Zeichnen und Schnitzen. Darin wurde er so geschickt, daß er zu Nürnberg in eine Silberplattierfabrik trat, wo er Gefäßformen
bildete und bereits viele künstlerische
Modelle lieferte. Diese Arbeiten und besonders eine Nachbildung der berühmten betenden
Madonna fesselten 1840 die Aufmerksamkeit
Rauchs, der nach Nürnberg gekommen war und ihm den Eintritt
in sein Atelier anbot. So kam er nach Berlin, wo er zwar anfangs infolge seiner bisherigen mittelalterlichen Anschauungen
in der Plastik große Schwierigkeiten fand, sich aber doch das Verständnis der Körperformen und der Gewandung nach den
Grundsätzen der Antike so bald aneignete, daß er eine Kopie der Rauchschen Statue der Königin Luise
machen und sich bei der dekorativen Ausschmückung des Museums beteiligen konnte. 1842 kehrte er auf eine Zeitlang nach Nürnberg
zurück und schuf für eine Kirche in Dinkelsbühl die kolossale Halbfigur eines Christus in Hautrelief, die noch viel von
der altdeutschen
Härte der Formen zeigte.
Ganz anders eine treffliche Statuette der Schauspielerin Rachel (1850) und mehrere dann folgende Medaillonporträte.
Ebenso frei von jenem mittelalterlichen Stil sind: die Sandsteinfiguren für die Schloßkirche in Sagan, namentlich ein Kruzifix
daselbst, eine Büste der Herzogin von Sagan, ein herrlicher Auferstehungsengel für das Familiengrab des Grafen von Pourtalès
und eine Kolossalstatue Isaak
Newtons im Nationalmuseum zu Pest. Nachdem er dann noch die Figuren am Denkmal
der Universität Greifswald und zwei Standbilder für die Universität in Königsberg ausgeführt hatte, schuf er sein edelstes
Werk, die Erzstatue
Arndts in Bonn (1865), die das Charakteristische der biedern Persönlichkeit mit dem idealen Ausdruck
meisterhaft verbindet. Ebenso trefflich ist eine Marmorstatue der Penelope in Elberfeld und neuerdings
mehrere Grabmonumente von edler, tiefer Empfindung. Er ist
Ritter des Roten Adlerordens vierter Klasse und des österreichischen
Franz-Josephsordens.
(spr. anjéni),Eugène, ital. Historien- und Monumentalmaler,
geb. 1819 zu Sutri bei Rom, einer der besten
Schüler von Fr. Coghetti (gest.
1875), hatte sich bereits in mehreren Fächern der Malerei hervorgethan, als er infolge seiner Teilnahme
an der Revolution 1848 flüchten mußte und sich in Genua, später in Paris niederließ. Von dort zog er 1869 wieder nach
Florenz, wo er mehrere öffentliche und Privatgebaüde mit Malereien schmückte. Zu seinen Hauptwerken gehören: eine Scene
aus der Inquisition, Abraham führt seinen Sohn Isaak zum Opfer, der aus dem Meer gezogene Leichnam der Sappho (in zwei Bildern),
das Freskobild des triumphierenden Italien (für den Marquis F. Piama), seine Historienbilder im Palast Rocca, Eva, die beim
Anblick der Schlange erschrickt, die Entwickelungsstufen des menschlichen Lebens (sechs Zeichnungen)
und die Schatten der großen Florentiner.
(spr. óhl-),Lea, schwed. Münz- und Medaillenstempelschneiderin,
geb. zu Stockholm, Tochter des Münzgraveurs
Ludwig Pettersen Lundgren, widmete sich nach beendetem Schulkursus
der Kunst, trat durch Vermittelung von Qvarnström in die dortige Akademie, lernte unter Leitung ihres Vaters das
Gravieren und verschaffte sich durch Arbeiten die Mittel, 1851 nach Paris zu gehen, wo sie sich in
Toussaints Atelier
im
Modellieren und bei verschiedenen Graveuren im
Gravieren vervollkommnete. 1853 kehrte sie nach Stockholm zurück, wurde
nach dem Tod ihres Vaters Stempelschneiderin der königlichen Münze, heiratete 1854 den Ornamentbildhauer Karl A. aus Braunschweig
und schnitt alle Stempel der Kupfer- und Silbermünzen unter Oskar I. und Karl XV., gravierte auch alle Medaillen, welche
die Akademien der Künste und der Wissenschaften sowie die verschiedenen Korporationen seit 1853 prägen ließen.
