Das Christentum fand bei den Helvetiern Eingang durch römische Soldaten, Kaufleute oder ihres Glaubens wegen Verfolgte,
die das
Rhonethal aufwärts oder über die Alpenpässe nach Aventicum und andern Städten kamen. Gewisse Anzeichen lassen
vermuten, dass der neue Glaube hier schon vor dem 4. Jahrhundert Wurzel gefasst hatte, da um diese Zeit
in Genf
und Octodurum
(Martigny) bereits
Bischöfe residierten. Auf jeden Fall aber gab es in Aventicum zu Ende des 6. Jahrhunderts
einen
Bischof Marius, der als solcher die Acten des Conciles von Mâcon mit unterschrieb.
Infolge der Besiedelung des Landes durch alemannische Stämme erhielt das Avenches benachbarte Gebiet
den Namen
Uechtland (ödes Land), und noch später (zwischen 700 und 900) ersetzten die deutschsprechenden neuen Bewohner
des Landes den Namen Aventicum durch die Bezeichnung
Wiflisburg. Aus dem Pagus Aventicensis wurde ein Pagus Williacensis.
Diese Neubenennungen sollen, wie aus einer etwas unklaren Stelle bei Fredegar hervorzugehen scheint,
auf einen Alemannenhäuptling Wibilus oder Wifilus sich zurückzuführen, wie auch das französische Wort
Vully, mit dem heute
noch die Gegend von Avenches etwa bezeichnet wird, aus Vuibilus oder Vuibili entstanden sein soll. Der
Grund der Umtaufe ist
uns nicht bekannt, muss aber jedenfalls ein solcher von zwingender Notwendigkeit gewesen sein. Im Uebrigen
behielten die
Römer den alten Namen in der Form Adventica bei.
Im 10. Jahrhundert machten auch die Sarazenen der Gegend von Aventicum ihre Aufwartung. Das Andenken daran hat sich im Volke
derart lebendig erhalten, dass heute noch eine der am Fusse der jetzigen Stadt verlaufenden Strasse parallel
ziehende
Mauer die Sarazenenmauer heisst. Auch der das Wappen von Avenches zierende Maurenkopf wird eine Reminiszenz an diesen
Sarazeneneinfall sein. Vom 15. Jahrhundert an beginnt dieses Wappen auf dem
Siegel der Stadt zu erscheinen; es ziert ausserdem
noch eines der alten Kirchenfenster und findet sich auch auf zwei Steinblöcken eingehauen, von denen
der eine dem
Giebel des Rathauses eingefügt ist, während der andere im Museum aufbewahrt wird. Es zeigt im roten
Felde einen
schwarzen Mohrenkopf von vorn, die Stirne mit weisser Binde umwickelt.
Die Form Avenches erscheint im Mittelalter zum ersten
Male 1076. Burkhard von
Oltingen,
Bischof von
Lausanne und Günstling
des Kaisers Heinrich IV., liess mit Beihülfe dieses letztern die auf dem Hügel entstandene neue Niederlassung mit einer
Festungsmauer umziehen. 1250 erwarb
Graf Peter von Savoyen von der Burgerschaft von Freiburg
den Zehnten über Avenches, liess ihn
dieser aber als
Lehen bestehen.
1363 verlieh der
Bischof Aymon vonCossonay der Stadt verschiedene
Freiheiten und baute ihre Festungsmauer
wieder auf. Von da an war Avenches bis zur Zeit seiner Eroberung durch die
Berner bischöfliches Eigentum. Die dem h.
Martin
geweihte Pfarrkirche lag ausserhalb der Stadt an der Stelle des heutigen Friedhofes, war aber schon im 15. Jahrhundert nur
noch ein Trümmerhaufen. Wahrscheinlich befand sich auch an derselben Stelle die älteste
Kapelle, die
des h. Symphorion, deren Andenken noch heute in der
Sage fortlebt.
