Milch, zur Trennung fein krystallisirter Salze von anhängender Mutterlauge u. A. m.
Raffiniren. Hiermit bezeichnen wir die Reinigung eines Körpers (raffinirter Zucker, raffinirtes Rüböl u. A. m. ).
Denaturiren heisst, eine Waare ihrer Natur berauben, im engeren Sinne zum Genuss untauglich machen (denaturirter Spiritus, denaturirtes Kochsalz).
Kandiren (vom Worte Kandis abgeleitet) heisst Ueberzuckern, in Zucker soweit einsieden, dass die Waare mit Zucker durchtränkt und überzogen ist (kandirter Ingwer, kandirte Orangenschale u. A. m. ).
Elegiren heisst, eine Waare durch Aussuchen von den Unreinigkeiten oder minderwerthigen Stücken befreien (Gummi Arabicum electum u. A. m. ).
Homogen heisst gleichmässig;
eine Mischung ist, völlig homogen, wenn in ihr die einzelnen Bestandtheile gleichmässig vertheilt sind. ¶
Tropfen-Tabelle.
Bei ganz kleinen Quantitäten ist es oft bequemer, eine Flüssigkeit zu tropfen anstatt zu wägen, wenn auch niemals eine absolute Genauigkeit damit erzielt wird, da die Grösse der Tropfen bei ein und derselben Flüssigkeit durch die Weite der Halsöffnung, aus welcher getropft, beeinflusst wird.
Für uns aber, die wir nichts mit der Rezeptur zu thun haben, genügen folgende Anhaltspunkte.
Man rechnet auf 1 Gramm bei wässerigen Flüssigkeiten und solchen von ähnlichem spez.
Gew 16 Tropfen.
Bei fetten und denjenigen ätherischen Oelen, welche ein hohes spez. Gew. haben, wie Bittermandelöl, Nelkenöl etc. 20 Tropfen.
Bei den übrigen ätherischen Oelen und den spirituosen Tinkturen, ebenso bei Chloroform, Kreosot 25 Tropfen.
Bei Alkohol, Benzin, Essigäther 30 Tropfen.
Bei rektifizirtem Aether 50 Tropfen.
Bei Schwefelsäure 12 Tropfen.
Bei Salpetersäure und Salzsäure 13 Tropfen. ¶
Abkürzungen.
Im Nachfolgenden bringen wir eine Reihe von Abkürzungen, wie solche in Rezeptbüchern vielfach angewandt werden.
Wir entnahmen dieselben dem sehr empfehlenswerthen Drogistenkalender des Herrn Dr. Freise (1887).
aa (ana) - eine gleiche Quantität.
ad libit. (ad libitum) - nach Gutdünken, nach Belieben.
add. (adde) - man füge hinzu.
Aq. oder aq. (aqua) - Wasser.
Aq. bulliens - kochendes Wasser.
Aq. comm. (aqua communis) - gewöhnliches Wasser.
Aq. ferv. (aqua fervida) - heisses Wasser.
Aq. fluv. (aqua fluviatilis) - Flusswasser.
Aq. font. (aqua fontis s. fontana) - Quellwasser.
Aq. pluvi. (aqua pluvialis) - Regenwasser.
Ax. (Axungia) - Fett.
B. A. (Balneum arenae) - Sandbad.
c. (cum) - mit.
Cc. (concisus) - zerschnitten.
Ct. oder ct. (contusus) - zerstossen.
C. C. - Cubikcentimeter (gleich 1 g Wasser).
Col. (Colatura) - das Durchgeseihte.
conct. (concentratus) - konzentrirt.
coq. (coque, coquatur) - es werde gekocht.
dil. (dilutus) - verdünnt.
filtr. (filtretur) - es werde filtrirt.
Gtt. oder gtt. (Guttae) - Tropfen.
l. a. (lege artis) - nach den Regeln der Kunst.
L. (libra) - Pfund.
Liqu. (liquor) - Flüssigkeit.
M. (misce) - mische.
Oll. (olla) - Töpfchen, Kruke.
P. (Pars) - Theil.
p. c. (pondus civile) - bürgerliches Gewicht.
p. m. (pondus medicinale) - Medizinalgewicht (altes).
pcc. (praecipitatus) - präzipitirt, gefällt.
ppt. (praeparatus) - präparirt, feingepulvert.
Pulv. (pulvis) - Pulver.
q. s. (quantum satis) - so viel als nöthig.
