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Verlag Th. Sch röter, Obere Zäune 12, Zürich.
1904. 16. Juli. Inhalt: Meine Speisekammer im Sommer. - Küchenbriefe. - Enge Halskragen. - Einmachkunst. - Für die Küche. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Eingesandt. - Kleine Rundschau. - Inserate.
Meine Speisekammer im Sommer.
Gastronomisches Allerlei von Hildegard Orth.
(Nachdruck verboten.)
Wenn schon die Küche die Putzstube der echten, wirklichen Hausfrau sein soll, so darf man die Speisekammer mit Fug die Stätte nennen, wo sie ihre Kostbarkeiten birgt.
Ich wenigstens lege großen Wert darauf, daß hier alles, was zum Wohlbefinden und zur Behaglichkeit des Magens dient, reichlich und in bester Beschaffenheit vorhanden ist.
Ich kann auch durchaus nicht einsehen, daß es so schwierig ist, in dieser heißen Jahreszeit Speisen und Vorräte vor dem Verdorbenwerden zu schützen.
Hauptsache bleibt freilich, daß man richtig einzukaufen versteht, daß man ferner weiß, wie jeder Mundvorrat sich gegenüber der Einwirkung der Hitze verhält - und vor allem, wie die Speisekammer selber in dieser Hinsicht angebracht ist oder gehalten werden muß.
Zunächst möchte ich gegen ein Vorurteil kämpfen, in dessen Banden noch so viele Hausfrauen liegen;
sie meinen nämlich, ganz Besonderes erreicht zu haben, wenn sie beim Mieten der Wohnung eine Speisekammer bekommen, in die kein Sonnenstrahl zu dringen vermag.
Ganz im Gegenteil. Was von der menschlichen Behausung im allgemeinen gilt, - daß sämtliche Räume wenigstens einmal am Tage und für kurze Zeit von der Sonne gründlich durchschienen werden müssen - das trifft in vollem Maße auch für den Ort zu, wo die zu unserer Nahrung dienenden Lebensmittel aufgespeichert sind.
Der große hygienische Wert des Sonnenlichtes besteht bekanntlich darin, daß es mit den so schädlichen Kleinlebewesen gründlich aufräumt. Wo es fehlt, wachsen sie zu Milliarden an;
manche Hausfrau würde entsetzt sein, wenn sie sähe, wie es in so einem Speise- oder Eisschrank, den nie ein Sonnenstrahl trifft, von Mikrokokken aller Art wimmelt.
Ich wundere mich gar nicht, wenn mir eine Freundin klagt: «Meine Speisekammer ist doch so kühl, aber ich weiß nicht, wie das zugeht! Sämtliche Vorräte verderben mir sofort.» Lieber Himmel, wenn niemals in den Ecken und Winkeln, Ritzen und Fugen die Lichtwellen ihre desinfizierende Kraft zu entwickeln im Stande sind, müssen ja die Lebensmittel eine Beute der Bakterien werden, die hier schmarotzen!
Selbstverständlich braucht anderseits die Speisekammer nicht etwa einem Bratofen zu gleichen, auf dem die Sonnenhitze stundenlang brütet und alles zum Sieden bringt, was sich hier befindet. In solchem Falle, also vorzugsweise Süd- oder Westlage, empfiehlt es sich, wilden Wein oder sonst eine Schlingpflanze vor die Fenster zu bringen.
Diese ranken üppig empor und verwehren den Sonnenstrahlen tunlichst den Einlaß.
Während des Tages müssen die Fenster ununterbrochen verschlossen gehalten werden;
um so entschiedener sind sie sofort nach Sonnenuntergang zu öffnen und dann die ganze Nacht hindurch offen zu halten.
Gleichzeitig möge man die folgende Kühlvorrichtung für den Fall, daß im Raume immer noch zu große Hitze herrscht, anbringen.
Man schneidet Flanell in Streifen, die 1-1½ m lang und 20 cm breit sind.
Diese Streifen werden leichthin zu zylindrischer Form zusammengenäht und an dem einen der Enden durch ein kleines Gewicht beschwert.
Inzwischen füllt man irdene Töpfe mit Wasser, stellt sie hoch oben auf Schränke oder Gesimse, da warme Luft die Eigenschaft besitzt, möglichst emporzusteigen.
