Skizzen aus dem Soldatenleben. Nun folgten nacheinander in kurzen Zwischenräumen als seine bisherigen Hauptschöpfungen:
die Hauptwache in der Umgegend von Paris (1872), La Roncière bei den Vorposten von Le Bourget
(1874, Museum in Bordeaux), eine figurenreiche, lebensvolle Scene auf dem Marktplatz in St. Denis (1876),
das Husarenregiment und leichte Artillerie, Bilder, die, voll Geist und Leben, zeigen, mit welcher Leichtigkeit
und Gewandtheit er seine Gestalten entwirft und auf die Leinwand bringt; besonders meisterhaft ist er in den Bewegungen der
Pferde.
(spr. düpré), 1) Giovanni, einer der besten ital.
Bildhauer, geb. zu Siena, zog mit seinem Vater, einem Holzschneider,
schon 1820 nach Florenz, erlernte dessen Kunst und ließ sich, nachdem er in Pistoja,
Pisa und Siena gearbeitet hatte, in
Florenz nieder, wo er jetzt erst die Bildhauerkunst begann, eifrig modellierte und 1840, ohne einen eigentlichen Lehrer gehabt
zu haben, den Preis der Akademie erhielt. Das erste Werk, in welchem man sein Talent zur Plastik bewunderte,
weil es sich von den Fesseln der akademischen Tradition völlig befreite, war der erschlagene Abel, dem drei Jahre später
die Statue Kains folgte, die, bei weitem weniger poetisch, einen fast abstoßenden Naturalismus zeigt (beide im Palast Pitti).
Nachdem er darauf die Statuen Giottos und des heil. Antonius geschaffen hatte
(1852, in den Uffizien) und eine Zeitlang wieder in den alten Manierismus verfallen war, schloß er sich an die naturwahrere,
realistische Richtung Bartolinis an und schuf eine Reihe von Denkmälern verschiedener Art, einige zwar noch etwas manieristisch
und geziert, andre von tief empfundener Wahrheit und harmonischer Durchführung; unter den letztern insbesondere
eine sterbende Sappho, unter den erstern eine müde Bacchantin (1855) und ein ganz mißlungenes Denkmal der Gräfin Bertha
Moltke-Ferrari-Corbelli in San Lorenzo zu Florenz (1864). Besser war dagegen ein Hautrelief: der Triumph des Kreuzes, in der
Kirche Santa Croce und mehr noch die 1863-65 entstandene Pietà mit einer Christusgestalt von wunderbar
schönem Ausdruck;
ebenso 1866 ein auferstandener Christus und das in
Pisa befindliche Denkmal des Astronomen Massotti.
Sein
größtes und künstlerisch bedeutendstes Werk ist das 1873 errichtete Denkmal Cavours in Turin, bestehend aus der kolossalen
Hauptgestalt, fünf allegorischen Marmorstatuen, Italien knieend vor Cavour, Recht und Pflicht auf der
Erde ausgestreckt, der Genius der Revolution von der Politik in Schranken gehalten, und Bronzereliefs mit dem Kongreß von
Paris und der Abreise nach der Krim. 1867 erhielt er das Kreuz der Ehrenlegion, 1868 den Orden der Krone Italiens; 1869 wurde
er Mitglied der Akademie in Paris. - Auch seine Tochter Amalia D., geb. 1845 zu
Florenz, Schülerin ihres Vaters, betreibt mit Erfolg die Bildhauerkunst und stellte bis jetzt außer einigen Porträtbüsten
eine reizende Statue des jugendlichen Giotto aus.
2) Jules, einer der Begründer des sogen. paysage intime in Frankreich, d. h.
der Richtung, die der treuesten Nachbildung der Natur einen tiefern Sinn zu verleihen und sich auch in
die kleinste Schöpfung der Natur mit ganzer Hingabe hinein zu empfinden sucht. Geb. 1812 zu Nantes, ergriff er anfangs das
Geschäft seines Vaters, der eine Porzellanfabrik hatte, brachte es aber nebenbei in seinen Zeichnungen schon sehr weit.
