hinter
Thusis in Gestalt einer schönen Pyramide stolz empor und wird vom breiten
Heinzenberg durch die
Scharte des Glaspasses
und die mächtige
Schlucht der
Nolla getrennt.
Nach N. und W. fällt er steil ab u. ist von zahlreichen Runsen zerschnitten,
nach SO. senkt er sich sanfter in breiten Terrassen zum
Schams.
(Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
2268 m. Grosse und schöne Alpweide mit Sennhütten u. grossen Ställen, im
Hintergrund des
Val Bever gegenüber den majestätischen Gipfeln und Gletschern der Gruppe des
Piz d'Err. Dient in Ermangelung
einer Klubhütte häufig als Ausgangspunkt für Bergtouren.
Stadt: 378
Häuser, 3190 Ew.
Der Verwaltungskreis Bex umfasst die Gemeinden Bex,Gryon und
Lavey-Morcles;
reform. Pfarrgemeinde Bex-Lavey-Morcles.
Die kathol. Pfarrgemeinde gehört zur Diöcese
Sitten.
Bex weist nur eine in architektonischer Beziehung bemerkenswerte Baute auf: die reformierte Kirche, die im gleichen Stile
erbaut ist wie diejenigen von
Montreux,
Bagnes und Vollège. Mit Ausnahme des die Jahreszahl 1501 tragenden Kirchturmes 1813 durch
Feuer zerstört. Das alte
SchlossGrenier vermag mit seiner sehr einfachen Bauart kaum die Aufmerksamkeit
auf sich zu lenken. Philanthropische Anstalten sind die Gemeinnützige Gesellschaft (1837 gegründet), das Krankenhaus der
Grand' Fontaine (10
Betten; 1890 durch Legat der Eheleute Cherix-Gaudet gestiftet), die Stiftung Hope-Billard de Szilassy
(Jahresaufenthalt
für 4 unter den ärmsten
Bürgern ausgewählte Personen), die Szilassy-Stiftung, die Ravy-Golaz-Stiftung.
Vom Verschönerungsverein sind
Wege angelegt, sowie Ruhebänke und Wegweiser aufgestellt worden. Reform. Landeskirche, freie
Kirche, lutherische und anglikanische
Kapelle und kathol. Kirche. Mittelrealschule. Eine Druckerei, eine Zeitung. Die Industrie
beschäftigt mehrere Fabrikbetriebe (Teigwaren-, Kisten-, Seifen-, Tuch- und Papierfabrik, Schreinerei, wichtige
Sägen für
Bau- und Schreinerholz), sowie neun gut ausgestattete Gasthöfe, die zur Unterkunft für die zahlreichen Besucher der in
ganz Europa bekannten Klima- und Badestation Bex bestimmt sind.
Die ausserordentlich geschützte und doch dem von den
Bergen durch das Thal von
Plans de Frenières herabsteigenden frischen
Luftzug zugängliche Lage bietet alle Vorzüge eines ausgezeichneten Klimas. Die Vegetation gleicht derjenigen
des S.-Abfalles der
Alpen: geschätzter Weinbau, grosse
Nussbäume, weite Kastanienhaine mit oft grossem Ertrag, im Freien
gedeihende Feigen- und Granatbäume, alle Arten von Fruchtbäumen. Als klimatischer Kurort braucht Bex den Vergleich mit
den berühmtesten Lagen der
Schweiz nicht zu scheuen.
Der Botaniker findet, besonders an den trockenen Hängen von Tombey und Chiétroz, die österreichische
Schwarzwurz (Scorzonera austriaca), den Mömpelgarder Tragant (Astragalus Monspessulanus), Steven's Veilchen
(ViolaSteveni),
eine dem Wallis
fehlende insubrische Graminee (das Gold-Bartgras, Andropogon gryllus), eine endemische Borraginee (die Waadtländer
Lotwurz, Onosma vaudense) etc. Die wichtigste Industrie der Gegend ist die Ausbeute der Salzminen.