JosephMatthäus, Porträtmaler, geb. zu Wien, kam als Sohn eines Goldschmieds
mit seinem zwölften Jahr bei einem Juwelier in die Lehre, ergriff aber nach
Ablauf der Lehrzeit, seinem
innern Beruf folgend, die Malerei und trat in das Atelier
Amerlings, wo er bis 1838 lernte. Dann widmete er sich ausschließlich
dem Porträt
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und erlangte hierin einen bedeutenden Ruf. Als er aber 1848 an den politischen Unruhen sich beteiligte und Kommandant der
Wiener akademischen Legion geworden war, wurde er verhaftet, zum Tode verurteilt und nur auf besondere Fürsprache einflußreicher
Personen begnadigt. Später bereiste er Deutschland, Italien und Frankreich und führte ein sehr wechselvolles,
bewegtes Leben. Die bedeutendsten seiner durch charakteristische Auffassung, kräftigen, breiten Vortrag, warmes Kolorit
und bei den Damen durch schwärmerischen Ausdruck der Augen ausgezeichneten Porträte sind: das des Dichters Lenau, als Skizze
im Irrenhaus zu Döbling gemalt (vgl. Frankl, Zu Lenaus Biographie, Wien 1854), des KaisersFranz Joseph und der Kaiserin
Elisabeth in Lebensgröße, der Dichter Grillparzer, Halm, Feuchtersleben, Betty Paoli, des Komponisten Rubinstein, des Mediziners
Oppolzer u. a. Für den Kaiser Maximilian von Mejiko malte er eine Reihe von Kopien der Gemälde des Belvedere, ebenso für
den Herzog von Koburg und eine Anzahl Porträte der Stifter für das neue Künstlerhaus in Wien.
Iwan Konstantinowitsch, russ. Marinemaler, geb. zu
Feodosia in der Krim, trat, da er schon in früher Jugend ein großes Zeichentalent offenbarte, 1833 als Schüler in die
Akademie zu Petersburg und wurde, als der französische Maler Philippe Tanneur dorthin kam, dessen Schüler. Von 1837 an
machte er selbständige Studien und stellte noch in demselben Jahr mehrere Bilder aus, welche die Aufmerksamkeit
des Kaisers auf sich zogen, der ihn in den Stand setzte, längere Studienreisen in der Krim, in Mingrelien und 1840 auch
in Italien zu machen.
Dort malte er in Neapel seine ersten durchschlagenden Bilder: die neapolitanische Flotte, eine Nacht
in Neapel, Wirbelwind auf dem Mittelmeer vor dem Molo von Neapel, die Insel Capri u. a., in
denen er ein entschiedenes Talent für die Schilderung des bewegten Meers und die Mannigfaltigkeit der Beleuchtung zeigte.
Nach einigen Reisen in Holland, England und Spanien kehrte er 1844 nach Rußland zurück und
malte für
den Kaiser mehrere Ansichten von Punkten am Finnischen Meerbusen.
Dann ließ er sich 1845 in seiner Vaterstadt nieder und entfaltete in Marinen und Seeschlachten, in Sonnen- und Mondbeleuchtung
und Nachtstücken eine gewaltige Produktivität, die ihn bei seiner großen Kunstfertigkeit auch zu einer dekorativen Manier,
zu Effekten von absichtlicher Seltsamkeit und zu einer grellen, naturwidrigen Färbung brachte. In seine
bessere Zeit fallen noch: einige Seestücke aus der russischen Kriegsgeschichte (im Winterpalais zu Petersburg), eine treffliche
Ansicht von Kertsch aus dem Jahr 1846, mehrere Seeschlachten aus dem Türkenkrieg, die in Charkow gemalte kleinrussische
Steppe mit ochsenbespannten Wagen und die 1856 in Paris entstandenen Landschaften des vierfachen Reichtums
von Rußland. Zu den flüchtigen oder unwahren Effektstücken gehören dagegen z. B.: ein
Sonnenaufgang auf dem Schwarzen Meer, Sonnenuntergang in Venedig, der Nebel auf dem Meer, die Erschaffung der Welt und die
Sündflut.
