressen sind, das von der
Combe Garot über Treymont bis zum
Creux du Van sich als ziemlich gut ausgebildete
Stufe verfolgen lässt und auf der verschiedene seltene Pflanzen, wie Cypripedilum calceolus (Frauenschuh), Daphne alpina,Pinguicula alpina gedeihen. Die Glacialzeit hat am
S.-Hang in ca. 1100 m
Höhe einen ganzen Wall von grossen erratischen Blöcken
zurückgelassen.
Die schönen Tannenwälder, die die Montagne de Boudry noch beinahe lückenlos umschliessen und ihr von
fern den Anblick einer imposanten dunklen Masse verleihen, gehören auf der
N.-Seite ausschliesslich zu Boudry; auf der
S.-Seite
gehören sie zu beinahe gleichen Teilen den Gemeinden Boudry,
Cortaillod,
Bevaix und
Gorgier, die sehr schöne
Wege durch sie
gezogen haben. Nach oben lichtet sich der
Wald etwas und gibt Raum für
Weiden, auf denen die im
Jura seltene
Alpen-Wohlverlei(Arnica montana) blüht. 1896-99 hat die Gemeinde Boudry interessante Arbeiten zur Fassung der auf der
kleinen Terrasse von Treymont (860 m) aus dem Fusse der Felswände sprudelnden Quellen ausführen lassen.
Das
Wasser wird durch eine 480
m lange unterirdische Röhrenleitung in ein 1000 m3 fassendes Reservoir
(in 850 m und am
S.-Hang des
Berges) geführt und gibt der Stadt Boudry u. ihrer Umgebung ausgezeichnetes Trinkwasser, wie
es auch das Elektrizitätswerk Boudry speist und damit die ganze Gegend mit elektrischem Licht versieht. Die Montagne de Boudry
ist der letzte Zufluchtsort des Jagdwildes im centralen
Jura und vom
Neuenburger Staatsrat als Banngebiet
bis 1906 gesetzlich vor Jagd geschützt, sodass man nicht selten auf Gruppen von Rehen stösst. Bemerkenswerte Gäste sind
auch der Auerhahn (Tetrao urogallus) und der Schwarzspecht.
Bären waren noch im 18. Jahrhundert nicht selten; 1838 ist der
letzte gesehen worden. Eine reichliche Vegetation entfaltet sich namentlich am S.-Hang, wo in Waldlichtungen
der Adlerfarn (Pteris aquilina) beinahe baumförmig aufschiesst und den Waldboden eine ganze Sammlung von Pilzen aller Arten
bedecken.
545 m. Wichtige
Mühle, am
Doubs, 4 km n.Les Bois.
Zugang zu der in tiefer und enger
Schlucht malerisch gelegenen
Mühle wegen der oft beinahe senkrecht abfallenden Seitengehänge
des
Thales schwierig;
der von
Les Bois hieher führende Weg ist sehr lang und windungsreich.
Der
Doubs ist hier blos 50 m breit
und liefert ausgezeichnete Forellen.
^[Ergänzung: Statt der auf der Siegfriedkarte angewendeten Schreibart
Bouge sollte richtiger (wie dies auch von den Behörden offiziell geschieht)
Bouège geschrieben werden.
Der geologische Bau ist insofern bemerkenswert, als auf das Süsswassermolasse-Gerüst
des Grates zunächst fluvioglaciale Ablagerungen alpinen Ursprungs (Deckenschotter, löcherige Nagelfluh) folgen, denen wieder
mehrere Moränenkappen aufsitzen, von denen die zwei obersten ein Band von Blätterlignit zwischen sich schliessen.
(Kt. Waadt,
Bez. u. Gem. Aubonne).
550 m. Gruppe von 8 Häusern, 800 m sw. Aubonne, an der Strasse
Aubonne-Bougy und 3,2 km n. der Station Allaman der Linie Lausanne-Genf; schön an der obern Grenze der Rebberge gelegen. 43 reform.
Ew. Bildete bis 1276 eine eigene Pfarrgemeinde mit dem h. Martin geweihter Kirche.
(Kt. Waadt,
Bez. Moudon).
723 m. Gem. und Dorf, 6 km w. Moudon und 1,5 km sw. Saint Cierges, auf einem Plateau zwischen den Schluchten
der Mentue und seines rechtsseitigen Nebenflusses Oleyre gelegen; 2,7 km sö. der Station Bercher der Linie Lausanne-Bercher.
