Claudius Jacquand besucht hatte, reiste er mit dem Architekturmaler
Gerhardt nach Spanien und dem nördlichen Afrika, besuchte
London, ging später nochmals nach Paris und nahm zuletzt in München seinen Wohnsitz. 1870 reiste er noch einmal ins nördliche
Afrika. Seine trefflich gemalten, oft in der Beleuchtung meisterhaften Architekturbilder sind großenteils aus
Spanien oder Nordafrika entnommen, z. B.: aus der Alhambra, das Innere eines Hauses in Tetuan,
Straße in Algier, aus der
Moschee El Kebir in Algier u. a.
2)
Heinrich, Landschaftsmaler, geb. 1828 zu Neustrelitz, lernte das Zeichnen unter seinem Landsmann,
dem 1832 aus Rom zurückgekehrten Zeichner und Kupferstecher Ruscheweyh, und ging nach Berlin, wo er
von 1845 an die Landschaftsmalerei unter F. W.
Schirmer ausübte. Nachdem er noch eine Zeitlang unter Ludw.
Richter in Dresden sich ausgebildet hatte, zog er nach Rom, wo das Studium der alten Meister und des Cornelius ihn sehr
beeinflußte. Von dort erhielt er bei einer Konkurrenz für landschaftliche Wandmalereien im Museum zu
Leipzig den zweiten Preis. In Deutschland malte er zunächst in den Villen des Herrn v. Lanna
bei Prag und Gmunden umfängliche Wandbilder, desgleichen im Haus des Stadtrats
Dürr in Konnewitz bei Leipzig (Scenen aus
dem Leben der Psyche), beteiligte sich an dem malerischen Schmuck des neuen Hoftheaters in Dresden und
führte dann sein Hauptwerk aus, jene Wandmalereien im Museum zu Leipzig, welche, vom Stadtrat
Dürr gestiftet (1849 vollendet),
einen Cyklus landschaftlicher Darstellungen in Wachsfarben bilden, die, im historischen Sinn behandelt und in unmittelbarem
Anschluß an die Architektur mit entschiedener Betonung der Linien und Formen, aber mit einem kraftvollen,
einheitlich gestimmten Kolorit, die wichtigsten Schauplätze der geschichtlichen Entwickelung der Plastik zum Inhalt haben.
Joseph, Bildhauer der ältern
Wiener Schule, geb. 1818 zu Wallhorn in Tirol, jüngerer Bruder des Bildhauers
Hans G. (gest. 1868), erhielt den ersten Unterricht von seinem Vater, einem
Holzschnitzer,
und brachte es schon mit 13 Jahren dahin, daß er geschnitzte Statuen verfertigte. 1839 erreichte er
seinen Wunsch, dem 1838 nach Wien gegangenen ältern Bruder folgen zu können, und wurde nun Schüler der Akademie unter
Schaller, Klieber und Kähßmann. Sein erstes Werk, das lohnenden Erfolg hatte, war 1844 eine Statuette Leopolds des Glorreichen;
sie brachte ihm eine Pension für einen Aufenthalt in Rom, welchen er 1845-1849 benutzte, indem er eifrig nach der Antike
studierte.
Nach seiner Rückkehr führte er zunächst für das
Portal des Doms zu Speier fünf kolossale Statuen der heil. Jungfrau,
des Erzengels
Michael, der Heiligen Stephanus, Johannes der Täufer und Bernhard v.
Clairvaux und mehrere kolossale
Medaillons aus, die große Anerkennung fanden. Dazu kamen bald nachher die Büsten des
Kaisers
und der Kaiserin von Mejiko, die noch mehr Glück machten und zahlreiche Aufträge zur Folge hatten. Es sind namentlich die
drei Statuen für das
Wiener Arsenal: Kaiser Maximilian I.,Friedrich der Streitbare und Leopold von Habsburg;
ferner je sechs Statuen für die Paläste der Erzherzöge Wilhelm und
Ludwig Victor, die Marmorstatuen der sieben freien Künste
im Treppenhaus der Neuen Oper, die Statue Rudolfs IV. für die Elisabethbrücke sowie verschiedene Skulpturen für den Stephansdom,
für den Dom in Linz und namentlich für die neu erbaute Votivkirche in Wien die Krönung der Maria am
Hauptgiebel, die Gruppe der Dreieinigkeit, eine Statue des Erlösers und
Reliefs in den Bogenfeldern der drei
Portale der Westfassade.
