Unser Leben währet 70 Jahr etc. und wenns köstlich gewesen ist, so ists Müh und Arbeit gewesen,
Ps. 90, 10. 11.
Du wirst dich nähren deiner Hände Arbeit, wohl dir, du hast es gut,
Ps. 128, 2.
Einem jeglichen Menschen ist Arbeit aufgelegt nach seinem Maß,
Pred. 6, 7.
Führt keine Last am Sabbathtage aus euren Häusern, und thut eure Arbeit,
Jer. 17, 32.
Ihre Arbeit (der Weisheit) ist lauter Tugend.
Weish. 8, 7.
Dem Esel gehört sein Futter, Geißel und Last, also dem Knechte sein
Brod, Strafe und Arbeit,
Sir. 35, 25.
Wer sich mit seiner Arbeit nährt, und läßt ihm gnügen, der hat ein sein ruhiges Leben,
Sir. 40, 18.
Ein Jeglicher aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit,
1 Cor. 3, 8.
§. 2. II) Die schwere Mühe und
Angst, die von der Arbeit herrührt,
Jer. 31, 16. a) Daher wird das Werk der
Bekehrungb) und
das schwere
Amts- und Erlösungsgeschäft unsers lieben Heilandes c) eine Arbeit genannt.
a) Selig sind die Todten, die in dem HErrn sterben, von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie
ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach. Offb, 14, 13.
b) Ich habe euch gesandt zu schneiden, das ihr nicht habt gearbeitet; Andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre
Arbeit gekommen,
Joh. 4, 38.
c)Ja, mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden, und hast mir Mühe gemacht in deinen Missethaten.
Esa. 43, 24.
§. 3. III) Das Werk, welches verfertigt wird.
2 Mos. 35, 26.
Die Syrer haben bei dir gehott deine Arbeit (deine Waaren, deine Manufakturen), was du gemacht hast,
Ezech. 27, 16. S. v. 36.
So ists je besser zwei, denn eins, denn sie genießen doch ihrer Arbeit wohl,
Pred. 4, 9.
g) ImStande der Unschuld würde die Arbeit dem Menschen keine Arbeit gewesen sein; daß sie jetzt
ihm Mühe und Verdruß macht, ist Folge der Sünde. Aber eben darum ist uns jetzt die Arbeit unentbehrlich, als Schutzmittel
gegen Sünde und sowie ohne sie das Leben werthlos wird, bereitet sie auch den besten Lebensgenuß.
Joh. 4, 34. 9, 4. sie
muß aber mit ganzer Geisteskraft und Herzenstheilnahme,
Esa. 53, 11. ohne Lohnsucht,
1 Cor. 9, 17. 18. und
aus reiner Liebe zu GOtt,
Joh. 3, 21. geschehen.
§. 9. Gebet und Arbeit sind Zwillinge, sie dürfen nicht getrennt werden, sondern müssen stets
beisammen sein, soll anders die Arbeit nicht vergeblich geschehen,
Ps. 90, 17.
Ps. 118, 25.
Ps. 127, 2.
Sir. 37, 19. Sprich
ja zu meinen Thaten etc. 0ra et labora et Deus aderit sine mora. Zum
Beten und zum Fleißigsein, giebt GOtt bald
Segen und Gedeihn. Ueber die vita activa und contemplativa s. Caassian. Collat. l. I.
c 8. S. 221 f. ed. Lips. 1733. u. die
ll. cc. Cicero, de Offic. I. 6.
§. 10. In heiliger Schrift wird uns verschiedene Arbeit, sowohl
a) der Männer als b) der Weiber namhaft gemacht.
Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken,
2 Mos. 20, 9.
Sechs Tage soll man arbeiten, aber am siebenten Tage ist Sabbath,
2 Mos. 31, 15.
Deine Hände haben mich gearbeitet und gemacht, Alles, was ich um und um bin,
Hiob 10, 8.
Er (der Gottlose) wird arbeiten, und deß nicht genießen,
Hiob 20, 13.
Wo der HErr nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst, die daran bauen,
Ps. 127, 1.
