Samenkern liegt. Die Fruchtschale ist holzig, dünn und zerbrechlich; die Samenfächer enthalten außer den Kernen ein schwarzbraunes,
angenehm sauer und etwas herb schmeckendes Mus, welches den nutzbaren Stoff bildet. Die gangbare und in den Apotheken Deutschlands
allein zulässige Ware kommt aus Ostindien in Fässern von einigen Zentnern Inhalt; sie besteht aus dem
Marke in Vermischung mit Samen, während die Hülsen größtenteils entfernt sind. Gute Ware soll schwarz, nicht fuchsig
aussehen, nicht mit zu viel Samenkernen überladen sein und angenehm sauer schmecken.
Das Tamarindenmus dient als ein kühlendes, gelind abführendes Mittel und wird in den Apotheken für den Gebrauch erst gereinigt,
indem man es mit heißem Wasser anrührt, durch ein feines Sieb reibt und in der Wärme wieder eindickt. Der saure Geschmack
der Drogue rührt hauptsächlich von ihrem Gehalt an
Weinstein her. Die Preise gehen gewöhnlich zwischen 6 und 9 Mk. der
Ztr. Ware andrer Herkunft hat bei uns kaum Bedeutung.
Es gibt nämlich noch levantische oder ägyptische T., in festen Kuchen bis zu ½ kg Gewicht und von sehr unreiner Masse,
und westindische in Fässern eingelegte. Diese letztere Sorte, welche in Frankreich und England offizinelle Verwendung hat,
bildet eine hellbraune, süß und zusammenziehend schmeckende Masse. Man schichtet nämlich in Westindien
die reifen und von den Hülsen befreiten Früchte in Fässer und füllt diese schließlich mit kochendem
Sirup auf; die Masse
ist daher auch viel weicher als die ostindische Ware Die T. haben auch eine technische Verwendung, nämlich als Ingrediens
zu Tabakssaucen. Hierzu benutzt man zum Teil die ägyptische und die süße westindische Ware. T., sowie
das Mus daraus, zollfrei. Tabakssaucen aus T. gem. Tarif im Anh. Nr. 25 u.
(Pulvis taracanae). Unter diesem Namen kommt seit einigen Jahren ein Arzneimittel im Droguenhandel
vor, welches aus den getödteten und gepulverten, namentlich in Rußland sehr verbreiteten Küchenschaben besteht. Diese
schwarzen, auch als
Russen, Schwaben oder Schaben bekannten käferähnlichen
Tiere gehören zu den Geradflüglern
(Orthopteren) und ihr wissenschaftlicher Name ist Blatta orientalis oder auch Periplaneta orientalis. Dieses Pulver soll
sich als ausgezeichnetes Mittel gegen Wassersucht bewährt haben und wird deshalb auch
Antihydropin genannt; diesen Namen
hat man jedoch auch dem neuerdings daraus dargestelltem wirksamem Stoff gegeben. - Zollfrei.
der leichteste baumwollene Kleiderstoff, welcher gazeartig erscheint, aber Leinwandbindung besitzt. Er ist
einfarbig oder weiß, liegt einfach oder doppelt breit und dient meist zu Ballkleidern, doch auch als Material zu Ausputz.
Die grünen Zeuge der Art sind zuweilen mit Arsenfarben gefärbt, welche, als staubige Körper, nur lose
aufsitzen, daher leicht ablassen und gesundheitsschädlich für Trägerin und Schneiderin werden können.
Die Stoffe sind
sehr wohlfeil, vertragen aber nicht das Waschen. - Zoll: gem. Tarif Nr. 2 d 5.
(ErythraeaCentaurium)
eine offizinelle ein-, auch zweijährige Pflanze aus der natürlichen Familie
der Gentianeen, die fast durch ganz Europa auf Wiesen und Triften, an Rainen und im Gebüsch wild wächst.
Sie wird 1½-4½ dcm hoch, hat einen vierkantigen, nach oben verästelten Stengel, gegenüberstehende länglichovale Blätter
und sehr kleine, trichterförmige, dünnröhrige, fünfspaltige, rosenrote, seltener weiße Blüten, die eine flache Trugdolde
bilden.
Das
Kraut wird blühend ohne die stärkern Stengelteile gesammelt und bildet getrocknet die herba centaurii
minoris der Apotheken und Droguenhandlungen. Das
Kraut ist geruchlos, schmeckt aber intensiv und rein bitter. Es wird in Form
von Abkochungen und
Extrakten zu bittern Magenmitteln wie
Enzianwurzel gebraucht; auch soll der bittere Stoff in beiden derselbe
oder nur wenig verschieden sein. Außerdem verwendet man das
Kraut zum Bittermachen von
Likören. - Einschließlich
der nicht alkoholhaltigen
Extraktezollfrei. Alkoholhaltiger
Extrakt daraus gem. Tarif Nr. 5 a.
(spr. Tiek). Der Teakbaum (Tectona grandis) ist Bewohner der hoch und trocken
liegenden Wälder Ostindiens und einer der höchsten Waldbäume, hochgeschätzt wegen seines leichten,
aber sehr festen und elastischen
Holzes, welches das vortrefflichste Material zum Schiffsbau abgibt und zu englischen und
holländischen Schiffen häufig verwendet wird. Da es sich ausgezeichnet im Wasser hält und von Würmern nicht angegangen
wird, benutzt man es überdies zu Wasserbauten jeder Art. Der Baum wächst schnell und gerade und erreicht
in 100 Jahren seine volle
Stärke.
