Pfannen (ohne Säure zuzusetzen) zur Trockne und verarbeitet diesen Rückstand in Gasretorten zu Leuchtgas. Die in den Retorten
zurückbleibende Kohle wird mit Wasser ausgelaugt und aus dieser Lauge durch Verdampfen und Kalcinieren eine sehr reine
Pottasche
gewonnen. Man erhält circa 30-33% von dieser Kohle an
Pottasche. Das reine Wollfett, d. h. die (ohne
Beimengung der von der
Seife und dem
Öl herrührenden Fettsäuren) nur aus dem Schweiße der Schafe stammende fettige Masse
besteht aus Stearinsäure und Ölsäure, mit
Kali verbunden, aus Cholesterin und Isocholesterin, sowie aus einer großen Anzahl
noch andrer, aber nur in kleinerer Menge vorkommender Stoffe. - Zoll s.
Degras.
Das Fabrikgeschäft von Schütz und Juel in Würzen (Sachsen),
dessen Ware ausgezeichnet ist durch reines Sortiment wie Reinheit und Brillanz der Farben, verarbeitete schon 1868 bis 3300 Ztr. -
gemeiner (Tannen-,Katzenklee,Berufs-, Brust-,
Katzenkraut, Wollblume, Ive), Anthyllis vulnerariaL.,
Familie der Schmetterlingsblütler, Futterpflanze; engl. Common Woundwort, Kidney-, Vetch-, Ladys
Finger; fr. Cancalide vulnéraire, trèfle jeune des sables. Der W. ist eine Futterpflanze,
welche wild auf
Kalk- und Mergelboden vorkommt und neuerdings vielfach zur Kultur empfohlen wird. Man erntet davon bis 25 Ztr.
Heu pro ha und baut ihn da, wo Rotklee nicht mehr sicher gedeiht; er ist unempfindlich gegen Kälte
und Frost, verlangt aber gute Bodenvorbereitung.
Der W. ist ausdauernd, wird bis 60 cm hoch, hat liegende und aufsteigende Stengel, treibt langgestielte, länglich eiförmige
Blätter unten, gefiederte unpaarige Stengelblätter und hellgelbe Blüten in Köpfen, im Mai bis August. Es
ist auch ein gutes Weidefutter, zumal er meist nur einen Schnitt gibt. Der Same ist länglich oval, glänzend gelbrot, bis
braunrot mit grünlicher
Feder, vertieftem schwarzbraunumrändertem Nabel, ein Gegenstand steigender Nachfrage. Man braucht
pro ha 15 bis 18 kg; 100 Pfd. kosten 70-75 Mk. bei den Samenhändlern. -
Zollfrei.
(Zittwersamen, semen cinae, richtiger flores cinae, flores santonici). Dieses bekannte, in der Häuslichkeit
oft verwendete Wurmmittel besteht nicht aus Samen, sondern aus den geschlossenen Blütenköpfchen einer Art Artemisia
(Beifuß),
über welche nichts Näheres bekannt ist. Es wird nur eine Art im deutschen Handel geführt, der sog.
levantische oder persische W., der aber sämtlich aus dem innern Rußland über Petersburg kommt und
dem Vernehmen nach von wandernden Kirgisen auf ihren Steppen gesammelt und über Orenburg und Nishnij Nowgorod und Petersburg
zu uns gebracht wird.
Nach den Mengen, die alljährlich herausgebracht
werden und nach den weiten Handelswegen, die die Drogue geht, muß
dieselbe zu den Großartikeln gezählt werden. Die Ware geht von hier nach Frankreich, England, Nordamerika und besonders
reichlich nach Italien und den übrigen Mittelmeerländern; der beste Kunde aber ist Japan. Die Blüten haben einen starken
unangenehm aromatischen Geruch und einen ebensolchen, dabei bitterlichen Geschmack. Sie bestehen aus sehr kleinen, an
beiden Enden verschmälerten, schwach glänzenden Blütenkörbchen von gelblichgrüner, später mehr bräunlich werdender
Farbe.
Die ziegeldachartig angeordneten Blättchen des Hüllkelches sind am Rücken gekielt und tragen dort mit der Lupe erkennbare
Harzdrüsen. Die Ware enthält ein ätherisches
Öl, ein grünes Weichharz und eine eigentümliche kristallisierbare Substanz,
das
Santonin (s. d.), welches die Eigenschaft einer schwachen
Säure hat. Die Versendung des W. geschieht meist in Ballen von 40-80 kg oder in Filzsäcken bis zu 150 kg.
Der W. wird jetzt von Ärzten fast gar nicht mehr verordnet, sondern nur das daraus dargestellte
Santonin. Das Wurmkonfekt
der Konditoren besteht aus überzuckerten Blütenköpfchen. -Zoll: W. ist zollfrei. W. konfekt gem.
Nr. 25 p 1 des Tarifs im Anh.
(Zittwersamenöl, oleum cinae aethereum), das im
Wurmsamen enthaltene ätherische
Öl; es kann bei der
Bereitung des
Santonins als Nebenprodukt erhalten werden, indem man es zunächst mit Wasserdampf abdestilliert; es findet
aber nur wenig Verwendung. Dieses
Öl ist ziemlich dünnflüssig, blaßgelb, wird aber an der Luft bald
dunkler und dicker, es hat einen starken unangenehmen Geruch und brennenden Geschmack; für kleinere
Tiere ist es tödliches
Gift;
Kaninchen sterben z. B. schon nach 2 g dieses
Öles. Man kann das kg mit 9 Mk. kaufen. - Zoll gem.
