B. Flüssigkeiten, die schwerer sind als Wasser.
Wasser. Diese Mischung wird geben 40 Theile c., verdünnte Lauge von 1, 25 spez. Gew. Will man die Probe hierauf machen, so multiplizirt man das spez. Gew. von a. mit 25
25 X 1,40 = 35, 00 von b. mit 15
15 X 1,00 = 15, 00
zählt die beiden Endresultate zusammen und dividirt mit 40. Das Fazit wird sein 1,25. Selbstverständlich ist die Art der Berechnung ganz dieselbe, wenn das Gewicht der zu mischenden Flüssigkeiten unter 1,00 liegt. ¶
Einleitung

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Seite 25.53.Es sei zum Schluss noch darauf aufmerksam gemacht, dass man für die Bestimmung der spez.
Gewichte als Norm eine Temperatur von + 15° C. annimmt.
Abweichungen von dieser sog. mittleren Temperatur müssen entweder durch Abkühlung oder Erwärmung ausgeglichen werden, wenn anders nicht Abweichungstabellen des spez.
Gewichtes bei verschiedenen Temperaturen vorliegen.
Die oben angegebene Berechnungsmethode für die Mischung von Flüssigkeiten lässt sich nicht anwenden, sobald die betreffenden Flüssigkeiten bei dem Vermischen ihr Volumen verändern. Es ist dies z. B. bei der Mischung aus Spiritus und Wasser der Fall;
hier hat man besondere Tabellen, welche die Mischungsverhältnisse angeben. (Siehe Artikel Spiritus. )
Auflösen im engeren Sinne.
Auflösen heisst das Ueberführen eines Körpers mittelst eines Lösungsmittels in die flüssige Form, ohne dass durch diese Lösung die chemische Zusammensetzung verändert wird.
Aus einer Lösung lässt sich der gelöste Körper durch einfache Manipulationen in der ursprünglichen Zusammensetzung wieder gewinnen.
Aus einer Auflösung von Kochsalz in Wasser können wir ersteres durch Abdampfen, aus einer Lösung von Kohlensäure in Wasser die Kohlensäure durch einfache Erwärmung wieder gewinnen.
Die Auflösung von festen Körpern wird durch Wärme, die von gasförmigen Körpern durch Abkühlung beschleunigt.
Ein jeder Körper braucht zu seiner Auflösung eine fest bestimmte Menge des Lösungsmittels;
ist die Grenze erreicht (d. h. nimmt die Flüssigkeit nichts mehr von dem betreffenden Körper auf), so heisst die Lösung gesättigt.
Von der hier besprochenen einfachen oder mechanischen Lösung unterscheidet sich die sog. chemische Lösung wesentlich, bei der letzteren tritt der zu lösende Körper mit dem Lösungsmittel zu einer neuen chemischen Verbindung zusammen;
beide sind in der entstandenen Lösung nicht mehr in der ursprünglichen Form enthalten, lassen sich daher durch einfache mechanische Behandlung, wie Abdampfen etc., nicht mehr trennen.
Lösen wir z. B. Eisenvitriol in Wasser, so ist dies eine einfache, mechanische Auflösung;
lösen wir dagegen metallisches Eisen in verdünnter Schwefelsäure, so entsteht ebenfalls eine Auflösung von Eisenvitriol, aus der sich aber die ursprünglichen Stoffe, Eisen und Schwefelsäure, nicht mehr auf einfache Weise abscheiden lassen.
Der wesentliche Unterschied zwischen Lösung und Mischung flüssiger Körper besteht darin, dass bei der ersteren das Verhältniss zwischen dem Lösungsmittel und dem zu lösenden Körper ein feststehendes ist (d. h. dass es eine Grenze giebt, wo das Lösungsmittel nichts mehr von der zu lösenden Flüssigkeit aufnimmt), während bei einer Mischung diese Verhältnisse unbegrenzt sind.
Hierdurch unterscheidet sich z. B. die Lösung eines ätherischen Oeles in der dazu erforderlichen ¶
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Seite 25.54.Menge Spiritus von der Mischung desselben ätherischen Oeles mit einem fetten Oele.
