aus dem Auslande bezogen werden müssen. In Deutschland wurden im Jahre 1881 eingeführt: 9093200 kg kalcinierte S. (13%
Tara) und 14568500 kg rohe und kristallisierte S. (10% Tara). Die Ausfuhr belief sich in demselben Jahre auf 2783500
kg kalcinierte und 3735100 kg kristallisierte und Rohsoda. -
Die S. kann noch einmal so viel Kohlensäure aufnehmen als sie schon hat, und diese zweite Portion Säure
läßt sich dem
Salz leicht einverleiben, indem man dasselbe eine Zeitlang mit Kohlensäuregas in Berührung läßt, bis eine
Probe die völlige Sättigung anzeigt. Man hat nun das doppelt oder zweifach kohlensaure Natron (Natriumbikarbonat, Natrum
bicarbonicum), eine bekannte Substanz durch ihren häufigen Gebrauch zur Herstellung von Brausepulvern,
Magenpastillen u. dgl. Das populäre Bullrich's
Salz ist nichts andres als gewöhnliches doppeltkohlensaures Natron mit Glauber- und Kochsalzgehalt.
Das Plus von Kohlensäure hat die stark laugenhaft schmeckende S. zu einem milden, nur noch wenig alkalisch schmeckenden
Stoffe gemacht. Die Fabrikation dieses Artikels geht ebenfalls sehr ins Große. Man breitet dabei die
S. in Kammern auf Horden aus, die mit Leinen überspannt sind, und leitet einem Strom Kohlensäure hinein. Die Bindung derselben
mit dem
Salz geht sehr energisch von statten, die Masse erwärmt sich, wird sehr feucht und läßt Flüssigkeit abtropfen,
da die kristallisierte S. hierbei 9/10 ihres Wassergehalts fahren läßt. Das Wasser nimmt aber
Salz in Lösung mit und das
Abfließende ist daher eine brauchbare Sodalauge. Wenn statt lauter kristallisierter S. ein Gemenge von solcher mit kalcinierter
angewandt wird, so geht die Umbildung trockner, ohne Ablauf, von statten. Da aber die letztere gewöhnlich
nicht so rein ist wie jene, so wird auch das neue
Salz auf diese Art nicht von bester Qualität erhalten.
Man erhält das
Salz teils in harten, weißen, undurchsichtigen feinkristallinischen Krusten, teils als weißes Pulver. Längere
Zeit der Luft ausgesetzt, verliert es einen Teil seiner Kohlensäure, namentlich auch, wenn es zu warm
lagert. Die Probe, ob es noch in gutem Zustande ist, wird so gemacht, daß man eine kalt zubereitete verdünnte Lösung desselben
in eine solche von
Bittersalz gießt. Entsteht kein Niederschlag, so ist das
Salz gut oder man setzt eine Lösung von Quecksilberchlorid
zur Natronbikarbonatlösung; es darf hierdurch nur eine schwache weiße Trübung entstehen; bildet sich
ein gelbroter Niederschlag, so hat das
Salz Kohlensäure verloren oder war überhaupt nicht genügend damit gesättigt.
Die Einfuhr von doppeltkohlensaurem Natron in Deutschland belief sich im Jahre 1881 auf 433700 kg (mit 13% Tara),
die Ausfuhr auf 107400 kg. Seit einiger Zeit findet man im Handel
zuweilen doppeltkohlensaures Natron, welches bis zu 2½%
kohlensaures Ammoniak enthält; diese Ware stammt jedenfalls aus
Ammoniaksodafabriken; man erkennt sie leicht an dem stechenden Ammoniakgeruche, der beim Erhitzen mit etwas Kalilauge auftritt.
- Zoll: S., rohe, natürliche (Tronasalz), ferner künstliche, kristallisierte Nr.
5 g
des Tarifs im Anh., kalcinierte S., sowie doppeltkohlensaures Natron Nr. 5 f.