Tarif Nr. 5 a.
(folia oder herba Xanthii); die getrockneten Blätter von Xanthium spinosum (L.), einer zu den Kompositen
gehörigen Pflanze des südlichen Frankreich. Dieselbe wird 60 bis 90 cm hoch, besitzt abwechselnde, gestielte, kahle, oben
lebhaft grüne, unten graue Blätter und enthält ein nach
Kamillen riechendes, sehr unangenehm schmeckendes
ätherisches
Öl. Die X. sind seit einigen Jahren Artikel des Droguenhandels und werden als Mittel gegen die Hundswut empfohlen;
man verordnet sie im gepulvertem Zustande. - Zollfrei.ÄtherischesÖl siehe Tarif im Anh. Nr. 5 a.
Kali (XanthonsauresKali, Kaliumxanthogenat, äthylsulfokohlensaures
Kalium, äthylsulfokarbonsaures
Kalium, Kalixanthogenicum). DiesesSalz wurde eine Zeit lang von den chemischen Fabriken verlangt und als
Mittel gegen die Reblaus und die Erdflöhe verwendet;
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es scheint aber, als wenn es sich doch nicht überall bewährt habe, denn die Nachfrage hat nachgelassen. Man erhält dieses
Salz, wenn man eine Lösung von Ätzkali in Alkohol mit Schwefelkohlenstoff mischt; hierbei scheiden sich reichliche Mengen
farbloser, seideglänzender Kristallnadeln aus, die man durch Waschen mit Äther reinigt und trocknet.
Dieses Präparat hat einen sehr unangenehmen Geruch, färbt die Haut gelb, löst sich in Wasser und gibt mit Kupfersalzlösungen
einen starken, intensiv gelben Niederschlag. 100 kg xanthogensaures Kali werden mit 120 Mk. berechnet.
Wendet man bei der oben beschriebenen Bereitungsweise anstatt gewöhnlichem Alkohol den Amylalkohol an, so erhält man das
amylxanthonsaure Kali, gelbe, ebenfalls sehr übelriechende Kristalle. - Zollfrei.
ein dem Benzol und Toluol ähnlicher Kohlenwassersoff ^[richtig: Kohlenwasserstoff]
von aromatischem Geruch, ölig, stark lichtbrechend;
es ist ein Bestandteil des Holzteers und des Steinkohlenteers und kann
aus letzterem durch fraktionierte Destillation abgeschieden werden, indem man den zwischen 128 und 130°
C. siedenden Anteil gesondert auffängt.
Vor einigen Jahren wurde das X. als Mittel gegen die Pockenkrankheit empfohlen und
war daher im Droguenhandel gefragt;
es scheint aber wieder in Vergessenheit gekommen zu sein. - Zollfrei.
(Orchideenöl, oleum unonae odoratissimae), ein feines und teures Modeparfüm von lieblichem
eigenartigem Wohlgeruch nach Hyacinthen;
es wird auf der Insel Manila aus einer Orchideenart destilliert und ist farblos,
etwas dicklich, riecht unverdünnt durchdringend stark und entwickelt sein schönes Aroma erst bei starker Verdünnung mit
Weingeist.
Man notiert in Leipzig das Öl mit 550-600 Mk. pro kg. -
Der Ysop (Hyssopus officinalis) ist ein halbstrauchartiges, zu den Lippenblütlern (Labiaten) gehöriges
Gewächs mit 6-9 dm hohen viereckigen Stengeln, ansitzenden gegenständigen, lanzettlichen Blättern und tiefblauen, seltner
roten oder weißen Blüten in langen einseitswendigen Ähren. Das Kraut hat einen gewürzhaften, kampferähnlichen Geruch
und schmeckt scharf und bitter. Die Pflanze wächst auf trocknen Hügeln im südlichen Europa, in Österreich,
kommt zuweilen auch weiter nördlich als verwildert auf Dorfmauern und ähnlichen Standorten vor und wird mitunter in Gärten
gehalten. Das Kraut wird vor dem Aufblühen
der Blumen getrocknet und als Heilthee, sowie äußerlich zu Umschlägen verwendet,
doch ist sein Gebrauch nicht mehr häufig. Das ätherische Ysopöl (oleum hyssopi) ist zu 54 Mk.
pro kg käuflich. - Zoll gem. Tarif Nr. 25 p 2. Ysopöl Nr. 5 a.
(Sander, Sandart, Schill, Schiel, Amaul, Lucioperca sandra), ein gefräßiger Süßwasserraubfisch, der zu
den Barschen oder Stachelflossern gehört, von gestreckterm Körperbau als der Flußbarsch ist und 9-12
dm lang und über 10 kg schwer werden kann. Er schimmert auf dem Rücken grünlichgrau, an den Seiten silberweiß mit bräunlichen
wolkigen Flecken und verwaschenen Querbinden. Er liebt tiefe reine Gewässer mit sandigem Grunde und ist bezonders ^[richtig:
besonders] im nordöstlichen Deutschland, in den Flußgebieten der Oder, Weichsel, aber auch in der Donau
zu Hause. Er könnte einer der am stärksten sich vermehrenden Fische sein, wenn nicht die alten Fische ihren eignen Jungen
so eifrig nachstellten.
