§. 2. Die Israeliten sind dreimal weggeführt worden. I) ZurZeit König Hoseas, als die 10 Stämme Israel
in die assyrische Dienstbarkeit geführt wurden,
2Kön. 17, 23. 24. II) Zur Zeit Jojakims und seines
Sohnes Jechonias, als fast ganz Juda nach
Babel geführt wurde, ausgenommen Jerusalem, da die Juden noch einen König behielten,
2Kön. 24. und
hievon wird die babylonische Gefangenschaft angerechnet. III) Zur Zeit Zedekias, als diesem die
Augen ausgestochen, Jerusalem
sammt dem Tempel zerstört, und dem Königreich Juda auch ein Ende gemacht wurde,
2Kön. 25, 7.
§. 3. Babylonischer Thurm. Dieser sollte im Lande Sinear, von Chams Nachkommen (unter welchen vermuthlich auch von
Japhets Nachkommen waren, denn die Verwirrung der Sprachen hat sie auch mit betroffen,
1 Mos. 11, 9. 10.) aufgebaut
werden, damit sie sich einen unsterblichen Namen machen und ewig bei der Nachwelt im Gedächtniß bleiben möchten, oder
es geschah aus Herrschsucht, damit sie von hier aus eine Universalmonarchie stifteten, deren Zeichen und Mittelpunkt dieser
Thurm wäre.
Eine solche allgemeine Weltherrschaft, - das äußerste Gegentheil des allgemeinen Familienbundes, wozu
die Menschen im Stande der Unschuld würden vereinigt sein, - und wozu sie durch Christum und sein Reich herangebildet werden
sollen - konnte GOtt nicht dulden, da sie die freie Entwickelung der Menschen gehindert, und sie herabgewürdigt hätte.
Darum hinderte GOtt das Werk und theilte die Menschen in kleinere Geschlechter und Völker durch Entstehung
der verschiedenen Sprachen. Der Thurm sollte bis an den Himmel reichen, v. 4., welches zwar ein Zeichen ihres Hochmuths,
aber nur von einer außerordentlichen Höhe zu verstehen ist, wie etwa die Höhe der Mauern, von denen gesagt wird, daß
sie bis an den Himmel reichen,
5 Mos. 9,1.
Königs Demetrius in Syrien Hauptmann über das ganze Land diesseit des Euphrats,
1 Macc.
7, 8. welcher den Juden viel Drangsal anthat,
c. 9, 1. 25.
2 Macc. 8, 30.
Zur Feier der Bacchanalien, die leider in der christlichen Kirche in den Fastnachts-Lustbarkciten eine Nachahmung
gefunden haben, nöthigte der Tempelschänder
Antiochus die Juden,
2 Macc. 6, 7.
c. 14, 33.
§. 1. Bedeutet sowohl I) ein von Regen zusammen geflossenes Wasser, welches zwischen den
Bergen und auf der Ebene dahin zu
fließen pflegt; als auch einen ordentlichen
Fluß. Die heilige Schrift gedenkt verschiedener Bäche,
z. B.
Du lässest quellen
Brunnen und Bäche; du lässest versiegen große Ströme,
Ps. 74, 15.
Der Gottlosen Güter versiegen, wie ein Bach,
Sir. 40, 13.
§. 2. II) Eine Menge und gleichsam Zusammenfluß angenehmer machen und Glückseligkeiten,
4 Mos. 24, 6.
Hiob 22, 24.
Siehe, ich breite aus den Frieden bei ihr, wie einen Strom, und die Herrlichkeit der (bekehrten) Heiden, wie einen ergossenen
Bach, Esa, 66, 12.
Es fließen von mir viel Bächlein in die Gärten, wie man das Wasser hinein leitet,
Sir. 24, 40.
§. 3. III) Zeigt es große Verfolgung,
Angst und Noth an, welche geschwind und wider Vermuthen, wie ein vom wilden Wasser
zusammen geflossener Bach, mit großem Geräusch daher fahren, und Verderben nebst Schrecken der Seele
anrichten.
Er
(Christus) wird trinken von dem Bach (des Leidens) auf dem Wege: darum wird er das Haupt empor heben,
Ps. 110, 7. (Oder
richtiger bezogen entweder auf die Stadt Rabbe, die bei der Belagerung genöthigt wurde, vom Bach zu
trinken, oder auf den König, der als abgehärteter Held seinen
Durst mit Wasser stillte.)