Das
Holz ist hellbraun, ölig, porös und gut zu bearbeiten. An Dauer soll es das
Eichenholz ums Dreifache übertreffen und
man hat Beispiele, daß daraus gebaute Schiffe; sich ein Jahrhundert hindurch gebrauchfähig erhalten haben. Auf Malabar,
in Pegu, Tenasserim und Assam, auf Java und Ceylon ist der geschätzte Baum noch am meisten erhalten,
in den zugänglichern Gegenden indes schon ziemlich gelichtet. Java lieferte noch bis vor kurzem jährlich 50-60000 Stämme.
Übrigens haben die Engländer neuerdings in Australien gewisse Bäume gefunden, welche dem Teakbaum an Brauchbarkeit völlig
gleichkommen sollen. - Zoll: gem. Tarif Nr. 13 c.
(frz. goudron; engl. tar). Diesen Namen führen alle
diejenigen Produkte der trocknen Destillation organischer Körper, welche eine ölige, mehr oder weniger dickflüssige, zähe
Beschaffenheit und eine braune bis schwarze Farbe haben; sie besitzen gewöhnlich auch einen unangenehmen Geruch und mischen
sich nicht mit Wasser. Häufig ist die Gewinnung des Teers Nebensache; er bildet so das Nebenprodukt
bei der Fabrikation von Leuchtgas, Holzesssig ^[richtig:
Holzessig] etc.; zuweilen jedoch wird die Teerdestillation nur zum
Behufe der Teergewinnung ausgeführt und der T. ist dann, wie z. B. beim Schwelen der
Braunkohlen, das Hauptprodukt. Der T. sammelt
sich in den Kühl- und Verdichtungsapparaten an, in welche man die Dämpfe und Gase leitet, die aus den
Öfen oder Retorten entweichen, in denen
¶
mehr
das Material der trocknen Destillation unterworfen wird. Der T. ist keine einheitliche Substanz, sondern ein Gemisch sehr
vieler verschiedner Stoffe, deren Art und Menge in den einzelnen Sorten von T. verschieden ist. Selbst in ein und derselben
Teerart, so z. B. im Steinkohlenteer, kann das Mengenverhältnis der einzelnen Bestandteile
ein sehr schwankendes sein, je nach Qualität der Kohle, die man hierzu verwendete, und nach Art des
Betriebs; ob die Destillation bei hoher oder niedriger Temparatur, schnell oder langsam ausgeführt wurde, alles dies ist
von Einfluß auf die Zusammensetzung des Teers. Man unterscheidet folgende Teersorten im Handel:
1) Holzteer (vegetabilischer Teer; frz. goudron végétal; engl.
vegetable tar); derselbe ist schwarz bis dunkelbraun, schwerer als Wasser, besitzt einen lang anhaltenden durchdringenden
Geruch und scharfen, bittern Geschmack, brennt mit leuchtender, rußender Flamme, und löst sich größtenteils in Alkohol
und Äther. Das spezifische Gewicht des Holzteers ist 1,06 bei 12° R., jedoch schon bei geringer Temperaturerhöhung
wird er spezifisch leichter als Wasser und schwimmt dann auf demselben.
Der Holzteer wird jetzt hauptsächlich als Nebenprodukt bei der Holzessigfabrikation gewonnen, ein Teil auch von denjenigen
Gasanstalten, die noch Holzgas darstellen, während in holzreichen Gegenden derselbe Stoff nach alter Art in Teerschwelereien
gewonnen wird und zwar ebenfalls auf dem Wege der Destillation, wenn auch in roherer Form. Schon bei
der gewöhnlichen Meilerverkohlung läßt sich etwas T. gewinnen, wenn aus dem Innern ein schräg abfallendes Gerinne geführt
und in ein verdecktes Sammelgefäß geleitet wird. Es geschieht dies aber in der Regel nicht, da dabei schon ein Gemäuer
als Basis vorausgesetzt wird. Bei der eigentlichen Teerschwelerei benutzt man gewöhnlich Kienholz, harzige
Wurzeln, Stöcke und Rinden, sodaß die überbleibenden Kohlen von geringer Qualität sind; doch schwelt man nach Gelegenheit
auch andre Sorten Hölzer, und gibt namentlich Buchenholz eine bevorzugte Teersorte.
Die Öfen für alle Teerschwelerei sind gewöhnlich in die Erde versenkt, d. h. sie sind ausgemauerte
Gruben mit einem Vorraum und haben schräge, nach unten sich nähernde Wände und zu unterst eine Rinne, welche nach außen
mündet. Die Brenngrube wird mit dem Kienholz vollgepackt, oben mit einer Decke von Rasen und Erde geschlossen, zu oberst
das Holz angezündet und durch Einstechen von Löchern in die Decke die nötige Luft zugelassen. In dem
Maße, wie der Brand von oben nach unten fortschreitet, treibt die Hitze aus dem Holze die teerigen und öligen Produkte aus,
welche sich nach unten ziehen und durch den Abflußkanal ins Sammelgefäß laufen. Es findet also eine förmliche, abwärts
gehende Destillation statt.