Postablage, Telegraph, Telephon. Gemeinde, den WeilerL'Augine inbegriffen: 41 Häuser, 218 reform. Ew.; Dorf: 35 Häuser, 195 Ew.
Kirchgemeinde Saint Cierges. Ackerbau. Das Dorf gehörte früher der Abtei Montherond, während die hohe Gerichtsbarkeit
dem SchlosseMoudon zustand und auch die Herren von Bercher hier Rechte besassen. Nach dem mit der Einführung der Reformation
erfolgten Uebergang der Abtei Montherond an die Stadt Lausanne kam diese bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts auch in den Besitz
der Herrschaft Boulens.
Eigentum des Staates Freiburg,
von diesem
zugleich mit dem übrigen Besitz des SchlossesGreierz übernommen.
Die Aufteilung des Ertrages des Waldes unter die Freiburger
Patriziergeschlechter gab Anlass zu dem 1781 ausgebrochenen Aufstande der Greierzer unter Niklaus Chenaux.
3344 m. Felsiger w. Ausläufer der Oulie Secca (3550 m; La Sangla der Siegfried-Karte),
am linken Ufer des Otemmagletschers, im obern Val de Bagnes. 3½ Std. von der Schutzhütte Chanrion des
S. A. C.
gegen O. fällt der Bergstock mit gegen 1000 m hoher Felswand zum linken Ufer des Durand-
oder Zinalgletschers ab.
Die 1864 zuerst unternommene Besteigung ist nicht ausserordentlich schwierig und wird zumeist von
Zinal über den Col de l'Allée in 6½ Stunden ausgeführt. Im Vorbeiweg wird oft auch noch der Pigne de l'Allée bestiegen.
(Col des) (Kt. Wallis,
Bez. Hérens).
3418 m. Passübergang, zwischen der N.-Gruppe der Dent des Bouquetins und der Tête Blanche,
im Hintergrund des Gletschers von Mont Miné, längs dessen linkem Ufer der interessante und für Alpinisten nicht aussergewöhnlich
schwierige Uebergang bewerkstelligt wird. Von Ferpècle zur Passhöhe 5 Stunden und von da bis Prarayer 3 Stunden.
Zuerst 1862 begangen.
(Dentsdes) (Kt. Wallis,
Bez. Hérens).
Reihe von spitzen Felszähnen, einer hohen Gneissmauer aufgesetzt, die sich zwischen den
Gletschern von Arolla im W. und Za de Zan im S. erhebt, im Hintergrund des Eringerthales (Val d'Hérens) und in der die
Thäler von Arolla und Ferpècle trennenden Kette. Im Allgemeinen wird der Name auf die 3 Gruppen von Felsnadeln und -türme
beschränkt, die zwischen dem Col N. du Mont Brûlé und der Dent S. de Bertol liegen, zuweilen wird aber dazu auch noch die
Gruppe des Mont Brûlé mit einbezogen.
Die n. Gruppe gipfelt im Punkte 3783 m, 2 Stunden vom Col S. de
Bertol;
die noch ziemlich schwierige Besteigung dieses zugänglichsten aller Türme der ganzen Gruppe ist 1884 zuerst von
A. Monnier ausgeführt
¶
mehr
worden. Der höchste Punkt der centralen Gruppe erreicht 3848 m (3854 m nach der italienischen Karte) und ist 1876 zuerst
bestiegen worden, 9 Stunden von Arolla;
die s. Gruppe gipfelt in 3690 m, schwierig, erste Besteigung 1894.
(Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
1633 m. Gem. und Pfarrdorf, auch unter dem Namen Saint-Pierre le Mont-Joux bekannt;
an der Strasse über den Grossen St. Bernhard, am rechten Ufer der Dranse, 35 km sö. der Station Martigny der Simplonbahn.