Bernische Zeit.
Im Frühjahr 1536 erschien die vom
SchlosseChillon unter Hans Franz Naegeli zurückkehrende Armee der
Berner vor Avenches,
das ihr seine Tore öffnete und dessen Bürger Bern
den Treuschwur leisteten. Von jetzt an fand auch die Reformation
offenen Eingang; erster reformierter Pfarrer war Georg Grivat von
Orbe.
Das an der N.-Ecke des heutigen Avenches gelegene
Schloss, von den
Bischöfen an Stelle eines alten zur Verteidigung dieses
schwächsten Punktes der Stadt errichteten Bollwerkes erbaut, wurde von den Bernern zum Sitze ihrer Landvögte
eingerichtet und umgebaut. Die Türmchen der Hofseite tragen die Jahreszahl 1567; dasjenige mit der Wendeltreppe ist mit
Reliefdarstellungen und zwei Büsten in natürlicher Grösse geziert. Die in reinem Renaissancestyl durchgeführte Architektur
des
Schlosses und seine den feinsten Geschmack verratenden Skulpturen gestalten es zu einem wahren Schmuckkästchen.
Es hat denn auch die waadtländische Kommission zur Erhaltung historischer Denkmale des
Schlosses sich angenommen und dessen
Restauration beschlossen.
Der
Genfer Archäologe J. Mayor unternahm eine eingehende Beschreibung desselben, die mit zahlreichen Tafeln in Phototypie 1901 erscheinen
wird. Auch die heutige Pfarrkirche von Avenches stammt aus dem Mittelalter, wurde aber 1711 frisch aufgebaut.
Aus der romanischen Zeit verblieb blos noch der n. Teil des Chors, der die Gestalt einer rechteckigen und im W. von einer
halbkreisförmigen Apsis geschlossenen
Kapelle hat. Die 1898/99 vorgenommene Restaurierung der Kirche hat zur Auffindung einer
bemerkenswerten Freske und verschiedener anderer interessanten Détails geführt.
Unter der helvetischen Republik bildete der Bezirk Avenches einen Teil des Kantons Freiburg
(1798-1803), kam dann aber mit der Mediationsakte
vom Februar 1803 an den Kanton Waadt.
Bibliographie:
Bulletins de l'Association pro Aventico. I-VII.
Lausanne,
Bridel 1887 ff. -
Secretan, Eug. Aventicum, son passé et ses ruines. (I: Coup d'œil historique; II: Guide sur le terrain).
Lausanne,
Bridel 1896. - Dunant, Emile. Guide illustré du Musée d'Avenches. (I: Collections archéologiques; II: Monuments
épigraphiques).
Genève, Georg;
Lausanne,
Bridel 1900. (Die Bulletins und die zwei eben genannten Werke sind auch im Museum
zu Avenches erhältlich). - Bursian, C. Aventicum Helvetiorum. Mit Tafeln. (Mitteilungen der antiquarischen
Gesellschaft in Zürich.
16). Zürich
1867-70. 4°. -
Morel, Ch., Notes
sur les Helvètes et Aventicum
sous la domination romaine. (Jahrbuch
für schweizerische Geschichte. VIII). - Mommsen, Th. Inscriptiones Confœderationis Helvet.
Lat. (Mitteilungen der antiquar.
Gesellschaft in Zürich.
X). Zürich
1854. 4°. (Enthält die Inschriften von Aventicum). - Mommsen, Th. Schweizeriche
Nachstudien. (Hermes. 1881). -
Hagen, H. Prodromus novae inscriptionum
Lat. Helv. sylloges, titulos Aventicenses et vicinos
continens. Bern
1878. (Neue Inschriftensammlung). - Burckhardt, Th. Helvetien unter den Römern. (Neujahrsblatt Basel.
