§. 1. Eine klare und deutliche Kundmachung, die einem Jeden in die
Augen fällt, und nicht geläugnet werden
kann.
Erzeiget nun die Beweisung eurer Liebe und unseres Ruhms von euch (wie wir von euch gerühmt haben) an diesen, auch öffentlich
vor den Gemeinen,
2 Cor. 8, 24.
§. 2. In Beweisung des Geistes und der Kraft, d. i. ich ließ es ankommen auf die Ueberzeugung,
welche der durch das
Evangelium mit göttlicher Kraft wirkende heilige Geist hervorbringt; welches nicht eine theoretische,
sondern practische, das Gewissen von der Schuld und von der Nothwendigkeit eines Heilandes überführende Gewißheit ist.
Denn der heilige Geist, welcher mit dem Worte vereinigt ist, wirkt mit dem Wort, als einem Werkzeuge
göttlicher Kraft selig zu machen, die daran glauben, in den Herzen den Glauben,Röm. 15, 19. Die Wunder und Weissagungen
mit Origenes darunter zu verstehen, gestattet der Zusammenhang nicht. Auch hat Paulus oft gelehrt, ohne
daß Wunder dabei geschahen.
Und meine Worte und meine Predigt war (bestand) nicht in vernünftigen Reden (Ueberredungskünsten) menschlicher Weisheit,
sondern in Beweisung des Geistes und der Kraft,
1 Cor. 2, 4.
Juda soll ewiglich bewohnet werden, und Jerusalem für und für,
Joel 3, 25.
Jerusalem wird bewohnet werden ohne Mauern,
Zach. 2, 4. (nach Art der Flecken, welche man immer erweitern
kann, und zum Zeichen des göttlichen Schutzes, der aller
Befestigung entbehren läßt. Andere: Jerusalems Volk wird Dörfer
bewohnen, d. h. außerhalb der Stadt, die die anwachsende Menge nicht faßte.)
I) Dasjenige, was man einem Andern anvertraut, daß es getreulich aufbehalten, und zu seiner Zeit
wieder gegeben werde,
2 Macc. 3, 15. II) die heilsame Lehre des
Evangeliums, welche Paulus als einen theuren, treu und unversehrt
zu bewahrenden, und der Nachwelt zu übergebenden Schatz vom HErrn anvertraut empfangen hatte, a) III) Das
Erbe im Himmel,
das ewige Leben, das den Frommen zugesichert ist, und für sie gleichsam schon bereit liegt b).
a) Diese gute Beilage bewahre durch den heiligen Geist, der in uns wohnet,
2 Tim. 1, 14.
b) Ich weiß, an welchen ich glaube, und bin gewiß, daß er mir meine Beilage kann bewahren bis an jenen Tag,
ib.
v. 12.
I) Exempel, ist eine bestimmte historische That, aus welcher die Möglichkeit, etwas thun zu können,
einleuchtet: ist die That gut, so ist es ein gutes Beispiel, ein Muster der Nachfolge. Solche gute Beispiele sind wirksamer
als bloße Worte: und Christen sollen sie daher zur Nachahmung wählen und selbst geben:
Matth. 5, 16.
1 Cor.
11, 1.
Phil. 3, 17. Das höchste ist GOttes Vorbild,
Eph. 5, 1. und Christi a); II) (höhnisch) Sprichwort b) III).
tiefsinniger Spruch,
Sprw. 1, 6.
b) Du machst uns zum Beispiel unter den Heiden,
Ps. 44, 15. Das ist der, welchen wir etwa (weiland) für einen Spott
hatten, und für ein höhnisches Beispiel,
Weish. 5, 3.
Seneca Epist. VI. Plus tibi et viva vox et convictus, quam oratio proderit: in rem praesentem
¶
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venias oportet. Primum, quia homines amplius oculis quam auribus credunt: deinde quia longum iter est per praecepta, breve
et efficax per exempla. Zenonem Cleanthes non expressisset, si eum tantummodo audisset; vitae ejus interfuit, secreta perspexit,
observavit illum, an ex formula sua viveret. Plato. - - plus ex moribus quam ex verbis Socratis traxit.
Epist. XI. Aliquis vir bonus nobis eligendus est ac semper ante oculos habendus, ut sic tanquam illo spectante vivamus, et
omnia tanquam illo vidente faciamus. Hoc Epicarus praecepit: custodem nobis et paedagogum dedit, nec immerito. Magna pars
peccatorum tollitur, si peccaturis testis adsistat. Aliquem habeat animus, quem vereatur, cujus auctoritate
etiam secretum suum sanctius facit. O felicem illum, qui non adspectus tantum, sed etiam cogitatus emmendat!
