Stück, verkauft und meist ohne Verpackung versendet. Aufgehoben muß das W. an der Luft werden, nachdem es ausgenommen wird,
im Balg oder abgehäutet, Federwild stets im Federschmuck. Ausgelöste Fleischstücke von Reh und Hirsch lassen sich längere
Zeit in saurer
Milch aufbewahren;
zerschossenes Federwild und Wassergeflügel muß rasch verbraucht werden. -
Statistisches über W. läßt sich nicht geben; die Preise sind zu schwankend; in großen Städten wird regelmäßig über
den Preis, wie hinsichtlich anderer Marktware berichtet. Deutschlands Einfuhr bewegt sich zwischen 20 bis an 50000 kg
für
Geflügel und kleines W. zum Durchschnittspreis von 90-120 Mk., die von großem W. zu
etwa 5-10000 Ztr. zu 66-90 Mk. Die Ausfuhr ist von jenem etwa 12500,
von diesem kaum 5000 Ztr. -
Zoll: Wildpret aller Art, lebendes, zollfrei, nicht lebendes, auch zerlegtes, eingesalzenes, abgekochtes Nr. 25 g 1 des
Tarifs im Anhang. Zum feineren Tafelgenuß zubereitetes, sowie in Blechbüchsen hermetisch verschlossen, Nr. 25 p 1.
(Strumpfwaren) sind Zeuge, welche nicht aus einem durch gekreuzte Fäden gebildeten Gewebe, sondern aus
ineinander greifenden Maschen bestehen, wozu ein einziger Faden den Stoff geliefert hat, und welche demnach auch durch bloßes
Ziehen an diesem Faden wieder aufgelöst werden können. Aus dem Stricken mit der Hand, das etwa im Anfang
des 16. Jahrhunderts erfunden worden zu sein scheint, ohne daß über den Ursprungsort das geringste bekannt wäre, ging
die Maschinenwirkerei hervor, indem Lee 1589 in England hierzu eine sehr sinnreiche und komplizierte
Maschine, den gewöhnlichen
Strumpfwirkerstuhl, erfand, dieser liefert dasselbe Maschenwerk wie die Hand, aber auf andre Weise, ohne
irgendwie die Handgriffe des Strickens nachzuahmen.
Auf den gewöhnlichen Strumpfstühlen können nur breite Flächen gewirkt werden, die dann, wenn sie runde, schlauchartige
Stücke geben sollen, zusammengenäht werden müssen. Man hat jetzt aber auch Strumpfmaschinen, welche selbstthätig hohle
Stücke wie Strümpfe, Hosen, Socken, Mützen etc. ganz fertig und richtig geformt
abliefern. Auch die Breitwirkstühle sind sehr vervollkommnet worden. Außerdem sind zu dem Maschinenapparat noch hinzugekommen
die Rundstühle, welche hauptsächlich der massenhaften Herstellung wohlfeiler baumwollener Strümpfe dienen.
Dieselben erzeugen nur gleichweite Schläuche, welchen durch Zerschneiden, Ausschneiden, Zusammennähen und endlich feuchtes
Ausarbeiten über hölzernen Formen eine dauerlose Strumpfform gegeben wird. Die französischen Rundstühle
sind vorzüglicher und leistungsfähiger als die englischen. Auch Strickmaschinen zum Hausgebrauch sind entstanden und sind
hier namentlich die Ausführungen von Lamb und Lange zu nennen. Es besteht unter den W. eine große Mannigfaltigkeit; man
verarbeitet
Wolle,
Baumwolle, Leinen und
Seide, letztere beiden Stoffe namentlich zu Strümpfen und
Handschuhen.
Ein fabrikmäßiger Betrieb der Wirkerei für den Export findet namentlich in England, einigen Gegenden
Deutschlands und in Frankreich statt.
In England, als dem ältesten Sitze der Industrie, ist dieselbe sehr umfangreich und
ausgebildet. Der Hauptfabrikort ist dort Nottingham, wo etwa 17000 männliche und 44000 weibliche Arbeiter darin beschäftigt
sein sollen. Frankreich zeichnet sich nur durch den speziellen Artikel seidene Strümpfe aus, worin es
unerreicht dasteht. In Deutschland ist der hauptsächlichste Sitz der Wirkerei Sachsen, speziell die Gegend von Chemnitz
und diese Stadt selbst. Es werden da vorzugsweise baumwollene Strumpfwaren fabriziert, außerdem sehr preiswerte wollene,
baumwollene, leinene und seidene
Handschuhe.
Sachsen und England konkurrieren mit ihren Artikeln auf auswärtigen, namentlich amerikanischen Märkten.