Postablage, Telegraph. Postwagen Martigny-GrosserSt. Bernhard. 77 Häuser, 357 kathol. Ew. Etwas Ackerbau, Wiesen. Zucht von
Schafen englischer Rasse; Viehhandel nach Italien. An der Tête de By Asbestbruch und im Alpenthal Les Planards
Anthrazitmine; werden nicht ausgebeutet. Auf der Passhöhe des Grossen St. BernhardHospiz der Bernhardinermönche, die an
den vielen durchreisenden Armen weitgehendste Gastfreundschaft üben. Oestl. der neuen Brücke Ueberreste einer ehemaligen
Festung, Sitzes der einst berühmten Familie von Quart. AlteBrückeSaint-Charles, der Ueberlieferung nach von Karl
dem Grossen auf seinem Zuge gegen die Sarazenen erbaut; überspannt den Ausgang der tiefen Schlucht des Valsorey, eines von
den Gletschern des Mont Velan herkommenden Wildbaches. In der Schlucht, etwa 500 m oberhalb der Brücke, in äusserst wilder
u. malerischer Lage eine Mühle. Die uralte Kirche soll von Hugo, Bischof von Genf
(† 1009), an Stelle einer
noch ältern, von den Sarazenen zerstörten, im Anfang des 11. Jahrhunderts erbaut worden sein.
Sicher ist, dass der in romanischem Stil gehaltene
Glockenturm aus dieser Zeit stammt; unter dem Ansatz der Turmspitze noch
vorhandene Ueberreste von Schiessscharten weisen auf die Zeiten der einstigen Sarazeneneinfälle hin.
Eine darauf bezügliche lateinische Inschrift im Innern der Kirche ist bei Anlass von deren Renovation zu Beginn des 19. Jahrhunderts
übertüncht worden. Der zur Zeit der Franzosenherrschaft (1799-1800) in Bourg-Saint-Pierre amtende Pfarrer Jean Jérôme
Darbelley hat in seinen interessanten Memoiren die Ereignisse dieser Zeit und noch manches Andere in
Prosa und Poesie mit kaustischem Spott und oft grosser Derbheit geschildert.
Seit 1889 besteht in Bourg-Saint-Pierre der alpine Versuchsgarten «Linnaea»,
Eigentum eines internationalen Komites. Der heute noch von seinem Gründer Henry Correvon aus Genf
geleitete Garten liegt prachtvoll
auf einem Hügel über der Strasse des Grossen St. Bernhard u. pflegt nahezu 2500 Arten von alpinen Pflanzen
aus allen Hochgebirgsgegenden der Erde. (Correvon, Hry. Catalogue des espèces acclimatées.Genève 1901). In der Mauer des
Friedhofes ein römischer Meilenstein mit Inschrift. Funde von Säulenfragmenten deuten darauf hin, dass hier zur Römerzeit
ein monumentales Gebäude gestanden haben muss. Römische und gallische Münzen. Hier führte auch die
Römerstrasse über den Mont Joux (den Grossen St. Bernhard) vorbei.
769 m. Gruppe von 6 Häusern, auf einer Terrasse über dem rechten Ufer der Saane, 10 km
sw. des Bahnhofes Freiburg
und 1,5 km w. des Dorfes Treyvaux. 44 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht.
Postablage. 17 Häuser, 100 reform. Ew., die sich auf die zwei Häusergruppen Les Bourquins
de Bise (1078 m) und Les Bourquins de Vent (1089 m) verteilen.
deutsch Bürkis oder Bürgis (Kt. Bern,
Amtsbez. Delsberg).
775 m. Gem. u. Pfarrdorf, 11 km nw. der Station
Delsberg der Linie Biel-Delsberg-Basel. Postwagen Bourrignon-Delsberg. Postablage, Telephon. Gemeinde: 67 Häuser, 328 kathol.
Ew.; Dorf: 49 Häuser, 199 Ew. Schöne Weiden und grosse Wälder. 1 km n. und gegenüber dem Dorf die zu den bizarrsten
Formen verwitterten Felsen der Côte de Mai; einer derselben, Fille de Mai geheissen, gleicht der Kolossalstatue einer Frau und
tront im Walde wie die Göttin eines längst geschwundenen Kultus. Man glaubt, dass er von den Kelten angebetet worden ist.
Das an einem wichtigen Juradurchpass gelegene Dorf Bourrignon ist sehr alten Ursprungs; hier stand schon
eine römische Militärstation, was verschiedene Funde beweisen (u. a. gut erhaltene Münzen und Ueberreste eines römischen
Bauwerkes nahe der Kirche).
Torfgruben. Nö. vom Dorf die Torfmoore von Planaize,
in denen die von rechts der Chamberonne (Zufluss zum Genfersee) zugehende Sorge entspringt.
Das Dorf früher
Eigentum der Schlossherren von Cossonay, die ihre Rechte an dasselbe 1661 an Marc de Saussure abtraten und dessen Familie
sie bis 1798 ausübte.