Die Enden der Flanellzylinder, an denen sich die Gewichtsstücke befinden, werden nun in das Wasser getan, während der übrige Streifen in seiner ganzen Länge herunterhängt.
Dadurch wird das Wasser ununterbrochen aufgesaugt, und indem es zur Verdunstung gelangt, verbreitet es über den Raum angenehme Kühlung. So behandelte Speisekammern erweisen sich als durchaus annehmbar.
Beim Einkauf muß man natürlich immer nur solche Lebensmittel erstehen, die keine gar zu große Neigung zur Zersetzung offenbaren.
Fische und Krebse sollen, einmal gekocht, immer ¶
möglichst schnell gegessen werden.
Das gleiche gilt von Konserven jeglicher Art. Sobald sie erst geöffnet sind, müssen sie auch ohne den mindesten Aufschub zur Verwendung gelangen.
Sonst ist ihr Inhalt selbst in einer kühl gehaltenen und gut gelüfteten Speisekammer nicht vor gesundheitsschädlichen Metamorphosen zu schützen.
Ueberhaupt gilt für die gesamte heiße Jahreszeit in bezug auf die weitaus größte Anzahl der Gerichte die Regel: Stets nur so viel kochen, wie jedesmal verzehrt wird, und vor allem möglichst wenig gewärmte Gerichte auf den Tisch bringen.
Lieber gebe ich einen Braten kalt, als daß ich ihn nochmals mit Herdfeuer in Berührung bringe.
Abgesehen davon, daß er dadurch zähe wird, büßt er auch ganz wahrnehmbar an Wohlgeschmack ein. Zu so kalten Bratenresten pflege ich die folgende, gleichfalls kalte Sauce zu geben.
Einige kleine eingelegte Gurken, ebenso Sardellen und Kapern werden recht fein gewiegt und darauf mit hartgesottenem Eigelb, Zitronensaft, Olivenöl, Senf, Pfeffer und Salz so lange tüchtig verrührt, bis sich eine vollständig gebundene Sauce gebildet hat; - sie läßt sich bei sämtlichen Fleischsorten gleich gut verwerten.
Höchst ungern wärme ich im Sommer Gemüse. Es läßt sich, wieder auf der Flamme erhitzt, niemals völlig zu dem früheren Wohlgeschmack bringen.
Ebensowenig mundet Fleischbrühe, längere Zeit hingestellt und dann von neuem verwertet.
Allein ich vermisse sie nicht, weil ich in Liebig's Fleisch-Extrakt ein wirksames Surrogat habe, das, auf gleiche Weise billig und bequem, über alle Verlegenheiten hinweghilft.
Will es ja mal ein unglücklicher Zufall, daß ich Fleisch oder Fische in ungekochtem Zustande in meiner Speisekammer beherberge, so ist erste Regel, daß ich sie niemals dem Eise nähere.
Zumal die letzteren dürfen nur trocken und selbstverständlich dabei kühl aufbewahrt werden.
Alle Fleischarten, die direkt mit Eis in Berührung gelangen, büßen dadurch an Festigkeit ein;
sie werden weich, schlüpferig und fade;
der Wohlgeschmack geht verloren.
Das Eis hält nämlich den Zersetzungsprozeß nicht nur nicht auf, sondern beschleunigt ihn sogar, weil die Feuchtigkeit, die es dem Fleisch mitteilt, allerhand Fäulnisbakterien in Menge mit sich führt.
Fische nehme ich aus, ohne sie zu schuppen, bestreue sie innen mit etwas Zucker, trockne sie recht sorgfältig ab und umwickle sie dann mit grünen Blättern;
sie halten sich so in gut gelüfteter Speisekammer ganz wohl einige Tage.
Ein vorzügliches, bisher leider wenig gekanntes Konservierungsmittel für Fleisch von Schlachttieren ist feingestoßene Holzkohle oder das Einnässen mit zweiprozentiger Borsäure.
Sollte sich trotzdem ein leichter Geruch eingestellt haben, so weicht er bestimmt, wenn man die Fleischstücke vor der Verwertung eine knappe Zeit in Wasser legt, dem etwas übermangansaures Kali beigemischt worden ist. An Wohlgeschmack haben sie darum keineswegs eingebüßt.
