Landwirtschaft und Bodenerzeugnisse des Kantons Basel
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Lf. 34. ^[Karte: 5° 25’ OP; 47° 30’ N; 1:190000]
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
Wald | ▓ | Forêts |
Weide | ▒ | Pâturages |
Ackerland | ░ | Terres cultivées |
Weinbau | █ | Vignes |
Gärtnerei | ♧ | Horticulture |
Holzhandel | ➚ | Commerce de bois |
Steinbruch | ⤧ | Carrière |
Gypsgrube | ⤧Gy | Carrière de gypse |
Cementgrube | ⤧Ci | Carrière de ciment |
Thongrube | ⌂ | Terre à briques |
Fischerei, Fischz. | ⤚ | Pêche, pisciculture |
200 Rinder | ● | 200 bovidés |
100 Schweine | ❙ | 100 porcs |
100 Ziegen | v | 100 chèvres |
100 Schafe | ⥾ | 100 moutons |
100 Bienenst. | * | 100 ruches |
50 Pferde | ▲ | 50 chevaux |
BASEL 1901 | BASELLAND | ||
BÂLE VILLE | BÂLE CAMP. | ||
Rinder | 1572 | 19739 | Bovides |
Schweine | 876 | 6513 | Porcs |
Schafe | 509 | 600 | Moutons |
Ziegen | 163 | 4968 | Chèvres |
Bienenst. | 291 | 6027 | Ruches |
Pferde | 2229 | 2712 | Chevaux |
1:190000
M. B.
V. Attinger sc.
LANDWIRTSCHAFT UND BODENERZEUGNISSE DES KANTONS BASEL ¶
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wie diejenige der übrigen Hügelkantone. Die ursprüngliche einheimische Tierwelt ist im Laufe der Zeit durch den Menschen und seine Kultur stark verändert worden. Eine ganze Anzahl besonders höherer Tierformen, die noch in historischer oder doch praehistorischer Zeit mit dem Menschen zusammenlebten, sind entweder gänzlich vernichtet oder aus dem Gebiete vertrieben worden. So das Wisent, der Bär, der Luchs, der Wolf. Als seltener, verirrter Gast zeigt sich hie und da einmal der früher so häufige Edelhirsch (Cervus elaphus); dass dieses stolze Tier früher im Kantone häufig war, zeigen die stattlichen Geweihe, die heute noch als Jagdtrophäen in öffentlichen Gebäuden (Rathaus zu Liestal) aufbewahrt werden.
Die Wildkatze (Felis catus ferus) ist ebenfalls aus unsern Wäldern verschwunden; das letzte unzweifelhaft ächte Exemplar wurde vor ungefähr 15 Jahren bei Reinach erlegt. Von den grösseren Raubtieren hat einzig der Fuchs, (Canis vulpes) seinen Wohnort mit Erfolg behauptet und scheint sich trotz Gift, Schlingen und Blei in dem Gebiete eher noch zu vermehren, nicht zum Schaden des Landwirtes und Forstmannes, wohl aber zum Leidwesen des Hasenjägers. Unter den 7 Marderarten, dem Edelmarder (Mustela martes) dem Stein- oder Hausmarder (Mustela foina), dem Iltis (Mustela putorius) dem grossen und dem kleinen Wiesel (Mustela herminea und Mustela vulgaris), dem Dachs (Meles taxus) und dem Fischotter (Lutra vulgaris), sind die beiden Wiesel die häufigsten. Dachse richten oft in den Weinbergen und der Fischotter in den Forellenbächen grossen Schaden an.
Unter den wildlebenden Huftieren sind heute nur noch das Reh (Cervus capreolus) und das Wildschwein zu nennen. Früher überall häufig, dankt ersteres heute seine Existenz im Kantonsgebiete blos einer vernünftigen Ausübung der Jagd in verschiedenen Revieren des Kantons. Das Wildschwein (Sus scrofa) wird noch hie und da im ganzen Kantonsgebiete getroffen, doch wird auch ihm bald die letzte Stunde geschlagen haben. Als ständige Aufenthaltsorte sind zu nennen: die Blauenkette bei Pfeffingen sowie die Ostgrenze des Kantons gegen den Aargau hin.
Die sogenannte «kleine Tierwelt» ist vertreten durch etwa ein Dutzend Fledermausarten, den Igel und zwei Spitzmäuse, von denen die Wasserspitzmaus (Sorex fodiens) in Fischzuchtanstalten oft sehr schädlich wird.
Unter den Nagern sind Hase (Lepus timidus) und Eichhorn (Sciurus vulgaris) überall häufig, die beiden zierlichen Schläfer: Haselmaus und Siebenschläfer (Myoxus avellanarius und Myoxus glis) ihrer verborgenen Lebensweise wegen wenig gekannt, doch nicht selten.
Die Wanderratte (Mus decumanus) hat die Hausratte (Mus rattus) fast vollständig verdrängt. Nur sehr wenige Aufenthaltsorte sind von letzteren noch bekannt. Von den Mäusen richtet die Wühlmaus (Arvicola terrestris) durch Abfressen der Wurzeln junger Bäume oft bedeutenden Schaden an.
Die Vogelwelt ist eine ziemlich reiche zu nennen, dank dem Schutz, den ihr Gesetz und Bevölkerung angedeihen lassen. Dies gilt hauptsächlich von den Singvögeln, von denen einige, wie z. B. die Amsel (Turdus merula) durch langjährigen Schutz sich so vermehrt haben, dass sie dem Gärtner und Obstzüchter zur Plage werden.
