soll es wenigstens. Ware mit Baumwollkette und Wolleinschuß ist
Halbtuch; eine heimliche Einmengung von Baumwollfäden in
für T. ausgegebene Ware ist Betrug. Beim Aufbäumen der Kette verwendet man zu beiden Seiten eine Anzahl grober Fäden,
um die Sahlleiste oder Egge zu erhalten, welche bei Bestimmung der Tuchbreite nicht mitgerechnet wird.
Die Breite wird nach Hunderten von Kettenfäden berechnet; schmale Tuche enthalten 14-22, breite bis zu 48 Hunderten. Für
den Handel diente und dient auch noch vielfach die Breitenangabe nach Vierteln, d. h. Viertelellen.
Damit das Gewebe die vorgeschriebene Breite und Länge erhält, muß man es im Webstuhl viel breiter und länger
aufbäumen, denn es geht durch das nachfolgende Walken beträchtlich ein. T. von 1,2 m Breite muß z. B.
1,8-2,0 m breit gewebt werden. Die Kettenfäden sind vor dem Aufziehen mit warmem Leimwasser getränkt und wieder getrocknet,
sind also glatt, hart und steif; die Einschußfäden dagegen werden im feuchten Zustande verarbeitet. Da
die Tuchmacherei noch vielfach in den Händen kleiner Gewerbsleute liegt, so ist auch die Handweberei noch ziemlich verbreitet;
größere, fabrikmäßige Geschäfte haben dagegen in der Regel mechanische Webstühle gehen.
Das Tuchgewebe, wie es vom Webstuhle kommt, hat nicht entfernt Ähnlichkeit mit dem fertigen T., sondern sieht wie ein rohes,
grobes
Leinengewebe aus, heißt auch noch nicht T., sondern Loden. Die filzartige Decke wird erst durch
das Walken und Rauhen erzeugt. Vorher aber wird der Loden zum erstenmal genoppt, d. h. mit
kleinen Stahlzangen oder auf einer
Maschine von Knötchen, Fadenenden und fremden Körpern, wie Spänchen und Strohteilen,
befreit. Der Loden hat entweder schon die für das T. bestimmte Farbe, indem bereits die
Wolle für das
Garn gefärbt wurde, oder man färbt ihn nach dem Weben oder auch erst nach dem Walken.
Hiernach unterscheidet man in der
Wolle, im Loden und im Stück gefärbtes T.; das letztere ist daran kenntlich, daß es
an einem Durchschnitt im Innern die Farbe in einer helleren Nüance zeigt, als auf der Außenseite, weil durch das Walken
das Eindringen der Farbebrühen erschwert worden ist. Die wollgefärbten Loden kommen vom Webstuhl direkt in die Walke, die
noch weißen dagegen in die Farbe, der aber erst eine gründliche Wäsche in der Waschmaschine vorhergeht.
-
Der Zweck des Walkens ist die Erzeugung der den Tuchen eigentümlichen Verfilzung der Fasern und die Mittel hierzu sind dieselben,
wie sie der Hutmacher anwendet (s.
Filz), nämlich Nässe, Wärme und eine knetende Behandlung, welche die Fasern ineinander
schiebt. Nur geschieht beim T. die Bearbeitung auf rein mechanischem Wege mittels Walkmühlen. Die Verfilzung
erstreckt sich nicht bloß auf die Oberfläche, sondern durchdringt den ganzen Tuchkörper, der sich daher bei besserem Fabrikat
nicht mehr in die einzelnen Fäden zerlegen läßt. Die
Maschinen zum Walken sind nach altem Stil Hammerwerke, ähnlich denen,
die sonst in den Papiermühlen arbeiteten; diese sind größtenteils durch die, die Ware nicht so angreifenden
Walzenwalken
ersetzt, welche die Stoffe statt des Schlagens mehr kneten und drücken.
Zur Beförderung der Verfilzung und gleichzeitiger Entfettung der Gewebe erfolgt das Walken unter Hinzunahme alkalischer
Stoffe, wie
Seife, und vorzugsweise gefaulter Urin, der sich durch
Ammoniak nicht völlig ersetzen lassen
soll. Während des Walkens auf der Hammerwalke wird das Tuch öfter herausgenommen, gereckt, umgelegt und wieder eingebracht.
Die Walzwalken führen das mit den Enden zusammengenähte T. in einem beständigen Kreislaufe und es kann auf denselben auch
zugleich das schließliche Auswaschen vorgenommen werden. Das gewalkte und gewaschene Tuch wird endlich
zum Trocknen auf Rahmen gespannt und dabei grade gezogen und gereckt. Hierbei dienen die Sahlleisten als Handhaben und Anhängepunkte;
dies ist ihre hauptsächliche Bestimmung.
Zur Verschönerung der durch das Walken entstandenen Filzdecke des T. wird dasselbe gerauht (s.
Rauhkarden) und dann geschoren. Durch das Rauhen werden die Fasern des
Filzes emporgezogen und nach einerlei
Richtung umgelegt; mittels Hand- oder Walzenbürsten, die gegen den Strich arbeiten, bringt man die Fasern wieder in die
aufrechte Stellung, um sie dann durch den Prozeß des Scherens auf gleiche Länge abzuschneiden. Früher geschah diese Arbeit
auf eine umständliche und schwierige Weise mittels großer, etwa 20 kg schwerer, einer Schafschere ähnlicher
Handscheren, während sie jetzt schneller und besser von
Maschinen verrichtet wird, deren Hauptteil ein Cylinder ist, auf
welchem mehrere schneidende Stahlklingen in Schraubenlinien befestigt sind. Diese Schneiden stehen in Berührung mit einer
darunter liegenden geraden scharfen Klinge, dem Lieger oder Kontremesser. Wird der Cylinder in Umlauf
gesetzt, so streichen die laufenden Schneiden an der festen vorbei und es entstehen immerfort Scherenschnitte.
