Abagtha
Abagtha ist ein ebräisch Wort, zusammengesetzt von Abh und gathath oder gath, und kann nach unserer Sprache übersetzt werden: Vater-Kelter. Er war der fünfte Kammer-Herr des persischen Königs Xerxes oder Ahasverus, Esth. 1,10.
Abagtha ist ein ebräisch Wort, zusammengesetzt von Abh und gathath oder gath, und kann nach unserer Sprache übersetzt werden: Vater-Kelter. Er war der fünfte Kammer-Herr des persischen Königs Xerxes oder Ahasverus, Esth. 1,10.
Durch viele Arbeit abnutzen, 1 Sam. 13, 21.
Ein langes Gebirge im Lande der Moabiter in der Wüste Zin, welches seinen Namen führt von: Er ist hinüber gegangen. Es lag gegen der Stadt Jericho über, gegen den Morgen, über den Jordan.
Daselbst lagerte sich Israel, 4 Mos. 21, 11. cap. 33, 44. Davon besahe Moses das gelobte Land, 4 Mos. 27, 12. Darauf ist auch Moses gestorben, 5 Mos. 32, 49. c. 24, 5.
Ein chaldäisch Wort, welches in unserer Sprache Vater, lieber Vater, mein Vater, bedeutet, was auch zur Erklärung mit hinzugefügt wird. Christus nennt seinen Vater so, und die Gläubigen sprechen ihm getrost nach, und drücken dadurch die innige kindliche Liebe und Zuversicht zu GOtt aus, vermöge der sie ohne alle knechtische Furcht an GOtt denken, ihn um Alles bitten, und sich von seiner väterlichen Liebe des Besten versehen können.
Abba, mein Vater! es ist Dir Alles möglich. Marc. 14, 36. Sondern ihr habt einen kindlichen Geist, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater! Rom. 8, 15. Weil ihr denn Kinder seid, so hat GOtt gesandt den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der schreiet: Abba, lieber Vater! Gal. 4, 6.
Los machen von demjenigen, woran es befestigt ist, 1 Kön. 5, 9.
Ist ein aus herzlichem Verlangenden, welchen man beleidiget hat, zur Versöhnung zu bringen, entsprungenes Bekenntniß der eig'nen Schuld, mit dem theuren Versprechen, dergleichen Beleidigungen nicht mehr zu unternehmen. Die heil. Schrift befiehlt uns solche an Matth. 5, 23. Luc. 12, 58. Col. 3, 13. Die alte christliche Kirche forderte von öffentlichen Sündern, welche sich nicht gescheut, öffentliche Aergernisse zu geben, auch öffentliche Abbitte. Damit sprach sie aus, daß Sünden der Christen als Beschimpfungen, Ehrenkränkungen der Kirche anzusehen sei, und ihr dafür Genugthuung gebühre, durch welche der Sünder, der der Mitgenossenschaft an der Gemeine der Heiligen sich unwürdig gemacht hatte, wieder mit ihr ausgesöhnt und der Aufnahme würdig werden solle; was auch die Kraft hatte, Audere von ähnlichen Sünden abzuschrecken, und zur Ehrfurcht gegen die Kirche zu erwecken. Wie wehe auch dem Fleische und Blute die gewöhnliche Abbitte thun mag, so ist sie doch als die höchste Selbstverleugnung und Selbsterniedrigung das Zeichen eines wahrhaft bußfertigen, gebrochenen Herzens, Gott wohlgefällig, und zur eignen Besserung und Anderer Erweckung sehr heilsam.
Wird von GOtt gebraucht und heißt: sich durch keines Menschen Fürbitte abwendig machen lassen.
Ich will mich rächen, und soll mirs kein Mensch abbitten, Esa. 47, 8.
Wende dich nicht von dem, der dir abborgen will, Matth. 6, 42.
§. 1. Bedeutet I) in eigentlichem Verstande so viel als abreißen, einreißen, II) entziehen, Weish. 16, 3. zurückhalten, Jac. 5, 4.
Vom baalitischen Altare, 2 Kön. 11, 18. 2 Chr. 31, 1. von Flügeln, 3 Mos. 1, 17. vom Hause, 3 Mos. 14, 45. von Höhen, 2 Kon. 23, 8. von Hörnern des Altars, Amos 3, 14. vom Kopf, 3 Mos. 5, 8. von Mauern zu Jerusalem, 2 Chr. 36, 19. Ezech. 26, 12. vom Reis, Ezech. 17, 4. von Scheuren, Luc. 12, 18. vom Tempel Gottes, Matth. 26, 61. (c. 27, 40.). Marc. 14, 58. (c. 15, 29.). von Thürmen, Ezech. 26, 4.
§. 2. III) Vertilgen, ausrotten, wegthun a) von dem geistlichen Jerusalem der christlichen Kirche, Jer. 31, 40. welches aber nimmermehr geschehen kann, sondern diese wird sich ausbreiten und bestehen bis an der Welt Ende. Denn die Pforten der Hölle sollen sie, nach Matth. 16, 18. nicht überwältigen, b) von dem Königreich Juda, welches GOtt endlich wegen ihrer Sünde verwüsten und vertilgen lassen, c) von dem Tempel des Leibes Christi, welcher von den ruchlosen Juden abgebrochen und getödtet, aber von Christo selbst am 3. Tage wieder erweckt und aufgerichtet worden, d) von dem Zaun, welcher zwischen Juden und Heiden war, aber durch das Blut Christi abgebrochen und weggethan worden,
b) So spricht der HErr: was ich gebauet habe, das breche ich ab; was ich gepflanzet habe, das reute ich aus, Jer. 45, 4. 1 Chr. 10, 1. f. 1 Chr. 6, 26. 2 Kön. 17, 6. 23. c. 24, 12. c. 25, 1. 1 Macc. 1, 21. Matth. 16, 6. c. 23, 13. c) Brechet diesen Tempel meines Leibes ab, und am dritten Tage will ich ihn aufrichten, Joh. 2, 19. d) Er, Christus ist unser Friede, der aus beiden Eins, einen Leib und eine Gemeinde hat gemacht, und hat abgebrochen den Zaun, Scheidewand, der dazwischen war, Eph. 2, 14.
