So halten wir es nun (schließen bündig), daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke (allein) durch den Glauben,Röm. 3, 28.
So seht ihr nun, daß der Mensch durch die Werke gerecht (von andern Leuten erkannt und gehalten) wird,
nicht durch den Glauben allein, Jac. 2, 24.
§. 2. Das Wörtchen allein,Röm. 3, 28. ist den Papisten ein Dorn im
Ange, und wollen sie solches in Luthers Uebersetzung
durchaus nicht leiden, schreien ihn daher als einen Verfälscher der göttlichen Wahrheiten aus. (Luther vom Dollmetschen
der h.Schr. Werke XXI. 311 ff.) Allein die Rede ist 1) ausschließend, wenn es nach dem Griechischen heißt ohne,
außer des Gesetzes Werke.
2) Wird diese Uebersetznng von Paulus
Gal. 2, 16. ausdrücklich und deutlich genug an die Hand
gegeben, 3) hat ja die heilige Schrift selbst das Wort allein gesetzt, da es in der Parallelstelle nicht befindlich,
z. B.
5 Mos. 6, 13. 14. vergl.
Matth. 4, 10.
§. 3. Die Stelle, Jac. 2,24. widersprichtRöm. 3, 28. gar nicht: denn diese handelt von der Gerechtigkeit
vor GOtt;
jene aber, Jac. 2, 24. von der Gerechtigkeit uor andern Menschen. (Oder vielmehr: Paulus redet vom lebendigen Herzensglauben,
Jacobus vom todten Verstandes- und Mundglauben.) Denn da den Glauben Niemand im Herzen sehen kann, als GOtt, und der Maulglaube
sehr betrüglich ist: so muß er durch die Werke erkannt werden.
Abraham war schon vor GOtt durch den
Glauben, ohne Zuthun der Werke,Röm. 4, 1. ff. gerecht, er mußte aber auch von Andern als gerecht erkannt werden. (Gerecht
§. 6.)
§. 4. Zuweilen bedeutet das Wort allein auch nur II) eine
Absonderung von Andern, z. B.
Wehe dem, der allein ist; wenn er fällt, so ist kein Anderer, der ihm aufhilft,
Pred. 4, 10.
a) Gänzlich, allerdings nicht, durchaus nicht,
Matth. 5, 34. handelt vom leichtsinnigen Schwören und wird das rechtmäßige
Schwören auf
Befehl der Obrigkeit dadurch uicht aufgehoben, vgl. Jac. 5, 12. b) wahrhaftig. (Eid §. 2.)
So nennt Paulus,
1 Cor. 4, 9. 1) alle
Apostel, welche, ob sie schon die Haushalter
über GOttes Geheimnisse und Christi Diener wären, dennoch in den
Augen der Welt verächtlich und unbedeutend erschienen.
2)
Sich selbst,
Eph. 3, 8. unter allen Heiligen, um anzuzeigen, a) daß er noch wohl gedenke, wer er gewesen; und
daß er sich in seinen
Augen, nach den Anforderungen, die der HErr an ihn machte, so wenig genügte, daß
er sich
Allen nachstellte; in welchem Sinne jeder wahre Christ es von sich sagen wird. b)
Daß er den
Beruf zu seiner Heiligung
wit Demuth und
Dank annehme, c) damit er einen: Jeden ein gutes Beispiel geben möge.
1 Cor. 15, 9.
So wird der Messias,
Dan. 9, 24. (nach dem Hebr. das
Allerheiligste gesalbt, eingeweiht werden) genannt,
und zwar 1) wegen seiner Person, sowohl nach der göttlichen Natur, da ist er die Heiligkeit selber.
Esa. 6, 3. vergl.
Joh. 12, 41. als auch nach der menschlichen, da er von dem heiligen Geist empfangen unb also ohne Sünde
war. Einen solchen Hohenpriester etc.