Als seltenere Vorkommnisse sind zu nennen, unter den Raubvögeln der Uhu (Bubo maximus) und der Raubfussbussard (Buteo lagopus); unter den Klettervögeln der Schwarzspecht (Picus martius), der nur noch in den ruhigsten Tannenwäldern haust; unter den Sperlingsvögeln die Blaurake (Coracias garrula), der Nusshäher (Nucifraga caryocatactes). Der prächtige Flühvogel (Tichodroma muraria) ist ein Wintergast, der von seinen alpinen Brutplätzen bis in die Gegend von Liestal streicht. Fast alle Finken- und Meisenarten sind vertreten; unter den Schwalben ist die Uferschwalbe (Hirundo riparia), die ihre Nester in selbstgefertigte Löcher von Steilwänden baut, überall häufig.
In abgelegenen ruhigen Waldbeständen nisten noch heute Auerhahn (Tetrao urogallus) und Haselhuhn (Tetrao bonasia); Rebhuhn (Starna cinerea) und Wachtel (Coturnix dactylisonans) finden sich mehr in den untern, mehr Getreidefelder bietenden Kantonsteil.
Stelz- und Schwimmvögel sind mangels sumpfiger Gegenden selten und meist Wintergäste. Sie werden immer seltener durch die kunstgerechte Verbauung der Bach- und Flussufer. Nicht selten ist der Fischreiher (Ardea cinerea), der die Forellenbäche heimsucht, und selbstverständlich der Storch (Ciconia alba); die Wildente (Anas boschas) ist im Gebiete Brutvogel (Augst).
Von Reptilien beherbergt das Kantonsgebiet 2 Eidechsenarten (Lacerta agilis und muralis), die Blindschleiche (Anguis fragilis) und 3 Schlangen, worunter die an wärmern Kalkgehängen häufige giftige Juraviper (Vipera aspis). Die Kreuzotter (Pelias berus) fehlt. Vergiftungen durch Schlangenbiss gehören dessenungeachtet zu den grossen Seltenheiten.
Unter den 10 Amphibienarten ist die sonst nicht häufige Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) weit verbreitet und die eigentümlichste; ihr glockenheller Ruf belebt in anmutiger Weise die lauen Frühlings- und Sommerabende.
Sieht man vom Rheine ab, so werden die Gewässer des Kantons nur von wenigen Fischarten bewohnt. In allen Quellbächen findet sich die Forelle (Trutta fario) und zwar je nach dem Untergrunde in vielen Farbvarietäten; ihr Fortbestand wird durch die gesetzlich geregelte künstliche Fischzucht gesichert; auch ihr thut die Verbauung ihrer natürlichen Unterschlupfplätze, der Bach- und Flussufer, vielfach Eintrag. An Edelfischen kommt in den grösseren Bächen ausser der Forelle hie und da noch die Aesche (Thymallus vulgaris) vor.
Der Lachs (Salmo salar) der früher im Herbste ziemlich weit in die Birs und die Ergolz aufstieg, wird heute durch Sohlenverbauungen und Wuhrbauten an seinem Aufsteigen gehindert. An übrigen Fischen beherbergen die beiden obgenannten Gewässer hauptsächlich die Nase (Chondrostoma nasus), die Barbe (Barbus fluviatilis), seltener den Alet (Squalius cephalus), den Riemlig (Squalius Agassizii), die Groppe (Cottus gobio) und die Ellritze (Phoxinus laeris).
Die Nase steigt im April bei günstigem Wasserstande zu Tausenden in die Birs und Ergolz und wird massenweise gefangen und trotz der unsäglichen Anzahl von Muskelgräten gerne gegessen. Der Nasenfang war vorzeiten oft ein so reichlicher, dass die Fische den Schweinen gefüttert oder sogar als Düngmittel benützt werden. (Birsfelden und Augst.)
Von der niedern wirbellosen Tierwelt sind wie überall die Insekten am reichlichsten vertreten. Von Schädlingen in Wald und Feld sind zu nennen: der Maikäfer (Melolontha vulgaris), für welchen der östliche und der westliche Kantonstheil verschiedene Flugjahre haben;
der Borkenkäfer (Bostrychus curvidens), der besonders in den letzten Jahren den Rottannenbeständen übel mitgespielt hat, der Frostspanner (Cheimatobia brumata) und die Gespinnstmotte (Hyponomeuta malinella), zwei bedenkliche Obstbaumverderber.
Die Reblaus (Phylloxera vastatrix) ist in dem Kantonsgebiete noch nie aufgetreten. ¶
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Der Flusskrebs (Astacus fluviatilis) lebt in allen Bächen, ist aber durch Seuchen schon mehrfach dezimiert worden.
Des raschen Laufes der Gewässer wegen ist die Zahl der Süsswassermollusken eine geringe, reich an Arten hingegen sind die kalkliebenden Landschnecken, von denen die grösste, Helix pomatia, im Herbste gesammelt und zu guten Preisen als Fastenspeise über die Kantons- und Landesgrenze hinaus versandt wird.
Haustiere.
Das Rind nimmt unter den Haustieren die erste Stelle ein. Es gehört zum allergrössten Teil der mittelschweren bis schweren Fleckviehrasse an und wird im gebirgigen Kantonsteil vielfach auf den Weiden gesömmert. Die Ziege wird häufig von dem Minderbemittelten gehalten und bewährt sich ihm als vortrefflicher Milcherzeuger; die Schafzucht ist von geringem Belang. Früher hielten die Gemeinden des Leimenthales Schafheerden, die auf den Brachäckern ihre Nahrung fanden. Die gewöhnlichen Zugpferde gehören meist dem Freibergerschlage an. Das Schwein, von dem die gekreuzten englischen Racen bevorzugt werden, wird als Fleischerzeuger fast in jeder Hauswirtschaft gehalten.