Dann widmete er sich ganz der Malerei und stellte zuerst 1831 fünf Landschaften aus, die, wie fast alle folgenden, sich
ganz auf französische Motive und französische Gegenden beschränken (selten aus England), namentlich auf das westliche
Frankreich und sein dürftiges Hügelland, seine niedrigen Ebenen mit Heiden, kahlen oder wenig bewaldeten Gebirgszügen.
Damit verbindet er als Staffage weidendes Vieh, Bauern in ihrem Gehöft u. dgl.
Das Hauptgewicht legt er zwar auf den Farbenton, beobachtet aber stets die Formation des Terrains, das bei ihm, wie bei den
Stimmungsmalern überhaupt, sehr flach zu sein pflegt. Außer seinen Landschaften aus den genannten Gegenden nennen wir
noch aus den Jahren seines Schaffens: das Innere eines Bauernhofs, aus der Umgegend von Abbeville, eine Viehweide,
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Eingang eines Weilers im Departement Landes, untergehende Sonne etc., und nachdem er zehn Jahre lang auf den Ausstellungen
gar nicht erschienen war, seit der Ausstellung von 1867: Übergang einer Herde über eine Brücke im Berri, Wald von Compiègne,
Schäferei im Berri, Partie bei Eaux chaudes in den Pyrenäen, Sumpf in der Sologne, Rückkehr der Herde
etc. Seit mehrern Jahren scheint seine künstlerische Thätigkeit aufgehört zu haben. 1849 wurde
er Ritter und 1870 Offizier der Ehrenlegion. - Auch sein jüngerer Bruder und Schüler, Léon Victor D., geboren zu Limoges,
hat sich durch einige Landschaften und Flußansichten bekannt gemacht.
(spr. düráng),Carolus, eigentlich Charles Auguste Emile, franz. Genre- und Porträtmaler,
geb. zu Lille, wo er sich unter dem durch seine Kopien alter Meister bekannten Souchon (gest. 1857) der Malerei
widmete. 1853 ging er nach Paris und bildete sich ohne eigentlichen Lehrer weiter bloß durch das stete Kopieren der
bekannten Mona Lisa von Lionardo da Vinci im Louvre. 1861 wanderte er als Pensionär seiner Vaterstadt nach Rom, studierte
das dortige Volksleben von seiner innern, gemütvollen Seite und weilte zu diesem Zweck auch ein halbes Jahr bei den Mönchen
des Klosters Santa Scolastica bei Subiaco.
Dort entstand sein erstes bedeutendes Bild, das Abendgebet (1863), das, wie alle seine folgenden, bei
durchaus realistischer Behandlung der tiefe Ausdruck des innern Lebens ist; in noch höherm Grade der nach seiner Rückkehr 1866 in
Paris ausgestellte Ermordete in der römischen Campagna (Museum in Lille), die Schilderung eines die Gemüter heftig erregenden
Vorgangs, scharf und kräftig in den Lokalfarben und auch hierin von ergreifender Wirkung. Bald nachher
verließ er dieses Gebiet des Genres und wandte sich der modernen Malerei des Nackten zu, worin er so großes Glück machte,
daß er mit Eifer das Porträtieren, namentlich der Damenwelt und der Kinder, ergriff, die er mit wunderbarer
Anmut auszustatten und je nach Alter und Lebensstellung geistvoll
aufzufassen weiß; dabei malt er rasch und kühn und erreicht
mit wenigen Pinselstrichen den gewünschten Effekt und den Schein der Vollendung.
Dieser Art sind namentlich die dame au gant, die 1869 seinen Ruf in diesem Fach begründete (Museum des Luxembourg), die
allerliebsten Porträte seiner Kinder, unter denen l'enfant bleu (1873) das bekannteste ist. Diese
sowie noch sieben andre wetteiferten mit Bonnats Meisterwerken auf der internationalen Ausstellung von 1878, während dagegen
sein großes Deckenbild für einen der Säle des Museums des Luxembourg: Gloria Maria Medicis, nur geteilten Beifall erhielt.