Du sollst falscher Anklage nicht glauben, daß du einem Gottlosen Beistand thust (du sollst dich mit keinem Gottlosen verbinden),
und ein falscher Zeuge seist,
2 Mos. 23, 1. (daß du ihm zu Gefallen Jemandem zum Schaden einen Zeugen
wolltest abgeben.)
Wer ein Vieh erschlägt, der solls bezahlen, (ersetzen Leib um Leib, Stuck für Stück),
3 Mos. 24, 18.
Israel will dem König der Edomiter beim Durchzug das Wasser bezahlen,
4 Mos. 20, 19.
Dazu soll er das Schaf vierfältig bezahlen,
2 Sam. 12, 6.
Seine Gebeine werden seine heimlichen Sünden wohl bezahlen (büßen),
Hiob 20, 11.
Man kann die Weisheit nicht bezahlen,
Hiob 28, 15.
Der Gottlose borget und bezahlet nicht,
Ps. 37, 21.
Wo du es nicht hast zu bezahlen, so wird man dir dein Bette unter dir wegnehmen,
Sprw. 22, 27.
Unser Holz muß man bezahlt bringen lassen,
Klagel. 5, 4.
Ein treuer Freund
ist mit keinem Gelde noch Gute zu bezahlen,
Sir. 6, 15.
Werde nicht Bürge über dein Vermögen; thust du es aber, so denke und bezahle,
Sir. 8, 16.
Ein wohlgezogenes Weib ist nicht zu bezahlen,
Sir. 26, 18.
Ich sage dir, wahrlich, du wirst nicht von dannen heraus kommen, bis du auch den letzten Heller (Scherf,
Luc. 12, 59.). bezahlest,
Matth. 5, 26. (alle verdiente Strafen ohne Erlaß leiden müssen. Ob dies Leiden aufhört, ist hier
weder bejaht, noch verneint.)
Da ers nun nicht hatte zu bezahlen etc.,
Matth. 18, 25. habe Geduld mit mir, ich will dir Alles bezahlen,
v. 26. 29.
Bezahle mir, was du mir schuldig bist,
ib. v. 28. 30.
Sie haben genommen dreißig Silberlinge, damit bezahlet ward der Verkaufte etc.,
Matth. 27, 9.
So du was mehr wirst darthun, will ich dirs bezahlen, wenn ich wieder komme,
Luc. 10, 35.
Ich, Paulus, wills bezahlen, Philem. 19.
§. 2. II) Vergelten.
Er (Nabal) bezahlet mir (David) Gutes mit Bösem,
1 Sam. 25, 21.
Bezahlet sie, wie sie euch bezahlet hat, und machet es ihr zwiefältig (nachdrücklich) nach ihren Werken,
Offb. 18, 6.
§. 3. III) Das, was man versprochen, was man schuldig etc. leisten, sich seines Versprechens,
Schuldigkeit entledigen.
Das Lösegeld, welches einen Gefangenen aus den Banden zu erlösen, und in die Freiheit
zu setzen, gegeben wird. Der Heiland, da er sich selbst geäußert,Phil. 2, 7. hat durch seinen tiefsten Gehorsam,Röm.
5, 19.
c. 8, 3. 4. indem er das Gesetz erfülltRöm. 10, 4. und durch sein Leiden und Sterben für die geistlichen Gefangenen
die Bezahlung geleistet,
Eph. 1, 7.
Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er ihm dienen lasse, sondern daß er diene, und gebe sein
Leben zur Bezahlung (zur Erlösung,
Matth. 20, 28.). für Viele,
Marc. 10, 45.
Ein kunstreicher Werkmeister,
2 Mos. 31, 2.
c. 36, 1. 2.
c. 37, 1.
c. 38, 22.
1 Chr.
2, 20.
2 Chr. 1, 5.
Esr. 10, 30. Da dessen Kunstgaben dem heiligen Geiste zugeschrieben werden, ist es ein Beispiel, wie
auch solche Gaben, sowie sie göttlichen Ursprungs sind, auch zu GOttes Ehre und zu heiligen Zwecken angewendet
werden sollen.
I) Einen mit allerhand ungewöhnlichen Dingen in große Bewunderung setzen, mit Gaukelei bethören und einnehmen,
A.G. 8, 9. 11. II) Andre mit falscher Lehre verführen und verblenden, daß sie das helle Licht des Evangeliums
zu erkennen geistlich blind und gegen dasselbe eingenommen werden,
Gal. 3, 1.
§. 1. I) Zeugniß geben nach seiner Wissenschaft und gutem Gewissens
A.G.
26, 5.
Wenn ein freveler Zeuge wider Jemand auftritt, über ihn zu bezeugen eine Uebertretung,
5 Mos. 19, 16.
Der das gesehen hat (Johannes), der hat es bezeuget, und sein Zeugniß ist wahr,
Joh. 19, 35.