Neben allen diesen Arbeiten war er auch mit Grabdenkmälern
(Engel aus
Bronze, Tod Josephs, Christusstatue auf dem Friedhof
ins Innsbruck) und kleinen Skulpturen beschäftigt. Er ist
Ritter des
Franz-Joseph-Ordens und seit 1865 Rat
der Akademie in Wien.
Andrea, ital. Historienmaler in Turin, bildete sich zu Paris für sein Fach
und zeichnete sich nachher durch mehrere großartige Kompositionen von energischer Zeichnung, charakteristischem Ausdruck
der Gestalten und kräftigem
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Kolorit aus, z. B.: Tod Atalas, Savonarola, Verteidigung Tortonas gegen Friedrich Barbarossa, eine Episode aus den Kriegen
Ludwigs XIV. mit Italien, die den Artilleristen Peter Mica darstellt, der im Begriff ist, die Mine anzuzünden, welche
die Turin stürmenden Franzosen in die Luft sprengt. Auch sein Bild des Papstes Bonifacius VIII. wird
sehr gerühmt.
(spr. gohsch'räl), Léon, franz. Radierer und
Maler, geb. zu Paris. Da er als Schüler von Viollet le Duc mit diesem Italien und
Sicilien bereiste, so kam er für dessen architektonische und archäologische Arbeiten zunächst zum Zeichnen dekorativer
und kirchlicher Skulpturen, legte sich dann aber auch auf die Radierkunst und lieferte von 1844 an zahlreiche
plastische und architektonische Radierungen für die «Annales archéologiques»,
die «Gazette des beaux-arts» und das Journal «L'Art»,
ferner für die aus der kaiserlichen Druckerei hervorgegangene Ausgabe der «Nachfolge
Christi», für Lassus' «Monographie über die Kathedrale von Chartres» etc. In den letzten zehn Jahren
brachte er auf die Ausstellungen Radierungen nach Dupré, Diaz, Ziem, Meissonier, Saint-Aubin u. a., ebenso Aquarelle von großer
Naturwahrheit und sorgfältiger Ausführung, z. B. einige Ansichten aus Venedig, der Stadt
Saintes, Abend in Arromanches (Departement Calvados) und die Ölbilder: Schiffe in Arromanches, Ufer des Adour bei Sonnenuntergang,
St. Peter in Rom, Torcello bei Venedig etc. 1864 erhielt er das Ritterkreuz
der Ehrenlegion.
Gustav, Porträtmaler, geb. zu Wien, genoß vier Jahre lang den Unterricht
Rahls und bereiste zu seiner weitern Ausbildung Deutschland, Holland, Frankreich und Italien, studierte besonders die Werke
von Rubens und Rembrandt und die der Venetianer und bildete sich danach zu einem tüchtigen Koloristen
aus, der namentlich die Porträte ganz in der Weise der alten Venetianer behandelt. Viele sind aus den Kreisen der Schauspieler,
z. B.: Sophie Schröder (1860), Anschütz und die Bildnisse in der Hofloge, unter denen das von Krastel besonders
meisterhaft
ist, ebenso Spohr (1858), Bogumil Goltz (1866) sowie die beiden Mediziner Skoda und Hyrtl. Die frühern
dieser Porträte sind sehr plastisch, fein in der Farbe und gewissenhaft durchgeführt, die spätern fallen oft ins Süßliche
und Weichliche. Auch als Monumentalmaler trat er mit Glück auf und malte die Deckenbilder im Tanzsaal des Palais Todesco
in Wien (Zug
des Bacchus und Scenen aus den Mythen von Amor, Psyche und Venus) und die Temperabilder in der Villa Wanda bei Gmunden
(1871, Scenen aus dem Sagenkreis Österreichs). -
Sein Bruder Franz G., Kostümier der beiden Hoftheater, trat als Historienmaler auf und hatte mit einigen Kriegsbildern entschiedenen
Erfolg.
