Muskatsamen) einschliesst.
Diese Samen werden nach vorsichtigem Abstreifen des Arillus und Zerklopfen der Steinschale über schwachem Rauchfeuer getrocknet und entweder, wie die englischen, so in den Handel gebracht, oder wie die holländischen zuerst (als Schutz gegen Wurmfrass) in Kalkmilch gelegt und dann getrocknet.
Diese Sorten haben einen weissen abreibbaren Ueberzug.
Die Muskatnüsse sind eirund, 2 ½-3 ½ cm lang, etwas weniger breit, unregelmässig netzartig gerunzelt, mit schwacher Seitennath, gelbbraun, oder wie die holländischen weiss bestäubt und innen gelblich weiss und braun marmorirt.
Gute Muskatnüsse müssen schwer, voll und nicht wurmstichig sein.
Vielfach findet man wurmstichige Muskatnüsse, bei welchen die Wurmlöcher zugekittet sind;
solche Nüsse erscheinen äusserlich unversehrt, sind aber weit leichter.
Geruch kräftig aromatisch;
Geschmack ebenfalls und dabei feurig.
Die Hauptproduktions-Stätten sind noch immer die Molukken- und
[* 1] ^[Abb: Fig. 157. Zweig von Myristica moschata.]
[* 1] ^[Abb: Fig. 158. Frucht von Myristica moschata. Die vordere Hälfte des Fruchtfleisches ist entfernt und dadurch der Samenmantel (Macis) freigelegt;
darunter liegt die harte Steinschale, welche den Samen, fälschlich Muskatnuss genannt, einschliesst.]
[* 1] ^[Abb: Fig. 159. Längsschnitt der Frucht des Muskatbaumes, von der äusseren Fruchtschale befreit, a Arillus, s die harte Samenschale, n das Nährgewebe mit dem Keimling k. Nur der mit n bezeichnete Körper bildet die Muskatnuss des Handels.] ¶
unter diesen hauptsächlich die Banda-Inseln, die auch die besten Nüsse liefern.
Früher war der ganze Handel mit Muskatnüssen Monopol der holländischen Regierung.
Diese lieferte den Pflanzern (Parkiners) Sträflinge gegen feste Taxe zur Arbeit.
Die ganze Ernte müsste dann gleichfalls gegen festen Preis an die Regierung abgeliefert werden.
Später aber verpflanzten Engländer und Franzosen die Myristicabäume nach ihren Kolonien, und heute wird die Waare im ganzen indischen Archipel, in Ost- und Westindien, Süd-Amerika, auf den Inseln Isle de France, Réunion etc. gezogen, wenngleich von sehr verschiedener Qualität.
Namentlich sind die südamerikanischen Sorten hell, blass und von schwachem Geruch;
die westindischen sind rostbraun, mehr länglich und kantig, von sehr mässigem Arom.
Häufig kommen auch die schlechten, angefressenen und zerbrochenen Nüsse als Rompnüsse in den Handel.
Die sog. wilden oder Bombay-Muskatnüsse, früher «männliche» genannt, werden vielfach von Bourbon importirt und sollen von Myristica fatua stammen.
Sie sind weit grösser, länglich, spitz zulaufend, und von geringem Arom.
Bestandtheile. Aetherisches Oel 5-6 %;
flüssiges, fettes Oel 6 % und festes Fett ca. 25 %, ausserdem Stärke und Gummi.
Die Macis werden nach vorsichtigem Ablösen aus der Frucht einzeln zusammengedrückt und nach dem Trocknen in Kisten von 140 kg verpackt.
Die guten Sorten sind dunkelorangegelb (sehr blässe und dunkelbraune sind zu verwerfen), fettig anzufühlen, und von kräftigem, den Muskatnüssen sehr ähnlichem Geruch und Geschmack, nur ist letzterer etwas bitterlich.
Die Bestandtheile sind ziemlich dieselben wie bei den Nüssen.