Ebr. 7, 26. 2) wegen seines
Amts und Wohlthaten. Er ist der Herzog
der Seligkeit,
Ebr. 2, 10. 11.
Dieses war sowohl in der Hütte des Stifts, als auch in dem Tempel Salomos. In der Hütte des Stifts lag es gegen
Abend, war
zehn Ellen lang, zehn Ellen breit und durch einen Vorhang von dem Heiligen unterschieden. Darin stand
die Lade des
Bundes, der Gnadenstuhl und zwei Cherubim. Außer dem Hohenpriester, welcher des Jahres Einmal, nämlich am Versöhnungsfest
hinein ging, durfte Niemand hinein.
2 Mos. 40. Das Allerheiligste im Tempel Salomos, wie es beschaffen und was darin gewesen,
s.1Kön. 6. Ebr. 9, 3. (Es war ein Sinnbild des himmlischen Heiligthums, wo GOtt sich am Herrlichsten
offenbart, und wohin der Zugang erst durch den Hohenpriester
Christus geöffnet worden ist.) S. Hütte.
So wird GOtt genannt, nicht, als wäre er weit von uns entfernt
(Jer. 23, 23. 24.), sondern wegen seiner
vollkommenen Vortrefflichkeit; und
Christus,
Ps. 89, 28. Denn dieser ist GOtt, (S.
Allmacht §. 2.
Allwissenheit
§. 3.) und nach seiner heiligen Menschheit in die Gemeinschaft der Hochheiligen Dreieinigkeit aufgenommen worden.
Ebr. 1, 2. ff.
Ich freue mich und bin fröhlich in dir, und lobe deinen Namen, du Allerhöchster,
Ps. 9, 3.
Ps. 7, 18.
Denn der HErr der Allerhöchste, ist erschrecklich,
Ps. 47, 3.
Ich rufe zu GOtt, dem Allerhöchsten, zu GOtt, der meines Jammers ein Ende macht,
Ps. 57, 3.
Einer ists, der Allerhöchste, der Schöpfer aller
Dinge,
Sir. 1, 7.
§. 2. Dieser letztere Spruch handelt also gar nicht von der Gleichgültigkeit der Religionen
und Arten des Gottesdienstes, (wie die Indifferentisten meinen,) vielmehr ist die Geschichte ein Zeugniß wider den Indifferentismus;
denn wenn Cornelius an seiner bisherigen Religion genug gehabt hätte, wozu bedürfte es für ihn des Evangeliums?
Es ist nur Ein Glaube und Ein Weg in Christo;
Eph. 4, 5. Joh. 14, 6.
A.G. 4, 12. Petrus redet von der allgemeinen Gnade,
die allem Volk widerfahren soll,
Luc. 2,10. Er will sagen: Nun erfahre ich, daß GOtt die Heiden auch unmittelbar, ohne daß
sie zuvor Juden werden, wie öfters geschah,
A.G. 13, 15. durch den Glauben allein in die Gemeinschaft
Christi und in sein Gnaden- und Ehrenreich wolle annehmen.
Eph. 2, 12. f.
Gal. 3, 28. f.Col. 3,11.
§. 3. Wenn Paulus allerlei vorträgt,
1 Cor. 9, 12. und Jedermann allerlei wird,
ib. v. 22. und
c. 10, 33. (vrgl.
Sir. 37, 31.). so hat er sich, so viel mit gutem Gewissen und ohne Nachtheil der Gottseligkeit geschehen
können, nach eines jeden Thun und Weise in äußeren Sitten und Gebräuchen (nicht in Meinungen, die der Wahrheit zuwider
laufen), gerichtet, damit er Christo Seelen zuführen möge,
Rom. 11, 14. Des Paulus Nachfolger ärgern
die Schwachen nicht mit unzeitigem Eifer.