Offb. 1, 2.
§. 2. II) Das Wort GOttes, das Evangelium von Christo, mit Ernst und Eifer lehren und bekennen; gründlich
und unwidersprechlich beweisen, durch angeführte Schriftstellen,
A.G. 2, 40.
c. 8, 25.
c. 28, 23. durch Wunderwerke bestätigen,
A.G. 14, 3. und diese Lehre mit dem Tode zu versiegeln bereit sein,
A.G. 20, 24. S. Bewähren §. 2.
Der Geist drang in Paulus, zu bezeugen den Juden JEsum, daß er der Christ sei,
A.G. 18, 5.
Nun aber ist ohne (Zuthun des) Gesetz die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt, geoffenbaret (deutlicher im N. T), und bezeuget
durch das Gesetz (des Moses unter Vorbildern etc.,
Gal. 4, 21. f.) und die Propheten (z. T.
Jer. 23, 6.
Esa.
53, 11.
Ps. 22, 32.),.
Röm. 3, 21.
§. 3. III) Einem GOttes Rath und Willen unter feierlicher Vermahnung und ernster Androhung der gewissen
Strafe im Falle des Ungehorsams vorhalten, mit Betheurung der eignen Unschuld an dem Elend des Andern,
A.G. 20, 26. So läßt
GOtt die Menschen durch seine Propheten und Gesandten bezeugen,
2Kön. 17, 13.
Neh. 9, 26. 29.
Jer. 11, 7. durchs Gewissen,Röm. 2, 15.
§. 1. Bedeutet das Buch schlechthin oder vorzugsweise, das Buch aller Bücher, welches wegen seines Ursprungs, Inhalt
und seiner Kraft allen andern Büchern unendlich vorgezogen, und vor allen gelesen
werden soll; das zugleich Norm und Maßstab
des Werthes aller Bücher ist. Seine 2 Theile sind das Alte und Neue Testament. (S. diese Art.)
§. 2. Diese Handschrift GOttes (chirographum Dei, Augustin in
Ps. 144.),. worin er seinen väterlichen Willen und
unsere Seligkeit besiegelt, hat GOtt zum Urheber,
2 Tim. 3, 16. 17.
1 Petr. 1, 21. und weist uns Menschen den Weg zur Seligkeit,
Joh. 5, 39.
c. 6, 63. 68.
c. 20, 31. Sie ist ein Brief GOttes an die Menschen, worin er ihnen schreibt: 1. ihr seid abgefallen
von mir, seid in Sünde und Elend gerathen;
2. ich bin bereit und willig, euch wieder anzunehmen und durch Christum, meinen
Sohn, zu erlösen und selig zu machen;
3. wenn ihr glaubt und folgt.
Sie ist der rechte Jacobsbrunnen,
Joh. 4, 6. 14. 15. Heilsbrunnen,
Esa. 12, 3. das Paradies, wo der rechte Baum des Lebens steht,
Offb. 22, 2. Der Baum, an dem
man, so oft man will, klopfen kann, und immer neue Früchte findet. Luther Tischreden
c. 1.
Da man fast ganz mit denselben Waffen, wie Römischkatholische, z. E. Bellarmin, de verbo Dei (Disputatt.Rob. Bell. ed.
Prag. 1721. Tom. I. S. 1-131.), besonders lib. 4. de verbo Dei non scripto. ibid. S. 100 ff. Prechtl, Friedensworte an die
katholische und protestantische Kirche für Wiedervereinigung, Sulzbach 1810, auch in der protestantischen
Kirche, z. E. nach Lessing (Böhme), Neue Erklärung des höchstwichtigen Paulinischen Gegensatzes Buchstabe und Geist, Jena 1799. Schultheß
und Orelli, Nationalismus und Supernaturalismus. Zürich
1822. Delbrück, Philipp Melanchthon der Glaubenslehrer, Bonn 1826. Daniel,
Theologische Controversen, Halle 1843. S. 1-102. - die Geltung der Bibel, besonders des N. T. als höchste,
alleinige Erkenntnißquelle des Glaubens bestritten hat: so dürfte zur Vertheidigung derselben auch hier Einiges beizubringen
zweckmäßig sein.
1. Wenn Christus wollte, daß Alle, die an ihn einst glauben würden, durch das Wort der Apostel glauben sollten,
Joh. 17, 20. und
sein Blick hier in dieser feierlichen Stunde, in der Aussicht auf die künftige Herrlichkeit, nicht auf
den engen Kreis der Zeitgenossen der Apostel zu beschränken ist, sondern auf die künftigen Geschlechter der Gläubigen ausgedehnt,
gedacht werden muß, wie auch das Folgende v. 21-24. damit zustammenstimmt: so konnte diese Erwartung schwerlich in
Erfüllung gehen, ohne daß die Apostel schriftliche Denkmäler ihres evangelischen Zeugnisses hinterlassen hätten.
