§. 8. Es ist aber diese Sünde nicht allein in der heiligen Schrift mit solchen Namcn, daraus
deren Abscheulichkeit abzunehmen, vorgestellt worden; sondern die Menschen werden auch in GOttes heiligem Wort vielmal und
mit allem Ernst sich davor zu hüten
§. 9. Diese liebreiche Warnung GOttes haben daher viele zu Herzen genommen, und aus Liebe gegen ihren Schöpfer diesen
schweren Strafen zu entgehen, sich mit aufrichtigem Gemüthe eifrigst beflissen. Wie uns denn in GOttes Wort Beispiele zur
fleißigen Nachahmung vorgestellt werden, welche sich sowohl
1) Davor gehütet, z. B.
1) Daniels drei Gesellen,
Dan. 3, 16. 2) Hiob, welcher sein Herz nicht wollte an Goldklumpen hängen,
Hiob
31, 24. 3) Jene 7000 in Israel, welche die Kniee nicht vor
Baal gebeugt,
1Kön. 19, 18. 4) Mathatias, der
nicht wollte von seiner Väter Gesetz abfallen,
1 Macc. 2, 19. 5) Paulus und
Barnabas, die dem Voll wehren, da ihnen dieses
göttliche
Ehre wollte anthun,
A.G. 14, 1. f. 6) Tobias, der heidnische Gräuel meidete,
Tob. 1, 5. 6. S.
Abfallen §. 6.
2) Als auch solche Gottlosigkeit abgeschafft, wie
1)
Assa, König in Juda,
ber den Miplezeth unb seine Diener ausrottete,
1Kön. 15, 11. 13 f. 2) Darius, welcher den GOtt Daniels
zu ehren befahl,
Dan. 6, 25. f. 3) Elias, der die Naals-Pfaffen schlachtete,
1Kön. 18, 40. 4) Hislia, der
die eherne Schlange und andere Abgötterei zerbrach,
2Kön. 18, 3. 4. 5) Gideon, der
BaalsAltar zerbrach.
Richt. 6, 19. 25. 27. 6) Jacob, der den Semigen befahl, die fremden Götter wegzuthun,
1 Mos. 35, 2. 7) Jehu,
der die Säulen und den Tempel
Baals zerbrechen ließ,
2Kön. 10, 19. 25. 27 f. 8) Josaphat, der die
Höhen und Hains aus Juda that,
1Kön. 22, 47.
2 Chr. 17, 6. 9) Josia, der aus dem Tempel alle Spuren des Götzendienstes
entfernen und verbrennen ließ,
2Kön. 34, 4.
Richt. 10, 16. 10) Jojada, der den
Baal und dessen Priester ausrotten ließ,
2Kön.
11, 16. 11) das jüdische Volk,
2Kön. 11, 18. 2 Chron. 23, 17. 12) Manasse, 2 Chr. 33,15.
13). Mathatias, 1 Macc. 2. 24. f. 14) Moses, der das goldene Kalb zermalmte,
2 Mos. 33, 20. 15) Samuel, 1 Sam.
7, 3.
§. 1.
Alle Sünden und Laster, wodurch man sich zu einem Gräuel vor GOtt macht, und gleichsam Abgötterei
begeht.
Ungehorsam ist Zauberei; Sünde und Widerstreben ist Abgötterei und Götzendienst,
1 Sam. 15, 23. Abgötterei und Lügen
laß ferne von mir sein,
Sprw. 30, 8. Der HErr hasset alle Abgötterei,
Sir. 15, 13. Offenbar sind die Werke
des Fleisches etc. Abgötterei, Zauberei etc.
Gal. 6, 20. Der Geiz, welcher ist Abgötterei,Col. 3. 5.
Abgöttische, vor welchen man sich hüten soll,
1 Cor. 5, 10.11. sind nichts anders als solche, welche
sich vor dem Teufel zu der schweren Sünde der
Abgötterei verleiten lassen.
Der heil.Geist, so recht lehret, fliehet die Abgöttischen, und weichet von den Ruchlosen,
Weish.
