1852 und brachte nachher eine Anzahl sehr schätzenswerter Bilder von guter Charakteristik, glänzendem Kolorit, aber oft
etwas allzu zierlicher Ausführung, z. B.: Tod der Vittoria Colonna (1853, Museum in Rouen),
Duell des
Herzogs von Guise und Colignys, die Ruhe der heil. Jungfrau,
Ludwig XIV. bei der Frau von Montespan (1861), das
Frühstück Molières bei
Ludwig XIV., der Arzt wider
Willen (1864),
Ludwig XIV. und die Gesandten des
Königs von Siam, Frankreichs
Freude über die Geburt
Ludwigs XIV., der Doge von Genua bei der Herzogin von Bourbon (1879, Aquarell), die Kapitularien Karls
d. Gr. (Gerichtshaus zu Bayeux) und zahlreiche Porträte.
(spr. lömátt),JacquesFrançoisFernand, franz. Historienmaler, geb. zu
St. Quentin (Aisne), wurde 1866 Schüler der École des beaux-arts und des Malers
Cabanel, erhielt 1870 mit dem von andern
keineswegs sehr gerühmten Tode der Messalina den großen römischen Preis und brachte zunächst noch 1872 eine für das
Museum in Nantes erworbene Dryade. Unter seinen aus Rom eingesandten Bildern, die als etwas kalt und
akademisch aufgefaßt, aber schön komponiert und korrekt gezeichnet genannt werden, sind zu erwähnen: ein Porträt seiner
Mutter, der Raub der Dejanira (1874, Museum in Nizza), die aus Rom bei der Annäherung der Gallier fliehenden Vestalinnen,
Orestes von den Furien verfolgt (1876, Museum in St. Quentin). Von seinen spätern Bildern sind die bedeutendern:
die Witwe (1877), eine vom Faun überraschte
Nymphe (1878), ein dekoratives Bild: die Familie, für die Mairie des 13. Arrondissements,
Gebet an den heil. Januarius bei dem (von L. erlebten) Ausbruch des Vesuvs 1872 und
mehrere Porträte. Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Medaillen.
(spr. lömüh),Aiméde, franz. Zeichner, Lithograph
und Stecher, geboren zu Thionville, ein eigentümliches Talent von ungemeiner zeichnerischer Begabung, in seinen Kompositionen
reich an geistvollen Phantasiegestalten.
Eine der bekanntesten derselben ist der Beethoven, den er, wie viele andre
seiner
Bilder, selbst gestochen hat, ein Blatt von energischem Leben der Zeichnung und tiefem Verständnis der
Form, das aber eigentlich unfaßbare Empfindungen zu versinnlichen sucht. 1865 wurde er
Ritter der Ehrenlegion.
Franz, einer der bedeutendsten Porträtmaler unsrer Zeit, der diesem Kunstfach den Anstoß zu einem neuen
Aufschwung verlieh. Geboren zu Schrobenhausen (Oberbayern), kam er, um das Gewerbe seines
Vaters, eines Maurermeisters, zu erlernen, auf die Gewerbschule in Landshut, wo ihn weniger der Unterricht im Bauzeichnen
als die prächtigen gotischen Kirchen der Stadt fesselten. Schon dort zeichnete und malte er Porträte von frappanter Ähnlichkeit.
Als er die polytechnische Schule in Augsburg besuchte, lernte er auch Münchens Kunstschätze kennen
und trat dort in das Atelier des Bildschnitzers Sickinger. Nach dem Tod seines Vaters trat er zwar 1856 in die Akademie,
um Maler zu werden; aber da ihn der Unterricht nicht befriedigte, so vertauschte er ihn mit dem
Gräfles und bald
nachher mit dem
Pilotys. Zunächst ergriff er das
Genre und debütierte mit einer Bauernfamilie beim Gewitter, die durch ihren
eigentümlichen Farbensinn fesselte. 1858 ging er mit
Piloty auf einige Monate nach Rom und komponierte dort ein Bild vom
Forum Romanum und dessen Umgebung, das durch seinen packenden Naturalismus und seinen wunderbaren Farbenton
in München das größte Aufsehen machte.
