oval. Diese Gefässe, welche vorher auf einen Druck von mindestens 15 Atmosphären geprüft sein müssen, sind mit einer Rührwelle mit durchlöcherten Rührschaufeln versehen. In diesem Mischcylinder, der innen stark verzinnt, wird das reine Wasser und die zur Zusammensetzung des Mineralwassers nöthigen Salzlösungen eingefüllt, dann die atmosphärische Luft bei geöffnetem Hahn durch zuströmende Kohlensäure verdrängt. Jetzt wird die Einfüllöffnung geschlossen, etwa 1/5 des Wassers durch den unteren Hahn abgelassen, dann dieser ebenfalls geschlossen und nun das Wasser durch fortwährendes, stossweises Drehen der Rührwelle mit Kohlensäure bis zu dem gewünschten Druck (2-10 Atmosphären) gesättigt.
Für Mineralwässer rechnet man gewöhnlich 2-3. für Luxuswässer 3-5 und nur zum Abfüllen der Siphons bedarf man einen höheren Druck von 8-10 Atmosphären. Jetzt ist das Wasser zum Abziehen auf Flaschen fertig. Eine Hauptbedingung für die Darstellung haltbarer Fabrikate, ist die gänzliche Entfernung aller atmosphärischen Luft aus dem Apparat und dem angewandten Wasser; dieses lernt der praktische Arbeiter nur durch Erfahrung. Für alle medizinischen Wässer ist stets reines destillirtes Wasser zu verwenden; für Luxuswässer dagegen steht der Benutzung von völlig klarem, gutem Quell- oder Brunnenwasser nichts entgegen.
3. Das Abfüllen auf Flaschen oder Siphons. Diese Arbeit ist keine so ganz einfache, wie es auf den ersten Blick scheinen möchte, doch hat die Technik eine ganze Reihe zum Theil höchst sinnreicher Apparate konstruirt, die das Abfüllen unter Druck und ohne Verlust von Kohlensäure und Wasser ermöglichen. Auch hier ist wieder die Aufgabe, aus den Gefässen die atmosphärische Luft nach Möglichkeit zu entfernen; es geschieht dies durch abwechselndes Einströmenlassen des mit Kohlensäure übersättigten Wassers und Abblasenlassen der atmosphärischen Luft aus den Gefässen; dies wird abwechselnd fortgesetzt, bis das Füllen der letzteren in gewünschter Weise erfolgt ist. Der Arbeiter drückt die Flasche mittelst Tritthebels gegen den Gummiring des Abflusshahnes, der nach oben durch die Korkvorrichtung verschlossen ist; sobald die Flasche in der oben angegebenen Weise genügend gefüllt, wird der Kork durch den Druck auf den Hebel an der Korkmaschine in den Flaschenhals hineingezwängt, die Flasche wird nun durch Lüften des Tritthebels entfernt, dann verdrahtet, etikettirt und ist endlich zum Verkauf fertig.
Sollen statt des Korkens andere Verschlussarten, wie Kugel- oder Patentverschluss angewandt werden, so muss die Füllvorrichtung selbstverständlich eine andere Einrichtung erhalten. Nach des Verfassers Erfahrungen, der lange Jahre Besitzer einer Mineralwasser-Fabrik war, ist aber der Korkverschluss, bestes Korkmaterial vorausgesetzt, der am meisten zu empfehlende und praktischste.
Bevor man anfing die Luxuswässer auf ganz kleine, nur ein Glas enthaltende Flaschen zu füllen, trat vielfach der Uebelstand hervor, dass der letzte Rest der angebrochenen Flache schaalschmeckend wurde, um
dies zu vermeiden, erfand man die bekannten, höchst sinnreich konstruirten Siphons, bei welchen das Wasser bis zuletzt unter starkem Kohlensäuredruck bleibt und vermöge dieses Drucks beim Oeffnen des Ventils aus dem Hahn des Siphons abfliesst. Doch auch die Siphons leiden unter mancherlei Uebelständen, deren Erörterung hier zu weit führen würde. Das Füllen derselben ist ein ziemlich umständliches und schwer zu beschreibendes.
Die nebenstehende Abbildung wird den Vorgang am besten erklären.
Sowohl beim Füllen der Flaschen wie der Siphons kommt namentlich bei neuen Gefässen ein häufiges Zerspringen derselben vor; es ist deshalb nöthig, dass der Arbeiter durch besondere Schutzvorrichtungen vor den umhergeschleuderten Glassplittern geschützt wird. Gewöhnlich benutzt man dazu drehbare Körbe aus starkem Eisendraht, welche beim Füllen die. Flaschen oder Siphons umschliessen.
Mit der Fabrikation von Mineralwässern ist fast immer auch diejenige anderer Luxusgetränke, namentlich der sogen. Brauselimonaden verbunden. Hierbei wird zuerst im Mischgefäss reines Wasser mit Kohlensäure imprägnirt und mit diesem dann die Flaschen, in welche vorher eine bestimmte Menge Limonadensaft eingemessen ist, vollgefüllt. Ueber die Bereitung der Limonadensäfte siehe Buchheisters Praxis II. Vorschriftenbuch. Auch bei Bereitung der Brauselimonaden ist, wenn man ein tadel-
^[Abb: Fig. 184. Siphon-Füll-Apparat. S Siphon. M Mantel. A Abfüllhahn. T Tritthebel. w Kautschukschlauch. v Kautschukschlauch am Pistonhalter. s Stellring für die Trittvorrichtung.]
freies Fabrikat erzielen will, die peinlichste Sorgfalt auf die Entfernung der atmosphärischen Luft zu verwenden.
Hydrogénium hyperoxydátum. Wasserstoffsuperoxyd.
H2O2 .
Das Wasserstoffsuperoxyd des Handels ist eine mehr oder minder starke Lösung desselben in Wasser. Sie stellt eine farb- und geruchlose Flüssigkeit von eigenthümlich herbem, etwas bitterlichem Geschmack dar. Lackmuspapier wird von ihr anfangs geröthet, dann gebleicht. Bringt man feste Körper in dasselbe, so entwickeln sich Bläschen von freiem Sauerstoff; derselbe Körper entweicht, wenn man eine Lösung von Kaliumpermanganat hinzufügt.
Es wird bereitet, indem man in verdünnte, stark abgekühlte Schwefelsäure so lange Baryumhyperoxyd (s. d.) einträgt, bis alle Schwefelsäure ausgefällt ist. Den entstandenen schwefelsauren Baryt lässt man absetzen und säuert die Flüssigkeit, der besseren Haltbarkeit wegen, schwach an.