Selbst die zuversichtliche Verheißung,
Matth. 26, 13. würde keine Gewähr ihrer Erfüllung gehabt haben, ohne schriftliche
Aufbewahrung. Die Erfahrung lehrts ja augenscheinlich, wie Vieles aus dem unermeßlich reichen Leben Jesu,
Joh. 20, 30. ist
der Nachwelt unbekannt geblieben, weil es nicht niedergeschrieben worden ist. Daß wir nun aber keinen
ausdrücklichen Befehl Christi an die Apostel, seine Geschichte und Lehre aufzuschreiben, vorfinden («Si Christo
et Apostolis fuisset propositum, verbum Dei coarctandi et restringendi ad Scripturam, in primis rem tanti momenti Christus
aperte praecepisset, et Apostoli alicubi testarentur, se ex Domini mandato scribere, quemadmodum ex Domini
mandato in toto orbe docuerunt; at id nusquam legimus.» Bellarmin 1. c. lib. 4.
c. 4. 5. 8. S. 104.), kann uns nicht
im Mindesten befremden. Es bedürfte damals keines
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mehr
Befehls, weil das Aufschreiben erst später zu geschehen brauchte, fürs Erste aber gepredigt werden sollte. Nachdem dieses
geschehen war, konnte der Geist, der sie überall leitete, und das natürliche Bedürfniß selbst sie darauf aufmerksam machen,
daß ein schriftliches Zeugniß für die Nachwelt unentbehrlich sei. Daß sie schrieben, geschah ganz im
Geiste und Sinne Christi; oder wird man sagen wollen, sie hätten geschrieben, ungeachtet sie wußten, daß Christus keine
Schrift in seiner Kirche gewollt hätte?! Es war ein heiliger Drang, der sie dazu vermochte.
Johannes bezeugt es,
Joh. 20, 31. und
1 Joh. 1, 1-4. (wobei es doch offenbar auf die Verkündigung des
Geschehenen und Gehörten im Evangelio, dessen Begleitschreiben der Brief war, hindeutete), daß er schrieb, um den Glauben
an Christum, die Gemeinschaft mit dem Vater und Sohne zu fördern. Dasselbe deutet Petrus,
2 Petr. 1. 15. dasselbe Lucas
an,
Luc. 1, 4. Der Gedanke an die Nachwelt war ihnen nicht fern, noch viel weniger Christo. Warum JEsus
selbst nicht schreiben konnte, s. Art. JEsus, §. 3.
2. Wenn, so lange es keine neutestamentliche Schrift gab, die mündliche Predigt der Apostel unentbehrliche Erkenntnißquelle
des Glaubens war, und dieses Wort unbedingte Auctorität hatte, weil Christus aus ihnen redete, und erklärt hatte,
daß wer sie höre, ihn selbst höre, wer sie verwerfe, ihn selbst verwerfe, und höchst strafwürdig und verdammlich sei,
Matth. 10, 14. 15.
Luc. 10, 16. so muß doch, nachdem ihre mündliche Predigt aufgehört hat, ihr geschriebenes Wort eine
gleiche Nothwendigkeit und ein gleiches Ansehen behalten.
3. Die Form der neutestamentlichen Schriften ist für ihren Zweck die angemessenste. «Quellen
von Glaubenssystemen» (Daniel 1. c. S. 11.) wollen sie nicht sein, aber Quellen des Glaubens. Wie sollte sich ein
trockenes Compendium in logischer Schulform zur Erbauung in der Kirche und zur Privatandacht eignen? («Si
Apostoli doctrinam suam literis consignare ex professo voluissent, certe Catechismum ut similem librum
confecissent» Bellarmin 1. c. S. 105.) Die Schriften, wie wir sie haben, sind die zu christlichen Zwecken, zum Glaubensaufbau
und zur Erregung des christlichen Lebens treffendsten und geeignetsten. Erst die einfache treue Darstellung des heiligsten,
segensreichsten Lebens in der Geschichte Christi, und dann die fortwirkende Kraft und die reinen Herzensergießungen
des Geistes Christi in der Apostelgeschichte und in den Briefen; wie viel mehr wirkte das auf die Herzen, als eine in wissenschaftlicher
Form abgefaßte Schrift! Die systematische Anordnung der evangelischen Lehre ist dem menschlichen Geiste überlassen.