Laßt uns Gutes thun an Jedermann, am allermeisten aber an den Glaubens-Genossen,
Gal. 6, 10. Allermeist
aber die, so da wandeln nach dem Fleische etc. werben behalten zum Tage des Gerichts,
2 Petr. 2, 10.
So nennt sich Agur, ein Prophet vor oder zu der Zeit Salomos.
Ich bin der Allernärrischte (ich werde
von der bösen Rotte für dumm und für einen Erharren angesehen), und Menschenverstand (natürliche
und heimtückische Arglist) ist nicht bei mir,
Sprw. 20, 2.
So heißt Christus,
Esa. 53, 3. theils wegen der tiefen innern Verachtung, die die Welt gegen ihn empfand,
theils wegen der äußern Schmach, die sie ihm anthat.
GOtt hat Alles beschlossen unter den Unglauben, auf daß er sich Aller erbarme,Röm. 11, 32.
Ich habe es Alles Macht (in Mitteldingen «nd deren christlichem Gebrauch), es
frommt aber nicht Alles (weil es leicht zum Anftsß und Aergerniß werden kann). Ich habe es Alles Macht,
es soll mich aber Nichts gefangen nehmen (als wenn es wider die christliche Freiheit nöthig wäre),
1 Cor. 6, 12. (S.
c.
10, 23.
Sir. 37, 31.
Gal. 2, 5.). Alles, was feil ist auf dem Fleischmarkte, das esset, und forschet nichts,
auf daß ihr des Gewissens schonet,
1 Cor. 10, 25. 27.
was ihr thut, das thut von Herzen, als dem HErrn, und nicht dem Menschen,
ib. v. 23.
Denn Alles, was in der Welt ist (nämlich des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben), ist nicht vom Vater,
sondern von der Welt,
1 Joh. 2, 16.
Denn Alles, was von GOtt geboren ist, überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat,
1 Joh.
5, 4.
Denn ein jegliches Haus wird von Jemanden bereitet, der aber Alles bereitet, das ist GOtt,
Ebr. 3, 4.
Dieses bedeutet in der heiligen Schrift mehrentheils so viel als oft, sehr oft, viel und zu verschiedenen
Malen.
2 Mos. 27, 20.
c. 28, 29. Joh. 18, 20. etc.
§. 1. Dieses ist eine Eigenschaft GOttes, vermöge welcher er seinem Wesen nach an allen Orten
zugegen ist, und, wie die Schrift sagt, Alles inAllen erfüllt. Die Allgegenwart fließt aus GOttes Unermeßlichkeit. Denn
kann GOtt in gar keine Grenzen und in keinen Ort eingeschlossen werden, so folgt, daß er auch von keinem
Ort in den andern kann bewegt werden, und also allewege gegenwärtig sei.
Bin ich nicht ein GOtt, der nahe ist? spricht der HErr, und nicht ein GOtt, der ferne ist? Meinst du, daß sich Jemand so
heimlich verbergen könne, daß ich ihn nicht sehe? spricht der HErr. Bin ichs nicht, der Himmel und Erde erfüllet? spricht
der HErr.
§. 3. Gleichwie der Himmel den Erdkreis umschließt, also ist GOtt aller Orten gegenwärtig;
denn der Himmel ist sein Stuhl, und die Erde seine Fußbank.
Esa. 66, 1.
Wie die Seele des Menschen in dem ganzen Körper ist, und dennoch nicht ausgedehnt wird, also ist auch GOtt allenthalben
ganz und unzertheilt.
§. 4. Da nun GOtt mit seiner Gegenwart, Hülfe und Gnade allezeit um und bei uns ist, ob wir
es gleich so empfindlich nicht fühlen: ach! so lasset uns doch seine Allgegenwart gebührend scheuen, und alle Sünden,
welche ihn betrüben, fleißig und mit aller Sorgfalt vermeiden! Wer bedenkt dieses? Menschenfurcht ist noch eher bei uns
anzutreffen, als Gottesfurcht;
da haben wir immer nöthig, daß Einer dem Andern zurufe: And du fürchtest
dich auch nicht vor GOtt!