Anwendung. Als ausgezeichnetes Bleichmittel für Schwämme, Haare. Elfenbein etc.; medizinisch zum Spülen des Mundes, ferner bei Diphtherie und neuerdings auch als blutstillendes Mittel.
Es muss an kühlem, dunklem Orte in nicht zu grossen Flaschen aufbewahrt werden. Dem Lichte ausgesetzt zerfällt das Wasserstoffsuperoxyd in Wasser und Sauerstoff, ein Umstand, der beim Aufbewahren wohl zu berücksichtigen ist, da andernfalls die Flaschen leicht zersprengt werden. Man thut gut, nicht zu grosse und nicht zu fest verschlossene Flaschen anzuwenden.
Stickstoff. Nitrogenium.
N. 14.
Von den fünf Verbindungen des Stickstoffs mit Sauerstoff (s. chemische Einleitung) hat für uns nur die Salpetersäure und indirekt die Untersalpetersäure, als ein Bestandtheil der rauchenden Salpetersäure, Bedeutung. Das Stickoxydul N2O , auch Lach- oder Luftgas genannt, welches eine Zeit lang bei kleinen chirurgischen Operationen als Betäubungsmittel empfohlen wurde, wird kaum mehr als solches benutzt und ist auch nie ein eigentliches Handelsobjekt gewesen.
Acidum nitricum, Aqua fortis. +
Salpetersäure, Scheidewasser.
HNO3 .
Das Salpetersäure-Anhydrit N2O5 hat man neuerdings krystallinisch dargestellt; es ist aber ein äusserst gefährlicher Körper, welcher nur in zugeschmolzenen Glasröhren einige Zeit aufbewahrt werden kann, meist aber auch hier sehr bald unter Explosion in seine Bestandtheile zerfällt. Die käuflichen Säuren bestehen übrigens, selbst in ihren stärksten Sorten,
nicht aus reinem Salpetersäurehydrat, der obigen Formel entsprechend, sondern sie enthalten ausserdem noch verschiedene Mengen Wasser.
Acidum nitricum crudum. Rohe Salpetersäure, Scheidewasser. Farblose oder schwachgelbliche Flüssigkeit von eigenthümlichem, etwas stechendem Geruch und ätzend saurem Geschmack. Beim Verdunsten hinterlässt sie meist einen ganz geringen Rückstand. Ihr spez. Gew. schwankt zwischen 1,380-1,390 = 40° Bé., entsprechend einem Gehalt von 60-64 % Salpetersäurehydrat. Diese Säure heisst im Handel doppeltes Scheidewasser. Das sog. einfache Scheidewasser hat ein spez. Gew. von 1,210 = 25° Bé., entsprechend einem Gehalt von 34 % Salpetersäurehydrat. Es kommen jedoch im Handel zwischen diesen beiden Grenzen noch verschiedene andere Stärkegrade vor; namentlich eine Säure von 36° Bé. = 51-53 % Salpetersäurehydrat wird viel gehandelt; sie hat ein spez. Gew. von ca. 1,330.
Dies rohe Salpetersäure ist stets verunreinigt durch Spuren von Untersalpetersäure, Eisen, Schwefelsäure, zuweilen auch Salzsäure. Sie lässt sich von einzelnen dieser Beimengungen durch längeres Erwärmen auf- mäßige Temperatur befreien. Eine solche, theilweise gereinigte Säure, wie sie für viele Zwecke erforderlich ist, wird in einzelnen Fabriken bereitet und heisst gebleichte Säure.
Die rohe Salpetersäure wird fabrikmäßig in kolossalen Quantitäten dargestellt und zwar durch Erhitzen und Zersetzen von salpetersaurem Natron (Chili- oder Perusalpeter) mit Schwefelsäure. Die Operation geschieht in gusseisernen Retorten, welche, um sie den Einwirkungen der Säure zu entziehen, stets in Glühhitze erhalten werden müssen. Man wendet daher vielfach röhrenförmige, freiliegende Kessel an, welche rundumher von den Flammen bestrichen werden können.
Die sich entwickelnden Salpetersäuredämpfe werden in ein System von thönernen, mit zwei Oeffnungen versehenen Vorlagen geleitet, welche unter sich durch gebogene Thonröhren verbunden sind; die Salpetersäuredämpfe verdichten sich in diesen und die Säure wird von Zeit zu Zeit durch einen unteren Abflusshahn, welchen jede Vorlage besitzt, abgelassen. In der ersten Vorlage verdichtet sich die stärkste Säure; das Destillat wird um so schwächer, je weiter die Vorlage in dem System zurückliegt.
Will man nur schwache Säuren gewinnen, so wird noch etwas Wasser vorgeschlagen, oder die zur Zersetzung angewandte Schwefelsäure wird verdünnter genommen. Für die starken Säuren ist eine Schwefelsäure von mindestens 1,750 spez. Gew. nöthig. Rechnungsmäßig würde man zur Zersetzung von einem Atom salpetersauren Natrons auch nur ein Atom Schwefelsäurehydrat nöthig haben. In der Praxis werden aber zwei Atome der Letzteren angewandt, denn bei gleichen Atomen wird anfangs nur die Hälfte des Salpeters zersetzt und es entsteht Natriumbisulfat (doppeltschwefelsaures Natron). Bei noch höherer Temperatur setzt sich allerdings das Bisulfat mit dem Reste des Salpeters um in einfaches Natriumsulfat und freie Salpetersäure; diese
zerfällt aber bei so hoher Temperatur sofort in Untersalpetersäure und Sauerstoff. Um dies zu vermeiden, wird die Menge der Schwefelsäure, wie schon gesagt, verdoppelt; man erreicht hierdurch den weiteren Vortheil, dass der Retortenrückstand leicht flüssiges Natriumbisulfat ist, welches in der Färberei als sog. Weinsteinsurrogat vielfache Anwendung findet, während das einfache Natriumsulfat (Glaubersalz) einen so schwerflüssigen Rückstand liefert, dass es nur mit Mühe aus den Retorten entfernt werden kann.
Acidum nitricum fumans.
Rauchende Salpetersäure.