Der zuerst abfließende dünnere und flüssige Stoff sieht bräunlich oder gelblich aus, schwimmt auf Wasser und heißt weißer
T.; er wird meistens verwendet, um daraus Kienöl abzudestillieren, wobei der Rückstand weißes Pech ist. Die mittlere, etwas
dunklere Sorte ist der Rad- oder Wagenteer, der
letzte, dickste, schwarzbraune und am übelsten riechende
schwarzer oder Schiffsteer, zum Teeren des Tauwerks und Kalfatern hölzerner Schiffe. Der Holzteer besteht aus Phenol, Kresol,
Phlorol, Guajacol und ähnlichen Körpern, enthält ferner Brenzcatechin, Cedriret, einige flüssige Kohlenwasserstoffe,
etwas Paraffin und einige stickstoffhaltige, ölige Basen. Eine besondre Art ist der Birkenteer, der in Rußland in großer
Menge erzeugt und zur Herstellung des Juchtenleders verwendet wird.
2) Torfteer (frz. goudron de tourbe; engl. turf-tar);
derselbe gleicht dem aus harzarmen Hölzern gewonnenen Holzteer, z. B. dem Buchenholzteer,
ist aber weniger geschätzt, als der aus harzreichen Hölzern bereitete Holzteer. Man erhält aus gutem Torf 6-9% Teer.
3) Braunkohlen teer (frz. goudron de lignite: engl.
wood coal-tar). Obschon jede Braunkohlensorte T. liefert, so benutzt man doch behufs Paraffingewinnung nur diejenigen Braunkohlen
zum Schwelen, welche reich an Pyropissit (vgl. Paraffin) sind, weil andre Braunkohlen einen T. liefern, der nur wenig Paraffin
enthält. Der Braunkohlenteer ist eine dicke, dunkelbraune, übelriechende Flüssigkeit; er enthält
nur wenig Kresol, Phenol u. dgl., dagegen hauptsächlich
Paraffin und andre flüssige Kohlenwasserstoffe der verschiedensten Art. Die leichter flüchigen ^[richtig: flüchtigen]
der letzteren werden unter dem Namen Photogen, die schwerer flüchtigen als Solaröl verkauft. Der Rückstand von der Destillation
des Braunkohlenteers ist der Braunkohlenasphalt oder das Braunkohlenteerpech. Die Ausbeute an Braunkohlenteer
ist sehr verschieden und schwankt zwischen 6 und 25%.
4) Der Steinkohlenteer (frz. goudron d'houille; engl.
coal-tar oder gas-tar); derselbe wird in bedeutenden Mengen bei der Erzeugung von Leuchtgas aus Steinkohlen als Nebenprodukt
gewonnen und ist eine äußerst wichtige Ware, welche eine Menge wertvoller Bestandteile enthält, die man daraus
abscheidet. Steinkohlenteer ist eine dicke, schwarze, klebrige, stark betäubend riechende Flüssigkeit, schwerer als Wasser,
mit diesem nicht mischbar.
Die wichtigsten im Steinkohlenteer enthaltenen Bestandteile sind: Benzol, Toluol, Xylol, Cumol, Cymol etc.;
endlich Naphtalin, Anthracen, Chrysen, Diphenyl, Fluoren, Phenanthren,
Fluoranthren, Pyren etc. Der bei der Destillation des Steinkohlenteers behufs
Gewinnung obiger Substanzen bleibende Rückstand erstarrt beim Erkalten zu einer harten, schwarzen Masse von muscheligem
Bruche;
es ist dies das Steinkohlenteerpech oder der Steinkohlenasphalt;
das Material zur Herstellung von Dachpappen und
Asphaltfußböden.
5) Animalischer Teer (tierischer Teer, Franzosenöl, Teeröl); man gewinnt ihn gewöhnlich durch
trockne Destillation von Knochen, derselbe heißt daher auch Knochenöl, Hirschhornöl (oleum animale empyreamaticum, oleum
cornu cervi foetidum) und ist eine äußerst übelriechende, dunkelbraune, ölige Flüssigkeit, welche eine große Menge
stickstoffhaltiger organischer Basen und
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mehr
Kohlenwasserstoffe enthält. Die daraus durch Rektifikation erhaltenen leichter flüchtigen Teile bilden eine gelbliche,
an der Luft sich dunkler färbende Flüssigkeit, welche früher unter dem Namen Dippel's Öl (oleum animale Dippelii) medizinisch
verwendet wurde. -
Die Einfuhr von rohem Tieröl und Dippelöl in das Deutsche Reich betrug 1881 22100 kg, die Ausfuhr 6400 kg;
dagegen belief sich die Einfuhr aller andern Teerarten in demselben Jahre auf 24156000 kg, die Ausfuhr auf 11404000
kg. -
(lat. Terebinthina; frz. térébinthine; engl.
turpentine); diesen Namen führen die dickflüssigen Harzausflüsse der Nadelbäume im frischem, durch Lufteinwirkung noch
nicht verändertem Zustande. Sie sind dann Gemische von Harz und ätherischem Öl und gehören somit zu den Balsamen; beim Austrocknen
an der Luft gehen die flüchtigen Bestandteile allmählich fort und es bleibt nur Harz (vgl. Fichtenharz)
übrig. Die Harzbäume sammeln diese natürlichen Ausscheidungen je nach der Art entweder zwischen Holz und Rinde oder in
Hohlräumen an, die durch die ganze Holzmasse des Stammes zerstreut sind, und es modifiziert sich hiernach die Art des Einsammelns.