Das salzführende Gebiet der Umgegend von Bex zieht sich am N.-Abhang des
Rhonethales vom
Avançon zur
Grande Eau und umfasst
eine Fläche von ca. 50 km2, von denen bis heute nur ein kleiner Teil durch
Stollen aufgeschlossen ist. Die ältesten,
aus dem 16. Jahrhundert (1560) datierenden Bauten sind die im
Thale der
Grande Eau bei
Panex ob
Aigle gelegenen Werke. Eine leicht
salzige Quelle entströmt hier heute noch dem alten Richtstollen. Zur gleichen Zeit benutzten die Bewohner von
Arveyes das
Wasser einer anderen Salzquelle, die im
Thale der
Gryonne bei Le
Fondement zu Tage tritt. Um diese Quelle
unter bessern Bedingungen und mit stärkerem Salzgehalt fassen zu können, öffnete man 1684 die erste Gallerie. Der Versuch
war erfolgreich: die Quelle sprudelte mit stärkerem Salzgehalt und in der wünschenswerten Menge hervor. Es war dies der
Anfang zum heutigen Bergwerke von Bex, dessen jetzige Gallerien, Schächte, Leiternleitungen, Auslaugungskammern
etc. eine Länge von ca. 45 km umfassen.
Die Entwicklungsgeschichte der Salzwerke von Bex ist eine sehr bemerkenswerte, da das heute übliche Gewinnungsverfahren
des Salzes das Endresultat einer Reihe von Umwandlungen darstellt, welche durch die Ausbeute selbst bedingt wurden.
Zum Verständnis ist es nötig, zuvor kurz auf den geologischen Bau der Gegend einzutreten, der einer
der verwickeltsten der
Alpen überhaupt ist. Schon zur Zeit der Oberherrschaft
Berns sind zahlreiche Schriften über das Bergwerk
und die Salinen des «Gouvernement d'Aigle» erschienen; die Gnädigen
Herren in Bern
wandten diesen Anlagen ihre ganz besondere
Aufmerksamkeit zu und übertrugen deren Leitung hervorragenden Gelehrten, wie
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mehr
Haller-Wild und Struve. Nach der Befreiung der Waadt
bekleidete diese Stelle ein nicht minder berühmter Mann, Jean de Charpentier.
Die genannten, zumeist aus dem 17. Jahrhundert stammenden Veröffentlichungen liessen die geologischen Gesichtspunkte keineswegs
ausser Betracht und wiesen das salzführende Gestein mit Recht der Trias zu, d. h. der gleichen Formation, der
auch die Mehrzahl der ähnlichen Vorkommnisse Central-Europas angehören. Das Liegende wird dem damaligen Sprachgebrauch
entsprechend als Uebergangsgebirge (terrain de transition, Grauwacke) bezeichnet. Bald entdeckte de Charpentier in verschiedenen
am Fondement, am Fenalet und an anderen Orten zu Tage tretenden Schiefer- und schwarzen Kalksteinbänken Liasfossilien, was
ein neuer Beweis dafür war, dass das salzhaltige Gestein der Trias zuzuteilen sei. Diese besteht hier
aus mächtigen Schichten von grauem Anhydrit mit krystallinisch-körniger Struktur, der aber an der Oberfläche oft bis 30 m
tief, immer in Gyps umgewandelt ist.
Ausser Anhydrit u. Gyps finden sich Bänke von grauem Kalkdolomit, der oft mit dem Anhydrit wechsellagert
u. dann infolge von durch Dislokationen hervorgerufenem Druck zertrümmert ist und mit dem Anhydrit zusammen eine Dolomitbreccie
mit Anhydrit-Cement bildet. In andern Fällen kann die Zertrümmerung und Zersetzung der Dolomitbänke die Bildung eines
eigenartigen, tuffähnlich aussehenden
Gesteins veranlassen, der sogenannten Rauchwacke oder Zellendolomite (Cornieule).
In den Anhydritschichten nun finden sich die Salzlager. Während das reine Steinsalz in den Rheingegenden,
Schwaben und im französischen Jura Schichten von 10-20 m Mächtigkeit bildet, findet es sich in Bex als Bestandteil eines
grobkörnigen Gesteins (roc salé), das aus einem Gemisch von thonigen und dolomitischen Gesteinsbrocken mit zerriebenem
Anhydrit besteht und in seinen Zwischenräumen das Steinsalz im Verhältnis von 25-30% zum Gewicht des
Gesteins einschliesst.
Das Ganze ist eine Dislokationsbreccie, hervorgegangen aus der Zertrümmerung von ursprünglich wechsellagernden Schichten
von Salz, Anhydrit, Dolomit und Thonstein. Diese salzführende Breccie bildet mitten in Anhydritbänke eingekeilte, beinahe
saiger stehende Linsen von 20-40 m Mächtigkeit auf 100 und mehr Meter Länge und Höhe. Heute werden
vier dieser Massen ausgebeutet; andere unter dem Plateau von Chesières liegende bilden für die Zukunft eine kostbare Reserve.