Sie bildet eine orangegelbe bis braunrothe Flüssigkeit von ca. 1, 500 spez. Gewicht. Sie stösst an der Luft dunkelrothe, erstickende Dämpfe aus und wird durch Erhitzen farblos. Sie wirkt noch ätzender und zerstörender als die gewöhnliche Salpetersäure und ist eine Lösung von Untersalpetersäure in stärkster Salpetersäure, wird daher von Manchen Acidum nitrosonitricum genannt. Ihre Bereitungsweise gleicht der der Vorhergehenden, nur werden hier gleiche Atome Salpeter und Schwefelsäurehydrat angewandt. Anfangs destillirt gewöhnliche Salpetersäure über und in dieser löst sich die im zweiten Theile der Operation entstehende Untersalpetersäure (s. oben) auf.
Acidum nitricum purum.
Reine Salpetersäure.
Klare, farblose Flüssigkeit von 1,153 spez. Gew., in 100 Theilen 25 Theile Salpetersäure enthaltend, mit Kupfer erwärmt, dasselbe unter Entwickelung gelbrother Dämpfe zu einer blauen Flüssigkeit lösend (Identitätsnachweis).
Mit fünf Raumtheilen Wasser verdünnt, darf Salpetersäure weder durch Schwefelwasserstoffwasser noch durch Silbernitratlösung verändert und durch Baryumnitratlösung innerhalb 5 Minuten nicht mehr als opalisirend getrübt werden (Abwesenheit von Metallen, Chlor und Schwefelsäure).
Wird die mit zwei Raumtheilen Wasser verdünnte Säure mit wenig
^[Abb: Fig. 185. A Gusseiserner Destillirkessel. B thönernes Ableitungsrohr für die Salpetersäuredämpfe. C u. E thönerne Wulf'sche Flaschen, D Verbindungsrohr.]
Chloroform geschüttelt, so darf letzteres, auch nach Zusatz eines in die Säureschicht hineinragendes Stückchen Zink, nicht violett gefärbt werden (Abwesenheit von Jod).
10 ccm der mit Wasser verdünnten Salpetersäure (1 = 10) dürfen durch Zusatz von 0,5 ccm Kaliumferrocyanidlösung nicht sofort verändert werden (Abwesenheit von Eisen).
Auf die Stärke wird durch das spez. Gewicht resp. durch Titriren mit Normalalkalilösung geprüft. Ihre Darstellung geschieht entweder durch Umsetzung von chemisch reinem Salpeter mittelst einer reinen, dünnen Schwefelsäure oder durch Reinigung der rohen Salpetersäure. Diese wird dabei aus Glasretorten destillirt und zwar unter Zusatz von gepulvertem Kalisalpeter, um die etwa darin enthaltenen Spuren von Schwefelsäure zu binden. Man destillirt nun langsam, bis sich keine rothen Dämpfe mehr im Retortenhals zeigen; jetzt prüft man das abfliessende Destillat durch Silbernitrat, ob es auch frei von Chlor ist. Sobald dieser Zeitpunkt eingetreten, wird eine reine Vorlage vorgelegt und so lange destillirt, bis etwa noch 1/10-1/12 in der Retorte rückständig ist. Das erhaltene, mittlere Destillat ist rein und wird jetzt bis zum gewünschten spez. Gewicht verdünnt.
Anwendung. Medizinisch nur höchst selten innerlich in sehr verdünnten Mischungen; äusserlich zu Fussbädern und zu Aetzungen; doch ist bei ihrer Anwendung zum Abätzen der Warzen die grösste Vorsicht nöthig, weil sonst leicht gefährliche Entzündungen im gesunden Fleisch dadurch entstehen. Weit grösser ist die Anwendung der reinen Säure im chemischen Laboratorium, theils zur Darstellung salpetersaurer Verbindungen (Silbernitrat etc.), theils als unentbehrliches Lösungs- und Oxydationsmittel.
Salpetersäure giebt sehr leicht Sauerstoff ab, ist daher auch ein in der Technik sehr häufig angewandtes Oxydationsmittel für alle möglichen Körper. Namentlich werden alle organischen Verbindungen sehr leicht durch sie verändert, theils einfach oxydirt zu sauerstoffreicheren, neuen Körpern, theils tritt die dabei entstehende Untersalpetersäure in die Verbindungen ein, indem sie an die Stelle von einem Mol. Wasserstoff tritt. Auf dieser Eigenthümlichkeit beruht die Darstellung einer ganzen Reihe technisch ungemein wichtiger Stoffe; wir erinnern nur an Nitrobenzol, Nitrotoluol, die Grundlagen für die Anilinfabrikation, ferner an die als Sprengstoffe so wichtigen Verbindungen: Nitroglycerin (Dynamit), Nitrocellulose (Schiessbaumwolle) etc. etc. Auch manche salpetersauren Metallsalze haben eine grosse technische Wichtigkeit. Ausgebreitet ist auch die Verwendung der Salpetersäure, resp. die der Untersalpetersäure bei der Schwefelsäurefabrikation (s. d.). Die meisten organischen Gebilde, wie thierische Haut, Holz etc., werden anfangs durch die Salpetersäure gelb gefärbt; es beruht dies auf der Bildung von Pikrinsäure (Anwendung in der Färberei und zum Holzbeizen); bei längerer Einwirkung werden sie dagegen gänzlich zerstört.
Bei dem Arbeiten mit Salpetersäure, namentlich der rauchenden, und des doppelten Scheidewassers ist in jeder Beziehung die grösste Vorsicht nothwendig; anhaltendes Einathmen von Salpetersäure- oder Untersalpetersäuredämpfen hat schon öfter den Tod herbeigeführt.
Uebergiessen von empfindlicheren Körpertheilen mit Salpetersäure ruft gefährliche Entzündungen hervor, wenn nicht sofort Gegenmittel angewandt werden; hierzu eignet sich am besten anhaltendes Waschen mit einem Brei aus Wasser und Natriumbicarbonat, Kreide oder Magnesia. Eine weitere Gefahr liegt in dem Umstände, dass Salpetersäure in Berührung mit organischen Körpern, wie Sägespähne, Stroh etc. eine so heftige Umsetzung bewirkt, dass die dabei entstehende Wärme unter günstigen Bedingungen sich bis zur Entzündung steigern kann.
Wird daher verschüttete Salpetersäure mit Sägespähnen aufgenommen, so sind die damit getränkten Spähne durch Wasser unschädlich zu machen oder sonst zu vernichten. Für den Eisenbahntransport hat daher die Behörde besondere Vorschriften erlassen (s. Anhang). Die Aufbewahrungsflaschen sind stets durch Glasstöpsel oder durch, solche aus gebranntem Thon verschlossen zu halten; wo dies, wie bei den Ballons, nicht immer angängig ist, kann man sie einigermaßen durch gut paraffinirte Korkstopfen ersetzen.