Luc. 23, 40.
Daß ich ihr allmächtiger GOtt sein wollte,
2 Mos. 6, 3. Der Allmächtige hat mich sehr betrübt,
Ruth
1, 80.
Weigere dich der Züchtigung des Allmächtigen nicht,
Hiob 5, 17. Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir etc.
Hiob
6, 4.
Wer ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten?
Hiob 21, 15.
Und die Heiden erkennen, daß kein allmächtiger GOtt sei, denn er allein.
Tob. 13, 3.
Einer ists, der Allerhöchste, Schöpfer aller Dinge, allmächtig etc.
Sir. 1, 7.
Ich bin das A und O, der Anfang und das Ende, spricht der HErr, der da ist, und der da war, und der da kommt, der Allmächtige,
Offb. 1, 8.
§. 5. Der Gedanke an GOttes Allmacht soll uns abschrecken, seinem Willen uns zu widersetzen, was die
thörichtste Vermessenheit wäre; soll uns guten Muth geben, da der Gute den Allmächtigen zum Verbündeten hat, und uns
in Leiden und beim Anblick übermüthiger Frevler trösten.
§. 1. Allmosen haben im Griechischen den Namen von Erbarmen und sind freiwillige und
liebreiche Gaben, welche man seinem Nächsten, um dessen Nothdurft zu Hülfe zu kommen, und zu erleichtern, willig reicht
und giebt.
§. 2. Bei den Juden waren diese Liebeswerke sehr gebräuchlich. Denn ohne daß sie alle drei Jahr den Zehnten ihres
Einkommens den Armen lassen sollten,
5 Mos. 14, 28. 29. wurden dergleichen gegeben 1) von Aeckern, indem
sie dieselben an den Enden nicht so genau abschneiden, und die Weinberge nicht so genau ablesen durften,
3 Mos. 19, 9. 10. Und
2) gingen alle Tage drei mit einem Korbe durch die Stadt, und sammelten allerhand Eßwaaren, welche dann
unter die Bettelarmen ausgetheilt wurden.
3) In einer jeden Synagoge war ein Armenkasten befindlich, und in diesen sammelten zwei Männer von den Zuhörern
eine Gabe, und von diesen wurde an dem Rüsttag einem jeden Stadtarmen so viel mitgetheilt, als er die künftige Woche nöthig
hatte. Maimonides de Jure pauperum,
c. 9, 1. 2.
¶
Wohlzuthun und mitzutheilen vergeßt nicht, denn solche Opfer gefallen GOtt wohl,
Ebr. 13, 16.
c) Der Nutzen, welchen das Geben der Allmosen nach sich zieht, Ps, 41, 3. 3.
Ps. 112, 9.
Sprw. 3, 9.10.
c. 11, 25. nicht
bloß leiblicher Segen, sondern himmlischer Segen,
2 Cor. 9, 6. und Erweckung der Herzen der Empfänger
zum Preis GOttes und zum Zutrauen zn den Menschen, v. 12. 13.
Man muß nicht mit der Hand geben, und ein mürrisch Gesicht dazu machen; c) barmherzig und mitleidig,
5 Mos.
15, 7. ff.Col. 3, 12.
1 Petr. 3, 8. wie der Samariter; bald und ohne Verzug; biss dat, qui cito dat; d) beständig,
Gal. 6, 9.
2 Thess. 3, 13. wenn es auch nicht gebührend erkannt wird. Wir müssen dem himmlischen Vater
nachfolgen,
Luc. 6, 35. Hast du viel, so gieb reichlich; hast du wenig, so gieb doch das Wenige mit getreuem Herzen.
Tob.
4, 9.
Allmofen erlösen von allen Sünden, auch vom Tode, und lassen nicht in Noth,
Tob. 4, 11.