§. 3. IV) auch Mystisch von Christo, dem himmlischen Bräutigam, und seiner Braut, der Kirche, wenn Christus an den Tugenden seiner Braut, welche ein verschlossener Garten, Hohel. 4,12. ein gnädiges Wohlgefallen bezeugt.
Ich habe meine Myrrhen sammt meinen Würzen abgebrochen. Hohel. 5, 1.
Abschaffen, ausrotten, vertilgen, 2 Kön. 21, 3.
Etwas nach dem Winkelmaß abmessen, oder nach dem Cirkel.
Wird Esa. 44, 13. von den Zimmerleuten, welche Götzen machten, gebraucht.
Ein Knecht, lebte zu des Königs Salomons Zeiten, und war so angesehen, daß der König seinen Sohn, Adoniram, zum Rentmeister machte, welches damals eine hohe Ehrenstelle war, 1 Kön. 4, 6. Zu den Zeiten Nehemias war auch einer unter den Leviten, welcher Abda hieß, ein Sohn Samnmas, Neh. 11, 17.
GOttes Knecht, war einer mit von denjenigen, welche zur Zeit Jojakims, Königs in Juda, in großem Ansehen bei Hofe standen, daher auch sein Sohn, Selamja, beständig um den König war, Jer. 36, 26.
Mein Knecht, ein Levit, 1 Chr. 7, 44. 2 Chr. 29, 12. und einer unter den Kindern Elam, welcher ¶
zur Zeit Esras lebte, da er mit unter denjenigen war, welche fremde Weiber in der babylonischen Gefangenschaft geheirathet, und sich von diesen mußten scheiden lassen, Esr. 10, 26. So findet sich auch ein Abdi in dem Geschlechtsregister des Heilandes, Luc. 3, 28.
Des HErrn Diener, war einer von denjenigen, welche mit Esra von Babel hinauf nach Jerusalem gezogen, 3 Esr. 8, 38. und mit zu den Hauptleuten über das Volk gesetzt, 4 Esr. 1, 39.
GOttes Diener, einer aus den Kindern Gad, 1 Chr. 6, 15.
Bedeutet einen Knecht. So hieß I) der Sohn Hillels, der zwölfte Richter in Israel. Er führte sein Amt 8 Jahre und starb, Richt. 12,13. 14. hatte 40 Söhne und 40 Neffen, ib. v. 14. II) ein Sohn Michas, 2 Chr. 34, 20. III) eine Stadt der Leviten, Jos. 21, 30. 1 Chr. 7, 74.
Bedeutet einen Knecht des schimmernden Feuers. Er war einer
Aus den 3 Gesellen Daniels, Dan. 1, 6. 7. wird mit über Babel gesetzt, c. 2, 49. will Nebucadnezars Götzenbild nicht anbeten, Dan. 3, 16. 18. wird mit in den Feuerofen geworfen, ib. v. 21. doch unversehrt herausgezogen, v. 25. und zu Ehren erhoben, v. 30.
Bedeutet einen Ort der Klage. Es hat diesen Namen I) der Acker Josuas, worauf man die Lade des Bundes niedersetzte, und wo 50,070 umkamen, 1 Sam. 6, 14. 18. 19. II) eine große Stadt, 2 Sam. 20, 18. dergleichen auch einige mit Zunamen vorkommen;
z. B.
Abelbeth-Maecha, ein Klaghaus, 1 Kön. 15, 20. 2 Kön. 15, 29. Abelmaim, Klagwasser, 2 Chr. 16, 4. Abelmehola, Klage des Kranken, 1 Kön. 19, 16. 2c.
Von dem andern Sohn Adams, s. Habel.
Klaghaus, eine Stadt zwischen Sichem und Salem, 1 Kön. 19,16. sonst Mehola, Richt. 7, 22.
§. 1. I) Heißt eigentlich die Dämmerung, oder diejenige Zeit, welche zwischen dem Tag und der Nacht verfließt:
Des Abends, Morgens und Mittags will ich klagen und heulen, so wird er meine Stimme hören, Ps. 55, 18. Ps. 59, 7. In der Dämmerung, am Abend des Tages, da es Nacht ward, und dunkel ward, Sprw. 7, 9. Denn es kann vor Abends wohl anders werden, weder es am Morgen war, Sir. 18, 26. Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist roth, Matth. 16, 2. Am Abend aber, da die Sonne untergegangen war, brachten sie zu ihm allerlei Kranke 2c. Marc. 1, 32. (2 Mos. 18, 13. c. 27, 21. 3 Mos. 6, 20. c. 11, 24. c. 15, 5. c. 22, 6. c. 24, 3. 2c.)
§. 2. Sonst finden wir auch einige Verrichtungen in der heiligen Schrift, welche des Abends geschehen, z. B.
Des Abends pflegte die Arbeit ein Ende zu nehmen, 1 Mos. 30, 16. Richt. 19, 16. Matth. 20, 8. Des Abends soll man sich schlafen legen, 2 Sam. 11, 13. Die Aufgehenkten werden des Abends abgenommen, Jos. 6, 29. c. 10, 26. Des Abends soll man den Arbeitern lohnen, Matth. 20, 8.
§. 3. II) Die Nacht selbst.
Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag, 1 Mos. 1, 5. Am Abend aber des Sabbaths 2c. Matth. 28, 1. (Hier bedeutet es den letzten Theil der Nacht, 2 Mos. 16, 6.).
§. 4. III) Die Gegend der Welt, welche gegen Abend liegt.
Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend, und mit Abraham, Isaac und Jacob im Himmelreich sitzen, Matth. 8, 11. (vergl. Esa. 49, 12.).