Man kennt in der Umgegend von Bex kein Gestein, das älter wäre als die Trias. Die von Struve als Grauwacke bezeichneten
Conglomerate und Schiefer haben sich als tertiären Alters erwiesen! Die hier aufgetretenen Dislokationen
spotten in ihrer Mannigfaltigkeit jeder Einbildungskraft. Der Lias scheint ganz in der Trias eingewickelt zu
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mehr
sein, darüber folgt das Tertiär und über diesem wieder Trias und Lias. Das Ganze endlich ruht seinerseits auf Tertiär
und Neocom. Das nebenstehende, stark schematisierte Profil vermag von allen diesen Verwicklungen nur eine schwache Anschauung
zu geben.
Vor dem 19. Jahrhundert wurde der «roc salé» nicht erwähnt, obwohl die
im Laufe des 18. Jahrhunderts unternommenen Bohrarbeiten dieses Gestein an zwei Stellen (am Bouillet und
in der Gallerie des Vaux) durchbrochen hatten. Die Arbeiten von Struve, Wild etc. sprechen blos allgemein von einem «salzführenden
Thon» (argile salifère), dessen petrographischen Charakter sie aber keineswegs bestimmen. De Charpentier war
es, der 1823 zum erstenmale die wirkliche Beschaffenheit des salzführenden Gesteines von Bex erkannte.
Daraus folgt, dass alle vor dem 19. Jahrhundert unternommenen Arbeiten ausschliesslich auf die Suche von salzhaltigen Quellen
abzielten.
Fs. Flyschschiefer u. -sandsteine. - Fb. Flyschbreccie. - Ft. Flysch (Tavayannazsandsteine). - N. Néocomien. - D. Dogger
(mittlerer Jura). - Ls. Oberer Lias (unterer Jura). - Td. Zellendolomite, schwarze Kalke u. Rauchwacke.
- Tg. Gyps u. Anhydrit. - S. Salzführende Breccie.
Die 1684 eröffnete Gallerie war von vorzüglichem Erfolg gewesen, da der Salzgehalt und das Quantum des ausfliessenden Wassers
zunächst zugenommen hatten; bald aber bemerkte man, dass in kurzer Zeit alles wieder ganz wie vorher
sein werde. Eine frische, etwas tiefer getriebene Gallerie fand die Quelle, die man «Providence»
genannt hatte, wieder auf, wie sie aus einem grauen Mergel hervortrat, der als ein cylindrisch gedachtes Reservoir den Namen
«Cylindre» erhielt.
Auf diese Art bohrte man dann nach und nach die gleiche Quelle in immer tieferem Niveau zu mehr als sechs
malen an. Zu diesem Zwecke war ein Schacht von über 114 m Tiefe getrieben worden, der mit Pumpen versehen wurde und dessen
Boden mit der Oberfläche durch die Gallerie des Coulat und mit einer der ersten Gallerien am Fondement durch einen
Treppenweg von 454 Stufen in Verbindung stand und noch steht. Diese verschiedenen Gangarbeiten, die sechs übereinanderliegende
Stockwerke von mit Treppen verbundenen bogenförmigen Gallerien bilden, heissen das «Labyrinth».
Alle folgenden Tieferlegungen der Gänge ergaben das nämliche zuerst zufriedenstellende Resultat, auf das immer wieder ein
Rückgang der Quelle folgte. Auf den Rat von G. de Rovéréaz hin unternahm man endlich 1726 die grossartige
Arbeit, die Gänge am Fondement mit denen am Bouillet durch eine mächtige, 150 m tiefer gelegte Gallerie von 2 km Länge miteinander
zu verbinden. An mehreren Stellen in Arbeit genommen, 1729 aufgegeben, 1811 wieder begonnen, wurde diese Gallerie unter
der Leitung von Charpentier 1820 endlich vollendet.