Gerstenkuchen sollst du essen, die du vor ihren
Augen mit Menschenmist (untermengt, richtiger: an Menschenmist, statt Feuerung)
backen sollst,
Ezech. 4, 12.
Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben (wieder vergelten) sollt dem Uebel, sondern, so dir Jemand einen Streich
giebt auf den rechten Backen, dem biete (lieber, als daß du dich selbst wolltest rächen) den andern
auch dar,
Matth. 5, 39.
Luc. 6, 29. Dulde lieber willig das schmerzlichste und schmachvollste Unrecht, als daß du Unrecht
tynest.
§. 2. II) Es zeigt das Schlagen auf die Backen theils eine große Beschimpfung, Verspottung und Hohn
an, weil man die, welche man schlägt, nicht besonders achtet; theils ist es auch ein Zeichen der Strafe, welche GOtt über
die Gottlosen will ergehen lassen.
Joh. 18, 22.
c. 19, 3. Siehe Backen §. 2. Es ist vermuthlich mit der Hand geschehen,
vielleicht von Malchus, damit er ein Zeichen von sich geben möge, daß ers nicht mit JEsu, ohnerachtet dieser ihm eine Wohlthat,
Luc. 22, 51. erwiesen, halte.
§. 1. Sie haben ihren Namen im Ebräischen von Zermalmen, weil sie die Speise
gleichsam zermahlen, daß sie zum Einschlucken und zur Verdauung geschickter wird,
Sprw. 30, 14.
Da spaltete GOtt einen Backenzahn (ein Loch darin der Backenzahn stand) in dem Kinnbacken, daß Wasser heraus ging.
Richt
15, 13. (Oder richtiger: GOtt spaltete eine Grube oder Höhlung in Lehi, in dem Orte, der jetzt so genannt
wird, daß Wasser heraus zu quellen anfing.)
§. 2. Es wird auch dadurch die List, Macht, Stärke und Gewalt eines Volks, besonders der Gottlosen angedeutet.
Ich zerbrach die Backenzähne des Ungerechten; und riß den Raub aus seinen Zähnen,
Hiob 29, 17.
Zerstoße, HErr, die Backenzähne der jungen Löwen,
Ps. 58, 7.
§. 1. In die Backöfen der Egypter kamen Frösche hinein,
2 Mos. 8, 3.
Und sind allesammt Ehebrecher, gleichwie ein Backofen, den der Bäcker heizet; wenn er hat ausgeknetet, und lässet den Teig
durchsäuern und aufgehen,
Hos. 7, 4.
§. 2. Hierdurch wird der brennende Eifer, womit die Israeliten angefeuert wurden, Abgötterei zu treiben,
angedeutet. Man pflegt die Anwendung so zumachen: Israel war der Teig, das Auskneten die Verführung zur leiblichen und geistlichen
Hurerei, der Bäcker der Teufel und seine Werkzeuge, die Lehrer und andere Menschen;
das Feuer war innerlich die
angeborne böse, reizende Lust, die der Satan anblies;
das Durchsäuern das überhand nehmende Uebel.
Daß also, da die Wächter
über das Haus Israel nachließen zu
warnen. Alles zu geist- und leiblichen Ehebrechern wurde, und in solchen Sünden eifrig
beharrte.
Der Wiedergeburt, wird die heilige Taufe genannt. Sie heißt ein Bad, weil wir darin mit Wasser,
welche mit GOttes Wort und Christi Blut vereinigt ist, besprengt und sowohl von Erb- als wirklichen Sünden abgewaschen, so
daß uns dieselben nicht zur Verdammniß zugerechnet werden;
A.G. 2, 38.
Eph. 5, 26. 27. der Wiedergeburt aber, weil wir
darin aufs Neue geboren werden zu Kindern GOttes,
Joh. 3, 5. S. Taufe.
Durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich, durch
JEsum Christum, unsern Heiland,
Tit. 3, 5. 6.
§. 2. Wenn
Ezech. 16, 9. 4. GOtt Israel mit Wasser gebadet, so zeigt es die Vergebung der Sünden
an.
§. 3. Die Füße baden in des Gottlosen Mut,
Ps. 58, 11. heißt entweder mit Augen sehen, wie GOtt die Gottlosen ernstlich
strafe, und sich an ihrem Exempel spiegeln, daß man durch einen vorsichtigen Wandel dergleichen Strafe entgehe; oder es
heißt, sicher leben; denn, wenn die Juden fröhlich waren, so wuschen sie ihre Füße.