In die Bäume, bei denen der T. nahe unter der Rinde getroffen wird und zum Teil dieselbe beulenartig
auftreibt, auch nicht selten durchbricht und freiwillig fließt, macht man mit Handbeilen rinnenartige senkrechte Einschnitte,
indem man schmale Streifen der Rinde bis aufs Holz wegnimmt. Die hier ausfließende Masse sammelt sich am Fuße der
Bäume in angelegten Vertiefungen oder untergestellten Gefäßen. In Fällen, wo die Harzgänge tiefer im ältern Holz liegen,
wie beim Lärchenbaum und der Vogesentanne, bringt man Bohrlöcher in den Stämmen an, die entweder mit Holzpfropfen geschlossen
und zeitweilig geöffnet werden, um den T. abzulassen, oder in welche man kleine Rinnen einfügt, welche
denselben in angehangene Gefäße leiten. Das Anhauen oder Anbohren der Harzbäume wird gewöhnlich im Frühjahr vorgenommen
und das Ausfließen geht dann bis in den Herbst fort.
Bäume, die am meisten der Sonne ausgesetzt sind und recht dicke Rinde haben, geben am reichlichsten T. Die gesammelten,
oft durch Erde oder Sand, Nadeln, Rindenstückchen verunreinigten Massen werden durch Schmelzen bei gelindem
Feuer flüssig gemacht, durch grobe Tücher oder eine Strohschicht geseiht und auf Fässer gefüllt. In den Vereinigten Staaten
von Nordamerika verfährt man mit dem Reinigen etwas anders, indem man die Masse in Fässern mit durchlöchertem Boden der
Sonnenwärme aussetzt, wo dann das Reine von selbst abtropft. Auch in Frankreich reinigt man zum Teil
so, und es geht der so gewonnene T. als beste Sorte unter der Bezeichnung au soleil, ist aber nicht immer zu haben. -
Die Terpentine sind honigdicke, sehr zähflüssige Massen, die auf einer geneigten Fläche
sich sehr
langsam fortbewegen. Obschon im allgemeinen von gleicher Beschaffenheit, weichen sie doch einigermaßen in Konsistenz, Färbung,
Geruch und Prozentgehalt an flüchtigem Öl von einander ab. Die Handelssorten werden nach den Ursprungsländern unterschieden.
Der gewöhnliche, gemeine, österreichische oder sog. deutsche T. (Terebinthina communis) kommt
hauptsächlich von der Kiefer (Pinus sylvestris), seltener von der Weiß- und Rottanne, ist von zäher,
etwas körniger Konsistenz, geblichweiß ^[richtig: gelblichweiß], trübe, stark harzig riechend und bitterlich gewürzhaft
schmeckend.
Französischer T. ist hauptsächlich das Produkt der Seestrandkiefern (Pinus maritima und P. Pinaster), die in verschiednen
Gegenden Südfrankreichs Wälder bilden, namentlich in dem zwischen Bordeaux und Bayonne liegenden Landstriche.
Diese Ware ist dünnflüssiger und feiner, angenehmer riechend und teurer als die gewöhnliche. Man unterscheidet sie im
Handel auch als T. von Bordeaux.
Amerikanischer T., in den Vereinigten Staaten von verschiednen Pinusarten gewonnen, unterscheidet sich vom gewöhnlichen
nicht wesentlich, fällt daher in dieselbe Sorte und wird gewöhnlich nicht besonders aufgeführt. Die
beste Sorte dieser Warengattung, doppelt so teuer als die gewöhnliche, bildet der venetianische T., (Terebinthina veneta)
der dem Lärchenbaum abgezapft wird. Man gewinnt ihn hauptsächlich in Tirol, Kärnten, Steiermark und weiter östlich bis
nach Ungarn. Er ist dickflüssig, klebrig, durchsichtig und nur wenig gelblich gefärbt, stark fadenziehend, harzig gewürzhaft
und etwas zitronenartig riechend. Es kommt im Handel neben der hellen Ware auch dunkler gefärbte vor, welche deshalb nicht
für geringer gilt, sondern ihre Abnehmer findet für Zwecke, wo sie hinpaßt.
In Frankreich gibt es besonders in der Provence ebenfalls Lärchenwälder, welche echten venetianischen T. liefern. In den
englischen Handlungen kommt aber auch viel unechter, nordamerikanischer vor, der wahrscheinlich von irgend
einer andern Art Nadelbäume stammt. Dagegen liefert Nordamerika auch die feinste aller Terpentinarten, den Kanadabalsam;
er stammt von Abies balsamea. Andre hierher gehörige Produkte, wie der cyprische T. von Pistacia terebinthus, der ungarische
oder karparthische Balsam von der Zirbelkiefer, sind keine gangbaren Artikel mehr. -
Die Terpentine haben ihre hauptsächliche Bedeutung als Zusatz zu Harzen, um sie weicher und geschmeidiger zu machen. Man
verwendet sie daher als Zusatz für Siegellacke, Harzfirnisse, Lacke, Kitte, Ätzgründe u. dgl. Die feinern
Sorten dienen in den Apotheken zu Pflastern und Salben. Ferner ist T. das Rohmaterial zur Darstellung
des Terpentinöls und des dabei entstehenden Nebenprodukts Kolophonium. - Zollfrei.
(Terpentingeist, lat. oleum terebinthinae, frz.
essence de térébinthine; engl. turpentine-oil), ein bedeutender Handels- und Verbrauchsartikel,
wird aus Terpentin abdestilliert und bildet im gereinigten Zustande eine wasserhelle, leichte und leichtflüchtige, stark
riechende
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und brennend schmeckende, mit großer rußender Flamme brennende Flüssigkeit, unlöslich im Wasser. Es ist ein sauerstofffreies
ätherisches Öl (Kohlenwasserstoff) von 0,86-0,89 spezif. Gew., das, wenn es frei von harzigen Stoffen
ist, beim Erwärmen an der Luft ohne Rückstand verdunstet. Bei gewöhnlicher Temperatur in flachen Gefäßen der Luft ausgesetzt,
verdunstet nur ein Teil davon, indes der Rest durch Sauerstoffaufnahme sich verändert, zähe wird (Dicköl
der Porzellanmaler) und endlich zu einem harten, durchsichtigen Firnis eintrocknet. Dieses Verhalten macht das Öl hauptsächlich
so wertvoll als Bindemittel für Farben.