Unter dem Hausgeflügel nimmt das Haushuhn die erste Stelle ein. Enten und Gänse werden nur selten und zwar im untern Kantonsteile gehalten; in neuester Zeit wird der Geflügelzucht im Kanton durch den ornithologischen Verein viel Aufmerksamkeit gewidmet. Die Bienenzucht ist vielerorts bedeutend.
Der Viehstand betrug: | 1876 | 1886 | 1896 | Wert pro 1896 (Fr.) |
---|---|---|---|---|
Pferde | 2085 | 2027 | 2323 | 1865000 |
Rinder | 14739 | 17669 | 19912 | 7386260 |
Schweine | 3906 | 4679 | 6679 | 484910 |
Schafe | 2806 | 2200 | 1423 | 35700 |
Ziegen | 4817 | 5187 | 5774 | 152480 |
Bienenstöcke | 5152 | 4628 | 5949 | 107080 |
: | 10031430 |
Gesamtwert des Viehstandes (ohne Bienenstöcke) pro 1896 9925150 Fr. und pro Einwohner 154 Fr. Es kamen im Jahre 1896 auf 1000 Ew.:
Bezirk: | Arlesheim | Liestal | Sissach | Waldenburg | Kanton |
---|---|---|---|---|---|
Rinder | 187 | 265 | 428 | 474 | 308 |
Pferde | 41 | 34 | 31 | 35 | 36 |
Schweine | 113 | 75 | 113 | 108 | 103 |
Schafe | 28 | 11 | 15 | 37 | 22 |
Ziegen | 46 | 77 | 144 | 174 | 89 |
Bienenstöcke | 51 | 87 | 135 | 128 | 92 |
Zur Hebung der Viehzucht wird von Privaten und vom Kanton viel geleistet. Der Kanton besitzt fünf Viehzuchtgenossenschaften, die im Jahre 1898 total 4238 Fr. an Prämien bezogen haben. Zur Förderung der Kleinviehzucht bestehen zwei Ziegenzuchtgenossenschaften. Die Gesamtleistungen zur Förderung der Viehzucht und Landwirtschaft betrugen 1899 vom Kanton 30320 Fr., vom Bund 22553 Fr., zusammen 52873 Fr. (1898 total 48840 Fr., 1897 42951 Fr.).
Jagd und Fischerei sind Gerechtsame der Gemeinden. Diese verleihen das Recht zur Ausübung der Jagd und des Fischfangs auf ihrem Gebiet durch Verpachtung oder durch Ausstellen von Patenten. Die Verpachtung erfolgt in der Regel auf die Dauer von 6 Jahren; von der Befugnis, Patente auszustellen, machen nur 2-3 Gemeinden Gebrauch. Die Einnahmen fallen ganz den Gemeinden zu. Sie betrugen:
Jagd (Fr.) | Fischweide (Fr.) | |
---|---|---|
1890 | 6007 | 3818 |
1895 | 9937 | 7080 |
1899 | 10946 | 6645 |
Gemeindejagdreviere bestehen 73, dazu kommt ein Privatjagdrevier. Die Zahl der Fischereipachten beträgt 80.
Anfang 1899 waren 10 Forellenbrutanstalten mit zusammen 301000 Eiern in Betrieb, aus welchen 273550 junge Fischchen erbrütet wurden. Die Gesamtzahl der im Jahre 1899 in den Fischenzen des Kantons ausgesetzten Jungbrut betrug 256050. Neben Forellen wurden gezüchtet: Lachse (17500), Lachsbastarde (191200), Aeschen (303500). (Ueber Jagd wild u. Fische vergl. Abschnitt Fauna.)
Klima.
Im allgemeinen ist das Klima des Kantons Baselland mild. Von allen Teilen des Kantons haben die am Rhein gelegenen Gegenden von 260-280 m Höhe klimatisch die grössten Vorteile. Wegen der geringen Seehöhe und der vor rauhen Winden geschützten Lage ist die mittlere Jahrestemperatur ziemlich gross, grösser als in den höher und südlicher gelegenen Gegenden. Denn während in diesen noch der Winter sitzt, beginnt es am Rhein drunten schon zu grünen.
Aber auch das übrige Baselbiet, die Gegend nw. vom Jura, gehört zu den klimatisch günstigsten Teilen der Schweiz. Der Schwarzwald im NO. und die letzten Ausläufer des Jura bilden gegen die rauhen Nord- und Ostwinde eine schützende Mauer, und im S. ist der Wall des Jura von grosser Bedeutung für das Klima von Baselland. Die regenbringenden W.- und NW.-Winde streifen an ihnen hin und über sie her und entladen reichliche Mengen von Niederschlägen. Die Bergzüge sind aber nicht so hoch, um den Schnee so lange und so reichlich behalten zu können, dass er im Frühling im Stande wäre, in ungünstiger Weise auf den Einfluss der Sonnenwärme einzuwirken. Sie sind aber hoch genug, um dem Nebelmeer den Eintritt zu erschweren, das im Frühjahr das schweiz. Mittelland wochenlang bedeckt und den Sonnenstrahlen allen Weg auf die Erde versperrt. So vereinigen sich eine Reihe von Umständen in der Weise, dass das Klima des Kantons Basel-Land keine schroffen Gegensätze aufweist.
Natürlich bedingt verschiedene Höhenlage auch etwelche Verschiedenheit in der Temperatur, im Bewölkungsgrad und in der Niederschlagsmenge. Dies zeigen für die Temperatur leicht folgende Zahlen.