Man arbeite, wie man will, so kann man nichts mehr ausrichten,
Pred. 3, 9.
Es ist ein Einzelner, und nicht selb ander, und hat weder Kinder noch Brüder, noch ist seines Arbeitens
kein Ende etc. Pred.
4, 8.
Wem arbeite ich doch, und breche meiner Seele ab? ib.
Ich dachte aber, ich arbeitete vergeblich, und brächte meine Kräfte umsonst und unnützlich zu, wiewohl meine Sache des
HErrn, und mein Amt meines GOttes ist,
Esa. 49, 4.
Darum, baß seine Seele gearbeitet hat, wird er seine Lust sehen, und die Fülle haben,
Esa. 53, 11.
Wehe dem, der seinen Nächsten umsonst arbeiten läßt, und giebt ihm seinen Lohn nicht,
Jer. 22, 13.
Sende sie herab von deinem heiligen Himmel, und von dem Throne deiner Herrlichkeit sende sie, daß sie
bei mir sei, und mit mir arbeite,
Weish. 9, 10.
Wer dir arbeitet, dem gieb bald seinen Lohn, und halt Niemandem seinen verdienten Lohn vor,
Tob. 4, 15.
Nimm dir etwas vor zu arbeiten, so widerfährt dir keine Krankheit,
Sir. 31, 27.
Ich habe euch Alles gezeigt, daß man also arbeiten müsse etc.,
A.G. 20, 35.
Ich habe viel mehr gearbeitet, denn sie Alle, nicht aber ich, sondern GOttes Gnade, die in mir ist,
1 Cor. 15, 10. 2 Cor.
11, 23.
Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite, und schaffe mit den Händen etwas Gutes, auf
daß er habe zu geben den Dürftigen,
Eph. 4, 26.
Tag und Nacht arbeiteten wir, daß wir Niemandem unter euch beschwerlich wären,
1 Thess. 2, 9.
Arbeitet mit euren Händen, wie wir euch geboten haben,
1 Thess. 4, 11.
Wir bitten euch, daß ihr erkennet, die an euch arbeiten, und euch vorstehen in dem HErrn, und euch vermahnen,
1 Thess.
5, 12.
So Jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen,
2 Thess. 3, 10.
Wir hören, daß Etliche unter euch wandeln unordentlich, und arbeiten nicht, sondern treiben Vorwitz,
ib. v. 11.
Solchen aber gebieten wir, und ermähnen sie durch unsern HErrn JEsum Christ, daß sie mit stillem Wesen arbeiten, und ihr
eigenes Brod essen,
ib. v. 12.
Siehe, der Arbeiter Lohn, die euer Land eingeerntet haben, und von
euch abgebrochen ist, schreit; und
das Rufen der Ernter ist gekommen vor die Ohren des HErrn Zebaoth, Jac. 5, 4.
§. 2. Alle rechtschaffene Christen werden Arbeiter genannt, denn sie sollen GOttes Wort gern hören, lesen, andächtig beten,
GOtt und dem Nächsten dienen, und sich in anten Werken üben,
Eph. 2, 10.
c. 4, 28.
Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der am Morgen ausging, Arbeiter zu miethen in seinen Weinberg,
Matth. 20, 1.
Rufe den Arbeitern, und gieb ihnen den Lohn,
ib. v. 8.
§. 3. Lehrer und Prediger, welche ein schweres Amt führen, an welches Fleisch und Blut, wo es nicht dabei
etwas Irdisches sucht oder findet, nicht gern geht, werden auch Arbeiter genannt.
Die Ernte ist groß, aber wenig sind der Arbeiter,
Matth. 9, 37.
Darum bittet den HErrn der Ernte, daß er treue Arbeiter in seine Ernte sende,
ib. v. 38.