Der Schneideapparat steht entweder fest und das T. bewegt sich der Länge nach unter ihm hin, oder er bewegt sich auf Rädern
quer über das auf einer Tafel stillliegende T., das dann absatzweise weitergezogen wird. Zwischen diesen
beiden Arten, der Lang- und der Querschneidemaschine, hat man als Mittelding auch eine, bei welcher mehrere Cylinder in schräger
Lage, transversal, wirken. Feine Ware wird zweimal und öfter gerauht und geschoren und dazwischen genoppt und gebürstet.
Beim Noppen werden auch die auf der Schermaschine vielleicht entstandenen kleinen Löcher sorgfältig
gestopft. In gefärbten Tüchern finden sich immer auch einzelne Fasern, die keine Farbe angenommen haben; es ist dies sog.
tote
Wolle, d. h. auf dem
Tier schon abgestorbene. Man beseitigt sie entweder durch Ausziehen oder färbt sie nach. Alle Bearbeitungen
erfolgen nur auf der einen Seite des T., indes die andre, die Linksseite, so bleibt, wie sie aus der
Walke kommt.
Gegen das Ende der Operationen wird das T. meist noch dekatiert, d. h. mit einem milden, dauerhaften
Glanz versehen. Man wickelt dasselbe zu dem Zweck auf einen kupfernen, an den Enden offenen, im
¶
mehr
Mantel mit vielen feinen Löchern versehenen Cylinder, bringt diesen in einen geschlossenen Raum und läßt heiße Wasserdämpfe
eintreten, welche das T. durchdringen. Es erhält dadurch Glanz und läuft in der Folge nicht mehr ein. In England kocht
man statt dessen das aufgewickelte T. in Wasser, wobei es zwar keinen so hohen Glanz erhält, aber dauerhafter
bleibt, während die gedämpfte Ware durch diese Behandlung spröder wird und sich rascher abnutzt.
Die letzte Bearbeitung erfährt das T. durch Pressen, wodurch es noch an Glanz und gutem Aussehen gewinnt. Man legt es so
zusammen, wie es in den Handel kommt, bringt aber zwischen die einzelnen Lagen Glanzpappen (Preßspäne).
Man baut dann aus sechs bis zwölf Stück T. einen Stoß auf, den man noch mit Pappen und Brettern und zwischen diesen mit
erhitzten Eisenplatten durchschießt und setzt das Ganze 12-24 Stunden dem Druck einer starken Presse aus. Hiernach wird
das T. umgelegt und noch einmal in gleicher Weise gepreßt, aber ohne Anwendung von Wärme.
Die Abteilungen, in denen das T. in den Handel kommt, heißen Stücke; ihre Länge geht von 15-20 m, die Breite von 0,8-1,3
m. Bei den feineren Tuchsorten sind die Stücke in Kappen von Glanzleinwand eingebunden, während ordinäre Tücher nur zusammengeschnürt
werden. Das Ende des Tuchstückes, welches die Außenseite bildet, heißt das Mantelende und die durch einen Sahlbandstreifen
abgegrenzten letzten 10-15 cm der Spiegel. Auf ihm werden die Signaturen angebracht, wenn sie nicht auf einer angehangenen
Bleimarke mitgegeben sind. -
Die Fabrikation des T. als eines allgemeinen Bedarfsartikels wird natürlich in allen einigermaßen technisch
vorgeschrittenen Ländern betrieben. Selbst Rußland erzeugt sich seinen Bedarf an ordinären Tuchen selbst und exportiert
noch vieles nach China. Deutschland hat in dieser Branche den Vorteil, daß es die feinsten Wollen selbst und zwar allein erzeugt.
Die besten Waren werden hier in Preußen und Sachsen produziert. Die rheinpreußischen Tuche gehen als
Niederländer; Holland selbst hat nur noch eine beschränkte Fabrikation in allerdings vorzüglicher Ware, aber ohne viel
Bedeutung am Wollmarkt. Deutschland konkurriert mit seinen Exportartikeln mit Erfolg mit Engländern, Belgiern und Franzosen,
ebenso Österreich, das seinen Absatzmarkt besonders im Orient hat. Englands Fabrikation ist so umfangreich, wie
vielseitig, beschränkt sich aber meist auf die mittleren und ordinären Qualitäten, wie dies auch mit Belgien der Fall
ist, das sich besonders auf massenhafte Produktion wohlfeiler Ware verlegt. - Zoll gem. Tarif
Nr. 41 d 5 α oder, wenn das T. bedruckt ist, bezw.
bedruckte Fäden enthält, Nr. 41 d 6. Halbtuch wird wie ganz aus Wolle gefertigtes Tuch verzollt.
ein Schmuckstein dritten Ranges von weicher Beschaffenheit, unkristallinisch und undurchsichtig, nur schwach
und etwas wachsig glänzend, aber doch beliebt wegen seiner schönen himmelblauen, mitunter grünblauen Färbung und des
angenehmen Kontrastes halber gern neben Diamanten und Perlen verwendet. Er besteht aus
wasserhaltiger phosphorsaurer
Thonerde und seine Färbung rührt von einem kleinen Gehalt an phosphorsaurem Kupfer und Eisen her.