Tabelle über den Gehalt der wasserhaltigen Salpetersäure an wasserfreier Säure bei verschiedenen spez. Gewichten.
Spez. Gewicht | Säureprozente | Spez. Gewicht | Säureprozente | Spez. Gewicht | Säureprozente | Spez. Gewicht | Säureprozente |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1,500 | 79,7 | 1,419 | 59,8 | 1,295 | 39,8 | 1,140 | 19,9 |
1,498 | 78,9 | 1,415 | 59,0 | 1,289 | 39,0 | 1,134 | 19,1 |
1,496 | 78,1 | 1,411 | 58,2 | 1,283 | 38,3 | 1,129 | 18,3 |
1,494 | 77,3 | 1,406 | 57,4 | 1,276 | 37,5 | 1,123 | 17,5 |
1,491 | 76,5 | 1,402 | 56,5 | 1,270 | 36,7 | 1,117 | 16,7 |
1,488 | 75,7 | 1,398 | 55,8 | 1,264 | 35,9 | 1,111 | 15,9 |
1,485 | 74,9 | 1,394 | 55,0 | 1,258 | 35,1 | 1,105 | 15,1 |
1,482 | 74,1 | 1,388 | 54,2 | 1,252 | 34,3 | 1,099 | 14,3 |
1,479 | 73,3 | 1,383 | 53,4 | 1,246 | 33,5 | 1,093 | 13,5 |
1,476 | 72,5 | 1,378 | 52,6 | 1,240 | 32,7 | 1,088 | 12,7 |
1,473 | 71,7 | 1,373 | 51,8 | 1,234 | 31,9 | 1,082 | 11,9 |
1,470 | 70,9 | 1,368 | 51,1 | 1,228 | 31,1 | 1,076 | 11,2 |
1,467 | 70,1 | 1,363 | 50,2 | 1,221 | 30,3 | 1,071 | 11,4 |
1,464 | 69,4 | 1,358 | 49,4 | 1,215 | 29,5 | 1,065 | 10,6 |
1,460 | 69,3 | 1,353 | 48,6 | 1,208 | 28,7 | 1,059 | 9,8 |
1,457 | 67,7 | 1,348 | 47,8 | 1,202 | 27,9 | 1,054 | 8,0 |
1,453 | 66,9 | 1,343 | 47,0 | 1,196 | 27,1 | 1,048 | 7,2 |
1,450 | 66,1 | 1,338 | 46,2 | 1,189 | 26,3 | 1,043 | 6,4 |
1,446 | 65,3 | 1,332 | 45,4 | 1,183 | 25,5 | 1,037 | 5,6 |
1,442 | 64,5 | 1,327 | 44,6 | 1,177 | 24,7 | 1,032 | 4,8 |
1,439 | 63,8 | 1,322 | 43,8 | 1,171 | 23,9 | 1,027 | 4,0 |
1,435 | 63,0 | 1,316 | 43,0 | 1,165 | 23,1 | 1,021 | 3,2 |
1,431 | 62,2 | 1,311 | 42,2 | 1,159 | 22,3 | 1,016 | 2,4 |
1,427 | 61,4 | 1,306 | 41,4 | 1,153 | 21,5 | 1,011 | 1,6 |
1,423 | 60,6 | 1,300 | 40,6 | 1,146 | 20,7 | 1,005 | 0,8 |
Die Verbindung des Stickstoffs mit Wasserstoff NH3 = Ammoniak schliesst sich in ihrem ganzen Verhalten, namentlich in Betreff der Ammoniumsalze so sehr an die Alkalimetalle an, dass wir die Ammonverbindungen bei den Alkalien behandeln werden.
Kohlenstoff. Carboneum.
C 12.
Ueber die Natur des Kohlenstoffs siehe chemische Einleitung. Die eine Modifikation des Kohlenstoffs, der Graphit, ist schon bei den Drogen aus dem Mineralreich behandelt worden, während die mehr oder minder reinen Kohlenstoffe, welche wir als schwarze Farben benutzen, bei diesem Abschnitt ihre Besprechung finden werden. Auch die sog. Holzkohle, entstanden durch unvollständige Verbrennung von Holz unter Abschluss der Luft, findet in gepulvertem Zustand, gewöhnlich mit Carbo tiliae, Lindenholzkohle bezeichnet, medizinische Verwendung zu Zahnpulvern u. a. m.
Die zahllosen Verbindungen des Kohlenstoffs mit Wasserstoff, Stickstoff und anderen Elementen, die ohne Ausnahme Produkte des pflanzlichen oder thierischen Lebens sind, finden ihre Einreihung in der IL Abth. der Chemikalienkunde. Nur die Verbindung des Kohlenstoffs mit Sauerstoff, die Kohlensäure, wird gewissermaßen als Uebergangsglied von der organischen zur anorganischen Chemie betrachtet. Sie findet sich in zahlreichen Mineralien und wird, wie wir bei der Besprechung der Bereitung künstlicher Mineralwässer gesehen haben, durch Zersetzung kohlensaurer Verbindungen mittelst einer stärkeren Säure abgeschieden. Die Kohlensäure, ein farbloses Gas, lässt sich durch starken Druck (bei 0° C. bedarf sie 36 Atmosphären) zu einer Flüssigkeit komprimiren; diese flüssige Kohlensäure beginnt allmälig ein wichtiger Handelsartikel zu werden, vor Allem für die Zwecke der Mineralwasserfabrikation. Die Verbindung des Kohlenstoffs mit Schwefel, Carboneum sulfuratum, siehe Schwefel und seine Verbindungen.
Chlorum. +
Chlorine, Chlor.
Cl 35,5.
Das Chlor ist bei gewöhnlicher Temperatur ein gasförmiges Element (zur Gruppe der Haloide gehörend) von grünlich gelber Farbe, 2 ½ mal schwerer als die atmosphärische Luft und von erstickendem Geruch. Durch Druck oder starke Kälte lässt es sich zu einer dunkelgelben Flüssigkeit verdichten. Wasser absorbirt bei +10° 3 Vol., bei +16° 1 ½ Vol. desselben. Das Chlorgas ist eingeathmet ein sehr gefährliches Gift; man schützt sich am besten durch ein vorgebundenes, mit Alkohol und ein wenig Ammoniak getränktes Tuch; auch einige Tropfen Spiritus aethereus eingenommen verschaffen Linderung.