§. 5. IV) Die letzte Zeit der Welt, da Alles, was auf der Welt ist, dem Untergange nahe. Zu der Zeit wird es in allen Ständen finster und dunkel. Denn im geistlichen Stande werden Viele von dem wahren und rechten Glauben abtreten: 1 Tim. 4, 1. f. 2 Petr. 2.1. f. Im weltlichen wird Zank und Unruhe entstehen, und Eines wider das Andere sein, Matth. 24. Im häuslichen werden alle Sünden überhand nehmen, Luc. 18, 8.
Bleib bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget, Luc. 24, 29. Da es nun Abend war, sprach der HErr des Weinbergs zu seinem Schaffner 2c. Matth. 20, 6.
§. 6. Beide Stellen hat man bisweilen vom Ende der Welt erklärt. Aber die erste, redet offenbar von der eigentlichen Abendzeit; wiewohl davon eine bildliche Anwendung theils auf die Kirchenzeit, wo viel Irrthum, Unglaube und Versuchung einbricht, theils auf die Lebenszeit, wo unsre Geistes- und Leibeskraft abnimmt, und wir des Beistandes Christi dringend bedürfen, gemacht werden kann. In der zweiten Stelle bedeutet der Abend die Zeit des letzten Gerichts, wo GOtt durch Christum den Arbeitern in der Kirche den Gnadenlohn austheilen, und für sie ein Feierabend, d. i. eine Zeit der Ruhe und des seligen Genusses, eintreten wird. - Für den Einzelnen tritt dieser Abend mit seinem Tode ein. S. Erste § 2.
8. 7. V) Bedeutet es zuweilen den ganzen Nachmittag, wenn sich die Sonne nur in etwas geneigt. Daher, wenn 2 Mos. 12, 6. anbefohlen wird, das Osterlamm zwischen Abends zu schlachten, so muß man die erste Abendzeit von etwas nach 12 unserer Uhr bis etwas weniges nach 3 unserer Uhr, und die andere von da bis nach Untergang der Sonne rechnen; also ist das Osterlamm um drei Uhr geschlachtet worden. (Nach der Meinung der Pharisäer und heutigen Rabbaniten von 3-6 Uhr, nach der Meinung der Karaiten und Samaritaner von 6-7 Uhr.) So kann man verschiedene, dunkelscheinende Oerter heiliger Schrift erklären, z. B. 2 Mos. 29, 39. 41. c. 30, 8. 3 Mos. 23, 5. 32. 4 Mos. 9, 3. 2c.
Eine Abendmahlzeit, Joh. 13, 2. c. 21, 20.
§. 1. I) Eine gemeine Abendmahlzeit, welche ein Hausvater mit seinen Kindern und Gesinde zu halten Pflegt. Luc. 22, 20. 1 Cor. 11, 25. Joh. 13, 4.
z. 2. II) Ein Gastmahl, welche heut zu Tage, leider, GOtt erbarme es! die vorige Gestalt verloren haben, und möchte wohl heißen, wie Judas in seiner Epistel v. 12. sagt. Dergleichen haben angestellt:
Herodes den Obersten und Hauptleuten in Galiläa, Marc. e, 21.
Holofernes seinen Dienern, Jud. 12, 11. Loth den Engeln, 1 Mos. 19, 3. Martha zu Bethanien dem HErrn JEsu, Joh. 12, 1. 2. f. Matth. 26, 6. und Marc. 14, 3. Osias den Aeltesten, Jud. 6, 18.
§. 3. III) Ein Hochzeitmahl. Tob. 8, 1.
§. 4. IV) Ein Liebesmahl.
Luc. 14, 12. A. G. 20, 7. wurde vermuthlich eins gehalten, u. 11. Judas v. 12. nennt sie Agapas.
§. 5. V) Ein Sacrament des neuen Testaments, ¶
welches von Christo selbst eingesetzt ist, und in welchem der wahre Leib und das wahre Blut unsers HErrn und Heilandes JEsu Christi, in, mit, bei und unter dem Brod und Wein Allen, die davon essen und trinken, wahrhaftig zum Gedächtniß des Todes Christi, zur Vergebung der Sünde, Stärkung des Glaubens, zur Vereinigung mit Christo, und zur Erlangung des ewigen Lebens mitgetheilt wird.
§. 6. a) Der Stifter ist unser Heiland, Matth. 26, 26. 27. Marc. 14, 22. Luc. 22, 19. 1 Cor. 11, 23. welcher es aus lauter Liebe gegen uns eingesetzt, Eph. 5, 2. Joh. 13. 1. Wiewohl, da es ein Werk außer GOtt, der Vater und heilige Geist keinesweges ausgeschlossen.
§ 7. b) Die Materie ist 1) irdisch, das ist, wahres wesentliches Brod, (es sei nun ungesäuert, wider die Griechen; oder gesäuert, wider die Lateiner; dünn oder dick, wider die Calvinisten) und wahrer wesentlicher Wein, (er sei roth oder weiß; oder auch wohl an einigen Orten mit ein wenig Wasser vermischt), wenn nur der mehrste Theil aus lauterm Wein besteht, (ut odor, color et sapor praevaelat), s. Luc. 22, 19. 20. 1 Cor. 10, 16. 17. c. 11, 23. 25-28.
2) Himmlisch, das ist der wahre wesentliche Leib, und das wahre Blut Christi, welches er am Stamm des Kreuzes für uns vergossen (wider die Calvinisten) und zwar nur während des Gebrauchs, nicht aber außer dem Gebrauch (wider der Päpstler Transsubstantiation, Zerstümmlung und Herumtragung); dieses ist klar aus Pauli Worten. 1 Cor. 10, 16.
§. 8. Das Irdische und das Himmlische werden sacrammtirlicher Weise vereinigt, da ein jedes in seinem Wesen bleibt, und beides wahrhaftig mit dem Munde empfangen wird. Jenes auf eine irdische, natürliche und empfindbare, dieses aber auf eine unempfindbare, übernatürliche und unbegreifliche Art. Und solches muß geschehen, weil GOtt nichts redet, was nicht wahr, 4 Mos. 23, 19. und weil er allmächtig ist und überschwenglich thun kann, Eph. 3, 10. Offb. 1, 8. Hier muß die Vernunft unter den Gehorsam des Glaubens.