1867). - Daguet,
A. Aventicum, ses ruines et son histoire. (Musée neuchâtelois. 1880). Populär. - Doblhoff, J. v. Auf
dem Trümmerfelde Aventicums. Wien 1883. - Major, J. Aventicensia. 1899. (Im Erscheinen begriffen; enthält die Berichte
über die Nachgrabungen am Osttor etc.).
Mit
Villeneuve verbunden durch den
Pertuis oder Col d'Aveneyre (1840 m), der sich zwischen
derPointe à l'Aiguille (1936 m; s. diesen Art.) im S. und der Pointe d'Aveneyre (2030 m) im N. öffnet.
Bach oder
Averser Rhein(Kt. Graubünden,
Bez. Hinterrhein).
Bach, 20 km lang, mit 261 km2 umfassendem Einzugsgebiet,
wovon 210 auf Schweizer-, 51 auf italienisches Gebiet entfallen. Entwässert das
Averserthal. Grenzen des Einzugsgebietes
im S. das
Bergell, im O. das Becken der
Julia, im W. das
Val S. Giacomo und im N. und NW. das Hinterrheinthal. Er entspringt
in 3040 m amPizzoPiott, führt bis
Bregalga den Namen
Jufer Rhein, nimmt hier von links den
Wildbach des
Val Bregalga auf, und fliesst unterhalb
Cresta in hoher und enger Felsschlucht. Bei
Crot, wo das
ValMadris von links ins Hauptthal
mündet, verbreitert sich
¶
mehr
dieses plötzlich zu einer kleinen Wiesenebene, um sich 4 km weiter bei der italienischen Grenze, an der Vereinigung mit
dem italienischen Val di Lei und seinem Bache Reno di Lei oder Leibach, neuerdings einzuengen.
Bei Canicül öffnet sich das Val Emet,
dann verengert sich das Hauptthal wieder zusehends bis zur Vereinigung des Averser Rheines mit dem Hinterrhein, 2 km
s. Andeer.
(Kt. Graubünden,
Bez. Hinterrhein,
Kreis Avers). Kleines Alpenthal, das von der das Bergell im N. abschliessenden
Kette in nw. Richtung absteigt und etwas oberhalb Andeer an der Splügenstrasse sich mit dem Hinterrheinthal vereinigt. Wird
von dem von verschiedenen Wildbächen gespeisten Averser Rhein entwässert. Eine 1889-95 erbaute Fahrstrasse, die bei der Ruine
Bärenburg (2 km oberhalb Andeer) von der Splügenstrasse abzweigt, reicht 19 km weit thalaufwärts bis
zum Hauptort Cresta (21 km von Andeer). Ihre sehr schwierige Erstellung hat den Kanton Graubünden
mehr als 400000 Franken gekostet. Sie soll
bis Juf (2133 m), dem hintersten Weiler des Thales, fortgesetzt werden. 228 ref. Ew.
Obwohl eine physische und geographische Einheit bildend, ist das Thal seit jeher und heute noch in politischer,
historischer und sprachlicher Hinsicht in zwei Teile geschieden: das eigentliche Avers und das tiefer gelegene ValFerrera.
Die Grenze zwischen beiden bildet die Stelle, wo in tiefer Schlucht von rechts der Wildbach des Val Starlera und von links derjenige
des Val di Lei sich mit dem Averser Rhein vereinigen. Hier zugleich auch die Landesgrenze (Brücke), da das
Val di Lei trotz, seiner Lage am N.-Abfall der Alpen und seiner Zugehörigkeit zum Rheingebiet Italien angehört.
Das eigentliche Avers setzt sich aus zwei Stücken zusammen, die durch eine enge und tiefe Schlucht von einander getrennt sind.
Unterhalb derselben die kleine alluviale Wiesenebene des Unterthales mit Campsut und Crot (an der Einmündung
des Madriserthales); oberhalb das Oberthal mit dem politischen Hauptort Cresta, der an einer Grashalde gelegen ist und im N.
von den prachtvollen Kalkwänden des Weissbergs (3044 m) und im NO. vom Piz Platta (3386 m), dem höchsten Gipfel
der Gegend, überragt wird.