Die mittlere Temperatur (Tagesmittel) betrug:
Basel (270 m) | Buus (460 m) NO. d. Kts. | Langenbruck (715 m) S. d. Kts. | |
---|---|---|---|
Winter | 0,28° | 1,10° | 3,03° |
Frühling | 9,35° | 7,94° | 5,95° |
Sommer | 17,86° | 16,17° | 14,32° |
Herbst | 9,45° | 8,48° | 6,57° |
Jahr: | 9,10° | 7,88° | 5,95° |
Die Monatssummen des Niederschlags betrugen im Mittel der Jahre 1883-1897 in Basel 734 mm, Buus 1012 mm, Langenbruck 1103 mm. (Litt.: Die forstlichen Verhältnisse im Kanton Baselland; herausgeg. v. d. Direktion d. Innern. Liestal 1898.)
Bevölkerung.
Es ist klar, dass ein Land-Kanton, wie Baselland, ohne grosse Centren von Handel und Verkehr, nicht in dem Masse für die Bevölkerungsstatistik Interesse bietet, wie eine Stadt, wie Basel z. B., mit unaufhörlicher Einwanderung und raschem Wachstum. So bleibt denn auch die Bewegung in der basellandschaftlichen Bevölkerung ruhig und langsam, wie nachstehende Tabelle zeigt. Die Bevölkerung betrug:
Bezirke | Arlesheim | Liestal | Sissach | Waldenburg | Baselland |
---|---|---|---|---|---|
Zahl der Gem. | 16 | 14 | 29 | 15 | 74 |
1850 | 12003 | 11792 | 14331 | 9759 | 47885 |
1888 | 21903 | 14753 | 15701 | 9584 | 61941 |
% | 35.3 | 23.8 | 25.4 | 15.5 | 100 |
1900 | |||||
Haushaltungen | 5559 | 3200 | 3362 | 1829 | 13750 |
Einwohner | 26416 | 16092 | 16564 | 9379 | 68451 |
% | 38.4 | 23.6 | 24.2 | 13.8 | 100 |
Es ist leicht zu ersehen, von welcher Seite der Zuwachs kommt. Der bergige Bezirk Waldenburg geht zurück, während Sissach ziemlich stabil bleibt; kaum vermögen die Geburtenüberschüsse und die Einwanderung in grössere Dörfer den Ausfall an Todesfällen und Auswanderung zu decken. Auch Liestal ist im Jahrzehnt von 1870-80 und späterhin zurückgeblieben. Was in kräftiger Weise die Bevölkerung vermehrt, ist die Einwanderung oder die Ansiedelung in den grossen Gemeinden um die Stadt Basel im Bezirk Arlesheim. Die Vermehrung tritt in den relativen Zahlen noch deutlicher hervor.
Zunahme in ‰.
Bezirke | 1850/60 | 1860/70 | 1870/80 | 1880/88 | 1850/88 |
---|---|---|---|---|---|
Arlesheim | 16 | 8.9 | 25.4 | 11.6 | 15.7 |
Liestal | 3.4 | 7.6 | 9.3 | 2.4 | 5.8 |
Sissach | 5 | 2.1 | -0,9 | 3.3 | 2.4 |
Waldenburg | 2.4 | -1,5 | -4,4 | 1.9 | -0,5 |
Kanton: | 7 | 4.7 | 9.2 | 5.7 | 6.7 |
Schweiz | 3.7 | 5.1 |
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Der Bezirk Arlesheim ist auch von allen der am dichtesten bevölkerte; es kamen im Jahre 1888 auf den km2:
Ew. | |
---|---|
im Bezirk Arlesheim | 232 |
Liestal | 180 |
Sissach | 112 |
Waldenburg | 91 |
im ganzen Kanton: | 147 Ew. per km2 Ges.-Areal |
153 Ew. per km2 Prod.-Land. |
Die Gliederung nach dem Geschlecht ergab bei der Zählung vom Jahre 1888 folgende Resultate: Total 61941 Einwohner, 30297 männliche, 31644 weibliche, 48,9% von den erstern und 51,1% von den letztern;
also auch hier, wie überall, ein Ueberwiegen des weiblichen Geschlechtes;
1900: 34276 männliche, 34418 weibliche.
Konfessionen: ganzer Kanton 1900: Reform. 52617;
Kathol. 15775;
Israel. 135;
Andere 167;
Total 68694.
Die auffallend grosse Zahl von Katholiken im Bezirk Arlesheim gegenüber den andern Landesteilen rührt daher, dass 9 Gemeinden dieses Bezirks, wie oben erwähnt, bis 1815 zum Bistum Basel gehört hatten und als bischöfliche Unterthanen katholisch geblieben sind. Es waren von je 1000 Ew. im Kanton Baselland:
im Jahre | 1850 | 1888 | 1900 |
---|---|---|---|
Reformiert | 811 | 786 | 767 |
Katholisch | 186 | 209 | 230 |
Die reformierte Konfession ist demnach zu Gunsten der katholischen in der Zahl ihrer Bekenner zurückgegangen. Wie in der ganzen Schweiz (d. h. in den einzelnen Kantonen), hat die stärkere Partei abgenommen und ist die schwächere angewachsen.
Die Zahl der italienisch Redenden ist nun (1900) vermutlich bedeutend grösser; denn das Jahrzehnt 1890-1900 hat dem Kanton an der Grenze gegen Basel eine Menge von italienischen Arbeitern zugeführt.
Im ganzen Kanton waren: | 1888 | 1900 | Zu- od. Abnahme |
---|---|---|---|
Bürger der Ortsgemeinde | 29302 | 27593 | -1709 |
Bürger anderer Ktsgem. | 14737 | 17060 | +2323 |
Schweizer and. Kantone | 13087 | 16493 | +3406 |
Ausländer | 4815 | 7548 | +2733 |
Total | 61941 | 68694 | +6753 |
.