Solche falsche Apostel und trügliche Arbeiter (welche euch nebst dem Evangelio das Gesetz Moses aufdrängen wollen) verstellen
sich zu ChristusAposteln,
2 Cor. 11, 13.
Befleißige dich, GOtt zu erzeigen einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter,
2 Tim. 2, 15.
§. 2. Die Arche Noahs ist ein Vorbild der christlichen Kirche. Denn gleichwie Noah diese zum
Heil seines Hauses,
Ebr. 11, 7. zugerichtet, und alle Menschen außerhalb derselben untergehen mußten; also ist auch außer
Christus und seiner Kirche weder Heil noch Seligkeit zu hoffen und zu finden,
1 Tim. 2, 5.
1 Cor. 6, 14. 17. Und gleichwie
die Arche Noah von Wind und Wellen nicht unterdrückt wurde,
1 Mos. 8, 13. 16. also sollen die Kirche
Christi, welche auf Petrus Bekenntniß: Du bist Christus, des lebendigen GOttes Sohn, als den vornehmsten Grund des Glaubens
erbaut, die Pforten der Hölle nicht überwältigen,
Matth. 16, 18.
§. 3. Die Arche des Testaments in dem Tempel GOttes,
Offb. 11, 19. ist Anspielung auf die Bundeslade
des A. T. Sowie diese ein Symbol der immer gegenwärtigen göttlichen Gnade war, so ist JEsus Christus der wahre Gnadenstifter
für immer. Denn in diesem hat GOtt mit uns einen ewigen Bund gemacht,
Esa. 55, 3.
c. 61, 8. in ihm wohnt,
als in einer Arche, die Fülle der Gottheit,Col. 2, 9. Christus ist die geistliche Bundeslade, und der rechte Gnadenstuhl,
um welches willen uns GOtt Gnade erzeigt, und unsere Sünde vergiebt,Röm. 3, 25.
1 Joh. 2, 2.
Ein Beherrscher des Volks. Er war Herodes des Großen Sohn, ward Vierfürst zwei Jahre
nach Chr. G. bis zum Jahre 12, wo er wegen seiner Grausamkeit abgesetzt ward, starb im Exil in Vienne in Gallien.
Ein Hügel des Mars. So hieß der Richtplatz, A.G. 17,19. und war solches ein Berg zu Athen, der seinen Namen
vom Mars, oder dem Gott des Krieges hatte, dessen Tempel auf dem Berge stand.
Der Tempel war wie ein Rathhaus gebaut, worin
über die wichtigsten Sachen Rath gefaßt wurde.
Areopagus §. 8. war der Sitz des angesehensten Gerichtshofes.
Die Richter hießen Areopagiten, von denen Paulus den Dionysius bekehrte.
Tugendsam. Name von Arabischen Königen I. zur Zeit des Antiochus Epiphanes,
2 Macc. 5. 8. II. Schwiegervater
des Herodes Antipas. den er bekriegte und schlug, weil er seine Gemahlin verstoßen.
Böse, gottlos, heißt Alles, was dem göttlichen Willen und dem Wohl des Nächsten, also der GOttes- und Menschenliebe widerstreitet
a). Besonders heißen die Menschen arg, inwiefern sie, im Gegensatz zu GOtt, dessen Natur lauter Lieben und Geben ist, von
Natur selbstsüchtig, liebeleer, nicht gern geben b). Der Arge heißt der böse Geist, als der Urheber
und erklärte Förderer des Bösen aus Feindschaft wider GOtt c). Ja mau kann den Teufel selbst, wie
2 Thess. 3, 3. darunter
verstehen.
a) HErr, wer wird wohnen in deiner Hütte?
Ps. 15, 1. wer seinem Nächsten kein Arges thut, v. 3.
b) So dann ihr, die ihr doch arg seid, könnt dennoch euren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr
wird euer Vater
im Himmel Gutes thun denen, die ihn bitten,
Matth. 7, 11.
c) Der Arge kommt und reißet hin, was da gesäet ist in sein Herz,
Matth. 13, 19.
Über der HErr ist treu, der wird euch stärken, und bewahren vor dem Argen,
2 Thess. 3, 3.
Diese ist ein schändliches Laster,
Sprw. 6. 12-14.
c. 22, 5.
Röm. 1, 30. wodurch
das Gemüth dergestalt verderbt wird, daß es beständig darauf bedacht ist, den Nächsten unter allerhand, auch freundlicher
Verstellung heimlich zu berücken.