Bald nachher stellte er sein erstes Porträt aus (Bildnis eines Arztes), das den Dargestellten in einer damals unerhörten
Weise, in schmuckloser Nüchternheit, aber mit dem stärksten Lebensgefühl und einer wunderbaren plastischen Energie und
stofflichen Wahrheit, wiedergab. Einträgliche Folgen hatte aber weder dies Bild noch die zunächst folgenden,
in denen er den alten Meistern, namentlich Rembrandt, nachzukommen strebte. Mit Freuden nahm er daher 1860 einen Ruf an die
Kunstschule zu Weimar an, die er aber schon nach kurzer Zeit wieder verließ, zumal da er durch den
Baron v. Schack
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seinen Wunsch, Rom wiederzusehen, erfüllen konnte. Nachdem er dort emsig die alten Meister studiert und kopiert hatte, stellte
er in München ein meisterhaftes Porträt des Malers L. v. Hagn aus und begab sich 1867 von Florenz nach Spanien, von wo aus
er dem Baron v. Schack einige der schönsten Perlen der Madrider Gallerie in
Kopien sandte. Nach München zurückgekehrt, erregte er gleich durch seine ersten Bildnisse solches Aufsehen, daß ihm die
Aufträge von allen Seiten kamen, auch von Wien, wo sie ihn 1872-74 fesselten.
Dort glänzten 1873 auch seine beiden Bildnisse der Kaiser Wilhelm und Franz Joseph, die freilich unter
seinen Leistungen nicht zu den vollkommensten gehören, weil er zu sehr Seelenmaler ist, als daß er das für fürstliche
Persönlichkeiten notwendige Herrscherelement hervortreten ließe. Meisterstücke von Charakteristik sind dagegen z. B.
die Porträte von Paul Heyse und seiner Gattin, Baron v. Schack, Franz Lachner, Moltke (Nationalgallerie in Berlin), Döllinger,
Richard Wagner, Helmholtz, Liszt, Fürst Bismarck (Kniestück in Civil), König Ludwig II. von Bayern.
Sein neuestes Porträt aus dem Jahr 1880 ist das der Gräfin Maria von Schleinitz. Seit 1874 lebt er in München.
(spr. lönöwöh), Jules Eugène, franz. Historienmaler,
geb. zu Angers (Loire), Schüler Picots, trug 1847 den großen
römischen Preis davon für sein Bild: der Tod des Vitellius. Seine historischen, sowohl Staffelei- wie monumentalen Bilder
haben eine geschickte Anordnung und einen gewissen Reiz in der Ausführung, sind aber oft etwas kleinlich und der Würde
des Gegenstands nicht angemessen. Dahin gehören die Ölbilder: der heil. Saturnin (1847),
die Märtyrer in den Katakomben (Museum des Luxembourg), Pius IX. in der Sixtinischen Kapelle, Moses tränkt die Schafe der
Midianiterinnen, die heil. Jungfrau auf Golgatha (1861), das Fronleichnamsfest in Venedig, der
Raub des Hylas u. a. sowie die Wandmalereien im Marienhospital zu Angers, in der Kapelle der
heil. Jungfrau und im rechten Kreuzarm der Kirche Ste.
Clotilde, in
der St. Deniskapelle der Kirche St. Louis en l'Ile, in der Kirche St. Sulpice und (auf Kupfer gemalt) der Plafond
der flachen Kuppel der Neuen Oper in Paris, darstellend die verschieden beleuchteten Stunden des Tags. Auf den Ausstellungen
erhielt er mehrere Medaillen, wurde 1862 Ritter, 1876 Offizier der Ehrenlegion, 1869 Mitglied der Pariser
Akademie und war 1873-78 Direktor der französischen Akademie in Rom.
(spr. lönoa'hr), Alexandre Albert, franz. Architekt,
geb. zu Paris, Schüler von Debret, verweilte 1830-32 in Italien, bereiste mehrere
Gegenden Europas und 1836 den Orient. Sein 1833 ausgestelltes Projekt eines historischen Museums, bestehend
aus der Vereinigung des Palais des Thermes und des Hôtel de Cluny, fand solchen Beifall, daß er als Architekt des Musée
de Cluny es zur Ausführung brachte und zugleich Mitglied des Komitees für die historischen Denkmäler wurde.