Ueberhaupt gibt es eine ganze Reihe von Mitteln, mit Hilfe deren man selbst im heißesten Sommer seine Speisekammer so verproviantieren kann, daß niemals Ebbe eintritt.
Ueber Butter stülpe ich einen unglasierten Blumentopf, den ich zuvor in kaltes Wasser getaucht, damit er sich hier ordentlich vollsaugen konnte.
Selbstverständlich muß der Blumentopf vollkommen neu gewesen sein, weil Butter sehr empfindlich ist und jeden Geruch sofort annimmt.
Geräucherte Fleischware legt man in Kleie, wo sie sich ganz vorzüglich hält.
Sie bleibt saftig, wie wenn sie eben aus dem Rauchfang gekommen.
Die Schnittflächen sind mit einem Speckstreifen zu belegen;
auf diese Weise bewahrt sowohl Schinken als auch Wurst stets das frische Aussehen.
Geflügel nehme ich, ohne es zu rupfen, aus und umwickle es darauf mit Papier. So aufgehängt, wiedersteht ^[richtig: widersteht] es gleichfalls mehrere Tage jeder Verderbnis.
Wichtig ist nur, daß die Speisekammer möglichst ununterbrochen von einem frischen Luftstrom durchzogen werde.
Hitze schadet den Vorräten, was für einer Art sie auch angehören mögen, viel weniger als etwa Feuchtigkeit. Wo sich diese erst einmal eingenistet hat, dort ist wenig zu raten und zu helfen.
Aber wenn Frau Sonne wirklich hin und wieder ein wenig neugierig in Töpfe und Schränke guckt, so will das nicht viel bedeuten.
Dafür ist ja auch Sommer!
Küchenbriefe.
Von M. H.
1.
Dein großer Brief war so ganz das Gegenteil von deinem frühern, die nur von Glück und Freude berichteten.
Diesmal enthielt er ängstliche Fragen und Bedenken und ließ mich erraten, daß du in ziemlicher Verlegenheit und Sorge dich befindest.
Und doch, ich will dir es offen gestehen, hat dies alles auf mich keinen betrübenden Eindruck gemacht;
mit einem Lächeln sogar legte ich deine Zeilen bei Seite.
Damit du nun aber nicht glaubst, ich sei teilnahms-und herzlos, will ich dir heute eine ausführliche Antwort schreiben und dir damit den besten Beweis geben, daß ich mich doch ganz gut hineindenken kann in die Lage und Stimmung eines jungen, erst seit einigen Monaten verheirateten Frauelis, das als Waise in den letzten Jahren auf einem Bureau beschäftigt gewesen, und daher wenig Erfahrungen zur Besorgung des eigenen Haushaltes mitbringen konnte.
Du schreibst, du erwartest nächstens Gäste für 8-10 Tage, deine Schwiegermutter und Schwägerin, die sehr tüchtige Hausfrauen und besonders im Kochen sehr geübt und geschickt seien.
Nun ist dir bange, wie du ihren ¶
Ansprüchen genügen kannst und möchtest doch vor ihnen dich nicht blosstellen. Du hast scheints ein 15jähriges Mägdlein, das dir ordentlich überall hilft, auch die Ausgänge besorgen kann, aber natürlich vom Kochen gar nichts versteht. Du fragst ganz ängstlich: «Was soll ich denn kochen, damit meine Gäste befriedigt sind und keine schlechte Meinung von meiner Unwissenheit bekommen, und doch auch mit Berücksichtigung meiner Haushaltungskasse, die mein l. Mann mir zwar recht anständig versorgt, die aber doch keine außerordentlichen Ausgaben für feine Leckerbissen erlaubt? Ja, was soll ich wohl kochen und wie?» - Da will ich dir recht gerne mit meinem Rate beistehen und zu diesem Zweck einen Speisezettel für eine Woche, für Mittag- und Nachtessen, aufschreiben und demselben zugleich die Rezepte beifügen von den Gerichten, die dir vielleicht noch nicht bekannt sind.