1, 5. Da aber Paulus zu
Athen wartete, ergrimmte sein Geist in ihm, da er sahe die Stadt so gar abgöttisch,
A.G. 17, 6. Weder
die Hurer, noch die Abgöttischen, noch die Ehebrecher etc. werden das Reich GOttes ererben,
1 Cor. 6, 9. 10. Den
Verzagten aber und Ungläubigen etc. Abgöttischen und Lügnern, derer Theil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel
brennt,
Offb. 21, 8. Haußen sind die Hunde, und Zauberer, und die Todtschläger, und die Abgöttischen, und
Alle, die lieb
haben unb thun die Lügen,
Offb. 22, 15.
Abgrund
§. 1. Abgrund ist eine solche Tiefe, welche man nicht ergründen, und daher sich keinen hinreichenden Begriff davon
machen kann. Die heil. Schrift braucht also das Wort
1) Von einer grundlosen Tiefe:
Der Abgrund spricht: sie, die Weisheit, ist in mir nicht; und das Meer spricht: sie ist nicht bei mir,
Hiob 29, 14. Denn sein, der heil. Schrift Sinn, ist reicher weder kein Meer, und sein Wort tiefer denn kein Abgrund,
Sir.
24, (8.). 39. 40.
§. 2. 2) Von der Tiefe des Meeres: Und sie gen Himmel fuhren, und in den Abgrund fuhren,
Ps. 107, 26.
§. 3. 3) Von der Hölle, in welchem abscheulichen Abgrunde, als einer unergründlichen Tiefe, die Teufel und
Verdammten ewig unaussprechliche Schmach ausstehen müssen. S. Hölle, Pfuhl etc.
Die Gottlosen gehen zwar auf einem seinen Pflaster, aber deß Ende der Hölle Abgrund ist,
Sir. 21, 11.
(Offb. 9,1. 2. 11.
§.4. 4) Von den Gedanken der Menschen, als welche, gleich einer unergründlichen Tiefe,
verborgen und unerforschlich, GOtt, dem Allwissenden, allein bekannt sind:
Er allein erforschet den Abgrund, und der Menschen Herzen, und weiß, was sie gedenken, listig aussinnen,
Sir. 42, (43.). 18.
Nicht unrecht wird der Teufel mit diesem Titel belegt. Denn da GOtt die
Engel, welche gesündigt haben,
nicht verschonet hat, sondern sie mit Ketten der Finsterniß zur Hölle (in den Abgrund) verstoßen,
2 Petr. 2, 4. und auch
der Teufel die Menschen mit seinem
Fallen in den Abgrund stürzt; so
¶
mehr
kommt ihm dieser Name wohl zu; allein da wir oben unter dem Wort Abaddon §. 6. den Ort
Offb. 9, 11. von dem Antichrist erklärt,
so legen wir ihm auch diesen Namen nach seinem Verdienste billig bei.
Das Schwert,
Esa. 45, 1. heißt Jemanden seine Kräfte und Macht nehmen, daß er ohnmächtig
und unvermögend wird, des Andern Gewalt aufzuhalten und zu widerstehen.
Denn wie die Angürtung des Schwertes ein Zeichen
eines tapfern Helden ist,
Ps. 45, 4. so ist im Gegentheil das Abgürten ein Zeichen eines furchtsamen, feigen und flüchtigen
Menschen.
§. 1. 1) Im eigentlichen Verstände: etwas durch die Schärfe eines Instruments
von dem andern mit Gewalt schneiden, trennen, theilen etc. Das Abhauen war sowohl bei den Juden als Heiden im Gebrauch: wenn
sie ihren Feind überwunden hatten, hieben sie ihm den Kopf ab. Wir finden auch ein Gebot vom Händeabhauen in heiliger Schrift,
5 Mos.
25, 12. nämlich demjenigen Weibe, welche in Zwistigkeit ihres Mannes Gegenpart nach der Schaam greift.
§. 3. 2. Das geistl. Abhauen geschieht durch eine wahrhafte Ablegung und Unterdrückung böser Lüste und Begierden, welche
durch solche Glieder, die man abhauen soll, als durch Waffen der Ungerechtigkeit, ausbrechen wollen.
Dergleichen Abhauung, welche dem Fleisch weher thut, als wenn es leiblicher Weise geschieht, gebietet der Mund der Wahrheit,
wenn es heißt:
§. 4. In einigen Redensarten bedeutet es zernichten, ausrotten, aus dem Wege räumen, z. B.