4. Die Praxis der alten Kirche kann gegen die Unentbehrlichkeit der Schrift nicht entscheiden. Wenn auch
die Kirche eher da war, als es ein N. T. gab, und wenn, so lange die lebendige Apostolische Predigt erscholl, oder ihr Nachklang
forttönte, die Schriften nicht so dringendes Bedürfniß waren: so ist es ganz unstatthaft, davon einen Schluß zu machen
auf Zeiten, wo die Apostolische Predigt längst verklungen ist. - Darum fühlte auch schon die älteste
Kirche die Nothwendigkeit des Gebrauchs der Schriften des N. T. - Sie hat sich von Anfang an dem Ansehen der Apostel untergeordnet,
und zwar gleichmäßig ihrem Worte und ihrer Schrift. Sie stellt nicht etwa die Apostolischen Schriften
in Eine Reihe mit anderen christlichen Schriften, sondern weit über diese. Polycarp, Ep.
adPhil. c. 3. PP. Apost. II. 187. «Weder
ich noch ein Anderer meines Gleichen kann der Weisheit des seligen und verherrlichten Paulus beikommen. - Abwesend hat er
an euch Briefe geschrieben. Wenn ihr in diese hineinschaut, so könnt ihr erbaut werden auf den Glauben,
der euch gegeben ist.» Irenaeus adv.
Her. III. 1. Non per alios dispositionem salutis nostrae cognovimus, quam per eos, per quos Evangelium pervenit ad nos, quod
quidem tunc praeconiaverunt, postea vero per Dei voluntatem in Scripturis nobis tradiderunt, fundamentum et
columnam fidei nostrae futurum. Das Letzte spricht offenbar den Gedanken aus, daß eben die Schrift für die Zukunft der
Kirche, nach den Zeiten der Apostel, Glaubensgrund bleiben sollte. (Eine gute Vertheidigung dieser Stelle gegen Bellarmin's
Verdrehungen s. in Chamier Panstrat. Cathol. Tom. I. S. 106 ff.) Ueberhaupt ist hier noch mit großem
Nutzen zu gebrauchen: Walch, Krit. Unters. vom Gebrauche der h. S. unter den alten Christen in den vier ersten Jahrhunderten.L. 1779. worauf Lessing, ob er gleich noch zwei Jahre Zeit hatte, die Antwort schuldig geblieben ist.
5. Wenn man sagt, nicht die Schrift, sondern der lebendige Geist habe nach Christi Absicht, neben der
lebendigen Predigt, den Glauben und die Kirche erhalten sollen: so ist nicht zu begreifen, wie dieser Geist sich habe sollen
erhalten ohne das Mittel der Schrift. Der Geist kommt aus dem Glauben,
Joh. 7, 39.
A.G. 2, 38.
Gal. 3, 2. der Glaube aber
aus der Predigt des Wortes,Röm. 10, 17. welches uns in der Schrift gegeben ist. Wird diese Quelle verstopft, dann hat Jeder
das Recht, sich einen Geist zu machen, wie es ihm gutdünkt, und es ist der Schwärmerei Thor und Thür geöffnet.
«Geist hin, Geist her, ich bin auch im Geiste gewesen, und
habe auch Geister gesehen (wenns ja gelten soll vom eignen Fleische rühmen), vielleicht mehr, denn ebendieselbigen (die
sich des Geistes rühmen und die Schrift geringe achten) noch im Jahr sehen werden, wie fest sie auch sich rühmen. Auch
hat mein Geist sich etwas beweiset, so doch ihr Geist im Winkel gar stille ist, und nicht viel mehr thut,
denn seinen Ruhm aufwirft. Das weiß ich aber wohl, wie fast der Geist Alles allein thut. Wäre ich doch allen Büschen zu
ferne gewesen, wo mir nicht die Sprachen geholfen, und mich der Schrift sicher und gewiß gemacht hätten.
- - Der Teufel achtet meinen Geist nicht so fast, als meine Sprache und Feder in der Schrift. Denn mein Geist nimmt ihm nichts,
denn mich allein; aber die heilige Schrift und Sprachen machen ihm die Welt zu enge, und thut ihm Schaden in seinem Reiche.»
Luther an die Rathsherren, daß sie christliche Schulen aufrichten sollen. Werke X. 553. 54. Eine Berufung
auf das in den Kirchen vorhandene christliche Bewußtsein ist eben so unzureichend: da man gar keine Gewißheit hat, ob es
ein lauteres und nicht etwa ein inftcirtes ist, wenn es nicht aus der Schrift, als aus seiner Quelle
entsprungen ist, und an derselben seinen richtenden und rechtfertigenden Maßstab findet.
6. Daß endlich die Tradition als Erkenntnißquelle zur Schrift nothwendig hinzukommen müsse, ermangelt alles festen Grundes.
