Der am ausgesprochene Grundsatz der Rechtsgleichheit von Stadt und Land war nie streng durchgeführt worden. Denn
schon in der Nationalversammlung standen zwei Teile Bürger nur einem Teile Bauern gegenüber. Die Mediation und Restauration
gestalteten dieses Verhältnis noch ungünstiger. Da verlangte am eine Versammlung im BadeBubendorf wiederum das gleiche Recht. Die Stadt wollte nicht ganz darauf eingehen, und es begann ein dreijähriger Kampf.
Schon am organisierte sich eine provisorische Regierung der Landschaft. Als die Stadt gesiegt hatte, wollte sie
die Rebellen aufs strengste bestrafen und konnte von diesem Vorhaben auch nicht durch eidgenössische
Repräsentanten abgebracht werden. Da entzog sie am 46 Gemeinden ihre Beamten; doch dieselben organisierten sich
nun, und am 14. September wurde diese partielle Trennung auch von der Eidgenossenschaft gutgeheissen. Nach dem unglücklichen Zug
der
Basler am erfolgte am 17. August dieses Jahres die totale Trennung. Bei der Stadt verblieben nur
die rechts vom Rhein gelegenen drei Gemeinden Riehen, Bettingen und Kleinhüningen. Von dem Vermögen des Gesamtkantons erhielt
das Land ⅔ und die Stadt ⅓. Beide Teile hatten von da an ihre besondere Entwicklung. Die Versuche, sie wieder zu einigen,
sind bis dahin alle gescheitert.
Der Kanton Basel-Stadt, der sich am eine neue Verfassung gab, trat dem Sarnerbund bei und verharrte bei der Reaktion. 1847 versuchte
er zwischen den beiden Parteien zu vermitteln und erklärte sich darauf für den Krieg. Von da an für den Fortschritt gewonnen,
nahm er die Bundesverfassungen von 1848 und 1874 an und richtete 1875 sein kleines Staatswesen nach den
Bedürfnissen der Neuzeit ein. Handel und Gewerbe blühten auf, und es begann eine sehr weitgehende soziale und humanitäre
Gesetzgebung. (Ochs. Geschichte vonBasel.
8 Bde. Berlin 1786, Basel
1792-1822. - L. A. Burckhardt. Der KantonBasel-Stadt.[Gemälde derSchweiz. XI.] St. Gallen
1841. - Heusler. BaselsVerfassung im Mittelalter.Basel
1860. - Boos. Urkundenbuch der LandschaftBasel.
Basel
1893. -
Freivogel. Die LandschaftBasel.
Basel
1893. - Birmann. Gesammelte Schriften.Basel
1894. - Feddersen. Geschichte der schweizerischen Regeneration.Zürich
1866. - Neujahrsblätter von 1876, 77, etc.).
die Stadt, Hauptort des Kantons Basel-Stadt, liegt im äussersten NW. der Schweiz.
Nach geodätischer Bestimmung durch Geometer Stohler, Vorstand des Vermessungsbureaus, hat der niedrigere, südl. oder Martinsturm
des Münsters eine geographische Breite von 47° 33' 27,3803“ und eine geographische Länge von 0°
0,09' 12,4597“ östlich der Sternwarte Bern
= 5° 15' 23,3“ östlich von Paris = 7° 35' 38,3“ östlich von Greenwich. Das
Bernoullianum (Centrum des Meridianinstrumentes) besitzt nach Professor Riggenbachs Ermittlung eine nördliche Breite von
47° 33' 42,8165“ und eine Länge von 0° 8' 31,1860“ östlich der Sternwarte von Bern
= 5° 14' 42,0“
östlich von Paris = 7° 34' 47,0“ östlich von Greenwich; die auf astronomischem Wege bestimmte Polhöhe beträgt 47°
33' 35,89“. Der kleine Unterschied gegenüber der auf geodätischem Wege gefundenen Breite ist wohl durch die Lotabweichung
gegen den Schwarzwald zu erklären.
Was der Stadt einen besonderen Reiz verleiht und was für sie bestimmend wirkte, ist die Lage am grünen
Rhein und zwar an der Stelle, wo der majestätisch daherflutende Strom sich von mehr als 200 m auf 172 m verengt und zugleich
den grossen Bogen beschreibt. Hier, insbesondere auf dem hohen, linken Ufer, waren die Niederlassungen
geschützt vor den Ueberflutungen des Flusses und den Ueberfällen der Feinde. Früh schon wiesen ferner das Rheinthal den
Verkehr von N. u. O., die burgundische Pforte von W. u. die Jurathäler von S. nach dieser Stelle.