Sie wird mit den Werken am Coulat (Graffenried) durch eine neben dem grossen Vertikalschacht in drei Abschnitten aufsteigende
Treppenleitung von 734 in den Felsen gehauenen Stufen verbunden. Von hier und dem sogenannten Senkschacht (puits des abaissements)
aus ist die Quelle Providence in der Folge noch mehrfach in immer tieferem Niveau und mit immer schlechterem
Resultat angezapft worden, und heute fliesst sie als Süsswasserquelle aus! Die ständigen Tieferlegungen hatten blos zur
Folge, dass das Gestein, aus dem sie ihren Salzgehalt schöpfte; endlich gänzlich entfernt worden war. Ein 1786 auf Anraten
von Baron v. Beust am Bouillet 220 m tief getriebener Schacht mit noch 50 m tiefer reichendem Senkloth
hatte das nämliche geringe Resultat ergeben, wie die vorher ausgeführten Tieferlegungen des Wassers im Cylinder. So blieben
endlich blos noch einige schwache Salzquellen übrig, und die Lage fing an wirklich bedenklich zu werden.
Da setzte nun Charpentiers Tätigkeit ein, der die Ausbeute des von ihm entdeckten Salzgesteins in den
Gallerien Bouillet, Bon Espoir und Bonne Attente am Coulat in Angriff nahm. Im Anhydrit wurden grosse Höhlungen,
sogenannte
Auslaugungskammern (dessaloirs) ausgebrochen, in denen man die Salzgesteinblöcke aufstapelte, die, mit Süss- oder schwach
salzhaltigem Wasser übergossen, eine beinahe gesättigte Salzlauge lieferten.
So war den Minen von Bex eine neue Zukunft erschlossen. Das geschilderte Verfahren hat sich in den Werken am Bouillet und Coulat
bis 1867 gehalten, als man darauf aufmerksam wurde, dass die Betriebskosten des Bergwerkes von Bex bedeutend über denjenigen
fremder Salinen stünden und dass infolgedessen das Salzregal eine jährliche Mindereinnahme von 70000 Fr.
aufweise. Trotz aller vorgeschlagener Mittel zur Abhilfe wollte man jetzt die endgiltige Aufgabe der Salinen von Bex beschliessen.
Da verpflichtete sich eine Vereinigung von Ortsbürgern, eine Aktiengesellschaft zu gründen und die Ausbeute fortzuführen.
Nach vielen Schwierigkeiten kam das Unternehmen zu Stande.
Zunächst wurde als Feuerungsmaterial statt, wie bisher, Holz nunmehr Steinkohle verwendet und die Salzgewinnung
in besonderen Auslaugungskammern durch Entsalzung des Gesteins an Ort und Stelle ersetzt, zu welchem Zwecke ein ganzes System
von neuen Gängen durch den salzhaltigen Fels geführt und dieselben unter Wasser gesetzt wurden. Dann machte man sich die
bedeutenden Wasserkräfte des Avançon tributpflichtig und begann, die Salzlauge mittels Vacuummaschinen
zu verdampfen, die wiederum durch den der Salzlauge entzogenen comprimierten Wasserdampf in Betrieb erhalten wurden (System
Piccard).
Eine weitere Vervollkommnung erzielte man durch ein anderes Verfahren, indem man das einem gewöhnlichen Siedekessel entzogene
Gemenge von Wasserdampf und Luft in einem Schlangenrohr komprimirte, welches selber wieder in einem mit
Soole gefüllten Kessel zu liegen kommt. Ein solcher Kessel kann, ohne jegliche Feuerung, täglich bis 18 Kilozentner Salz liefern.
Endlich wurde eine schon im 18. Jahrhundert angelegte Gallerie vollendet, die nun die Saline von Bévieux mit dem Hauptstollen
desjenigen von Bouillet in einer Länge von 1500 m direkt verbindet.
Diese beträchtlichen Vereinfachungen im Betrieb hatten denn auch zur Folge, dass die Salinen von Bex heute in den Stand gesetzt
sind, dem Staate Waadt
das ganze von ihm benötigte Quantum von Salz (ca. 40000 Meterzentner) zum Preise von 6 Rappen das Kilogramm
zu liefern. Indem dann der Staat das Küchensalz zu 20 Rappen und das unreine Viehsalz zu 10 Rappen pro
Kilo wieder verkauft, erzielt er einen jährlichen Reingewinn von nahezu 400000 Franken. Aber auch die Minen- und Salinengesellschaft
kommt bei diesem Modus auf ihre Rechnung und ist zur Zeit in blühendem Aufschwung begriffen.