Anwendung finden beide Drogen hauptsächlich als Speisegewürz und zur Aromatisirung von Likören, seltener in der Medizin als erregendes Mittel.
Unter dem Namen Muskatbutter, Oleum nucistae, kommt das, durch Pressen gewonnene Fett der Nüsse, das übrigens auch den grössten Theil des ätherischen Oeles mit enthält, in den Handel.
Siehe Ol. nucistae.
Es dient in der Medizin zur Darstellung des Balsamum nucistae und ähnlicher Mischungen.
Sémina nigéllae.
Schwarzkümmel, Kreuzkümmel.
Nigélla satíva, N. Damascéna.
Ranunculacéae.
Orient, Südeuropa kultivirt.
Die Samen sind 2-3 mm lang, fast 3 kantig, eiförmig, netzadrig, schwarz, nicht glänzend, innen weisslich.
Geruch, wenn zerrieben, aromatisch kampherartig, Geschmack gleichfalls.
Bestandtheile. Fettes Oel 30-35 %;
äth. Oel;
Nigellin (ein Bitterstoff);
Harz.
Anwendung. Hier und da in der Volksmedizin, namentlich zu abergläubischen Zwecken. ¶
Sémina (Fructus) orýzae.
Reis.
Orýza vulgáris. Graminéae.
Ostindien, von dort über die ganze gemäßigte und heisse Zone der Welt verbreitet.
Die Kultur des Reises geschieht auf Feldern, welche durch künstliche Vorrichtungen zeitweise ganz unter Wasser gesetzt werden können.
Das Unterwassersetzen der Felder geschieht während der Wachsthumsperiode mehrere Male, nur der sog. Bergreis, Oryza montana, verträgt trockenen Boden.
Man baut in den verschiedenen Gegenden zahlreiche Spielarten, die auch äusserlich ein verschiedenes Produkt liefern.
Der meiste Reis kommt im rohen Zustände nach Europa, wird dort erst in eigenen Reismühlen, durch Stampf- und Walzwerke, geschält und geschliffen und dadurch erst zur marktfähigen Waare gemacht.
Die hierbei gewonnenen Abfälle sind als Reiskleie und Reisschrot sehr gesuchte Futterartikel. In ihnen ist der grösste Theil der stickstoffhaltigen Bestandtheile des Reises enthalten.
Guter Reis muss möglichst ganzkörnig, gleich gross, trocken, weiss und halb durchsichtig, frei von Staub sein, beim Kochen stark aufquellen und ohne säuerlichen Geschmack sein.
Graue Waare ist stets ordinär, meist havarirt.
Bestandtheile. Stärkemehl bis zu 85 %;
eiweisshaltige Bestandtheile 1-2 %;
Spuren von Fett.
Von den Handelssorten sind die wichtigsten: Carolinreis, lang, eckig, mattweiss, durchscheinend (sehr geschätzt).
Javareis (beste Sorte «Tafelreis») kleiner wie der vorige.
Pattnareis klein, langgestreckt, weiss.
Bengalreis gross, grob, etwas röthlich.
Rangoonreis eine mittlere Sorte;
italienischer Reis, derb, rund, weiss.
Der Reis, obgleich seiner Zusammensetzung nach für sich allein kein besonders gutes Nahrungsmittel, weil ihm die Stickstoffbestandtheile fehlen, ist dennoch eins der wichtigsten Nahrungsmittel der Welt. Er vertritt in den tropischen Ländern die dort nicht gedeihende Kartoffel, zum Theil auch unser Brotkorn.
Ausser zur Nahrung dient er in seiner Heimath zur Darstellung des Reisbranntweins, des sog. Arrac.
Sémina paeóniae.
Paeonienkörner, Zahnperlen.
Paeónia officinális.
Ranunculacéae.
Kultivirt.
Die getrockneten reifen Samen der Pfingstrose, erbsengross, blauschwarz, glänzend.