(spr. äs'läng), Eugène, franz. Bildhauer, geb. zu
Paris, talentvoller Schüler von Ramey und Dumont, widmete sich vorzugsweise, der neuern Richtung der Franzosen folgend, der
Darstellung anmutiger Frauen- und Mädchengestalten in naturalistischer Behandlung der Formen, oft mit einer gewissen Mischung
von Unschuld und von Sinnlichkeit, ohne tiefern geistigen Gehalt, aber mit großer technischer Geschicklichkeit, schuf daneben
aber auch einige Heiligengestalten für Pariser Kirchen. Zu jenen weiblichen Gestalten gehören: Nyssia im Bad, eine Psyche
mit der Lampe (Museum des Luxembourg), eine Hebe, eine besiegte Amazone (1875) u. a.
in den Museen von Montpellier und Nantes;
ebenso die Statue des Tanzes am Théâtre du Châtelet (1861), die Figur der
Idylle an der Fassade der Großen Oper, und zu den Heiligengestalten die des Cyrillus und des Gregorius in der Kirche Ste.
Trinité sowie Januarius und Honorius in der Kirche St. Roch, außerdem mehrere Idealbüsten. 1867 wurde er Ritter der Ehrenlegion.
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Cavaliere Giovanni, ital. Bildhauer und Professor der Skulptur in Turin,
geb. zu Varallo im Sesiathal (Piemont), erlernte die Kunst zuerst auf den Akademien
zu Mailand und Turin und ging, nachdem er in einer Konkurrenz den Preis davongetragen, nach Rom, wo er Thorwaldsens Schüler
wurde und 16 Jahre blieb, bis ihn die Königin Marie Adelaide nach Turin berief, wo er zunächst das
herrliche Grabdenkmal der Königin Maria Christina (Cistercienserabtei Haute-Combe in Savoyen) u.
für Turin die kolossalen Statuen des Philosophen und Patrioten Gioberti (gest. 1852) und des
in Turin gebornen Mathematikers Lagrange (enthüllt 1867) schuf. Andre treffliche Arbeiten von ihm sind:
eine Jägerin aus dem Gefolge der Diana und (im Gebäude der Turiner Universität) der Arzt Alessandro Riberi, die Statue
des Ackerbaus am Palast Carignano u. mehrere Grabdenkmäler auf dem dortigen Campo Santo. Viele
seiner Werke sind in Rußland, England und Amerika.
André Joseph, franz. Bildhauer, geboren zu Toulon, war
in Paris Schüler von Dantan, Guillaume und Cavelier.
Unter seinen Werken von origineller, geistvoller Auffassung und naturwahrem
Ausdruck sind zu nennen die Reliefs: Hekuba findet den Leichnam ihres Sohns Polydor, der Traum eines Dichters, der Tanz, die
Versuchung (1876, Marmorgruppe) sowie neuerdings (1879) die Gruppe: der Abschied
der Alkeste.
(spr. allassöhr), Jean Jules, franz. Bildhauer,
geb. zu Paris, Schüler von David d'Angers und der École des beaux-arts. Auf sein erstes,
besonders erfolgreiches Werk: der aus dem Wasser gerettete Moses (in Gips 1853, in Marmor 1859), folgten Porträtstatuen
und allegorische Arbeiten für öffentliche Denkmäler, z. B.: das Bronzestandbild
Rotrous (1866) für die Stadt Dreux, der heil. Joseph (1867) für die Kirche St. Etienne du Mont,
der heil. Karl Borromäus (für dieselbe Kirche), die Statuen Malherbes, der Skulptur, der Flußfischerei
u. der Leukothea (Hof des Louvre). 1867 wurde er Ritter der Ehrenlegion.
(spr.
lallmang), Siegmund L', österreich.