Rec. oder Rp. (Recipe) - nimm.
rect., rectf. (rectificatus) - rektifizirt.
rectfss. (rectificatissimus) - höchstrektifizirt.
solv. (solve) - löse auf.
Ungt. (Unguentum) - Salbe. ¶
(Diejenigen Stoffe, welche zu den direkten Giften gehören, sind durch ein vorgesetztes Kreuz (+), und diejenigen Stoffe, deren Verkauf im Einzelnen untersagt ist, durch zwei Sterne (**) gekennzeichnet.)
Allgemeine botanische Vorbemerkungen.
Die Frage: «Was ist Botanik und womit beschäftigt sich diese Wissenschaft?» ist kurz dahin zu beantworten: «Die Botanik beschäftigt sich mit der Erkennung und Systematik der Pflanzen; ferner mit der Erforschung der Vorgänge im pflanzlichen Leben.»
Als die Zahl der Pflanzenarten, die dem Botaniker bekannt waren, immer grosser wurde, stellte sich die Nothwendigkeit heraus, dieselben in gewisse Systeme zu bringen, um auf diese Weise die Bestimmungen der einzelnen Arten und Gattungen zu ermöglichen. Es war der schwedische Naturforscher Linné, welcher zuerst die gesammte, damals bekannte Pflanzenwelt in ein solches System brachte. In der ersten Auflage seines Werkes zählte er etwas über 5000, in der zweiten, 1759 erschienenen Auflage 10000 Pflanzenarten auf;
heute freilich kennt man schon über 100000 Arten.
Das Linné'sche System, auch Sexual- oder Geschlechts-System genannt, gründete seine Eintheilung höchst willkürlich auf die Zahl und Stellung der Staubfäden und Griffel, also auf die eigentlichen Geschlechtsorgane der Pflanzen. Er theilte die sämmtlichen Pflanzen in zwei grosse Gruppen:
I. Phanerogamen, d. h. Pflanzen mit mehr oder weniger deutlich sichtbaren Blüthen- und Geschlechtsorganen.
Diese Gruppe wieder in 23 Klassen, durch die Zahl und Anordnung der Staubfaden etc. unterschieden.
II. Kryptogamen, d. h. Pflanzen mit nicht sichtbaren oder mehr oder weniger undeutlichen Befruchtungsorganen.
Diese Gruppe bildete zugleich die 24. Klasse seines Systems.
Ein weiteres Verdienst des grossen Linné ¶
ist es, zuerst die Artennamen der Pflanzen, welche bis dahin von jedem Botaniker willkürlich gewählt wurden, soweit es anging, fixirt zu haben.
Sein System, welches lange Zeit die Botanik beherrschte, litt nur an dem grossen Uebelstand, dass, weil nur ein einziges äusseres Merkmal (Zahl der Staubfäden etc. ) die Klassen von einander unterschied, vielfach Pflanzenfamilien auseinander gerissen wurden, welche entschieden zu einander gehörten, während bei anderen wiederum die Zahl der Staubfäden keine durchaus feststehende ist, so dass ihre Einreihung in die bestimmten Klassen dadurch ungemein erschwert wurde.
Eine Folge davon war, dass schon am Ende des vorigen Jahrhunderts, namentlich die Franzosen Decandolle und die beiden Jussieu (Vater und Sohn) sich bemühten, neue sog. natürliche Systeme aufzustellen, bei welchen die Pflanzen nach der Gesammtheit der Eigenthümlichkeiten ihrer Organe in die Familien eingereiht wurden.
Auch sie legten dabei den Hauptwerth auf die Blüthen resp. Geschlechtsorgane.
Nach ihnen haben zahlreiche andere Gelehrte, von den Deutschen nennen wir Endlicher, Braun, Eichler, neue Systeme aufgestellt, die sich mehr oder weniger von einander unterscheiden.
Alle haben aber von Linné die Haupteintheilung in Kryptogamen und Phanerogamen beibehalten, wenn sie dieselben auch zum Theil anders benennen.
Jussieu z. B. nennt die Kryptogamen Acotyledonen, d. h. Pflanzen ohne Samenlappen;
die Phanerogamen theilt er wiederum in Monokotyledonen, d. h. Pflanzen mit einem Samenlappen und Dikotyledonen, d. h. Pflanzen mit zwei Samenlappen.