Auch als Bildner machte er sich durch einige Porträtbüsten in Bronze bekannt. Er erhielt zahlreiche
Medaillen, 1872 das Ritter- und 1878 das Offizierkreuz der Ehrenlegion. - Seine Gattin Pauline Marie, geborne Croizette, ist
eine geschickte Pastellmalerin.
(spr. düráng), Simon, Genremaler, geboren und ansässig in Genf,
wo er Schüler von
Barthélemy Menn war, brachte in den letzten Jahren recht originelle, oft humoristische Scenen aus dem
Leben, die von treffender Charakteristik zeugen, z. B.: ein Jahrmarkt, die Hochzeitsgesellschaft
auf der Mairie (1875), un bout de conduite (1876, eine Bande Vagabunden) und das verwundete Akrobatenkind
(1879).
Friedrich, Porträt- u. Genremaler, geb. 1809 zu Leipzig, bezog 1824 die
Akademie in München und bildete sich unter seinem Oheim, dem Hofmaler Joseph Stieler (gest.
1858), aus, bereiste sodann 1836 und 1837 Italien und studierte in Florenz und Rom die Quattro- und Cinquecentisten. Bald
nach seiner Rückkehr begann er in München das Porträtmalen, worin er so große Erfolge erzielte, daß
er mit Aufträgen überhäuft wurde. Seine Bilder sind von edler, würdiger Auffassung und großer Ähnlichkeit, wenn auch
nicht mit der jetzt von andern erreichten Meisterschaft gemalt. Dahin gehören: die Leuchtenbergsche Familie, der König
Ludwig I. von Bayern, der König Oskar von Schweden (1849) und dessen Familie,
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der Kaiser von Österreich (1852), später auch König Ludwig II. von Bayern. Schon in den 50er Jahren ergriff er mit Eifer
auch die Genremalerei, bisweilen das mythologische Fach, wählte aber im Genre für seine bedeutende Kraft oft nur unbedeutende
Stoffe, z. B. aus dem mythologischen Fach: Hebe den Adler tränkend, eine sehr poetisch dargestellte Aurora,
und im Genre: allgemeine Landesbewaffnung, das überaus ergötzliche Violinsolo mit Begleitung (1855), der kleine Republikaner,
der Meraner Hirtenknabe, Lieder ohne Worte, Abendandacht etc.
Wilhelm, Historienmaler, geb. 1815 zu Villingen im Schwarzwald, wurde von seinem
Vater auf die Akademie in Wien geschickt, wo er sich anfangs dem Genre widmete, bis er in das Atelier
von Kupelwieser (gest. 1862) trat, unter dessen Leitung er sich ganz der religiösen Historie
zuwandte. Nachdem er dort bis 1840 geblieben war, ging er nach Italien, besuchte Venedig und Bologna und ließ sich für
mehrere Jahre in Rom nieder, wo er sich besonders an die dort weilenden Düsseldorfer Maler der Apollinariskirche,
Deger, Ittenbach und die Brüder Müller, anschloß.
Infolge einer Krankheit kehrte er 1843 nach Deutschland zurück und begann hier eine umfangreiche Thätigkeit in der religiösen
Historienmalerei, namentlich für badische Kirchen; nur hin und wieder brachte er Genrebilder und Porträte. Die nennenswertesten
jener zum Teil wenig bekannt gewordenen Kirchenbilder, die wegen ihres akademischen Beigeschmacks und etwas kalten Kolorits
nicht immer günstig beurteilt wuvden, sind: die Bergpredigt und Christus segnet die Kindlein (Münster zu Altbreisach),
Himmelfahrt Christi und die vier Evangelisten (protestantische Kirche zu Freiburg
i. Br.),
Predigt des heil. Gallus am Bodensee (1865, Gallerie in Karlsruhe), Laurentius
auf dem Weg zum Feuertod auf dem Rost (Kirche zu Neudenau), Christus segnet die Kinder (Pfarrkirche zu Villingen) sowie einige
Kartons zu den Glasmalereien im Münster zu Freiburg.
Mehrere seiner humoristischen Darstellungen, teils Aquarelle, sind im Kupferstichkabinett
zu
Karlsruhe. Seit 1852 badischer Hofmaler, lebt er in Freiburg.