Für wollene Artikel ist Apolda in Thüringen die bekannte Hauptstadt; außerdem ist Zeulenroda zu nennen. Übrigens kommt
das Wirkereigeschäft noch vor im nördlichen Böhmen als Abkömmling des sächsischen, in Franken (Umgegend von Nürnberg
und Erlangen) und in Württemberg (Calw und Reutlingen). Nicht unerwähnt darf endlich Berlin bleiben,
das bei seinen energischen Fortschritten in einer Menge Industriezweige auch in diesem schon bedeutendes leistet und viele
W. selbst nach England, wie auch nach überseeischen Ländern absetzt. - Zoll: Baumwollene Nr. 2 d
3;
leinene Nr. 22 h;
wollene Nr. 41 d 4, und wenn bedruckt Nr. 41 d 6 α;
(Bismuthum, frz. bismuth: engl. bismuth) ist ein
rötlich-silberweißes, sehr großblätterig kristallisierendes Metall, dem
Antimon ähnlich und wie dieses spröde und pulverisierbar,
das hauptsächlich in gediegenem Zustande an wenig Punkten der
Erde vorkommt. Bis 1867 war, da England
nichts mehr lieferte, das sächsische Erzgebirge die einzige Bezugsquelle. In diesem Jahre kamen die ersten außereuropäischen
Wismuterze an den Londoner Markt, doch beläuft sich auch heute noch die Einfuhr davon nach London nur auf etwa 2500 kg
jährlich. In Sachsen findet sich W. im Gemenge mit
Kobalt- und Silbererzen, Kupfernickel etc., und es
werden dieselben vor der Verhüttung in schräg liegenden
Röhren erhitzt, um das sehr leichtflüssige W. abzusaigern. Da
ein eigener Bergbau auf das Metall nicht stattfindet, so war zu jener Zeit auch das Ausbringen ein beschränktes (etwa 15000 kg
im Jahr); die Preise wurden von den sächsischen Werken stetig gesteigert, auf 36-42 Mk.
das kg und höher.
Bei diesen Preisen war an eine technische Verwendung des Metalls nicht mehr zu denken; fast das ganze Erzeugnis wurde verwendet
zur Darstellung eines vielbegehrten Medikaments, des basisch salpetersauren Wismutoxyds (Bismuthum subnitricum), das übrigens
unter dem Namen Wismutweiß oder
Perlweiß als Schminkmittel schon lange dient, während seine guten Dienste bei Dysenterie
und Cholera erst neuerdings anerkannt worden sind. In dieser Eigenschaft geht das Präparat nach heißen Ländern und hat
Frankreich allein für seine Armee mehr als 1000 kg jährlich bezogen, namentlich zum Bedarf für Algerien.
Die Darstellung des Subnitrats aus dem
¶
mehr
Metall, das von Arsen rein sein muß, geschieht so, daß man eine konzentrierte salpetersaure Lösung desselben in vieles
Wasser einrührt. Das Salz zersetzt sich dadurch und es fällt das Oxyd in Verbindung mit wenig Säure als zartes, weißes
Pulver heraus. Seit 1869 haben sich nun die merkantilen Verhältnisse dieses Metalls ganz geändert:
es sind sowohl in Peru und Bolivia als in Südaustralien ergiebige Lagerstätten desselben aufgefunden und es kommen von
beiden Punkten die Erze reichlich nach Europa.
Die peruanischen führen 94% Metall; der Rest ist Kupfer und Antimon ohne Arsenik; das australische Mineral besteht aus Wismut
und Kupfer. Die sächsischen Hüttenwerke, Oberschlema, Pfannenstiel, beziehen nun diese fremden Rohstoffe
und stellen daraus das reine Metall dar, für welches die Preise mehrmals herabgesetzt worden sind. Nach technischer Seite
dient das Metall besonders zu leichtflüssigen Legierungen in Verbindung mit Zinn und Blei, die schon unter 100° C. schmelzen.
Durch Hinzunahme von etwas Cadmium wird der Schmelzpunkt noch bedeutend tiefer gerückt; eine Komposition
von 15 W., 8 Blei, 4 Zinn und 3 Cadmium schmilzt schon bei 68°. Solche Legierungen dienen zu Abklatschen (Clichés) von Holszchnitten
^[richtig: Holzschnitten], zu Stereotypplatten, Druckformen für Zeugdruck, Münzabgüssen, als Schnelllot für Klempner,
Zinngießer, Orgelbauer. - Das Wismutweiß gibt auch ein gutes, die Farben nicht beeinträchtigendes
Flußmittel für Porzellan-, Glas- und Emailmalerei ab und dient zur Erzeugung von Irisfarben auf Porzellan. - Zoll: Metall
und Präparate zollfrei.
(Barytkarbonat), ein zu den wasserfreien Karbonaten gehöriges, im ganzen und im gemahlenen Zustande einen
Handelsartikel bildendes Mineral; in den reinsten Varietäten farblos oder weiß, meist jedoch durch
Beimengungen grau oder gelblich, bildet es kugelige, trauben- oder nierenförmige Aggregate, seltener größere, deutliche
Kristalle des rhombischen Systems. Der W. besteht aus kohlensaurem Baryt oder kohlensaurem Baryumoxyd (Baryumkarbonat), mit
77,7% Baryt und 22,3% Kohlensäure.
Der W. findet sich nur sehr vereinzelt, so bei Peggau in Steiermark, Leogang bei Salzburg, Alston in
Cumberland und andern Orten. Der W. ist das geeignetste Material zur Bereitung von Blanc fixe und andern Barytverbindungen;
man verwendet ihn im feingemahlenen Zustande auch als Gift für Ratten und Mäuse. Die Versendung geschieht in Fässern von 300 kg.
Der Preis richtet sich nach dem Prozentgehalte an reinem kohlensaurem Baryt; hat man hiernach W. von 70,
80, 90 und 97% im Preise von 13 bis 26 Mk. pro 100 kg; gemahlen 3 Mk. pro 100 kg
höher. Die Preise stellen sich natürlich bei Bezug ganzer Wagenladungen ab Hamburg oder Bremen billiger. - Zollfrei.