Erdenklos. I) Ein Land im Königreich Basan, welches von dem kiesigen Boden seinen Namen bat.
Wird dem halben
Stamm Manasse zu Theil.
5 Mos. 3, 4. 13.1Kön. 4, 13. II) Ein Name eines Gileadiers, der Pekahja, den König
in Israel, ermorden half.
2Kön. 15, 25.
§. 1. Ist der Hang, ohne sichern Grund, ans gewissen betrüblichen Umständen, Böses von dem Andern zu fürchten
oder ihm böse Absichten zuzutrauen.
2 Macc. 3, 32.
1 Tim. 6, 4.
Halt keinen Rath mit dem, der einen Argwohn zu dir hat,
Sir. 37, 11.
§. 2. Dergleichen verkehrtes Urtheil haben gefällt:
Die Fürsten der Philister, die dem David nicht trauten,
1 Sam. 29, 4.
Ein Löwe GOttes. I) Der siebente Sohn Gads, von dem die Arieliter herkommen,
4 Mos. 26, 17. II) Ein
jüdischer Hauptmann nach der babylonischen Gefangenschaft.
Esr. 8, 16. III) Der Zuname der Stadt Jerusalem.
Esa. 29, 1. 2. 7. weil
sie, ob sie gleich mächtig durch GOttes Schutz sein sollte, doch von den Feinden aufgerieben werden
sollte, wie die Opfer vom Feuer. Ariel bedeutet im Arabischen Feuerstelle, Heerd GOttes; und Jerusalem heißt daher so im
doppelten Sinne, 1. als Stätte des heiligen Altarfeuers GOttes, 2. als Stätte des verheerenden Feuers
des Strafgerichtes. IV) Der Obertheil des Altars, worauf man opferte.
Ezech. 43, 15. 16.
Lang oder Löwe. I) Ein König von Elassar, dem AbrahamAlles, was er geplündert, in Sodom wieder abnahm.
1 Mos.
14, 1.
Jud. 1, 6. II) Ein Vornehmer am Hofe Nebneadnezars, der alle Weisen in Chaldäa tödten sollte.
(brachium) §. 1. I) Ein Glied an dem Leibe, wodurch der Mensch seine Amtswerke
zu verrichten und zu arbeiten Pflegt. Das Weib um deinen Armen (Schocke) laß dich nicht verführen zu fremden Göttern,
5 Mos.
13, 6.
Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt, und hält Fleisch für seinen Arm, und mit seinem Herzen vom HErrn
weicht,
Jer. 17, 5.
Das Horn Moabs ist abgehauen, und ihr Arm ist zerbrochen,
Jer. 48, 5.
GOtt will den Arm des Pharao zerbrechen,
Ezech. 30, 21. 24.
§. 3. III) Wird der Arm in der heiligen Schrift GOtt dem HErrn zugeeignet, und bedeutet die unumschränkte Allmacht, Gewalt
und Hülfe GOttes; oder vielmehr Msum Christum, durch welchen der Vater Alles wirkt und erhält.
(pauper) §. 1. I) Leiblich arm ist derjenige, welcher einen Mangel an dem hat, was zur Leibesnahrung
und Nothdurft dient, (oder auch an Ehre und Ansehn) und daher gezwnngen wird, sich nach anderer Leute Hülfe umzusehen.
Du sollst das Recht des Armen nicht beugen in seiner Sache,
3 Mos. 23, 6.
Das war deiner Schwester Sodom Missethat: Hoffart - aber dem Armen und Dürftigen halfen sie nicht,
Ezech. 16, 49.
Darum weil ihr die Armen unterdrückt, und nehmt das Korn, - so sollt ihr - Amos 5, 11.
Hört dies, die ihr den Armen unterdrückt, Amos 8, 4.
Auf daß wir die Armen ums Geld, und die Dürftigen um ein Paar Schuh unter uns bringen,
ib. v. 6.
Ich will in dir lassen überbleiben ein armes geringes Volk, die werden auf des HErrn Namen trauen, Zeph.
3, 12.