Schlachtenmaler, geb. zu Wien, wurde schon in früher Jugend für die Kunst bestimmt
und erlernte sie unter seinem Oheim Fritz L'A. (gest. 1866), der gleichfalls Schlachtenmaler war, und später auf der Wiener
Akademie unter Ruben. Seine ersten bedeutenden Bilder waren die aus dem schleswig-holsteinischen Krieg,
den er 1864 mitmachte, z. B.: die Erstürmung des Königsbergs und das sehr naturwahre, vorzüglich
gezeichnete und gemalte Gefecht bei Översee.
Auch im italienischen Feldzug, an dem er 1866 teilnahm, machte er künstlerische Studien. Besonderes Aufsehen erregte 1867 auf
der Ausstellung in Paris durch die Lebendigkeit der Darstellung und die Feinheit der Farbenstimmung sein
Sieg der Österreicher unter Daun bei Kollin. Dann folgten: die an interessanten Momenten reiche Schlacht bei Caldiero, Scenen
aus dem italienischen Krieg von 1859 und die Schlacht bei Custozza 1866, die, wie fast alle dieser Art, großes Talent für
Komposition und feine Durchführung der Details, aber eigentlich kein leidenschaftliches Getümmel und
wenig Pathos zeigen. Unter seinen Bildern aus den letzten Jahren nennen wir nur das treffliche Genrebild: der stumme Hülferuf
(Scene aus der polnischen Revolution), ein Reiterporträt des Generals Laudon (Pariser Ausstellung 1878) und: Sieg des österreichischen
Armeekorps unter dem Prinzen Josias von Koburg über die Türken bei Martinestie (Münchener
Ausstellung 1879).
(spr. -häm), Helen, geborne Paterson, engl. Genremalerin, geb. 1848 zu Burton upon Trent
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(Staffordshire), zeigte schon früh eine große Neigung zur Kunst, besuchte die Zeichenschule in Birmingham und trat dann 1867 in
die Londoner Akademie. 1868 ging sie nach Italien und stellte zuerst 1874 unter dem Namen Helen Paterson die Genrebilder:
das Milchmädchen und Wart' auf mich! aus, die, wie alle ihre folgenden, von großer Frische und Naivität
der Auffassung, kräftigem Kolorit und sorgfältiger Ausführung sind. 1875 brachte sie als Frau A. die Aquarelle: junge
Kunden und Frühlingstag, 1877 den Garten des Chelsea-Hospitals, 1878 den Badeplatz. Mehrere ihrer besten Bilder sind in
der Dudley-Gallerie. Sie ist auch sehr geschickt in Illustration für den Holzschnitt, z. B.
für die Zeitschriften: «The Graphic» und «CornhillMagazine».
(spr. allongschéh), Auguste, franz. Zeichner
und Landschaftsmaler, geb. zu Paris, Schüler von Cogniet, machte sich zuerst 1868 durch meisterhafte landschaftliche
Küstenzeichnungen bekannt, von denen er manche auch noch in den letzten Jahren ausstellte, z. B.:
der Sumpf bei Moulin Frou in der Sologne (1876), die Hütten von Méluzien, die Mühle Guéreau daselbst
u. a. Ebenso geschätzt sind aber auch seine Stimmungslandschaften, Flußbilder und Marinen
etc., z. B. sein Hauptbild: das Meer (1874, Museum in Havre).
Lourens, einer der bedeutendsten, eigentümlichsten Maler der Gegenwart, dessen fast ausschließliches
Fach die Schilderung des öffentlichen und Privatlebens der alten Völker ist, das er mit einer Fülle
von archäologischem Wissen in wunderbar vollendeter Weise behandelt. Geboren zu Dronryp in Friesland als Sohn
eines Notars, fand er, wie viele Künstler, anfangs große Hindernisse gegen seine Neigung zur Kunst. Schon auf dem
Gymnasium zu Leeuwarden fesselte ihn bei der Lektüre der alten Klassiker das Leben der Griechen und Römer in hohem Grad;
er setzte es daher durch, daß er 1852 nach Antwerpen auf die Akademie ging, wo er zwar Schüler von Wappers und Dyckmans
wurde, aber viel mehr von der archaistischen Weise des Leys, in dessen
Atelier er 1859 trat, und von
dem Verkehr mit dem Archäologen de Taye beeinflußt wurde. Er nennt sich daher gern nur einen Schüler von Leys, strebte
aber nicht nach altertümelnder Manier der Darstellung, wie sein Lehrer sie ausgebildet hatte, sondern nach höchster Vollendung
der modernen Technik.