Der Gottlosen Seile, Anschläge, abhauen, zernichten,
Ps. 129, 4. Kopf und Schwanz, Ast und Strumpf von Israel,
Esa. 9, 14. Das
Horn, Macht, Moabs,
Jer. 48, 25. Ja! Es ist schon die Axt den Bäumen, nämlich den unfruchtbaren in dem
Kirch-Garten Christi, an die Wurzel gelegt. Richtiger: dem unfruchtbaren jüdischen Volke drohten schon damals die Römer
den Untergang. Welcher Baum wird abgehauen etc.
Matth. 3, 10.
c. 7, 19.
Luc. 3, 9. Diejenigen, so nicht an seiner Güte bleiben,
werden von dem Genuß der göttlichen Gnadenmittel ausgeschlossen.Röm. 11, 22. Die Ursach denen, so
Ursach suchen,
2 Cor. 11, 12.
§. 1. Der Vater ist HErr. Dieser Name wird sowohl Manns- als Weibspersonen beigelegt. So hieß
§. 2. Ein Sohn Samuels, welcher Richter in Israel,
1 Sam. 8, 2. Wandelte nicht in bem Wege seines
Vaters vor GOtt,
ib. v. 3.
§. 3. Ein Sohn Jerobeams.
Wird krank und stirbt jung,
1Kön. 14, 1. Kommt allein aus Jerobeams Samen zu Grabe,
ib. v. 18.
§. 4. Ein Priester vom Stamm Aaron: Auf ihn fiel das achte Loos,
1 Chr. 25, (24.). 10. Von ihm stammt
Zacharias und Johannes der Täufer ab,
Luc. 1, 5.
§. 5. Ein Priester zu Nehemias Zeiten. Ein Versiegter des erneuerten Bundes,
Neh. 10, 7. Zog mit Serubabel gen Jerusalem,
Neh. 12, 1. 4. Ein Vater Sichri,
ib. v. 17.
Gleichsam der Aehren-Monat, weil da die Gersten-Ernte im gelobten Lande anging.
Es ist der Name des ersten Monats bei den Juden, bei uns der halbe März und halbe April.
Kann eine Klag- oder Kummerstadt übersetzt werden. Es lag in Syrien, nno zu der Zeit, da Johannes der Täufer
anfing zu predigen, war Lysanias Vierfürst daselbst,
Luc. 3, 1.
Bedeutet: mein Vater ist König, oder: ein Vater des Königs. Ehedem war es ein gemeiner Name der Könige
in Palästina. Insonderheit führt den Namen:
1) der König der Philister zu Gerar. Dieser ließ Sara zu sich holen,
1 Mos. 20, 2. wurde aber
von GOtt im Traum gewarnt, v. 6. 7. 8. Hat mit Abraham Zwist wegen eines Brunnens,
c. 21, 25. 26. Macht mit ^ham einen Bund,
ib. v. 27. 32. Straft Isuac, weil ^ Weib für seine Schwester ausgiebt,
1 Mos. 26, 8. 9. Heißt Isaac
von sich ziehen,
ib. v. 16. 17. Macht mit Isaac einen Bund,
ib. v. 26. f.
Heißt nicht den Kopf ganz abreißen,
3 Mos. 1,15. sondern mit dem Nagel des Daumens, welchen sich die Priester
groß wachsen ließen, die große Blutader am Halse, nachdem der Kopf zurück gebogen, aufreißen.
Wie
alle Opferceremonien bei der Taube auf Christum weisen: also auch dieses Umdrehen, und die dabei geschehene Vergießung des
Opfer-Bluts.
Wie denn unser Heiland am Kreuze gehangen, wie eine Taube, welcher der Hals nur verdreht geschienen, aber
nicht abgedreht gewesen.
§. 1. Wird vielmal in heil. Schrift gelesen, hat meist einerlei Bedeutung, und heißt so viel als aufhören,
abstehen von etwas, nachlassen, nachgeben; verschonen. So ließen theils ab, theils nicht:
Sir. 39, 37,. Vom Wind,
Luc. 8, 24. Laß ab, daß ich mich erquicke,
Pf. 39, 14. Tröste uns GOtt unser
Heiland und laß ab von deiner Ungnade über uns,
Pf. 65, 6. Laß nicht ab, den Knaben zu züchtigen.