Glaubersalz,
Salzsäure und
Schwefelcalcium sind zollfrei.
(Sonnenrose,HelianthusL., Familie der Korbblütler, Unterabteilung Corymbiferen, Gruppe Heliantheen,
engl. Sunflower, frz. hélianthe und soleil) und zwar davon einjährige
oder große indische S. (Sonnenrose, Sonnenkrone), H. annuusL. - Common S., Annual S. - fleur du soleil,
tournesol und hel. grand, holl. zonnebloem, ital. tornasole,
Ölpflanze für kräftigen, nicht zu losen
Boden, angebaut im großen hauptsächlich in Rußland, in Gärten und zur Einfassung
von Feldern auch in Deutschland und anderwärts, als Feldpflanze auch in Ungarn, Italien, England,
China; einjährig, bis
zu 2 m hoch und höher, mit gesägten Blättern, aufrechtem, ästigem, starkem Stengel, scheibenförmigen,
bis 30 cm Durchmesser großen Blütenköpfen, gelber Blumenkrone und zahlreichen mattstahlgrauen großen Samen, bis zu 2000 auf
einer Scheibe; heimisch in Peru und Mexiko.
Die Saat erfolgt im April, in Abständen von 0,64 m; Saatbedarf 15 kg, Ertrag 15-20 hl.
Die Blätter dienen als Futter, die Stengel als Brennstoff. Die Pflege erstreckt sich auf öfteres Behacken und Behäufeln,
Ausbruch der Nebentriebe und der Blütenscheiben bis auf 4; die Samen werden ausgeklopft. Ernte im Oktober. Vögel, Rostpilze,
Regen und Wind beeinträchtigen den Ertrag. Rußland liefert über 100000 Ztr. Samen.
Die Handelsgärtner liefern das kg zu 1,8 Mk. -
S.-samen ist zollfrei.S.-Öl gem. Tarif Nr. 26 a 1 oder 2.
(oleum helianthi). Die aus Mexiko stammende stattliche
Sonnenblume (Helianthus annuus) mit ihren großen
Blütenscheiben, bis zu 3 dm Durchmesser, ist bei uns mehr Zier- als Nutzpflanze und die Samenkörner
fallen nach ihrer Reife meistens den Vögeln anheim, obgleich nicht unbekannt ist, daß sich aus denselben ein fettes
Öl
pressen läßt und die Rückstände ein gutes Viehfutter abgeben. Anderwärts wird sie als Nutzpflanze angebaut, so in Ungarn,
Italien, England,
China, Rußland. Für das letztere namentlich ist die
Sonnenblume eine Handelspflanze
geworden, denn von dorther kam vor einigen Jahren zuerst das
Öl in den Handel; es bildet jetzt an den norddeutschen Plätzen
einen stehenden Artikel.
Schon 1864 wurden in Rußland über 100000 Ztr. des
Öls gewonnen, von welchem die schwarzen Samen 15-16% geben. Es ist, kalt
gepreßt, ein schmackhaftes Speiseöl, dessen Hauptverwendung auch dahin geht, nur daß man es hauptsächlich
benutzt, um
Baumöl damit zu verschneiden. Warm gepreßt dient es nur zur Bereitung von
Seifen, als Brennöl und ist als trocknendes
Öl auch zum Malen sehr brauchbar. Der Marktpreis desselben ist gewöhnlich zwischen 42 und 45 Mk.
pro Ztr. -
ein brauner, scharfer Saft, der aus
China und Japan eingeführt wird und zur Würze an Braten, Saucen,
Fisch und
andre Speisen dient, aber, um angenehm zu sein, sparsam verwendet werden muß. Der Artikel wird bereitet aus einer kleinen
Bohne von der
¶
mehr
Hülsenfruchtpflanze Dolichos Soya. Man soll die Bohnen kochen, mit gerösteter Gerste in Salzwasser einlegen und 2-3 Monate
stehen lassen. Sie machen dabei eine Art Gärung durch und es scheint die Prozedur Ähnlichkeit mit dem Einlegen von Kraut
und Gurken zu haben. Aus der vergorenen Masse wird schließlich der Saft abgepreßt und filtriert.