Das Mineral zeigt keine Spur von Kristallisation, sondern bildet derbe nierenförmige Stücke von sehr verschiedner Größe
und findet sich in Deutschland hier und da, z. B. in Schlesien und im Voigtlande, auf schmalen
Klüften im Kieselschiefer, ist aber hier als Schmuckstein wenig geeignet. Die echten orientalischen T. kommen vielmehr über
Rußland aus Persien, und dort, wie es heißt, aus nur einer Lokalität bei Nischapur im Osten des Landes. Die dortigen Minen
sind Krongut und werden an den Meistbietenden verpachtet. Der Stein war schon im Altertum ein beliebter
Schmuck und kam damals auch aus Ägypten, wo er in einer Ufergegend des Roten Meeres, im Vorgebirge des Sinai, aus festem
Sandsteinfels gebrochen wurde. Die daher rührenden tiefen Höhlen sind noch vorhanden und es ist kürzlich die Wiederaufnahme
der Grubenarbeiten gemeldet worden. Der T. wird stets nur en cabochon geschliffen. -
Ein ebenfalls unter dem Namen T. gehender Stoff, im Ansehen dem echten ähnlich, aber von ganz verschiedner Art und Herkunft
ist als Zahntürkis wohl zu unterscheiden. Es besteht derselbe aus versteinertem Elfenbein (Mammutzähne), und ist ebenfalls
durch eingedrungene Kupfer- oder Eisensalze blaugrün gefärbt. Diese Stücke finden sich am schönsten
auf den Kupfererzlagern Sibiriens, von wo sie in den Handel kommen und auch ihren Preis haben und zu Schmuck verarbeitet
werden, aber viel wohlfeiler sind als echte T. Die Farbe dieser Fossilien ist nicht haltbar, sondern verwandelt sich mit
der Zeit in ein unschönes Grün, zeigt auch bei Kerzenlicht nur einen unreinen blaugrauen Farbenton.
Durch das Mikroskop ist die Knochenstruktur deutlich zu erkennen. - Zoll s. Edelsteine.
Rotgarn ist ein Baumwollgarn, das vermöge eines besondern Färbeprozesses eine schöne feurig rote, höchst
haltbare Farbe erhalten hat. Der Farbstoff ist Krapprot, das aber hier in einem ganz andern Lichte erscheint,
als bei der gewöhnlichen Krappfärberei. Diese Rotgarne konnten früher nur aus dem Orient bezogen werden, weil man den
Färbeprozeß nicht kannte. Im vorigen Jahrhundert gelang es jedoch durch Herbeiziehung orientalischer Färber, das Verfahren
nach dem Abendlande, zunächst nach Frankreich, zu verpflanzen, und seitdem hat der Bezug von Garnen
aus der Türkei aufgehört.
Das Eigentümliche der Färberei besteht in der Hinzunahme fetter Öle, namentlich des Tournantöls (s. d.), womit nebst andern
Befestigungsmitteln, wie Alaun und Galläpfelabsud, die Garne oder Gewebe zur Aufnahme des Farbstoffes präpariert werden
müssen. Sie werden dann im Krappbade ausgefärbt und schließlich, da sie nunmehr braunrot aussehen,
aviviert, d. h. erst mit Seife und Soda und dann mit Zinnsalz behandelt, welches der Farbe einen scharlachroten Schein verleiht.
Die Färbeprozesse sind verwickelter, als bei irgend einer andern Färberei und umfassen mit Inbegriff der mehrfachen Waschungen
und Trocknungen 16-20
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mehr
Operationen, die einen Zeitaufwand von Wochen in Anspruch nahmen. Indes ist es gelungen, den Prozeß wesentlich abzukürzen.
Obschon auch fertige Gewebe in dieser Farbe gewebt werden, so macht doch das Garn den Hauptartikel aus, der in allen Baumwollindustrie
treibenden Ländern erzeugt wird. In Deutschland wird dies Geschäft am stärksten in Elberfeld und Umgegend
betrieben, daher der Artikel auch oft als Elberfelder Garn bezeichnet wird. - Zoll gem. Tarif
Nr. 2
c 3. α bis ε oder Nr. 2
c 4.
(Schörl), ein Mineral, das sich durch die große Zahl seiner Bestandteile, wie auch seine verschiedenartige
Färbung auszeichnet. Es besteht aus Kieselsäure, Thonerde, Kalkerde, Borsäure, Kali, Lithion, Manganoxyd,
Talkerde und gelegentlich noch andern Stoffen, findet sich in verschiednen Felsarten und bildet drei-, sechs- und mehrseitige
säulenförmige Kristalle. Die Färbungen sind schwarz (am häufigsten), wasserhell (Achroit), blau (Indigolith), rot (Siberit),
gelb, grün, braun etc.
Der Stein ist bald durchsichtig, bald nicht, und nur im letztern Falle heißt das Mineral auch Schörl.