Der Z. findet sich namentlich in einigen der großen Landseen an der untern Oder, dem Schlawersee und im Stettiner Haff
in größter Menge und bildet dort einen bedeutenden Handelsartikel. Er hat ein delikates weißes und fettes Fleisch, das
sehr geschätzt ist und am besten frisch genossen wird, doch wird der Fisch auch gesalzen und geräuchert versandt, verliert
aber dadurch sehr an Wohlgeschmack. Die gesetzliche Schonzeit des Z. reicht vom 10. April bis 9. Juni. Z. unter 35 cm
Länge dürfen nicht verkauft werden. Der Preis ist in Leipzig je nach Größe 2 bis 3 Mk. pro kg. -
Frischer Z. ist zollfrei; geräuchert oder gesalzen gem. Tarif Nr. 25 g 2.
Dieser Name ist heutzutage immer ein übertragener, da das ursprünglich gemeinte
berühmte Holz der Libanonzeder längst außer Verkehr gekommen und der Baum selbst auf den Gebirgen von Syrien und Kleinasien
zur Seltenheit geworden ist. Die jetzige Bezeichnung Zedern umfaßt verschiedne, einigermaßen ähnliche, wohlriechende und
weiche Hölzer. Es gibt von solchen unechten Zedernhölzern weiße und rote; eines der erstem, das sog.
spanische Z., stammt von einem baumartigen Wachholder, Juniperus oxycedrus, der in den Mittelmeerländern nicht selten ist,
während zwei amerikanische Nadelhölzer, Cupressus thujoides und Taxodium distichum, ebenfalls weißes liefern. In größern
Massen werden die roten Hölzer (Red cedar) zu Bleistiften etc. verarbeitet und nimmt man wegen dieser vorzugsweise
zwei
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amerikanische Wachholderbäume, Juniperus virginiana und bermudiana, in Anspruch (Bleistiftholz). Hierzu kommt das braunrötliche
wohlriechende Cuba-Zedernholz, welches vorzugsweise Zuckerkistenholz genannt wird und von einem westindischen Laubbaume, Cedrela
odorata, stammt. - Aus den Spänen, welche bei der Bleistiftfabrikation in Menge abfallen, destilliert man noch ein wohlriechendes
Öl ab; es wird aus etwa 50 kg Holz 1 kg Öl erhalten. Dieses Zedernholzöl (Zedernöl, oleum ligni Cedri)
ist ein blaßgelbes, dickflüssiges ätherisches Öl von 0,96 spezif. Gewicht bei 15° C. Man benutzt es als Zusatz zu zusammengesetzten
Seifenparfümen, häufig auch zur Verfälschung von Zimtcassiaöl und Nelkenöl. Das kg Zedernholzöl wird mit 4½ Mk.
verkauft. Man parfümiert damit besonders auch die aus inländischen Hölzern gefertigten und etwas naturfarben
gebeizten Zigarrenkisten. - Einfuhrzoll gem. Tarif im Anh. Nr. 13
c
1,. bzw. 2.
Unter dem Namen Zement versteht man teils Wassermörtel überhaupt, teils Stoffe, welche,
als Zuschläge zu gewöhnlichem Kalksandmörtel (Luftmörtel) gebraucht, diesem ebenfalls die Eigenschaft geben, unter Wasser
steinartig zu erhärten. Wenn ein Kalk wenigstens 8% Thon enthält, also zur Klasse der Mergelkalke gehört, verhält er sich
im Brennen und Löschen anders wie gewöhnlicher Kalkstein; er bildet eine erdig graue Masse, die sich
mit Wasser wenig oder gar nicht erhitzt.
Solcher Kalk heißt hydraulischer und ist der zu Wassermörtel dienliche; doch gibt er nicht in allen Fällen gleichgute Resultate.
Für die Praxis ist ein Thongehalt zwischen 20 und 30% erwünscht. Als vorzügliche Zusätze, welche
gewöhnlichen Mörtel in hydraulischen verwandeln, sind seit langer Zeit bekannt und werden auch, soweit thunlich, verschickt:
rheinischer Traß, römische Puzzolanerde, neapolitanischer Pausilippotuff, Santorinerde von der gleichnamigen griechischen
Insel.
Alle sind vulkanischen Ursprungs und vom Erdfeuer tauglich präpariert, sodaß sie nicht erst gebrannt zu werden brauchen;
man nennt sie daher natürliche Zemente, im Gegensatz zu den künstlichen, die erst durch Brennen gebildet
werden. Die Fabrikation der letztern hat jetzt eine sehr bedeutende Ausdehnung erhalten; das deutsche Fabrikat ist jetzt
ebenso gut, wie der natürliche und der englische Z., der früher den alleinigen Ruf hatte (Romanzement, Portlandzement).