Vom Oberthal führen die leichten Passübergänge der Forcellina (2673 m; Saumpfad) zum Septimer und der des Stallerbergs (2584
m; Fussweg) nach Bivio-Stalla an der Julierstrasse. Mit dem an der nämlichen Strasse tiefer unten gelegenen Molins ist das
Avers nur durch gefährliche Hochgebirgsübergänge verbunden. Leichte Pässe wieder vom Madriserthal und
Val Bregalga (Passo della Duana 2708 m; Passo di Marcio 2741 m) entweder direkt nach Chiavenna oder nach andern Orten des Bergell.
Brotfrucht gedeiht im Avers keine, Kartoffeln nur an besonders geschützten Stellen, und Hanf und Flachs wird nicht mehr gebaut.
Auch der Wald ist, besonders im Oberthal, nur zu kleinen Beständen geschlossen; wie in andern Hochthälern
benutzen die Bewohner auch hier als Brennmaterial beinahe ausschliesslich den an der Luft getrockneten Dünger ihrer Viehherden.
Pferdezucht wird
heute nicht mehr getrieben. Von Gebäulichkeiten sind sehenswert die auf einer Anhöhe oberhalb Cresta in 1949 m
gelegene Pfarrkirche zu St. Theodul, nach der des Grossen St. Bernhard die höchstgelegene der Schweiz,
und das alte von einem Angehörigen der Familie Strub erbaute, stattliche Podestatshaus mit der Inschrift Hostibus invitis,vivat Strubea, pro pago agere et pati fortia Strubeum est, 1664.^[Ergänzung: Auch wenn es den Gegnern nicht gefällt, die
(Familie) Strub soll leben - für die Gemeinde sich einzusetzen und Starkes zu erdulden ist ein Zeichen
der Strubs.]
Das Avers ist besonders in botanischer Hinsicht eines der bemerkenswertesten Thäler der Alpen, sowohl in Betreff des Reichtums
der Flora als des Auftretens vieler seltener Pflanzen. Von den interessantesten nennen wir Carex microglochin,Carex bicolor, Triglochin palustris, Woodsia hyperborea, Sesleria disticha, die äusserst seltene Pleurogyne carinthiaca,
die zierliche Linnaea borealis, Pirola uniflora etc.
Des Thales von Avers geschieht zum ersten Male Erwähnung in einer Urkunde vom Jahre 1772; als Eigentum des Bischofes von Chur
gehörte es dem Gotteshausbunde an (während das ValFerrera sich an den Obern oder GrauenBund angliederte)
und war Lehen der bischöflichen Ministerialen von Marmels. Schon 1396 führte das Thal sein eigenes Siegel und hatte es seinen
eigenen Landammann. 1407 verbündete es sich mit seinen Nachbarn im Rheinwald und 1425 mit dem ObernBund; aber erst mit der
Abschüttelung der bischöflichen Gewalt durch die Ilanzer Artikel erlangte es seine völlige Unabhängigkeit.
Seltsamerweise bildete das Avers zusammen mit dem benachbarten Stalla und dem im Unterengadin weit abseits gelegenen Remüsein Hochgericht des Gotteshausbundes; alle drei Gemeinden vereinigt hatten an der Tagsatzung ihres Bundes eine Stimme, von
der 1/7 auf Avers, 2/7 auf Stalla und 4/7 auf Remüs entfielen. Heute bildet das Avers einen eigenen Kreis,
während das ValFerrera zum Rheinwaldkreise gehört. Eine andere Eigentümlichkeit dieser beiden Teile eines und desselben
geographischen Thalgebiets ist ihre sprachliche Trennung: der Avner spricht deutsch, der Bewohner von Ferrera romanisch.