Selbstverständlich kannst du dann auswählen, was dir paßt, abändern nach Belieben;
du hast wenigstens einen Wegweiser, der dir vielleicht hie und da aus der Verlegenheit: «Was soll ich kochen?» einen Ausweg zeigt Gerade jetzt, wo die frischen Gemüse überall erhältlich sind, auch Beeren und frühe Obstsorten, ist es ja leicht, eine Abwechslung in den Speisezettel zu bringen, ohne allzu große Ausgaben.
1. Tag.
Mittagessen: Tomatensuppe.
Gesottenes Rindfleisch, Rettig- oder Kressesalat.
Spinat mit Rühreiern.
Zum Nachtisch: Rhabarberschnee.
Griesmakaronen.
Nachtessen: Kalbfleisch-Schnitzel mit Rahmsauce.
Geröstete oder in Salzwasser gekochte Kartoffeln.
Tomatensuppe: Zu 3-4 Pfd. Rindfleisch rechnet man ¼ Krautkopf (oder Wirsing) fein zerschnitten, 8-10 rohe Kartoffeln geschält und klein gewürfelt, Salz und die gehörige Portion Wasser.
Man bringt das Fleisch und Gemüse erst in das Wasser, wann solches siedet.
Nach zirka einstündigem, gutem Kochen kommen grüne Tomaten dazu (ca. 2 Pfd.), die man vorher gesotten und durch ein Sieb getrieben, (oder auch Tomaten-Konserven, eingemachte, ein kleines Glas voll).
Alles noch eine Stunde kochen, gut verrühren und die Suppe an einige Löffel saurem Rahm anrichten.
Rühreier. 4 ganze Eier werden mit einer Prise Salz und 4 Löffel Milch gut verklopft und dann in eine flache Pfanne mit einer Scheibe süßer Butter gebracht.
Man rührt nun die Eier, bis sie nicht mehr flüssig, sondern hübsch flockig sind, und garniert damit den Spinat kranzförmig.
Griesmakaronen. 300 gr Zucker werden mit dem Schnee von 6 Eiweis ^[richtig: Eiweiß] gut gerührt, ein Teelöffel Zimmtpulver beigefügt, 300 gr geschälte, feingeschnittene Mandeln und 200 gr feines Gries.
Wenn alles gut vermischt, so formt man kleine Häufchen davon und backt sie auf gut bestrichenem Blech in mäßiger Hitze.
Rhabarberschnee. Geschälte und fein geschnittene Rhabarberstengel - 500 gr wenn geschält - werden mit 250 gr Zucker und ½ Glas Weißwein gekocht, verrührt und 1 großer Teelöffel, Kartoffelmehl, mit Wasser angerührt, wird auch damit aufgekocht, um die Kompots etwas «sämig» zu machen.
Dann stellt man Alles bei Seite zum Abkühlen.
Inzwischen schlägt man 2 Eiweiß zu festem Schnee, in einem größeren Becken, fügt 2 Löffel fein gestoßenen Zucker bei und vermischt den abgekühlten Rhabarber mit dieser Masse.
Man rührt alles eine Stunde lang gleichmäßig. Je länger man rührt, je feiner und luftiger wird der Rhabarberschnee.
Kalbfleisch-Schnitzel mit Rahm.
Die Kalbfleischschnitten werden gesalzen und geklopft und rasch auf beiden Seiten schön gelb gebraten.
Dann legt man sie in eine Platte und stellt diese zur Wärme. Im Fett wird ein Löffel Mehl gelb gedämpft, eine kleine Tasse Rahm beigegeben und 1 Löffel Essig;
wenn alles kocht, schüttet man die Sauce über die Schnitzel.
Nach Belieben wird der Essig weggelassen und garniert man das Fleisch mit Zitronenscheiben oder kocht man etwas geriebenen Käs mit der Sauce auf anstatt Rahm und Essig.
2. Tag.
Mittagessen: Geröstete Eiergerstensuppe.
Hackbraten. Grüne Bohnen, Salat.
Weinkoch.
Nachtessen: Röstfleisch.
Ein beliebiges Kartoffelgericht oder Salat mit hartgekochten Eiern garniert.
Geröstete Eiergerstensuppe.
Man röstet Mehl in viel Fett schön braun (schwach 1 Eßlöffel Mehl pro Person).
Empfehlenswert ist sehr das Braunmehl, das sehr schnell braun geröstet ist und viel weniger Knollen gibt beim Rösten.