Die Fabrikation des künstlichen Z. beruht darauf, daß man Thon und Kalkstein oder Kreide auf das feinste
mahlt und innig mengt, mit Wasser daraus Ziegel formt, diese trocknet und brennt. Man erhält so ein gleichmäßigeres Produkt,
als durch Brennen der natürlichen Mischungen der Mergel, die sehr verschieden in ihrem Thon- und Kalkgehalte sind. Das Brennen
wird bis zur anfangenden hellen Weißglühhitze fortgesetzt; bei zu schwacher Hitze ist das Thonsilikat nicht genügend aufgeschlossen,
bei
zu starker Hitze erleidet die Masse eine anfangende Schmelzung, und ist dann als Z. unbrauchbar (totgebrannt).
Die Steine müssen nach dem Brennen noch porös sein; sie werden dann fein gemahlen. Gut gebrannter Z. hat
eine grünlichgraue Farbe; er scheidet beim Übergießen mit Salzsäure Kieselgallerte ab. Man hat langsam bindenden und schnell
bindenden Z.; ersterer ist der gebräuchlichere, er erhärtet erst nach einer halben Stunde und später. Für die Prüfung
und einheitliche Lieferung der Z. sind von dem Vereine deutscher Zementfabriken in Gemeinschaft einiger
andrer Vereine und Korporationen gewisse Normen festgestellt worden (seit 1877), nach denen sich die Fabrikanten verpflichten
zu liefern. Der Abdruck derselben würde hier zu viel Raum beanspruchen; bemerkt mag nur werden, daß nur Normaltonnen von 180 kg
brutto und 170 kg netto, sowie Säcke von 60 kg brutto von den Fabriken verpackt werden, sowie auch halbe
Tonnen von 90 kg brutto und 83 kg netto. Streuverlust, sowie etwaige Schwankungen können bis zu 2% nicht beanstandet werden.
- Die Benutzung des Z. als Wassermörtel zu Wasserbauten und zum Überkleiden der Flächen von Bassins, Gruben etc.,
in denen Flüssigkeiten wasserdicht aufbewahrt werden sollen, ist bekannt; ferner fertigt man aus Z. Tröge,
Röhren, Fußbodenplatten, Ornamente etc., wobei der Z. stets mit Sand gemischt wird. Die
Erhärtung des Z. beruht auf der chemischen Bindung von Wasser unter Bildung eines wasserhaltigen Kalkthonerdedoppelsilikates;
daher ist es auch notwendig, Zementarbeiten so lange unter Wasser zu lassen, bis sie vollständig erhärtet
sind. Vgl. ferner Magnesiazement. - Die eigentliche Fabrikation des Z. als Handelsware, die jetzt schon ein bedeutendes Objekt
der Industrie und des Handels geworden ist, fand in England ihren Anfang mit Parker's Romanzement.
Das Material dazu gibt ein an den Themseufern vorfindlicher Thonkalk, der nur gebrannt und gemahlen zu
werden braucht, um sogleich einen vorzüglichen Z. zu bilden. Er stellt ein bräunliches Pulver dar. Da die Fälle, in welchen
ein Mergel schon an sich das passendste Verhältnis von Thon und Kalk zeigt, nicht eben häufig sind, so stellt man solches
durch Zusatz des Fehlenden her, indem man die Rohmaterialien erst passend mischt, dann vorsichtig brennt
und pulvert. Das richtige Brennen ist immer eine Hauptsache. - Aus solchen Mischungen bestehen unter andern die berühmten
englischen Z. Portland und Medina.
Die englischen Waren sind viel nach Deutschland gekommen und werden noch jetzt, aber in geringerm Maße bezogen, da
sich seitdem auch bei uns mehr und mehr derartige Fabriken aufgethan und die Produkte derselben zum Teil sehr guten Ruf erlangt
haben, wie die von Stettin, Bonn, Ulm, Kassel etc. Die Z. können auch ohne Sandzusatz verarbeitet
werden, da sie die Bedingung des Erhärtens schon in sich tragen. Die Bindung erfolgt nämlich bloß
dadurch, daß sich der gebrannte Kalk und die durch das Brennen aufgeschlossene Kieselsäure des Thons unter dem
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Einflüsse des Wassers chemisch zu einer festen Masse vereinigen. Daher sind auch andre durchs Feuer gegangene kieselhaltige
Stoffe, wie Schlacken, Ziegelmehl. Scherben von thönernen Schmelztiegeln etc. als Ingredienzen zu Z. wohl geeignet. Die Z. dienen
nicht allein zu Wasser- und Grund-, sondern auch zu Luftbauten, namentlich zu sehr dauerhaftem Häuserabputz.
Immerhin macht sich doch die hydraulische Natur der Masse soweit geltend, daß die Erhärtung nur in feuchter Witterung gut
erfolgt, daß bei trocknem Wetter genetzt und für Abhaltung der Sonnenstrahlen gesorgt werden muß. Die übliche Versendungsweise
des Z. ist die in dichten Fässern; er ist je frischer je besser, leidet durch langes Lagern und verdirbt
durch Zutritt der Luft, zumal feuchter, bis zu völliger Wertlosigkeit. Die Einfuhr von Z. in das Deutsche Reich belief
sich 1881 auf 28206800 kg, die Ausfuhr auf 235031900 kg. -
Z., sowie die vorgenannten Waren daraus, zollfrei. Weniger schwer ins Gewicht fallende Zementwaren werden gem.
Tarif Nr. 27 f 1 oder 2 verzollt.
heißen die vielfädigen, locker gezwirnten, weichen Kammgarne, welche, in allen gangbaren Farben gefärbt,
zur Wollstickerei (Tapisserie) häufige Verwendung finden.