(spr. düwoh), Antoine Jules, franz. Illustrator
und Maler des Soldatenlebens, geb. 1818 zu Bordeaux, Schüler von Charlet, lieferte viele geistvolle
Zeichnungen für illustrierte Journale, ferner Lithographien und Radierungen. 1860 machte er eine Reise nach Sicilien. Unter
seinen ebenfalls zahlreichen Bildern, großenteils Schlachten- und Genrestücken, nennen wir außer den
für die Gallerie in Versailles gemalten: Kampf bei Velisy (1852) und Episode aus dem Sturm auf Sebastopol (1857), nur einige
der letzten Jahre: sterbender Kürassier, Tod des Obersten v. S. bei Magenta, Schlacht bei Gravelotte,
Episode aus dem Kampf bei Loigny, das Innere eines Pferdestalls (Aquarell), Bürgergeneral einer Halbbrigade (1878).
(spr. düwärschéh), Théophile Emanuel, franz.
Genremaler, geb. zu Bordeaux, war anfangs nur Stubenmaler, widmete sich in seinen Mußestunden
dem Kopieren von Genrebildern und brachte es ohne Lehrer durch Fleiß und Beharrlichkeit allmählich zu Leistungen, die ihn
zu einem der beliebtesten Genremaler machten. Seine Bilder behandeln sowohl tief ergreifende Vorgänge
aus dem Familienleben als auch heitere, die er mit vielem Humor ausstattet. Sie sind warm und klar im Farbenton. Dieser verschiedenen
Art sind z. B.: die Erwartung, die Hausmannskost des Großpapas (1861), das letzte Sakrament
(1862), das Blindekuhspiel (1864), die reuige Tochter (1866), der erste Jugendstreich (1868), kindliche
und mütterliche Sorge (1870), das Nachsitzen (1872), zu große Dankbarkeit
(1876), die Genesung, Ertappt! etc. Er hat seinen gewöhnlichen Wohnsitz
in Ecouen bei Paris.
Joseph Laurens, belg. Genremaler, geb. zu Lier (Provinz Antwerpen), erhielt seinen ersten Unterricht
von Thielemans und wurde dann Schüler von Wappers in Antwerpen, bei dem er den Grund zu der meisterhaften
Technik seiner meist nur kleinen Bilder legte, die ihm auch wegen
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der Ähnlichkeit der Gegenstände den Beinamen des «belgischen Gerard Dou» zuzog. Sie sind meistens höchst einfach im Motiv
und von überaus sauberer Ausführung, kamen aber nur selten auf die Ausstellungen, da sie schon auf der Staffelei ihren
Käufer fanden. Zu den bedeutendsten gehören nach seinem Debüt: die Liebeserklärung (1834) folgende:
die väterliche Unterweisung, die Klavierstunde (Familienbild in der Weise des FranzHals), die Haushaltungsrechnungen, die
schon in ihrem Namen an die alten holländischen Feinmaler erinnernde Spitzenklöpplerin, der Gemüsemarkt (1841), die Erzählungen
der Großmutter, die Spinnerin, der besonders meisterhafte blinde Bettler (1852, eins seiner Hauptbilder, im Museum moderner
Meister zu Antwerpen).
Sodann aus den Jahren 1853-1858: die stickende Dame, die Brauttoilette, die Seemannswitwe (Hauptbild), Mutterliebe u. a.,
und aus den letzten Jahren: die reuige Magdalena, das geteilte Frühstück, das im Wald verirrte Kind, die Straßensängerin,
die Siesta, die junge Hirtin (1878), der idyllisch-reizende, einer heiligen Familie nicht unähnliche
Erstgeborne (1879) und die gute Nachricht. 1841-54 war er Professor an der
Akademie in Antwerpen, 1870 wurde er Mitglied derselben.