Die Ware kommt teils in verkorkten Glasflaschen, teils (aus Japan) in kleinen Fäßchen in den Handel. Die japanische S.
gilt als die bessere; sie ist bei den Japanesen selbst im täglichen allgemeinen Gebrauch. Die Ware ist von ziemlich ungleicher
Qualität und muß das Bessere am Geruch und Geschmack erkannt werden. Man vermutet, daß grobe Fälschungen
damit vorkommen. In England hat man eine Probe, welche darin besteht, daß man etwas davon in einem Glase schüttelt; wenn
hierauf nicht ein glänzend gelbbraunes Häutchen auf der Oberfläche sich bildet, so gilt die Ware für schlecht. - Zoll
gern. Tarif Nr. 25 p 1.
Pfeffer (Guineapfeffer, Beißbeere; piper hispanicum, fructus capsici), ein naher Verwandter des Cayennepfeffers
und zuweilen selbst mit diesem Namen belegt, besteht aus den getrockneten lederartigen, äußerlich hochroten Fruchthülsen
der einjährigen, zu den Solaneen oder Nachtschattenpflanzen gehörigen Pflanze Capsicum annuum, die aus Südamerika stammt,
jetzt aber in allen wärmern Erdstrichen gezogen wird und auch bei uns in Gärten vorkommt, hier aber
in der Regel in Größe und Färbung der Früchte sehr zurückbleibt.
Die Ware ist geruchlos, entwickelt aber beim Reiben einen scharfen, zum Niesen reizenden Staub; der Geschmack ist brennend
scharf. Das Land, welches uns mit diesem beißenden Gewürz, dort Paprika genannt, versorgt, ist Ungarn.
Die Pflanze wird dort schon des starken Selbstkonsums halber häufig gebaut; die Ernten mißlingen indes nicht selten und
die Ware steigt dann bis zum Doppelten der gewöhnlichen Preise. Die ungarischen „Paprikaschoten“ werden umsomehr geschätzt,
je größer sie sind und je feuriger ihr Rot ist. - Zoll s. Tarif Nr. 25 i.
Stripes heißen im auswärtigen Handel gewisse, in Deutschland (Sachsen und anderswo) fabrizierte Sorten
leichter Tuche, die nur für den Export nach China und überhaupt Asien bestimmt sind.
AsparagusL., Familie der Liliengewächse, Gruppe der Asparageen (engl. Asparagus,
frz. asperge), und zwar der gemeine oder Gartenspargel (Aspars, Sparse,
Sparschen, Korallenkraut, wilder, Wald- und Wiesenspargel), Asp. officinalisL., A. altilis Aschrsn (Spop A., asp. commune,
officinale, vente, holl. aspersic, ital. asparago, sparago),
bekannte Gemüsepflanze, deren jugendliche Sprossen, Stangen, im Frühjahr gestochen werden, ausdauernd, 0,6-1,3 m hoch,
mit grünlichgelben Blüten und schwarzen Samen in roten Beeren, angepflanzt mit gut kultivierten, verpflanzten,
ein- bis dreijährigen Pflanzen, gezogen aus im Frühjahr gesätem Samen; die Pflänzchen werden bei etwa 5 cm Länge 20 cm
von einander entfernt in Reihen verpflanzt und rein
von Unkraut gehalten, die S. dann auf die Beete in Gräben oder neuerdings
auf Hügeln in 60 cm weiten Abständen in gut gedüngten Boden gebracht (reichlich Stalldünger mit Kalisalz).
Der S. braucht reiche Dungkraft und muß völlig rein von Unkraut gehalten, auch von Zwischenkulturen befreit bleiben.