Sprw. 23, 13. So lasset
nun ab von dem Menschen, der Odem in der Nase hat,
Esa. 2, 22. Das Gebet der Elenden dringet durch die Wolken, und laßt nicht
ab, bis es hinzu komme, und höret nicht auf, bis er drein sehe,
Sir. 35, 21. Preiset ihn, den HErrn,
aus allen Kräften, und lasset nicht ab,
Sir. 43, 33. Ach HErr, unser GOtt, laß ab von deinem Grimm über uns, Bar. 2,13.
§. 2. Wenn nns die Schrift,
Ps. 34, 15.
Esa. 1, 16. Amos5, 14.Röm. 12, 19.
1 Petr. 3, 9. befiehlt,
von Untugenden und allem Bösen abzulassen, so heißt es so viel als keine Gemeinschaft damit haben, sich gleichsam davon
zurückneigen, und davor fliehen: z. B.
Von Sünden, wie Jerobeam, 2 Kön, 14, 24. Sacharin,
2Kön. 15, 9. Von Frevel,
Ezech. 45, 9. Waschet
euch, reinigt euch, thut euer böses Wesen von meinen Augen. Lasset ab vom Bösen,
Esa. 1, 16. Lasset ab vom Hader, so bleiben
viele Sünden nach,
Sir. 28, 10.
§. 1. Heißt I) in natürlichem Verstande so viel als (von sich) weglegen,
und wird meist von dem, was
zur Kleidung gehört, gebraucht. So ist abgelegt worden:
§. 2. II) Im bildlichen Verstande, sich einer Sache entschlagen dieselbe fliehen, vermeiden und sich mit Fleiß davor
hüten: S. Ablassen, §. 2.
So lasset uns ablegen die Werke der Finsterniß, des Fleische,, und anlegen die Waffen, Kleider, des
Lichts,Röm. 13, 12. So leget nun von euch ab nach dem vorigen Wandel den alten Menschen, der durch Lüste in Irrthum sich
verderbet.
Eph. 4, 22. Darum leget die Lügen ab, und redet die Wahrheit, ein Jeglicher mit seinem Nächsten,
fintemal ihr untereinander Glieder seid,
ib. v. 25. Nun aber leget ab von euch den Zorn, Grimm, Bosheit und Lästerung,Col.
3, 3. So leget nun ab alle Bosheit, und allen Betrug, und Heuchelei, und Neid, und alles Afterreden,
1 Petr. 2, 1. Laßt uns
ablegen die Sünde, die uns immer anklebet und träge macht,
Ebr. 12, 1. Darum so leget ab alle Unsauberkeit und alle Bosheit,
Jac. 1, 21. Ablegung des sündlichen Leibes,Col. 2, 11.
§. 5. Von Menschen und Geschlechtern, da es denn a) verarmen, b) selten und weniger
werden, c) untergehen, d) sterben bedeutet:
¶
mehr
a) Wenn dein Bruder verarmt und neben dir abnimmt,
3 Mos. 25, 35. Wer nicht Geringes zu Rathe hält, der nimmt für und für
ab,
Sir. 19, 1. b) Hilf, HErr! Die Heiligen haben abgenommen,
Ps. 12, 2. Er, Christus die Sonne der Gerechtigkeit, Mal. 4, 2. muß
wachsen, gleichsam den Platz allein an dem Kirchen-Himmel haben,
A.G. 26, 13. ich, Johannes, aber muß
abnehmen, verlöschen,
Joh. 3, 30. c) das Haus Sauls nahm zusehends ab,
2 Sam. 3, 1. das lann es auch
1 Sam. 2, 5. bedeuten,
d) Abraham nahm ab und starb,
1 Mos. 25, 5. von Ismael,
ib. v. 17. von Isaac,
c. 35, 29.
§. 6. a) Vom Tage, wenn er sich zum Abendwerden neigt; und b) vom Monde, wenn er nicht voll bleibt,
a)
Weish. 7, 18. b)
Sir. 43, 7.
§. 1. Dieses heißt ein hoher Vater, jenes ein Vater der Menge, oder vieler Völker.