Das Mehl löscht man ab mit kaltem Wasser, in welchem vorher 2-3 Eier gut verklopft werden.
Die Suppe wird gesalzen und öfters gerührt, und angerichtet, sobald sie anfängt zu kochen.
Hackbraten. Zu 750 gr gewiegtem Fleisch (Schweinfleisch und Rindfleisch) gehören 1 Ei, 1 Eßlöffel saurer Rahm, 1 kleiner Löffel Senf, 1-2 geriebene, gekochte, Kartoffeln und ein eingeweichter gut ausgedrückter Wecken.
Alles wird gut verarbeitet, Salz nach Belieben und etwas Gewürz beigefügt und dann formt man auf dem Wirkbrett den Braten, wie eine lange breite Wurst, wälzt denselben in gedörrten Brosamen oder Paniermehl und bringt ihn sorgfältig in die längliche Bratpfanne, in welcher Fett heiß gemacht worden;
am besten eine Kasserole, die man in den Bratofen stellen ¶
kann. Zuerst läßt man den Braten zugedeckt, nach einer Viertelstunde deckt man ab, damit er gelbbraun wird und schüttet etwas Sauce nach.
Kochzeit ca. ¾ Stunden.
Weinkoch. ½-¾ l weißer Wein wird mit 80 gr Zucker, 3-4 Gewürznelken und einem kleinen Stengel Zimmt zum Sieden gebracht.
Das Gewürz entfernt man und verkocht mit dem Wein 8 kleine Wecken à 5 Cts., wohl verschnitten und verrührt sie ganz glatt.
Die Masse wird zum Verkühlen bei Seite gestellt;
inzwischen werden glatt verrührt 160 gr süße Butter, 160 gr Zucker und 8 Eidotter.
Dann mischt man die Brotmasse darunter, zuletzt den Schnee der 8 Eiweiß und füllt alles in eine wohl ausgestrichene Auflaufform, welche entweder in den Ofen zum Backen (1 Stunde) oder in den Dunst zum Sieden gestellt werden kann.
Der Auflauf darf erst vor dem Auftragen aus dem Ofen genommen werden;
er sinkt sonst zusammen.
Muß in der Form aufgetragen werden.
Röstfleisch. Mürbe geklopftes Rindfleisch, am besten Filet, wird wie eine Röstleber fein geschnitten, recht fein geschnittene Zwiebeln beigefügt, gesalzen und gepfeffert und mit Mehl bestreut.
Mit ziemich ^[richtig: ziemlich] viel Fett wird das Fleisch rasch geröstet.
Sieht es bräunlich aus, so gibt man schnell 2-3 Löffel Rahm darüber, deckt es zu und läßt es nur 2 Minuten anziehen und serviert dann das Fleisch rasch.
(Fortsetzung folgt.)
Enge Halskragen.
Scheinbar harmlose Modetorheiten können oft recht ernste Folgen haben, das beweisen die seit einigen Jahren allgemein beliebten hohen und möglichst engen Halskragen.
Dieselben verursachen, wie von ärztlicher Seite nachgewiesen worden ist, nicht selten langwierige Augenleiden aller Art. Der bekannte Breslauer Augenarzt Professor Dr. Förster hat in mehr als dreihundert Fällen von chronischen Augenleiden als alleinige Ursache das Tragen enger Halskragen festgestellt.
Dieselben drücken auf die das Blut zum Herzen zurückführenden venösen Gefäße, es ensteht ^[richtig: entsteht] dadurch eine Stauung im Abfluß des Blutes, und diese ruft Kopfschmerzen und andere krampfhafte Erscheinungen hervor.
Ferner scheuern und reiben enge Halskragen den Hals oft wund, es enstehen ^[richtig: entstehen] dadurch Geschwüre aller Art, die zu Blutvergiftungen führen können.
Auch verweichlichen derartige Kragen den Hals sehr stark. Je freier derselbe getragen wird, desto besser! Wer an Halsleiden laboriert, kann nichts Besseres tun, als die strangulierenden hohen Stehkragen zu beseitigen und an deren Stelle eine möglichst weite und luftige Halsbekleidung zu setzen;
härtet man dann noch den Hals wie den ganzen Körper regelmäßig durch kalte Waschungen ab, so wird man vor Hals-, Augen- und Erkältungskrankheiten Sommer und Winter über bewahrt bleiben. («Aus Hausdoktor»)
Einmachkunst.