Nur die durchsichtigen und gefällig gefärbten kommen als Schmucksteine in Betracht und führen dann die Namen derjenigen
Edelsteine, denen sie ähnlich sehen; so heißt der Indigolith, der sich in Brasilien im Sande von Flüssen findet, brasilianischer
Saphir, der grüne brasilianischer Smaragd, der rote aus Sibirien orientalischer Rubin. Rote Steine finden
sich auch auf Ceylon, in Birma, in den Vereinigten Staaten und in Peru. Die roten und grünen durchsichtigen Steine gelangen
am häufigsten zur Verwendung als Ringsteine und können je nach Größe und Schönheit bedeutende Werte repräsentieren.
Die schwarzen und braunen (häufig in einigen Gegenden Böhmens, Bayerns und Tirols) sind keine Schmucksteine,
haben aber eine physikalische Bedeutung, indem sie wegen ihrer doppelten Lichtbrechung zu den Nicol'schen Prismen der Polarisationsapparate
verwendet werden. Endlich haben alle T. die seltene Eigenschaft, daß sie durch bloßes Erwärmen elektrisch werden, also
leichte Körper abwechselnd anziehen und wieder abstoßen, daher auch ein sonst wertloses Stück immer
noch ein physikalisches Interesse hat. - Zoll s. Edelsteine.
(Radix turpethi), kommt von einem Windengewächs (Convolvulus Turpethum) und hat, wie die zu derselben
Familie gehörende Jalappe und Scammonium, purgierende Wirkung vermöge eines drastischen Harzes.
Die braunen holzigen Wurzeln
kommen aus Persien und scheinen bei uns außer Anwendung gekommen zu sein, haben aber in Süd- und Westeuropa
fortgesetzt Verwendung. - Zollfrei.
(frz. Encre de Chine, engl. China ink, Indian ink, ital. inchiostro de la China), chinesische. Diese schwarze
Wasserfarbe, die in Europa häufig nachgemacht wird, besonders in Nünberg ^[richtig: Nürnberg], aber
das Original doch nicht völlig erreichen soll, bildet in China und Japan seit undenklichen Zeiten die gewöhnliche Schreibtinte
(mit Pinseln aufgetragen) wie auch die Buchdruckfarbe. So viel bekannt ist, besteht dieselbe lediglich aus Ruß und Leim,
in
den feinern Sorten mit etwas Kampfer oder Moschus parfümiert. Der Leim soll ausschließlich von Büffeln
genommen werden.
Zur Bereitung des Rußes dienen nach Angabe Champions fette Öle, tierische Fette, auch Harze und harzige Hölzer. Schweinefett
soll den feinsten Ruß geben. Die Stoffe werden, die flüssigen in Lampen, an der Mündung eines bis 12 oder 15 m langen Ofens
verbrannt. Je weiter von der Mündung, desto feinerer Ruß setzt sich an. Die Feinheit der T. hängt außerdem
sehr von der Sorgfalt ab, mit welcher der Ruß gesiebt und gebeutelt wird. Der Ruß wird in den geschmolzenen Leim so lange
eingetragen, bis eine weiche Paste entsteht, welche stark geknetet und erhitzt, dann mehrere Tage sich
selbst überlassen und schließlich in hölzerne Formen gepreßt oder einfach gerollt wird. In den Formen erhalten die Stücke
die Prägungen, indes der übrige Ausputz durch Auftragen mit Pinseln hergestellt wird.
Die Japanesen bereiten ihre T. in der nämlichen Weise, doch ist die chinesische, wahrscheinlich wegen der sorgsamem Rußbereitung,
weit besser. Übrigens sind die Feinheitsgrade auch bei der chinesischen Ware sehr verschieden. Die feinste
soll einen Stich ins Bräunliche haben; ganz schwarze, bläuliche oder graue gelten für nicht so gut. Beim Anschlagen sollen
die Stücke einen hellen scharfen Ton geben, dumpfklingenden fehlt es an Gleichmäßigkeit der Masse. Umgekehrt wie beim
Ruß ist ferner die beste Sorte auch zugleich die schwerste. Die T. wird sogar durch das Ablagern besser, und sehr alte
steht in China in so hoher Gunst, daß sie sogar ein gewöhnliches Ehrengeschenk der Mandarine an den Kaiser bildet.
Das Wort T. stammt wörtlich aus dem chinesischen, Tu-he = schwarze Erde, welche das Zeichen Mi hat, ursprünglich
aus Schieferschwarz bereitet, das mit Öl angerieben und mit Holzstäbchen geschrieben wurde. Diese Farbe wurde mit der Zeit
aber bröcklich und die Schrift hatte darum keine Dauer. Man lernte die Bereitung der T. aus Holzkohle, Harz- und Ölruß,
doch blieb das Schreiben der chinesischen Wortzeichen mit Holzstäbchen auf Zeuge immerhin sehr umständlich
und mühsam. Da erfand der Erbauer der chinesischen Mauer, General Mung-tian, um 230 v. Chr.
die Verbesserung des koreanischen Pinsels, wodurch der Gebrauch der T. zu chinesischer Schrift ganz allgemein wurde, zumal
als Tsai-lün 123 v. Chr. das Chi (unser Papier) erfunden hatte.