Gewonnen wird das Öl, indem man Terpentin und Wasser in eiserne Blasen bringt und diese beheizt. Es gehen
Wasser- und Öldämpfe über, die sich in der Vorlage zu Flüssigkeit verdichten; bei ruhigem Stehen trennt sich diese in
zwei Schichten, sodaß das Öl die Oberschicht bildet. Die früher übliche Destillation des bloßen Terpentins ohne Wasser
scheint wenig mehr vorzukommen. Man erhält dabei ein Destillat, das flüchtiger und stechender als das
gewöhnliche und mehr gefärbt ist, und auch der Rückstand ist dunkler.
Der Rückstand von der gewöhnlichen Bereitung heißt gekochter Terpentin (terebinthina cocta), und nachdem dieser für sich
nochmals in gelinder Wärme so lange geschmolzen worden, bis aller Wassergehalt ausgetrieben ist, bildet er das Kolophonium.
Das Öl von der ersten Destillation ist immer noch mit harzartigen Stoffen und etwas freier Säure (Ameisensäure)
verunreinigt, sieht gelb aus und ist nicht für alle Zwecke brauchbar. Um es rein und farblos zu erhalten, rektifiziert man
es durch nochmalige gelinde Destillation mit Wasser unter Zusatz von etwas Kalk, der die Säure bindet.
-
Das Öl löst die meisten Harze, auch Kautschuk, Schwefel und Phosphor, läßt sich mit Alkohol, Äther, Chloroform, Schwefelkohlenstoff,
fetten und ätherischen Ölen und Firnis mischen und wird daher in großer Ausdehnung verwendet zur Bereitung von Lacken, zum
Verdünnen von Ölfarben, als Mittel zum Ausmachen von Flecken, die von fettigen Substanzen herrühren.
Sehr häufig wird es auch benutzt zum Verfälschen andrer, teurer ätherischer Öle. In neuerer Zeit benutzt man das Öl auch
als ein gutes Bleichmittel für solche Stoffe, die nicht mit Chlorkalk gebleicht werden dürfen, wie z. B. Elfenbein. Die Bleichkraft
beruht auf dem Vermögen des Öls, eine große Menge Sauerstoff aus der Luft aufzunehmen, diesen zu ozonisieren
und an die zu bleichenden Stoffe abzugeben, welche, damit benetzt, dem Lichte ausgesetzt werden. -
Medizinisch wird das T. verwendet zu reizenden und zerteilenden Einreibungen, auch zuweilen tropfenweise innerlich verordnet.
-
Das T. ist ein viel bedeutenderer Handelsartikel, als der Terpentin. Im Handel kommen vor: deutsches,
französisches und amerikanisches. Eigentlich wird in Deutschland nur noch wenig von dieser Ware erzeugt, am meisten noch
in Österreich. Die deutsche Firma deckt aber auch alles, was aus Südrußland, Polen, Galizien kommt, und das ist nicht
wenig. Die stärkste Zufuhr kommt aber aus Nordamerika teils direkt, teils über England. Die Einfuhr
nach Deutschland hat
sich seit Aufhören des Bürgerkrieges bis auf etwa 1½ Mill. Gallons im Jahre gesteigert. Die Preise
wurden dadurch so gedrückt, daß die Eigentümer der französischen Fichtenwälder nicht mehr auf die Kosten kommen konnten
und die Fabrikation meist einstellen mußten, wodurch jedoch ihr Geschäft mit Terpentin, der als gute
Ware immer gesucht und dem übrigen vorgezogen wird, nur wenig berührt wurde.
Besondere, weniger häufig vorkommende Sorten von T. sind das Kienöl oder Templinöl, welches in der Schweiz durch Destillation
der Zweige, Zapfen und des Holzes verschiedner Nadelbäume gewonnen wird, das Latschenöl oder Krummholzöl
aus den Zapfen und jungen Spitzen von Pinus Pumilio, und endlich das Tannenzapfenöl und Fichtennadelöl. Künstliches T. hat
man dasjenige Destillationsprodukt aus Petroleum genannt, welches bei 120-150° C. übergeht. Es ist nicht geeignet das eigentliche
Öl zu ersetzen, da es Harze wie Kopal, Dammar u. a. nicht löst, und kann daher nur etwa als Verdünnungsmittel
für Ölfarben dienen. Außerdem gebraucht man es zum Waschen der Buchdruckformen. Als Brennstoff ist es zu leicht entzündlich,
um als Fleckwasser gebraucht werden zu können, zu wenig flüchtig. - T. und Kolophoniumzollfrei. Künstliches T., siehe
Petroleum.
heißen aus gewöhnlichem, doch fein bearbeitetem, Thon gebrannte unglasierte Arbeiten von künstlerischer
Ausführung, die nicht zu gewöhnlichem Gebrauch, sondern nur zur Ornamentierung von Gebäuden, Gärten etc.
dienen. Es gibt noch viele dergleichen Stücke aus der römischen und vorrömischen Zeit (etrurische Vasen), und auch
im 15. und 16. Jahrhundert stand dieser Zweig der Kunstindustrie sehr in Blüte.