Allmosen ist ein großer Trost vor dem höchsten GOtt,
ib. v. 12. 18.
Die Allmosen erlösen vom Tode, tilgen die Sünde, halten beim Leben,
c. 12, 9.
Wie das Wasser ein brennendes Feuer löscht, also tilgt Allmosen die Sünde,
Sir. 3, 32. 33.
Leg dem Allmosen an einen besondern Ort, dasselbe wird dich erretten aus allem Unglück,
c. 29, 15. Habt acht auf eure Allmosen,
daß ihr die nicht gebt vor den Leuten,
Matth. 6, 1.
Wenn du nun Allmosen giebst, sollst du nicht lassen vor dir posaunen,
Matth. 6, 2.
Wenn du aber Allmosen giebst, fo laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte thut,
ib. v. 3.
Verkauft, was ihr habt, und gebt Allmosen,
Luc. 12,
33.
Dein Gebet und deine Allmosen sind hinauf gekommen ins Gedächtniß vor GOtt,
A.G. 10, 4.
§. 7. Wenn es
Tob. 4, 11. heißt: Allmosen erlösen vom Tode, Todesgefahr; so wiro damit nichts
Anders ausgedrückt, als was
Ps. 112, 5. 9. gesagt wird, und ist durchaus kein eigentliches Verdienst, sondern eine gnädige
Vergeltung von dem grundgütigen GOtt, der an der Gutthätigkeit ein Wohlgefallen hat (§. 3. b.), zu
verstehen. Und so sind alle Stellen, welche den Allmosen zuviel beizulegen scheinen, zu erklären.
Boethius de Consolat. philos. l. V., die Muhamedanische Secte der Jabojachiten, welche Maracci im Prodomus ad Alcoran. P.
III. p. 85 so beschreibt: Hi Deum omni scientia expoliant, et mundum juxta occurrentes sibi occasiones
illum gubernare affirmant, et neque per totam aeternitatem, neque ante rerum creationem illum scivisse, quid esse eventurum
in casibus particularibus;
sed usu et experentia practica eorum notitiam acquisivisse; - vorzüglich die Socinianer, deren
Hauptstellen Baumgarten in der Polemik I. 91-93 anführt: Andere werden von Cotta zu Gerhard Loc.
Th.
I. 171. genannt: neuerdings Drobisch ReligionsphilosopieL. 1840. S. 209. «Wenn
ein Theil des Geschehenen bloß Zugelassenes, nicht Vorherbestimmtes ist, so kann es davon auch kein Vorauswissen, sondern
nur ein Wahrnehmendes, mit dem Geschehen gleichzeitges Wissen geben. Die Allwissenheit kann wohl alles, was möglicher Weise
geschehen kann, voraussehen, die einzelne Wahl des zur Sittlichkeit bestimmten Geschöpfes kann aber
nicht vorausbestimmt gedacht werden, weil damit der Begriff der Wahl aufgehoben werden würde; das Wissen ist also hier nicht
vor dem Geschehen möglich; es ist und bleibt, nach menschlicher Ausdrucksweise, ein empirisches, das nicht für die Gottheit
zu gering erachtet werden darf.
Die wahre Religion, vor allem die christliche, kann sich unmöglich damit befreunden. Wenn die schon von Leibnitz und Baumgarten
gegebene Antwort:
¶
mehr
Daß die Präscienz GOttes keine Prädetermination ist, (sowenig als z. B. das Prognosticum eines Lehrers von seinem Schüler
für diesen eine Nöthigung ist) hier nicht gelten soll, weil in GOtt das Vorherwissen untrüglich sein muß, und der Grund
dieser Untrüglichkeit darin liegt, weil GOtt als Schöpfer von Ewigkeit her das innere Wesen aller,
auch der moralischen Geschöpfe kannte: so kommt die Schwierigkeit auf die Frage hinaus, wie geschaffene Wesen frei sein
können? Das ist und bleibt für uns etwas Unerforschliches, und die Philosophie kann nach Kant nichts thun als uns den Grund
begreifen lehren, warum die Freiheit unbegreiflich ist? Nimmermehr wird auch ein Mensch, wenn er noch
so fest auf den Glauben an das göttliche Vorherwissen der freien Handlungen besteht, damit vor seinem Gewissen sich die
Zurechnung der letztern wegvernünfteln können.