Dienen nur, auf Fäden gereiht, zu Zahnhalsbändern, denen man abergläubischer Weise günstige Einwirkungen auf das Zahnen der Kinder zuschreibt. ¶
Sémina papáveris.
Mohnsamen.
Papáver somníferum.
Papaveracéae. Orient, bei uns kultivirt.
Die Samen sind sehr klein, fast nierenförmig, weiss oder graubläulich;
geruchlos;
von süssem, fettigem Geschmack.
Man unterscheidet weissen und blauen Mohnsamen. Zu medizinischen Zwecken darf nur der weisse verwandt werden, während der blaue mehr zu Speisen, Backwerk und als Vogelfutter benutzt wird.
Bestandtheile. Fettes trocknendes Oel (s. d.) bis zu 50 %;
Emulsin (eiweissartiger Körper);
Spuren der Opiumalkaloide.
Anwendung. Medizinisch in Form von Emulsionen als beruhigendes Mittel, sonst zu Speisezwecken und zur Bereitung des Mohnöls.
Sémina oder Grana paradísi.
Paradieskörner, Malaguetta-Pfeffer.
Amómum granum paradísi.
Scitaminéae. Westküste Afrikas.
Samen 2-3 mm gross, kantigeckig, mit fester feinwarziger Samenschale, hart, glänzend braun, innen weiss, mehlig.
Geruch, wenn zerrieben, aromatisch;
Geschmack gleichfalls, brennend scharf, pfefferartig.
Bestandtheile. Aeth.
Oel ½ %;
geruchloses, brennend scharfes Harz 3 %, beide in der Samenschale.
Anwendung. Früher als Ersatz für Kardamomen, jetzt nur noch hier und da zum Verschärfen von Branntwein, Essig, Mostrich etc.
Sémina phaséoli.
Weisse Bohnen.
Phaséolus vulgáris, Ph. nanus.
Papilionacéae.
Kultivirt.
Dienen medizinisch nur zur Bereitung des Bohnenmehls (Farina fabarum), welches zu trockenen Umschlägen gegen Rose etc. seine Verwendung findet.
Die Bohnen enthalten neben 25% Stärkemehl eine sehr grosse Menge Leguminose (eiweissartiger Körper) und Spuren einer Zuckerart, Phaseomannit.
Sémina physostigmátis, Fabae calabáricae. **+
Calabarbohnen, Ordealbeans (Gottesurtheilbohnen), Eseresamen.
Physostígma venenósum.
Papilionacéae.
Westafrika, Calabarküste.
Die Bohnen sind nierenförmig, 2-3 cm lang, 1 ½-2 cm breit, Schale glänzend, braunschwarz, der Nabel läuft an der Innenseite, in Form einer breiten Furche hin;
bei frischen Bohnen sind die scharf hervortretenden Ränder dieser Furche roth.
Unter der harten Schale liegt ein weisser, 2 lappiger Samenkern.
Geruchlos;
Geschmack sehr schwach.
Bestandtheile. Physostigmin, auch Eserin genannt (sehr giftig!); ¶
Stärkemehl 45 %. Alles nur in den Samenlappen;
die Schalen sind wirkungslos.
Anwendung. Die Calabarbohnen finden in Substanz so gut wie niemals Anwendung, auch das früher gebräuchliche spirituöse Extrakt weicht mehr und mehr dem Gebrauch des aus ihm dargestellten Eserins (s. d.).
Letzteres findet in der Augenheilkunde vielfache Anwendung, da es die Pupillen erweiternde Wirkung des Atropins und des Hyosciamins aufhebt. Es ist ferner ein Gegengift gegen das Strychnin und dessen Starrkrampf hervorrufende Wirkung.
Der von den Engländern gegebene Name Ordealbean hat darin seine Begründung, dass bei den Negerstämmen der Calabarküste das Essen einer solchen Bohne in zweifelhaften Fällen bei dem betreffenden Verbrecher als Gottesurtheil angewandt wird.