Das erste Werk, das, von ihm selbständig ausgeführt, einen durchschlagenden Erfolg hatte, war 1861 die Erziehung der Söhne
Klothildens, der Gemahlin Chlodwigs, das in den Besitz des Königs der Belgier überging. Da er in dieser Weise eine künstlerische
Individualität dargelegt hatte, trat er Reisen an und besuchte im Lauf der Jahre Köln, London wiederholt,
Italien und Paris. Jenem ersten Werk folgten in den nächsten Jahren: 1862 der ebenfalls sehr gelungene Fortunatus, der Held
des bekannten Volksromans aus dem Anfang des 16. Jahrh.;
1863 das Bild: wie man sich vor 3990 Jahren unterhielt, das durch
seine bis dahin gänzlich unbekannte Darstellung des altägyptischen Lebens das größte Interesse erregte,
zumal da es auch technisch und koloristisch von höchster Bedeutung war;
1864 Fredegunde und Prätextatus, 1865 ein ägyptisches
Spiel und Catullus bei der von ihm gefeierten Lesbia, 1866 der Eingang in ein römisches Theater, 1867 die in Paris ausgestellte
Mumie, die an Farbenpracht sein erstes ägyptisches Bild noch übertrifft und in den Details ein ungemeines
antiquarisches Studium verrät.
Unter den dann fast alle Jahre folgenden sind die interessantern: Phidias bei seiner Arbeit
amFries des Parthenon, Tarquinius Superbus mit den Gesandten seines Sohns Sextus, der römische Kunstliebhaber, der pyrrhichistische
Tanz, ein römisches Interieur (besser: die Genesende), ein römischer Kaiser, d. h. eine sehr krasse
Scene der Ermordung des Caligula, der Kämmerer des Königs Sesostris, das 1872 besonders in Deutschland bewunderte, in Paris
ziemlich kühl aufgenommene Fest der Weinlese im alten Rom, der Tod des erstgebornen Sohns des Pharao, Joseph als Intendant
des Pharao, die Audienz bei Agrippa, der höchst pikante Claudius Imperator, der
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Improvisator, das Bildhaueratelier (1878) und als das neueste (1879 ausgestellt) die freilich
nicht zu seinen Meisterwerken gehörende Morgengabe der Galeswintha. Wie er 1878 auf der Pariser Ausstellung eine höchst
interessante Auswahl seiner Bilder hatte, so auch 1879 in München das genannte Bildhaueratelier, den Spiegel, die Witwe
und das reizende Bildchen: eine Frage. Fast alle diese Bilder malte er mit bewunderungswürdiger Technik
und einem in verschiedener Weise erfreulichen malerischen Eindruck, bald in hellerm Ton, bald in tieferer Färbung, aber
stets mit absoluter Vollendung. 1871 verlegte er seinen Wohnsitz von Brüssel nach London, wo 1874 bei einer Explosion in
der Nähe des Regent-Parks sein in pompejanischem Stil eingerichtetes Haus nebst seinem Atelier, das
zahlreiche Kunstschätze enthielt, großenteils zerstört wurde. - Auch seine Gattin Laura A., eine geborne Engländerin,
malt in ihres Gatten Atelier, aber nicht in seinem Stil. Bis jetzt stellte sie nur einige Genrebilder aus.
Rudolf, Aquarellmaler, geb. zu Wien als Sohn des Malers
Jakob A. (gest. 1872), trat schon mit 14 Jahren in die dortige Akademie, half seinem Vater im
Kolorieren geätzter oder auf Stein gezeichneter Ansichten und malte selbständig in Wasserfarben. Mit 16 Jahren machte er
mit seinem Vater durch Tirol und Oberitalien eine Reise, welche die lebhaftesten Eindrücke in ihm zurückließ
und ihn zu fernern größern Wanderungen bewog, auf denen er 1833 zuerst Verona und Venedig erblickte.