Das als Rückstand in den Dampfkesseln verbleibende unreine Salz (die sogenannten «groubes»)
wird denaturiert und als Viehsalz verwendet. Daneben liefern die Salinen von Bex der elektrolytischen Fabrik für Chlorürprodukte
in Monthey ein erhebliches Quantum von Salzlauge.
Endlich kommen noch die Bäder von Bex in Betracht, die mit Mutterlauge, nicht gesättigter Salzlauge
und mit - teilweise an Schwefelwasserstoffgehalt sehr reichen - Schwefelwässern gespiesen werden; zwei Drittel aller Mutterlauge
kommen in den Bädern von Lavey zur Verwendung. Die bedeutendste der Schwefelquellen tritt nahe dem Eingang zur Gallerie von
Coulat zu Tage und ist derart reich an Schwefelwasserstoff (14 cm3 im Liter), dass das mit der
in der Gallerie enthaltenen Luft zu einem explosiven Gemisch vereinigte brennbare Gas bei der Entdeckung der Quelle zu einem
schlagenden Wetter Veranlassung gab. Ein ähnlicher Unfall ereignete sich später in einem Seitengange der Gallerie Sainte-Hélène
in der GrubeBouillet. Auch Grubengas (CH4) ist bereits aufgetreten, so in der Gallerie des Werkes Bévieux
und besonders in dem 110 m unterhalb der Hauptgallerie des Bouillet gelegenen Netze von Gängen im Salzgestein. Diese sorgfältig
gefassten Gasausströmungen haben 15 Jahre lang
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mehr
zur Beleuchtung eines Teiles der Werke gedient, bis 1895 eine durch Einbruch der Gryonne in die Gallerien des Labyrinthes
verursachte Ueberschwemmung diese ganze Abteilung der Minenanlagen ersäuft hat.
Die Gegend von Bex ist zudem noch dadurch bemerkenswert, dass die an der Oberfläche ausstreichenden Gipsschichten oft ganz
eigenartige Gestaltung und Formen annehmen. So ragen zum Beispiel am Col de la Croix unzählige Gipspyramiden
hervor; an andern Stellen öffnen sich grosse Einsturztrichter, die erkennen lassen, dass der gipshaltige Untergrund überall
vom Wasser unterwaschen ist. In den Spalten der nahe bei Bévieux sich erhebenden Felswand von Sublin krystallisiert reiner
Schwefel aus, und im fetten Thone einer der Gallerien des Werkes Coulat sind prachtvolle, vollkommen reine
und durchsichtige Gipskrystalle gefunden worden. Alles aus dem Berge zu Tage tretende Wasser ist gypshaltig und führt im Liter
1-2 Gramm Calciumsulfat (2,324 Gramm durchschnittlich in der Schwefelquelle des Coulat).
Zum Schlusse sei noch bemerkt, dass in den jetzt seit zwei Jahrhunderten erschlossenen unterirdischen
Regionen der Bergwerke von Bex sich eine ganze Reihe von ihnen eigenen organischen Lebewesen entwickelt hat. Neben einer
an den Holzverschalungen angesiedelten, äusserst merkwürdigen Kryptogamenflora tummelt sich hier auch eine zahlreiche,
besonders aus blinden Zweiflüglern und Spinnen zusammengesetzte Fauna, die Dr. Lebert Anlass zu einer
ihr speziell gewidmeten Studie geboten hat.
Die Gegend um Bex muss schon in weit zurückliegenden Zeiten bewohnt gewesen sein; die erste wirkliche Urkunde jedoch, die
von einem Vasallen Savoyens, Wilhelmus de Baiz, spricht und uns damit den Namen des Ortes nennt, stammt erst
aus dem Jahre 1138. Nach Martignier und de Crousaz gehörte die Herrschaft Bex während des ganzen Mittelalters einer Reihe
von Edelgeschlechtern als gemeinsamer Besitz. Nachdem im 12. Jahrhundert Girold de Bex einen Teil dieses gemeinsamen Lehens
in seine Hand gebracht hatte, liess er auf dem Hügel Chiètres eine (heute noch als Ruine sichtbare)
Burg erbauen und gründete bei der Kirche Saint-Clément das Städtchen Bex. In der Folge gemeinsames Eigentum der Familien
de la Tour, de Blonay und de Greysier ging die Herrschaft Bex nacheinander an jede der genannten Familien, dann an die Familie
de Tavelli und endlich an die Herren de Duin als alleiniger Besitz über.