Die Anlage und Unterhaltung der Spargelbeete ist eine sehr kostspielige; man rechnet für Rajolen des Bodens, Düngung, Auswerfen
der Gräben oder Hügel und Pflanzung bis über 1000 Mk. Kosten und an jährlichen
Kulturkosten mindestens 600 Mk. Die Dauer der Beete ist 15-18 Jahre, der Ertrag vom 3. Jahre an zu
rechnen. Gute Beete geben dann in 65 Tagen Stechzeit bis 1300 kg, welche im großen zu 80 Pf. bis 1 Mk.,
in schlechten Jahrgängen, kaltes, nasses Frühjahr, auch mit 1,20 Mk. verkauft werden. Trotz der
hohen Kosten lohnt die Kultur außerordentlich, sodaß man z. B. in Schwetzingen bis 1920 Mk.
Ertrag und als Reinertrag mindestens 1200 Mk. rechnet, in Argenteuil in Frankreich 1600 bis 1700 Mk.
Ertrag beim Preise der Pflanzen bis zu 5 und 6 Mk. pro Hundert; in Deutschland
kostet das Hundert 1-2 Mk. -
Die S. werden jetzt an einigen Orten in großartigem Umfang gebaut, besonders in Ulm, Schwetzingen, Braunschweig, Wolfenbüttel,
Erfurt, Frankfurt a/M., Darmstadt, Bamberg, Mainz, Berlin etc., in Belgien, Holland, England,
Frankreich, neuerdings in Algier, von wo aus ein großartiger Export stattfindet. Der Zweck der Zucht
geht auf Erzielung möglichst starker, langer, weicher Stangen; bei Nässe und Kälte oder bei Mangel an Kali im Boden werden
die Stangen hart, klein, fasrig -
Suppenspargel. Die Farbe muß hellgelblich sein, nicht grünlich. Die Güte des S. ist bedingt durch
das Asparagin, Säuren, Zucker, Gummi und den Aschegehalt (frisch 0,81, besonders Kali mit Phosphorsäure). Die Samen enthalten
ein fettes Öl, die reifen Beeren Traubenzucker und einen roten Farbstoff, Stengel und Kraut Inosit. Das Asparagin wirkt als
harntreibendes Mittel. Zur Samengewinnung müssen die Beeren zerquetscht und in Wasser eingerührt werden; 1 kg
kostet 1,50-3 Mk., je nach Sorte. Die frischen S. sind Gegenstand des Lokal- und des Welthandels,
des Groß- und des Kleinhandels; in den Städten kostet 1 kg (Verkauf in Gebunden zu ¼-½ kg) zu Anfang der Saison oft über 3 Mk.,
später zur letzten Zeit bis herunter zu 2 Mk., Suppenspargel oft bis ca. 1 Mk.
Neuerdings werden die S. in Dosen, Gläsern und Büchsen eingemacht, um sie auch außerhalb des Frühjahrs genießen zu können.
Man verkauft Schnittspargel pro kg zu 1-2,75 Mk., Spargelspitzen zu 4,50 Mk.,
Braunschweiger Riesenspargel zu 3,50 Mk., Stangenspargel prima zu 2,80-3 Mk.,
lange zu 4 Mk., lange dicke zu 4-5 Mk. Die Herstellung
geschieht in großen Fabriken an den Hauptorten für Spargelzucht oder anderwärts. Der Same findet auch Verwendung als Kaffeesurrogat.
- S.samen und frischer S. sind zollfrei. S.konserven (in hermetisch verschlossenen Gläsern, Büchsen etc.,
eingemachter S.) gem. Tarif im Anh. Nr. 25 p 1.
¶
(Spanböden) heißen die Flechtwerke aus dünnen, bandartig geschnittenen Streifen von weichem weißen Holz,
wie Linden, Weiden, Aspen, welche durch Handflechterei hergestellt, zum Teil auch auf dem Webstuhl gefertigt werden, mitunter
in Vermischung mit Zwirnfäden. Man fertigt aus solchem Stoff Tischdecken, Fenstervorsetzer, Hutfutter, ganze Hüte und Mützen.