Sein Hauptverdienst um die französische Kunst besteht in seinen trefflichen archäologischen und architektonischen
Publikationen;
es sind namentlich: das genannte «Projet d'un musée historique», mit Atlas von Rollin (1835);
«Des monuments antérieurs à l'établissement du christianisme dans lesGaules»;
«Architecture militaire au moyen-âge»;
«Monuments religieux du moyen-âge» (1840-47);
«Architecture monastique» (1852-56, 2 Bde.);
«Tombeau de Napoléon I» (1855);
«Statistique monumentale de Paris» (1861-75) und viele Beiträge zu
den Schriften von Chapuy und Gailhabaud sowie zu Fachzeitschriften. 1845 wurde er Ritter, 1872 Offizier der Ehrenlegion und 1869 Mitglied
der Kunstakademie in Paris.
Christoph, Erzgießer, geb. 1829 zu Nürnberg, war Schüler von Burgschmiet, nach dessen Tod
er die Gießerei desselben 1858 übernahm (Lenz u. Heroldt). Später war
er Lehrer an der dortigen Kunstgewerbschule. Aus seiner Anstalt gingen bereits zahlreiche Bronzedenkmäler hervor, z. B.:
die Radetzky-Statue in Prag, der Großherzog Leopold, Prinz Albert in Koburg, Kepler in Weil der Stadt, Karl XII.
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in Stockholm, Schiller in Mainz, HansSachs in Nürnberg, das Siegesdenkmal in Konstanz, mehrere dekorative und kunstgewerbliche
Arbeiten und neuerdings die Figuren des Kriegs und des Friedens am Nationaldenkmal. Er wurde 1868 Professor.
August Eduard, Landschaftsmaler, geb. zu Freiberg in Sachsen, erhielt seinen ersten Unterricht
auf der Akademie in Dresden und insbesondere von LudwigRichter, lebte nachher einige Jahre in Düsseldorf
und kehrte dann nach Loschwitz bei Dresden zurück.
Seine auf die deutschen Wälder und Gebirge sich beschränkenden Landschaften
sind romantische Stimmungsbilder, hübsch komponiert und von kräftigem Kolorit, z. B.: Frühlingsbild,
am Saum des Waldes, deutsche Waldlandschaft, einsame sumpfige Gegend im Herbst, Mondaufgang im Wald u. a.
(oder Lépaulle, spr. lĕpól),GuillaumeFrançois Gabriel, franz. Historien-, Genre- und Porträtmaler, geb. zu
Versailles, Schüler von Regnault, Vernet und Bertin, debütierte 1824 und stellte bis zu Ende der 60er Jahre, trotz
seiner zahlreichen Reisen in Spanien, Italien, Afrika und der Türkei, fortwährend Bilder in den genannten Fächern aus,
von denen nur wenige sich über das gewöhnliche Niveau erheben; ebenso wenig bedeutend sind seine Wandmalereien aus dem
Leben des heil. Vincenz von Paula in einer Kapelle der Kirche St. Merry in Paris.
Seine Hauptstärke bestand eine Zeitlang im Porträt.
Père (spr. löpär), Alfred Adolphe Edouard, Bildhauer und Maler, geb. 1827 zu
Paris, Schüler von Ramey, Toussaint und A. Dumont, erhielt 1852 den großen römischen Preis.
Von seinen Bildhauerwerken sind
zu nennen: die Statue der Gattin des Königs Kandaules, eine Bacchantin, zwei dekorative Engelfiguren
an der Kirche St. Augustin, Karyatiden an der Neuen Oper und eine Statue des Diogenes.
Als Maler Schüler von Gleyre, schuf
er eine Bathseba. 1870 erhielt er das Kreuz der Ehrenlegion.