Die Brücke endlich, die wegen der Verengung des Bettes u. der Solidität seines Untergrundes hier verhältnismässig
leicht zu erbauen war, verband die auf den beiden Seiten gelegenen, unabhängig von einander entstandenen Gründungen, nämlich
Grossbasel auf dem hohen, linken Ufer und Kleinbasel auf dem niedrigen, rechten Ufer, zu einem grösseren Ganzen und gab
der Stadt einen Anstoss zu neuer Entwicklung. Diese wahrscheinlich im Jahre 1225 erbaute, sogenannte
Alte Rheinbrücke benützt die im linken Steilufer durch den hier mündenden Birsig verursachte Vertiefung und gewinnt so in
horizontaler Richtung das gegenüberliegende Ufer.
Der hölzerne Oberbau dieses ehrwürdigen Bauwerkes ruht auf sechs hölzernen Jochen und auf sechs steinernen Pfeilern, von
denen jedoch einer auf dem festen Lande
¶
mehr
steht, so dass die Länge der Brücke die Strombreite übertrifft. Der in der Mitte des Stromes stehende Pfeiler, das «Käppelijoch»,
trägt eine kleine Kapelle mit dem Standbilde des Bischofs Heinrich von Thun,
des Erbauers der Brücke. Bald wird dieses Wahrzeichen
einer vergangenen Zeit, das dem gesteigerten Verkehr kaum mehr genügen kann, einer modernen Kunstbaute
weichen. Die zweite, die Wettsteinbrücke, wurde im Jahr 1879 vollendet. Was an dieser besonders auffällt, ist der Umstand,
dass sie von Grossbasel in einem gleichmässigen Gefälle von 2,67% gegen Kleinbasel abfällt.
Der Gedanke einer Brücke mit geneigter Fahrbahn rührt von keinem Geringeren her als von dem nachmaligen
General Dufour, der 1843 als Experte in der Brückenfrage berufen wurde. In vier Bogen, die von zwei Land- und zwei Strompfeilern
getragen werden, übersetzt diese Brücke in bedeutender Höhe den Strom. (Die obere Rheinbrücke am Harzgraben. Publiziert
vom Baudepartement. Basel
1879). Die untere oder Johanniterbrücke, im Juli 1882 dem Verkehr übergeben, ist
die längste von allen.
Sie ruht auf fünf Bogen und vier Strompfeilern samt den beidseitigen Widerlagern. (Die untereRheinbrücke, genannt Johanniterbrücke.
Publiziert vom Baudepartement. Basel
1882). Oberhalb der Stadt führt noch die Brücke der Verbindungsbahn, die mit einem Fussgängersteig
versehen ist, über den Strom. Es dienen somit dem Verkehr zwischen beiden Stadtteilen im ganzen vier
Brücken, und ebenso viele Fähren tragen dazwischen in schnellen Schiffen die Personen von Ufer zu Ufer.
breitet sich in einer Ebene aus, die zwischen 262 und 251 m Höhe ein geringes Gefälle gegen den Rhein zu und stromabwärts
aufweist. Die bauliche Entwicklung fand hier keine orographischen Hindernisse. So erklärt es sich, dass die Strassen nicht
nur in den neuen Quartieren, sondern auch im alten Stadtkern meistens sich, nahezu rechtwinklig kreuzen;
die Hauptverkehrsrichtungen angebend, laufen sie entweder gegen den Rhein und seine Brücken oder parallel mit dem Strom.
Eine Strasse der letzteren Richtung führt nordwärts nach dem Vororte Kleinhüningen, das sich zu beiden Seiten der Wiesenmündung
und bis an die Landesgrenze ausdehnt. Der alte Stadtteil Kleinbasels wird von dem breiten Strassenzuge
eingeschlossen, der bei der Wettsteinbrücke beginnt und sich über die Wettsteinstrasse, den Claragraben, die Klingenthalstrasse,
die Klybeckstrasse und den Klingenthalgraben wieder an den Rhein zieht. Dieses Viereck scheint vom 13.-19. Jahrhundert im
allgemeinen dieselbe Ummauerung gehabt zu haben; einzig an den Schmalseiten sind Aenderungen zu konstatieren,
indem im 13. Jahrhundert die Theodorskirche als ausserhalb den Mauern liegend bezeichnet wird, desgleichen das Klingenthalkloster
(jetzt Kaserne).