Die sächsischen Kammgarnspinnereien liefern größtenteils das
Garn, das hauptsächlich in Berlin, Hamburg, Altona und in andern Orten gefärbt wird.
Die berliner Ware wird
an Schönheit von keiner andern erreicht. - Zoll gem. Tarif Nr. 41
c 3. α
bis δ.
eine besondere Sorte von großen Rosinen, die jedoch nicht von dem gewöhnlichen Weinstocke, sondern von Vitis
Rumphii abstammen und sich durch ihre länglich ovale Form von den gewöhnlichen Rosinen unterscheiden.
(Zibethum), eine salbenartige gelbliche oder bräunliche Fettsubstanz von starkem, eigentümlichen, moschusartigen
Geruche, welche sich bei zwei Arten von Zibetkatzen in einem besondern Beutel unter dem After bei beiden Geschlechtern erzeugt
und von den wildlebenden Tieren zeitweilig ausgeworfen wird. Die Kaufware kommt von Tieren, die in Käfigen
gehalten werden; man drückt diesen ein- oder zweimal wöchentlich das Z. aus, das im frischen Zustande eine weiße dicke
Flüssigkeit ist.
Die zwei Arten sind die afrikanische (Viverra Civetta) und die asiatische (V. Zibetha). Diese Tiere haben in Körperbau, in
streifiger Zeichnung und besonders durch einen dick behaarten langen Schwanz manches Ähnliche mit wilden
Katzen, nur der Kopf ist ganz anders und die vorgestreckte Schnauze gleicht fast der eines Windhundes. Sie gehören zu einer
besondern Familie nächtlich schleichender Raubtiere und schlafen bei Tage. Die afrikanische Art soll hauptsächlich im Westen,
in Ober- und Niederguinea heimisch sein; gehalten wird sie, und zwar schon seit alten Zeiten, in ziemlicher
Anzahl in Abyssinien, Nubien, Ägypten und in der Euphratebene, wo sie überall nicht wild vorkommt, aber sich doch in der
Gefangenschaft fortpflanzen muß.
Man füttert die Tiere mit Fleisch, namentlich
Geflügel. Die asiatische Art kommt in Ostindien wild vor,
wird ebenfalls als Haustier gehalten und ist dort von Malaien weit verbreitet worden. Das asiatische Z. gilt für feiner
als das afrikanische; am feinsten soll das von Buro, einer der Molukken, sein; dann folgt das von Java, das bengalische und
hierauf das afrikanische. Die Ware wird in Zinn- oder Blechbüchsen versandt, afrikanische auch in Büffelhörnern.
In frühern Zeiten hielt man in Europa größere Stücke auf das Z., auch als Medizin, und hielt selbst Zibettiere; gegenwärtig
ist dasselbe bedeutend zurückgetreten, hat aber bei Afrikanern und Asiaten noch seine volle und große Geltung. Bei uns
wird es nur noch in sehr kleinen Mengen gewissen Parfümerien zugesetzt. - Zollfrei.
(Cichorie, wilde Z., gemeine Wegwarte, Feld-Zichorie, Sonnenwirbel, Wegwart, Hindei, Hindläufte, Hindlüfte,
Hindsläufer, Schweinebrunst; Sonnenbrand, -kraut, -wedel, -wende; Wartekraut, Wasserwart; Wegweiß, -läufer, -leuchte,
-lug, -lungen, -wurz; Wendel), Cichorium IntybusL. (engl. Intybus Chicory, wild Ch.
und Succory, frz. chicorée amére, commune, sauvage, holl.
cichorei). Die Z. ist eine ausdauernde Pflanze aus der Gattung C. Tourn, hat eine dünne holzige Wurzel, welche durch die
Kultur bis 70 cm lang, 5 cm dick und fleischig wird, die Stengel sind steifhaarig, aufrecht, rutenförmig, ästig, die untern
Blättern fiederspaltig, die obern lanzettlich, die, erst im zweiten Jahre (Juli bis August) sich entwickelnden,
Blütenköpfe traubig, die Blumenkronen blau, selten rot oder weiß.
Die Z. wächst wild in ganz Europa an Rainen, Triften, Wegerändern etc.; sie wird angebaut
als Futter- und, wegen der Wurzeln, als Handelspflanze. In England ist sie auch Weidepflanze für Masthammel, in Griechenland
ißt man die Blätter als Gemüse oder als Salat. Das Futter ist diätetisch wirksam, besonders gegen Hautkrankheiten, darf
aber an Kühe nur in kleinen Gaben gegeben werden, da es der Milch und der Butter einen bittern Geschmack gibt. Man rechnet
in Deutschland meistens einen Schnitt, gewinnt aber auch bis drei Schnitte im Jahre und zusammen 400-600
Ztr. Grünfutter, drei bis vier Jahre lang. Die Hauptverwendung ist die der Wurzel zu dem bekannten
Kaffeesurrogat. - Der Anbau in Deutschland wird am ausgedehntesten um Magdeburg betrieben, dann in Braunschweig, Heringen,
Hannover, am Rhein, in Baden, in Württemberg, in Schlesien; um Parchim in Mecklenburg und bei Frankfurt
a/M.; in andern Orten baut man nur in geringem Maße.