Sauerkirschen einzumachen.
Man reibt die Kirschen trocken ab und steint sie aus;
auf 1 kg Kirschen kocht man ½ kg Zucker zu Sirup und legt die Kirschen behutsam hinein, läßt sie darin einigemal aufwallen, nimmt sie mit dem Schaumlöffel heraus und legt sie in eine Terrine.
Den Zuckersirup kocht man noch etwas ein, gießt ihn über die Kirschen, füllt die für sie bestimmten Gläser damit, überbindet sie nach dem Erkalten mit Pergament und hebt sie an kühlem, trockenem Orte auf.
Sauerkirschen in Flaschen einzumachen.
Die entstielten Sauerkirschen werden trocken abgerieben und in trockene, sehr saubere weithalsige Flaschen gefüllt;
diese werden mit neuen Stöpseln verpfropft und mit Blase überbunden, alsdann jede Flasche mit Heu oder Holzwolle umwickelt in einen Kessel gebracht, dessen Boden ebenfalls mit Heu ausgelegt ist.
Der Kessel kommt mit kalt Wasser gefüllt (doch so, daß das letztere nur bis an den Hals der Flaschen dringt) auf schwaches Feuer (damit keine der Flaschen zerspringt) und ganz langsam erhitzt wird.
Vom Kochen an gerechnet, läßt man die Flaschen zirka 10-15 Minuten fortkochen, zieht den Kessel vom Feuer zurück, läßt die Flaschen darin vollständig erkalten und hebt sie alsdann auf übliche Weise auf.
Für die Küche.
Gefahrlose saure Milch.
Vom Genuß ungekochter Milch ist wegen der damit verbundenen Ansteckungsgefahr durch tuberkulöse Kühe mit Recht abzuraten, und das erstreckt sich auch auf die so beliebte, nahrhafte und leicht verdauliche saure Milch, wenn sie nicht durch ein besonderes noch wenig bekanntes Verfahren gefahrlos gemacht wird.
Dieses besteht in folgender Bereitungsart.
Man setze wie gewöhnlich rohe Milch in ein einer flachen Schale auf und lasse sie dick werden.
Wenn dies der Fall ist, gieße man gut abgekochte und erkaltete Milch in eine Schale, tauche eine silberne Gabel oder einen ebensolchen Löffel etwa bis zum vierten Teil in die rohe saure Milch und darnach sofort in die abgekochte, zum Dickwerden aufgesetzte Milch und stelle diese an einen kühlen Ort. Nach etwa zwei Tagen wird man bemerken, daß sie ebenso schön und ¶
wohlschmeckend ist, wie roh aufgesetzte Milch.
Die Gefahr der Ansteckung ist bei dieser Art Zubereitung nur ganz gering, da sie sich nur auf die an der Gabel haftenden Milchspuren beschränken kann, die aber vollauf genügen, um der abgekochten Milch die Gärungskeime zu verleihen, die zum Dick- bezw. Sauerwerden nun einmal erforderlich sind. M. Kn.
Briefwechsel der Abonnenten unter sich.
(Unter Verantwortung der Einsender.)
Fragen.
Von L. M. in P. Lederhandschuhe.
Kann mir eine werte Leserin der Kochschule sagen, wie Lederhandschuhe gewaschen werden, daß sie ihre Weichheit nicht verlieren?
Von H. H. 1. Gestürzte Crème. 2. Meringues.
Für erprobte Rezepte aus dem Leserkreise für obige zwei süße Speisen wäre sehr dankbar.
Von H. in G. Blattläuse.
Was ist gegen Blattläuse an Birn- und Apfel- (Edelobst)-Bäumen anzuwenden, und wie vernichtet man kleine Raupen, die die Blätter umspinnen? Für gef.
Auskunft besten Dank.
Von C. St. Tausch. Bin im Besitz von vielen jungen Erdbeerpflanzen, großfrüchtig und tragreich und würde dieselben gerne austauschen gegen Geranien und Fuchsienschützlinge etc. im nächsten Frühling oder gelegentlich.
Erdbeerstöcke würden sofort versandt.
Von Z. F. in A. Fliegen.