Der deutsche Dialekt der Avers nähert sich dem vom Rheinwald, wie es denn auch von deutschen Walsern des
Rheinwaldes kolonisiert worden ist. Die romanischen Ortsnamen des Thales (z. B. Cresta, Campsut, Juf) beweisen aber, dass vor der
deutschen Besiedelung hier Romanen ansässig gewesen sein müssen. Die Zeit der Einwanderung von deutschen Kolonisten ins
Avers kann nicht mehr genau bestimmt werden; sicher ist blos, dass das Rheinwald schon im 13. Jahrhundert
deutsch war. Näheres über das so merkwürdige Thal in den Beschreibungen von Campell von 1527, von Sprecher 1617 und Sererhard
1742; historische Uebersicht in dem Buche von P. C. von Planta: Die currätischen Herrschaften in der Feudalzeit.
Bern
1881; Rechtsverhältnisse in L. R. v. Salis' Rechtsquellen des Kantons Graubünden.
Basel
1887. Verschiedene ausgezeichnete Artikel im Jahrbuche des
S. A. C. (Band 15, 19, 20 [Flora] 30 und 34).
Pass (auch Passo Fnè geheissen) und Gipfel von 2877 m im
Grenzkamm zwischen der Schweiz und Italien, etwas s. vom Monte Leone. Am italienischen Abhang der Lago d'Avino.
¶
(Mont) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
Gipfel von 3341 m auf dem Grenzkamm zwischen der Schweiz und Italien, im obern Val de Bagnes, sö.
über dem Durandgletscher und etwas nw. vom Col de Fenêtre, der das Val de Bagnes mit dem Valpelline verbindet. Von allen
Seiten leicht zugänglicher und namentlich von der Hütte von Chanrion des S. A. C. aus oft besuchter, prachtvoller Aussichtspunkt.
surMatran (Kt. Freiburg,
Bez. Saane).
683 m. Gem. und Dorf, 6 km w. Freiburg,
1½ km nö. der Station Rosé der Linie Freiburg-Lausanne
und 2 km w. des linken Ufers der Glâne und des Dorfes Matran. Postablage. Gemeinde, die WeilerLes Ayges, Le Covy und Rosé inbegriffen: 60 Häuser, 362 kathol.
Ew.; Dorf: 15 Häuser, 97 Ew. Ackerbau und Viehzucht; eine Sennerei liefert 180000 kg Milch jährlich.
Brennerei in Rosé; Torfgrube. Römische Altertümer.
420 m. Gem. u. Dorf, 2 km ö. der Rhone und 500 m von der französischen Grenze in der SW.-Ecke
des Kantons Genf.
Gemeinde, die DörferAthenaz und Sezegnins inbegriffen: 114 Häuser, 474 Ew., wovon 64 Reformierte;
Dorf: 35 Häuser, 133 Ew. Haltestelle der Schmalspurbahn Genf-Chancy.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken).
Gipfel von 2327 m, nö. vom vorhergehenden und mit diesem auf dem nämlichen
Felskamm. Beide s. über der Axalp u. den Hütten von Krautmättli u. w. über den Hütten von Oberfeld.
in geologischer Hinsicht
von grossem Interesse, da sich an ihr die Schichtbiegungen wie auf einer Farbentafel eines geologischen
Werkes verfolgen lassen.
Im Herbst 1799 zog
der von Suwaroff verfolgte General Lecourbe des Nachts bei Fackelschein auf dem gefährlichen Fussweg Flüelen-Brunnen am
Fusse der Wand vorbei.
(Kt. Uri
und Schwyz).