Die Industrie ist besonders in Böhmen heimisch und die wohlfeilen Waren werden weit verführt. Die derartigen
Hüte heißen unrichtig Bast- und selbst Reisstrohhüte. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 35 e.
Hüte und Mützen aus S. gem. Tarif Nr. 35 d 1 u. 2.
Mit diesem Namen belegt man das noch nicht ausgelassene, nur aus dem Körper gewisser Tiere
ausgeschnittene, festere Fett, namentlich das der Schweine (Schweinespeck-Speckseiten). Doch spricht man auch von Robbenspeck
und Walfischspeck. Speckseiten werden auch gewöhnlich geräuchert;
Nordamerika exportiert sehr bedeutende Mengen;
leider
hat sich herausgestellt, daß dieser amerikanische S. sehr häufig stark trichinös ist;
die Trichinen befinden
sich in den an dem S. anhaftenden und ihn durchsetzenden Fleischpartien.
Vergl. ferner Schweinefett und Schmalz. - Zoll: Schweinespeck
gem. Tarif im Anh. Nr. 25 g 1. Robben- und Walfischspeck Nr. 26
c 3.
(Steatit, venetianische oder spanische Kreide), ein aus wasserhaltiger kieselsaurer Magnesia bestehendes
Mineral, sehr weich, fettglänzend und fettig anzufühlen, rein weiß oder öfter gelblich, grünlich,
graulich, etwas schreibend, sehr leicht zu schneiden, aber im Feuer so hart werdend, daß er selbst Glas ritzt. Der Stein
findet sich nesterweise in unregelmäßigen kleinern und größern Stücken in zersetztem Glimmerschiefer wie auch eingewachsen
in Serpentinfels; seine hauptsächlichen Fundorte sind bei Wunsiedel in Bayern (Göpfersgrün, Thiersheim);
übrigens findet er sich noch anderwärts im Fichtelgebirge, wie bei Zöblitz und Altenberg in Sachsen, ferner in Briançon
und in Nyntsch (Ungarn).
Die Masse dient zu mancherlei Gebrauch: es werden daraus auf der Drehbank und durch Schneiden Pfeifenköpfe, Spielwaaren,
Schreibzeuge und andre Gebrauchsachen gefertigt;
auch Bildsteine werden von Künstlern daraus geschnitten,
gefärbt und gebrannt.
Ferner verwendet man die Masse als Mittel gegen Reibung (als sog. Rutschpulver zur Erleichterung
des Stiefelanziehens), zum Putzen von Metall- und Glaswaren (Spiegelpolieren), zum Vorzeichnen auf Tuch (Schneiderkreide),
Seidenzeug und Glastafeln, zum Entfernen von Fettflecken, zu feuer- und säurefesten Stöpseln, in England
als Zusatz zu Seife.
Im ganzen genommen sind indes diese Verwendungen zu wenig belangreich, als daß sie dem Stoff einen höhern Wert hätten
geben können. Dies ist erst durch eine neue, seit etwa zwanzig Jahren bestehende Benutzung erfolgt: man verfertigt daraus
in großen Mengen wohlfeile Gasbrenner, ein Geschäft, das in bedeutendem Umfange in Nürnberg betrieben
wird. Die reichen Gruben von Göpfersgrün liefern das Material dazu. Der S. verliert aber hierbei seinen guten
Namen, denn
die Brenner werden Lavabrenner genannt.