Sicherster Hafen am Genfersee und zugleich einer der bedeutendsten.
Postbureau. Telegraph.
Telephon. 54 Häuser, 367 kathol. Ew. Die nahegelegene Rhonemündung mit ihren grossen, schattenspendenden
Kastanienhainen lockt, besonders des Sonntags, viele Fremde nach Le Bouveret.
Die Fremden- und Hotelindustrie
ist im Aufschwung begriffen, besonders seit 1899 genügendes Quellwasser aufgefunden worden.
Eine ehemals am Seeufer gelegene
Burg war zunächst Eigentum der Schlossherren von Le Bouveret u. ging später in den Besitz des Staates Wallis
über, der sie als
Salzniederlage benützte.
Das grosse viereckige, ziemlich hohe Gebäude mit mächtigen Mauern barg blos
ein einziges bewohnbares Gemach.
Der zum Zwecke des leichteren Salztransportes im 16. Jahrhundert gegrabene Stockalperkanal
mündet hier in den See.
(Piz) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
3084 m. Wenig bemerkenswerter Gipfel in der Gruppe des Piz Morteratsch, n. vom Piz Bernina. Zweigt
sich von der Gruppe etwas gegen W., dem Morteratschgletscher zu, ab. 3½ Stunden s. Pontresina. An seinem
Fusse in 2458 m die Bovalhütte des S. A. C.
(Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
2458 m. Schutzhütte des S. A. C., 4¼ Stunden von Pontresina und 2 Stunden vom Hotel Morteratsch,
am linken Ufer des Morteratschgletschers in prachtvoller Lage. Die 1877 von der Section Rätia des S.
A. C. erbaute Hütte ist heute Eigentum der Sektion Bernina. Dient als Standquartier für Touren im Bernina-Massiv. Die besuchtesten
Gipfel sind der Piz Morteratsch (3754 m; 4½ St.), Piz Bernina (4052 m; 5-8 St.), Piz Zupô (3999 m; 8 St.) und die Pizzi di Palü
(3889, 3894, 3800 m; 5-7 St.).
^[Ergänzung:Fabrik für Uhrenmacherwerkzeug und Motorenfabrik.] Die geschichtliche
Vergangenheit von Boveresse ist durchaus mit derjenigen von Môtiers verknüpft, zu dem es auch pfarrgenössig ist, obwohl
es seit der Reformation eine eigene Kirche hat.
Hochplateau, 1060 m im Mittel, am
Fuss des Monlési (1216 m) und n. des Dorfes Boveresse.
Ca. 20 Bauernhöfe, über die z. T. mit Wald bestandenen Alpweiden
zerstreut. 180 reform. Ew. In den Weilern La Croix und Les Sagnettes Genossenschaftskäsereien. In ChezBordon gemischte Schule.
(Kt. Wallis,
Bez. Martigny).
621 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Martigny-Sembrancher, am linken Ufer der Dranse, 7 km s.
Martigny. Postbureau; Postwagen Martigny-Orsières-BourgSaint-Pierre und Martigny-Châble. Gemeinde, die WeilerBémont und Les
Vallettes inbegriffen: 93 Häuser, 521 kathol. Ew.; Dorf: 43 Häuser, 262 Ew. Wein- und Kartoffelbau. Bauholz
für Zimmerleute und Schreiner. Ausbeute von zahlreichen erratischen Granitblöcken des ehemaligen Arpettes-Champex-Gletschers.
Der stürmische Wildbach Durnand trennt Bovernier von Martigny-Combe. Der Name des Dorfes wurde früher häufig Bourg-Vernier
geschrieben, was als Abkürzung von Bourg-des-Vernes = «Erlenburg» gilt. Das am Fusse der Felswände des
Catogne stehende armselige Dorf ist zwischen diesen und der nach N. fliessenden Dranse eingeengt und «von himmelhohen Felsen
eingeschlossen». ^[Note:] Seit der verderblichen Feuersbrunst von 1899, die ungefähr einen Drittel der Gebäulichkeiten
zerstörte, ziehen es viele Bewohner vor, die dunkle Schlucht zu verlassen und sich weiter gegen SW. anzusiedeln, wo
ihren hier vom Flusse entfernter gelegenen Häusern mehr Raum und grössere Sicherheit gegeben sind. Bei Anlass des verderblichen
Ausbruches des Giétrozgletschers im Jahre 1818 ging die mit den Trümmern der mitgerissenen Gebäulichkeiten etc. beladene
Dranse unschädlich an Bovernier vorüber, obwohl ihr Wasserstand bis zur Höhe der Dachfirste des Dorfes stieg.