Der Geburtenüberschuss betrug: | 1871/75 | 1876/80 | 1881/85 | 1886/90 | 1891/95 | 1896 | 1897 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
. | 520 | 696 | 623 | 692 | 745 | 877 | 884 |
‰ | 8.7 | 9.9 | 8.9 | 9.9 | 11.8 | 13.5 | 13.6 |
Die Sterbefälle betrugen: | |||||||
1387 | 1377 | 1272 | 1262 | 1182 | 1075 | 1105 | |
‰ | 25 | 23.7 | 21.1 | 20.3 | 18.6 | 16.6 | 17 |
Industrie.
Der Kanton Baselland kann im allgemeinen ein Industriekanton genannt werden. 50% seiner Bevölkerung sind in der Industrie thätig (8421 männliche, 7319 weibliche, total 15740 Personen).
Ihr ältester und wichtigster Zweig ist die Seidenbandindustrie, die «Posamenterei». Sie steht und fällt mit der Bandindustrie der Stadt Basel, weil sie unter deren gleichen Konjunkturen arbeiten muss und wie diese hauptsächlich abhängig ist von der herrschenden Mode. - Die Seidenbandindustrie wird centralisiert betrieben in ca. 12 grössern und kleinern Fabriken des obern Kantonsteiles (Bezirk Sissach vor allem), die alle dem Fabrikgesetze unterstellt sind und sich meist im Besitze von Basler Fabrikanten befinden.
Dezentralisiert finden wir die Seidenbandweberei im obern Kantonsteile in grossem Masse als Hausindustrie. Der Weber oder «Posamenter» bezieht seine Waare aus den Fabriken in Baselland, oder sie wird ihm durch Boten aus Basler Etablissementen nach Hause gebracht. Den kontrolierenden Verkehr zwischen Posamenter und Fabrikant besorgt der «Stuhlläufer», der die Arbeitsstätten der Hausindustriellen aufsucht. Im allgemeinen ist die Lage dieser Bandweber keine besonders glänzende, entsprechend dem häufig flauen Gang der Bandindustrie.
Doch betreiben sie gewöhnlich neben der Weberei etwas Landwirtschaft, und dazu werden die Kinder (Knaben und Mädchen) bei Zeiten zur Mitarbeit angehalten. Wer die Dörfer der obern Bezirke bereist, hört oft aus jedem Hause das eintönige Geklapper der Webstühle. Dabei wird ihm auch auffallen, dass die Häuser (Stockwerke) hier im allgemeinen höher sind, als sie sonst auf dem Lande zu sein pflegen. Der Webstuhl erfordert eine ordentliche Zimmerhöhe, und die Bandindustrie wirkt dem entsprechend auf die Bauart der Häuser bedeutend ein.
Im Birseck finden wir sozusagen keine Hausindustriellen; bei der geringen, durch Eisenbahnen und Arbeiterzüge noch verringerten Entfernung des Arbeiters von der Fabrik in der Stadt, zieht dieser (hauptsächlich aber die Arbeiterin, denn diese kommen vor allem in Betracht) vor, direkt in der Fabrik zu arbeiten.
Die Zahl der dem Fabrikgesetz unterstellten Fabriken zur Herstellung von Gespinnsten und Geweben war im Jahr 1899 18. (Darunter auch eine Wollspinnerei und eine Wolltuchfabrik.) Die in dieser Industrie thätige Arbeiterzahl betrug im Jahre 1888 9761, 6182 weibliche und 3579 männliche; 15981 Personen lebten von dem Ertrag dieser Industrie.
Im ganzen befassten sich im Jahre 1888 62% aller in der Industrie Thätigen mit der Herstellung von Geweben und Gespinnsten.
Ein direkt an den Boden gefesselter Industriezweig ist derjenige der Thonwaren- und Ziegelfabrikation. Es eignet sich hiezu vor allem ein grosser Teil des Bodens im Birseck (vergl. Geologie), rechts und links des Birsig bis hinunter nach Neu Allschwil. So sind im Bezirk Arlesheim sechs grössere mechanische Ziegeleien dem Fabrikgesetz unterstellt. Daneben bestehen viele kleine Handziegeleien. Die letzten Jahre hindurch waren die Thonwarenfabrikanten nicht auf Rosen gebettet.
Zunächst sind infolge der starken Bauthätigkeit Basels Ziegeleien in Masse gegründet worden, darunter gewaltige Etablissemente; sodann entwickelte sich bald eine ganz intensive Konkurrenz, so dass man lange um Basel herum die billigsten Ziegel kaufen konnte. Im Jahre 1900 haben sich endlich die Fabrikanten zur Erhöhung der Preise zusammengeschlossen, doch haben sich die Preisvereinbarungen nicht halten können. In Laufen wird aus Huppererde feinere Thonware fabriziert, im Birseck Thongeschirr.
Zahlreich sind im Kanton die Sägereien und mechanischen Schreinereien (Holzbearbeitung). Sie nützen die Wasserkräfte aus, die leichthin aus Bächen und Flüssen gewonnen werden; der Waldreichtum des Kantons liefert ¶
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zugleich billiges Rohmaterial. In der Holzindustrie sind ungefähr 1000 Personen thätig, d. h. ca. 16% aller Berufstätigen. Dem Fabrikgesetz sind 1899 12 grössere Etablissemente unterstellt gewesen.
Die Uhrenindustrie (Waldenburg und Umgebung u. Maisprach) beschäftigt ca. 400 Personen (270 m., 130 w.)
Ein Industriezentrum scheinen die beiden Dörfer Muttenz und Pratteln zu werden (unweit Basel an der SCB u. NOB gelegen). Teils ist es der billige und ausreichende Boden, teils die günstige Lage an 2 Eisenbahnlinien, die beide die Basler Industriellen hinauslocken vor die Stadt, wo ihnen zugleich billige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.