Daß in der ersten Zeit der christlichen Kirche die Lehrer sich darauf beriefen, und unter gewissen Umständen, besonders
im Streite mit den Häretikern, Gebrauch davon machten, ist leicht erklärbar; doch mit der Bestimmung,
daß das mündlich Mitgetheilte, wie Irenäus in Beziehung
¶
mehr
auf Polycarpus sagt, bei Euseb. H. E. V.
c. 20. 'symphona tais graphais' war. Daß aber im Fortgange der Zeit dies immer
weniger genügen konnte, und die Schrift als die Haupterkenntnißquelle diente, ist ebenso gewiß. Doch die Frage ist hier
nur, ob sie für uns jetzt brauchbar sei? Wie könnte Tradition der späten Nachwelt genügen? Im Munde
der Menschen wäre das Christenthum zuletzt ganz entstellt, ganz unkenntlich geworden: die Schrift bleibt unverändert, und
widersteht aller Willkühr und allem Wechsel der menschlichen Meinungen.
Wir würden keine reine und zuverlässige Kenntniß weder von der Geschichte noch von der Lehre JEsu Christi haben,
wenn wir keine Schrift hätten. Was soll die Tradition geben? Soll sie noch viel zur Heilslehre Wichtiges, was in der Schrift
fehlt, uns bringen, so mögen ihre Freunde diesen Fund uns nachweisen, und angeben, wo sie ihn her haben. Jedermann aber
weiß, daß, was außer der Schriftlehre aus der Tradition, dieser Büchse der Pandora, gekommen ist,
eben nichts Ersprießliches gewesen ist.
Wir meinen, daß uns an dem, was wir in der Schrift haben, völlig genügen kann, und daß es keinen Sinn hat, von einem
Christenthum außer dem Schriftchristenthum reden wollen. Man sagt zuletzt, daß die Tradition hauptsächlich wichtig sei
zur Erklärung der Schrift, die oft dunkel und höchst streitiger Auslegung sei. Diesen Gebrauch hat die
evangelische Kirche gern der Tradition in vielen Fällen zugestanden; besonders wo die Auslegung einer Stelle oder Lehre in
den ältesten Kirchenlehrern mit einer gewissen Einstimmigkeit gefunden wird, und auf den apostolischen Ursprung zurückschließen
läßt; s. vorzügl.
Ernesti, Opusc. Theol. p. 161 s. 166 s. Aber eine ausreichende und sichere Hülfe zur Auslegung der Schrift bietet die Tradition
durchaus nicht an. Sie weist uns die häufigen Widersprüche der alten Lehrer unter sich nach, und gerade in Stellen, die
besonders für das römischkatholische System von Wichtigkeit sind. Ein merkwürdiges Beispiel bietet
die Stelle
Matth. 16, 18. dar. Daß Augustin in der Erklärung davon sich nicht gleich bleibt, bemerkt selbst Sixtus Senensis
in der Bibliotheca 8ancta.
Tom. II. 496. daß auch Päpste divergiren (Leo I. und viele Päpste erklärten sie nicht vom Petrus, sondern von dem Bekenntniß
Petri), zeigt Cyprian, Belehrung vom Papstthum S. 246-271. und Febronius (Hontheim), de 8tatu Ecclesiae
I. 12-20. Ja selbst neuere katholische Theologen haben bisweilen (nach den freien Aeußerungen schon des Marinier auf dem
Concil zu Trident, s. Sarpi, Hist. ed. Courayer I. 262 ff.) offen die gänzliche Unsicherheit und Unzulänglichkeit der Tradition
eingestanden, und dagegen gründliches Schriftstudium empfohlen.
Ein sehr zu beachtendes Zeugniß dieser Art findet sich in Arigler, Prof. Studii bibl., Oratio de Certidudine Studii biblici.
Wien 1809. S. 16. 17. Quatenus traditio jure opponitur studio biblico, non historice sed dogmatice spectanda est. Ex hac
parte autem spectata nititur eo pricipio, quod egregie expressit Vincentius Lirinensis: nempe id verum
esse, quod semper, quod ubique et ab omnibus creditum est. Quam egregium vero illud est, si ut idea spectator;
tam difficile
quoque est, sicubi ad dirimendam controversioam adhibeatur. Ut
enim nihil dicam, perexigua speresse nobis aniquissimorum
Patrum opera;
eorum, quae supersunt, severe antea, quam certus fieri usus possit, examinandem esse 'gnesioteta',
et imegritatem, cum constet, plura eis esse supposita;
genuine vel consulto interpolate, vel librariorum negligentia aut
imperitia depravata: id unice observo: cujuslibet fere Patris cogitandi, sentiendi, loquendique rationem peculiarem esse,
et proprium proinde stadium requirere, quo innotescat, quae fuerit ejus sententia, denique quaenam e
sua privati, quaenam ex ecclesiae suae mente dixerit. Ad haec autem rite cognoscenda, heu quam multa adhuc praestanda restant,
et quam parum est, quod in his jam praestitum est, ratione habita eorum, quae ad juvandum studium biblicum parata sunt.