Fürchte dich nicht, Abram, denn ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn,
1 Mos. 15, 1. Bist du
doch unser Vater, denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennet uns nicht,
Esa. 83, 16. Abraham, der hochberühmte
Vater vieler Völker hat seines gleichen nicht in der Ehre,
Sir. 44, 30. GOtt vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder
zu erwecken,
Matth. 3, 9. Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend, und mit Abraham, Isaac und Jacob
im Himmelreich sitzen,
Matth. 8, 11. Vater Abraham, erbarme dich mein! Luc. iß, 24. Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so thätet
ihr Abrahams Werke,
Joh. 8, 39. Abraham war froh, daß er meinen Tag sehen sollte,
ib. v. 53. 56. Ehe
denn Abraham war, bin ich, v. 58. Ist Abraham durch die Werte gerecht, so hat er wohl Nuhm, aber nicht vor GOtt,
Rom. 4, 2. Abraham
hat GOtt geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet,Röm. 4, 3.
Gal. 3, 6. Jac. 2, 21.
1 Mos.
15, 6. Auf daß er, Abraham, würde ein Vater Aller, die glauben in der Vorhaut,Röm. 4, 11.
§. 4. Zum nachahmungswürdigen Beispiel machen ihn seine Treue und Aufrichtigkeit gegen GOtt, der Grundzug
seines Charakters;
die Folgsamkeit gegen jeden Ruf GOttes;
die Bewährung durch schwere Versuchungen;
die Frömmigkeit als Hausvater und Hauspriester, wodurch er Gründer des Monotheismus wurde;
die Liebe, die ihn zur Fürbitte
für Sünder drang;
und die lebendige Hoffnung, mit der sein großes Herz voll Freude in das Zeitalter des Weltheilandes
blickte.
Grundzug seines Herzens ist Glaube an Gott, oder der redliche Sinn, womit er Gott unbedingt
und standhaft trauete, die Zuversicht, daß Alles, was Gott ihm verhieß oder gebot, wahr und gut gemeint sei. Dieser Glaube
zieht sich durch das ganze Leben des Abraham durch, und hatte zum Hauptobjecte den verheißenen Segen, oder das Heil der
Welt. Je mehr diese Hoffnung und ihre Erfüllung an den Isaac gebunden war, eine desto schwerere Prüfung
war das Gebot, den Isaac zu opfern.
Fragt man nach der Absicht dieser Prüfung, die doch nicht um Gottes, sondern um Abrahams willen geschahe, so möchte weniger
zu vermuthen sein, (wie Theremin annimmt Pred. II. Nr. 1. die Aufopferung Isaacs S 17 ff.) daß A.'s
eitle Freude, durch diesen Sohn Stammvater eines großen Volkes zu werden, der Stolz in seinem eigenen Herzen sollte überwunden,
seine väterliche Liebe zu Isaac geläutert werden, welcher Sinn sich kaum dem Abraham zutrauen läßt; als vielmehr, daß
in welchem bei der immer mächtiger sich regenden Liebe zu Isaac der peinigende Gedanke entstehen konnte,
sein Herz liebe diesen Sohn mehr als Gott, von dieser inneren Selbstqual befreit, und zur frohen Zuversicht gebracht werden
sollte, daß er Gott über Alles liebe, und bereit sei, ihm Alles, auch das Liebste, aufzuopfern. Es läßt sich kaum absehen,
wie Abraham zu dieser Gewißheit, mit der allein der Friede in seine Seele zurückkehrte, anders gelangen
konnte, als wenn ihn Gott in jene Prüfung hineinführte. - Abraham steht in diesem demüthigen Glaubenssinn und in dieser
Seelenstärke über vielen glänzenden Namen der Weltgeschichte.
«Die Größe und Güte seiner Seele und die Stärke seiner
Tugend und Ergebenheit gegen Gott verdienten gewiß mehr gepriesen zu werden als zweifelhaftere Tugenden mancher griechischen
und römischen Heroen», Deck, Allgem. Weltgesch. 1, 65. Abraham hat daher nicht bloß auf sein Volk einen mächtigen Einfluß
gehabt, sondern auch auf andere Völker, wie dies der Ruhm seines Namens im Orient beweist. Josephi Archeol.
I.
c. 7. Eusebii Praep. Evangel. IX. 18. Herbelot, Oriental. Biblioth. I. 112-124. (Uebers.)
Joh. 8, 56.