(frz. wolfram; engl. wolframium) ist ein eisengraues,
sprödes, für sich kaum schmelzbares, säurebildendes Metall von großem spezifischem Gewicht (17,9-18,3), das 1781 von
Scheele entdeckt wurde. Am häufigsten kommt das aus wolframsaurem Eisen- und Manganoxydul, verunreinigt mit
Schwefel und Arsen
bestehende Erz vor, welches uneigentlich W. genannt wird. Sind Schwefel und Arsen durch Rösten vertrieben
und wird das gepulverte Erz mit Salzsäure ausgezogen, so bleibt Wolframsäure als ein gelbes Pulver übrig, das in Ätzalkalien
löslich ist und mit diesen Salze bildet.
Andrerseits kann die Säure durch starkes Glühen mit Kohle zu Gediegenmetall in schwammiger Form reduziert werden. Das Wolframerz,
welches namentlich auf den Zinnlagerstätten von Zinnwald und Altenberg in Sachsen vorkommt, galt lange
für nutzlos; erst in neuerer Zeit hat man sich mit dem Gegenstande näher beschäftigt und sind folgende Resultate bekannt
geworden: Wolframstahl, zu schneidenden Werkzeugen seiner Zeit hoch angepriesen, scheint sich nicht voll bewährt zu haben,
obschon die Thatsache, daß Eisen durch Zusatz von W. sehr hart wird, feststeht und für die Praxis nicht
verloren gehen wird.
Man verwandelt aber Wolframstahl wegen seiner Eigenschaft, den Magnetismus länger zu halten als gewöhnlicher Stahl, vielfach
in der Telegraphie zu Magneten. Andre Präparate sind: Wolframsaures Natron, benutzt, um dünne Gewebe, Ballkleider, Vorhänge
u. dgl. durch Tränken damit unentflammbar zu machen;
es dient auch als Ersatz von Zinnbeizen in der Färbung.
Wolframsaures Zinkoxyd und dergleichen Baryt sind gut deckende weiße
Anstrichfarben, die durch schweflige Dünste nicht verändert werden. Wolframbioxyd bildet das schöne Wolframbraun; die
reine Säure an sich kann eine schön gelbe Malerfarbe geben. Wolframsaures Wolframoxyd ist ein schön
blauer Farbstoff, blauer Karmin genannt. Mischungen von diesem und dem vorigen geben gute grüne Nüancen. Wolframsaures Wolframoxydnatron
(Wöhler's Wolframbronze) ist ein schöner, goldgelber Stoff in zarten Schüppchen, der sich wie Goldbronze verwenden läßt.
- Zoll: Metall und Präparate zollfrei.
Wölfe finden sich in der nördlichen gemäßigten und kalten Zone der Alten und Neuen
Welt weit verbreitet; die Felle sind jedoch nach Größe und Qualität sehr verschieden. Sie messen 2-4 m, sind meistenteils
graubräunlich, doch gibt es unter den feineren Sorten auch weiße, schwarze und graublaue. Sibirien, Rußland und Polen
haben von Wölfen jedenfalls mehr als ihnen lieb ist; die größten und schönsten aber kommen aus dem
nördlichen Amerika, von der Labradorküste, dem East Maine-Gebiet und den von Eskimos bewohnten Gegenden. Die guten Felle
liefern warme Pelze, die viel in Ungarn verbraucht werden. Sonst dienen sie nicht selten zu Decken. Die schönsten schwarzen
und weißen Felle werden in Leipzig von Griechen für die Türkei gekauft. Die Preise gehen von 5-75 Mk.
pro Stück. - Zoll: s. Fuchsfelle.
(Schafwolle, fr. laine; engl. wool). Das Haar der Schafe ist schon zu sehr frühen Zeiten zu Bekleidungsstoffen
verarbeitet worden und bildet gegenwärtig einen Welthandelsartikel von größter Bedeutung für Landwirtschaft,
Fabrikation und Handel. Die Produktion der W. ist weltumfassend geworden seit verschiedene Punkte
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der südlichen Erdhälfte die Schafzucht in Angriff genommen und zu solcher Ausdehnung gebracht haben, daß eine bedeutende
Rückwirkung auf die europäische Wollzüchterei schon seit einer Reihe von Jahren vorhanden ist und auch in Zukunft fühlbar
sein wird. In frühern, auch schon eine bedeutende Tuchweberei aufweisenden, Jahrhunderten verarbeitete man die W. wie
sie die gewöhnlichen Landschafe gaben, doch bestanden auch da schon Qualitätsunterschiede je nach den verschiednen Ländern;
namentlich galt die englische W. als die beste und längste und wurden große Mengen davon für die niederländischen Tuchmachereien
ausgeführt, bis 1660 die Ausfuhr streng verboten wurde, eine Maßregel, die sich bis 1825 erhalten
hat.
Vor etwa 100 Jahren begann eine neue Periode in der Wollproduktion durch Einführung der edeln spanischen Schafe, womit man
zuerst in dem Kurfürstentum Sachsen Erfolge erzielte. Die hier gezüchteten feinen Wollschafe waren meistens Eskurials und
werden seit dem Leipziger Wollzüchterkonvent, 1825, Elektorals genannt, weil sie die feinste Wolle geben.
Die edeln spanischen oder eigentlich maurischen, aus Afrika stammenden Schafe, die Merinos, zerfallen in die Träger der Elektoralwolle,
und in die Negrettis.