Also ist anzunehmen, dass der Befestigungszug damals weiter innen lag und erst im 14. Jahrhundert ausserhalb der genannten
Gebäude angelegt wurde. (Wackernagel. Beiträge zur geschichtlichen Topographie von Kleinbasel. Historisches Festbuch zurBasler Vereinigungsfeier 1892.) Bis zum 19. Jahrhundert reichte die Stadt nur längs der Hauptstrassen
etwas über die Mauern hinaus; die Hauptentwicklung erfolgte,
wie bei Grossbasel, im eben abgeschlossenen Jahrhundert, wie
dies der historische Plan von Basel
beweist. Derselbe zeigt die Ausdehnung der Stadt nach dem Plane von Matthäus Merian 1615 (die
Legende gibt irrtümlicher Weise 1625 an), nach demjenigen von Christian von Mechel 1784 und nach den
Plänen des Baudepartements von 1868 und 1900.
Mitten durch Kleinbasel geht ein Gewerbekanal, der schon im 13. Jahrhundert existierte und seit der Zeit seines Bestehens
Eigentum einer Genossenschaft ist. Sein Wasser entnimmt er der Wiese, innerhalb der Stadt verzweigt er
sich und mündet unterhalb der Alten Rheinbrücke in zwei Armen. Ihm verdankt Kleinbasel insbesondere seinen gewerblichen
und industriellen Charakter. In alter Zeit trieb er Mahlmühlen, Schleifen, Walken, Stampfen, während jetzt Kunstmühlen, Seidenfärbereien,
Schappespinnereien, Fabriken zur Herstellung elektrischer Apparate und zur Erzeugung von Eis seine Kraft
ausnützen. (Grüninger. Der Klein-Basler Teich. Histor. Festbuch zur Basler Vereinigungsfeier.Basel
1892.) In architektonischer
Beziehung steht Kleinbasel dem grossen Stadtteil weit nach.
Von dem linken, hohen Rheinufer, z. B. von der Pfalz oder vom Rheinsprung aus gesehen, zeigt es ein verhältnismässig flaches
Dächerprofil, aus welchem neben einigen Dutzenden von Fabrikkaminen einzig die altersgraue Theodorskirche,
die Clarakirche mit ihrem kleinen Dachreiter, der schlanke Helm der Matthäuskirche und die neue Josephskirche emporragen.
Der Rhein, der im Vordergrund dahinzieht und die dunkeln Schwarzwaldberge, die sich im Hintergrunde erheben, umrahmen aber das
Ganze so anmutig, dass ein Bild entsteht, das einen immer wieder entzückt.
Grossbasel
hat nicht nur eine grössere Ausdehnung, sondern auch eine mannigfaltigere Gestalt als der kleinere Stadtteil. Die Terrasse,
auf welcher es gelegen ist, wird durch das ursprünglich ca. 20-25 m tiefe Thälchen des Birsigbaches in ein Nordwestplateau
und in ein Südostplateau zerschnitten. Beide erheben sich bis zu 286 m, während das Birsigthälchen
jetzt vor der alten Rheinbrücke bei 255 m den tiefsten Punkt erreicht. Birsig und Rhein treffen sich in einem spitzen Winkel,
in dessen Raum sich eine hügelartige Fortsetzung des Südostplateaus vorschiebt.
Diese Stelle bot den ersten Ansiedlern den sichersten Schutz gegen Ueberschwemmungen und feindlichen Ueberfall; hier, «auf Burg»,
liegt denn auch um den Münsterplatz herum der älteste Teil der Stadt. Steile Gässchen und Treppenstiege führen von da
in die Einsenkung hinab und auf der anderen Seite auf das Nordwestplateau hinauf. Der Birsig ist an verschiedenen Orten überwölbt
und sein Thal aufgefüllt worden, so bei der Schifflände, beim Fischmarkt, beim Marktplatz und beim
Barfüsserplatz. In neuester Zeit sind hier ganze Quartiere niedergerissen worden, um die Plätze zu vergrössern und die
Strassen zu verbreitern und so dem Verkehr, der gerade hier am stärksten ist, mehr Raum zu schaffen und auch um die
sanitären Verhältnisse zu bessern.