Thut nicht Unrecht den Wittwen, Waisen, Fremdlingen und Armen,
Zach. 7, 10.
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel,
Zach. 9, 9.
Wende dich nicht von dem Armen, so wird dich GOtt wieder gnädig ansehen.
Tob. 4, 7.
Wir sind wohl arm, aber wir werden viel Gutes haben, so wir GOtt fürchten, die Sünde meiden und Gutes
thun,
Tob. 4, 22. Liebes Kind, laß den Armen nicht Noth leiden, und sei nicht hart gegen den Dürftigen,
Sir. 4, 1.
Höre den Armen gern, und antworte ihm freundlich und sanft,
ib. v. 8.
Reiche dem Armen deine Hand, auf daß du reichlich gesegnet werdest,
Sir. 7, 36.
Es sollen sich beide, der Reiche und Arme, Große und Kleine keines Andern rühmen, denn daß sie GOtt fürchten,
Sir. 10, 25. Der
Arme wird geehrt um seiner Klugheit willen, und der Reiche um seiner Güter willen,
ib. v. 33.
Es ist dem HErrn gar leicht, einen Armen reich zu machen,
Sir. 11, 22.
Der Reiche thut Unrecht, und trotzt noch dazu; der Arme muß leiden, und noch danken,
Sir. 13, 4.
Wenn ein Armer nicht recht gethan hat, so kann mans aufmutzen,
ib. v. 27.
Wenn der Arme redet, so spricht man: Wer ist der? und so er fehlt, so muß er herhalten,
ib. v. 29.
Vergiß den Armen nicht, wenn du den fröhlichen Tag hast,
Sir. 14, 14.
Wenn man reich ist, soll man denken, daß man wieder arm werden kann,
Sir. 16, 25.
Drei Stücke sind, denen ich von Herzen seind bin -
wenn ein Armer hoffärtig ist, und ein Reicher gern lügt, und ein alter
Narr ein Ehebrecher ist,
Sir. 25, 4.
Es ist besser, einer sei arm und dabei frisch und gesund, denn reich und ungesund,
Sir. 30, 14.
Der ist arm, der da arbeitet, und gedeiht nicht, und wenn er schon aufhört, so ist er doch ein Bettler,
Sir. 31, 4.
Der Arme hat nichts, denn ein wenig Vrods, wer ihn darum bringt, der ist ein Mörder,
Sir. 34, 25.
Ihr wißt die Gnade unsers HErrn JEsu Christi, daß, ob er wohl reich ist, ward er doch arm um euretwillen,
auf daß ihr durch seine Armuth reich würdet,
2 Cor. 8, 9.
Hat GOtt nicht erwählt die Armen auf dieser Welt, die im Glauben reich sind? Jac. 2, 5.
§. 2. Arme, welche uebst den Reichen in der Welt sein müssen,
Sprw. 22, 2. (zur Uebung der Reichen im
Wohlthun und freundlicher Herablassung; der Armen aber in Genügsamkeit, Neidlosigkeit und im Trachten nach dem Himmlischen:
- wiewohl auch bei der Verschiedenheit der menschlichen Gaben, Ge-schicklichkeit und Thätigkeit, der Vennögensunterschied
unvermeidlich ist,) werden entweder arm geboren a); oder fallen durch Unglück in Armuth b); oder stürzen
sich selbst in einen, solchen Mangel der zeitlichen Güter c), z. B.
Die zwei Schärflein in den Gotteskasten legte,
Luc. 21, 2.
§. 4. II) Geistlich arm sind die, welche Mangel an geistlichen Gütern haben. Diese sind zweierlei, a) welche
sich ihrer Gaben, Thun und Werke nicht überheben, an die Güter dieser Welt ihr Herz nicht hängen, sondern eines demüthigen
Geistes sind, ihre Sünden erkennen; denn von der Erkenntniß der Sünde fängt sich die wahre Buße an,
worauf die göttliche Traurigkeit entsteht, und das daher rührende Elend und Verderben wohl beherzigen, und sich selbst mißfallen,
und, da sie den Mangel der vor GOtt geltenden Gerechtigkeit bedenken, solche in und bei Christus einzig
und allein durch wahren Glauben und Vertrauen in tiefster Demuth und Gelassenheit suchen; b) welche an den geistlichen
Gütern Mangel haben, solchen aber in der That nicht erkennen, sondern sich fälschlich einbilden, sie wären völlig in
der Erkenntniß und bedürften der
¶
mehr
Gerechtigseit, die vor GOtt gilt, auch in und durch Christus allein zu erhalten ist, nicht.
a) Selig sind, die geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr,
Matth. 7, 3. Luc, 6. 20.