Ein König der Kinder Ammon. Er sandte Israel, den Sohn Nethanias, den Gedalia zu erschlagen,
welches auch, obgleich Gedalia gewarnt worden, bei einem Gastmahl geschah,
Jer. 40, 13.
c. 41, 2. 3.
In der Antwort. I) Ein Hauptmann Joboseths, Sohnes des König Sauls, welcher seinen Herrn
umbringen half, aber auf König Davids Befehl aufgehangen wurde,
2 Sam. 4, 2. 5. II) Vater Helebs, des Helden Davids,
2 Sam.
23, 29. III) Ein Sohn Ahiluds, Salomons Hauptmann,
1Kön. 4 12. IV) Ein Sohn Husais,
ib. v. 16. V) Vater
Sadoks, und einer aus den Häuptern Israels, welche aus Babylon herauf zogen,
Esr. 2, 2.
Neh. 3, 4.
Zwei Bären zerrissen die Knaben, die Elisa höhneten,
2Kön. 2, 24.
Es ist besser, einem Bär begegnen, dem seine Jungen geraubt sind, denn einem Narren in seiner Narrheit,
Sprw. 17, 12.
Mir brummen Alle, wie die Bären, und ächzen wie die Tauben,
Esa. 59, 11.
§. 2. Ein Bild eines zornigen und grausamen Menschen;
2 Sam. 17, 8. a) des medisch-persischen Reichs;
Dan. 7, 5. ja GOtt
selbst will den Gottlosen begegnen, wie ein solches Thier zu thun pflegt,
Klagel. 3, 10. b) d.
i.: sie nichts, als den Ernst seines heiligen Zorns und seiner Strafen fühlen lassen.
a) Ein Gottloser, der über ein armes Volk regiert, das ist ein brüllender Löwe und geiziger Bär,
Sprw. 28, 15.
b) Ich will ihnen begegnen, wie ein Bär, dem seine Jungen genommen sind,
Hos. 13, 8.
Solche hatte das Thier,
Offb. 13,1. 2. um dadurch anzuzeigen, wie diese geistige antichristische Macht
Alles, ohne Schonung der Gewissensrechte gewaltsam zertreten würde.
§. 1. I) Ein Weg. Daher, wenn gesagt wird, Bahn zu machen, so wird uns durch solche Aufmunterung
anbefohlen, nicht allein die Wege in Ordnung zu bringen, damit der, welcher zu uns kommen will, sie wohl
gebahnt finde, d. i. nicht bloß den äußern Wandel von groben Anstößen, sondern auch die Herzen zu reinigen, und von allen
eiteln Absichten auszuleeren, damit wir ihn im Glauben auf- und annehmen können. Bahn machen zeigt auch
den glücklichen Fortgang einer Sache an.
Machet Bahn dem, der da sanft (sanftmütyig) herfähret,
Ps. 68, 5.
Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüsten: Bereitet dem HErrn den Weg, machet auf dem Gefilde
eine ebene Bahn unserm GOtt,
Esa. 40, 3.
§. 2. II) Bedeutet Bahn die Gebote und den Willen Gottes, welche er uns in seinem heiligen Wort zur Richtschnur unsers
Lebens und Wandels offenbaret. Und in Beziehung auf Christum, welcher
Joh. 14, 6. der Weg des Lebens
heißt, wird
Esa. 35, 8. gesagt, daß durch ihn die rechte Bahn, der Weg
zur Seligkeit Allen klar vor Augen werde gelegt werden.
Denn ich setze meinen Fuß auf seine Bahn, und halte seinen Weg, und weiche nicht ab,
Hiob 33, 11.
HErr, weise mir deinen Weg, und leite mich auf richtiger Bahn, um meiner Feinde willen,
Ps. 27, 11.
Lehre mich thun nach deinem Wohlgefallen - - dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn,
Ps. 143, 10.
Wer den HErrn fürchtet, der geht auf rechter Bahn,
Sprw. 14, 3.
Weichet vom Wege, machet euch von der Bahn,
Esa. 30, 11. (sprechen die Verführer).
§. 3. III) Der Menschen Lebensart, Gedanken, Thun und Vorhaben.