Der Anbau findet auf Lehm- und leichtem, aber kalkhaltigem Thon- und Thonmergelboden statt, nach tiefer, sehr guter Bodenbearbeitung
und reicher Düngung oder in guter Dungkraft mit Nachhilfe von Kalk, Kalisalz, Guano u. dergl. Dünger. Die Saat
geschieht mit 12 kg pro ha in Überfrucht breitwürfig, oder mit 6 kg in Reihen, 21 und 16 cm weit, im April und Mai, oder
mit Vorsaat und Verpflanzung. Fleißiges Jäten, Behacken und Lockern wird fast bis zur Ernte der Wurzeln, Ende September
und Oktober, angewendet. Die Z. gehört zu
¶
mehr
den sichersten Pflanzen, von welcher am wenigsten Feinde bekannt sind; sie verträgt selbst Spätfröste, aber nicht dauernde
Nässe. Man erntet bei Samenzucht 3-4 kg Ztr. Samen und Futter, von Wurzeln 180-320 Ztr.
nebst 20-40 Ztr. Blätter. Der Samen kostet: echte Braunschweiger, schlesischer halblanger und Riesen-Zichorie, cylinderförmig,
bis 280 Mk., Brüsseler Witloof 300 Mk., langer Magdeburger
nur 200 Mk.;
40 Ztr. frische Wurzeln geben 10-14 Ztr. getrocknete, zum Preise von
14-36 Mk.;
die getrockneten Wurzeln geben 75% geröstete Ware in zwei Sorten: „Pulver“, als beste, zu 36-40 Mk.
und „Korn“ zum Preise von 30-36 Mk. für 1 kg Ztr. Von 100 kg
getrockneten Wurzeln gibt es 75 kg geröstete Ware und von dieser 28 kg „Pulver“, 17½ kg feines, 17½ kg mittleres und 7 kg
grobes „Korn“, zusammen 70 kg, also bis 5 kg Verlust.
Der Anbau erfordert viel Arbeit und Kosten. Man berechnet diese
bis zu 500 und 600 Mk., den Erlös aber zu 800, bis selbst an 1000 Mk. -
Statistisches. Die Verwendung der Z. als Kaffeesurrogat ist hauptsächlich zur Zeit der Kontinentalsperre aufgekommen; früher
war die Fabrikation Geheimnis der Holländer, jetzt findet sie in Deutschland und Frankreich in großen Fabriken statt. Das
gesamte deutsche Erzeugnis war 1879 auf 9600 ha zusammen 1754281 m. Ztr.
Wurzeln, 1880 zusammen auf 11078 ha 2393600 m. Ztr. frisch, 407500 Ztr.
gedörrt (über die Hälfte in der Provinz Sachsen); die Mehrausfuhr war 154016 Ztr., der Verbrauch
also 253489 Ztr., der Preis für frische Wurzeln 2,8-3,2 Mk. pro 100 kg.
Man rechnet 150 Darren, davon 100 in der Provinz Sachsen, und für ganz Europa 451 Fabriken. In Holland
rechnet man für zehnjährigen Durchschnitt als Mittelertrag 870000 Gulden, Minimum 321000, Maximum 1396000 Gulden, pro 1000 kg,
frisch 10 Gulden, jetzt ungefähr 1600-1700 ha und 32-40 Mill. kg Ertrag. Österreich diesseits erbaut Z. auf etwa 3000 ha.
Deutschlands Hauptausfuhr geht nach Rußland, Schweden und Dänemark; die Hauptfabriken sind in Halberstadt,
Braunschweig und Magdeburg. Die Stadt Berlin verbraucht allein bis 250000 kg. Von andern Ländern
fehlen genaue Angaben. In Frankreich ist der Verbrauch 7 Mill. kg. Das Handelsfabrikat wird
in großartiger Weise, trotz des geringen Wertes, gefälscht. Das, was als Z. zum Gebrauch verkauft wird,
ist
(deutscher Kaffee, frz. café de chicorée, chicorée en grains, mignonnette, engl.
chicory powder, succory powder); dieses allbekannte Kaffeesurrogat besteht aus den gerösteten Wurzeln von Cichorium Intybus
(L.); die Wurzeln werden in Scheiben oder kleine viereckige Stückchen zerschnitten und hierauf im Darrofen
getrocknet. Das Rösten geschieht entweder für sich oder mit Zusatz von 1-2% Fett in großen, den Kaffeetrommeln ähnlichen
Blechcylindern.
Die geröstete Wurzel muß sofort, bevor sie durch Anziehen von Feuchtigkeit zähe geworden ist, gemahlen werden; das Pulver
wird dann in Fässer oder in die bekannten kleinen cylinderförmigen Papierpackete verpackt. Diese Packete
legt man in feuchte Räume, damit
sie Feuchtigkeit anziehen; der Inhalt bildet dann eine dunkelbraunschwarze, zähe, bröcklige,
zuweilen auch schmierige Masse. Dieselbe gibt an kochendes Wasser ca. 13-15% lösliche Bestandteile
ab; der gewöhnlich etwas trübe Auszug besitzt eine sehr dunkelbraune Farbe und einen bitterlich-süßen Geschmack.