(spr. lökähn), Eugène Louis, franz. Bildhauer,
geb. zu Paris, widmete
sich anfangs dem Studium der Jurisprudenz, gab es aber, als er bereits Advokat war, auf und trat 1841 in
die École des beaux-arts als Schüler Pradiers. Nachdem er zuerst 1842 ausgestellt hatte, trug er 1844 mit der Gruppe: Tod
des Priamos den römischen Preis davon und begab sich nach Italien. Zu den besten seiner überaus zahlreichen
Bildwerke sehr verschiedenen Inhalts gehören die ihm noch von Pradier (gest. 1852) übertragenen
Victorien auf dem Grab Napoleons I. im Invalidendom, ein tanzender Satyr, Statue Philipps v. Comines, der monumentale
Brunnen in Nevers, ein geflügelter Greif im Museum zu Amiens, Statue des Marschalls Saint-Arnaud für Versailles, ein
Gallier am Schandpfahl (1876, Gips) und: Wovon junge Mädchen träumen (Gipsstatue); außerdem zahlreiche Büsten. Er erhielt
mehrere Medaillen und 1855 das Ritterkreuz der Ehrenlegion.
Vincent Stoltenberg-Lerche, Genre- und Interieurmaler, geb. zu Tönsberg in Norwegen, studierte anfangs
auf der Universität in Christiania, ging 1856 nach Düsseldorf, wo er 1857 und 1856 Schüler der Akademie
war. Seine selbständigen Arbeiten waren anfangs mehr der Architekturmalerei (insbesondere dem Innern der Klöster), später
mehr dem Genre oder auch der Verbindung beider gewidmet. Nachdem er infolge eines Staatsstipendiums sich längere Zeit in
Venedig aufgehalten hatte, machte er Studienreisen in Deutschland, Holland, Skandinavien und Frankreich.
Seine Bilder, in denen oft ein gesunder Humor herrscht, sind von kräftigem, ansprechendem Kolorit; als die bedeutendsten
nennen wir: das Innere der Lambertuskirche in Düsseldorf (1862), Stadtmuseum in Bergen, unfehlbare Bowle (1871), Klosterbibliothek
(1872), der Zehntentag im Kloster (1873), Besuch eines Kardinals im
Kloster, ein Wirtshaus in Köln zur Zeit der französischen Okkupation (1880).
Als Schriftsteller machte er sich bekannt durch zwei Bände «Reiseskizzen»
(1872 und 1874),
«Kleine Bilder für große Kinder», zwei Hefte Kinderreime und Volksweisen in
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Arabesken (1876 u. 1879), als Illustrator durch zahlreiche Beiträge für deutsche, schwedische
und norwegische Zeitschriften.
(spr. lörúh), 1) Charles Marie Guillaume, franz. Landschaftsmaler, geb. zu Nantes,
studierte in Paris Jurisprudenz, besuchte aber zugleich das Atelier Corots (gest. 1875), bildete
sich zum Landschaftsmaler aus und debütierte 1834. 1842 zog er sich in seine Vaterstadt und später
nach Corsept (Deux-Sèvres) zurück, wo er sich an die beim Staatsstreich vom triumphierende Partei anschloß und
mehrere öffentliche Ämter bekleidete. Erst nach der Revolution vom zog er sich vom öffentlichen Leben zurück
und widmete sich wieder der Malerei. Seine großenteils aus dem Innern Frankreichs entlehnten Heide-
und Dünenflächen, Wiesen und Sümpfe sind mit großer, oft auch derber Naturwahrheit behandelt und brachten ihm mehrere
Medaillen sowie 1859 das Ritter- und 1868 das Offizierkreuz der Ehrenlegion ein. - Sein Sohn Célestin L., in Nantes wohnhaft,
hat sich auf mehreren Ausstellungen ebenfalls durch Landschaften bekannt gemacht.
2) Eugène, franz. Genremaler, geboren zu Paris, war Schüler von Picot (gest.
1868) und widmete sich gleich anfangs der Schilderung des Volkslebens in der Bretagne, das er mit tiefer Empfindung, je nach
dem Gegenstand mit einer gewissen Großartigkeit, oder von der anmutigen, gemütlichen Seite auffaßt
und mit fein gestimmtem Kolorit zur Darstellung bringt; z. B.: der Neugeborne (1864, Scene
aus der Niederbretagne, Museum des Luxembourg), ein alter Liebhaber (1874), Ambulanz während
der Belagerung von Paris (1875) und der Empfehlungsbrief (1876). 1871 wurde
er Ritter der Ehrenlegion.