§. 9. c) Sowohl Würdige als Unwürdige empfangen mit und unter dem Brod und Wein den wahren Leib und das wahre Blut unseres Heilandes; obschon die Reformirten wider Paulus, 1 Cor. 11, 27. ein andres darzuthun vergeblich bemüht sind. Denn wird der Unwürdige schuld an dem Leib und Blut Christi, so muß er es ja nothwendig auch genießen.
§. 10. d) Jedoch sind beide in Ansehung der Frucht und des Nutzens unterschieden. Die Gläubigen und also die Würdigen genießen es, wie es Christus befohlen, zum Gedächtniß ihres Heilandes, Luc. 22, 19. 1 Cor. 11, 26. 1 Tim. 2, 8. zur Vergebung der Sünden, Matth. 26,28. zur Erneuerung der lebendigen Gemeinschaft mit JEsu, und Erinnerung an die stete geistliche Genießung desselben, die Bedingung des geistlichen Lebens, Joh. 6, 53-56. zur Empfangung neuer Lebenskraft, zur Erweckung brüderlicher Liebe und Gemeinschaft, 1 Cor. 10, 17. und zur Hoffnung der ewigen Vereinigung mit Christo und den Gläubigen im Reiche der Herrlichkeit, Matth. 26, 29. da hingegen die Unwürdigen diesen herrlichen Nutzen nicht nur nicht davon tragen, woran sie selbst schuld, indem sie damit umgehen wie mit einer andern Speise, 1 Cor. 11, 19. 29. 2 Cor. 2, 15. 16. sondern auch theils durch die Entweihung des Heiligen, theils durch die Unterdrückung der ernsten Eindrücke und Gewissensrührungen sich selbst göttliches Mißfallen und Verhärtung zuziehen.
§. 11. e) Dieses Liebesmahl des Heilandes soll ein wahres Glied des Leibes Christi oft, 1 Cor. 11, 25. 26. und mit guter Vorbereitung und Prüfung, ib. v. 26. f. genießen. Man kann zwar Keinem, wie oft er zum heiligen Nachtmahl gehen soll, vorschreiben; jedoch, wenn ich eine Zahl erwählen sollte, so wollte ich, zum Gedächtniß der 5 Wunden meines Heilandes, die fünfte nehmen. Andere wollen dreimal sich zum Tisch des HErrn nahen, weil drei Personen in der Gottheit; Andere zweimal, weil zwei Sacramente; noch Andere nur einmal, weil nur Ein GOtt 2c. Die evangelisch-lutherische Kirche hat den viermaligen jährlichen Genuß empfohlen. Der Maßstab hierbei muß Jedem der Drang seines Bedürfnisses sein, und giebt also der seltenere Genuß ein sicheres Merkzeichen der mindern Sehnsucht nach der Gemeinschaft JEsu.
§. 12. f) Es heißt auch in H. Schrift 1) der Tisch des HErrn, 1 Cor. 10, 21. weil es zur Apostelzeit auf einem Tisch ausgetheilt worden;
2) das neue Testament. Luc. 22, 20. 3) die Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi. 1 Cor. 10, 16. Sonst wird es genannt 4) Eucharistia, ein Lob- und Dankmahl, weil Christus solches mit Danken gestiftet, Matth. 26, 27. 5) Synaxis, oder Congregatio, weil es in der Versammlung der Heiligen genossen wird, und daher außer dieser, es sei denn im Fall der Noth, nicht sollte genossen werden.
6) Agape, sowohl wegen der Liebesgaben, welche die Reichen zu schicken Pflegten, wenn sie zum heiligen Nachtmahl gingen; als auch wegen der Liebesmahle, welche nach der Genießung ausgerichtet wurden;
7) das Sacrament des Altars, weil es auf dem Altar ausgespendet wird;
8) das Nachtmahl, weil es Christus in der Nacht gestiftet, 1 Cor. 11, 23. 9) Missa, doch nicht im päpstlichen Sinn, denn so ist es der Einsetzung Christi zuwider, Ebr. 9, 12. 25. 28 f. und auch dem Beispiel, welches die Apostel geben, A. G. 2, 41. Es nahm es nicht Einer für Alle.
§. 13. g) Es ist im alten Testament vorgebildet worden a) durch das Osterlamm, 2 Mos. 12, 8. Wir haben auch ein Osterlamm, Christum, für uns geopfert, 1 Cor. 5, 7. b) durch das Manna, 2 Mos. 16, 15. Joh. 6, 35. 54. 55. Christus ist das Brod des Lebens. S. mein Colleg. Bibl. §. 116.
Die Worte der Einsetzung s. Matth. 26, 26. Marc. 14, 22. Luc. 22, 19. 1 Cor. 11, 23.
Es wird dem ursprünglichen Zwecke dieser Concordanz gemäß, und den Wünschen und Bedürfnissen mancher Leser entsprechend sein, in gedrängter Kürze die Gründe der evangelisch-lutherischen Lehre vom h. A. darzustellen, womit dieselbe von älteren Theologen *) und besonders von dem jetzt so wenig mehr bekannten und gelesenen J. A. Ernesti, in s. Opusculis Theolog. S. 135-186, Brevis repetitio et adsertio sententiae Lutheranae de Praesentia corporis et Sanguinis J. C. in Coena Sacra, vertheidigt, ja auch selbst von namhaften reformirten Theologen (Theremin, Adalberts Bekenntnisse S. 166
*) Z. B. Spener von der wirklichen Gegenwart des Leibes und Blutes J. C. im h. in der Lauterkeit des evangelischen Christenthums. I. 598-618. ¶
-186, 186-197) anerkannt worden ist, darzustellen.