Unser sittliches Gefühl sagt uns zu stark, daß wir bei unseren Vorsätzen und Handlungen nie in dem Gedanken der göttlichen
Präscienz ein zwingendes Motiv, wodurch alle Selbstbestimmung abgeschnitten und der Wille zum Handeln fortgerissen würde,
oder einen Entschuldigungsgrund bei bösen Handlungen finden. In Hinsicht auf Gott ist die Besorgniß, daß im Fall der Präscienz
in ihm ein ewiges unerträgliches Einerlei Statt finden müsse, ganz eitel und unnöthig, da vor ihm,
dem zeitlosen und allgenügsamen, Alles alt und Alles neu ist.
Dagegen wird durch das Leugnen der Präscienz die würdige Vorstellung von GOtt, seiner göttlichen Unendlichkeit geradezu
aufgehoben. Was soll das für ein GOtt sein, der immer fort zu lernen hat, unaufhörlich Neues erfährt, also einen Zuwachs
erlangt? Der immerfort in seinen Beschlüssen erst die Entschließungen der Menschen abwarten muß, ehe
er zu einem festen Entschlüsse kommt? Der heute noch nicht weiß, was er morgen thun wird; der also immer in einem gewissen
unsicheren Schwanken sich befinden muß, weil er nie vorher weiß, wie er selbst handeln wird, zumal bei der
immerwährenden Veränderlichkeit des menschlichen Willens; dessen Erkenntniß also immer etwas Mangelhaftes und Unvollkommenes
behält? - Daß aber jenes Leugnen mit der biblischen Offenbarung in dem directesten Widerspruch steht, liegt sonnenklar
vor Augen. Die Bibel schreibt nicht bloß überhaupt GOtt das Vorhersehen der menschlichen Gedanken und Handlungen zu,
Ps.
139, 2. sondern stellt auch in den Vorhersagungen künftiger Begebenheiten, wobei eben die freien Willenshandlungen
der Menschen mit einwirken, wahrhafte Zeugnisse des göttlichen Vorherwissens auf.
Was wird mit den Weissagungen des A. T.? auch mit den Messianischen? Der von Ewigkeit her gefaßte Nathschluß der Erlösung
setzt das Vorherwissen des Sündenfalles voraus. Was wird mit den Vorhersagungen Christi von dem Verrath
des Judas,
Joh. 6, 70. 71. von der Verleuguung des. Petrus
Matth. 26, 34.?. was mit dem Vorhererkennen der AuserwähltenRöm.
8,29.?. Die ihn selbst betreffenden Weissagungen hatten für Christum uicht etwa nur muthmaßliche Wahrscheinlichkeit, sondern
galten ihm als bestimmte untrügliche Rathschlüsse Gottes.
Matth. 26, 54.
Luc. 22, 22. (xata to orizmenon)
^[χατα το ωριζμενον], er muß also dieses untrügliche Vorherwissen Gottes voraussetzen: und zwar nicht bloß
von dem Schicksale Christi, sondern auch von den Gesinnungen und
Einschließungen seiner Feinde, die jenes herbeiführten.
In praktischer Hinsicht wird durch die Aufhebung der Präscienz dem Vertrauen auf Gott eine
Hauptstütze entzogen, die eben darin liegt, daß wir versichert sind, GOtt kennt Alles von Ewigkeit her, und hat Alles weislich
geordnet, nichts kann ihn irren und vor seinem Blicke giebt es keine dunkle Zukunft, vor ihm ist Alles Licht.