Daß
Matth. 5, 3. die Geistlich-Armen (buchstäblich die Armmüthigen) die Demüthigen sind, welche ihren Mangel an Weisheit,
ihre Unwürdigkeit vor Gott, und ihr Unvermögen zur Heiligung erkennen und empfinden, läßt sich streng erweisen. Den Zusatz
pneymati ^[πνευμαθι] zu makarioi ^[μακαριοι] zu beziehen, ist ganz unhebräisch, dagegen zu ptochoi ^[πτωχοι]
zu beziehen, ist ganz den analogen Ausdrücken Ps. 34, 19. 51, 19.
Esa. 41, 17.
c. 54, 6. 57, 15. 61, 1. 66, 2. gemäß,
und Christus nennt bei allen acht Seligkeiten nur Herzenseigenschaften, nie eine zufällige äußere Lage; und gerade diese
Eigenschaft, die Demuth, paßt in den Zusammenhang als das erste Glied der ganzen Kette, von welcher alles Folgende abhängt.
Die Beschreibung dieser geistlichen Armuth, oder des armen Sünderherzens s. in J. J. Ulrich's Predigten
über die Bergpredigt I. 80 ff. auch Spangenberg's Erklärung in s. Leben von Rißler S. 162. Die Heiden, die Demuth nicht
kannten, verspotteten diese Armuth, wie Celsus, s. Neander's K. G. I. 1, 262-64.; nur Socrates hatte eine Ahnung davon, wiewohl
er sie nur als Erkenntniß unsers Mangels an Wissen, nicht als Erkenntniß der Sünde auffaßte. Arrianus
Dissertatt.
Epictet. III. 14, 9. (S. 417. Schweighäuser) ten ^[την] oies ^[οιησιν] elefchos ^[ελεγχος] exairei ^[εξαιρει],
kai ^[και] tonto ^[τοντο] proton ^[πρωτων] poiei ^[ποιει] Sokrates ^[Σωκρατης]
Vgl. Plato im Alcib.
I. Es kostet dem Menschen viel, geistlicharm zu werden, oder sich selbst zu erniedrigen: Multi sunt,
qui facilus omnia sua bona pauperibus distribuunt, quam ipsi pauperes Dei fiant, Augustini Enarrat. in Ps. 71. 0pp.
IV. 556. B.
Antw. aber wer es noch nicht bis zu diesem ersten Verse der Bergpredigt gebracht hat, wie ist bei dem
daran zu denken, daß er zu den übrigen gelange?
Die geistliche Armuth, die demüthige Anerkennung unserer Sündhaftigkeit, womit das Bedürfniß der Versöhnung eng verbunden
ist, kann nicht als ein bloßer Durchgangs- oder Nebergangspunct angesehen werden; (wie Ammon will Sittenlehre II. 2, S. 86. gerade
wie Eck die erste der 95 Theses Luthers von der durch das ganze Leben fortgehenden Buße bestritt, s.
Schröckh's Neue K. G. I. 179.) sondern es ist eine bleibende Gemüthsstimmung des wahren Christen, ja der beharrliche Grundzug
in seinem Charakter.
Dies ergiebt sich schon aus dem Zusammenhang mit den übrigen Eigenschaften des Christen, wie sie in
strenger Ordnung im Eingang der Bergpredigt dargestellt werden; wie diese lauter wesentliche Seiten des christlichen Herzens
bezeichnen, so auch jene geistliche Armuth, von welcher Alles ausgeht, ohne welche die ganze Kette reißt. Diese nur ist die
Quelle der wahren Lauterkeit, diese das Gegengift gegen allen Tugendstolz, und Selbstbespiegelung; ohne
sie ist alle Tugend nur Schminke, und kann Gott nimmermehr gefallen.