Absorption. Das Auflösen von gasförmigen Körpern in Flüssigkeiten wird wissenschaftlich mit «absorbiren» bezeichnet.
Auch bei der Absorption giebt es, wie bei der Lösung fester Körper, bestimmte Grenzen, über welche hinaus keine Auflösung erfolgt.
Ebenfalls können wir auch hier eine einfache mechanische Lösung von einer chemischen unterscheiden.
Leiten wir z. B. Kohlensäure oder Chlorgas in Wasser, so entstehen einfache Lösungen der beiden Körper.
Leiten wir dagegen Kohlensäure in eine wässerige Lösung von Aetzkali, so wird sie ebenfalls absorbirt, aber die Kohlensäure ist nicht in einfacher Lösung vorhanden, sondern sie hat sich mit dem Aetzkali zu kohlensaurem Kali chemisch verbunden.
Hygroskopisch. Verwittern.
Bei der späteren Besprechung der Salze werden vielfach die oben angeführten Ausdrücke vorkommen.
Mit hygroskopischen Salzen bezeichnen wir solche, die aus der atmosphärischen Luft Feuchtigkeit, d. h. Wasser, aufsaugen und dadurch selbst feucht werden oder sogar zerfliessen.
Beispiele hierfür sind: Pottasche, Chlorcalcium u. A. m.
Verwitternde Salze sind solche, welche schon bei gewöhnlicher Temperatur einen Theil ihres Krystallwassers an die atmosphärische Luft abgeben;
sie zerfallen dabei zuletzt zu Pulver.
Beispiele hierfür sind: Glaubersalz, Soda, Borax u. A. m. Die Kenntniss dieser Eigenschaften bei den einzelnen Verbindungen giebt uns wichtige Fingerzeige über die Aufbewahrung derselben.
Hygroskopische Körper müssen in trockenen, nicht zu kühlen, verwitternde dagegen in kühlen, selbst etwas feuchten Räumen aufbewahrt werden.
Emulsion. Emulgiren.
Emulsion heisst die (durch schleimige Mittel bewirkte) äusserst feine Vertheilung von Fetten im Wasser.
Emulgiren heisst die Vornahme einer solchen Mischung.
Die Emulsion ist milchig trübe und scheidet das Fett nach längerer oder kürzerer Zeit wieder ab.
Milch ist eine Emulsion, bei welcher das Butterfett durch gelöstes Casein emulgirt ist.
Verseifen, s. Artikel Seifen in der chemisch-technischen Abtheilung.
Centrifugiren (vom lateinischen «centrum», Mittelpunkt, und «fugere», fliehen) nennt man die Operation, durch welche, mittelst ungemein rascher, drehender Schleuderbewegung, feste Körper aus flüssigen Mischungen, oder leichtere Flüssigkeiten von schwereren getrennt werden.
Durch die rasche Drehung steigen die leichteren Theile der Mischung auf die Oberfläche und werden durch angebrachte Abflussöffnungen abgeschleudert.
Die Scheidung erfolgt um so leichter, je schneller die Drehung ist.
Diese Operation findet in der Technik immer mehr und mehr Aufnahme, z. B. bedient man sich ihrer zur Darstellung absolut laugenfreier Seifen (centrifugirte Seifen) zum Abscheiden des Rahms von der ¶
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Seite 25.55.Milch, zur Trennung fein krystallisirter Salze von anhängender Mutterlauge u. A. m.
Raffiniren. Hiermit bezeichnen wir die Reinigung eines Körpers (raffinirter Zucker, raffinirtes Rüböl u. A. m. ).
Denaturiren heisst, eine Waare ihrer Natur berauben, im engeren Sinne zum Genuss untauglich machen (denaturirter Spiritus, denaturirtes Kochsalz).
Kandiren (vom Worte Kandis abgeleitet) heisst Ueberzuckern, in Zucker soweit einsieden, dass die Waare mit Zucker durchtränkt und überzogen ist (kandirter Ingwer, kandirte Orangenschale u. A. m. ).