3) Frédéric Etienne, franz. Bildhauer, geboren zu Ecouché (Orne),
Schüler von Jouffroy, brachte 1866 die sehr gerühmte Bronzefigur einer Veilchenhändlerin (Museum des Luxembourg). Unter
seinen nachherigen Schöpfungen werden genannt: eine Victoria, ein allzu heftig bewegter Demosthenes am Meer, eine Marmorstatue
der Schlafsucht (1870),
die Marmorgruppe einer Mutter mit ihrem Kind spielend (1874)
und die Gipsstatue einer verwundeten Amazone (1876). 1880 wurde seine sehr
gelobte Bronzestatue der Jeanne d'Arc in Compiègne enthüllt.
4) Hector, franz. Maler, geb. zu Verdun, Schüler
Picots und der École des beaux-arts, erhielt 1857 den zweiten großen Preis für Rom, besuchte dann ganz Italien und bereiste
Deutschland, Griechenland, Kleinasien und Ägypten. Seine Bilder zeigen eine große Geschicklichkeit
der Komposition, gründliche Kenntnis des klassischen Altertums und ein treffliches Helldunkel. Dahin gehören: eine neue
Vestalin (1863, Museum in Verdun), Leichenbegängnis im Kolumbarium des Hauses der Cäsaren in Rom (1864, im Luxembourg),
antike Serenade (1866, Museum in St. Germain), Messalina, ein Wunder bei der Bona Dea (1869), die Vestalin
Tuccia (1874, Museum in Washington), Leichenbegängnis des Themistokles (1876), die Danaiden,
Athene Polias auf der Akropolis u. a. Er erhielt mehrere Medaillen und 1877 das Kreuz der Ehrenlegion.
(spr. löroa'), Alphonse, franz. Kupferstecher, geb. 1820 zu
Lille, Schüler von P. L. Cousin, widmete sich insbesondere dem Stich nach Handzeichnungen älterer Meister
im Louvre, z. B. nach van Dyck, Raffael, Correggio, Giulio Romano, Luini u. a. Für mehrere derselben erhielt er Medaillen.
(spr. léssli), George Dunlop, engl. Genremaler, geb. zu
London, jüngster Sohn des bekannten Malers Charles Robert L. (gest. 1859), dem er einen großen Teil
seiner künstlerischen Ausbildung und Richtung verdankt. Dann war er Schüler der Kunstschule von F. Cary und seit 1854 der
Akademie, wo er 1857 sein erstes Bild: die Hoffnung, ausstellte. Seine oft mit der Landschaft verbundenen Genrescenen sind
von großer Natürlichkeit, tiefer Empfindung, aber oft zu weich im Kolorit. Unter den seit 1859 fast
regelmäßig ausgestellten nennen wir: Fasttag im Kloster (1861), Nachrichten aus der Heimat und der leere Ärmel (1868),
das Fährhaus, Nausikaa und ihre
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Gefährtinnen (1871), Lavinia, die Quelle (1873),Rosen und Veilchen (1876), das Mädchen von RichmondHill und Home, sweet home (1878). 1868 ward er Genosse und 1877 Mitglied der Akademie. - Sein jüngerer Bruder, Robert L., in Southampton ansässig,
ist ein geachteter Marinemaler.
Alexander, poln. Historienmaler, geb. 1814 zu Warschau,
bezog 1832 die Akademie in Dresden und 1835 die in München, wo er bis 1846 blieb und namentlich unter Cornelius und Schnorr
seine Studien machte. Dann kehrte er in seine Vaterstadt zurück. Die Gegenstände seiner Bilder, in denen er eine poetische
Auffassung mit historischer Wahrheit verbindet, sind meistens der ältern Geschichte seines Vaterlands
entnommen. Auf seine ersten, noch unter Schnorrs Leitung entstandenen Bilder: Davids Dank für seinen Sieg über Goliath
und die Töchter des Cid (letzteres auf dem Rosenstein bei Stuttgart), folgten nämlich als die bedeutendsten in seinem eignen
Atelier: die Verteidigung von Trembowla gegen die Türken (Gallerie in Gotha), Kadlubek, der Auszug des
jungen Boleslaw Krzywousty nach Mähren, Abschied Heinrichs von Liegnitz von der heil. Hedwig, Auffindung seiner Leiche auf
dem Schlachtfeld von Liegnitz, Auffindung des Leichnams der Wanda und eine Menge von Altarbildern für polnische Kirchen
sowie zahlreiche Illustrationen. Er lieferte auch mehrere schriftstellerische Arbeiten über die Geschichte
der Kunst seines Vaterlands.