Die ersteren sind nur Stallvieh; die andern mit dichterem, kräftigem und nicht ganz so feinem Vließ, aus jenen entstanden,
sind auch Weidevieh und führten in Spanien ein Wanderleben, indem sie im Sommer in den Gebirgen von
Altkastilien und Arragonien, im Winter in den Ebenen von Estremadura und der Mancha geweidet wurden. Nach dem Vorgange Sachsens
haben dann auch die übrigen Länder, Österreich, Ungarn, England, Frankreich, spanische Schafe aus Spanien oder Deutschland
eingeführt und ihre Herden durch spanisches, bzw. sächsisches Blut veredelt, teils durch Elektorals,
teils durch Negrettis.
Die meisten Schäfereibesitzer halten jetzt mehr oder weniger veredeltes Vieh und streben durch Kreuzungen bei möglichster
Wollfeinheit nach Wollmenge und Körperschwere. Edle Zuchtwidder sind immer sehr teuer. Das reine Merinoschaf ist klein und
für Fleischlieferung nicht vorteilhaft, daher die Engländer schon lange dessen Haltung aufgegeben haben,
jedoch nicht ohne daß ihre eigenen Rassen durch Kreuzung mit spanischen Widdern bedeutend gewonnen hätten. Es wird in England
hauptsächlich auf großen Schafen die lange, kräftige und glänzende Wolle gezüchtet, welche zu Kammgarn erforderlich
ist.
Die Verpflanzung der spanischen Edelschafe ist nirgends besser gelungen als in Sachsen und in Preußen;
die Merinowolle ist hier meist besser, weicher und zarter, als in ihrem Vaterlande. Die englischen Firmen, welche hochfeine
Wolle kaufen müssen und früher von Spanien bezogen, kaufen jetzt die Hauptmenge in Deutschland, besonders in Schlesien,
Sachsen, Altenburg, Preußisch-Sachsen, Pommern, Brandenburg und Westpreußen. Im Süden ist die Feinzucht
unbedeutend, in Württemberg, Baden und Franken hauptsächlich die Zucht großer Fleischschafe für den Export nach Frankreich
vertreten und zwar mit deutschem Vieh und mit durch englisches
Mastvieh veredelten Tieren. In Österreich besteht bedeutende
Schafzucht in Mähren, Schlesien, Böhmen und Ungarn.
Hier gibt es auf Großgütern, wie die von Esterhazy, Sina u. a., die großartigsten
Herden veredelter Schafe. Man nimmt das Erzeugnis der österreichisch-ungarischen Monarchie durchschnittlich auf etwa 24250000,
das Deutschlands auf 35 Mill. kg an. Von andern europäischen Ländern ist namentlich Rußland von Bedeutung, das in seinen
südlichen Provinzen sich der Zucht veredelter Schafe befleißigt und jährlich etwa 17715000 kg W. produziert.
Die Türkei und Griechenland haben keine eigentliche Wollkultur und produzieren nur geringe W., weil sie das Schaf nur als
Fleischtier halten. Bis zu einem gewissen Belauf gilt dies auch von Frankreich, das feine W. nicht hinlänglich selbst produziert.
Das Feinste liefern dort die Schafe aus Roussillon. Die Rambouillets der gleichnamigen staatlichen Stammschäferei
sind aus Negrettis gezüchtet. Bedeutende Mengen W. erhält Frankreich jetzt aus Algerien. Ostindische W., die in England
und Frankreich verarbeitet wird, ist nur zu Teppichen und Decken brauchbar. -
Das Merinoschaf ist aber auch in ferne Länder verpflanzt worden, welche selbst keine Wollindustrie besitzen
und daher ihre W. nach Europa senden müssen. Die hauptsächlichsten dieser neuen Wollländer sind Australien, die Laplatastaaten
in Südamerika und die Kapkolonie. Neuseeland scheint ebenfalls eine größere Bedeutung zu gewinnen und selbst von Honolulu
sind schon Sendungen herübergelangt. Die Produktion der drei erstgenannten Länder wuchs in der Mitte der sechziger
Jahre gewaltig, zumal die dortigen Züchter keine Ausgabe für edle Zuchttiere scheuen (vergl. Viehhandel).
Die massenhaften, im Preise sinkenden Zufuhren an den Londoner Markt und der plötzlich in Nordamerika auf rohe W. gelegte
hohe Eingangszoll brachten nach 1866 eine schwere Krisis über die deutsche Wollproduktion mit gewaltigen Preisstürzen und
Schwankungen aller Verhältnisse, deren Nachwehen noch heute verspürt werden. Es wurden 1868 aus Australien,
wo die Schafzucht so viel Spielraum hat und beinahe kostenlos ist, 491000, vom Laplata 234000, vom Kap 141000, zusammen also
die kolossale Menge vou ^[richtig: von] 866000 Ballen W. nach Europa gebracht; 1878 dagegen 800000, 270000, bezüglich 170000
Ballen, also zusammen 1240000 Ballen.