Die da verlassen die rechte Bahn, und gehen finstere Wege,
Sprw. 2, 13.
Auf daß du wandelst auf guten Wegen, und bleibest auf der rechten Bahn,
Sprw. 2, 30.
Ich will dich den Weg der Weisheit führen, ich will dich auf rechter Bahn leiten,
Sprw. 4, 11.
Laß dein Herz nicht weichen auf ihren Weg; und laß dich nicht verführen auf ihrer (der Ehebrecherin) Bahn,
Sprw. 7, 85.
Wer sich nicht sagen läßt, der ist schon auf der Bahn der Gottlosen,
Sir. 21, 7.
§. 4. IV) Zeigt es das Band des Friedens, und der brüderlichen Einigkeit und Gemeinschaft oder des geistlichen
Verkehrs der Gläubigen an, welche sich zu einem Glauben und wahren Gottesdienst bekennen, ungeachtet sie aus verschiedenen
Nationen sind, und wohl auch zuvor Krieg unter einander geführt haben,
Esa. 19, 23.
Ein Balken ist I) ein Stück Bauholz, welches in der Zusammensetzung eines Gebäudes angewendet wird,
Esr. 5, 8. etc. Mit solchen werden die Götzen verglichen, Bar. 6, 19. 54. welche auch, wie jene, wenn sie schon von Würmern
gefressen, ja verbrannt werden, kein Gefühl haben. II) Im metaphorischen Sinne heißt es ein großes
und merkliches Verbrechen, Fehler und Laster, wie im Gegensatz der Splitter einen geringen Fehler bedeutet. *
Welcher Mensch diese Worte verändert, von des Hause soll man einen Balken nehmen, und aufrichten, und ihn daran hängen,
Esr. 6, 11.
Auch die Steine in der Mauer werden schreien und die Balken am Gesperr werden ihnen antworten,
Hab. 3, 11.
Heißt eigentlich geschwind und ohne Verzug,
Matth. 5, 25. zuweilen auch unversehens,
5 Mos.
28, 20.
Ps. 73, 19.
2 Mos. 2, 18.
Offb. 2, 5. Bald aber nach der Trübsal derselbigen Zeit werden Sonne und Mond den Schein
verlieren.
Matth. 24, 29. Da von V. 1-28. die Zukunft Christi zum Gericht über Jerusalem, von V. 29. aber an die zum
Gericht über die Welt beschrieben, und wie in einem perspectivischen Gemälde zusammengerückt wird; so heißt das Bald
entweder plötzlich, unversehens, wie ^ ^ ^ und bei Clemens Alex. Strom. I. 275.
A. Cel., oder man muß unter der Trübsal nicht bloß die bei der Belagerung und dem Untergänge Jerusalems, sondern
die von dem Lucas
c. 21, 24. erwähnte, darauf folgende lange und noch fortdauernde Drangsalsperiode des Jüdischen Volkes
denken, und diesen Vers des Lucas in den Matthäus einschalten. So Storr Opusc. III. 39.
§. 1. Balsam, welcher in dem gelobten Lande wuchs, und aus dem Balsambaum, wenn
er geritzt wurde, tropfenweise heraus floß, gehört unter die köstlichen Specereien, und wurde gebraucht 1) zum
heiligen Räucherwerk,
2 Mos. 30, 34. 2) zum Schmuck der Weiber,
Esth. 2, 13. Sus. 17. 3) zur Gesundheit,
Ps.
141, 5. 4) zur Salbung,
Ezech. 16, 9.
c. 27, 17. Amos 6, 6.
§. 2. Weil der Balsam, als ein kräftiges Oel, die damit gesalbten Glieder stärkt, auch die Schmerzen stillt, und
hin und wieder nützlich ist, so wird das Wort auch gebraucht 1) als Bild des Segens der brüderlichen Eintracht, die die
Herzen stärkt, erquickt, erheitert und so viele Schäden heilt.
2) Vom Freudenöl des heiligen Geistes,
Ezech. 16, 9. s. Salbung.
Also daß meine Bande (und warum ich sie hatte) offenbar worden sind in Christo, in dem ganzen Richthause, und bei den andern
Allen,
Phil. 1, 13.
Ueber welchen (JEsum) ich mich leide bis an die Bande, als ein Uebelthäter,
2 Tim. 2, 9.
Paulus hat den Onesimus in seinen Banden gezeugt, Philem. 10, 13.