Die daraus entnommenen Aquarellbilder zogen ihm anderweitige Aufträge zu, so daß er 1835 seine erste Reise nach Rom und
Neapel machen konnte, wo ihm die Bauwerke wie die landschaftliche Umgebung zu zahlreichen Aquarellen
die Motive boten, aber auch seine Lust zu Reisen noch steigerten. Sie erstreckten sich 1840 namentlich auf Dalmatien, dessen
malerische Städte die Glanzpunkte seiner Studien wurden. Nachdem er 1852 auch eine Donaureise gemacht und für den Österreichischen
Lloyd in Triest eine Reihe von Donauansichten gemalt hatte, ging er auf mehrere Jahre nach
Böhmen und
malte als Aquarelle viele dortige Schlösser.
Unter seinen dann folgenden Reisen ist besonders die nach der Krim (1863) wichtig für ihn geworden, dagegen war die Ausbeute
einer Reise nach Sicilien (1867) nur gering, indem ihn die Cholera von dort vertrieb. Die Frucht aller
dieser Wanderungen war eine Fülle von Aquarellen, in denen er Landschaften, Städteansichten und Bauwerke von außen wie
von innen mit einer solchen Meisterschaft darstellt, daß er hierin unübertroffen dasteht, aber auch die Grenzen der Aquarellmalerei
nicht überschreitet.
Was ihn vor allem auszeichnet, sind das reine Naturgefühl und die Gewissenhaftigkeit, mit der er jedes
Einzelne wiedergibt ohne eine Spur von Konventionellem und ohne Haschen nach auffallenden Effekten. Dabei verbindet er mit
einer wunderbaren Schärfe des Auges die größte Sicherheit und Gewandtheit der Hand, die ihn für die Zeichnung und malerische
Ausführung der Bauwerke fast noch geschickter machen als für das Landschaftliche. Und ebenso vollendet
sind sein wahres, harmonisches Kolorit und seine lebensvolle Figurenstaffage.
Aus der großen Zahl seiner Aquarelle, die massenweise in die Hände der dadurch reich gewordenen Kunsthändler und in Privatbesitz
kamen, nennen wir als einige der bedeutendsten: Klosterhof von Monreale, Küste bei Neapel, Hafen von Palermo,
Titusbogen in Rom, Tempel der Vesta, Campo Vaccino, Brunnen in Nürnberg, Dürrenstein, das alte und das neue Wien, die Dome
zu Orvieto und zu Mailand und das Innere der Marcuskirche in Venedig. Zu seinen wenigen, im ganzen künstlerisch unbedeutenden
Ölbildern gehören: die Stephanskirche in Wien (1832) und die Aussicht auf die Giardini pubblici in
Venedig (1834, beide im Belvedere zu Wien), Straße in Innsbruck u. a. Er ist Mitglied der Akademie in Wien.
(spr. amohrí-düwáll), mit seinem vollständigen Namen Eugène Emmanuel
Pineau du Val, franz. Porträt- und Historienmaler, geb. zu
Montrouge (Seine), kam 1826 in das Atelier von Ingres und wurde dessen ausgezeichnetster Schüler. Nachdem
er
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1829 eine Reise nach Morea gemacht hatte, debütierte er 1833 mit einigen Bildnissen, die nebst einem 1834 folgenden Hirten,
der ein antikes Relief entdeckt, durch die Eleganz des Machwerks seinen Ruf begründeten. Schon damals zeigte er eine gewisse
Originalität, aber auch große Anlehnung an den Stil der ältern Italiener, worin man freilich eigne
Phantasie und Empfindung vermißte; dafür aber ist in seinen Historienbildern die Ausführung stets sauber und geschmackvoll
und in den Porträten die Charakteristik trefflich durchgeführt; überall zeigt er Wahrheit der Formen und leuchtendes Kolorit.