Unter Pierre deDuin eroberten am bernische Truppen den Ort, versicherten sich der Person des bernischen Staatsschuldners
Rudolf Asperlin und zerstörten die Burg des abwesenden Lehensherrn. Eine Reihe von weiteren Eroberungszügen folgte diesem
ersten Einfall. Am übernahmen Bern
und Freiburg
gemeinsam die Verwaltung der Vogteien Bex, Aigle und Ollon.
Bald wurde auch die Reformation eingeführt, zunächst durch den Prediger Simon Robert, den Landsmann von Farel, und darauf
durch den eisernen Willen des Landvogtes Nägeli, der das Land gewaltsam zum Uebertritt zwang. 1601 unternommene Versuche,
das Volk dem Katholizismus zurückzugewinnen, misslangen.
Von da an teilte Bex das Schicksal des gesamten bernischen Untertanenlandes der Waadt.
1798 unterwarf sich das Land der neuen Ordnung,
trotz der heroischen Gegenwehr des berühmten Friedrich de Rovéréaz, Sprösslings einer adeligen Familie und ausgezeichneten
Offiziers, der mit seinen getreuen Truppen die Waffen erst niederlegte, als jede Hoffnung auf erfolgreichen
Widerstand geschwunden war. Die von ihm hinterlassenen Memoiren sind eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte der
Waadt
und der Schweiz überhaupt zur Zeit der französischen Invasion.
Bex ist noch durch den Aufenthalt einer Reihe von andern bemerkenswerten Männern geehrt worden. Wir nennen den ausgezeichneten
Botaniker Albert v. Haller, den ehemaligen Salinendirektor;
den Botaniker und Mineralogen von Ruf Abraham
Thomas (1740-1824), der als der Erste Zermatt entdeckt hat;
seine drei Söhne Ludwig, Philipp und Emmanuel Thomas;
den Botaniker
Schleicher, der hier 1834 starb;
den Salinendirektor Jean
de Charpentier, dessen Name für immer mit den modernen Ansichten
über die Gletschertheorie verbunden sein wird und der zuerst die Frage der erratischen Erscheinungen
klar gelegt hat.
Pfahlbauten im See von Luyssel; Gräber und Gegenstände aus der Bronzezeit, griechische und römische Münzen. Gallo-helvetische
Grabstätten beim WeilerFontaines nahe Bex. Durch Bex und Bévieux ging eine Römerstrasse. Als am Ende des 18. Jahrhunderts
der See von Luyssel oberhalb Bex trocken gelegt wurde, fand man in seinem Schlamm alte Waffen und andere Gegenstände,
was zu der Annahme berechtigt, dass in dem See im Jahre 574 nach ihrer Niederlage durch die fränkischen Truppen Königs Guntram
viele Longobarden den Tod gefunden haben müssen.
Liegen am Fusse der Rochers deSublin, in denen mit der Bohrmaschine
eine neue Gallerie eröffnet worden ist, die weit tiefer in den Berg eindringt als die älteren und bis
zum Grunde des grossen Schachtes von Bouillet reicht.
(Le) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Wildbachbett von 1,4 km Länge, das nur im Frühjahr zur Zeit der Schneeschmelze
Wasser führt. Entspringt auf der Weide La Première (1700 m), am SO.-Abhang des Chaussy und endet im Wald etwas oberhalb der
Strasse Sépey-Diablerets.
Dient den stäubenden Lawinen als Weg, die sich im Januar und Februar von den Hängen des Chaussy,
ablösen und meist frühmorgens mit dumpfem, manchmal kaum wahrnehmbarem Getöse bis zu dem ihren Fortgang
hemmenden Wald herabsausen.
Daher auch der Fortgang Bey-Dérochat = Schlucht, durch die die Lawine rauscht (dérocher).
entspringt mit starker, bei niedrigem Wasserstand noch über 50 m3
führenden Stromquelle (source vauclusienne) am N.-Fuss einer der vom Chasseral ausgehenden Ketten.
Vor der Linthkorrektion lag Biäsche am Austritt der Maag aus dem Walensee und hatte
als Hafenplatz für die vom Walensee nach Zürich
bestimmten Lastschiffe eine gewisse Bedeutung.
Prähistorische Funde: Eine Lanzenspitze
aus
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Feuerstein, Lanzen und Beile der Eisenzeit, römische Münzen, Waffen und Schmuckgegenstände.