Diese W. sind namentlich für die Mittel wollen eine starke Konkurrenz, denn zu feinen Sachen besitzen dieselben noch nicht
genügende Qualität, sodaß die feinen deutschen W. immer englische, französische und niederländer Käufer haben und überhaupt
am wenigsten von der Krisis berührt worden sind. Für die übrigen kommt es darauf an, ob die Kolonien
ihre Wollzucht noch mehr erweitern oder darin nachlassen werden. In Deutschland hat die Krisis auf Einschränkung der Schafzucht
gewirkt, die ohnehin in die jetzigen landwirtschaftlichen Verhältnisse im allgemeinen nicht recht mehr passen will. Ein
schlimmer Umstand bei der Wollfrage war, daß viele Wollzüchter, aus Rücksicht auf die
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allerdings sehr gesunkenen Preise, nur noch Fleischschafe züchteten, andre die W. schlechter lieferten, schweißbeladen,
unausgeglichen und nachlässig behandelt, während ihnen die Verhältnisse gerade das gegenteilige Verfahren hätten nahelegen
sollen. Hierin ist längst Besserung eingetreten, aber die Wollproduktion hat sich nicht gehoben. - Zur Zeit ist der Streit,
ob Woll- oder Fleischschaf, noch nicht entschieden, für Viele aber nur jenes, für Andre dieses am Platze.
Die großen Verschiedenheiten in der Beschaffenheit der W. hängen sowohl von den verschiednen Rassen und Mischlingsarten,
als von Klima, Boden, Nahrung und Pflege ab. Man unterscheidet im allgemeinen kurze und lange W.; indes ist bei dem
heutigen fortgeschrittenen Stande der Spinnerei dieser Unterschied nicht mehr so wesentlich, da man jetzt auch kurze W. zu
Zwecken verwenden kann, wozu man früher lange haben mußte. Wichtig dagegen ist die Unterscheidung von weich und hart, denn
hiernach charakterisiert sich die Ware entweder als Streich- oder als Kammwolle; harte W. ist nicht wie
weiche verfilzbar.
Weichwollige Tiere gedeihen am besten auf reichem lehmigem oder thonigem Boden. Bei der W. sind zu berücksichtigen Feinheitsgrad,
Härte oder Weichheit, Kräuselung, Glanz, Elastizität und Festigkeit, Gleichförmigkeit und Geschmeidigkeit. Um die Feinheit,
d. h. den Stärkegrad der einzelnen Wollhaare, besser zu ermitteln, hat man feine Instrumente, die Wollmesser
oder Eriometer; die Praktiker geben indes nicht viel darauf. Unter Kräuselung versteht man den wellenförmigen Verlauf des
einzelnen Wollhaares.
Diese Bogen sind bei der Merinowolle am feinsten und am meisten zusammengedrängt, sodaß bis dreißig auf 25 mm kommen,
bei ordinärer W. vielleicht nur zehn und noch weniger. Die Gleichmäßigkeit kann in verschiednem Sinne
verstanden werden, einmal so, daß die Vließe eines Postens, unter sich verglichen, keine wesentlichen Verschiedenheiten
zeigen, dann daß die einzelnen Vließe an den verschiednen Körperstellen nicht zu abweichend beschaffen sind, wie dies
allerdings in der Natur liegt, aber durch Zucht verbessert werden kann, und endlich soll auch das einzelne
Haar gleichmäßig, nicht unten stärker als oben, oder gar an verschiednen Stellen verschieden dick, es soll „treu“
sein.
Zeigt das Haar dicke und dünne Stellen, ist es hier gehörig gekräuselt, dort schlicht, so heißt es zweiwüchsig. Die von
Natur beste W. sitzt auf den Schulterblättern, an den Seiten des Leibes und an den Keulen. Unter Stapel
versteht man den Bau des Vließes und zugleich die Faserlänge (lang- und kurzstapelig). Das Wollhaar vereinigt und teilt
sich in einzelne Büschel und Locken, welche locker oder gedrungen, gleich- oder ungleichförmig sein können. Die Merinos
und andre veredelte Rassen haben den feinsten, gedrungensten und gleichmäßigsten Stapel. - Auf den
Wollmärkten unterscheidet man gewöhnlich zunächst die W. in Ritterguts- und Bauernwolle, wovon meist die erste mehr oder
weniger veredelt ist, die andre von gewöhnlichen Landschafen kommt. Die veredelte scheidet
sich wieder in hochfein, fein,
mittelfein etc. Vor dem Verspinnen wird die W. sortiert;
man legt die W. von den verschiednen Körperteilen
für sich zusammen und bezeichnet die gebildeten sechs bis acht, bis zehn Sorten mit Superelekta, Elekta, Prima, Sekunda,
Tertia etc.;
oder mit Buchstaben, vom Geringeren aufwärts, mit C, B, A, AA, AAA. - Die W. wird von den Produzenten in
den ganzen abgeschorenen und aufgerollten Vließen an den Markt gebracht;
die W. des Schwanzes, der Backen und der Füße
bildet Stücke für sich.
Nach der Schurzeit unterscheidet man Einschurwolle, die meiste, die nur einmal im Jahr, um Pfingsten
von den Tieren genommen wird. Langwollige Schafe werden dagegen oft zweimal geschoren und zwar Ende März,
(Winterwolle), und Ende September, (Sommerwolle). Ferner werden separat gehalten die feine seidenartige Lammwolle, von erst
einjährigen Schafen, die von Weißgerbern gelieferte, gewöhnlich mit Kalk verunreinigte Gerberwolle, die aber recht wol
^[richtig: wohl] zum Spinnen brauchbar ist, und als die schlechteste die Sterblingswolle von krepierten Tieren. -
Die W. kommt meistens gewaschen zu Markt; Deutschland hat fast allgemein die sog. Rücken- oder
Pelzwäsche, bei welcher das Vließ am lebenden Tier gewaschen wird. In Spanien, zum Teil auch in Frankreich und anderwärts,
geschieht das Waschen am abgetrennten Vließ.