Diese grossen Hauptabtheilungen werden nun wieder, um eine Systematik zu ermöglichen, in Untergruppen «Familien» getheilt. Zu einer Familie gehören alle die Pflanzen, welche die charakteristischen Merkmale der Familie an sich tragen;
z. B. Coniferae oder Zapfenträger;
Labiatae Lippenblüthler;
Algae Algen u. s. w. Diese Familien setzen sich nun wieder zusammen aus Gattungen und diese wiederum aus Arten.
Wenn es z. B. heisst: Mentha piperita, Labiatae, so bedeutet dies, dass die Pflanze zur Familie der Lippenblüthler gehört.
Das Hauptwort Mentha bezeichnet die Gattung (gleichsam den Vaternamen);
das Beiwort piperita den Artennamen (ähnlich dem Rufnamen).
Leider wird diese so einfache und klare Nomenclatur dadurch vielfach gestört, dass verschiedene Botaniker ein und dieselbe Pflanze mit verschiedenen Namen belegt haben, wo dieses der Fall ist, pflegt gewöhnlich in botanischen Werken der Anfangsbuchstabe des Botanikers hinter den Namen der Pflanze gesetzt zu werden. ¶
Theoretisches über die Hauptorgane der Phanerogamen-Pflanzen.
(Der Verfasser hat seinen theoretischen Bemerkungen die vorzüglichen Werke von Dr. H. Hager und Dr. H. Potonié zu Grunde gelegt. Diesen beiden Werken sind auch die beigefügten Abbildungen entnommen. )
Wurzeln. Unter Wurzel im botanischen Sinne ist der Theil der höheren Pflanze zu verstehen (die niederen, die sog. Lagerpflanzen besitzen keine eigentlichen Wurzeln), welcher im Gegensatz zu dem aufwärts strebenden Stengel oder Stamm, eine nach unten gehende Tendenz verfolgt, die Pflanze in dem Boden befestigt und durch welche dieselbe die feste Nahrung aus dem Erdreich, resp. bei Wasserpflanzen aus dem Wasser, in sich aufnimmt.
Die Wurzel unterscheidet sich von den Stengelorganen dadurch, dass sie niemals gegliedert, ohne jede Spur von Blattknospen ist und kein Chlorophyll (Blattgrün) enthält.
Nur bei den sog. Schmarotzerpflanzen senkt sich die Wurzel nicht in das Erdreich ein, sondern befestigt sich an anderen lebenden Pflanzen, aus denen sie die Nahrung zieht und mit deren Zellengewebe die Wurzel oft verwächst.
Als Beispiel diene hier die Mistel (Viscum album).
Man unterscheidet eine Reihe von verschiedenen Wurzeln.
1. Hauptwurzeln, entstanden durch Auswachsen des Würzelchens am Keimling.
Sie ist meist gegen ihre Spitze verjüngt, einfach oder getheilt, gewöhnlich mit Nebenwurzeln besetzt, welche wiederum mit feineren Würzelchen, den sog. Wurzelfasern, und diese wiederum mit haarförmigen Organen, den sog. Wurzelzasern, besetzt sind.
Diese letzteren dienen wahrscheinlich zur Aufnahme der Nahrung aus dem Boden.
Pfahlwurzel heisst die Hauptwurzel, wenn sie wenig verästelt, deutlich erkennbar und mässig verjüngt bis zur Spitze verläuft.
Derartige Pfahlwurzeln haben z. B. viele unserer Waldbäume;
bei den krautartigen Pflanzen schwellen die Pfahlwurzeln oft fleischig an.
Sie dienen in diesem Falle als Nahrungsreservoir für das Wachsthum der Pflanze im folgenden Jahre.
Für den menschlichen Gebrauch sind derartige, fleischig gewordene Wurzeln sehr wichtig, wegen ihrer bedeutenden Anhäufung von Stärkemehl und Zucker in ihrem Zellengewebe.
Wir bezeichnen derartige Wurzeln mit rübenförmig, wenn sie, wie bei der Mohrrübe, von der Basis bis zur Spitze sich gleichmässig verjüngt;
spindelförmig, wenn sie sich nach der Spitze und nach der Basis verjüngt;
rübenförmig und eiförmig, wenn sie bei grosser Dicke sich nach der Spitze
[* 6] ^[Abb: Fig. 7. Wurzel von Malva rotundifolia. Radix ramosa. a b Hauptwurzel, r Wurzeläste, f Wurzelfasern.] ¶