Er erklärt sich dies aus der Geschwindigkeit des abfliessenden Wasserschwalles und besonders auch aus dem Umstand, dass
ein oberhalb des Dorfes vorspringender Felssporn die Verderben drohende Masse an den Hang des Mont Chemin hinüber ablenkte.
Im April 1901 löste sich ein unter dem Plateau von Chemin durchziehendes verwittertes Felsband plötzlich
ab und füllte die tiefe Schlucht der Dranse unterhalb des Weilers Les Vallettes zum Teil auf, so dass der kurze Zeit gestaute
Fluss oberhalb der Sturzmasse einen tiefen, 500 m weit nach oben reichenden See bildete, der die niedrig gelegenen Weinberge
des N.-Hanges unter Wasser setzte. Die Gerichtshoheit über Bovernier stand bis 1582 den Edeln Grossi
du Châtelard von Valdigne in der Diöcese Aosta zu. Nachher gehörte das Dorf, trotzdem es im Val d'Entremont liegt, zur HerrschaftMartigny und wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts zur selbständigen kirchlichen und politischen Gemeinde. Die Kirche
ist St. Theodul, dem ersten Bischofe des Landes, geweiht.
(Aiguilles de oder Aiguilles du Combin) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
3625 m. Isolierte Felsnadeln, mitten in der Gruppe des Combin,
nach N. mit dem Mont Foula zusammenhängend. Besteigung interessant, 5 Stunden von der Schutzhütte Panossière des S. A.
C. Auf der Siegfried-Karte ohne Namen.
(Colde) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
3487 m. Der Name Col de Boveyre, der häufig fälschlich dem Col de Panosseyre
oder Panossière beigelegt wird, bezieht sich in Wirklichkeit auf die zwischen den Aiguilles des Maisons Blanches und dem Petit
Combin eingerissene Lücke. Datum des ersten Ueberganges unbekannt.
(Glacierde) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
Ca. 3659-2450 m. Gletscher, entspringt am äussersten NW.-Hang der Kette der Aiguilles des
Maisons Blanches und steigt in einer Art Hohlweg bis 2450 m herab. Sein oberer Teil wird von dem ihn überragenden Petit
Combin oder Combin de Boveyre (3649 m; auf der Siegfriedkarte ohne Namen) in zwei Arme getrennt;
über
den stark zerklüfteten NW.-Arm führt der Weg von Boveyre-Dessous über den Col de Panossière (ca. 3500 m; 4½ St.) und den
grossen Corbassièregletscher zur Schutzhütte Panossière (3 Stunden).
(Kt. Glarus,
Gem. Linthal) 1200-1700 m. Alpweide, in schönen und hohen Terrassen nw. vom Dorfe Linthal
aufsteigend.
Der Berghang bildet über dem Thalboden zwei breite Terrassen, die nach oben und unten an senkrechte Felswände
sich anlehnen.
Auf der untern Terrasse, der der Braunwaldberge, zahlreiche Höfe, einzelne Häuser und ein Sanatorium;
sie ist
mit der nach oben sich anschliessenden Terrasse, der Brächalp und Braunwaldalp, durch gute Fusswege verbunden.
Zwei Passübergänge, Bärentritt und Bützi, führen von letzteren zur schwyzerischen Karrenalp, einem der typischsten und
ausgedehntesten Karrenfelde der Schweiz.
679 m. Weiler, am linken Ufer der Gérine, nahe der Mündung des Nessleraabachs, 7 km sö. des Bahnhofes Freiburg.
10 Häuser, 49 kathol.
Ew. deutscher Zunge.
579 m. Weiler, an der Strasse Wil-Lichtensteig, am linken
Ufer der Thur, im fruchtbaren Bräggerfeld, 700 m s. der Station Bazenheid der Toggenburgerbahn. 16 Häuser, 96 kathol. Ew.
Vieh- u. Obstbaumzucht.
1200-1500 m. Grosse Alpweide mit zahlreichen Sennhütten, im hintern
Jenthal, ö. des Brämacherwaldes, am N.-Hang des Speermürli (1750 m) und 5 km sw. Nesslau.
oder Bremis, französisch Bramois (Kt. Wallis,
Bez. Sitten).