Das Chlor kann auf sehr verschiedene Weise hergestellt werden; die gewöhnlichste ist die, dass man Salzsäure mit grobgekörntem Braunstein (Mangansuperoxyd) übergiesst und erhitzt; die Endprodukte der Umsetzung sind hierbei Manganchlorür, Wasser und Chlorgas.
Das Chlor für sich ist nicht als Heilmittel gebräuchlich, sondern wird höchstens zur Desinfizirung ex tempore bereitet, wohl aber eine Lösung desselben in Wasser als:
Aqua chlori, Aqua chloráta, Liquor chlori. **
Chlorwasser.
Klare, schwach gelblich grüne Flüssigkeit von unangenehmem, zusammenziehendem Geschmack und stechendem Geruch. Es bleicht Lackmuspapier und alle Pflanzenfarben. An der Luft verliert es fortwährend Chlorgas und zersetzt sich unter dem Einfluss des Sonnenlichtes in Salzsäure und freien Sauerstoff, indem es dem Wasser 1 Mol. Wasserstoff entzieht und sich damit zu Chlorwasserstoff verbindet. Es muss an dunklen, kühlen Orten in gut verschlossenen Flaschen aufbewahrt werden. Nur selten ist es ein Artikel des Handels, sondern wird fast ausschliesslich in pharmazeutischen Laboratorien durch Sättigung von kaltem Wasser mit Chlorgas hergestellt.
Anwendung findet es theils innerlich bei fieberhaften Krankheiten, auch bei Cholera wird es empfohlen; äusserlich zu Waschungen beim Biss giftiger Insekten und Thiere; dann aber auch technisch als Desinfektions- und Bleichmittel.
Von den Verbindungen des Chlors mit Sauerstoff (siehe chemische Einleitung) kommen für uns nur die unterchlorige Säure und die Chlorsäure, beide aber nur in Verbindung mit Basen, in Betracht. Wir werden dieselben daher bei den betreffenden Verbindungen kennen lernen. Desto wichtiger dagegen ist die Verbindung des Chlors mit Wasserstoff, die Salzsäure.
Acidum hydrochlorátum oder hydrochlóricum oder muriáticum. +
Salzsäure. HCl.
Die Salzsäure ist eine Auflösung von Chlorwasserstoffgas in Wasser: letzteres hat eine so grosse Affinität zu dem Chlorwasserstoff, dass es bei mittlerer Temperatur 475 Vol. desselben auflösen kann. Eine solche vollkommen gesättigte Lösung hat ein spez. Gew. von 1,160 = 22° Bé. und enthält etwa ein Drittel ihres Gewichtes an wasserfreiem Chlorwasserstoff. Man unterscheidet im Handel rohe und chemisch reine Säure.
Acidum hydrochloricum crudum (Spiritus salis), rohe Salzsäure. Klare, gelbliche, bis dunkel- oder grünlichgelbe Flüssigkeit von stechendem Geruch und stark saurem Geschmack. Sie stösst an der Luft weisse Dämpfe aus;
ihr spez. Gew. ist 1,150-1,160 = 20-22° Bé. Die
gelbe Färbung rührt von einem ziemlich starken Gehalt an Eisen her; ausserdem ist sie gewöhnlich durch Thonerde, Chlornatrium, Schwefelsäure, schweflige Säure, Chlor, häufig auch durch arsenige Säure verunreinigt; letztere rührt aus der Schwefelsäure her. Die rohe Salzsäure wird in so grossen Massen als Nebenprodukt bei der Sodafabrikation nach dem Leblanc'schen System (s. d. ) gewonnen, dass die Industrie trotz zahlreicher Anwendungen dieselbe kaum bewältigen kann.
Sie entsteht aus der Zersetzung von Chlornatrium (Kochsalz ©der Steinsalz) mittelst Schwefelsäure oder durch schweflige Säure und gleichzeitiger Zuführung atmosphärischer Luft und Feuchtigkeit. Die Umsetzung geschieht in grossen, gusseisernen Retorten; denn, wenn auch die Schwefelsäure, wie auch die Salzsäure das Eisen bei gewöhnlicher Temperatur stark angreifen, so ist dies doch wenig der Fall in der Rothglühhitze. Die entweichenden Chlorwasserstoffgase werden nun entweder durch ein langes System von Röhren mit abwechselnd dazwischen geschobenen, zur Hälfte mit Wasser gefüllten Kammern geleitet und zwar so, dass die verbindenden Röhren nicht in das Wasser eintauchen dürfen; das Gas streicht nur über das Wasser hin und wird von diesem begierig aufgenommen. Oder man leitet die Gase in ziemlich hohe und weite Thürme, welche unten mit einem Sandsteinrost versehen sind. Diese Thürme, Kondensatoren oder Gloverthürme genannt, sind mit Kokesstücken angefüllt, oben durch einen zweiten Sandsteinrost bedeckt, gewöhnlich auch in der Mitte durch eine senkrechte Scheidewand
^[Abb: Fig. 186. Fabrikation der rohen Salzsäure. A Sulfatflammenofen. B Ableitungsrohr für die Salzsäuredämpfe. C Rezipienten (Theil einer längeren Kolonne). D Gloverthurm. E Wasserzufluss für den Gloverthurm. F Abzugsrohr der letzten Salzsäuredämpfe. G Sammelbassin für die durch F abgeleitete Salzsäure. H Ballon.]
in 2 Hälften getheilt, so dass die Gase an der einen Seite hinauf- und an der andern hinabsteigen müssen. Die Gase treten durch den unteren Rost in den Kondensator ein, während ihnen durch den oberen Rost kaltes Wasser entgegen fliesst; dieses vertheilt sich über die Kokesstücke und sättigt sich beim Herabfliessen gänzlich mit Chlorwasserstoffgas, so dass unten eine konzentrirte Salzsäure abfliesst. Bei gut geregelter Zuleitung werden die Gase im aufsteigenden Theile des Kondensators fast völlig absorbirt, so dass aus dem absteigenden Theil nur eine verhältnissmäßig schwache Säure abfliesst.