Wie entledige ich mich einer höchst belästigenden Fliegenplage.
Nämlich des Abends setzt sich an der Decke unserer Küche ein ganzes Heer von Fliegen, dem ich absolut nicht Meister werden kann.
Für ein radikales Mittel wäre ich sehr dankbar.
Von Fr. J. G. S. Ameisen.
Gibt es außer Karbolsäure noch andere Mittel, um Ameisen zu vertreiben? Wäre um Angabe solcher sehr dankbar.
Von K. J. in Z. Uebler Geruch der Nachttischchen.
Meine Nachttischchen strömen einen ungemein scharfen und unangenehmen Geruch aus, sobald sie nicht mehr hermetisch verschlossen sind.
Derselbe ist nach eingehendem und gründlichem «Sonnen» und Auswaschen mit Lauge noch nicht gewichen;
weiß mir jemand andere, vielleicht kräftigere Mittel? Besten Dank zuvor.
Von Frl. C. P. in C. Könnte mir eine werte Mitabonnentin ein Geschäft nennen, aus welchem man Weißwaren, auch Strickwaren von Hand zum Anfertigen beziehen könnte? Zum Voraus besten Dank.
Von B. D. in B. Netzwurst.
Wie kann ich dem Aufspringen der Netzwurst beim Braten vorbeugen? Trotz aller Vorsicht springt sie mir regelmäßig auf.
Von M. K. in O. Siegellackflecke.
Wie kann ich solche aus einem Gloria-Staubmantel entfernen?
Von F. B. in S. Tee.
Welche Sorte Tee eignet sich als Familientee punkto Qualität und Preis am besten?
Von H. G. in Z. Dreifrucht.
Wünsche aus dem geschätzten Leserkreise der Kochschule ein gutes Rezept zu Dreifrucht zu erhalten, wofür sehr dankbar wäre.
Eine alte Abonnentin.
Von Fr. H. in R. Fußböden. Da wir einige Veränderungen im Hause vornehmen und neue Böden erstellt werden sollen, so möchte ich anfragen, ob es ratsam sei, Linoleum auf alle Böden zu legen, welche nicht ganz glatt sind, kann man diese event. abhobeln und ausgleichen lassen, oder ist Parquet vorzuziehen? Wie verhalten sich die Preise per Quadratmeter? Weiß vielleicht jemand eine Adresse von Parquettbodenfabrik ^[richtig: Parquetbodenfabrik]?
Antworten.
An H. L. in W. Würmer an Himbeeren.
Die Beeren werden einen Moment in frisches Wasser gelegt, dann schwimmt alles Unreine oben auf.
Ein anderes Mittel kenne ich nicht. L. L.
An Alb. Z. in T. Insektenstiche. Um nicht von Mücken und Schnacken gestochen zu werden, wasche man sich mit Wasser, in welchem einige Stunden Petersilie gelegen hat.
Insektenstiche betupfe man mit Salmiakgeist. L. K.
An junge Hausfrau in N. Ausgesottene Butter.
Das Rühren frisch ausgesottener Butter hat den Zweck, daß sie bedeutend fester wird und schöne glatte Stücke ausgestochen werden können.
Ungerührt wird sie sandig und zerbröckelt beim Ausstechen. R. W.
An Th. Sch. Tomatenmarmelade.
Die gut reifen, roten Tomaten werden auseinandergerissen und ohne weitere Zutaten in ihrem eigenen Safte auf schwachem Feuer zu Mus gekocht, dann durchgetrieben und nochmals aufs Feuer gegeben, dazu gibt man auf je 500 gr Mark 250. gr Zucker und lasse alles zu einer dicken Marmelade einkochen. R.
An H. St. in G. Pfeffergurken.
Ganz kleine Gurken werden gut abgebürstet und vier Stunden in Salzwasser gelegt, dann gut abgetrocknet und mit dazwischen gestreutem Estragon, Pfefferkraut, Perlzwiebeln, etwas Salz, schwarzen Pfefferkörnern und Lorbeerblättern in kleine Steintöpfe oder große Einmachgläser geschichtet.
Dann gießt man abgekochten und wieder ausgekühlten Weinessig, darüber, kocht denselben nach 2-3 Tagen wieder auf und gießt ihn erkaltet über die ¶