August Wilhelm, Landschaftsmaler, geb. 1819 zu Münster in Westfalen, war 1840-44
Schüler der Akademie in Düsseldorf, wo er, wenn auch nur kurze Zeit, Schirmers Unterricht genoß. 1843 machte er eine Reise
nach Norwegen, dessen Gebirgsnatur ihn so fesselte, daß er die Reise 1847 wiederholte; 1852 besuchte
er die Schweiz. Schon seine ersten, den nordischen Küsten entnommenen Bilder erregten durch ihren eleganten Vortrag und
ihre brillante Färbung großen Beifall, z. B.: Wasserfall auf einer norwegischen Hochebene
(1844), norwegischer Wasserfall mit Tannenwald (1848, Nationalgallerie in Christiania), Sognefjord (1849,
Kunsthalle in Bremen),
Hardangerfjord in Norwegen (1851, Gallerie Ravené in Berlin), und später viele andre, zu denen dann
ebenso zahlreiche aus den Gebirgen der Schweiz und Oberbayerns und in den letzten Jahren auch aus dem von ihm gleichfalls
bereisten Italien kamen. Zu den bedeutendsten dieser nicht norwegischen Bilder gehören: Partie bei Berchtesgaden, der Hohe
Göll (1859, im Besitz des Großherzogs von Oldenburg), die Engstlenalp, der Watzmann, der Dachstein,
Partie vom Chiemsee, Blick auf Capri, aus Oberitalien bei Chiavenna, Sonnenuntergang bei Nizza, Handeck in der Schweiz, Anacapri
u. a. Er ist Ehrenmitglied der Akademien zu Berlin, Wien und Amsterdam.
(spr. löwassöhr), Jules Gabriel, franz. Kupferstecher,
geb. zu Paris, erlernte bei Girard das Zeichnen und den Mezzotintostich, war 1842 Schüler der
École des beaux-arts und bildete sich dann unter Henriquel-Dupont aus. Die bedeutendsten seiner sehr geschätzten Kupfer-
oder Stahlstiche sind: meine Schwester ist nicht zu Hause, Gärtnerin und Pächterin und Aurora, alle drei nach Hamon;
(spr. lewíh), 1) Emile, franz. Idyllenmaler,
geb. zu Paris, war Schüler von Abel de Pujol und Picot, trat zuerst in der Ausstellung
von 1851 auf und erhielt 1854 mit Porträten den großen römischen Preis. Seine oft etwas reliefartig
komponierten Idyllenbilder sind recht anmutig und hübsch in der Erfindung, aber ohne tieferes Studium der Natur und ohne
innerliche Kraft und lebhaften Ausdruck. Zu seinen ältern Bildern gehören: das Laubhüttenfest in einer jüdischen
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Familie des Mittelalters (1852), Noah verflucht den Ham (1855 in Rom gemalt), Ruth und Naemi (1864), Tod des Orpheus (1866,
Museum des Luxembourg), der Regenbogen (1868, Idylle), der Fußpfad, der Nachen, die Meta sudans in Rom u. a.
Außerdem malte er Porträte und dekorative Arbeiten in Pariser Theatern, im Staatsministerium, in der
Dreifaltigkeitskirche und in Privatgebäuden. Er erhielt zahlreiche Medaillen und 1867 das Ritterkreuz der Ehrenlegion.