Rebus
vero ita comparatis, quo pacto traditionis causa meliori loco posita esse queat, quam diciplinae biblicae?
Dalleum adenat, qui contrarium sentiunt, videantque quibus exceptionibus quotque dubiis in hac re cuncta adhuc pateant.
§. 3. Unter den Capiteln, deren sie über 1300 enthält, sind die 3 vornehmsten: das 3te im 1 Mose, das 3te im Evangelium
Johannes, und das 3te an die Römer. Die drei schönsten Sprüche sind:
Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe etc.,
1 Mos. 3, 15.
§.4. Ein Jeder ist verbunden, diese fleißig zu lesen, und hat die zwei Hauptregeln: Glaube und
Liede beständig ans Herz zu legen a) wegen GOttes Befehls,
Esa. 34, 16. Joh. 5, 39. b) wegen des herrlichen Nutzens,
Joh.
5, 39.
Ps. 1, 1. 2.
Die Biene ist ein kleines Vögelein, und giebt doch die süßeste Frucht,
Sir. 11, 3.
§. 2. Sie sind in der Schrift a) ein Bild der Feinde des Messias,
Ps. 118, 12. Bienen verlieren, wenn sie stechen, den Stachel;
Christi Feinde müssen zu Schanden werden. b) der Feinde der Juden, der Assyrer,
Esa. 7, 18. Amoriter,
5 Mos.
1, 44. c) einer gläubigen Seele. Eine Biene folgt dem Weiser, eine gläubige Seele geht ihrem Heilande nach; wie
die Biene ans den Blumen Honig, so zieht die Seele ans Christi Wort Trost und Kraft.
Einer von den mit Serubabel Zurückgekehrten, Eft. 2, 2. 14.
c. 8, 14.
Neh.
7, 7. Bigtha In der Kelter.
Königs Ahasverus Kämmerer, Wh. 1,10. Bigthan Ein Speiscmcister.
Königs Ahasvcrns Kämmerer,
wird gehenkt,
Esth. 2, 21.
c. 6, 2. Bild 8.1. Ist ein Gegenstand, der durch die Aehnlich-keit seiner Gestalt
oder Uebereinstimmung seiner sonstigen Beschaffenheit einen andern Gegenstand, Sache oder Person darstellt und dessen Vorstellung
in uns weckt. I) Wird das Ebenbild GOttes, und zwar das wesentliche, so genannt, welches Christus ist, welcher mit dem Vater
gleiches Wesens, Ehre und Herrlichkeit, aber der Person nach wirklich unterschieden von ihm ist, 2 Eor.
4, 4.Col. 1, 15. II) Zufälliger Weift (also nicht mit der wesentlichen Nothwendigkeit wie in Christo) war das Bild GOttes
in dem ersten Menschen, welches vornämlich in vollkommener Erkenntniß GOttes.
Gerechtigkeit und Heiligkeit bestand,
Eph.
4, 24. und das zwar durch den Sündenfall verloren, aber doch wieder soll aufgerichtet werden,
2 Petr.
1, 3. 4. S. Ebenbild. Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, i Mos. i, 26 GOtt schuf den Menschen ihm zum
Bilde, zum Bilde GOttes schuf er ihn,
ib. v. 27.
c. 9,. s.
Sir. 17, 3. Und hat ihn gemacht zum Bilde, daß
er gleich sein soll, wie er,
Weish. 2, 23. Der Mann aber soll das tzaupt nicht bedecken, sintemal er ist GOttes Bild (unmittelbar)
und Ehre;
das Weib aber ist des Mannes Ehre,
i Cor. 11, 7. Durch sie loben wir GOtt den Vater, und durch
sie fluchen wir den Menschen, nach dem Bilde GOttes gemacht, Jac. 3, 9. H. 2. Das Oild des himmlischen Adams, ist die Aehnlichkeit
mit Christo, die wir erlangen sollen, in Ansehung der Schönheit und Unsterblichkeit des Leibes, und in Ansehung der Heiligkeit
und Herrlichkeit der Seele. Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, also werden wir auch tragen das Vild des himmlischen,
i Cor. 15, 49. Nun aber schauen wir alle die Klarheit des HErrn - und wir werden verklärt in dasselbige Vild,
2 Cor. 3, 18. vgl. Röm. 8, 29. z. 3. Das Mb des irdischen Adams, ist die Aehnlichkeit der Menschen mit Adam in Ansehung der
Sündhaftigkeit und Sterblichkeit.