Auch die bei der Fabrikation derselben entstehenden Abfälle hat man in Nürnberg zu benutzen angefangen. Dieselben werden
wie Meerschaumabfall gepulvert, mit Thon u. dgl. gemischt, mit Wasser zu einem
Teig angemacht, um daraus kleine plastische Kunstwerke zu formen, die gebrannt eine große Härte und sehr hübschen Farbenton
haben. Den Stoff zu diesen Sachen hat man Patentgabbromasse genannt. Bei Lowell in Massachussets finden sich so ausgedehnte
Lager von S., daß man Röhren zu Wasserleitungen daraus fertigt. Es soll auch vorgekommen sein, daß
man gemahlenen S. zur Verfälschung von Mehl verwendet hat. - Zoll: S. auch gemahlen, zollfrei. Waren aus S. (Patentgabbromasse)
gem. Tarif im Anh. Nr. 33 d 1 u. 2.
(Spörgel, Spark, Sperk, Ackerspark, SpergulaL., Familie der Nelkengewächse, Unterfamilie
Alsinaceen, engl. Piney, Piny, frz. spargoute), und zwar Ackerspergel,
Sand-, Feldspergel, Spurgeist, Spurgel, Spurre, großer, weißer, wilder, deutscher Spark, Sperrig, Läuse- und Mariengras,
Nettekamm, langer Kerbel, weißer Knöterich, Watergeil) S. arvensisL., S. geniculata - Field P. und Cow's Quakes, sp.
des champs - einjährig, 15-30 cm hoch, mit quirlförmig gebüschelten Blättern, weißer Blumenkrone,
kugelig linsenförmigen, fein punktierten Samen, Gründüngungspflanze für sandigen Boden, angebaut in den Varietäten S.
sativa mit samtschwarzen, kahlen, fein punktierten Samen, S. vulgaris, mit weißlichen, zuletzt braunen Warzen auf dem Samen
und S. maxima, Riesenspörgel, Flachsspergel, höher und mit größern Samen.
Die Saat geschieht im Frühjahr und im Herbst, mit 18-50 kg Saatgut (auch nur 6-12 kg) zu 960000 Körner
pro kg. 1 hl wiegt 130 kg. Man erntet 60-100 m.
Ztr. Grünfutter, welches an Güte dem besten Wiesengras gleich steht; von Saatspergel erzielt
man 5-8 m. Ztr. Körner und 12-15 Ztr. Stroh,
welches ebenfalls verfüttert wird. Deutschland baut S. auf etwa 41000 ha, zu Samen auf 2000 ha und erntet
zusammen über 19000 Ztr. Samen und 1510000 Ztr. Heu. Bester Spergelsame kostet 40-50 Mk. pro kg. -
Bestandteile, heißen in den Apotheken Mischungen aus zerkleinerten Pflanzenteilen, die entweder zu
Abkochungen als Thee, oder in Substanz trocken, oder naß zu Umschlägen dienen.
Solche sind: Sp.
lignorum, Holzthee;
Sp.
pectorales, Brusttee;
Sp.
ad cataplasma, ad fomentum, Stoffe zu Umschlägen, zu Bähungen;
Ein in verschiednen Varietäten vorkommendes Mineral, tesseral kristallisierend, in reinster
Form nur aus Thonerde und Magnesia bestehend, dann farblos und durchsichtig, häufiger gefärbt durch Eisen und Chromoxyd. Die
roten (karmin, ponceau, rosa), besonders schön gefärbten und durchsichtigen, sind meist geschätzte Edelsteine; sie ähneln
den Rubinen und gehen oft als solche, sind aber in den Bestandteilen
¶
mehr
und der Kristallform ganz anders beschaffen und erreichen auch die orientalischen Rubine weder im Feuer und der Sättigung
der Farbe, noch in der Härte und Schwere. Diese Steine heißen Rubinspinelle und wenn sie blaß gefärbt sind Balasrubine.
Die Färbungen dieser letztern sind blaßrot bis gelblichrot. Sie sind nicht so selten wie die erstern,
aber keineswegs gemein und werden, wenn rein und tadelfrei, auch gut bezahlt, im allgemeinen aber doch geringer als die rubinähnlichen.