(Piz) (Kt. Graubünden,
Bez. Albula).
3064 m. Schöne Pyramide, höchster Gipfel der zwischen Albulapass und Val Bever gelegenen Kette der
Crasta Mora; 1 km w. des Piz della Pyramida, über dem Val Mulix und dem Albulathal. Der Berg hat seinen
Namen erst nach der ersten Besteigung 1895 erhalten und ist weder auf der Sigfried-Karte noch auf der Exkursionskarte des
S. A. C. für 1893 vermerkt. Durch Lage und Form bemerkenswert.
(Pizzo) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
3998 m. Schöne Eisnadel, n. vom Piz Bernina und von ihm getrennt durch die Berninascharte; 12 km
s. Pontresina. Erfahrene Bergsteiger wählen bei der Besteigung des Piz Bernina mit Vorliebe den Weg über den Pizzo Bianco.
Auf der Siegfried-Karte unbenannt.
deutsch Ablentschen (Kt. Tessin,
Bez. Riviera).
305 m. Gem. und Dorf im Tessinthal, am Eingang zum Val Blenio, 19 km n. Bellinzona,
am linken Ufer des Brenno. Wichtige Station der Gotthardbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
Biasca-Lukmanier-Disentis. Gemeinde, die DörferLoderio, Ponte, Pontirone, Sant' Anna und Valle inbegriffen: 407 Häuser, 2744 kathol.
Ew. (280 Ref.); Dorf: 277 Häuser, 1762 Ew. Grosse Steinbrüche auf prächtigen Gneiss u. Granit.
Starke Industrie: Werkstätten der Gotthardbahn mit ca. 100 Arbeitern, eine Säge;
Musik- und Gesangvereine; Unterstützungskassen.
Stark besuchte Messen und Märkte. Die Kirche von Biasca, 1213 zum erstenmale als Pfarrkirche für das Val Blenio, die Leventina
und das untere Tessinthal genannt, ist ein schöner Bau antiken Stiles und weist Malereien des 15. und 16. Jahrhunderts,
sowie romanische Skulpturen auf. Es stehen ihr vor ein Präfekt und zwei Priester. Eine zweite römisch-katholische Kirche,
die Rotonda de Santo Carlo, ist ein prachtvoller, vom Milaneser Architekten Macciacchini erstellter moderner Bau.
Seit einigen Jahren besitzt auch die reformierte Kirchgemeinde ein schönes Gotteshaus.
Kleines Theater;
Kindergarten; geräumiges Schulhaus. Das Dorf hat elektrisches Licht. Funde von römischen Münzen. 3 km ö. Biasca liegt
auf einer Terrasse des Pizzo Magno der liebliche kleine See von Carigiolo, dem der gegenüber dem Bahnhofe in schönen Fällen
(bis 80 m hoch) abstürzende Bach entfliesst. Die Rebe wird hier an Lauben gezogen, deren Bogen auf Gneissmauern
ruhen; der hier einst stark verbreitete Maulbeerbaum und mit ihm die Seidenraupenzucht sind stark im Rückgange begriffen.
Durch einen vom MonteCrenone (heute Pizzo Magno) niedergegangenen Bergsturz wurden 1512 viele Häuser zerstört und Hunderte
von Bewohnern getötet; der durch die Schuttmasse gestaute Brenno bildete damals einen mehrere km langen See,
der erst 14 Monate später durchbrach und bei seiner plötzlichen Entleerung von Biasca bis zum Langensee grosse Verheerungen
anrichtete.
(Buzzadi) (Kt. Tessin,
Bez. Blenio).
Grosser Schuttkegel im untern Val Blenio, etwas oberhalb Biasca; Ueberrest des mächtigen Bergsturzes
von 1512, der den Brenno an die rechte Thalseite hinübergedrängt hat. Der Bergsturz, einer der bedeutendsten
aus historischer Zeit, löste sich in grosser Höhe am Pizzo Magno ab, an der Stelle, die heute noch als trichterförmige Nische
sichtbar ist. Der zurückgestaute Brenno bildete einen grossen See, der 14 Monate später (an Pfingsten
1514) durchbrach und das untere Tessinthal bis zum Langensee verwüstete. In grossem Bogen umgeht heute die Strasse den mit
mächtigen Felsblöcken durchsetzten Schutthaufen.
(Kt. Tessin,
Bez. Leventina).