Man benutzt dieses Präparat sowohl für sich allein, als auch als Zusatz zu Kaffee zur Herstellung eines
Getränkes, das allerdings mit dem Kaffee weiter nichts als die braune Farbe gemein hat. Vor andern Kaffeesurrogaten hat jedoch
der Z. den Vorzug, daß er das Aroma und zum Theil auch den Geschmack selbst kleiner Mengen von echtem
Kaffee weniger verändert, als dies z. B. bei Rüben, Eicheln etc. der Fall ist. Trotz seines niedrigen Preises findet man
dieses Kaffeesurrogat nicht selten verfälscht, teils mit andern gerösteten Wurzeln, wie z. B.
Mohren, Zuckerrüben, Löwenzahnwurzel, teils mit erdigen braunen Substanzen; ja sogar Zumischungen von Torf und Braunkohle
sollen vorgekommen sein.
Zichorienwurzel gibt nicht mehr als 4½-5½% Asche beim Verbrennen, echter Z. 6-7%. Die Fabrikation von Z. kam zu Anfang
dieses Jahrhunderts auf, als die Kaffeepreise auf eine bedeutende Höhe gestiegen waren; die ersten derartigen Fabriken entstanden
in Braunschweig und Hannover; bald folgten solche in Magdeburg, Bremen, Berlin, Lahr, Erfurt und andern
deutschen Städten. Auch in England hat sich diese Fabrikation eingebürgert. Deutschland exportiert auch einen großen Teil
seines Fabrikates; Nordamerika importiert jährlich circa 3½ Millionen amerikanische Pfunde. - Zoll: Frische und gedarrte
Z. zollfrei; gebrannte oder gemahlene, auch mit einem Zusatz von Mohrrüben, Zuckerrüben, Birnenmehl und ähnlichen Pflanzenteilen,
jedoch mit Ausschluß der Feigen, gem. Tarif Nr. 25 p 2. Mit andern Zusätzen, z. B.
von gebranntem Getreide Nr. 25 m 1.
Diesen Namen führen die einfachsten Thonwaren; man unterscheidet der Form nach Ziegelsteine (Mauersteine,
Backsteine) und Dachziegel. Die beste und eigentliche Ziegelerde ist der häufig vorkommende Lehm, weil er schon
von Natur diejenige Mischung hat, die ihn zu Ziegelwaren tauglich macht. Er ist ein Thon, der durch Gehalt an Sand, Eisenoxyd
und zuweilen auch etwas Kalk mager ist, d. h. nicht die schlüpfrige, zähe und bildsame Beschaffenheit hat wie
die reinem Thone, die sog. fetten.
Allerdings kommen auch Lehmsorten vor, die ziemlich fett sind; man setzt dann Sand zu, um das Verziehen
der Steine beim Brennen zu verhüten. Den gegrabenen Lehm läßt man gern eine Zeit lang, am besten einen Winter hindurch,
im Freien liegen, wodurch er bildsamer wird. Bei dem altherkömmlichen Betriebe wird der Lehm eingesumpft, durch Treten mit
den Füßen geknetet, und dann auf bekannte Weise mit der Hand zu Ziegeln geformt; diese werden lufttrocken
gemacht und dann gebrannt. Bei dem Treten werden zugleich Steine, Kalknieren u. dgl.
gefunden und beseitigt. Neben dieser Hand- und Fußarbeit, welche immer die besten
¶
mehr
Z. ergibt, hat sich aber zunehmend ein Großbetrieb mit Dampf, Maschinenarbeit und Massenproduktion eingeführt, dessen Ware
aus verschiednen Ursachen stets weniger genügend ist als das Handerzeugnis, schon deshalb, weil hierbei zur Reinigung der
Masse weniger geschehen kann. Das Kneten mit den Füßen wird hier gewöhnlich durch sog. Thonschneiden
ersetzt; dieselben bestehen aus einem Hohlraum, in welchem eine stehende Welle, oder auch zwei gegeneinander
arbeitende sich drehen und mittels flügelförmig angesetzter Messer den Thon durcharbeiten und zugleich, vermöge der schrägen
Lage der Messer, zu einer der untern (bei liegenden Wellen seitlichen) Öffnungen hinausdrängen.
Diese Ausgangsöffnung ist, wenn die Thonschneide für sich arbeitet, mit einem Gitter versehen, durch
welches Steine u. dgl. zurückgehalten werden.
Gewöhnlich sind aber Thonschneide und Formapparate in Eins gebracht: der Thon tritt unten horizontal in Form endloser Riegel
heraus, welche durch einen Mechanismus zerschnitten und in einzelne Backsteine zerlegt werden. Für Dachsteine gibt es keine
Maschinen. Es gibt übrigens mancherlei Konstruktionen von Ziegelpressen. In Deutschland arbeiten
namentlich die Sachsenberg'sche (von Roßlau a. d. Elbe), die von Schlickeysen in Berlin,
und die Hertelsche von Nienburg a. d. Saale, welche die beliebteste zu sein scheint und
auch Verblend- und Hohlziegel liefert. Solche Maschinen liefern mit einer Dampfkraft von 7-8 Pferden pro Arbeitstag
etwa 12-15000 Z. In England und Amerika werden die Trockenpressen vorgezogen, für die man den Lehm nur erdfeucht vorzubereiten
hat. Es sind dies sehr teure Apparate, welche mit der Kraft einer hydraulischen Presse arbeiten; die Z. müssen sehr stark
gebrannt werden, sind aber allerdings auch sehr schön.