Elegiren heisst, eine Waare durch Aussuchen von den Unreinigkeiten oder minderwerthigen Stücken befreien (Gummi Arabicum electum u. A. m. ).
Homogen heisst gleichmässig;
eine Mischung ist, völlig homogen, wenn in ihr die einzelnen Bestandtheile gleichmässig vertheilt sind. ¶
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Seite 25.56.Tropfen-Tabelle.
Bei ganz kleinen Quantitäten ist es oft bequemer, eine Flüssigkeit zu tropfen anstatt zu wägen, wenn auch niemals eine absolute Genauigkeit damit erzielt wird, da die Grösse der Tropfen bei ein und derselben Flüssigkeit durch die Weite der Halsöffnung, aus welcher getropft, beeinflusst wird.
Für uns aber, die wir nichts mit der Rezeptur zu thun haben, genügen folgende Anhaltspunkte.
Man rechnet auf 1 Gramm bei wässerigen Flüssigkeiten und solchen von ähnlichem spez.
Gew 16 Tropfen.
Bei fetten und denjenigen ätherischen Oelen, welche ein hohes spez. Gew. haben, wie Bittermandelöl, Nelkenöl etc. 20 Tropfen.
Bei den übrigen ätherischen Oelen und den spirituosen Tinkturen, ebenso bei Chloroform, Kreosot 25 Tropfen.
Bei Alkohol, Benzin, Essigäther 30 Tropfen.
Bei rektifizirtem Aether 50 Tropfen.
Bei Schwefelsäure 12 Tropfen.
Bei Salpetersäure und Salzsäure 13 Tropfen. ¶
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Seite 25.57.Abkürzungen.
Im Nachfolgenden bringen wir eine Reihe von Abkürzungen, wie solche in Rezeptbüchern vielfach angewandt werden.
Wir entnahmen dieselben dem sehr empfehlenswerthen Drogistenkalender des Herrn Dr. Freise (1887).
aa (ana) - eine gleiche Quantität.
ad libit. (ad libitum) - nach Gutdünken, nach Belieben.
add. (adde) - man füge hinzu.
Aq. oder aq. (aqua) - Wasser.
Aq. bulliens - kochendes Wasser.
Aq. comm. (aqua communis) - gewöhnliches Wasser.
Aq. ferv. (aqua fervida) - heisses Wasser.
Aq. fluv. (aqua fluviatilis) - Flusswasser.
Aq. font. (aqua fontis s. fontana) - Quellwasser.
Aq. pluvi. (aqua pluvialis) - Regenwasser.
Ax. (Axungia) - Fett.
B. A. (Balneum arenae) - Sandbad.
c. (cum) - mit.
Cc. (concisus) - zerschnitten.
Ct. oder ct. (contusus) - zerstossen.
C. C. - Cubikcentimeter (gleich 1 g Wasser).
Col. (Colatura) - das Durchgeseihte.
conct. (concentratus) - konzentrirt.
coq. (coque, coquatur) - es werde gekocht.
dil. (dilutus) - verdünnt.
filtr. (filtretur) - es werde filtrirt.
Gtt. oder gtt. (Guttae) - Tropfen.
l. a. (lege artis) - nach den Regeln der Kunst.
L. (libra) - Pfund.
Liqu. (liquor) - Flüssigkeit.
M. (misce) - mische.
Oll. (olla) - Töpfchen, Kruke.
P. (Pars) - Theil.
p. c. (pondus civile) - bürgerliches Gewicht.
p. m. (pondus medicinale) - Medizinalgewicht (altes).
pcc. (praecipitatus) - präzipitirt, gefällt.
ppt. (praeparatus) - präparirt, feingepulvert.
Pulv. (pulvis) - Pulver.
q. s. (quantum satis) - so viel als nöthig.
Rec. oder Rp. (Recipe) - nimm.
rect., rectf. (rectificatus) - rektifizirt.
rectfss. (rectificatissimus) - höchstrektifizirt.
solv. (solve) - löse auf.
Ungt. (Unguentum) - Salbe. ¶