Gustav, Historienmaler, geb. zu Markgröningen in Württemberg, widmete
sich anfangs unter Gnauth in Stuttgart, später in Wien und in London der Lithographie, kam 1870 auf die Akademie in München
und trat 1873 in das Atelier Karl Pilotys, dessen koloristischer Richtung er folgte. Mit Glück debütierte er 1876 mit
der Brandschatzung eines Klosters durch Landsknechte, die sich durch treffliche Kontraste in den Charakteren und glänzende
Farbengebung auszeichnet. Er malte auch mehrere sehr gelungene Porträte, z. B. das des Malers
Riedmüller, und ging neuerdings zu seiner weitern Ausbildung und zum Studium der alten Meister nach Italien.
(spr. gohtjéh), Charles, franz.
Bildhauer, geb. zu Chauvirey le Châtel (Haute-Saône), erlernte seine Kunst in Paris
unter Jouffroy und trat zuerst 1861 mit der Gipsstatue eines Fischers, einen Sperber aufjagend, auf, der dann eine Reihe andrer
idealen Bildwerke, wie Hagar in der Wüste, St. Matthäus (1866), der junge Wildschütz, eine besonders
gerühmte Statue der Andromeda (1875) und mehrere Porträtbüsten folgten. 1876 schuf er eine
Marmorstatue, die den Triumph Frankreichs auf der Wiener Weltausstellung darstellen soll, eine Statue für das Foyer der Neuen
Oper in Paris und vier bronzene Knabenfiguren für die Fontäne auf dem
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Platz des Théâtre français. 1872 wurde er Ritter der Ehrenlegion.
(spr. gawannjäng), Leonardo, ital. Historienmaler,
geb. 1809 zu Venedig, bildete sich auf der dortigen Akademie und nach den Meistern der venetianischen
Schule und malte mehrere recht gut komponierte Bilder von ansprechendem Kolorit, z. B.: die
Erscheinung des Herrn vor Abraham (San Lazzaro bei Venedig), der heil. Antonius
von Padua (San Giacomo di Rialto daselbst) und Scenen aus der Geschichte Venedigs.
(spr. geh), 1) Winkworth Allan, amerikan. Landschaftsmaler,
geb. zu Boston, zeigte schon als Knabe ein großes künstlerisches Talent und begann seine Studien unter einem
Maler in Westpoint (New York), bildete sich mehrere Jahre in Paris unter Troyon, bereiste hierauf Italien
und ließ sich in Boston nieder, wo er 1877 eine Ausstellung seiner sämtlichen Bilder veranstaltete, über 100 Landschaften
aus Amerika, Frankreich, Holland, Italien und Ägypten, unter denen die der Seeküsten durch ihre Einfachheit und Naturwahrheit
wohl die bedeutendsten sind. Zu den ältern derselben gehören: bei Fontainebleau und der Berg Washington,
zu den spätern: Sonnenuntergang in Cohasset (Massachusetts), der Dogenpalast in Venedig, ein Heiligtum im Wald, Minieh am
Nil, Windmühle in Delft u. a. -
Sein Neffe Walter G. bildete sich in Boston zum Blumenmaler aus, trat 1876 in das Atelier von Bonnat in
Paris und malt seitdem auch Genrebilder.
2) Edward, amerikan. Landschaftsmaler, geb. 1837 in Irland,
kam schon in der Jugend nach Albany (New York), wo er sich der Malerei unter James Hart widmete, der, wie nachher Boughton,
großen Einfluß auf ihn übte. Sein erstes namhaftes Bild war der Gebirgsstrom (1860). Bald nachher
ging er nach Karlsruhe und bildete sich dort unter Schirmer und Lessing noch weiter aus. 1867 ließ er sich in New York nieder
und stellte seitdem in der Akademie und in der Gesellschaft der Aquarellisten regelmäßig aus, z. B.
die Ölbilder: schwäbische Heimat (1869), später Nachmittag in
Albany (1870), reif für
die Schnitter (1875), eine ruhige Stunde (1876);
ebenso zahlreiche Aquarelle, z. B.: nebeliger Morgen am See, Frühlingsmorgen
etc.