(spr. dei'r), Charles Gifford, amerikan. Architektur- und Landschaftsmaler, geb. 1846 zu
Chicago, widmete sich zuerst dem Seedienst, gab diesen Beruf aber aus Gesundheitsrücksichten auf und ging nach Europa, um
Künstler zu werden. Anfangs machte er seine Studien in Paris, sodann bezog er die Akademie in München
(1871), lebte mehrere Winter in Rom, mehrere Sommer in Venedig und machte Studienreisen nach Ägypten und Syrien. Zu seinen
bedeutendsten Bildern gehören: die St. Marcuskirche in Venedig, Venedig am frühen Morgen, der Morgen an der Riva in
Venedig, historisches Stillleben im 17. Jahrh. und: unter den
Kuppeln von St. Marcus. Seit 1876 ist er Schüler von David
Neal in München.
Gustav, Architekt, geb. zu Halberstadt, war Schüler der Berliner Kunst-
und Bauakademie, bereiste für seine Studien Italien und Frankreich, war bei der Erweiterung des Rathauses
in Magdeburg thätig und ließ sich in Berlin nieder.
Anfangs dem gotischen Stil geneigt, baute er später im Stil einer
freiern Renaissance und erstrebte auch eine angemessene Verbindung der Malerei und Skulptur mit den Bauwerken.
Über seine
bauliche Thätigkeit in Gemeinschaft mit Julius Benda s. d. (S. 41).
Fritz, Landschaftsmaler, geb. 1835 zu Lauterbach (Großherzogtum Hessen), war anfangs Pharmaceut und widmete sich
erst 1856 in Darmstadt der Malerei, worauf er 1857 in Karlsruhe unter Schirmer seine Studien fortsetzte. Von hier und von
Düsseldorf aus, wo er sich 1861 niederließ, machte er in die bayrischen Hochgebirge und die Tiroler
Alpen, nach Oberitalien und dem südlichen Frankreich Studienreisen, die ihn zu einem sehr tüchtigen Landschaftsmaler bildeten.
Seine Bilder, meistens aus den Wäldern und den Gebirgen Mitteldeutschlands entnommen, sind von anziehender Komposition,
korrekter Zeichnung und von sehr wohlthuender, naturwahrer Färbung; z. B.: Gebirgsgegend
(1862), Rhönlandschaft, hessische Sommerlandschaft (1864), Landschaft aus Südtirol, Waldesausgang,
aus dem Ilsethal im Harz, Herbstlandschaft aus dem Teutoburger Wald, am Ukleisee in Holstein (1880) und mehrere andre nur
Waldlandschaft betitelte.
Ernst, Architekt, geb. 1804 zu Hannover, widmete sich dort der Baukunst unter
dem Hofbaurat Wittig und bildete sich dann in Karlsruhe unter Weinbrenner weiter aus. Nach dessen Tod
(1826) machte er Studienreisen in Italien. In seine Vaterstadt 1829
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zurückgekehrt, entwickelte er als Architekt und Lehrer eine reiche Thätigkeit, die nur hin und wieder durch Reisen nach
Petersburg, England und abermals nach Italien unterbrochen wurde. Weder sein erster Versuch, den florentinischen Palaststil
des Bruneleschi und Benedetto da Majano (15. Jahrh.), noch der spätere, die englische Gotik
auf hannoverschen Boden zu verpflanzen, waren von Erfolg gekrönt; doch baute er nach dem Vorbild des
Palastes Riccardi die polytechnische Schule (1835-37), gleichfalls im florentinischen Stil das Zeughaus am Waterlooplatz
(1849 vollendet), das Kadettenhaus, das Provinziallandtagsgebäude (englisch-gotischer Stil) und eine Reihe von bedeutenden
Privatgebäuden.
Adolf, Genremaler, geb. zu München als Sohn des
trefflichen Schafmalers Robert E. (gest. 1860), bezog schon ziemlich früh die dortige Akademie und wurde Schüler
von Karl v. Piloty, unter dem er sich zu einem tüchtigen Koloristen ausbildete, dem es dabei an tiefer Auffassung der Gegenstände
und treffender Charakteristik keineswegs fehlt. 1861 debütierte er mit der Pfändung der letzten Kuh,
die durch ihre Einfachheit und ergreifende Wahrheit Glück machte. Später folgten: der vergebliche Versuch, Vorpostenscene,
Lagerschule aus dem Dreißigjährigen Krieg, Einquartierung von Panduren, Liebesgeständnis, verunglückte Musikprobe, verschiedene
Scenen aus dem Volksleben in Oberbayern, der Hochzeitstag, nach der Taufe, Unterricht auf der Zither, die alte Innsbruckerin
mit ihrer Enkelin, der Brauttanz, das sehr innige Tischgebet und das 1879 in München ausgestellte Genrebild:
der erste Rehbock.