Durch diese letztere, namentlich in England gebräuchliche Methode wird es den Sodafabriken möglich, ohne Belästigung der Umgebung zu arbeiten, weil alles Chlorwasserstoffgas absorbirt wird. Für einige Zwecke der technischen Verwendung ist es nothwendig, eine Salzsäure herzustellen, welche frei von jedem Chlorgehalt ist. Man verfährt hier nach der ersten Methode und sondert die zuerst und die zuletzt übergehende Säure ab; die mittleren Antheile sind fast rein und fast farblos.
Acidum hydrochloricum purum, reine Salzsäure. Klare, farblose, vollständig flüchtige Flüssigkeit von stark saurem Geschmack, welche nicht in reiner, wohl aber in ammoniakhaltiger Luft raucht. (Salzsäure stösst bei gewöhnlicher Temperatur und in reiner Luft erst weisse Dämpfe aus, wenn sie über 28% Chlorwasserstoff enthält. ) Das spez. Gew. ist 1,124, einem Gehalt von 25% HCl entsprechend. Sie wird in chemischen Fabriken durch Zersetzung von reinem Chlornatrium mit reiner, namentlich arsenfreier Schwefelsäure in gläsernen Retorten unter Vorlage von destillirtem Wasser hergestellt.
Acidum hydrochloricum dilutum der Pharmakopöe ist ein Gemenge von gleichen Theilen destillirten Wassers und reiner Salzsäure.
Identitätsnachweis der Salzsäure: 1. der eigenthümlich stechende Geruch derselben;
2. bringt man in die Nähe von Salzsäure einen mit Ammoniak benetzten Glasstab oder Stöpsel, so entstehen dichte, weisse Nebel;
3. fügt man zu einer salz säurehaltigen Flüssigkeit Silbernitratlösung, so entsteht ein weisser, käsiger Niederschlag, der in überschüssigem Ammoniak löslich ist.
Reine Salzsäure muss völlig frei von allen Beimengungen sein; für die genaue Prüfung giebt das Deutsche Arzneibuch ausführliche Anweisung.
Anwendung. Die reine Salzsäure hat ausser ihrer grossen, chemischen Verwendung eine medizinische Anwendung sowohl innerlich wie äusserlich;
innerlich in kleinen Dosen von 0,25-0,50 g als die Verdauung beförderndes, zugleich die übergrosse Magensäurebildung verhinderndes Mittel;
äusserlich zu Pinselungen für Croup, Mundfäule etc. etc. Rohe Salzsäure findet in der Technik in kolossalen Massen Verwendung;
zur Chlorkalkfabrikation, zum Auffrischen gebrauchter Knochenkohle in den Zuckerfabriken (eine einzige Zuckerfabrik mittlerer Grösse verbraucht jährlich 4-500 Ballons Säure), zum Ausziehen der Knochen bei der
Leimbereitung, zur Darstellung des Chlorzinks und zahlloser anderer Chloride, zum Ausziehen armer Kupfererze etc. etc.
Versandt wird die Säure bei uns in den bekannten Glasballons, während man in England zuweilen hölzerne Fässer verwendet, die innen mit einem Guttapercha-Ueberzug gedichtet sind.
Ueber den Transport von Säuren auf den Eisenbahnen siehe Anhang.
Tabelle über den Prozentgehalt der wässerigen Salzsäure an Chlor und wasserfreier Salzsäure.
Spez. Gewicht | Chlorgehalt | Salzsäuregehalt | Spez. Gewicht | Chlorgehalt | Salzsäuregehalt |
---|---|---|---|---|---|
1,2000 | 39,675 | 40,777 | 1,1287 | 25,392 | 26,098 |
1,1982 | 39,278 | 40,369 | 1,1267 | 24,996 | 25,690 |
1,1964 | 38,882 | 39,961 | 1,1247 | 24,599 | 25,282 |
1,1946 | 38,485 | 39,554 | 1,1227 | 24,202 | 24,874 |
1,1928 | 38,089 | 39,146 | 1,1206 | 23,805 | 24,466 |
1,1910 | 37,692 | 38,738 | 1,1185 | 23,408 | 24,058 |
1,1893 | 37,296 | 38,330 | 1,1164 | 22,912 | 23,650 |
1,1875 | 36,900 | 37,923 | 1,1143 | 22,615 | 23,242 |
1,1857 | 36,503 | 37,516 | 1,1123 | 22,218 | 22,834 |
1,1846 | 36,107 | 37,108 | 1,1102 | 21,822 | 22,426 |
1,1822 | 35,707 | 36,700 | 1,1082 | 21,425 | 22,019 |
1,1802 | 35,310 | 36,292 | 1,1061 | 21,028 | 21,611 |
1,1782 | 34,913 | 35,884 | 1,1041 | 20,632 | 21,204 |
1,1762 | 34,517 | 35,476 | 1,1020 | 20,235 | 20,796 |
1,1741 | 34,121 | 35,068 | 1,1000 | 19,837 | 20,388 |
1,1721 | 33,724 | 34,660 | 1,0980 | 19,440 | 19,980 |
1,1701 | 33,328 | 34,252 | 1,0960 | 19,044 | 19,572 |
1,1681 | 32,931 | 33,845 | 1,0939 | 18,647 | 19,165 |
1,1661 | 32,535 | 33,437 | 1,0919 | 18,250 | 18,757 |
1,1641 | 32,136 | 33,029 | 1,0899 | 17,854 | 18,349 |
1,1620 | 31,745 | 32,621 | 1,0879 | 17,457 | 17,941 |
1,1599 | 31,343 | 32,213 | 1,0859 | 17,060 | 17,534 |
1,1578 | 30,946 | 31,805 | 1,0838 | 16,664 | 17,126 |
1,1557 | 30,550 | 31,398 | 1,0818 | 16,267 | 16,718 |
1,1537 | 30,153 | 30,990 | 1,0798 | 15,870 | 16,310 |
1,1515 | 29,757 | 30,582 | 1,0778 | 15,474 | 15,902 |
1,1494 | 29,361 | 30,174 | 1,0758 | 15,077 | 15,494 |
1,1473 | 28,964 | 29,767 | 1,0738 | 14,680 | 15,087 |
1,1452 | 28,567 | 29,359 | 1,0718 | 14,284 | 14,679 |
1,1431 | 28,171 | 28,951 | 1,0697 | 13,887 | 14,271 |
1,1410 | 27,772 | 28,544 | 1,0677 | 13,490 | 13,863 |
1,1389 | 27,376 | 28,136 | 1,0657 | 13,094 | 13,457 |
1,1369 | 26,979 | 27,728 | 1,0637 | 12,698 | 13,049 |
1,1349 | 26,583 | 27,321 | 1,0617 | 12,300 | 12,641 |
1,1328 | 26,186 | 26,913 | 1,0597 | 11,903 | 12,233 |
1,1308 | 25,789 | 26,505 | 1,0577 | 11,506 | 11,825 |
Acidum chloro-nitrosum. Aqua regis. +
Königswasser.