1) Karl Franz Eduard von, Historienmaler, geb. 1./13. Juni 1838 zu St. Johann (Esthland), widmete
sich 1855-57 der Malerei auf der Akademie in St. Petersburg, besuchte sodann ein Jahr lang die Kunstschule
in Karlsruhe und ließ sich 1860 in Düsseldorf nieder, wo er sich unter Wilh. Sohn noch weiter bildete. In der Zwischenzeit
und nachher machte er mehrere Studienreisen in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Norditalien. Seit 1875 ist er
Professor an der Akademie in Düsseldorf. In seinem Fach der religiösen Malerei schildert er die biblischen
Begebenheiten nicht nach dem althergebrachten Typus der idealen Heiligenmalerei, sondern vom Standpunkt des positiven Glaubens
in ihrer historischen Wirklichkeit, so wie sie sich etwa im deutschen Mittelalter oder auch zu Luthers Zeit zugetragen haben
könnten.
Dabei ist seine Auffassung sehr großartig, seine Komposition höchst einfach, die Gestalten ohne alle
übernatürliche Verklärung, voll Leben und ergreifender Wahrheit, das Kolorit durchaus nicht glänzend, sondern der Natürlichkeit
der Charaktere angemessen. Nachdem er zuerst 1863 mit dem zwar noch etwas unfertigen, aber viel verheißenden Einzug in Jerusalem
aufgetreten war, folgten 1864 die Auferweckung der Tochter des Jairus, 1865 der reiche Mann und der arme
Lazarus, 1866 der in der Hauptfigur tief durchdachte und naturwahre Christus am Kreuz (Dom in Reval) und ein Gespräch aus
der Reformationszeit. Noch größeres Aufsehen als diese machte 1870 das Abendmahl (Nationalgallerie in Berlin) durch die
Innigkeit der Empfindung und die Wahrhaftigkeit des innern Seelenlebens. In den letzten Jahren folgten
noch: eine Kreuzigung (Kunsthalle in Hamburg), Christus unter den Jüngern zu Emmaus (1876), der
Reformator bei der Arbeit (1877), eine altdeutsche Hausfrau und eine 1880 noch unvollendete Himmelfahrt
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Mariä. Er ist Mitglied der Akademien in München und in Berlin.
2) Ludwig, Landschaftsmaler, geb. zu München, besuchte nur während einiger Winter die dortige Akademie und machte
im übrigen aus seinen Reisen am Bodensee, im südlichen Bayern und Oberitalien gründliche Naturstudien, die sich in seinen
Landschaften verraten. Sie sind zum großen Teil den Gegenden Oberbayerns entnommen, z. B.:
Ammerland am Starnberger See, St. Bartholomäi am Königssee, am Bodensee, Leutstetten mit dem Starnberger See, das besonders
gelungene obere Isarthal mit dem Karwändel. Gebirgslandschaft bei Mondschein, Partie aus dem Zillerthal bei Gunzling u. a.
FriedrichOtto, Tiermaler, geb. zu Dresden, widmete sich der Malerei
auf der dortigen Akademie und später in München unter Karl v. Piloty, bei dem er sich eine große technische Fertigkeit
aneignete. Seine Tier-, insbesondere seine Schafbilder zeigen ein gründliches Studium des Lebens der Tiere und dabei einen
köstlichen Humor sowohl der Tiere unter sich als in ihren Beziehungen zu den Menschen, z. B.:
Mittagsruhe im Wald, widerspenstige Schafe, gestörter Hausfriede (1863), die verdorbene Mahlzeit, die Kunstkritiker im Schafstall
(1873, Nationalgallerie in Berlin), ein Besuch im Stall, heimkehrende Schafe vor dem Gewitter, Erwartung (der Schafe) und
zwei Wilderer.
Lorenz, Bildhauer und Baumeister, geb. zu München, bildete sich in der Mayrschen
Kunstanstalt daselbst aus.
Seine bisherigen Hauptwerke sind das dortige Haus des Grafen von Schack mit seiner höchst originellen
Fassade in ausgeprägtestem Barockstil und der Umbau des Hotel Bellevue.