Die ersten und vorzüglichsten Bereiter der T. waren schon mehrere Jahrh. v. Chr.
die Koreaner, welche sogar einen Teil ihres Tributes an China damit bezahlen mußten. Dann lernten auch die Chinesen die Bereitung
und um 600 n. Chr. die Japaner, die längst beide darin übertreffen. Im Laufe der
Zeit wurde die Kunst der Tuschebereitung immer bedeutender und die Ware feiner. 1070 n. Chr.
wurde unter Kaiser Sching-tson die Palasttusche erfunden und jetzt sind außerordentlich viele Abstufungen in der Güte von
der Schultusche an bis zu jener. Diese Abstufungen beruhen fast allein auf der Art des Materials und der Sorgfalt der Behandlung,
sodaß der Ruß von Kiefern-, Fichten- ^[ERGÄNZUNGSSTRICH! (Merckstypisch)]
¶
mehr
Reißig, von den geringeren bis zu den feinsten Ölen und Kampfer aufsteigend, die besseren Qualitäten liefert, die zwei-
bis dreimalige Siebung und Wiederbrennung dem Ruße eine gesteigerte Feinheit erteilt, wie die Zusätze von Aloe, Kampfer, Balsam,
Moschus etc. die Verhinderung der Gärung und den Schutz vor Insekten bewirken.
Die Bereitung erfolgt durch anhaltendes Kneten des mit Hirschhorn- oder gewöhnlichem Leim aus Eselshaut,
Hausenblase und Knochengallerte, mit Honig, der schleimigen Lösung aromatischer Gummisorten, Tragant etc. angeriebenen Rußes
und ist diese Manipulation von großem Einfluß auf die Güte der fertigen T. Wenn die Masse ziemlich steif geworden ist,
dann wird sie in gewisse Formen gedrückt, welche der Qualität der T. vorschriftsmäßig entsprechen,
und dann mit Farben, Silber oder Gold verziert. In neurer Zeit wird schwarze T. auch in Europa fabriziert, doch ist noch keine
den feinern Qualitäten der ostasiatischen gleich gekommen. Im ganzen sind die europäischen Verfahrungsweisen der Bereitung
mit jenen völlig übereinstimmend, nur scheinen die Rohmaterialien in Europa jenen Ostasiens weit nachzustehen.
Unter T. werden fälschlich auch andre Wasserfarben (rot, gelb, blau, grün, violett etc.) verstanden,
welche zumeist mineralischen Ursprungs sind, wie Zinnober, Minium, englisch Rot (Eisenoxyd), Chromblei, Antimongelb, Hell-
und Dunkelocker, Sienaerde, berliner und pariser Blau, Ultramarin, Kobalt (Smarte und Eschel), Grün aus
Gelb und Blau, Violett aus Rot und Blau, Umbra, Grünerde, und die Gemische der Modefarben. Organisch sind Karmin, Safflor, die
Lackfarben oder farbigen Holzextrakte, Indigo, Sepia, Gummigutt etc. Sie werden sämtlich mit Gummitragant oder Dextrin angerieben
und in Formen getrocknet. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.
oderTussahseide ist die naturbraune Seide einer ostindischen Art von Seidenraupe, welche im Artikel Seide auf
S. 516 zur Sprache gebracht ist. In Ostindien daraus gefertigte Gewebe kommen nach England und werden auch in Deutschland
unter dem Namen ostindische Bastseide feilgeboten. - Zoll s. Seide.
Kali (Übermangansaures Kalium, Kaliumhypermanganat, Kali hypermanganicum). Das Mangan bildet mit dem
Sauerstoff noch zwei Verbindungen, die mehr Sauerstoff enthalten, als das Manganhyperoxyd und den Charakter schwacher Säuren
haben; es sind dies die Mangansäure und die Übermangansäure. Wird ein Gemisch von gemahlenem Braunstein (Manganhyperoxyd)
oder auch irgend eine andre Manganverbindung mit einer genügenden Menge Salpeter oder besser mit Ätzkali
und chlorsaurem Kali geglüht, so erhält man eine grüne Masse, die ihre Farbe dem mangansauren Kali (Kali manganicum) verdankt.
Übergießt
man diese Masse mit Wasser, so erhält man eine grüne Lösung, welche sich an der Luft nach und nach rot färbt,
indem das in dieser Lösung enthaltene mangansaure Kali noch mehr Sauerstoff aufnimmt und sich in übermangansaures Kali,
dessen Lösung rot aussieht, verwandelt. Wegen dieser Farbenänderung nannte man das mangansaure Kali früher mineralisches
Chamäleon (chamaeleon minerale); häufig gebraucht man, der Kürze halber, auch jetzt noch den Namen Chamäleon für dieses
Salz.
Das übermangansaure Kali wird schon seit einer Reihe von Jahren fabrikmäßig dargestellt;
man erhält
es in zwei Sorten: rohes, in formlosen, aus undeutlichen Kristallgruppen bestehenden Stücken und, durch mehrmaliges Umkristallisieren,
gereinigtes, in deutlichen Kristallen;
dieselben sind dunkelpurpurfarbig, fast schwarz, einen grünen Metallreflex zeigend;
an der Luft werden sie gewöhnlich dunkelstahlblau;
sie besitzen einen herben metallischen Geschmack
und lösen sich in Wasser mit prächtig dunkelroter Farbe auf.
Die rohe Ware, für technische Zwecke genügend, wird mit 90 Mk.
pro 100 kg verkauft, die gereinigte kristallisierte mit 310 Mk. Das übermangansaure Natron (Natriumhypermanganat)
kommt auch zuweilen in den Handel, wird aber nur als Rohware verkauft und kostet ebenfalls 90 Mk.
pro 100 kg.