Von 1835-55 stellte er fast nur Porträte aus, z. B.: das seines Vaters und seines
Oheims, des Dichters Alexandre Duval (gest. 1848), des Schauspielers Geoffroy und (1855) der
Schauspielerin Rachel als Muse der Tragödie. Unter seinen historischen Bildern sind die bedeutendsten: die Fresken in der
Kapelle der heil. Philomene zu St. Merry, in der Marienkapelle von St. Germain l'Auxerrois und
die 1848-56 ausgeführten Malereien in der Kirche zu St. Germain en Laye, die neben großen Vorzügen
allerdings an jenem Mangel von Empfindung leiden. Die ganze Anmut seiner Malerei zeigt sich dagegen in den Bildern: das schlafende
Jesuskind (1857), Kopf eines jungen Mädchens (1859), Geburt der Venus (1863), junges Mädchen mit der Puppe (1864), Daphnis
u. Chloe (1865). 1845 wurde er Ritter und 1865 Offizier der Ehrenlegion.
Wilhelm, Genremaler, geb. zu Berlin, war anfangs kurze Zeit Schüler
von Herbig und lernte dann von 1839-42 unter Karl Begas. Zu seiner weitern Ausbildung begab er sich 1844 nach Paris unter
Cogniet, dessen lebensfrisches, warmes Kolorit damals eine Schar von Kunstjüngern anzog. Von dort
ging er nach Italien und hielt sich längere Zeit in Rom und Venedig auf, von wo er zwei Bilder, Gretchen am Spinnrad und
Christus am Ölberg, nach Berlin sandte (letzteres in der Gertraudtenkirche daselbst).
Nach seiner Rückkehr malte er zunächst mythologische Stoffe und Porträte, bis er in dem humoristisch-sentimentalen
Genre
das seiner poetischen Eigenart und seinem eleganten Pinsel am meisten zusagende Feld fand. Seine ersten Genrebilder
waren noch etwas empfindsam-romantisch, aber von feiner Durchgeistigung der Figuren. Den ersten bedeutenden
Erfolg hatte 1860 das Bild: Trost in Tönen, das, von wunderbarer Farbenschönheit, durch die unendliche
Innigkeit der Empfindung zur Rührung zwingt.
Obgleich bisweilen auch in das Gebiet des historischen Genres hinüberschweifend, wählte er doch gewöhnlich für seine Bilder
die Zeit des Rokokos und des Zopfes und kleidete die jungen Dämchen und indiskreten Zofen gern in dies malerische Kostüm.
Dahin gehört z. B. eins seiner Hauptbilder, die ebenso graziöse wie
humoristische Vorlesung bei Werthers (1870, Nationalgallerie zu Berlin und, mit Veränderungen, wiederholt im Besitz des
Grafen Raczynski). Im Lauf der Jahre wurde bei dem ziemlich beschränkten Kreise seiner Stoffe das Thema derselben allmählich
dürftiger; er wandte sich daher mehr auf die Ausbildung des landschaftlichen Hintergrunds und suchte
ihn durch Lichtwirkung der Grundstimmung des Bildes und den Figuren anzupassen. Ein vorzügliches Bild
aus den letzten Jahren ist: der Witwe Trost (1878, Ausstellung in Paris), das durch die Tiefe der Empfindung und die ergreifende
Stimmung großen Erfolg hatte. Mehrere seiner besten Bilder zeichnete er selbst auf Stein.
Friedrich, Porträt- und Genremaler, geb. zu Wien, hatte als Sohn eines unbemittelten
Handwerkers mit vielen Entbehrungen zu kämpfen, bis er sich durch Illuminieren von Landkarten und Kupferstichen ein kleines
Sümmchen erspart hatte. Nun versuchte er sich im Porträt und reiste nach London, um sich unter dem
damals viel geltenden Th. Lawrence weiter zu bilden. Als ihm dies gelungen war, ging er nach Paris und lernte unter Horace
Vernet. Auf diese Weise gefördert, trat er in seiner Vaterstadt mit den Historienbildern: Dido auf dem Scheiterhaufen und
Moses in der Wüste auf, die den ersten Preis errangen und ihm einen Aufenthalt in
¶