In neurer Zeit hat man sich demselben wieder mit einer gewissen Vorliebe zugewendet und die Produkte finden nicht nur als
Bauverzierungen häufig Verwendung, sondern es werden auch selbständige
[* 4]
Figuren und ganze Gruppen,
bis zu lebensgroßen Statuen und Tierstücken, große Vasen, Kandelaber u.
dergl. hergestellt; solche Werke pflegen jetzt auf Industrieausstellungen als auffällige
Schaustücke die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Farbe solcher Arbeiten ist, je nachdem der Thon sich brennt, dunkler
oder heller braun, oder bloß gelblich und auch ganz weiß. Übrigens geben die Fabriken nach Muster
den Bauornamenten jede beliebige Steinfarbe.
Als Anstalten, von denen ausgezeichnete Arbeiten geliefert werden, sind bekannt die Feilner'sche Fabrik in Berlin, March
in Charlottenburg, die Splauer Thonwerke, die Vienenburger Baugesellschaft, Villeroi und Boch
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mehr
in Wallerfangen und Mettlach, die königliche Porzellanfabrik zu Nymphenburg bei München u. a.
Vergl. Thonwaren. - Zoll: Bauornamente, als Kapitäle, Friese, Reliefs u. dergl., Nr. 38 b
des Tarifs. Andre Terrakottawaren, auch bemalte, lackierte, vergoldete etc., Nr. 38
c 1. Dergleichen
in Verbindung mit Holz, unedlen Metallen u. dergl., Nr. 38
c 2.
getrocknete Blätter von mancherlei Pflanzen, besonders aber die des Theestrauchs, Thea Kaempf, Familie Terestremiaceen,
immergrüne Sträucher oder kleine Bäume in China und Japan und von dort aus auch nach Java, Indien und Amerika verpflanzt;
engl. Tea, frz. thé, holl. theeboom
und thee, der Thee, ital. te. Die Blätter des chinesischen T. sind glänzend,
kahl, lederartig, die Blüten weiß oder rosenrot, die Kapseln dreifächrig und dreisamig, die Samen braun, glänzend, kirschkerngroß.
Der Strauch wird bis 10 m hoch, aber meist nur bis 3 m hoch gehalten. Man baut viele Varietäten, T. viridisL., mit langen,
breitlanzettligen Blättern, T. BoheaL., mit kurzen, verkehrt eiförmigen, T. stricta Hayne mit schmalen,
T. assamica Lindl, in Assam, mit breiten, seidenartig glänzenden Blättern, weißlich als „Theeblüten“, am höchsten
werdend und als Stammpflanze betrachtet.
Der Anbau geht jetzt bis zum 40° n. Br., in China aber hauptsächlich nur zwischen 25° und 31° n. Br.
und zwar in Berg- und Hügelland, an sonnigen Stellen; man baut in vollkommenen Hainen oder in Reihenkultur zwischen Feldern
und selbst auf den Dämmen der Reisfelder, auch in einer Art Baumfelderwirtschaft, d. h. im
Wechsel mit andern Pflanzen, meist in Gärten und im kleinen, auf leicht sandigem, aber fruchtbarem Boden und
zwar durch Pflänzlinge, welche aus Samen gezogen, in Abständen von 1,25 m gepflanzt und im dritten Jahre auf etwa 60 cm
gestutzt werden. Man hält die Sträucher beständig unter dem Schnitt in gewünschter Höhe, 1-3 m, lockert die Erde ringsum
häufig, beseitigt stets alles Unkraut und düngt mit Ölkuchen u. dergl. Dungmitteln, aber nur mäßig.
Im siebenten Jahre werden alle Schößlinge zu neuem Stockausschlag abgeschnitten, durch welchen dann sehr zarte Blätter
getrieben werden.
Die Ernte innerhalb der Hauptbenutzungszeit ist eine mehrmalige, vier- bis fünfmal;
im Februar und März, aber nur in wärmeren
Lagen, erntet man die sog. Theeblüten, d. h.
die glänzenden Blättchen kurz nach der Entwicklung aus den Knospen;
die dann immer wieder sich entwickelnden Blätter werden,
vom April an, in Perioden von 1½ Monat bis zum September und selbst Oktober gepflückt;
die ersten Ernten sind die besten;
nach jeder Ernte wird gehackt, gejätet und zum Teil auch gedüngt.
Erntezeit, Anbauverfahren, Lage und
Boden bedingen die Verschiedenheit der zahlreichen Sorten.
Bereitung: Nach dem Verfahren zum Trocknen gibt es zwei Hauptgruppen: grünen und schwarzen Thee, letzterer die Hauptausfuhrware.
Die Pflanzer selbst verkaufen die nur oberflächlich getrockneten, lufttrocknen und gerollten, Blätter an die eigentlichen
Theekäufer, Agenten, welche die Theedistrikte bereisen und die halbfertige Ware nach den
Handelsplätzen
zur Herstellung der Marktware und diese dann, soweit für das Ausland bestimmt, nach den Ausfuhrplätzen bringen.