Georg, Architekt, geb. zu Linden in Mittelfranken, besuchte, um sich
dem Baufach zu widmen, von 1833 an die polytechnische Schule in Nürnberg, kam nachher unter die specielle Leitung
des trefflichen Gotikers v. Heideloff (gest. 1865), dem er bei der
Ausschmückung der Stiftskirche in Stuttgart, bei der Wiederherstellung und dem Neubau der Feste Koburg behülflich war.
Ebenso war er 1840-42 bei
dem von Heideloff erbauten Schloß Liechtenstein bei Reutlingen beschäftigt und in den nächsten
Jahren wiederum in Thüringen bei der Dekoration des von Döbner erbauten Schlosses Landsberg bei Meiningen.
Nachdem er dann etwa zehn Jahre lang für den Württembergischen Altertumsverein thätig gewesen, schmückte er 1855 für
Stüler das Schloß Hohenzollern in Schwaben, restaurierte den gotischen Dom in Erfurt, den Kreuzgang (Übergangsstil) der
Stiftskirche zu Aschaffenburg und die romanische Kirche St. Emmeran in Regensburg. Eine treffliche Publikation
von ihm ist in Chromolithographie «Das Volkamersche Fenster der St. Lorenzkirche
in Nürnberg» (1848). Er ist Professor der Architektur zu Nürnberg.
1) Anton, einer der jüngern Genremaler in Wien, Schüler von Waldmüller, strebt in seinen Bildern,
die den Stempel großer Begabung an sich tragen, nach absoluter Naturwahrheit, läßt sich aber leicht
zu einer allzu großen Produktivität verleiten. Außer dem Genre, worin er sich vorzugsweise in der Darstellung von Kinderscenen
bewegt, z. B. Mutterglück, Morgenschläfchen, Bilderbuch, Kinder im Wald, aber auch größere Bilder, z. B. Zitherspieler,
Husarenattake, vor und nach dem Bad, Maurer auf dem Dach, liefert, kultiviert er mit Glück das Porträt,
z. B. Brustbild des Fürsten Alfred Windischgrätz im Stiftersaal des Künstlerhauses in
Wien.
2) Karl, Landschaftsmaler, geb. zu Stuttgart, bildete sich anfangs auf der dortigen
Kunstschule in dem ideal-historischen Stil seines Lehrers Steinkopf (gest. 1861), schlug dann
aber infolge einiger Studienreisen im bayrischen Gebirge, in Italien (Rom), Holland und Frankreich eine
realere Richtung ein. Seine Landschaften sind von großartiger Auffassung, korrekter Zeichnung und glänzendem Kolorit. Dahin
gehören aus den 70er Jahren: Buchenwald mit durchziehender Schafherde (1871, Hauptbild), Waldeingang im Gebirge, Abendstimmung
(1873), ein Hochwald, Waldinneres (1874), endlich 1879 in München:
Kastanienwald in Südtirol und Hammerschmiede im Wald.
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Joseph, Bildhauer, geb. zu Legau (Schwaben), arbeitete sich im Kampf gegen viele Widerwärtigkeiten
vom Steinmetzgesellen durch eigne Kraft und ohne Lehrer zu einem geachteten Künstler empor; denn sein Besuch der Stuttgarter
Kunstschule und später der Ateliers von Widnmann und Knabl in München war ein zu kurzer, um dauernden
Einfluß zu üben. Er begann mit Büsten fürstlicher Personen und ging dann zu lebendig aufgefaßten Tiergruppen über,
z. B. der Kampf um den Liebling (Erzguß), dazwischen aber auch Bildwerken, wie ein Eccohomo, eine Mater dolorosa und eine Gruppe: der Waisenschutz. Sein bedeutendstes Werk ist bis jetzt die schöne
Gruppe: Kampf des Pirithoos um Helena und seine neueste Arbeit eine Reliefbüste des Fürsten von Sayn-Wittgenstein für
den Kaiser von Rußland.