Ihr sollt euch keine Götzen machen noch Bilder,
3 Mos. 26, 1. das gleich
sei einem Manne oder Weibe,
5 Mos. 4, 16. 23. 25. Kant (Kritik der Urtheilskraft S. 124.) urtheilt, daß es vielleicht keine
erhabenere Stelle im Penta-teuch gebe, als diese, wo der Bilderdienst verboten wird, und daß dieses Gebot allein den Enthusiasmus
erklären könne, den das Jüdische Volk in seiner gesitteten Periode
für seine Religion fühlte.
Gegen
die nene Kritik, die dieses Gebot dem Moses abspricht, als der sich noch nicht zu dieser Idealität habe erheben können,
s. Bahr, Symbolik I. 13. 14. not. Israel soll der Heiden Bilder umbringen,
4 Mos. 33, 52. mit Feuer verbrennen,
5 Mos.
7, 25. Sie haben ihnen ein gegossenes Bild gemacht,
5 Mos. 9, 12.
Ps. 106, 19. wird beschrieben,
A.G. 7, 43. Verflucht sei,
wer einen Götzen oder gegossenes Bild macht,
5 Mos. 3?, 15. Der Micha Abgott und Bild (ein mit viel gegossener Arl'eit ausgezicrtcs,
wenn es anders nicht zweierlei gewesen), Nicht. 17, 4.
c. 16, 17. 30, 31. Iosia segte Bild und Götzen
aus, 2
Kon. 23, 24.
2 Chr. 34, 3. 4. 7. BaalsBilder zerbrochen,
2 Chr. 33, 17. Ahas machte gegossene BilderBaalim, 2 CKr. 28, 2. Mauasse
setzte Bilder und Götzen,
2 Chr. 83, 7. Schämen müssen sich Alle, die den Bildern,dienen, und sich der
Götzen rühmen,
Ps. 97, 7. Babel ist gefallen - und alle Bilder ihrer Götter sind zu Boden geschlagen,
Esa. 21, 9. Die sich
auf Götzen verlassen, und sprechen zum gegossenen Bilde: ihr seid unsere Götter;
die sollen zurück
kehren, und zu Schanden werden,Es. 42, 17. Alle Menschen (die Götzen machen) sind Narren mit ihrer Kunst, und alle Goldschmiede
stehen mit Schanden mit ihren Bildern,
Jer. 10, 14.
c. 71, 17. Da denn saß ein Bild, zum Verdruß dem Hausherrn (wa- selbst
sich ein Gestell zu «inem Götzenbild?, welches billig einen
Eifer erwecken mMe, befand),
Ezech. 8, 3. 5. Bilder der Chaldä'er,
Ezech. 23, 14. Bild Nebucadnczars,
Dan. 2, 31. Ihr trüget
den Sichuth, euren König, und Chiun, euer Bild, Amos 5, 26. (worunter das gegossene Kalb zu verstellen.) Was wird denn helfen
das Bild, das sein Meister gebildet hat? Habac. 3, 18. Es ist ein Bild, und bedarf wohl Hülfe,
Weish.
13, 16. Die Gottheit ist nicht gleich goldenen - Bildern,
A.G. 17, 29. Ephesus, eine Pflegerin der Göttin Diana, und des
himmlischen (vom Himmel gefallenen) Bildes,
A.G. 19, 35. z. 6. Unter dem Vilde des Thieres, Ofsb. 13, 14. 15.
c.
14, 9. 11.
c. 15, 2.
c. 16, 2.
c. 19, 20.
c. 20, 4. wird meistens das Reich oder das geistliche Regiment und die Kirchengewalt,
deren sich der Papst eigenmächtig anmaßt, verstanden. Es läßt sich anch auf alle widerchristlich geistlichen Mächte
deuten, und auf gewisse Merkzeichen, die sie als Schiboleths aufstellt, und denen der Christ nie huldigen
darf. Bildad Von Suah. Hiobs Freund,
Hiob 2, 11.
c. 25, 1.
c. 42, 9. Beschuldigt den Hiob der Heuchelei,
Hiob 6, 1. ff. mischt
den Hiob unter die Gottlosen,»
c. 13,. i ff. Bilden I) Von der Bildung eines Menschen im Mutterleibe,
Weish.
7, 2. a) II) S. Bild z. 1. b) a) Es war dir mein Gebeine nicht verholen, da ich (künstlich) gebildet ward (gleichsam wie)
unten in der Erde (im Mut" tcrleil'e),
Pf. 139, 15. b) Nach wem bildet, und wem vergleichet ihr mich denn?
Gsa. 46, 5. Das Amt - in die Steine gebildet (gegraben),
2 Cor. 3, 7. vergl.
2 Mos. 34, 89.
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