§. 3. III) In uneigentlichem Verstande a) bedeuten Bande die Beraubung der Freiheit, und also Gefangenschaft,
Jer. 30, 8. Nah. 1, 13. große Trübsal und erschreckliche Angst (wozu auch geistliche Anfechtungen kommen können); ja die
vorhandene Todesgefahr b). Des Stummen Band der Zunge, welche gleichsam angefesselt, wurde los,
Marc.
7, 35. und das Band, womit der Teufel das Weib 18 Jahre gebunden,
Luc. 13, 16. aufgelöset. Die bösen Engel sind mit ewigen
Banden der Finsterniß gebunden, Juda 6.
a) Kannst du die Bande (die schöne Fassung und Stellung) der sieben Gestirne zusammen binden?
oder das Band des Orion auflösen?
Hiob 38, 31.
Und sie aus der Finsterniß und Dunkel führte, und ihre Bande zerriß,
Ps. 117, 14.
O HErr, ich bin dein Knecht; ich bin deiner Magd Sohn; du hast meine Bande zerrissen,
Ps. 116, 16.
Ich fand, daß ein solches Weib, welches Herz Netz und Strick ist, und ihre Hände Bande (damit sie die Sünder gefangen
führt) sind, bitterer sei, denn der Tod,
Pred. 7, 57. S. Weib.
So lasset nun euer Spotten, daß eure Bande nicht härter werden,
Esa. 26, 22.
Mache dich los von deinen Banden, du gefangene Tochter Zion,
Esa. 52, 2.
§. 4. IV) GOttes Gebote, heilsame Gesetze und Ordnungen, durch welche, als durch Liebesseile, die Menschen zu ihrem
Besten geleitet und geführt werden, ob sie schon den Ungöttlichen lästige, den Lebensgenuß und
die Freiheit störende Fesseln zu sein dünken.
Lasset uns zerreißen ihre Bande, und von uns werfen ihre Seile, Ps, 3, 3. vergl.
Jer. 3, 80.
¶
Das ist das geistliche Band, wodurch ein aufrichtiger Christ mit dem andern verbunden wird, um die Ewigkeit
der Kirche zu erhalten. Wo dieses zerrissen wird, da hört auch die Einigkeit des Geistes, welche ein Kennzeichen wahrer
Christen ist, auf. S. Friede. (Der friedfertige Sinn, die Vertragsamkeit, die nachgiebt und den Eigenwillen beherrscht, ist
ein vorzügliches Beförderungsmittel der Geistes- oder Glaubens-Eintracht.)
Seid fleißig, die Einigkeit zu halten im Geist, durch das Band des Friedens,
Eph. 4, 3.
Das ist die Liebe. Gleichwie die Stiftshütte,
2 Mos. 26, 3. welche aus zehn Teppichen verfertigt werden sollte, so zubereitet
werden mußte, daß vermittelst gewisser Schleifen und Bande immer zwei zusammengeheftet wurden; also
sollen sich durch die Liebe rechtschaffene Christen, als Gliedmaßen Christi, zu einem geistlichen Leibe und Wohnung GOttes
verbinden lassen. Die Liebe hält die Herzen der Gläubigen zusammen, daß sie eines Sinnes sind, sie vereinbart, und macht
gleich Hohe und Niedrige, Arme und Reiche, daß Jeglicher seines Nächsten Noth aufnimmt, als seine eigene.
Die Liebe geht durch alle Gebote GOttes, und faßt sie gleichsam zusammen, sie ist der Inbegriff aller christlichen Tugenden,
und wird ein Christ durch deren Ausübung in allen Tugenden vollkommen,Röm. 13, 10.
Gal. 5, 14. Wer Liebe hat, hat Alles;
so wie jede Sünde Verletzung der Liebe ist; jede Pflichterfüllung aber erst edel und werthvoll wird,
wenn der Geist der Liebe sie durchdringt. Sie ist das vollkommene und vortreffliche Band, wodurch der geistliche Leib Christi
vereinigt wird.
Ueber Alles aber ziehet an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit,Col. 3, 14.
Aber ich muß mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe (des Leidens mit Blut) und wie ist mir so bange (in göttlicher und
natürlicher menschlicher Liebe, doch der Liebe GOttes unterworfenen Furcht,
Matth. 26, 39. Oder richtiger: wie
fühle ich
mich gepreßt, beklommen, ehe mein Werk vollendet, der Drang meines Herzens befriedigt ist), bis sie
vollendet werde?