I. Was den Sinn dieser Lehre anlangt, so glaubt die lutherische Kirche, daß im h. A. eine wahre, wesentliche oder reelle, substantielle Mittheilimg des Leibes und Blutes J. C. geschehe, auf eine übernatürliche, unsichtbare und unbegreifliche Weise. Diese Mittheilung geschieht mittelst des mündlichen Empfanges von Brod und Wein, nicht so, als ob die höhere Substanz in diesen äußeren Zeichen eingeschlossen oder mit denselben verschmolzen sei, was durchaus geleugnet wird; sondern in sofern der Genuß von Brod und Wein die von Christo verordnete Bedingung, unter welcher, oder das von ihm gewählte Mittel ist, wodurch der Leib und das Blut Christi uns mitgetheilt werden soll. Es leuchtet ein, daß ein solches äußeres Mittel an sich nicht nöthig wäre, daß Christus seinen Leib oder dasselbe uns mittheilen könnte; daß wir aber ohne ein solches Zeichen nie wissen könnten, ob und wenn Christus uns jenes Gut mittheilen wolle, hingegen durch das äußere Zeichen die Versicherung oder Vergewisserung davon erhalten; daß wir also glauben dürfen, so gewiß wir das Brod und den Wein empfangen, so gewiß empfangen wir auch den Leib und das Blut Christi. [Eine deutliche Erklärung Luther's gegen die Meinung von der Impanatio steht in der Schrift: Daß die Worte Christi: «das ist mein Leib» noch feste stehen, Werke XX. 1011. 12. §. 119.] Es ist oft, namentlich von Leibnitz,
(Œuvres Philosophiques, par Raspe. Amst. et Leipz. 1765. S. 482.) und von Hoffmann, (Materialien zur Erklärung seines Katechismus der christl. Lehre 2te A. L. 1837. S. 440-463. besond. S. 447 ff.) behauptet worden, daß von dieser Lutherischen Lehre im Wesentlichen die Calvinische nicht abweiche. Dagegen ist von Gerhard Loc. Theol. ed. Cotta. Tom. X. 184 sq. und von Ernesti (Theolog. Bibliothek V. 235 f. VI. 706.) erinnert worden, daß die reformirte Kirche ausdrücklich die wahre Gegenwart des Leibes Christi nur im Himmel anerkenne, und die Möglichkeit einer Gegenwart auf Erden leugne, wie es Beza am stärksten aussprach, (s. Gerhard 1. c. S. 180.) Die Erhebung der Seele in den Himmel, um da den Leib Christi zu empfangen, ist entweder etwas ganz Transcendentes und auf kein Schnriftwort Gegründetes, (s. Gerhard 1. c. S. 187. not.) oder sagt nur aus, daß der Glaube sich Christum vergegenwärtige, in der Andacht sich erhebe, was auch außer dem h. A. geschehen kann; - besonders aber verräth die Behauptuug, daß der Genuß des Leibes und Blutes Christi nicht mit dem Munde, sondern nur mit dem Glauben geschehe, und daher, ganz consequent, nur den Gläubigen zu Theil werde, den Sinn, daß nur ein Genießen der Frucht des Leibes und Blutes Christi, oder der Kraft seines Leidens und Sterbens gemeint sei; - woraus denn folgt, daß dies auch außer dem Abendmahl geschehen könne, und daß der Gläubige in demselben nicht specifisch Verschiedenes von dem empfange, was er bei jeder, die Gemeinschaft mit Christo fördernden Andacht empfängt; woraus eigentlich die Entbehrlichkeit dieses Sacraments folgen würde *). Höchstens könnte von einem graduellen, nicht von einem wesentlichen Unterschiede zwischen dem im Abendmahle Statt findenden und dem zu aller Zeit möglichen Genusse Christi die Rede sein.
Deutlich erhellt dies aus der Erklärung des Ursinus in den Explicationibus catecheticis ed. Parei 1607. S. 526. Manducare carnem Christi est 1. credere, 2. fide accipere remissionem peccatorum, 3. uniri Christo, 4. participem fierei vitae Christi. Den Einwurf, daß es sich nicht begreifen lasse, wie es möglich sei, daß alle Communicanten den Leib Christi empfingen, und am Wenigsten, wie die Apostel bei der Einsetzung des h. A. ihn empfangen konnten, hätten sich die Gegner ersparen können, weil es nie Jemandem eingefallen ist, jenen Genuß in die sinnliche Welt herabzuziehen, und zu einem grobfleischlichen zu machen, da er, wenn gleich reell und substantiell, doch ganz übersinnlicher Art, uns unbegreiflich ist. S. Luther's Werke IX. 1037. XX. 2200. Ernesti Opusc. S. 176. 147. 178. und im Anti-Muratorius S. 66.
II. Gründe für diese Lehre. Christus sagt nicht: «das bedeutet meinen Leib», sondern «das ist mein Leib». Einen Tropus anzunehmen, ist gerade hier hart und wider den allgemeinen Sprachgebrauch, da von einem Gleichniß hier gar nicht die Rede sein kann, und da, wenn man Jemandem etwas zum wirklichen Genusse, zum Nehmen und Essen hinreicht, und die Worte hinzufügt: «es ist das oder das», man auch das Genannte selbst, und nicht ein bloßes Bild davon meint, der Andere auch das Genannte wirklich zu empfangen erwarten wird. - «Mein Leib! mein Blut!» «Diese Worte waren für Luther zu gewaltig, sie drängten sich stets in ihrem eigentlichen, buchstäblichen Sinne seinem Gemüthe auf - und ich gestehe, daß es mir ebenso ergeht.» Theremin 1. c. S. 167. Ein nicht geringes Gewicht giebt auch dieser Erklärung die Uneinigkeit der Gegner, die in sehr viele und abweichende Meinungen zerfallen sind, s. Gerhard ed. Cotta 1. c. S. 130. col. 2. 133-42., sowie die Ungewißheit, die sie bisweilen verrathen, wovon eine merkwürdige Erzählung über Oekolompadius sich findet in Daniel Greser's Leben. Dresd. 1587. Bog. D. I. II. - Dazu kommt das Zeugniß des Apostels Paulus, 1 Cor. 10, 26. wo er den Genuß des Brodes und Weines die Gemeinschaft des Leibes und Blutes oder das Mittel nennt, wodurch wir dieser Gaben theilhaftig werden, (panis eucharisticus in usu sacramentali est organum, medium et ^[siehe Bild] per quod distribuitur rt communicatur corpus Christi, Gerhard 1. c. S. 172.) was nach Ernesti 1. c. S. 150. 151. nicht auf den geistlichen Genuß Christi gehen kann, weil er diesen Genuß von Allen, auch den Unwürdigen, behauptet, bei welch letzteren kein geistlicher Genuß Statt findet.