Sehr verdient machte er sich 1878 um das Arrangement
der deutschen Kunstwerke auf der Pariser Weltausstellung, wofür er Ritter der Ehrenlegion wurde.
1) Isabelle Marie Française, genannt Fanny, geborne Corr, geb. 1814 zu Brüssel, seit 1836 vermählt mit dem
Bildhauer Willem G. (s. 2), bildete sich dort unter der Leitung von Navez in
der Historien- und
Genremalerei aus und brachte es hierin zu Leistungen, die sich durch Verbindung von Wilde und Lieblichkeit
mit lebensvoller Kraft auszeichnen. Zu den besten ihrer meist aus früherer Zeit herrührenden Schöpfungen gehören: die
Tochter des Seemanns (1835), die Jungfrau Maria mit dem Kinde, die Frau des Burgvogts von Crèvecoeur (1836), die heil.
Cäcilia, Hagar in der Wüste, Ophelia, die erste Lektion und einige kirchliche Bilder. Auf mehreren
Ausstellungen erhielt sie Medaillen.
2) Willem, einer der produktivsten belg. Bildhauer, geb. zu
Antwerpen, mußte bis zu seinem 16. Jahr das Handwerk seines Vaters, der Bäcker war, betreiben, bis er es durchsetzte, in
die Akademie seiner Vaterstadt einzutreten, wo er 1828 mit einer Statue des Achilles den ersten Preis
erhielt. Noch mehr Anerkennung fand sein junger Hirt, der Blumen auf ein Grab streut, entstanden während seines Aufenthalts
in Paris, wo G. sich zwei Jahre lang unter Ramage weiter ausbildete.
Nachdem er dann ein Jahr in Italien verweilt hatte, kehrte er 1835 nach Antwerpen zurück, wurde Professor
an der dortigen Akademie und fand für seine plastische Thätigkeit ein reiches Arbeitsfeld sowohl an monumentalen Porträtstatuen
wie an allegorischen, lyrischen und idealen Bildwerken. Zu den letztern gehört eins seiner ältern Werke, das nicht sehr
gelungene Märtyrerdenkmal (errichtet 1838) in Brüssel zum Andenken an die in der Revolution von 1830 Gebliebenen;
sodann an Porträtstatuen die des Grafen Belliard (1830-31 General und Kriegsminister), des im Kampfe für Belgien 1830 gefallenen
Grafen von Merode in der Kirche Ste. Gudule, des Komponisten Grétry vor der Universität in Lüttich
(1842 errichtet), die Bronzestatue des Rubens auf der Place verte in Antwerpen (1840 enthüllt), die vier
Standbilder an der Eingangshalle des Hospitals zu St. Peter in Brüssel (Johann I., Kaiserin Maria Theresia, Joseph II. und
Leopold I. von Belgien), die Statue des Staatsmanns Verhaegen im Vorhof der dortigen Universität, die
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Kolossalstatue des Königs der Belgier auf der Kongreßsäule daselbst, für die er auch zwei von den vier Eckfiguren, die
Freiheit der Presse und die Freiheit des Unterrichts, schuf, und ganz neuerdings das 1880 enthüllte Denkmal Leopolds I.
im Park von Laeken bei Brüssel. Andrer Art sind die Statuen der heil. Genoveva,
die aus Holz geschnitzte Kanzel der Kathedrale in Lüttich mit ihren fünf Marmorbildern der Religion und der Heiligen Petrus,
Paulus, Lambertus und Hubertus, die Statue Karls d. Gr. in der St. Servatiuskirche zu
Maastricht, und an rein idealen Bildwerken die reizende Marmorgruppe des verliebten Löwen. In diesen idealen Arbeiten zeigt
er oft einen feinen Formensinn und ein tiefes Gefühl für Schönheit, den Porträtstatuen dagegen fehlt es an der wahrhaft
lebensvollen Gestaltung und an der Verwirklichung realistischer Motive. Er ist Mitglied der Akademie in Brüssel und seit 1844 Ritter
der Ehrenlegion.