2) Gustave, franz. Kupferstecher, geboren zu Toul, war in Paris Schüler von Geille
und von Cogniet. Er stach mehrere Porträte nach Madrazo, Rigaud, Winterhalter u. a. und brachte ferner als seine größern
Hauptblätter: die Familie Concina der Dresdener Gallerie, nach Paolo Veronese;
die belle jardinière,
die Vierge aux candélabres und die Sixtinische Madonna, nach Raffael (die letztere mit Blanchard);
eine heil. Jungfrau, nach
Carracci, und Damokles, nach Th. Couture.
3) Henri Léopold, franz. Historienmaler, geb. zu
Nancy, wurde in Paris Schüler von Picot, Fromentin und Cabanel. Er behandelt im Geschmack Delacroix'
meistens Gegenstände aus der Geschichte des Altertums oder der Legende der Heiligen, denen er dramatische Bewegung und Leben
und kräftiges Kolorit verleiht. Seine Hauptbilder befanden sich noch auf der internationalen Ausstellung von 1878: gefangener
Hebräer auf den Trümmern von Jerusalem (1869), die trefflich individualisierte, wenn auch etwas moderne
Herodias mit dem Haupt Johannis des Täufers, Sarpedon nach Homer (1874, Museum des Luxembourg) und vier Scenen aus dem Leben
des heil. Dionysius. 1872 wurde er Ritter der Ehrenlegion.
(spr. ljú-ĭs), Edmonia, amerikan. Bildhauerin,
geb. 1843, Tochter eines Indianers und einer Negerin, lebte in ihrer Jugend
als Jägerin und Fischerin in den Wäldern, bis der Anblick einer Statue Franklins ihre Neigung zur Skulptur weckte, die
sie von da an ohne eigentlichen Lehrer erlernte. Auf ihr erstes Werk, eine Büste des OberstenShaw, die 1865 in Boston großes
Aufsehen erregte, folgte
die Statue einer befreiten Sklavin, nach deren Vollendung sie 1867 ihren Wohnsitz
in Rom nahm. Unter den nicht zahlreichen Werken, die von dort aus bekannt und nach Amerika gesandt wurden, nennen wir: den
Tod der Kleopatra, den alten Pfeilschnitzer und seine Tochter, zwei Gruppen nach Longfellows «Hiawatha» (wohl ihr bestes Werk),
eine Madonna mit dem Kind und mehrere Porträtbüsten.
Eduard Peithner von, Landschaftsmaler, geb. zu Wien, war Schüler
der dortigen Akademie unter Steinfeld undThomasEnder, ging 1857 nach Düsseldorf, wo er sich, ohne dessen Schüler zu werden,
an Lessing anschloß, dessen Einfluß in fast allen seinen Bildern zu erkennen ist. 1859 machte er als
Offizier den Feldzug in Italien mit, wurde 1871 Lehrer und 1872 Professor der Landschaftsmalerei an der Akademie zu Wien.
Seine Bilder, meist Motive aus der Nähe von Wien oder Lundenburg mit feuchten Waldgründen behandelnd, zeigen einen glücklichen
Farbensinn sowie ein wahrhaft künstlerisches Eingehen in die Natur und, wenigstens die frühern derselben,
eine feine Anmut und vornehmen Reiz.
Später wurde sein Vortrag breiter, seine Farbe tiefer und seine Technik immer freier. Zu seinen bedeutendsten Arbeiten gehören:
Motiv bei Lundenburg (im Belvedere und öfter wiederholt), Motiv bei Pitten in Niederösterreich, mit trefflicher Totalstimmung,
Donaupartie bei Weißenfels, Gebirgslandschaften aus Agordo, aus dem Quarnero (Seeküstenbild), Jägerhütte
im Gebirge u. 1880 eine großartige Skizze vom Gipfel des Ätna. 1868 wurde er Mitglied der Kunstakademie in Wien.
Wilhelm, Landschaftsmaler, geb. 1818 zu Hamburg, bildete sich in München
für sein Fach aus und widmete sich gleich anfangs mit Vorliebe dem Mondscheinbild, worin er es allmählich,
besonders in der Stimmung, zu großer Meisterschaft brachte. Seine Landschaften sind meistens flache oder hügelige Gegenden,
selten Gebirgspartien. Zu den bedeutendem gehören seit den letzten 20 Jahren: Klosterhalle bei Mondbeleuchtung (1860),
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