Auch kann der Leib Christi hier nicht die Gemeine, als der geistliche Leib Christi sein, weil dazu das hinzugesetzte: «Gemeinschaft des Blutes» nicht paßt;
daher Zwingli hier ins Gedränge kam. (S. Planck Geschichte, II. 271 ff. not. 120.) Wenn ferner Paulus 1 Cor. 11, 27. sagt, daß der unwürdige Communicant an dem Leibe und Blute des HErrn schuldig sei, oder sich an demselben versündige, ihn entweihe, violati et propris profanati corporis Christi reus est, (Ernesti S. 151.) so setzt dies die Gegenwart des Leibes Christi voraus, und es ist hart und gezwungen, dies nur von einer Entweihung des
*) (Spener I. e. S. 614. «Ich begreife nicht, was man nach der reformierten Lehre in dem Sacramente mehr empfinge, als außer demselben in der täglichen geistlichen Genießung, woraus aber folgte, daß das Sacrament in gewisser Maße ohne Nutzen wäre, wenn wir einerlei auch außer demselben genießen.») ¶
Zeichens des Leibes zu verstehen; was man doch so wenig sagen kann, als daß der, der das Kreuzeszeichen einmal gedankenlos macht, den Gekreuzigten selbst entweihe. Der entscheidendste Grund liegt nach Ernesti S. 152 ff. in 1 Cor. 11, 29.,. wo es heißt, daß der Unwürdige den Leib des HErrn nicht unterscheide. Dies heiße soviel als: den Leib Christi genießen, wie eine unheilige und gemeine Speise: corpus Christi ita edere, ut cibum profanum et vulgarem. Denn der Ausdruck «Nichtunterscheiden» geht nicht auf ein Urtheil des Verstandes, sondern auf die Handlung des Essens, wo man Alles ohne Unterschied ißt: illud non discernere non ferertur at judicium animi sed ad ipsum actum edendi promiscue;
er hat seinen Ursprung im Mosaischen Gesetze, wo er von denen gebraucht wurde, die ohne Unterschied reine und unreine Speisen aßen;
und so folgt, daß der Leib Christi wirklich müsse genossen werden, weil, wenn er gar nicht empfangen würde, er weder als eine heilige noch als eine gemeine Speise könnte empfangen werden.
Zu diesen exegetischen Gründen kommt der gewichtige historische Grund, daß die alte christliche Kirche von Anfang an in der Feier des h. A. keineswegs ein bloßes nacktes Gedächtnißmahl Christi, sondern cin hochheiliges Geheimniß, ja das höchste Mysterium des ganzen christlichen Cultus erkannt hat, weil in demselben eine geheimnißvolle Verbindung Christi mit uns durch die Gegenwart und Genießung seines Leibes Statt findet, daher auch kein Profaner Zutritt hatte.
Dafür sprechen unverwerfliche Zeugen. Inatius, der Johanneischen Schule angehörig, in Kleinasien lebend, das als Schauplatz der Wirksamkeit der Apostel Paulus und Johannes, als Vewahrerin der ältesten reinsten Urform des Christenthums in besonderem Ansehen stand, (Irenaeus adv. Haeres. III. c. 3.). nennt in seinen kürzeren Briefen, die das Gepräge der Aechtheit (Rothe, Anfänge der chr. K. I. 713 ff.) und ihres hohen Alters (f. Münscher, Dogmengesch. II. 411 ed. 2.) an sich tragen, das Abendmahl eine Arznei zur Unsterblichkeit, ein Gegengift gegen den Tod, um immerdar in Christo zu leben. Er warnt ad. Ephes. c. 20. Coteler. II. S. 17. 54. ed. 1.), und (ad. Smyrn. c. 7. S. 37.) vor Doceten, welche sich des Abendmahls enthalten, weil sie nicht bekennen, daß das Abendmahl das Fleisch unseres Erlösers Jesu Christi sei. - Justinus der Märtyrer (Apolog. II. S. 98. Col.) sagt vom Abendmahle: Wir empfangen es nicht als gemeines Brod, oder gemeinen Trank, sondern sowie der durch Gottes Wort menschgewordene Heiland I. C. um unseres Heils willen Fleisch und Blut hatte; so sind wir anch belehrt, [es war also Glaube und Bekenntniß der Kirche, was hier Justinus ausspricht,] daß die durch das Gebet des V. U. geweihete Speise Mod und Wein,) wodurch mittelst der Verdauung unser Fleisch und Blut genährt wird*), das Fleisch und Blut jenes Menschgewordenen Jesus sei. - Irenäus adv.
Haer. IV, 34. S. 327. ed. Grab. sagt: Das irdische Brod, wenn es durch die Anrufung Gottes geweiht ist, ist nicht mehr gemeines Brod, sondern die Eucharistie, die aus zwei Bestandtheilen besteht, einem irdischen und einem himmlischen, und er daraus die künftige Auferweckung des Leibes her, weil durch Christi Leib der Keim der Unverweslichkeit in uns gelegt ist. Gerade diese drei Kirchenlehrer sind die wichtigsten Zeugen, theils weil sie die ältesten sind, bei denen wir das Abendmahl erwähnt finden, theils in kirchlich-geographischer Hinsicht.