Julius, Genremaler, geb. zu Hamburg, erhielt seinen
ersten Unterricht in der Malerei von den dortigen Brüdern Günther und MartinGensler, wurde dann Schüler von Descoudres in
Karlsruhe und seit 1860 von Jordan in Düsseldorf. Nachdem er von 1864 an in Paris und in Holland die Meister des 17. Jahrh.
studiert und eine Studienreise in die Bretagne gemacht hatte, ließ er sich in Düsseldorf nieder. Seine
Bilder zeigen ein gründliches Beobachten des Lebens und Treibens der Jugend aus den niedern Ständen, sind von liebenswürdigem
Humor, treffender Charakteristik und kräftigem Kolorit, z. B.: Mutterfreuden, der Studiosus
(1867), störende Heimkehr, Wacht am Rhein (1870), Kriegsgefangene (1873),
Folgen des Schularrestes, in der Menagerie, Cerniert (1876), der letzte Schmuck,
Fliegenfänger, das Mädchen mit dem Vogelnest, der Bettelpfennig (1877) und das in der Charakteristik
etwas zu sehr gesuchte: nach der Verurteilung. Mehrere dieser Bilder sind im Privatbesitz in Hamburg. G. ist auch als Porträtmaler
thätig.
1) Peter Johann Nepomuk, Historienmaler der ältern Wiener
Schule, geb. zu Wien,
war Schüler der Akademie und der unter Davids Einfluß stehenden Richtung und als solcher mehr Illustrator und Erzähler
der österreichischen Geschichte als Historienmaler im strengen Sinn des Worts. Nachdem er 1850 mit dem Erzherzog Ferdinand
Max eine Reise in den Orient gemacht hatte, wurde er 1853 Professor an der Akademie. Unter seinen
größern monumentalen Arbeiten sind die bedeutendsten die Deckengemälde in der königlichen Burg zu Ofen, wo er die Taufe
des heil. Stephan von Ungarn, den Einzug KaiserFranz Josephs in Ofen und Maria Theresia vor den Ständen Ungarns ausführte.
Später zog er sich mehr von den monumentalen Produktionen zurück und beschränkte sich auf historische
Aquarellbilder sowie auf Kohle- und Kreidezeichnungen, z. B. die Kartons aus dem Leben Luthers
und zu Grillparzers «Ahnfrau». Für seine Beteiligung an dem vom Kaiser von Österreich dem Papst geschenkten Missaleromanum
erhielt er das Kommandeurkreuz des Gregor-Ordens. Er starb zu Wien
2) Karl, Historienmaler, geb. 1824 zu Wien, bildete sich auf der dortigen Akademie unter
Führich aus und erregte schon in seinem 13. Jahr durch sein Talent zur Komposition die Aufmerksamkeit der Kunstwelt. Später
übten die Malereien Kaulbachs einen günstigen Einfluß auf ihn. Er beteiligte sich schon ziemlich jung
bei den freilich etwas mißlungenen Fresken seines Lehrers Führich in der Kirche St. Johann von Nepomuk, malte später auch
mehrere Bilder für den Stephansdom und die bedeutenden allegorischen Gemälde in den Palästen des Herzogs von Koburg, des
Herzogs Philipp von Württemberg (jetzt Hôtel Impérial) und des Fürsten von Kinsky sowie den Vorhang
des Carltheaters und beteiligte sich bei den Kartons für die Glasmalereien der Votivkirche. Er brachte auch manche treffliche
Aquarelle und Zeichnungen in Sepia.
3) Nikolaus, Bildhauer, geb. zu Lauingen (Bayern), war anfänglich bei einem
Steinmetz, dann bei einem Bildhauer in Augsburg in der Lehre,
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bis es ihm 1866 gelang, nach München zu kommen, wo er mehrere Privatateliers besuchte, auf der Akademie unter Knabl lernte
und namentlich kirchliche Arbeiten ausführte, die ihm zweimal einen akademischen Preis eintrugen. 1873 ließ er sich in
Berlin nieder und widmete sich meistens der dekorativen Plastik, zu welchem Zweck er auch längere Studienreisen
in Italien machte. Seine besten Arbeiten sind: der in seinen Gestalten sehr liebenswürdige und lebendige, aber zu malerisch
gedachte Kinderfries im Speisesaal des Tiele-Wincklerschen Hauses in Berlin, die Kolossalgruppe: Heimdal und die Einheriar
und eine Ostara in demselben Haus sowie eine noch im Entstehen begriffene dekorative Figur
für die Reichsbank.