Die Maschinen überhaupt gestatten die Herstellung gewisser Arten von Z., die durch die Handarbeit in
vorteilhafter Weise nicht gewonnen werden können. So werden namentlich jetzt viel Backsteine der Länge nach mehrmals durchlocht,
wofür in der Formmündung der Maschine Dorne eingesetzt sind in der Weise wie beim Pressen von Drainröhren (s. d.) ein einzelner
wirksam ist. Bei solchen Steinen wird an Masse und Brennstoff gespart ohne daß sie dadurch schlechter
wären als die massiven; sie sind aber bedeutend leichter als diese, was für manche Bauzwecke von Belang ist und auch die
Transportfähigkeit der Steine erhöht, während gewöhnliche Steine die Kosten der Versendung in weitere Fernen
nicht ertragen, wenn nicht Wasserfracht zu Gebote steht. Es gibt daher auch überall Ziegeleien von kleinerm Umfange, während
die großen Ziegelfabriken sich in der Nähe größerer Städte angesiedelt haben.
Für Gewölbebauten hat man noch leichtere, jedoch nicht aus Lehm, sondern aus Thon und Chamotte gefertigte Z., die Hohlziegel.
Unter den verschiednen Ofenanlagen zum Brennen der Z. zeichnen sich die neuen Konstruktionen aus, welche
einen kontinuierlichen Betrieb gestatten. Es sind dies die sog. Ringöfen von Schwarz in Breslau
und von Hoffmann und Licht in Berlin. Hier bilden die Brennkammern und
Feuerstellen einen geschlossenen Zirkus, mit einem
Schlot in der Mitte. Der Betrieb ist umlaufend; die Feuerung wird immer vor diejenige Abteilung verlegt,
welche fertig gebrannt und noch glühend ist, und die Luft so geführt, daß sie erst durch diese Abteilung streichen muß
und deren Hitze mitnimmt; die Feuerluft brennt nun die nächste Abteilung gar, geht dann sich abkühlend weiter und hitzt
frisch eingesetzte Z. vor, bis sie durch einen der Kanäle in den Schlot entlassen wird. Der Gang der Luft wird durch Schieber
geregelt. -
Im Gegensatz zu dem Ziegelbrennen in Öfen gibt es eine Methode, welche ohne jeden Ofen gleich neben der Lehmgrube ausgeführt
werden kann, die sog. Feldbrennerei. Die lufttrocknen Z. werden hierbei
auf dem geebneten Boden zu langen Schobern, die sich nach oben verjüngen, aufgebaut; zwischen die einzelnen Schichten wird
Steinkohlenklein gestreut. Beim Aufbauen werden Feuerungskanäle am Boden ausgespart und mit trocknem Holze gefüllt. Das Ganze
wird dann mit Rasen oder nassem Lehm überkleidet, sodaß nur zu oberst einige Zuglöcher offen bleiben,
und schließlich das Feuermaterial angezündet.
Der Brand wird ganz wie eine Holzverkohlung in Meilern durchgeführt und es dauert ziemlich lange Zeit, bis die Z. überall
gehörig durchglüht sind. Eine Gleichförmigkeit ist indes in dieser Weise noch weniger zu erzielen wie im Brennofen; man
erhält stets viele zu stark und zu wenig gebrannte, formlose und zersprungene, überhaupt eine unschöne
Ware. Die Feldbrennerei wird dennoch in England, Belgien und Frankreich fast ausschließlich betrieben und wird bei der dortigen
bessern Einübung der nicht leichten Arbeit das Produkt jedenfalls besser ausfallen als bei den in Deutschland gelegentlich
vorkommenden Bränden. Die Z. erhalten nach dem Brennen eine rote Farbe, die je nach dem Eisengehalt
derselben heller oder dunkler ist; diese Färbung rührt daher, daß das im Lehm enthaltene Eisenoxydhydrat sein chemisch
gebundenes Wasser verliert und sich in rotes Eisenoxyd verwandelt. -
Wenn die Z. an einzelnen Stellen des Ofens zu viel Hitze bekommen, so schmelzen sie oberflächlich und
erhalten eine glatte glasartige Oberfläche von grüner, brauner, braungelber oder graublauer Farbe. Diese sog.
Glasköpfe oder Klinker saugen kein Wasser mehr ein und sind für gewöhnliche Backsteinmauern nicht zu brauchen, weil sie
den Mörtel nicht binden. Ihre zufällige Entstehung wird daher in der Regel nicht gern gesehen, außer
wo Gelegenheit ist, sie zu Wasser- und Grundbauten oder zum pflastern zu verwenden, wozu sie sehr gut geeignet sind. - Das
Brennmaterial für Z. ist, da von Holz meistens abgesehen werden muß, Stein-, Braunkohle und Torf. Am passendsten sind und
am meisten verwendet werden die Steinkohlen; die Ziegeleien verbrauchen von der jährlichen Steinkohlenförderung
einen ganz bedeutenden Anteil. Jetzt sind eine gewisse Sorte gut gearbeiteter hellgelber Ziegel sehr beliebt, die zu Rohbau
(ohne Abputz) verwendet werden. Über feuerfeste Z. siehe Chamotte. - Z.
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