Luc. 12, 50.
Auf Erden wird den Leuten bange (Alle»; van Heiden eingeschlossen) sein und werden zagen,
Luc. 21, 35.
Uns ist bange, aber wir verzagen nicht,
3 Cor. 4, 8. d. i. wir kommen in Verlegenheit, Rathlosigkeit,
aber nicht in Verzweiflung, daß wir unser Werk aufgäben.
§. 1. Ist eine Absonderung einer Sache von andern, daß sie völlig ausgetilgt werde, so, daß man
dasjenige, was lebendig, tödte; was aber nicht lebendig, mit Feuer verbrenne, oder auf eine andere Art abthue. Es wird auch
dieses Wort, wenn es von der verbannten Sache angenommen wird, für GOtt heilig, gewidmet, gebraucht. S. verbannen.
Laß nichts vom Bann an deiner Hand hängen,
5 Mos. 13, 17.
Wer gefunden wird im Bann, ib. u. 15. vergl.
5 Mos. 18, 17.
Ich habe Jacob zum Bann gemacht, und Israel zum Hohn,
Esa. 43, 36.
§. 2. Die späteren Juden hatten dreierlei Bann. I) Niddui, der kleinere, wenn einer wegen
eines Verbrechens aus ihrer Gemeinschaft geschlossen wurde, zur öffentlichen Beschämung, bis auf den dreißigsten Tag.
II) Therem, der mittlere. Dieser erfolgte, wenn einer sich nicht bekehren wollte, und war schärfer, als der erstere, und
mit Verwünschung verbunden. Denn mit dem, der in einem solchen Bann stand, hatte Niemand etwas zu schaffen,
ausser daß man ihm sein Essen reichte. Zuweilen wurde er öffentlich mit Hörnern ausgeblasen, und auch wohl mit Flüchen
belegt. Er dauerte wenigstens wieder 30 Tage, mit Hoffnung der Buße. Wenn diese während der Zeit erfolgte, so geschah die
Absolution und Wiederaufnahme in die Gemeine. Es durfte sich dann der Verbannte wieder waschen und
scheeren, auch mit Andern öffentliche und besondere Gemeinschaft halten. Wenn aber die Hoffnung zur Besserung verschwand,
so folgte
III) Schammatha. Siehe Anathema maharam Motha. Hierbei war alle Hoffnung der Wiederaufnahme verloren. Wiewohl, da man nirgends
findet, daß den Juden aller Zugang zur Buße abgeschnitten worden wäre, die letztere Art nur eine Formel,
womit die andere aufgelegt wurde, gewesen sein kann.
Und wird kein (antichristlicher) Bann mehr sein; denn Jerusalem wird ganz sicher wohnen,
Zach. 14, 11.
Daß ich nicht komme, und das Erdreich mit dem Bann schlage (mit Fluch belege), Mal. 4, 6.
Wer dawider handeln wird, der soll im Bann sein,
1 Macc. 14. 45.
Die Juden hatten sich vereinigt, so Jemand ihn für Christum bekennete, daß derselbe in den Bann gethan würde,
Joh. 9, 22.
Aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, daß sie nicht in den Bann gethan würden,
Joh.
12, 42.
Sie werden euch in den Bann thun (aus ihrer Kirchengemeinschaft schließen),
Joh. 16, 2.
§. 3. Der Bann wurde ehedem in unserer Kirche in den kleinern und grössern getheilt. Jener bestand darin, daß man
einen Sünder eine Zeitlang
¶
mehr
von dem Gebrauch des heiligen Abendmahls ausschloß, weil er sich unwürdig gemacht, und nicht genug zubereitet war, den Leib
und das Blut Christi zu genießen, z. B. durch Hurerei, Feindschaft und andere Aergernisse. Dieser erfolgte, wenn man einen
verstockten Sünder, durch öffentliche Ausrufung, von der christlichen Gemeinde ganz und gar ausschloß,
und ihn mit Paulus im Namen Christi dem Satan übergab,
1 Cor. 5, 4. 5. Hierbei wäre Luthers Rath, den er einem gab, wohl
nöthig in Erfüllung zu bringen, wenn er schreibt: Er thäte wohl daran, wenn er den Bann wieder anrichten könnte nach
dem Exempel der ersten Kirche. Er setzt aber auch hinzu: Dieses Fürnehmen würde den Hofjunkern sehr
faul thun, und sie hart verdrießen, nachdem sie solches Zwanges entwöhnt wären: und beschließt: GOtt stehe euch bei und
gebe sein Gedeihen dazu, hoch wäre wohl solche Disciplin vonnöthen, weil der Muthwille, daß Jedermann nur thut, was er
nur will, zusehends überhand nimmt. (Alt. VIII. 342.Hall. XIX. 1254.) Wie klein würde aber die Heerde
der wahren Schafe des Erzhirten Christi alsdann werden! (Vgl. Luth. v. Bann Alt. I. 474. Nil. XIX. 1100.)