Zur Schafwäsche ist warme, trockene Witterung eine Hauptbedingung; sie kann nur mit weichem, also Fluß-
oder Teichwasser geschehen und wird mehr oder weniger gründlich betrieben. Man schwemmt entweder die Tiere nur, indem man
sie ins Wasser wirft und eine Strecke schwimmen lässt, oder man wendet die Handwäsche an, bei welcher das im Wasser stehende
Tier mit den Händen geknetet wird, oder die Spritzwäsche, wobei die eingepferchten Schafe mit Spritzen
bearbeitet werden.
Zuweilen bringt man die vorher geschwemmten Tiere auch noch unter ein Sturzbad. Als eigentliche Waschmittel, wenn solche angewandt
werden und durch welche die Wäsche gründlicher geschieht, dienen am besten Auszüge von Seifenwurzel und der Quillajarinde.
Durch die Wasserwäsche verliert die W. 20-70%, durch die Waschmittel noch einige Prozente mehr an Gewicht;
der Abgang besteht aus Staub und Schmutz und aus dem Schweiß, zum großen Teil eine natürliche Kaliseife, die sich im Wasser
auflöst; auch von dem wirklichen Fettgehalt wird ein Teil mechanisch mit fortgeschwemmt.
Der größere Teil des Fettes bleibt in der W. und ist zu ihrer Konservation nötig. Ob gut oder schlecht
gewaschen ist, bildet eine Hauptfrage des Wollkäufers, dem es natürlich nicht gleichgültig sein kann, ob ihm der Produzent
10-20% Schweiß darin gelassen hat. Auch der Wassergehalt der W. ist von Bedeutung; es kann eine feucht gelagerte
W. viel Wasser verschlucken, ohne darum feucht zu erscheinen. Über viele Eigenschaften der W. gibt das geübte Gefühl Auskunft,
mehr noch als das Gesicht. - Die zu Markte kommende W. ist auch im Fall guter Wäsche in der Regel zum Verarbeiten noch nicht
rein genug und eine dem Verspinnen
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mehr
vorhergehende Fabrikwäsche muß vervollständigend eintreten. Neuerdings zieht man vielfach den Verkauf der ungewaschenen
Wolle vor und hat auch besondere Anstalten, in welchen im Interesse der Züchter, wie in dem der Fabrikanten ungewaschene
Wollen gewaschen werden. - In Deutschland werden in einigen 30 Städten größere und kleinere Wollmärkte abgehalten; die
bedeutendsten sind in Breslau, wo auch die polnischen Landwollen sich einfinden, in Berlin, Stettin,
Elbing, Königsberg, Leipzig, Dresden etc. In Ungarn ist Pest mit sechs Wollmessen der Hauptplatz,
in Böhmen Prag. In Würtemberg sind die ersten Marktplätze Kirchheim, Heilbronn, Göppingen. - Für den Großhandel und
das ganze Wollgeschäft bildet England noch den maßgebenden Mittelpunkt, denn dort kommen die Produkte
aller W. abgebenden Länder zusammen, teils zum Bedarf für die großartige englische Wollindustrie, teils zum Weiterverhandeln.
Es ist daher stets von Wichtigkeit für den allgemeinen Markt, wie sich die Preise auf den englischen Auktionen stellen.
In Deutschland sind die Märkte von Berlin und Breslau tonangebend. Über Streichwolle und Kammwolle
s. u. Wollgarne. - Zoll: W. und Wollabfälle zollfrei; gekämmt gem.
Tarif Nr. 41 b.
Diese zerfallen in zwei Hauptklassen: Streichgarne (frz. fil de la laine
cardée, engl. cardet woolgarn) und Kammgarne (frz. fil de la
laine peignée, engl. combed woolgarn). Zu Streichgarn verwendet man kurze,
stark gekräuselte, zu Kammgarn möglich lange, schlichte oder nur schwach gekräuselte Wolle. Hiernach und infolge der verschiednen
Behandlung erscheint das Streichgarn im Faden weich und rauh, wollig, und dient zu tuchartigen gewalkten Stoffen, während
das Kammgarn glatt, dichter von Körper ist und zu glatten Zeugen, Thibets u. a.