Bleibt der Angeklagte nach dem Genuss einer Bohne leben, so gilt er als unschuldig.
In letzter Zeit sind vielfach unter den Namen «wilde Calabarbohnen» oder auch «Kali-Nüsse» aus Afrika Samen in den Handel gekommen, welche allerdings den Calabarbohnen ähnlich, aber doch bei genauer Vergleichung, namentlich bei der Betrachtung der Form des Nabels, welcher für die echten Calabarbohnen ungemein charakteristisch ist, leicht von diesen zu unterscheiden sind.
Sie enthalten kein Eserin und stammen von Entada-Arten, sowie von Mucuna urens.
Dagegen sind die als «lange Calabarbohnen» aus Angola kommenden Samen von Physostigma cylindros perma den echten gleichwerthig.
Oberfläche dunkelbraun, fein gerunzelt, ca. 4 cm lang, mehr cylindrisch oder walzen-
[* 5] ^[Abb: Fig. 160. Physostigma venenosa mit den Schoten. ½ nat. Gr.]
[* 5] ^[Abb: Fig. 161. Calabarbohne in nat. Gr.] ¶
förmig (nicht nierenförmig wie die echten Calabarbohnen).
Die Narbe verläuft nur über die Hälfte der kurzen Seite und endet mit einem kleinen Höcker.
Sémina (Núclei) pistáciae.
Pistazien, grüne Mandeln.
Pistácia vera. Therebinthacéae.
Mittelmeerländer.
Die Frucht ist eine Steinfrucht, doch kommt fast immer nur der Samen in den Handel.
Dieser ist etwas 3 kantig, meist von der Grösse einer länglichen Haselnuss.
Aussen röthlich bis violett, innen grün oder gelb.
Geruchlos;
Geschmack süss, mandelartig.
Bestandtheile. Etwa dieselben wie die der Mandeln.
Anwendung. Nur zu Konditoreizwecken (Magenmorsellen).
Die Haupthandelssorte ist die sicilianische, aussen violett, innen grün.
Ferner Tunis P. klein, aussen roth, innen lebhaft grün.
Aleppo P. sehr gross, innen gelb.
Pistazien werden des starken Oelgehalts halber rasch ranzig.
Sémina psýllii oder pulicáriae.
Flohsamen.
Plantágo psýllium.
Plantaginéae.
Südeuropa.
Samen 2 mm lang, 1 mm breit, glänzend, schwarzbraun, schildförmig, oben convex, unten platt, mit einer Längsfurche und einem schleimigen Ueberzug, gleich dem Leinsamen.
Geruchlos;
Geschmack schleimig.
Bestandtheile. Schleim 15 %;
Gummi.
Anwendung. Selten medizinisch gegen Durchfall, Harnröhrenentzündung etc., meist zur Appretur.
Die ganz gleichwerthigen Samen von Plantago arenaria und Pl. cynops sind bei uns, weil von hellbrauner Farbe, nicht beliebt.
Sémina (Glandes) quercus.
Eicheln.
Quercus pedunculata, Qu. robur, Qu. sessiflóra, Cupuliférae.
Europa.
Die von den Schalen befreiten Samenlappen der Eichel;
bräunlich grau;
geruchlos;
Geschmack herb, bitter.
Bestandtheile. Stärke 30-35 %;
Quercit;
fettes Oel;
Gerbsäure. Die Eicheln finden immer nur im gerösteten Zustände, als G landes quercus tostae praeparatae, Eichelkaffee, Verwendung.
Beim Rösten geht der grösste Theil der Stärke in Dextrin über, zugleich entstehen brenzliche Produkte, die ihm einen dem Kaffee ähnlichen Geruch verleihen.
Anwendung. Als Ersatz des Kaffees, namentlich bei schwächlichen und skrophulösen Kindern. ¶