Ignatius war ein Freund des Polycarpus und dieser nach altkirchlicher Tradition ein Schüler des Johannes. Irenäus, auch aus Kleinasien stammend, hatte ebenfalls den Polycarpus gekannt und gehört, und Justinus hatte auf seinen Reisen ebenfalls die berühmten Gemeinen in Kleinasien kennengelernt. Ihre Uebereinstimmung mit einer sonst seltenen Gleichförmigkeit in Wort und Sache, ist wichtig, und muß uns überzeugen, daß wir hier die älteste, von den Aposteln selbst ausgegangene Lehre vom h. A. finden.
Unter den späteren Zeugen sind besonders zu beachten: Cyrillus Hierosolymitanus, welcher in der vierten Katechese sagt: Unter dem Zeichen des Brodes wird dir der Leib, und unter dem Zeichen des Weines wird das Blut gegeben, damit du theilhaftig wirst des Leibes und Blutes I. C., mit ihm zu Einem Leibe und Blute vereinigt (ina gene metalabôn somatos kai aimatos Xriston syssomos kai synaimos auton ^[ινα γενη μεταλαβων σωματοσ και αιματοσ Χριστον συσσωμοσ και σναιμοσ αυτον] ). -
Chrysostomus in dem Briefe an den Cäsarius Montf. III. 737 ff.), dessen Echtheit von Neander K. G. II. Abth. 3. S. 1397. bestritten, aber von Cramer (Uebers. des Chryst. X. nach d. Vorr. S. 85-106.) vertheidigt ist, sagt: Wir nennen das Brod, ehe es geheiligt wird, Brod;
nachdem es aber durch die Vermitteluug des Priesters die göttliche Gnade geheiligt hat, heißt es nicht mehr Brod, sondern ist würdig geachtet, der Leib des Herrn zu heißen, obgleich die Natur des Brodes in ihm zurückgeblieben ist. (Vgl. Cramer's Uebers. VII. 654. 55., wo er bemerkt, daß diese Stelle ebenso wider die Katholiken, als wider die Reformirten streite.) - Weniger bekannt ist der griechische Hieronymus, wahrscheinlich Presbyter zu Jerusalem im 4ten oder 5ten Jahrh., dessen Duo Dialogi graeci qui supersunt, Joh. Benj. Carpzov Altenb. 1772. herausgegeben;
welcher in s. philoponia ^[φιλοπονια], od. Abhandlung über das innere Gefühl des Christenthums, sagt: (bei Fabric. Biblioth. Graec. Vol. 8. S. 381.) Diese Wirkungen des h. Geistes empfinden auch viele gemeine Christen, wenn sie zum Altar treten, um der Mysterien Christi theilhaftig zu werden.
Denn sie werden plötzlich mit Thränen, mit Freude und Heiterkeit erfüllt. Ebendaher hat auch der Christ die volle Zuversicht, nicht bloßes Brod und Wein zu empfangen, sondern wahrhaft den durch den h. G. geheiligten Leib und Blut Christi [hoden kai plêrophoreitai o Christianos ou philon arton kai oinon metalambanein, alla soma halethôs kai haima tou uiou tou theon, pneumati agio hegiasmenon] ^[siehe Bild]. Denn wir empfinden nie etwas Aehnliches, eine solche Freude, Anregung, Süßigkeit oder Rührung, wenn wir gemeines Brod und Wein auf unserm Tische genießen; wobei Fabricius 1. e. sagt: Nota Veritatem corporis et sanguis Christi in S. Eucharistia. Was Tertullians streitige Lehre anlangt, so ist mit Neander, welcher im Antignosticus S. 517-525. ihm die reformirte Ansicht zuschreibt, zu vergleichen Nudelbach, welcher m: Refor-
*) Münscher I. o. S. 368. 383. hat dieß auffallend mißverstanden, indem er das auf den Leib und das Blut Christi bezieht, was nur vom Brod und Wein gesagt ist. Ernesti l.c. 66. Christi corpus et sanguinem descendere in ventriculos et concoqui, non erit ita insanus quisquam, ut dicat. Aber gegen die Lehre von der Transsubstantiation ist es ein unbesiegbares Zeugniß. ¶
mation, Lutherthum etc. Excurs S. 645-664. erhebliche Gründe für die Lutherische Deutung Tertullians beigebracht.
Endlich ist auch selbst die arge Beschuldigung der Heiden, daß die Christen Tystesteische Mahlzeiten hielten, Athenagoras, Legat. pro Christianis S. 4. C. ed. Col.) oder Menschenfleisch genössen, (ib. S. 38. A.) ans keiner anderen Quelle hervorgegangen, als aus Mißverständniß oder schlimmer Auslegung dessen, was den Heiden über den Abendmahlsgenuß der Christen mochte zu Ohren gekommen sein, und so setzt also auch diese Verläumdung den Glauben der Christen an den Empfang des Leibes Christi im Abendmahl voraus. (Schröckh, K. G. III. 125.)
III. Wichtigkeit dieser Lehre. Daß ein hohes practisches Moment darin liegen müsse, kann man schon daraus abnehmen, daß Männer wie Luther, der nicht so beschränkt war, Spitzfindigkeiten der Schule mit wesentlichen Glaubenslehren und Herzensbedürfnissen zu verwechseln, und Ernesti, der nichts weniger als eine mystische oder sentimentale Richtung hatte, sie mit solcher Wärme und Ernst vertheidigen. Beide haben die Präsumtion für sich, daß ihnen dieser Glaube heilige Gewissenssache und dringendes Herzensbedürfniß war.
Luther ist sich auch in seinem Glauben gleich geblieben. Denn die Sagen von einer im spätern Alter eingetretenen Veränderung sind ohne historischen Grund. Die Eine, daß er beim Lesen der Schrift Calvins de Coena Sacra geäußert: «wenn diese Schrift früher da gewesen, hätte viel Streit vermieden werden können», ist durch des einzigen Hospimans spätere Relation (Ao. 1602.) nicht constatirt;
(s. Löscher Moorig, motuum II. S. 11. u. Planck Geschichte V. 2. S. 13. not.) die Andere, daß er bei seinem Abschiede von Melanchthon, vor der Reise nach Eisleben, seine frühere Heftigkeit bereuet und bekannt habe: «er habe in der Sache vom Sacrament zu viel gethan», ist ganz apokryphisch, und es ist zu verwundern, daß letztere noch von Henry im Leben Calvins II. 502. und von Hoffmann Erkl. des Katech. S. 458. ed. 2. wiederholt worden ist, nachdem Hutter im Calvinista Aulico-Poli.