So finden wir in Pratteln (Schweizerhalle) u. Muttenz an grösseren Etablissementen: 5 chemische Fabriken, 1 Cichorienfabrik, 1 Brückenbauanstalt, 1 Dachpappenfabrik, 1 Kunststeinfabrik, 1 Verzinkerei, 1 Möbelfabrik, u. s. f. Ein weiteres Industriezentrum bildet sodann Liestal mit ca. 25 Fabriken. Das grösste Unternehmen im Kanton ist dasjenige der Elektrizitätsgesellschaft Alioth in Münchenstein mit ca. 900 Arbeitern und Angestellten und einer Jahresproduktion von ca. 6 Millionen Fr.
Dem Fabrikgesetz waren am unterstellt: 12 chemische Fabriken, 12 Seidenbandwebereien und -windereien, 4 Floretspinnereien und Kämmlereien, 12 Sägereien, 1 Parqueteriefabrik, 7 Maschinenfabriken (1 Velofabrik), 7 Uhrenfabriken, 8 Thonwaarenfabriken und Ziegeleien, 6 Cement- und -warenfabriken, 4 Bierbrauereien, 8 Buchdruckereien, 3 Lebensmittelfabriken, 2 Schuhfabriken, 2 Wolltuchfabriken, 2 Eisengiessereien, 8 andere Etablissemente; total 98 Fabriken mit 98 Dampfkesseln und 5 Dampfgefässen. Dem schweizerischen Verein von Dampfkesselbesitzern gehörten 1899 aus dem Kanton 65 Mitglieder an.
Auf die einzelnen Bezirke verteilen sich diese Fabriken folgendermassen: Arlesheim 33, Liestal 34, Sissach 20, Waldenburg 10.
Unfälle aus haftpflichtlichen Betrieben (incl. Eisenbahnbetrieb) 1897, 326; 1898, 468; 1899, 394.
Handel.
Dem Handel kommt im Kt. Baselland nicht die Bedeutung zu, wie der Industrie, und er ist nicht entfernt zu vergleichen mit demjenigen des Nachbarkantons Basel-Stadt. Es ist auch klar; denn Baselland hat eigentlich nur Transitverkehr und weist keine besonders wichtigen Empfangsstationen auf. Die i. J. 1888 im Handel thätigen 755 m. und 603 w., total 1358 Personen standen wohl meist im Dienste des Kleinhandels und Detailverkaufs. Circa 900 besassen ein eigenes Geschäft oder wirkten in Geschäften von Familienangehörigen, und nur ca. 450 waren in fremden Geschäften thätig, d. h. nur 33% der im Handel Erwerbenden. (Baselstadt 55%.)
Den Geldverkehr besorgen eine Anzahl von Banken und Spar- und Leihkassen.
In erster Linie ist zu nennen die Kantonalbank in Liestal mit 3 Millionen Fr. Grundkapital, 2 Millionen Notenemission und einem Obligationenbestand von über 29 Millionen Fr. Der Gesamtverkehr betrug im Jahre 1899 148,252,000 Fr. Nach der Höhe der Einlagen und des Umsatzes steht der Kantonalbank am nächsten die 1849 gegründete basellandschaftliche Hypothekenbank in Liestal (mit Filiale in Basel). 1899: Aktienkapital 5 Millionen Fr., Obligationen 24287300 Fr., Sparkasse 3382000, Reserve 1260000 Fr., Reingewinn 234889 Fr. Nun folgen die kleineren Institute, die zum Teil aber verhältnismässig hohe Umsätze erzielen. 1899: Spar- und Leihkasse Sissach 500000 Fr. Aktien, 2887240 Obligationen; Spar- und Leihkasse Arlesheim 300000 Aktien, 680750 Obligationen; Ersparniskasse Gelterkinden 200000 Aktien, 3882600 Obligationen; Sparkasse Waldenburg 200000 Aktien, 820800 Obligationen und endlich Ersparniskasse des untern Bezirks diesseits des Rheines. (Sitz in Bottmingen.)
Verkehr.
Der Kanton Baselland ist seit alter Zeit für den Durchgangsverkehr ein wichtiges Land gewesen, und er hat namentlich für die Stadt frühe schon ausserordentliche Bedeutung besessen, so dass sie es nötig erachtete, sich aller Verbindungslinien zwischen dem Rhein und der Innerschweiz zu bemächtigen. Es waren denn auch meist wirtschaftspolitische Gründe, die Basel frühzeitig bewogen, das ganze Land mit der grossen Verkehrslinie vom Hauenstein durch das Homburgerthal und durch das vordere Frenkenthal kaufweise an sich zu bringen. So kam die Stadt in den Besitz der Landschaft und der wichtigsten Verbindungsstrasse mit der Eidgenossenschaft. - Die Strasse über Langenbruck wird schon als Römerstrasse genannt.
Sie führte von der Passhöhe bei Langenbruck hinunter der Frenke entlang nach Bubendorf, beim Steinenbrückli über die Ergolz nach Liestal und an den Rhein. Im Mittelalter wird häufiger die Strasse über den untern Hauenstein genannt, die bis zur Durchbohrung des Berges durch die S. C. B. grosse Bedeutung besessen hat. Heute führt der Schienenstrang der S. C. B. durch das Thal an Läufelfingen, Buckten, Rümlingen, Diepflingen und Thürnen vorbei nach Sissach; von hier geht er weiter thalabwärts nach Itingen, Lausen und Liestal, dann nach Schönthal (Frenkendorf und Füllinsdorf), Pratteln, Muttenz und Basel. Die bedeutendsten Stationen sind Pratteln, Liestal u. Sissach.