512 m. Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer der
Borgne und 3,5 km nö. Sitten. Postbureau, Telegraph, Telephon. Postwagen nach Sitten, mit dem das Dorf durch eine schöne Strasse
verbunden ist. 86 Häuser, 704 kathol. Ew., wovon 425 französischer und 279 deutscher Zunge. Acker- und Weinbau, Obstbaumzucht.
Gesuchte Obst- und Weinsorten. Spargelfelder. Bierbrauerei mit Bierexport. Eine Tuchfabrik und eine Werkstätte
zur Herstellung von Acetylen-Beleuchtungskörpern. 1875-1880 bestand hier eine Filzhutfabrik. 1840 Kampf zwischen Ober- und
Nieder-Wallisern aus Anlass der Grossratswahlen. Grosse Zahl von gallo-römischen Gräbern. Die Schlammablagerungen der
hier ihren grossen Schuttkegel aufbauenden und die Rhone nach N. ablenkenden Borgne haben dem Dorfe seine
weiten und ausserordentlich fruchtbaren Felder und Wiesen geschenkt. Bis vor kurzer Zeit waren diese Güter Eigentum der alten
Patrizierfamilien in Sitten, die deren Besorgung Pächtern aus dem Goms anzuvertrauen pflegten. Nach und nach haben sich aber
diese zähen und unternehmungslustigen Bergsöhne selbst zu Eigentümern aufgeschwungen. Dieser Zuwanderung
von deutschen Gomsern ist es zu verdanken, dass Brämis weitum die einzige ländliche Siedelung ist, die einen starken Prozentsatz
von deutschsprechenden Bewohnern aufweist. Nahe dem Dorfe, in den Schluchten der Borgne, die malerische EinsiedeleiLongeborgne,
eine der Merkwürdigkeiten des Wallis,
die inmitten des Tosens der Borgne und des Lärmens der Wildbäche und Wasserfälle
in den senkrechten Felsabsturz eingehauen ist.
752 m. Weiler, 1 km ö. des Dorfes Menzingen, in schönem und fruchtbarem Thale, 10 km sö.
der Station Baar der Linie Zürich-Thalwil-Zug. 7 Häuser, 72 kathol. Ew. Acker- und Wiesenbau, Obstbaumzucht, Viehzucht. 1510:
Bretingen.
Führt von Puschlav oder Le Prese über den Monte di Balegna und die Alpweide Braga
ins Val Pedrona u. von da nach Malghera und Campo Pedrona im italienischen Val Grosina. (Puschlav-Passhöhe 4-5, Passhöhe-Val
Grosina 2 Stunden).
Eine Stunde unterhalb der Passhöhe, über der Waldgrenze, die Alp Braga mit mehreren Sennhütten in 2040 m.
(Poncionedi) (Kt. Tessin,
Bez. Valle Maggia).
2867 m. Schöne dreieckige Felspyramide, zwischen Val Bavona und Val Peccia, 10 km
nw. Bignasco, Gipfelpunkt der von der Cristallina nach SO. abgehenden und die genannten beiden Thäler von einander scheidenden
Kette. Besteigung unschwierig, von Bignasco aus in 9 Stunden, entweder über Val Bavona und Passo della Froda oder über Peccia
und Passo della Froda. Prachtvoller Aussichtspunkt.
(Bocchettadi) (Kt. Graubünden,
Bez. Moesa).
2080 m. Passübergang, führt von Roveredo im ValMesocco durch Val Traversagna ins italienische
Val di S. Jorio; ö. Bellinzona und unmittelbar n. des Felsgipfels Torasella. Aufstieg 4½-5, Abstieg nach Gravedona 2½-3
Stunden. Läuft parallel zum bekannten Passo di San Jorio, der weiter nach SW. Bellinzona mit Arbedona
und Gravedona verbindet.
(Nantde) (Kt. Genf
und Waadt).
Kleiner Bach, rechtsseitiger Zufluss zum Genfersee; entspringt nahe Veytay, wsw. Coppet, in 453 m und
mündet nach 3,7 km langem Lauf (wovon 3 km im Kant. Genf)
etwas oberhalb Versoix-la-Ville in 375 m. 500 m oberhalb
der Mündung vereinigt sich mit ihm ein von der Versoix abgezweigter Kanal.