Malerische Strasse von Flüelen nach Brunnen, längs dem rechten Ufer des Urnersees
(Vierwaldstättersee). 12 km lang, stärkste Steigung 4%; horizontale Strecke 5,3 km, Steigung von Flüelen aus 3,2 km (1,7-4%),
Neigung gegen Brunnen 3,5 km (2,3-2,9%). 5 m breit. Unterhandlungen wegen des Baues einer Strasse von Zürich
nach Uri,
die
¶
mehr
1837 zwischen den Kantonen Tessin,
Uri,
Schwyz,
Zug
und Zürich
stattgefunden hatten, scheiterten. 1857 nahm Schwyz
die Angelegenheit von Neuem auf, und diesmal waren seine
Bemühungen von Erfolg: der Bau der Axenstrasse begann 1863; 1864 schon konnten die beteiligten Kantone, 1865 der Bund die
Strasse amtlich abnehmen. Auf Uri
entfielen 6812 m, auf Schwyz
5057 m; dort leitete den Bau eine kantonale Baukommission,
hier der Ingenieur Crivelli aus Bellinzona. An die Kosten von 1 Million Fr. trug der Bund 66% bei.
Von Flüelen führt die Strasse in sanfter Steigung über den wilden Grünbach und in grossen, bequemen Windungen auf eine
Terrasse des riesigen, stolz aus dem See sich erhebenden Axenberges. Seitliche Oeffnungen in der durch den Fels getriebenen
Axengallerie (160 m lang) gestatten prachtvolle Ausblicke. Nach einigen an wilden Felswänden vorbeiführenden Windungen
sind die Tellengüter (Hotel 1 km von der Tellskapelle) erreicht; drei Gallerien (104,50 und 24 m lang) führen
zum Felsenthor, wo sich die Aussicht auf das freundliche, am Ausgange des Riemenstaldenthales gelegene Dörfchen Sissikon
mit seinem Dorfbach öffnet.
Die Strasse steigt zum Seeufer ab, begleitet es auf 2 km Länge, führt neuerdings aufwärts und durchbricht bis Brunnen die
Felswand in drei weiteren Gallerien, deren längste (Schieferegg) 130 m misst. Bei Am Ort, wo sie, wie
bei Sissikon, die Gotthardbahn kreuzt, umfassende Aussicht auf Brunnen, den Rigi, Pilatus etc. Die ganze Felswand längs der
Strasse zeigt einen stark komplizierten Schichtenbau in einer Serie von verwickelten (von Prof. Heim sehr schön erklärten)
Falten, die sich am andern Ufer des Sees fortsetzen.
Die Axenstrasse übt auf die Touristen ihrer grossartigen Ausblicke und Umgebungen wegen einen grossen Reiz aus, so dass
sie während der Saison sehr stark begangen ist.
Ayers,Ayerne od. Allier,Allières heissen nach dem Vorkommen der Eberesche (Mehlbeerbaum, Vogelbeerbaum, Spierling)
eine Reihe von Oertlichkeiten der romanischen Schweiz.
1339 m. Kleiner Weiler, in schöner Lage, 1 km s. des grossen Dorfes Hérémence. 6 Häuser, 35 Ew.
Einst von gewisser Bedeutung, hebt sich der Ort seit dem grossen Brande von 1858 nur langsam wieder.
Bemerkenswert
ein aus dem 15. Jahrhundert stammendes altes Haus aus Lärchenholz.
1484 m. Gem. u. Dorf im Eifischthal, am rechten Ufer der Navigence. 15 km s. der Station Siders
der Simplonlinie, amphitheatralisch am Fusse prachtvoller Waldungen und mitten in fetten Wiesen gelegen.
1441-1640 m. Alpweiden auf dem Plateau,
auf welchem der sein gleichnamiges Thal durchfliessende Wildbach der Eau Froide und der von links dem Hongrin (Nebenfluss der
Saane) zuströmende Petit Hongrin entspringen.
1586 m. Sennhütten am linken Ufer des Wildbaches von Iseneau,
in von den sw. Vorbergen der Palette d'Iseneau und der Gruppe der Cape de Moine umgebenem Thalkessel;
1¼ Stunden nö. Vers l'Eglise.