Witt. 1614. S. 125-139. Seckendorf, Histor. Luth. I. III. fol. 693. Salig, Historie der Augsb. Conf. I. 557-60. und selbst Planck Gesch. IV. S. 26-28. not. ihre Grundlosigkeit und Unglaubwürdigkeit nachgewiesen haben. Die practische Bedeutung der Evang.-lutherischen Abendmahlslehre, (umständlich gezeigt von Martin Chemnitz, Fundamenta Sacrae Coenae c. 11. tot. S. 61-65. ed. 1690. und von Gerhard ed. Cott. X. 188. f. und 363-380.) läßt sich in folgenden Punkten zusammenfassen:
1. Das Abendmahl erhält dadurch eine weit höhere Würde und Heiligkeit, wenn hier eine reelle Mittheilung, eine Berührung Christi Statt findet, als wenn es ein bloßes Gedächtnißmahl des Abwesenden ist; es wird ein wahres Mysterium, ja das höchste und heiligste des ganzen Cultus; und diese Neberzeugung muß daher auch eine höhere Stimmung, eine tiefere schauervollere Ehrfurcht bei der Feier, sowie dem administrirenden Geistlichen den gewissenhaftesten Ernst einflößen.
«Mit der Heiligkeit des Gegenstandes wächst aber auch die Sünde dessen, der dagegen frevelt.» Theremin l. c. S. 168. Ueberhaupt hängt der Glaube an Christi Gegenwart im Abendmahle genau zusammen mit dem Glauben an seine Gottheit und an die Verbindung der göttlichen und menschlichen Natur. «Daher dieses Sacrament, sowie es die unbegreiflichste und eben dadurch erhebendste Wohlthat für die Gläubigen, und ein Angeld auf was Größeres in der Ewigkeit ist, also auch einen Probirstein des Glaubens abgiebt. Hier ist Christus auch gesetzt zum Fall und zum Aufstehen. Nachdem einer diese Einsetzung verspottet, oder nach seinem Gutdünken für faßlich deutet, oder sie ganz zu etwas Fremden mißdeutet, und zu einer pharisäischen Herrschaft der Klerisei über das Volk selbst brauchet, oder sie von Anderen dafür annimmt, wofür sie dergleichen Verführer ausgeben: nachdem wird offenbar, was in ihm ist, ob Glaube an Gott nach der Wahrheit, oder Unglaube, und ferner ob ein lauterer oder unlauterer Glaube, ob der rechte Sinn Christi oder der Weltsinn, ob ein Anfang oder eine Reife des Glaubens in ihm ist.» Crusius, Plan des Reiches Gottes S. 162.
2. Der evangelische Trost von der Vergebung der Sünden wird Jedem weit gewisser und bestimmter, weil der wirkliche Empfang des für unsere Sünden geopferten Leibes Christi jedem Einzelnen die persönliche Aneignung dieser Vergebung gewährt. Dies ist gerade für ängstliche und zarte Gewissen von großer Wichtigkeit, weil diese oft in Anfechtung gerathen, ob die allgemeine evangelische Verheißung auch sie gerade angehe. Melanchthon bei Gerhard S. 366. Coena Domini est testimonium exhibitae et ad singulos adplicatae promissionis evangelicae.
3. Das Abendmahl gewährt eine unendlich größere geistliche Stärkung durch die Gnade Christi, der sich herabläßt, uns nahe kommt, sich selbst uns darreicht, und mit den Gläubigen durch die Mittheilung seines Leibes und Blutes so innig mit ihnen vereinigt, daß sie mit ihm Ein geistiger Leib werden, daß von ihm, dem Urquell des Lebens, Joh. 1, 4. 5, 26. 6, 48. 55. gerade hier auf eine ganz besondere Weise Lebensströme in sie ausfließen, zur Vennehrung ihrer ganzen Lebenskraft, und zur Stärkung ihrer Gemeinschaft mit Christo. - Alles kommt hierbei darauf an, was Jedem an dieser Gemeinschaft liege: wem sie das höchste geistige Bedürfniß ist, dem wird auch das am Willkommensten sein, was die höchst innige, nur denkbare Verbindung mit Christo vermittelt.
Vgl. die Zeugnisse der Kirchenväter bei Gerhard S. 368 f.
4. Das Abendmahl wird ein Bund mit der Gemeine im Himmel, und ein Unterpfand unserer künftigen vollendeten Gemeinschaft mit Christo. «Der HErr hat sein Reich im Himmel und auf Erden. Das erste besteht aus denen, die durch ihn selig geworden sind, das zweite aus denen, die durch ihn selig werden wollen. Selig sind die ersten auch jetzt nur dadurch, daß Er sich ihnen zum Anschauen und zum Mitgenuß seiner Seligkeit hingiebt, so daß sie, indem sie ihn sehen, wie er ist, ihm ähnlich werden. Wie er nun die Mitglieder der obern Gemeine Seiner selbst ohne Hülle und Schleier theilhaftig macht, so werden die Mitglieder der irdischen Gemeine Seiner unter dem Zeichen des Nachtmahls theilhaftig. Die Ersteren glauben nicht mehr; sie schauen. Bei den Anderen geschieht die Grtheilung dieser höchsten Wohlthat nur unter der Bedingung des Glaubens. So wird also der Herr selbst, der sich unverhüllt und verhüllt den Seinigen im Himmel und auf Erden hingiebt, der Berührungspunkt zwischen diesen beiden Gemeinen. Die kämpfende Kirche wird dadurch mit der triumphirenden, sowie mit dem gemeinschaftlichen Oberhaupte verknüpft, und ein Mittel ist ihr gegeben, den Strom der Gnade, der sich in jenen ¶