§. 5. Da nun der allwissende GOtt Alles weiß, und alle Menschen kennt, und deren Herzen und Nieren,
besonders aber die Seinen,
2 Tim. 2, 19. so liegt uns ob, ihn überall zu fürchten und zu scheuen, und keine Winkel, keine
Finsterniß zur Ausübung der Bosheit und unreinen Wesens zu suchen.
1 Petr. 3, 11. 12.
Hiob 34, 21. 22.
Sir. 23, 25. 26. auch
unsre Pflicht aus reinen Triebfedern zu thun; -
Matth. 6, 4. wenn wir verkannt werden, der göttlichen
Anerkennung gewiß zu sein; und beim Gebete die Zuversicht zu haben, daß er auch die verborgenen Seufzer verstehe.
Essen, nicht nur den Hunger zu stillen, sondern übermäßig zu sich nehmen, sich recht vollstopfen. Da sie
aßen und wurden allzusatt. Er ließ sie ihre Lust büßen,
Ps. 79, 29. vergl.
2 Mos. 17, 6.
4 Mos. 11, 31.
§. 1. Dieses ist ein berühmtes bitteres Gewächs, welches in den Morgenländern, weil es der Fäulnitz
widersteht, zur Einbalsamirung der Körper gebraucht wurde. Hier zu Lande findet man dergleichen auch,
und kommen innerhalb 50, 60, ja mehr Jahren zwar zur Blüthe, aber nicht zum Saamen. Man
¶
§. 2. Diejenige, damit Christus,
Joh. 19, 39. einbalsamirt wurde, ist zweifelsohne die Würzaloe gewesen; denn diese ist
eines starken und lieblichen Geruchs, davon das Holz statt des Räucherwerks gebraucht und unter die
Specereien gezählt wird.
§. 1. Er hat seinen Namen ad altitudine, von der Höhe; und heißt altare soviel als alta ara, ein etwas
erhabener Platz. Es pflegten die Alten ihre Opfer auf ciueu von der Erde etwas erhabenen Ort zu bringen,
und dabei die Hände in die Höhe gen Himmel zu heben.
§. 2. Im Alten Testament, wo die Gläubigen den Altären bedeutungsvolle Namen beilegten, z. B. Abraham,
1 Mos. 22, 8. 14. Jacob,
c. 33, 20. Moses.
2 Mos. 17, 15. die Kinder Ruben und Gad,
Jos. 22, 34,. sind sie entweder zum Dienst
des allein wahren GOttes oder zu abscheulicher Abgötterei errichtet worden. Diejenigen, welche zum Dienst GOttes erbaut sind:
17) Der Altar der steinerne in der Wüste,
2 Mos. 20, 25.
§. 3. Besonders ist der Altar in der Stiftshütte merkwürdig,
2 Mos. 27, 1. ff. Dieser war eins der vornehmsten
Stücke und zweifach: I) der größere, welcher auch der Aeußere oder der Brandopferaltar hieß, und außerhalb der eigentlichen
Hütte oder des Heiligen uuter dem freien Himmel im Vorhof stand. Äuf diesem wurden die Opfertheile
von den geschlachteten Thieren, so viel GOtt davon haben wollte, nachdem man zuvor das Blut darauf oder daran gesprengt, bei
verschiedenen Opfern mit Feuer, welches GOtt anfänglich selbst vom Himmel fallen lassen, verzehrt. Er hatte in der Mitte
einen Umgang, der Aufang aber war gleich eben, allmählig erhöht und ohne abgesetzte Staffeln. Er hatte
an den vier Seiten in der Mitte eine Einfassung. II) Der kleinere oder innere. Dieser war von Holz und mit Gold überzogen,
stand in dem Heiligen und diente vornämlich zum Räuchern, daher er auch der Rauchaltar genannt wurde. Jedoch wurde auch
zu gewissen Zeiten, z. B. am
¶