^[Note:] Der Lokalverkehr der Bahn ist im obern Kantonsteil, von Sissach weg nach Läufelfingen, sehr gering. Dazu steigt das Tracé der Bahn ziemlich stark, so dass diese Strecke der S. C. B. zu den am wenigsten einträglichen Teilen des ganzen Unternehmens gehört. Die Gesamtlänge des auf basellandschaftlichem Boden liegenden Netzes der S. C. B. beträgt 31075 m. -
Gewissermassen als Konkurrenzbahn wird seit einigen Jahren die Erbauung der s. Z. (1872) schon begonnenen Wasserfallenbahn Liestal-Bubendorf-Reigoldswil-Balsthal angestrebt (vergl. Dr. G. A. Frey: Die Wasserfallenbahn; eine volkswirtschaftliche Untersuchung. Basel 1899). Von einer ähnlichen Konkurrenzlinie spricht man im Waldenburgerthal (Kellenbergbahn). Die Regierung hat sich zu Gunsten der Wasserfallenbahn ausgesprochen. Die Konzession ist für beide Projekte noch in Bern anhängig. Heute bewegt sich in diesem Landesteil der Verkehr grossenteils auf der Waldenburgerbahn (Schmalspurbahn, 75 cm Spurweite). Pro 1899: Personentransport 120533 Personen, Gepäck 2552260 kg, Güter 8398610 kg.
Von Sissach über Böckten nach Gelterkinden führt ebenfalls eine Schmalspurbahn (75 cm Spurweite), die Sissach-Gelterkindenbahn. 1899 wurden befördert: 133117 Personen, 327680 kg Gepäck, 1222260 kg Güter. Bahnlänge 3148 m. Betrieb elektrisch, sofern die Ergolz genug Wasser liefert, sonst Dampfbetrieb.
Die dritte Schmalspurbahn im Kanton ist die Birsigthalbahn (B.T.B.), im Bezirk Arlesheim, von Basel nach der ¶
Hauptsächliste Industrien des Kantons Basel
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Lif. 33. ^[Karte: 5° 25’ OP; 47° 30’ N; 1:190000]
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
Industrien der Stadt Basel | Industries de la ville de Bâle | |
---|---|---|
Zahl der Fabriken: | Nombre des fabriques | |
Seidenindustrie | 30 | Industrie de la soie |
Textilindustrie | 7 | Industrie textile |
Chemische Produkte | 7 | Produits chimiques |
Nahrungsmittel | 26 | Produits alimentaires |
Graphische Industrien | 33 | Industries graphiques |
Holzindustrie | 47 | Industrie au bois |
Metallindustrie | 54 | Métallurgie |
Thonwaarenfabrikation | 8 | Céramique |
Verschied. Industrien | 17 | Industries diverses |
Seidenindustrie, Industrie de la soie
░ 5-10% der Einwohner
▒ 10-15% des habitants
▓ 15-20% der Einwohner
█ Centrum verschiedener Industrien
█ Centres d'industries diverses
Seidenspinnereien | S | Filatures de soie |
Uhrmacherei. | ⊕ | Horlogerie |
Thonwaarenf. Ciment | ⌂ | Briques et ciment |
Maschinenbau | ⑃ | Fab. de machines |
Sägereien, Parketterie | ⟣ | Scieries parqueteries |
Chemische Produkte | ❢ | Produits chimiques |
1:190000
HAUPTSÆCHLICHSTE INDUSTRIEN DES KANTONS BASEL ¶
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solothurnischen Endstation Flühen; Spurweite 1 m. Ganze Länge 12572 m, davon auf basellandschaftlichem Boden 8783 m. Dampfbetrieb. 1899 wurden befördert: 891881 Personen, 74040 kg Gepäck, 6318350 kg Güter. Der Bahnverkehr hat seit dem Jahr 1887, ihrer Gründung, ungemein zugenommen. Die Züge morgens und abends bringen hunderte von Arbeitern und Arbeiterinnen nach der Stadt und aus ihr zurück. Der durchgehende Verkehr im Birsigthal ist nicht von Bedeutung, wohl aber der Naheverkehr zwischen der Stadt Basel mit den nächsten elsässischen und solothurnischen Dörfern, ferner mit den Ortschaften im basellandschaftlichen Teile des Birsigthales mit Ettingen, Therwil, Benken-Biel, Oberwil, Bottmingen und Binningen. - Als Durchgangsverkehrsthal ist das Birsthal wichtig mit dem Schienenstrang der J. S. B. (Jura-Simplon-Bahn); auf basellandschaftlichem Boden liegen davon 6159 m Geleise. Von altersher, von der Erbauung der J. S. B., bewegte sich der Birs entlang der Verkehr aus dem Thale der Birs und weiter aus dem westlichen Teile der Schweiz: aus Waadt, aus Neuenburg und aus dem Jura. Die alte Pariserpost nahm gewöhnlich ihren Weg von Basel über Münchenstein, Dornach etc. -
Im Kanton Baselland liegen auch noch 2304 m Geleise der N. O. B. Sie betritt den Kanton bei Basel-Augst und mündet bei Pratteln in die Geleise der S. C. B.
Wenn wir schliesslich noch das Teilstück Basel-Birsfelden der Basler Strassenbahnen (elektrisch betrieben) nennen, von dem 500 m auf basellandschaftlichem Boden liegen, so haben wir die Eisenbahnen des Kantons sämtlich aufgeführt. Wenn wir rekapitulieren, so finden wir an Normalbahnen, die zugleich durchgehenden Verkehr pflegen, die S. C. B., die N. O. B. und die J. S. B., an Schmalspurbahnen, die sackgassartig endigen und dem Naheverkehr dienen, die Birsigthalbahn (B. T. B.), Basler Strassenbahn (B. Str. B.), Waldenburgbahn (W. B.) und Sissach-Gelterkindenbahn (S. G. B.). In der B. T. B. und W. B. und S. G. B. liegt ein Aktienkapital von total 1060000 Fr. und ein Obligationenkapital von total 209000 Fr. Dazu ist geplant eine elektrische Strassenbahn von Basel über Münchenstein nach Arlesheim. Weiter hat eine Gesellschaft die Konzession erhalten für eine Schmalspurbahn Rodersdorf-Leimen-Benken-Therwil-Dornachbrugg. - Endlich besitzen einige Steinbrüche Drahtseilbahnen zur Beförderung des gewonnenen Materials.