In 1558 m, am rechten Ufer des Baches, die Hütten von Ayerne d'En Bas. Ganze Felder von sehr frühzeitig
aufblühenden Alpenrosen.
Das Thal ist im Winter den Lawinen ausgesetzt, trotzdem wird eine der Sennhütten das ganze Jahr
durch bewohnt.
(Kt. Zug).
443 m. Gem. u. Dorf, 3 km n. Zug,
in fruchtbarer und obstbaumübersäter Ebene (Baarerboden); am W.-Fuss der Baarburg
und n. von den mit schönen Wiesen und Rebbergen bestandenen sanften Hängen des Frühbergs begrenzt.
Station der Linie Zürich-Thalwil-Zug (-Gotthard). Postbureau, Telegraph, Telephon, Postwagen nach Neuheim
und Menzingen. Gemeinde, die DörferBlickensdorf, Deinikon, Grüt und Inwil inbegriffen: 453 Häuser und 4075 kathol. Ew.; Dorf: 381 Häuser, 3110 Ew.
Ackerbau, Viehzucht. Eine Papierfabrik, eine Fabrik von Webspuhlen, eine Brauerei, grosse Mühle. Bedeutende Baumwollspinnerei
und -weberei mit 60000 Spindeln und 600 Arbeitern; Ziegelei, Sägen und mechanische Werkstätten.
Alte Pfarrkirche zu St. Martin mit Turm aus dem 9. Jahrhundert und sechs Altären; vor kurzem renoviert. Daneben das Beinhaus
mit schönen Wandmalereien. Am O.-Ende des Dorfes neue reformierte Kirche. Bemerkenswert das Pfarrhaus, Rathaus, Spital, Waisenhaus.
Sekundarschule, Progymnasium, Krankenunterstützungskassen,
Hülfsverein für Arbeiterfrauen etc. Ö. des Dorfes die Kapellen
zum Schutzengel und von Heiligkreuz, 1666 bezw. 1750 erbaut.
4 km nö., am Ausgange des wilden Lorzetobels, die Hölle mit grossem, seit drei Jahrhunderten ausgebeutetem Tuffsteinbruch
und zwei stark besuchten Tropfsteingrotten. Baar ist die Heimat der berühmten Familie Andermatt, der der Landammann Jakob
Andermatt (1602-08) und der General Josef Andermatt (1740-1817) angehörten; ebenso der Landammänner Nationalrat
Müller (1821-89) und Ständerat Dossenbach (1824-83), sowie des Schriftstellers Michael Dossenbach († 1883).
720 m. 4 Häuser, 1 km sw. Baar, am Fussweg Baar-Brignon, über der Schlucht der
Prinze, in welcher Anthrazit und eine Pyritader ausgebeutet worden sind. 35 kathol. Ew. Ackerbau.
687 m. Burgförmiger Hügel mit steilem Abhang, aus dem Bergland um Menzingen heraustretend, 5 km
nö. Zug.
Bewaldet;
auf der Molasse ruht eine Kappe von Deckenschotter.
Vom plateauartigen Gipfel prachtvolle Aussicht auf das 2 km
w. gelegene Dorf Baar und sein fruchtbares Umgelände.
^[Note:] Soll einst von einer das ganze Land beherrschenden
Burg gekrönt gewesen sein. Am S.-Abhang das jetzt ausgefüllte «Herdmandliloch»,
Sitz mehrerer Sagen, dessen Eingang noch heute zahlreiche interessante Zeichnungen im Fels zieren, die hier sichern Schutz
findenden Zigeunern zugeschrieben werden.
Weiter s. das alte Nonnenkloster Bruderhaus. Am NO.-Abhang der
Baarburg das einst stark besuchte BadWalterswil.
Auf Hügelrüti sind einige römische Münzen gefunden worden.