Die innere Stadt reicht bis zu den breiten Strassen, die sich von der Wettsteinbrücke bis zum Totentanz
hinziehen, und die in ihren Namen - St. Albangraben, St. Leonhardsgraben, Petersgraben - noch an die Stadtgräben der ersten
Befestigung (11. Jahrhundert) erinnern, deren Stelle sie einnehmen. Hieran schliessen sich die Vorstädte, nämlich die St.
Alban-, Aeschen-, Elisabethen-, Steinen-, Spalenvorstadt, die Neue Vorstadt (Hebelstrasse) und die St.
¶
mehr
Johannvorstadt, die einst von den Mauern, Türmen, Schanzen und Gräben der zweiten Befestigungslinie (13. resp. 14. Jahrhundert)
umschlossen waren, jetzt aber malerisch von schönen Anlagen umkränzt sind. Die Aussenquartiere, die erst in neuester Zeit
hieran angebaut wurden, beginnen mit schönen, von Gärten umgebenen Privathäusern - so insbesondere am St. Alban-
und Aeschengraben, auch am Steinen- und Schützengraben -, während die dichter gedrängten Miethäuser weiter draussen stehen.
In den Vorstädten und den Aussenquartieren sind die Strassen breit und zweckmässig angeordnet. Im allgemeinen kann man hier
Züge unterscheiden, die konzentrisch um die innere Stadt herumführen, und solche, die strahlenförmig ihrem Mittelpunkte
zustreben. (Siehe den historischen Plan der Stadt Basel.) Auch Grossbasel hat seine Gewerbekanäle, die
jedoch im Gegensatz zu denjenigen Kleinbasels zur Allmend gehören. Schon im 11. Jahrhundert bestund der St. Albanteich, der
sein Wasser der Birs entnimmt und ursprünglich die Mühlen des Bischofs trieb, jetzt eine Sägerei, eine Schreinerei, eine mechanische
Werkstätte, ein Pumpwerk, eine Papierfabrik u. s. w. mit Kraft versieht. Im Jahr 1316 wurde das Wasser des Birsigs bei Binningen
in einen Kanal gefasst und als Rümelinsbach in die Stadt geleitet. An ihm haben sich zwei Mühlen, eine Schleiferei, eine
Schreinerei, eine Drechslerei, und eine mechanische Werkstätte angesiedelt.
Architekturund Physiognomie der Stadt.
Mit Bauwerken verschiedener Art ist insbesondere Grossbasel reich geschmückt. Vor allem sei das Münster erwähnt, das in
erhöhter Lage sich am schönsten Punkte der Stadt erhebt. In seiner jetzigen Gestalt ist es das Werk mehrerer Jahrhunderte
und verbindet aufs beste den romanischen mit dem gotischen Baustil. Der nördliche oder St. Georgsturm
ist 66,5 m, der südliche oder St. Martinsturm 64,7 m hoch. (Baugeschichte des BaslerMünsters. Herausgegeben vom Basler
Münsterbauverein. Basel
1895.) An zweiter Stelle muss die St. Elisabethenkirche erwähnt werden, ein dreischiffiger Hallenbau
in spätgotischem Stil mit reich gezierter Fassade und 70,5 m hohem durchbrochenem Turm.
Diese schöne Kirche wurde in den Jahren 1856-65 erbaut und zwar auf Kosten von Christoph Merian, der auch der Urheber der
grossen nach ihm benannten Stiftung ist. Im gotischen Stile sind ferner erbaut die 1269 vollendete Predigerkirche, der christ-katholischen
Gemeinde dienend, die aus dem 14. Jahrhundert stammende Barfüsserkirche, jetzt
Historisches Museum,
die St. Leonhardskirche, im 15. Jahrhundert an Stelle eines älteren Gotteshauses gebaut, und die 1896 eingeweihte Matthäuskirche
in Kleinbasel, deren schlanker Turm die Höhe von 73 m erreicht.
Romanische Formen haben die Marienkirche (römisch-katholisch), 1885 geweiht, die Pauluskirche und die Josephskirche (römisch-katholisch),
welch' letztere beide im Bau begriffen sind. Einfach gehalten sind die Kirchen zu St. Martin, St. Alban,
St. Peter, St. Theodor, St. Clara (römisch-katholisch) und St. Jakob, ferner die nicht mehr benützte Kirche im Klingenthal,
die Waisenhauskirche, die Kirche von Kleinhüningen und diejenige der französischen Gemeinde. Die Stadt Basel hat also im
ganzen 19 Kirchen, von denen noch 17 religiösen Zwecken dienen, nämlich 13 den Reformierten, drei den
Römisch-Katholiken und eine den Christ-Katholiken; hiezu kommen noch ein Dutzend Kapellen und Bethäuser und die im orientalischen
Stil erbaute Synagoge.