Das übermangansaure Kali wird als kräftiges Desinfektionsmittel zu medizinischen Zwecken verwendet, ferner als Bleichmittel
und als braune Beize für Holz. - Übermangansaures Kali und Natron zollfrei.
sind eine besondre Klasse von Maschinen, auf deren Vervollkommnung die größten Gelehrten und
mechanischen Künstler mehrerer Jahrhunderte ihre Kräfte verwendet haben, während ihre Verwohlfeilerung und dadurch mögliche
Verbreitung bis in die untersten Volksschichten das Werk der neueren fabrikmäßigen Industrie ist.
Die alten Uhren waren bei aller Kostspieligkeit sehr mangelhafte Zeitweiser und dienten mehr als Luxusstücke für Reiche.
Sie wurden von einzelnen Uhrmachern einzeln hergestellt, während die heutigen Uhrmacher nur Reparateure
und Händler mit Fabrikartikeln sind. Nur die Großuhrmacherei macht hiervon eine Ausnahme. Im großen Format für Kloster,
Kirchen und Stadthäuser traten die Uhren überhaupt zuerst auf. Unter den am ersten aufgestellten werden die des Straßburger
Münsters (1352) und die in Augsburg (1364) genannt. Ums Jahr 1500 erfand Peter Hele in Nürnberg die
Taschenuhren, anfänglich sehr schwerfällige Maschinen, die 9-1200 Mk. kosteten. Turm- und Stubenuhren blieben lange Zeit
sehr unvollkommene Werke, da sie des besten Gangreglers, des Pendels, entbehrten, der sich erst um 1657 hinzufand. Bis dahin
hatten sie oberhalb einen Schwingbalken oder ein Schwungrad, ähnlich
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den Taschenuhren. Mit Hilfe des Pendels wurde es bald möglich, richtig gehende Gewichtuhren herzustellen, die selbst den
Ansprüchen der Astronomen genügen konnten. Weit schwieriger war die Aufgabe, auch die tragbaren Federuhren so weit zu vervollkommnen,
daß sie im Gange annähernd so richtig würden, wie die Pendeluhren. Dies konnte hauptsächlich nur
erreicht werden durch verbesserte Hemmung (Echappements), der Vorrichtung, welche die Uhr im Gange anhält und wieder ausläßt.
Das übrige Räderwerk bleibt sich im wesentlichen immer gleich. Es sind denn auch eine große Anzahl Hemmungen erdacht worden,
meist schon im vorigen Jahrhundert.
Auch die jetzt gebräuchlichen Cylinder- und Ankeruhren sind nichts Neues, und indem die heutige Fabrikation
sie einführte, hatte sie hauptsächlich nur für wohlfeile Herstellung zu sorgen. Hilfsmaschinen zur leichten und exakten
Herstellung der einzelnen Teile haben dazu wesentlich beigetragen und es sind deren immer mehr und bis in die jüngste Zeit
erfunden worden. Die alten Spindeluhren sind jetzt so gut wie abgethan, obschon sie bereits verbessert
waren durch den sinnreichen Zugregulator, die Schnecke, welche den älteren Werken noch abging.
Die Cylinder- und Ankerhemmung sind um so viel besser, als der Spindelgang, daß sie die Schnecke so ziemlich entbehrlich
machen, obschon zugegeben werden muß, daß sie durch Hinzufügung derselben noch verbessert werden würden.
Das Weglassen dieses Stückes ist aber geboten, wenn es sich um flach gebaute Uhren handelt, und andre als solche will jetzt
Niemand mehr tragen. Die Ankeruhren sind den Cylinderuhren vorzuziehen, aber nur, wenn sie gut sind, in welchem Falle sie
dann auch teuer sein müssen. Wohlfeile Ankeruhren zu kaufen ist äußerst unzweckmäßig. -
Daß die Wanduhren sich bis in die geringsten Wohnungen und fernsten Erdwinkel verbreiten konnten, ist den betriebsamen Bewohnern
des Schwarzwaldes zu danken. Die Versendung sehr wohlfeiler hölzerner U. von dort begann etwa um 1700. Anfangs wurden selbst
die Räderwerke von Holz gemacht, statt dessen jetzt schon lange Messing dient. Überhaupt ist das anstellige
Volk des Schwarzwaldes (badischen und würtembergischen Anteils) in seinem Fache stets rüstig fortgeschritten und bringt
auf den öffentlichen Ausstellungen immer ein reiches Sortiment von Wand-, Stand-, Gewicht- und Federuhren zur Anschauung,
vermehrt noch durch allerlei Spieluhren und Musikwerke. Die Uhrmacherei ist dort noch größtenteils
reine Hausindustrie, von Familien in den kleinen Städten und Dörfern betrieben. Meister, Gesellen, selbst Frauen arbeiten
jede in ihrem speziellen Fache. Der eine schnitzt Gehäuse, der andre macht Räder, ein dritter Zifferblätter, wieder ein
andrer setzt die Werke zusammen etc.