gebraucht wird. Für Streichgarn wird die gereinigte, auf Maschinen gelockerte und mit Öl gefettete Wolle, weiß oder für
wollfarbige Tuche schon gefärbt, durch Krempel zunächst in wattenartige Tafeln, dann in schmale Bänder verwandelt, welche
sogleich zu losen runden Fäden zusammengerollt werden. Diese Lunte kommt auf die Feinspinnmaschine oder passiert vorher
erst eine Vorspinnmaschine. - In der Kammgarnspinnerei wird die Wolle nach dem Waschen und Entkletten geölt, dann auf Krempeln
in Watten und Bänder verwandelt, auf Strecken gestreckt und dupliert, hierauf der Kämmmaschine übergeben, welche die kurzen
Fasern als Kämmling ausscheidet, während die langen Fasern den Zug
bilden. Die Kämmlinge kommen mit zur
Streichwolle. Je nach der Bestimmung der Garne im Webstuhl unterscheidet man auch bei den W. Kettengarn und Schußgarn; das
erstere erhält beim Spinnen stärkere Drehung als das andere, und für Tuche und andre, der Walke unterliegende Stoffe haben
beide auch entgegengesetzte Drehungen, das eine rechts, das andre links. - Von den mannigfachen Wollenwaren
sind die hauptsächlichen in Einzelartikeln betreffenden Orts aufgeführt. Die Zugbänder werden gestreckt und dupliert,
auch wohl zur Entfernung des Öles gewaschen und
sogleich zwischen dampfgeheizten Cylindern getrocknet, wodurch den Wollhaaren,
da dieselben; leichzeitig einem Zug
ausgesetzt sind, die Kräuselung genommen wird. Hierauf erfolgt Vor- und
Feinspinnen, wie es bei Baumwolle beschrieben wurde. Die Handkämmerei ist durch die Maschinenkämmerei beinahe ganz verdrängt
worden. - Wird lange Wolle nicht gekämmt, sondern nur gekratzt, im übrigen aber weiter behandelt wie Kammwolle, so entsteht
das Halbkammgarn, welches als Stick-, Tapisserie- und Strumpfwirkergarn vielfach Verwendung findet. Es ist wohlfeiler als
Kammgarn und da lange und kurze Fasern neben einander liegen, weniger glatt und fest.
Die Nummerierung ist bei den Strickgarnen eine sehr wilde; fast in jedem größeren Industriebezirk finden sich mehrere Systeme.
Eine Aufzählung soll der großen Mannigfaltigkeit wegen deshalb unterbleiben. Besser sind die Verhältnisse bei Kammgarn.
In deutschen, österreichischen und einigen französischen Fabriken gilt die englische Baumwollennummerierung.
Die Nummer gibt an, wie viel Schneller von 840 Yards Länge auf 1 Pfd. engl.
gehen; in England selbst gelten als Längeneinheit 560 Yards. In Frankreich, Belgien, der Schweiz und Italien gelten Schneller
von 720 m als Längen- und 500 g als Gewichtseinheit. Einige Fabriken haspeln auch Schneller von 1000 m
und geben an, wie viel derselben auf 1 kg gehen. - Zoll s. Tarif Nr. 41
c 3. α
bis δ.
(Wollschweißfett, Waschfett). Diesen Namen führt die fettige Masse, welche man aus den Waschwässern der
Walkereien und Wollwäschereien abscheidet und verschiedenartig verwertet. Diese Wässer enthalten nicht
nur die Bestandteile des Schafschweißes (Wollschweißes), sondern auch das zum Einölen der Wolle beim Verspinnen verwendete
Öl, größtenteils im verseiften Zustande, sowie auch Kaliseife, die zum Waschen der Wolle und des Garnes diente.
Die Abscheidung des Fettes oder richtiger der Fettsäure aus diesen Wässern geschieht durch Zusatz von
Salzsäure oder Schwefelsäure. Die hierzu nötige Menge dieser Säuren ist natürlich nicht immer die gleiche, sondern je
nach Art dieser Wässer verschieden; im Durchschnitt verwendet man auf 7000 l solcher Wässer 25 kg Schwefelsäure von 66°
Bm. und erhält im Mittel 200 kg einer fettigen, schlammigen Masse, aus welcher man nach gehörigem Ablaufen
des Wassers durch heißes Pressen circa 50 kg Fett erhält, während noch circa 35% Fett, sowie 22-23% andre organische Substanzen
im Rückstande bleiben.
Man verwendet dieses rohe Fett zur Herstellung ordinärer Seifen, sowie als Zusatz zu Wagenschmieren und versendet es in Fässern.
Man hat auch schon den aus den Wollwaschwässern abgeschiednen Fettschlamm mit überhitztem Wasserdampf
destilliert, und die hierbei erhaltenen durch Pressen abgesonderten festen weißen Fettsäuren als Kerzenmaterial verwendet.
In andern Etablissements verarbeitet man diesen Fettschlamm auf Leuchtgas oder man verdampft das ganze Wollwaschwasser mittels
von den Dampfkesselfeuerungen abziehender Feuergase in flachen
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mehr
Pfannen (ohne Säure zuzusetzen) zur Trockne und verarbeitet diesen Rückstand in Gasretorten zu Leuchtgas. Die in den Retorten
zurückbleibende Kohle wird mit Wasser ausgelaugt und aus dieser Lauge durch Verdampfen und Kalcinieren eine sehr reine Pottasche
gewonnen. Man erhält circa 30-33% von dieser Kohle an Pottasche. Das reine Wollfett, d. h. die (ohne
Beimengung der von der Seife und dem Öl herrührenden Fettsäuren) nur aus dem Schweiße der Schafe stammende fettige Masse
besteht aus Stearinsäure und Ölsäure, mit Kali verbunden, aus Cholesterin und Isocholesterin, sowie aus einer großen Anzahl
noch andrer, aber nur in kleinerer Menge vorkommender Stoffe. - Zoll s. Degras.