Unter diesem Namen versteht man eine stets frisch zu bereitende Mischung aus 1 Theil konzentrirter Salpetersäure mit 2-3 Theilen konzentrirter Salzsäure. - Sie hat ihren Namen daher, weil sie das Gold,
den König der Metalle, löst. In der Mischung entsteht dadurch freies Chlor, dass ein Theil des Sauerstoffs der Salpetersäure sich mit dem Wasserstoff der Chlorwasserstoffsäure zu Wasser verbindet. Das frei werdende Chlor verbindet sich mit den Metallen (Gold, Platin etc.) zu löslichen Chloriden.
Das Königswasser wirkt stark ätzend auf die Haut, ist daher mit grösster Vorsicht zu mischen.
Jodum, Jodina.
Jod.
J 127.
Grauschwarze, metallisch glänzende, trockene, tafel- oder blättchenförmige Krystalle von eigenthümlichem, an Chlor erinnernden Geruch und herbem, scharfem Geschmack. Löslich in 5000 Th. kaltem Wasser, in 10 Th. Alkohol, auch in Aether und fetten Oelen mit brauner, in Schwefelkohlenstoff und Chloroform mit violetter Farbe; sehr leicht ist es auch m Jodkaliumlösung löslich. Die Haut wird durch dasselbe braun gefärbt (durch Salmiakgeist leicht zu entfernen). Jod verdampft bei jeder Temperatur, bei 107° schmilzt, bei 180° siedet es und verwandelt sich in einen schweren, tief veilchenblauen Dampf. Die Dämpfe wirken ätzend und giftig auf den thierischen Organismus. Stärkekleister wird durch Jod blau gefärbt. Jod ist ein Element und gehört zur Gruppe der sog. Haloide.
Es findet sich in der Natur in sehr kleinen Mengen im Meerwasser, in etwas grösseren in den Meerpflanzen, namentlich in den sog. Algen und Meerschwämmen: ferner in vielen Steinsalzlagern, einzelnen Mineralquellen, in rohem Chilisalpeter und in einzelnen Phosphoriten (natürlicher phosphorsaurer Kalk), doch niemals in freiem Zustände, sondern immer an Alkalien gebunden. Dargestellt wird es, mit geringen Ausnahmen, nur aus den Meerpflanzen und dem Chilisalpeter.
Die Hauptgewinnungsländer sind Schottland, Irland, Frankreich (Departement Finisterre) und Südamerika. Norwegen hat seine Fabrikation eingestellt, in Spanien dagegen, wo man dieselbe schon früher betrieben, soll sie wieder aufgenommen sein. Die Herstellung aus den Algen und Tangen geschieht grösstentheils in der Weise, dass man dieselben in tiefen Gruben verbrennt; die hierbei gewonnene, fest zusammengeschmolzene Asche, bei den Spaniern Barilla, bei den Franzosen Varec, bei den Engländern Kelp genannt, wird
^[Abb: Fig. 187. Jodgewinnung. AA Thönerne Retorten. B Sandbad. C Vorlage zum Verdichten des Jods. ab Ableitungsrohr für die Wasserdämpfe.]
mit Wasser ausgelaugt und das darin enthaltene Natriumcarbonat, Natriumsulfat, Chlornatrium zuerst durch Krystallisation entfernt. In der Mutterlauge befinden sich die Jod- und Bromsalze und wird aus dieser das Jod nach verschiedenen Methoden ausgeschieden; entweder durch Destillation mit Schwefelsäure und Braunstein, wobei sich das Jod in rohem, namentlich sehr wasserhaltigem Zustände in den vorgelegten Thonballons ansammelt, oder es wird durch eingeleitetes Chlor ausgetrieben, wobei es sich fast pulverförmig abscheidet. In neuerer Zeit hat man, namentlich in Schottland, angefangen, die Algen nicht zu verbrennen, sondern sie in geschlossenen Räumen durch überhitzte Dämpfe zu verkohlen.
Die Kohle wird dann ausgelaugt und weiter auf Jod behandelt. Man erreicht hierbei eine grössere Ausbeute, weil bei der Verbrennung immer ein Theil der Jodalkalien verflüchtigt wird, und hat noch den Vortheil, dass man Leuchtgas und andere Produkte der trockenen Destillation als Nebenprodukte gewinnt. Die Bereitung aus den Mutterlaugen des Chilisalpeters ist sehr einfach und geschieht entweder in der Weise, dass man das Jod durch Schwefelsäure oder Chlor oder nach irgend einer andern Methode frei macht und für sich gewinnt; neuerdings aber noch mehr dadurch, dass man es an Kupfer bindet, das erhaltene unlösliche Jodkupfer trocknet und als solches in den Handel bringt (s. Artikel Jodkalium). Das rohe Jod wird dann durch Sublimation gereinigt (Jodum purum oder resublimatum).
Identitätsnachweis für Jod: 1. der eigenthümliche Geruch;
2. die Bildung von blauen Dämpfen beim Erhitzen von freiem Jod;
3. die violette Färbung des Chloroforms durch Jod;
4. die Blaufärbung von Stärkekleister durch die kleinsten Spuren von freiem Jod.
Reines Jod muss sich ohne jeden Rückstand verflüchtigen lassen.
Anwendung. Medizinisch für sich selten, in ganz kleinen Gaben innerlich; äusserlich, in Form von Tinctura jodi, zum Pinseln von Frostbeulen und gegen allerlei skrophulöse Leiden. Technisch findet es sehr bedeutende Anwendung zur Darstellung der vielen Jodsalze, welche in der Medizin und Photographie Verwendung finden. Auch in der Anilinfarben-Fabrikation wird es zur Darstellung des sogen. Jodgrüns benutzt.
Aufbewahrt muss das Jod an einem kühlen Orte in sehr gut schliessenden Glasgefässen werden (Korkstopfen sind zu vermeiden, weil sie vom Jod angegriffen werden). Am besten wird es noch in ein zweites Gefäss eingeschlossen. Beim Wägen und Arbeiten damit sind alle metallene Geräthschaften zu vermeiden, da sie ebenfalls vom Jod angegriffen werden.