§. 6. Der Gebrauch dieses Zucht- und Besserungsmittels setzt eine Gemeine voraus, in welcher das Bewußtsein der
christlichen Gemeinschaft in Allen lebendig und vorherrschend ist, wo der Geist des heiligen Ernstes und
der erbarmenden Liebe waltet, die den Gefallenen sittlich strafen, aber auch tragen und durch Theilnahme und Fürbitte wieder
aufrichten kann: so daß die öffentliche Rüge heilsam wirkt. In gemischten und zum großen Theil verderbten Gemeinen, denen
das Gefühl der brüderlichen Gemeinschaft entschwunden ist, würde dagegen jene Zucht in eine bürgerliche
Beschimpfung ausarten, und anstatt zu bessern, erbittern und verstocken.
Daher in unsrer gegenwärtigen Kirche, wie sie einmal ist, an eine Wiederherstellung der alten christlichen Zucht gar nicht
gedacht werden kann, wofern die Kirche nicht erst regenerirt ist, und die christlichen Regierungen haben daher auch längst
den Kirchenbann abgeschafft. Dennoch bleibt das Beispiel der alten Kirchenzucht für uns beschämend
und
mahnend, da es den Abstand unserer Kirche von dem Ideal einer wahren Kirche, und das Ziel uns vorhält, wonach wir streben
sollten. Wahre Christen können indessen eine Art indirecter Kirchenzucht ausüben, wenn sie durch Ernst und Versagung
näherer Freundschaft unwürdige Glieder der Kirche zu strafen wissen.
§. 7. Von dem äußern Bann, der ehedem durch die kirchliche Regierung auferlegt wurde, kann der innere Bann unterschieden
werden, den das Gewissen auferlegt und durch den erst der äußere Bann Kraft empfängt. Er besteht in dem Bewußtsein einer
geheimen noch nicht getilgten Schuld (z. B. eines Verbrechens, als Mord, Ehebruch, Meineid, ungerechter
Besitz, unsittliche Verbindung, Verführung einer Seele u. A.), wodurch nicht bloß der innere Friede gestört, die volle
Zuversicht zu GOtt benommen, sondern auch die Kraft und Freudigkeit des Handelns gebrochen, und die Hoffnung des göttlichen
Segens entzogen wird. Befreit kann der Mensch davon werden nur durch völlige Losmachung von der Schuld,
möglichste Hemmung der bösen Folgen, und die göttliche Vergebung in Christo.
§. 8. Die Juden und Pharisäer haben den Bann gemißbraucht,
Joh. 12, 42. Joh. 9, 22. und der Papst wird mit seinen
Bannstrahlen, welche er nur zur Privatrache schießen läßt, in seinem unbesonnenen Eifer ein treuer
Nachfolger der Tyrannen und Verfolger, die, wenn sie die Jünger Christi verbannten, GOtt einen Dienst dadurch zu thun vermeinten,
Joh. 16, 2.
Nackt und barfuß mußte auf GOttes Befehl drei Jahre Jesaias gehen, zum Zeichen, daß der König von Assyrien
die Egypter und Mohren so bloß wegführen würde,
Esa. 20, 2.3. 4.
Es war ein Stück jüdischer Polizeiordnung, daß, wenn einer, der noch lebendig, seinem
unbeerbten, verstorbenen Bruder keinen Samen erwecken wollte, so stellte ihn seine Schwägerin vor die Aeltesten, zog ihm einen
Schuh aus, spie ihn an, sagend: Also soll man thun einem jeden Mann, der seines Bruders Haus nicht erbauen will, und sein
Name hieß in Israel des Barfüßers Haus,
5 Mos 25.10.5. ff. Siehe beerben.
¶