Von den Staatsgebäuden sind namhaft zu machen das Rathaus, welches gerade jetzt erweitert und umgebaut wird (Albert
Burckhardt und Rudolf Wackernagel, Das Rathaus zuBasel.
Mitteilungen der historischen und antiquarischen Gesellschaft. N. F. 3),
das 1898 errichtete Archivgebäude im Rathausgarten, das grosse Postgebäude, das Gebäude der Universitätsbibliothek, das
Museum und das Theater. Den öffentlichen Schulen dienen 25 Schulhäuser, zu denen eben vier neue hinzukommen. (Schimpf. Dieseit 1870 neu erbauten Schulhäuser Basels. 1887.) In der grossen Kaserne werden hauptsächlich Sanitätskurse
abgehalten.
Viele Zünfte besitzen prächtige Gesellschaftshäuser; auch weisen zahlreiche Privatbauten kunsthistorischen Wert auf. (BaslerBauten des 18. Jahrhunderts. Herausgeg. vom Ingenieur- und Architektenverein. Basel
1897.) Unter den Denkmälern ist das von Schlöth
geschaffene St. Jakobsdenkmal, welches an die Heldenschlacht von 1444 erinnert, das ergreifendste. Das
Strassburgerdenkmal, ein Werk des Pariser Bildhauers Bartholdy, gestiftet von BaronGruyer, verherrlicht die Abholung der Kinder
und Frauen Strassburgs während der Belagerung im deutsch-französischen Krieg durch die Abgesandten von Basel
und Zürich.
(Denkschriftzur Feier der Enthüllung des Strassburger-Denkmals inBasel.
Herausgeg. vom Regierungsrat. Basel
1895.) An berühmte
Männer der Vergangenheit erinnern die Statue des Munatius Plancus, des Gründers von Augusta Rauracorum, im Hofe des Rathauses,
das
¶
mehr
Denkmal Oecolompads beim Münster, das Standbild Isaak Iselins, des Gründers der Gemeinnützigen Gesellschaft, im Hofe der
Schmiedenzunft, und die Büste Johann Peter Hebels vor der St. Peterskirche. Viele Plätze der Stadt sind durch Brunnen mit
mächtigen Schalen und künstlerisch verzierten Säulen geschmückt; die schönsten sind der Fischmarktbrunnen und der
Holbeinbrunnen in der Spalenvorstadt. Von den mittelalterlichen Befestigungswerken haben sich das St. Alban-, das St. Johann-
und das Spalenthor erhalten, das letztere das schönste Stadtthor weit und breit.
Die Wohnhäuser zeichnen sich im ganzen durch Einfachheit aus. Die Verschiedenartigkeit des hier wie bei den öffentlichen
Bauten verwendeten Materials, des blauen und roten Sandsteines der Trias, des rauchgrauen Muschelkalkes,
des gelben und weissen Jurakalksteines und der verschiedenfarbigen Backsteine, sowie die Sitte, die Häuser zu bemalen, verleihen
jedoch den Gassen und Strassen ein abwechslungsreiches Bild. Nach Angabe der Brandversicherung betrug im Jahr 1900 die Zahl
der Gebäude überhaupt 16160, die der Wohnhäuser 8762; hievon waren, nach einer Zusammenstellung des
Departements des Innern, 273 speziell für Arbeiterwohnungen gebaut, nämlich 161 von Gesellschaften und 112 von Arbeitgebern.
Die durchschnittliche Zahl der Bewohner per Haus ist 12,4; im Jahr 1889 waren es 13,6. (London 8, Bremen 8, Berlin 52, Wien 60.)
Dies zeigt, dass die Häuser im allgemeinen keine grosse Zahl von Wohnungen haben. Im Jahr 1889 waren
35,5% aller bewohnten Gebäude Einfamilienhäuser. (Bücher. Die Wohnungsenquête in der Stadt Basel vom 1.-19. Februar 1889.Basel
1891.)