Die Städtchen Triburg und Furtwangen bilden jetzt die Mittelpunkte der Industrie und des Handels mit
U. Alljährlich gehen an 200000 Stück U. aller Art vom Schwarzwald in alle Teile der Welt hinaus, teils auf dem Wege des
Großhandels, teils, wie von jeher, durch die bekannten hausierenden Uhrenmänner. Die schwarzwälder Waren
sind kaum einer
Konkurrenz ausgesetzt, da sie erstaunlich wohlfeil sind. Man kauft schon für 3 Mk.
eine kleine brauchbare Wanduhr, für 18-21 Mk. eine vortreffliche, acht Tage gehende Standuhr. Die
Verpflanzung der Uhrenindustrie nach dem sächsischen Erzgebirge zum Besten der armen Bevölkerung ist nur insoweit gelungen,
daß zu Karlsfeld eine Fabrik besteht, welche jährlich für 15-18000 Mk. Geschäfte
macht. Es werden dort außer Wanduhren und Regulateuren auch Turm-, Stations- und Hofuhren, Zugfederuhren, Metronome und
Fournituren gefertigt. -
In den bürgerlichen Kreisen haben sich an Stelle der gewöhnlichen Gewichtuhren zunehmend Standuhren und neuerdings die
sog. Regulateure eingebürgert, was lediglich Geschmackssache ist, da sie nicht mehr leisten
wie jene und öfter reparaturbedürftig sind. -
Gegenstände der höhern Uhrmacherkunst und nicht der Fabrikation sind die Pendeluhren, welche auf Sternwarten gebraucht
werden und das Möglichste in Richtigkeit des Ganges leisten müssen. Auch die Normaluhren der Uhrmacher können schon dazu
gerechnet werden. Bei solchen Werken findet sich außer andern subtilen Einrichtungen auch immer eine
Kompensation, welche den Einfluß aufhebt, den die Pendelstange dadurch auf den Gang ausüben würde, daß sie in warmer
Temperatur sich verlängert, in kalter sich verkürzt. Diese Kompensationen beruhen auf der ungleichmäßigen Ausdehnung
verschiedner Metalle und bestehen entweder aus einer Kombination von Stahl- und Zinkstäbchen (Rostpendel) oder die Stange
hat eine Röhre mit Quecksilber, das bei zunehmender Temperatur steigt, und damit den Schwerpunkt des Pendels um eben so viel
hebt, als er durch die Verlängerung der Stange gesenkt wird. -
Die größte Menge der U. und den Hauptgegenstand des Handels bilden die Taschenuhren. An der Produktion dieses wichtigen
Artikels beteiligen sich hauptsächlich Deutschland, die Schweiz, Frankreich, England und Amerika, jedes
in seiner besondern Art. Die englischen und amerikanischen U. sind sehr solid und äußerst genau im Gange, aber im Verhältnis
teuer und wenig im Handel des Kontinents anzutreffen; die französischen sind viel leichter gebaut und wollen hauptsächlich
durch Geschmack und Zierlichkeit bestechen, während die Schweizer, sonst den Franzosen ebenbürtig,
doch mehr die Rücksicht auf Wohlfeilheit vorherrschen lassen, die ihnen den großen Markt sichert, und sich bemühen, für
jedes Land den besondern Geschmack der Abnehmer zu treffen.
Die Sitze der schweizer Fabrikation sind in den Kantonen Neuenburg
und Genf.
Die Städte Genf,
La-Chaux-de-Fonds, Locle, St. Imier
kann man fast nicht nennen, ohne an U. zu denken. In Genf
erkennt man sogleich an der durchgängigen Verglasung vieler Häuser
in den obersten Stockwerken, daß dort in dem vollen Lichte Uhrmacherarbeiten betrieben werden. Der erste schweizer Uhrmacher,
ein junger erfinderischer Mann, Richard, wurde es aus sich selbst, nachdem ihm um 1679 als damals viel
bewunderter Neuigkeit eine Nürnberger U. zu Gesicht gekommen war.
¶
mehr
Seine Werkstatt wurde die Mutter aller übrigen. Geschlossene Fabriken mit Prinzipal und Lohnarbeitern gibt es in der Schweiz
außer der großartigen von Patek in Genf
wohl keine weiter; alle Teile und Teilchen werden von selbständigen Arbeitern in ihren
Behausungen, unter Mitwirkung der Familienglieder, hergestellt und eine Hand macht jahraus jahrein das
nämliche Teilstück. Der Unternehmer, der etwa als Fabrikant gelten kann, beschäftigt in der Regel keine Arbeiter im Hause,
sondern kauft die Teile zusammen, um sie zum Ganzen vereinigen zu lasssen ^[richtig: lassen]. Obwohl aus den verschiedensten
Händen bezogen, passen doch alle Teile bis auf leichte Abgleichungsarbeiten genau, da sie alle nach
einer Norm gearbeitet sind. Wohl die subtilsten Arbeiten für die U. sind das Schleifen und Bohren der hirsekorngroßen Rubine
für die Zapfenlöcher, und die Spiralen für die Unruhe.
Man unterscheidet in der schweizer Fabrikation nicht weniger als 54 einzelne Arbeitszweige, die alle zusammengewirkt haben
müssen, ehe eine U. zum Versenden fertig ist. Wegen der geteilten Arbeit wandern daher die unfertigen
Werke beständig in Pappschachteln zwischen den einzelnen Werkstätten hin und her. Die große Ausdehnung und Wichtigkeit
der schweizer Uhrenindustrie läßt sich daran bemessen, daß daselbst schon im Jahre 1856 nicht weniger als 1100000 Stück
U. fertig wurden und die Zahl der darin Beschäftigten sich auf etwa 40000 belief.
Die französische Fabrikation ist weit weniger umfangreich; der Hauptfabrikort für Taschenuhren ist dort Besançon, während
sich Paris hauptsächlich auf die Herstellung von Pendeluhren verlegt. In England hat die Uhrmacherei ihre Sitze in London,
Birmingham und Chester. Als ein Ableger der schweizer Industrie ist die Fabrikation zu Glashütte bei
Dresden zu betrachten. Es werden daselbst nur höhere Qualitäten, namentlich Ankeruhren, gefertigt, die meist ins Ausland
gehen, weil die deutschen Uhrmacher lieber mit schweizer und französischer Ware handeln. Die Uhrenindustrie in Glashütte
hat sich in den letzten Jahren sehr gehoben, auch ist daselbst eine Uhrmacherschule errichtet worden.