Der gesammte Bedarf an Jod für die ganze Welt wird nach Geheschem Handelsbericht auf 184162 kg abgeschätzt, während die chilenischen Jodfabriken allein pro Jahr reichlich 1000000 kg produziren können.
Bromum. +
Brom.
Br 80.
Rothbraune, in dünnen Schichten hyacinthrothe Flüssigkeit von durchdringendem, die Athmungswerkzeuge stark angreifenden Geruch.
Bei jeder Temperatur stösst die Flüssigkeit braune Dämpfe aus; bei -24° erstarrt reines, bei -10° wasserhaltiges Brom zu grauen, metallisch glänzenden, jodähnlichen Krystallschuppen; bei +60° siedet es. Spez. Gew. 2,980. Es löst sich in 30 Th. Wasser, leicht in Alkohol, Aether, Schwefelkohlenstoff und Chloroform mit tiefrothgelber Farbe.
Brom wirkt ungemein ätzend und zerstörend auf alle organischen Substanzen ein. Es gehört in chemischer Beziehung zur Gruppe der sog. Haloide, gleich dem Chlor, Jod und Fluor, und findet sich in der Natur in kleinen Mengen meist als Bromnatrium als ein fast ständiger Begleiter des Chlornatriums im Meerwasser, Soolquellen, Salzlagern, Salzpflanzen etc. In besonders grossen Mengen findet es sich, ausser in einigen nordamerikanischen Salzlagern, bei Stassfurt und Leopoldshall im sog. Abraumsalz; dort wird es jetzt in grossen Quantitäten fabrizirt, indem man es durch freies Chlor aus seinen Verbindungen abscheidet.
Anwendung findet es medizinisch nur ziemlich selten in wässeriger Lösung als Aqua bromi in ähnlicher Weise wie das Chlorwasser. Neuerdings ist es, wegen seiner stark desinfizirenden Wirkung, namentlich zur Zerstörung der Keimpilze in der Luft der Krankenzimmer etc. empfohlen worden. Es dient ferner zur Darstellung verschiedener Bromverbindungen zu medizinischen und photographischen Zwecken und endlich in bedeutenden Mengen in der Theerfarbenindustrie, wo es vielfach das theurere Jod ersetzt.
Es muss stets in starken Glasflaschen mit gut schliessenden Glasstöpseln (gedichtet mit geschmolzenem Wachs oder Schellack) an kühlem Orte aufbewahrt werden. Beim Versand müssen die Flaschen zwischen Sägespähne in starke Kisten verpackt sein. Dampfschiffe nehmen das Brom nicht flüssig, sondern nur von Kieselguhr aufgesogen zur Verfrachtung an.
Fluorum.
Fluor.
Fl 19.
Von den Verbindungen des Fluors (siehe chemische Einleitung) haben wir das Fluor calcium, Flussspath, schon bei den Drogen aus dem Mineralreich kennen gelernt; von den übrigen Verbindungen des Fluors hat nur die mit Wasserstoff für uns Bedeutung.
Acidum hydrofluoricum. +
Fluorwasserstoffsäure. Flusssäure.
HFl.
Farblose, ätzende Flüssigkeit von scharfem, stechendem Geruch; sie stösst an der Luft weisse Dämpfe aus; Glas greift sie derartig an, dass
sie nicht in gläsernen Gefässen, sondern in Flaschen aus Guttapercha aufbewahrt werden muss. Sie besteht aus einer verschieden starken Lösung des farblosen Fluorwasserstoffgases in Wasser und wird bereitet, indem man ein Gemenge von gepulvertem Flussspath (s. d.) mit stärkster Schwefelsäure in Platin- oder Bleigefässen erhitzt und den entstehenden Fluorwasserstoff in eine mit Wasser zum Theil gefüllte Vorlage aus Guttapercha leitet. Die Flusssäure dient in der Technik zum Aetzen des Glases, da es demselben einen Theil seiner Kieselsäure entzieht.
Die Anwendung ist hier genau dieselbe wie beim Kupferstich; die betreffenden Glasgegenstände werden zuerst mit einem Lacküberzug versehen, in diesen die Zeichnung hineingravirt und die freigelegten Glasstellen mit der Säure abgeätzt. Es kann ein solches Aetzen auch durch dampfförmigen Fluorwasserstoff geschehen, indem man in einem bleiernen Gefäss Flussspathpulver mit konzentrirter Schwefelsäure zu einem Brei anrührt und im Sandbade ein wenig erwärmt. Die zu gravirende Glasplatte wird als Deckel über das Bleigefäss gelegt und einige Stunden den Dämpfen ausgesetzt.
Bei dem Arbeiten mit Flusssäure ist grösste Vorsicht anzuwenden, weil nicht nur die wässerige Lösung, sondern auch besonders die Dämpfe äusserst ätzend auf die Haut und Respirationsorgane wirken.
Cyan = CN = Cy 13.
Die Verbindung des Kohlenstoffs mit Stickstoff, das sog. Cyan (siehe chemische Einleitung), hat in seinen Verbindungen einen den Haloiden vollständig gleichen Charakter, dass es aus praktischen Gründen hier gleich besprochen werden soll. Man bezeichnet das Cyan, welches vielfach erst bei den organischen Verbindungen eigereiht wird, als ein Haloidradikal. Von seinen Verbindungen kommt nur die mit Wasserstoff für uns in Betracht.
Acidum hydrocyánicum oder Borussicum oder zoóticum. **+
Blausäure. HCN.
Früher war eine sehr schwache (2%) Lösung des Cyanwasserstoffes in Wasser offizinell; jetzt kommt dieselbe kaum noch irgend wie in Anwendung und dient höchstens zur Vergiftung von Thieren. Sie wurde bereitet durch Destillation von gelbem Blutlaugensalz mit verdünnter Schwefelsäure und Einleiten des entstehenden Cyanwasserstoffes in destillirtes Wasser. Die ganze Operation und die Verarbeitung des gewonnenen Produktes erforderten die grösste Vorsicht, da der Cyanwasserstoff das stärkste aller bekannten Gift ist. Das Präparat ist um so mehr in Misskredit gekommen, weil es wenig haltbar ist. Sie wurde früher innerlich in kleinen Gaben von ½-1 Tropfen gegen allerlei Krankheiten gegeben; heute wird sie in dieser Beziehung fast immer durch das Bittermandelwasser ersetzt. Zum Vergiften von Thieren ist das Cyankalium weit geeigneter als die unsichere Blausäure.