Von den Behörden wird sehr viel gethan, um die sanitären Verhältnisse der Stadt zu heben. Dies geschah insbesondere
durch die Entfernung aller insalubren Gewerbe aus der Stadt, durch die eben vollendete Birsigkorrektion, durch die Kanalisation,
die bis zum Jahr 1903 allgemein durchgeführt sein muss (Göttisheim. Das unterirdischeBasel.
Basel
1868) und durch die Versorgung der
Stadt mit gutem Trinkwasser (S. 153). Ausser einem Gaswerk besitzt die Stadt auch ein Elektrizitätswerk,
das am angefangen hat, Elektrizität zu technischen und Beleuchtungszwecken abzugeben.
Neben der weitläufigen Bauart tragen insbesondere die vielen Anlagen dazu
bei, dass der Umfang der Stadt ein verhältnismässig
sehr grosser ist. Selbst in den innern Teilen befinden sich noch Gärten und von Bäumen beschattete Plätze;
die Vorstädte werden, wie bereits erwähnt, von einem zusammenhängenden Promenadenzug umschlossen, und in den Aussenquartieren
wurden zahlreiche Plätze frei gelassen und aufs schönste bepflanzt;
so sind zu erwähnen die Claramatte und der grosse
Erlenpark in Kleinbasel;
in Grossbasel: die Pfalz, der Petersplatz, der Schützenmattpark, das Nachtigallenwäldchen, der
Winkelriedplatz und der Margrethenpark, letzterer schon auf dem Gebiet des Kantons Baselland gelegen.
Das Areal aller öffentlichen Anlagen beträgt 110,36 ha. Hiezu ist noch eine Hauptsehenswürdigkeit zu rechnen, nämlich
der am eröffnete Zoologische Garten, der einzige in der Schweiz. Sein Areal, 6,19 ha gross, ist Eigentum des Staates,
wird jedoch der Aktiengesellschaft, die für Betrieb und Unterhalt sorgt, zur unentgeltlichen Benützung
überlassen. Die Betriebsausgaben, die jetzt pro Tag 200 Fr. übersteigen, werden nur etwa zu zwei Dritteln durch die Eintrittsgelder
gedeckt; für das Uebrige sorgen meist freiwillige Beiträge, Geschenke und Legate. Am war der Tierbestand folgender: 128 Säugetiere
in 50 Arten, 16 Reptilien und Amphibien in 7 Arten, 705 Vögel in 195 Arten - zusammen 849 Tiere in 252 Arten.
Der Bann der Stadt Basel beträgt 2402 ha, das Weichbild, d. h. die Fläche, die von einer sich um die vorgeschobensten Wohnstätten
herumschlingenden Linie begrenzt wird, misst, unter Einschluss des Erlenparkes, des Schützenmattparkes
und des Zoologischen Gartens, aber ohne den im Kanton Baselland gelegenen St. Margrethenpark, 1011 ha = 10,11 km2. Auf einem
km2 wohnen somit durchschnittlich 10800 Menschen (in London 14750, in Berlin 23000).
Den schönsten Einblick in die Stadt Basel gewinnt man von der Rheinschanze beim St. Johannthor, die
schönste Rundsicht hat man von einem der Münstertürme. An beiden Orten entfaltet sich vor den Augen ein Bild, das Grossartigkeit
mit Lieblichkeit paart, weil es die Werke der Natur und des Menschen in seltener Mannigfaltigkeit verbindet. Basel
ist im ganzen
eine ernste Stadt; eine Ausnahme macht sie während der Fastnacht, wo beim «Morgenstreich»
die Einwohnerschaft durch Trommelklang
¶
mehr
lange vor Tagesgrauen zu dreitägigem buntem Fastnachttreiben geweckt wird.
Bevölkerung.
Die erste Zählung der Einwohner Basels wurde 1610 durch den Stadtarzt Felix Platter durchgeführt; er ermittelte 16160 Einwohner.
Da die damals eben beendete Pestepidemie 4049 Personen dahingerafft hatte, so muss die Einwohnerzahl vorher um ein beträchtliches
grösser gewesen sein. Es ist sogar nicht unwahrscheinlich, dass die Stadt Basel früher, z. B. im 15. Jahrhundert,
da sie auf dem Gipfel ihrer materiellen Macht stund, eine noch grössere Bevölkerung gehabt hat; einige schätzen sie auf 30000 Seelen
(Oser. Zunahme und Abnahme der Bevölkerung der Stadt Basel. Beiträge zur Geschichte Basels. I. 1839.)