Enge Durchbruchsschlucht des Tessin,
1 km lang, zwischen Lavorgo und der Station Giornico, oberhalb der Einmündung
des vom Val Chironico kommenden Ticinello. Wird auf der rechten Seite durch eine grosse Moräne, auf der
linken durch die schönen krystallinen Schiefer von Lavorgo begrenzt. Auf 1000 m Länge fällt der Fluss um 200 m; Arbeiten
zur Nutzbarmachung der Wasserkraft sind im Gange.
4 km sw. der Station
Les Bois der Linie La Chaux-de-Fonds-Saignelégier. 7 Häuser, 37 kathol. Ew. Zollstation und Grenzwachtposten. 300 m oberhalb
Biaufond schöne, 54 m lange eiserne Brücke über den Doubs, mit einem Kostenaufwand von 750000 Fr. erbaut
und 1881 eröffnet;
in einem seitlichen Erosionskessel treten starke Stromquellen (sources vauclusiennes) zu
Tage, die sofort dem Doubs zufliessen.
Das durch seine vorzüglichen Forellen bekannte Gasthaus von Biaufond
liegt auf Neuenburger Boden. Am Fluss ein Grenzstein, der sogenannte Bistumsstein (Borne de l'Evêché), der vor 20 Jahrhunderten
schon die Sequaner, Helvetier und Rauracer und im Mittelalter die Reiche Burgund und Austrasien von einander schied und der
heute noch die Bistümer Besançon, Lausanne undBasel,
sowie Frankreich, den Kanton Bern¶
Entspringt auf badischem Boden, n. Blumenfeld, und hat eine Länge von ca. 28 km, wovon 14 km auf Schweizerboden entfallen.
Er schneidet die Schweizergrenze im Kanton Schaffhausen
zweimal: von Hofen (480 m) und Bibern bis Thäingen, auf welcher Strecke er auf 1 km
selbst die Landesgrenze bildet und in der Enklave Stein a. Rh., wo er Buch und Ramsen durchfliesst.
(Kt. Schwyz,
Bez. Schwyz und Einsiedeln).
Bach, 11 km lang; bildet auf 5 km Länge die Grenze zwischen den Kantonen Schwyz
und
Zug
und nimmt mehrere vom Morgarten herkommende Wasserläufe auf. Fliesst langsam und verschiedene Schlingen bildend von S.-N.,
geht w. an Rothenthurm vorbei, durchquert die Torfmoore des Aegeririeds und mündet 3,5 km nw. Einsiedeln bei Biberbrücke in 825 m
in den Alpbach.
entspringt auf der Alp Reistegg s. Heiligkreuz
in 1510 m, durchfliesst das Dorf Hasle und mündet nach 5 km langem Lauf
unterhalb Hasle in 700 m in die Emme.
Hat bei Hochwasser
schon öfters grosse Verheerungen angerichtet.
Auf felsiger und zum Teil bewaldeter Schulter in 1920 m
die von den Führern Kanderstegs zur Erleichterung der Besteigung des Doldenhorns errichtete Schutzhütte.
Papierfabrik mit 500 Pferdestärken und 750 Arbeitern;
Zigarrenfabrik;
Parketterie. Altersasyl Bleichenberg.
In Biberist ist ein heute im Historischen Museum in Bern
aufbewahrtes Bronzeschwert gefunden worden;
auf der "Burg" stand vermutlich
einst ein Refugium. Im Schwerzimoos, w. der Kirche und beim Weiherim Wald Spuren römischer Niederlassungen;
römische Münzfunde
an verschiedenen Stellen des Gemeindsbannes.
Grabhügel von Hohberg mit Burgundergräbern und zahlreichen
Fundgegenständen (Glas- und Ambraperlen, silbernen Spangen, wovon eine mit Inschrift, und mit Edelsteinen geschmückten Goldfibeln).
(Kt. Schaffhausen,
Bez. Reiath).
465 m. Gem. und Dorf, an der Strasse Thäingen-Büsslingen (Grossh. Baden), an der Biber, 9 km nnö. Schaffhausen
und 4 km
nw. der Station Thäingen der Linie Singen-Schaffhausen.
400 m. Weiler, 13 km ö. Schaffhausen,
an der Einmündung der Biber in den Rhein und 3,7 km s. der Station
Ramsen der Linie Singen-Stein. 5 Häuser, 22 reform. Ew. Ackerbau, zwei Mühlen, eine Brennerei.