Das Fabrikgeschäft von Schütz und Juel in Würzen (Sachsen),
dessen Ware ausgezeichnet ist durch reines Sortiment wie Reinheit und Brillanz der Farben, verarbeitete schon 1868 bis 3300 Ztr. -
gemeiner (Tannen-, Katzenklee, Berufs-, Brust-, Katzenkraut, Wollblume, Ive), Anthyllis vulnerariaL.,
Familie der Schmetterlingsblütler, Futterpflanze; engl. Common Woundwort, Kidney-, Vetch-, Ladys
Finger; fr. Cancalide vulnéraire, trèfle jeune des sables. Der W. ist eine Futterpflanze,
welche wild auf Kalk- und Mergelboden vorkommt und neuerdings vielfach zur Kultur empfohlen wird. Man erntet davon bis 25 Ztr.
Heu pro ha und baut ihn da, wo Rotklee nicht mehr sicher gedeiht; er ist unempfindlich gegen Kälte
und Frost, verlangt aber gute Bodenvorbereitung.
Der W. ist ausdauernd, wird bis 60 cm hoch, hat liegende und aufsteigende Stengel, treibt langgestielte, länglich eiförmige
Blätter unten, gefiederte unpaarige Stengelblätter und hellgelbe Blüten in Köpfen, im Mai bis August. Es
ist auch ein gutes Weidefutter, zumal er meist nur einen Schnitt gibt. Der Same ist länglich oval, glänzend gelbrot, bis
braunrot mit grünlicher Feder, vertieftem schwarzbraunumrändertem Nabel, ein Gegenstand steigender Nachfrage. Man braucht
pro ha 15 bis 18 kg; 100 Pfd. kosten 70-75 Mk. bei den Samenhändlern. -
Zollfrei.
(Zittwersamen, semen cinae, richtiger flores cinae, flores santonici). Dieses bekannte, in der Häuslichkeit
oft verwendete Wurmmittel besteht nicht aus Samen, sondern aus den geschlossenen Blütenköpfchen einer Art Artemisia (Beifuß),
über welche nichts Näheres bekannt ist. Es wird nur eine Art im deutschen Handel geführt, der sog.
levantische oder persische W., der aber sämtlich aus dem innern Rußland über Petersburg kommt und
dem Vernehmen nach von wandernden Kirgisen auf ihren Steppen gesammelt und über Orenburg und Nishnij Nowgorod und Petersburg
zu uns gebracht wird.
Nach den Mengen, die alljährlich herausgebracht
werden und nach den weiten Handelswegen, die die Drogue geht, muß
dieselbe zu den Großartikeln gezählt werden. Die Ware geht von hier nach Frankreich, England, Nordamerika und besonders
reichlich nach Italien und den übrigen Mittelmeerländern; der beste Kunde aber ist Japan. Die Blüten haben einen starken
unangenehm aromatischen Geruch und einen ebensolchen, dabei bitterlichen Geschmack. Sie bestehen aus sehr kleinen, an
beiden Enden verschmälerten, schwach glänzenden Blütenkörbchen von gelblichgrüner, später mehr bräunlich werdender
Farbe.
Die ziegeldachartig angeordneten Blättchen des Hüllkelches sind am Rücken gekielt und tragen dort mit der Lupe erkennbare
Harzdrüsen. Die Ware enthält ein ätherisches Öl, ein grünes Weichharz und eine eigentümliche kristallisierbare Substanz,
das Santonin (s. d.), welches die Eigenschaft einer schwachen
Säure hat. Die Versendung des W. geschieht meist in Ballen von 40-80 kg oder in Filzsäcken bis zu 150 kg.
Der W. wird jetzt von Ärzten fast gar nicht mehr verordnet, sondern nur das daraus dargestellte Santonin. Das Wurmkonfekt
der Konditoren besteht aus überzuckerten Blütenköpfchen. - Zoll: W. ist zollfrei. W. konfekt gem.
Nr. 25 p 1 des Tarifs im Anh.
(Zittwersamenöl, oleum cinae aethereum), das im Wurmsamen enthaltene ätherische Öl; es kann bei der
Bereitung des Santonins als Nebenprodukt erhalten werden, indem man es zunächst mit Wasserdampf abdestilliert; es findet
aber nur wenig Verwendung. Dieses Öl ist ziemlich dünnflüssig, blaßgelb, wird aber an der Luft bald
dunkler und dicker, es hat einen starken unangenehmen Geruch und brennenden Geschmack; für kleinere Tiere ist es tödliches
Gift; Kaninchen sterben z. B. schon nach 2 g dieses Öles. Man kann das kg mit 9 Mk. kaufen. - Zoll gem.
Tarif Nr. 5 a.
(folia oder herba Xanthii); die getrockneten Blätter von Xanthium spinosum (L.), einer zu den Kompositen
gehörigen Pflanze des südlichen Frankreich. Dieselbe wird 60 bis 90 cm hoch, besitzt abwechselnde, gestielte, kahle, oben
lebhaft grüne, unten graue Blätter und enthält ein nach Kamillen riechendes, sehr unangenehm schmeckendes
ätherisches Öl. Die X. sind seit einigen Jahren Artikel des Droguenhandels und werden als Mittel gegen die Hundswut empfohlen;
man verordnet sie im gepulvertem Zustande. - Zollfrei.ÄtherischesÖl siehe Tarif im Anh. Nr. 5 a.
Kali (Xanthonsaures Kali, Kaliumxanthogenat, äthylsulfokohlensaures Kalium, äthylsulfokarbonsaures
Kalium, Kalixanthogenicum). Dieses Salz wurde eine Zeit lang von den chemischen Fabriken verlangt und als
Mittel gegen die Reblaus und die Erdflöhe verwendet;
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