Karl, Bildhauer, geb. zu Kassel, war bis zu seinem 20. Jahr Schüler
der dortigen Akademie, lebte dann ein Jahr in München und vollendete seine Ausbildung unter Hähnel in
Dresden, unter dessen Leitung er seine ersten Bildwerke schuf, die allgemein gefielen: Bronzestatuetten eines tanzenden Satyrs
und einer tanzenden Bacchantin (beide in der Nationalgallerie in Berlin), die ihm mehrere Medaillen einbrachten. Nachdem
er sich 1870 in Italien aufgehalten hatte, ließ er sich in Dresden nieder und wurde bald mit größern
Aufträgen bedacht, meistens allegorischen Bildwerken, in denen ein durch die wahre Kunst veredelter Realismus herrscht.
Es sind für die neue Gemäldegalerie seiner Vaterstadt Kassel an der Außenseite acht Karyatiden in Sandstein und für das
herrliche Treppenhaus im Innern acht lebensgroße Statuen der kunstübenden Länder (1879 erst vier aufgestellt),
für das neue Hoftheater in Dresden eine Bacchantin und ein Satyr, für das Innere der Albrechtsburg zu Meißen die Statue
des Kurfürsten Friedrich des Streitbaren und für das Polytechnikum in Braunschweig die kolossalen Sandsteinstatuen der Kunst
und Wissenschaft, von der Jugend umgeben.
Christ. Frederik Emil, dän. Marinemaler,
geb. zu
Kopenhagen, besuchte 1846-53 die dortige Akademie, bildete sich aber als Marinemaler eigentlich selbständig aus.
Mit Privatunterstützung
bereiste er 1853 Deutschland und Italien, kehrte 1856 zurück, machte aber 1873 noch weitere Reisen nach Italien, Frankreich
und England.
Von seinen trefflichen, meistens in Dänemark gebliebenen Marinen nennen wir nur: Partie
aus Venedig, Fischer suchen Land während eines Sturms (1862), Fischer in einer Jacht.
Karl Paul Themistokles von, Landschaftsmaler, geb. zu Athen, kam schon als zweijähriges
Kind mit seinen Eltern nach Deutschland, wo er bis 1850 lebte; dann zog er mit ihnen nach Konstantinopel und
von da 1857 nach Potsdam, wo er den ersten Unterricht in der Kunst von dem Landschaftsmaler Gust.
Wegener erhielt. Nachdem er 1861-63 Schüler von Oswald Achenbach gewesen war, bereiste er die Schweiz und Deutschland, konnte
sich aber erst nach dem Krieg von 1870/71, den er als Reserveoffizier im westfälischen Ulanenregiment
mitmachte, völlig der Malerei widmen. Zu diesem Zweck unternahm er größere Reisen durch die europäische und asiatische
Türkei und nach den nördlichsten Gegenden Europas.
Dann ließ er sich in Düsseldorf nieder und brachte die Früchte dieser Reisen in Bildern, die nicht nur landschaftlich
von hohem Wert, sondern auch durch ihre mannigfaltige Staffage von ethnographischem Interesse sind. Dahin
gehören: der Platz bei der Moschee Jeni Dschami in Stambul und die Chanstraße daselbst (1873), die zuerst 1873 ausgestellten
sechs Landschaften aus Island, die uns alle Schauer des hohen Nordens vorführen, das Nordkap, der Vöringsfoß in Norwegen
und Abend am Bosporus (1875), Brussa in Kleinasien (1876),
Motiv von der norwegischen Küste (1877) u. a.
Karl, Landschaftsmaler, geb. 1834 zu Weimar als Sohn des bekannten Privatsekretärs
von Goethe, durch den die Neigung zur Kunst schon früh in ihm geweckt und belebt wurde. 1849 wurde er Schüler von Preller,
folgte aber
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