Die Abnahme dauerte später noch fort, hauptsächlich infolge der Erschwerung, ja des zeitweisen Verbotes der Aufnahme in
das Bürgerrecht. Im Jahr 1779 zählte Isaak Iselin 15040 Bewohner, wobei anzunehmen ist, dass das nicht die niedrigste Zahl
ist, die die Bevölkerung in der Zwischenzeit gehabt hat.
Nun beginnt eine Zunahme, die sich in einem eigentümlichen Rhythmus durch das ganze 19. Jahrhundert
fortsetzt, wie die folgende Tabelle zeigt. Dieselbe enthält die Wohnbevölkerung nach den Ermittlungen Platters, Iselins,
dann nach den kantonalen und seit 1850 nach den eidgenössischen Zählungen. Um für das Anwachsen der Bevölkerung vergleichbare
Zahlen zu haben, ist das Zuwachsprozent hinzugefügt worden, d. h. die jährliche Zunahme auf je 100 Einwohner
unter Annahme der geometrischen Progression. Seit 1850 kann ferner die ortsanwesende Bevölkerung, die früher nicht ermittelt
wurde, angegeben werden.
Jahr
Wohnbevölkerung
Zuwachsproz. per Jahr
Ortsanwes. Bevölkerung
1610
16120
.
.
1779
15040
.
.
1795
15720
0.28
.
1815
16674
0.29
.
1835
21219
1.21
.
1837
22199
3.06
.
1847
25787
1.47
.
1850
27170
1.69
27313
1860
37915
3.15
38282
1870
44122
1.53
44834
1880
60550
3.21
61399
1888
69809
1.79
70303
1900
109169
3.80
109754
Am Ende des 19. Jahrhunderts betrug die Bevölkerung
109169; auf den Anfang desselben kann sie unter
Annahme einer gleichmässigen geometrischen Zunahme von 1795-1815 auf 15953 oder auf rund 16000 Seelen berechnet werden; demnach
hat sie sich in diesem Jahrhundert fast versiebenfacht oder 2,77 mal verdoppelt. Zeiten besonders starker Zunahme waren die
dreissiger, fünfziger, siebziger und neunziger Jahre. Der Grund hiefür liegt nicht nur im Ueberschuss
der Geburten, sondern namentlich in der vermehrten Zuwanderung, die erstens durch die Erleichterung des Verkehrs (Bau der
Eisenbahnen in den fünfziger Jahren), zweitens durch die Loslösung Elsass-Lothringens von Frankreich im Jahre 1871 und
drittens durch den Aufschwung der Industrie, z. B. in den fünfziger Jahren und am Anfang der neunziger
Jahre, bedingt ist. Auch ist zu berücksichtigen, dass in der Zahl für das Jahr 1900 die Bevölkerung von Kleinhüningen
inbegriffen ist, was vorher nicht der Fall war. Der Zuwanderung ist es zuzuschreiben, dass sich das Verhältnis der Konfessionen
nach und nach etwas verschiebt, wie folgende Tabelle dies zeigt.
Von je 100 Personen der Stadt Basel waren:
Protestanten
Katholiken
Israeliten
Andere
1837
83.4
15.7
0.6
0.3
1847
81.2
18.2
0.4
0.2
1860
74.0
24.9
0.5
0.6
1870
71.0
26.8
1.1
1.1
1880
67.3
30.2
1.3
1.2
1888
67.2
30.7
1.5
0.6
1900
64.2
33.3
1.7
0.8
Die Protestanten, die 1837 noch 5/6 der Bevölkerung ausmachten, betrugen 1900 noch weniger als ⅔.
Die Katholiken, 1837 etwas mehr als 1/7, stiegen bis 1900 auf genau ⅓. Am meisten haben sich die Israeliten vermehrt: im
Jahr 1847 kam auf 258 Einwohner 1 Israelite, 1900 schon auf 57.
Anstalten fürHandel und Verkehr.
Da Industrie, Handel und Verkehr beim Kanton ihre Behandlung gefunden haben (S. 155), so sind hier nur noch die besonderen
Anstalten für Handel und Verkehr zu erwähnen.
Seit Bischof Heinrich von Thun im 13. Jahrhundert durch Ueberdeckung des Birsigbaches inmitten der Stadt den «Kornmarkt»,
den jetzigen Marktplatz geschaffen hatte, ist Basel
stets eine wichtige Marktstadt geblieben. Auf diesem grossen,
im Jahr 1890 erweiterten Platze,
¶