Rudolf, Zeichner und Radierer, geb. 1834 zu Nürnberg, bildete sich auf der dortigen
Kunstschule 1850-52 unter Reindel und später mehrere Jahre unter Aug. v. Kreling aus, besuchte
auch eine Zeitlang die Akademie in Dresden und ließ sich 1861 in seiner Vaterstadt nieder. Sein Hauptfach sind radierte
Bilder aus der Kinderwelt, mit gründlichem Verständnis, in leichten, gefälligen Kompositionen, z. B.:
«Kleine Welt, 15 Originalradierungen» (Stuttg. 1868),
und zwölf Radierungen zu «Glückliche Zeiten», Text von G. Mandel (das.
1869). Außerdem eine allegorische Komposition von der Erfüllung der Kyffhäusersage und in Aquarell das friesartig ausgeführte
«Märchen vom Brüderlein und Schwesterlein».
(spr. schelibähr), Jules Bertrand, franz. Tiermaler, geb. zu Bagnères de
Bigorre (Hautes-Pyrénées), widmete sich als Schüler der Akademie in Toulouse der Tier- und Jagdmalerei, worin er zahlreiche
schätzbare Arbeiten auf die Ausstellungen schickte, unter denen wir nur einige aus den letzten Jahren nennen: Ausgang aus
dem Hundestall, das Halali (Wald von Fontainebleau), Sumpf bei Belle Croix im Wald von Fontainebleau, frische
Hunde im Gehölz, Rudel Hirsche auf dem Ruheplatz (1874, Kohlezeichnung), Jagdepisode in Schottland, neue Bekanntschaften
(1875), süße Ruhe (Ausstellung von 1878)
u. a.
Albert Teodor, schwed. Architekt, Maler und Dichter, geb. in
Westmanland, widmete sich auf der Akademie zu Stockholm der Baukunst, erhielt 1861 die königliche Medaille
für die Lösung einer architektonischen Preisaufgabe, besuchte dann mit einem Reisestipendium (1862 und 1863) Dänemark,
Deutschland und Frankreich und studierte namentlich die Eisenarchitektur. 1863 und 1864 bereiste er Italien und Sicilien.
Neben der praktischen Ausübung seines Dienstes als Ingenieur bei der Lotsendirektion treibt er die Aquarell-
und die Ölmalerei, gab 1871 eine Sammlung seiner Gedichte heraus, lieferte Beiträge zur schwedischen «Neuen
Illustrierten Zeitung» und veröffentlichte 1865-67 «Architektonische Fragmente»
und «Skizzenblätter». 1864 wurde er Genosse der Akademie in Stockholm.
(spr. schandróng), Auguste, franz. Historienmaler,
geb. 1818 zu Paris, Schüler Delaroches, hielt sich mehrmals in Italien auf,
von wo er auch in der Mitte der 40er Jahre seine ersten Bilder einsandte, z. B. den von Boccaccio
kommentierten Dante. Seine Willis und Sylphiden, Horen und Nereiden, die als duftige Traumgestalten in den Wäldern oder über
dem Wasser schweben, sowie die Nymphen am Grab des Adonis (1864) waren recht anmutige Wesen von klarer,
harmonischer Färbung.
Auch mit poetischen Scenen aus der Zeit der Renaissance machte er Glück, z. B. mit dem Sonntag in Florenz im 15. Jahrhundert
(Museum des Luxembourg). Dazu brachte er einige Jahre später als Gegenstück die Bestattung einer jungen
Venetianerin (1859), ansprechend durch die milde Trauer der begleitenden, in der Nacht verschwebenden Gestalten. Auch in
einigen düstern Momenten aus der Geschichte weiß er das Unheimliche mit dem Anmutigen zu mischen, z. B.
Tiberius auf Capri. Zu seinen letzten Bildern gehören die fünf thörichten Jungfrauen, Dankopfer an Äskulap, Tribut
der Athener an den Minotaur. Er führte auch dekorative Arbeiten in der Kirche St. Gervais, im Louvre und namentlich im Palast
des Staatsrats (die
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