Das Sortieren und Mischen der Sorten, die Verpackung und Stempelung mit Ursprungs- und Qualitätsstempel geschieht meist
hier. -
Die Methoden zur Herstellung fertiger Marktwaren sind sehr verschieden; die Hauptsache ist ein mehr oder
minder rasches Röstverfahren auf eisernen Pfannen oder in eisernen Kesseln, mit oder ohne vorheriges Erweichen in Wasserdämpfen,
unter fortwährendem Mischen und Umrühren mit Stäbchen oder auch mit den Händen in drei- bis viermaligem Wechsel mit Auslegen
an der Luft auf Tafeln unter jedesmaligem Bearbeiten, Kneten, Auseinandernehmen, bis der vollkommene
Trockenzustand erreicht ist. Je nach Liebhaberei und Geschmacksrichtung der Konsumenten wird dabei der T. auch noch parfümiert
mit aromatisch riechenden Blüten, z. B. von Orangen, Jasmin, u. dgl.
Der nur, oder hauptsächlich, durch Feuer, also rasch getrocknete T., welcher jedoch ebenfalls mehrmals aus den Kesseln genommen
wird, um auszudünsten, gibt den grünen T. des Handels, von welchem man früher glaubte, daß er von
Kupferplatten die Farbe habe; der schwarze T. entsteht dadurch, daß die schwach erhitzten Blätter 2-3 Tage einem Verrottungsprozeß,
ähnlich dem Gras bei der Braunheubereitung oder dem Flachs an der Luft, unterliegen und sich dabei schwärzen
unter bedeutender Erhitzung, welche beim geeigneten Zeitpunkt unterbrochen wird, worauf die Blätter wieder in die heißen
Kessel kommen.
Bei dieser natürlichen Verrottung gehen von den wirksamen Bestandteilen einige Prozentteile verloren und wird deshalb der
schwarze T. minder wirksam, aber auch milder und angenehmer, der Aufguß davon dunkler als der von grünem
T. Nach vollendetem Rösten werden die Blätter durch Maschinen gesiebt und sortiert und dann wieder mit den Händen marktfähig
gemacht; für Innerasien fertigt man den Backstein- oder Ziegelthee, aus Blättern, Stengeln und Abfall, in Ziegelform mit
Schaf- und Ochsenblut geknetet und mit Milch und Hammelfett zum Genuß gekocht, eine Ware, welche auch
als Scheidemünze dortselbst Verwendung findet. -
Bestandteile. Die wirksamen Teile im T. sind
a) das Kaffeïn oder Theïn, von 0,8-6,2%, in den meisten Handelssorten für Europa durchschnittlich 2%, der Bestandteil,
welcher die Feinheitsgrade des Wertes nicht bedingt; am reichsten daran sind die besseren schwarzen und die
geringeren grünen Sorten.
b) Gerbsäure, am meisten im grünen T., bis 18%, im schwarzen nur 10 bis 11½%;
c) ätherisches Öl, gelb, abscheidbar, das Arom bedingend und narkotisch wirkend (betäubend), je nach Behandlung verschieden,
von ½-1%.
d) Pflanzensäuren: Bohea-, Gallus-, Oxalsäure etc.
e) Eiweißstoffe, wahrscheinlich Legumin.
f) Aschenbestandteile, besonders Kali, Phosphorsäure, Kalk, Magnesia, etc., teils löslich (Kali) im Wasser,
teils nicht. Der Theeaufguß enthält bis zu 45% der löslichen Stoffe überhaupt.
Wirkung.
¶
mehr
Der T. ist nicht direktes Nahrungsmittel, wirkt aber außerordentlich belebend und erregend auf Nerven und Gehirn, erwärmend,
ohne zu erhitzen, Wohlbehagen erweckend, das Denkvermögen steigernd, im Übermaß aber aufregend und Schlaflosigkeit bedingend,
abspannend nach vorhergehendem Zittern, selbst Krämpfe veranlassend, besonders wenn T. gekocht und nicht überbrüht wird.
Das rätliche Maß zum Genuß ist ein Kaffeelöffel von gutem T. für eine Person zu mehreren Tassen.
In China und Japan wird T. ohne jede Zuthat, aber auch mit Salz, Milch, Butter, Mehl, Betel, Soda und Gewürzen genossen; echte
Feinschmecker verschmähen die Zuthat, gewöhnlich aber nimmt man Zucker dazu, in Deutschland meistens auch
Milch oder Sahne, vielfach Vanille oder Zimt, bei kaltem Wetter Rum etc. In Holland kocht man schon gebrauchte Theeblätter mit
Milch zum Getränk für Kinder; nach dem Gebrauch bilden die feuchten Blätter das beste Mittel zum Reinigen der Teppiche.
Statistisches. Der T., dessen Gebrauch in China uralt ist, wird in Japan seit dem neunten Jahrhundert,
in Ostindien und Java seit 1825, in Brasilien seit 1812, in Südamerika seit 1848, in Kalifornien seit 1878 gebaut; er verbreitete
sich als Getränk in Europa von 1680 an, allgemeiner aber erst in unserm Jahrhundert. Rußland erhielt ihn auf dem Landweg
für den Zaren schon 1638 und bezieht heute noch zum Teil mit die besten Sorten als sog.
Karawanenthee auf diesem Wege, die Hauptmenge aber auch zur See;
1820 war die gesamte asiatische Ausfuhr nur 16 Mill. kg, 1872 schon 108 (78 Mill. nach Europa) aus China allein, bis 8 Mill.
aus Japan, 9 Mill. aus Ostindien, und etwa 125 Mill. kg im ganzen aus den theebauenden Ländern. Den
Verbrauch in diesen kennt man nicht, in England schätzte man ihn für China allein zu 1000 Mill. kg. Für 1878 rechnet man
auf China 114,8, auf Japan 9,7, auf Ostindien 13,2 Mill. kg Ausfuhr und auf den Verbrauch außerhalb
Asiens 145 Mill. kg.