§. 1. Hierunter ist der Ort der ewigen Seligkeit überhaupt zu verstehen, wo diejenigen, welche, bei Verläugnung
ihrer selbst und Verlassung der Welt, das: Mir nach, spricht Christus, unser Held, bis ans Ende ihres Lebens standhaft getrieben,
von dem Heiland mit der Siegeskrone gekrönt, GOtt von Angesicht unaufhörlich schauen werden. Denn Abraham
war GOtt getreu, (S. Abraham §. 4.) ein Vater aller Gläubigen (§. 3.), und also müssen die, so selig sind, auch GOttes
seliges Anschauen, wie er, genießen,
Matth. 8, 11. Joh. 13, 23.
c. 21, 20. (S. Leben ewig §. 11.) Es ist übrigens die Redensart
entweder von den Sitzen der Morgenländer bei Tische,
Joh. 13, 23. oder von den Müttern, welche ihre Kinder auf den Schooß
legen und trösten,
Hiob 3, 12. hergenommen. Abrahams Schooß war die damals für die Juden verständlichste Ausdrucksweise,
um die selige Gemeinschaft mit den vollendeten Frommen zu bezeichnen, welche für Christen, die den Abraham
nicht anders als in Christi Reiche denken können, dasselbe gilt als die Gemeinschaft mit Christo.
Es begab sich aber, daß der Arme starb, und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schooß,
Luc. 16, 82.
§. 2. Der Umstand v. 24. verglichen mit v. 27 ff. giebt zu erkennen, daß dieses eine Parabel,
und keine eigentliche Geschichte sei.
§. 2. II) Verkürzen, aus dem Wege räumen, ausrotten, daß es ein Ende mit Schrecken nimmt.
So finden wir es:
Von Chanja, den will der HErr abreißen, in die Gefangenschaft geben,
Jer. 22, 25. und wenn er ein Siegelring wäre, v. 24. Vom
Gottlosen, der wird abgerissen werden, wie eine unzeitige Traube vom Weinstock,
Hiob 15, 33. Von Hiskia:
und reiße mein Leben ab, wie ein Weber; meine Jahre sind abgeschnitten, wie die Weber abzuschneiden pflegen,
Esa. 38, 12. Vom
Weinstock,
Ezech. 17, 9.
Ist in heiliger Schrift so viel als sich etwag verzeihen, begeben, verlassen (wenigstens dem Herzen nach,
1 Cor.
7, 29. f.) auf etwas Verzicht leisten, sich einer Sache begeben.
Derjenige, welcher das Joch Christi,
Matth. 11, 29. 30. auf sich nimmt, muß lieber Alles vergessen, als dieses lieben Heilandes Ungnade auf sich laden wollen.
Also auch ein Jeglicher unter euch, der nicht absaget Allem das er hat, kann nicht mein Jünger sein,
Luc. 14, 33.
§. 1. Im I) eigentlichen Verstände heißt es von einem Orte weg, aus und an einen andern gehen, und also
Abschied nehmen. S. Abschied.
§. 2. II) Im bildlichen Verstande bedeutet es ausgelöst werden, sterben, von der Welt Abschied nehmen,
und in den Himmel reisen; oder, wie es
2 Cor. 5, 8. ausgedrückt wird, außer dem Leibe wallen. Die Ausleger verstehen es
mit Necht von dem seligen Tode der Gläubigen. Die gehen ins ewige Leben, die Gottlosen in den höllischen Pfuhl, welches
ist der andere Tod,
Offb. 21, 8.
Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein,Phil. 1, 23. Ich werde schon geopfert, die Zeit meines Abscheidens, Auflösung,
ist vorhanden,
2 Tim. 4, 6.
§. 3. III) Eine Abgeschiedene ist diejenige, welche durch einen Scheidebrief von ihrem Ehemanne getrennt worden.
S. Scheiden und Scheidebrief.
§. 2. Haupt und Bart abscheeren war ein Zeichen des Leidtragens. S. Bart §. 2.
Das Haupt und die Haare an Füßen abzuscheeren, droht GOtt. Nach Andern: GOtt wird über Hohe und Niedere seine Strafgerichte
ergehen lassen.
Esa. 7, 20.
Mich. 1, 16. Den 60 Männern von Sichem die Bärte,
Jer. 41, 5. Alle Köpfe
werden kahl sein, und alle Bärte abgeschoren,
Jer. 48, 37.