Der Wert der daselbst fabrizierten U. beläuft sich auf jährlich circa 350000 Mk. -
Auch werden in Glashütte feine und kunstvolle Maschinen, welche mit der Uhrenfabrikation in naher Beziehung stehen, für
den Handel gefertigt. -
England hat seinen Schwerpunkt in der Fabrikation von Chronometern oder Seeuhren, da es nicht allein
den großen Bedarf seiner eignen Marine zu decken hat, sondern auch die übrigen seefahrenden Nationen und die Sternwarten
andrer Länder ihre Chronometer gern von dort beziehen. In Deutschland, namentlich Hamburg und Altona, werden aber auch gute
derartige U. gebaut. Die Chronometer, sehr große Sekundenuhren, sind keine gewöhnlichen Zeitweiser,
sondern dienen zur Bestimmung der geographischen Länge des Orts in See, wo ein Schiff sich eben befindet, und bedürfen
hierzu eines weit genauern Ganges, als ihn das tägliche Leben benötigt. Sie werden daher in besondern Kunstwerkstätten
angefertigt und vor der Hinausgabe monatelang täglich
geprüft, bald in kalte, bald in heiße Räume
gebracht, der Gang fortwährend mit einer genauen astronomischen U. verglichen und das Ergebnis notiert.
Der Käufer einer solchen U. erhält zugleich ein Attest mit, welches das Verhalten derselben angibt, d. h.
wie viel sie etwa vor- oder nachgeht, denn dieses thut ihrer Brauchbarkeit keinen Eintrag, wenn das Wieviel
bekannt ist. Die U., mit größter Aufmerksamkeit an Bord gebracht, erhält ihren Platz in der Nähe der Schiffsmitte in einem
Verschlag, wo sie in einem gepolsterten Kästchen liegt, das wie ein Kompaß in Doppelringen aufgehangen ist. Dies gilt von
der eigentlichen Schiffsuhr, während von den Offizieren gewöhnlich außerdem noch kleinere Taschenchronometer
geführt werden.
Von der Schiffsuhr wird weiter nichts verlangt, als daß sie unter allen Umständen und Klimaten ihren Gang nicht ändert;
dann kann sie in folgender Art gebraucht werden. Die U. ist beim Auslaufen nach der Zeit einer Hauptstation, also für England
nach Londoner Zeit gestellt. Wird sie immer im Gange erhalten, so ersieht man an ihr zu jeder Zeit, unter
Berücksichtigung der ihr eigentümlichen Abweichung, welche Zeit es eben in London ist. Findet sich bei einer Mittagsaufnahme
auf See, daß die Londoner Zeit z. B. gerade um eine Stunde hinter der örtlichen zurück
ist, so ist man um 1/24 des betreffenden Breitenkreises westlich von London entfernt, und ist die Breite
bekannt oder ermittelt, was natürlich notwendig ist, so kennt man auch den Ort des Schiffs. Diese U. sind jetzt so vervollkommt,
daß man unter Zuhilfenahme von astronomischen Beobachtungen und Tabellen den Schiffsort aufs Genaueste zu bestimmen vermag.
Der Bau der Chronometer zeigt verschiedne Abweichungen von den gewöhnlichen U. Sie haben zwei Federhäuser,
die nach einander alle 24 Stunden aufgezogen werden, eine besondere Hemmung, die speziell sog.
Chronometerhemmung, und eine Kompensation, die in die Unruhe selbst verlegt ist. Diese trägt nämlich keinen geschlossenen
Ring, sondern an einem einfachen Querbalken nur zwei Bogenstücke aus zweierlei Metall und mit Schwungkügelchen
beschwert. Indem sich diese Stücke je nach den Temperatureinflüssen mehr krümmen oder strecken, erhalten sie den gleichmäßigen
Fortgang des Werks. Eine außereuropäische Uhrmacherei gab es früherhin nicht, während jetzt in Nordamerika in großartigen
Etablissements vortreffliche Taschenuhren fabriziert werden. Dagegen ist Asien ein sicherer Kunde für
Europa und auch ein guter, zumal dort allgemein, in China und anderwärts, noch die Sitte herrscht, die Taschenuhren stets
paarweise zu tragen. -
In neurer Zeit hat man der Konstruktion große Aufmerksamkeit geschenkt und eine Anzahl von wichtigen Erfindungen gemacht.
Dahin ist in erster Linie die pneumatische U. zu rechnen, mittels deren es möglich wird durch eine Normaluhr
die verschiednen in einer Stadt auf Plätzen, Häusern, in Kontoren und Wohnungen verteilten U. zu stellen. Auch die Elektrizität
wird als Motor benutzt und werden von Hipp gute elektrische U. geliefert.
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