Im Verbrauch stehen obenan England, pro Kopf 2,34 kg, 695568 m. Ztr.
oder 68,82% des Verbrauchs, dann die Ver.-Staaten von Nordamerika, 0,654 kg, 198628 m. Ztr.,
19,88%, die Niederlande, 0,548 kg, 16538 m. Ztr., 1,63%, Dänemark 0,245
kg, 2617 m. Ztr., 0,25%, Rußland 0,222 kg, 84520 m.
Ztr., 8,34%. Die übrigen Staaten verbrauchen alle unter 0,2 kg pro Kopf; auf Deutschland kamen
nur etwa 8607 m. Ztr. oder 0,03 kg pro Kopf, auf Italien nur 172 m.
Ztr. (0,0001 kg pro Kopf); den Suezkanal passierten 1878 für 365,5 Mill. Mk.
oder 73,1 Mill. kg T. Hamburgs Einfuhr war 1877 zus. 1,25 Mill. kg.,
wovon 1,471 Mill. kg. in das Reichsgebiet kamen.
Handelsplätze. In China wird für die Ausfuhr der grüne T. besonders in den Provinzen Kiangnan, Kiangsi und Chekiang, der
schwarze in Fokien und Kanton gebaut. Der Ausfuhrplatz ist besonders Kanton und der Handel größtenteils
in Händen der Engländer, welche den T. auf den besten Schnellseglern verfrachten. Holland führt für eigne Rechnung, Frankreich
nur wenig aus, Rußland über Kiachta und Nishnij Nowgorod, bzw. Königsberg. Japan liefert den T. über
Yokohama, Nangasaki,
Hiogo und Osaka, hauptsächlich nach Amerika und Holland, neuerdings auch direkt nach Deutschland, welches
die Hauptmenge von England bezieht, dann von Holland und Rußland, aber neuerdings mehr direkt einführt. Java und Madura
versenden zumeist nach Holland.
Ostindien - Assamthee, baut den T. in den Distrikten von Dakka und Dandschiling in Bengalen, auf den Neilgherrybergen, in
Birma und in den Nordwestprovinzen; er wird als „zu heiß“ mit schwächern Sorten gemischt, ist aber
wohlschmeckender als Javathee. Amerikanischer T. kommt nicht nach Europa. Im Jahre 1877 gehörten von 62 Schiffen, welche
nur T. führten und den Suezkanal passierten, 54 England, 5 Deutschland, 2 Rußland, 1 Holland. Theeauktionen gibt es in
England und Holland, auch in Hamburg. -
Sorten. Der T. wird in sehr großer Zahl von Sorten zu Markt gebracht und zwischen diesen gibt es sehr bedeutende Preisunterschiede.
China soll 7-8 Klassen und bis 57 Sorten haben. Die feinste Frühjahrsware - grün als Pekko, schwarz als Perlthee („Milchhaar“)
- kommt kaum zur Ausfuhr; Pekko und Pekon kommen aber auch in den spätern Ernten als schwarzer
T. und besonders als solcher vor und in bester Qualität als Blütenpekko - Flowery P., in geringerer als Orangepekko. Der
P. ist schwarzbraun, zart, an der Spitze (Blüte) weißfilzig und gibt hellgoldgelben Aufguß; feinste Blüten kosten bis 18 Mk.
pro kg in deutschen Handlungen, minder feine bis 12 Mk.
Concho oder Kongon (T., auf welchen Arbeit verwendet wurde), mit kurzen, dünnen, schwärzlichgrünen Blättern, Aufguß
hell, angenehm riechend, der Hauptteil der englischen Einfuhr, kommt auf 6 Mk., in Mischung
mit andern Sorten auch bis 12 Mk. und höher, gewöhnlicher mit Grus 5 Mk.
Kapern C, Kapernthee, ist die geringste Sorte des schwarzen T., Pouchong, breit, lang, stark gedreht mit viel Blattstielen,
gibt grünlichgelben Aufguß mit ambraartigem Geruch.
Souchong, bräunlich, ins Violette spielend, mit Melonengeruch, gibt sehr klaren, duftigen Aufguß von etwas süßlichen
Geschmack. Dahin gehört der sog. Karawanenthee (jetzt nur noch selten,
da der Seetransport vorgezogen wird), in russischer Originalverpackung zu 10 Mk., feinere Sorten
zu 15 Mk., kräftig und aromatisch; Souchong sonst zu 5, 6, 8 und 10 Mk.,
Souchong Pekko zu 10 Mk., Congo Souchong bis zu 12 Mk.
Der feinste schwarze T., Moning, kostet bis 16 Mk., extra feine Londoner Mischung
bis 13 und 14 Mk., fein feinster, Cay sow, 11-12 Mk. Schwarzer Grus-, Staubthee,
Congo, Souchong und Pekkoblüten, kostet bis 5 Mk., die Theesorten der Anglo Continental T. Assoziation
in London gehen in drei Nummern zu 8, 12-9 und 7 Mk.
Vom grünen T. ist die feinste Sorte Hyson, Hayson oder Haysan, 9 Mk. und höher,
das feinste daraus, die zartesten Blättchen, Junghaysan, die geringsten Haysanskin, durch Schwingen ausgesondert, gehen
hauptsächtlich ^[richtig: hauptsächlich] nach Amerika. Auslese ist der Kaiserthee, Imperial, engl.
Gunpowder, Schießpulver, fein, zart, zu Körnchen geformt,
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