1934 m. Gruppe von 8 Sennhütten, 6 km nö. Leuk, am W.-Abhang des
Faldum-Rothhorns (2839 m), 4 km n. Erschmatt, mit diesem durch einen Fussweg verbunden.
(Kt. Zürich,
Bez. Bülach).
428 m. Gem. und Dorf, 15 km n. Zürich,
an der Strasse Bülach-Kloten, 2 km s. der Station Bülach der Linie
Zürich-Eglisau. Postablage, Telephon. 78 Häuser, 629 reform. Ew. Viehzucht, Korn- und Weinbau. Im Höhragen,
einem kleinen Walde w. des Dorfes, sind drei Grabhügel der Hallstatt-Periode aufgefunden worden. Im 12. Jahrhundert blos
einige Bauernhöfe, Bahchenbolacho geheissen. Gehörte zur Landvogtei Bülach, die ausser Bachenbülach noch Bülach, Niederflachs
und Nussbaumen umfasste. Gehört erst seit 1409 zu Zürich;
seit 1849 eigene politische Gemeinde.
Gemeinde, den Weiler Thal inbegriffen: 99 Häuser, 588 reform. Ew.;
Dorf: 67 Häuser, 373 Ew.
Das Dorf setzt sich zusammen aus Altbachs und Neubachs, das erste n., das andere s. des Fisibaches gelegen.
Ackerbau, Viehzucht, etwas Weinbau.
Funde aus der Eisenzeit bei der Thalmühle.
Das den Freiherrn von Regensberg gehörende
Bachs ging 1409 mit dem Städtchen Regensberg an Zürich
über. 1799 litt das Dorf unter dem Durchzug russischer und französischer
Truppen.
(Kt. Zürich,
Bez. u. Gem. Hinwil).
1119 m. Gipfel im Zürcher Oberland; ob Hinwil, Wald und Dürnten; 3 km ö. und 1½ Stunden von
der Station Hinwil der Linie Zürich-Hinwil. Bekannter Aussichtspunkt mit prachtvoller, freier Rundsicht
auf die Alpen, das Zürcher Oberland und die Seen. Telephon. Im Sommer geöffnetes Gasthaus; 28 m hoher Aussichtsturm. Von Franz
Schmidt 1876 für den S. A. C. gezeichnetes Panorama; neues von Honegger und Imfeld 1892/93 aufgenommen.
(Kt. Thurgau,
Bez. und Gem. Weinfelden).
480 m. Weiler, 2 km sö. Märstetten, am S.-Abhang des Ottenbergs und 1,5 km nö. der Station
Weinfelden der Linie Sulgen-Frauenfeld. Telephon. 12 Häuser, 66 reform. Ew. In gutem Rufe stehender Wein.
Maschinenstickerei. Schönes Schloss, das im 18. Jahrhundert aus dem Besitz der Familie Ebinger von Streusslingen in den der
Familie Kesselring überging, der es heute noch gehört.
od. Bacung(Pizzo,Ghiacciajo u. Forcola) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
Der Pizzo Bacone, 3243 m, eine schöne Fels-
und Eisspitze, erhebt sich auf dem von der Cima di Castello nach N. ziehenden langen Kamm, der die grossen Gletscher von Forno
und Albigna von einander scheidet. 1883 zum erstenmal von Th. Curtins u. Bernus bestiegen. Kann ohne grosse
Schwierigkeiten von der HütteForno des S. A. C. aus in 3 St. erreicht werden. Seiner Lage und Höhe zufolge gestattet er die
schönste Uebersicht über das Bernina-Massiv und seine grossen Gletscher. Am W.-Abhang des Pizzo der kleine, stark geneigte
Gletscher von Bacone, dessen Abfluss das gleichnamige Thal entwässert und in die Albigna mündet. Zwischen
dem Pizzo Bacone und Pizzo Casnile, s. von ersterem, die Forcola del Bacone (3033 m), ein schwieriger und wenig begangener
Passübergang.
¶