Sie ist um desto nöthiger, da der Christ auch bei den besten Werken nie ganz sicher ist vor dem Einfluß unlautrer Triebfedern.
Legte doch Heinrich Müller im Evangel. Herzensspiegel, Pred. am dritten Sonnt. p.Tr. S. 382. das Bekenntniß
ab: «Mancher hält sich selbst für heilig und will kein Sünder sein. Solchen
will ich folgendermaßen
fragen: Ich frage Dich, ob Du jemals habest ein gut Werk gethan aus rechtem guten Herzen? Denn da
muß man scheiden, gute Werke thun, und gute Werke thun aus gutem Herzen. Sollte wohl ein Prediger sagen
können, daß er jemals das reine Wort Gottes mit reinem Herzen habe gepredigt, also daß er bloß und allein auf die Ehre
Gottes gesehen? Ach wie viel eigensüchtige Gedanken laufen mit unter, wenn er prediget! Das Wort ist rein, aber das Herz
ist nicht allzeit rein.» Wer noch nicht gelernt hat, als ein armer Sünder sich vor Gott zu beugen,
und das Zöllnergebet zu beten, ist noch nicht bis zum Anfange des Christenthums gedrungen.
Niemand hat mehr darauf hingewiesen als Zinzendarf, und wenn Reinhard (Moral II. 319 ff.) ihn tadelt, geschieht es nur aus
Mißverständniß. Luther war desselben Sinnes, wenn er in der Auslegung des 38. Psalms (Werke IV. 2309.)
sagt: «Gottes Natur ist, daß er aus nichts etwas macht. Darum, wer noch nicht nichts
ist, aus dem kann Gott auch nichts machen. Die Menschen aber machen aus was etwas, das ist aber lauter unnüz Werk. Darum
nimmt Gott nicht auf, denn die Verlassnen; macht nicht gesund, denn die Kranken; macht nicht sehend,
denn die Blinden; macht nicht lebendig, denn die Todten; macht nicht fromm, denn die Sünder; macht nicht weise, denn die
Unweisen. Kurz, er erbarmt sich nicht, denn der Elenden, und giebt nicht Gnade, denn denen, die in Ungnade
sind. Derohalben kann kein Hoffärtiger, Heiliger, Weiser oder Gerechter Gottes Materie werden, und Gottes Werk in ihm erlangen,
sondern bleibt in seinem eignen Werk, und macht einen erdichteten, scheinenden, falschen, gefärbten Heiligen aus sich selbst,
das ist, einen Heuchler.» Kagnoysa ^[Καγνουσα] psyche ^[ψυχη] eggnys ^[εγγυς] esti ^[εστι]
deon ^[δεον] Petri. kerngma ^[κηρνγμα] inFabr. Cod.
Apocr. N. T. I. 812. Wenn Kaiser Julian über diese geistliche
Armuth spottete, ist es desto wohlthuender, einen Kaiser ihm entgegenstellen zu können, der sich durch diese christliche
Tugend auszeichnete; Kaiser Alexander s. die Schilderung seines liebenswürdigen Charakters in Dr. Pinkerton's Russia
or Miscell. Observations on the past and present state of that Country. Lond. 1833. S. 366-377. aus den Mittheilungen der
Fürstin Mestchersky, wo in seinem Bilde die Züge von
Matth. 5, 3-12. nachgewiesen werden; und seine Demuth unter andern
sich da aussprach, als er bei der großen Ueberschwemmung in Petersburg, unter den Volkshaufen sich mischend,
bekannte: «Meine Kinder, es geschieht um meinetwillen, daß ihr leidet, - ich
bin's - meine Sünden sind's, welche Gott an euch heimsucht.»
b) Du sprichst: Ich bitt reich, ich habe gar satt, und darf nichts, und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich,
arm, blind und bloß,
Offb. 3, 17.