Sämtliche Eisenbahnen, namentlich aber ihre der Stadt nahegelegenen Teilstrecken, sind für die Volkswirtschaft des Kantons sowohl als der Stadt Basel von ausserordentlicher Wichtigkeit. Die Stadt erhält durch sie eine Menge von Lebensmitteln, Gemüse, Milch; die Landschaft bezieht Rohstoffe und fertige Produkte, Schüler und Arbeiter gewinnen mit leichter Mühe und mit verhältnismässig billigen Abonnementen ihre Lehr- und Arbeitsstätten. ^[Note:] Allerdings leiden die Basel zunächst gelegenen Gemeinden Birsfelden, Binnigen, Oberwil, Allschwil in finanzieller Hinsicht sehr in der Weise, dass die erleichterte Fahrgelegenheit einerseits und die teuere Wohnung anderseits die Arbeiter auf die Dörfer hinaustreibt. Mit Kindern reich gesegnet, belasten sie dann die Gemeinden namentlich im Schulwesen ausserordentlich, während letztern trotz allen Zuzuges von Bevölkerung keine kräftigen Steuerzahler erwachsen. Es ist daher leicht einzusehen, aus welchen Gründen die Stimmung der Bevölkerung in diesen Gemeinden der Wiedervereinigung mit Basel-Stadt so günstig ist.
Neben den Eisenbahnen besteht noch ein regelmässiger Botenverkehr zwischen Basel und einer grossen Zahl von Ortschaften der Bezirke Liestal und namentlich Sissach und Waldenburg. Die Boten (d. h. Wagen mit Pferden) nehmen drei Mal in der Woche Güter in Basel entgegen u. fahren die Nacht hindurch nach ihren Bestimmungsorten. Die transportierten Güter betreffen hauptsächlich Koffer und Lebensmittel, Kleider und Seidenwaren für die Hausindustriellen der genannten Bezirke. Hier ist noch zu erwähnen der Betrieb einer Rheinfähre zwischen Schweizerhalle und der badischen Ortschaft Wyhlen, durch die Besitzer der Salzwerke Wyhlen und Schweizerhalle, sowie eine Rheinfähre zwischen der Hard und dem bad. Dorfe Grenzach.
Baselland besitzt ein ziemlich ausgedehntes Strassennetz, auf dem überall, wo noch keine Eisenbahn fährt, die eidgenössischen Postwagen ihre Routen machen. Im untern Kantonsteile sind die Strassen natürlich wie das Land eben; im obern ziehen sie sich in Windungen über die Hügel und Höhen des Plateaujura dahin. Sie werden von ca. 90 Wegmachern unterhalten. Die Gesamtlänge der Kantonsstrassen betrug Ende 1899 368000 m; der Unterhalt kostete den Staat im Jahre 1899 188759 Fr. (per km 513 Fr.). An die Kosten des Baues neuer oder an die Korrektion bestehender Strassen haben die beteiligten Gemeinden Beiträge von 1/3-½ zu leisten. Die Strassen, die nicht durchgehendem, gewissermassen kantonalem Verkehre dienen, werden von den Gemeinden unterhalten.
Oeffentliche Telegraphenbureaus bestanden 1899 20; öffentliche Telephonstationen ebenfalls 20.
Politik, Verwaltung etc.
Der Kanton Baselland bildet den 26. Nationalratswahlkreis, und zwar kommen ihm gegenwärtig 3 Mandate zu. Er gehört zum 1. eidgenössischen Assisenbezirk, zum ersten schweizerischen Zollgebiet, zum fünften eidgen. Postkreis und zur fünften Division. Der katholische Teil gehört zum Bistum Basel-Lugano.
In vier Verwaltungsbezirken zählt der Kanton 74 Gemeinden, nämlich:
Im Bezirk | Gemeinden |
---|---|
Arlesheim | 16 |
Liestal | 14 |
Sissach | 29 |
Waldenburg | 15 |
Seit seinem Bestande hat sich der Kanton fünf Verfassungen gegeben. Die erste am die zweite am dann am am und am
Nach den ersten drei Verfassungen waren dem Volke folgende Rechte gegeben:
Abstimmung über die Verfassung und über ihre Abänderungen;
Wahl der Mitglieder des Landrats;
Das Veto. Darnach erlangten die vom Landrate erlassenen Gesetze erst Gültigkeit, wenn nicht innerhalb 14 Tagen (Verfassung von 1850 nach 30 Tagen) nach deren Publikation wenigstens ⅔ der Stimmberechtigten (Verfassung von 1838: die absolute Mehrheit der Stimmberechtigten) durch an offener Gemeinde abgegebene Unterschriften und unter Angabe der Gründe in Zuschriften an den Landrat die Verwerfung, das Veto, aussprachen.
Die Verfassung von 1863 (gegeben nach der Revisionsbewegung des Demokraten Rolle von Lausen) brachte eine bedeutende Ausdehnung der Volksrechte. Sie führte das obligatorische Referendum, die Volkswahl der Bezirksbehörden (Statthalter) und Bezirksbeamten, sowie die Initiative für Abänderung von Gesetzen ein. - Referendum und Volkswahlen waren durch das sog. Quorum eingeschränkt, d. h. Abstimmungen waren nur gültig, sofern die absolute Mehrheit, und Wahlen nur, sofern wenigstens ¶