Unter Almandinspinellen begreift man allerlei bläuliche, violette, rötlichbraune und sonst dunkelfarbige Sorten geringern
Wertes. Die edlen Spinelle kommen aus fernen Ländern und werden in Ost- und Hinterindien, auf Ceylon,
in der Tatarei, einzeln und selten im Schuttland und im Sande von Flüssen und Bächen gefunden. Steine von drei Karat und
höher sind selten und teuer und erlangen in guten Exemplaren Diamantpreise. Geringere Varietäten sind häufiger und finden
sich in Böhmen und Siebenbürgen, in Schweden (blaue), in Australien, in Südamerika. Die dunkelgrünen
und schwärzlichblauen Varietäten führen den besondern Namen Pleonast, eine grasgrüne Varietät heißt Chlorospinell,
eine schwarze aus den Pyrenäen Picotit. - Zoll: s. Edelsteine.
(Geist, Sprit, frz. esprit, engl. spirit). Unter
diesem Worte ohne nähere Bezeichnung wird bekanntlich der Weingeist oder Alkohol verstanden, der unter „Branntwein“
abgehandelt ist. In frühern Zeiten wurden eine Menge Flüssigkeiten, die mit dem Weingeist gar nichts gemein haben, mit
diesem Namen belegt und durch einen Zusatz näher bestimmt. Die meisten und gebräuchlichen Präparate dieser Art jedoch
enthalten Weingeist und sind Destillate von Weingeist über Pflanzenstoffe und man hat hiervon Angelika-, Anis-,
Kümmel-, Löffelkraut-, Wachholder-, Lavendel-, Melissen-, Rosmaringeist oder -S. etc. Der Ameisenspiritus
(Sp.
formicarum) entsteht in gleicher Weise durch Destillation von Weingeist über lebenden Ameisen.
Senfspiritus (Sp.
Sinapis) ist eine Auflösung von ätherischem Senföl in Weingeist. Auch bei andern Arten von Pflanzenspiritus handelt es
sich immer nur um die betreffenden ätherischen Pflanzenöle, und es können dieselben daher statt der
Destillation von Pflanzenteilen kürzer durch Vermischen des Weingeistes mit den käuflichen Ölen hergestellt werden. Kampferspiritus
(Sp.
camphoratus) und Seifenspiritus (Sp.
saponatus) sind bloße Auflösungen von Kampfer, resp. Seife, in Weingeist.
Verschiedene hierher gehörige Flüssigkeiten sind ätherhaltig, so Sp.
acetico-aethereus, Essigätherweingeist; Sp.
muriatico-aethereus, Salzäthergeist(versüßter Salzgeist); Sp.
nitrico-aethereus, Salpeteräthergeist (versüßter Salpetergeist). Sp.
sulphurico-aethereus ist ein Gemisch von 1 Tl. Äther mit 3 Tln. Alkohol (Hoffmann'sche Tropfen). Spiritus vini, Weingeist,
ist die stehen gebliebene alte Firma, unter welcher jetzt der reine Kartoffelsprit zu finden ist. Ferner wurden früher als
S. bezeichnet: Sp.
fumans Beguini ist Schwefelammonium;
Sp.
cornu cervi ist Hirschhorngeist, eine
Lösung von unreinem, brenzlichem, kohlensaurem Ammoniak. - Zoll: S. ohne Beimischung
(Alkohol, Weingeist), ebenso Destillate von Weingeist über Pflanzen zum Genuß Nr. 25 b
des Tarifs.
Präparate und Destillate zum Medizinalgebrauch, z. B. Ameisen-, Lavendel-,
Löffelkraut-, sowie Kampfer-, Seifen- etc. S., ferner ätherhaltige Präparate Nr. 5 a
des Tarifs.
sind zarte Gewebe oder Geflechte, welche auf einem durchsichtigen Grunde Muster aus dichter liegenden Fäden
haben. Sie bilden einen zierlichen, stets beliebten, Schmuck der weiblichen Kleidung und eine eigene Warengattung, welche
von einfachem bis zu den kunstreichsten und sehr teuren Arbeiten geht. Wann und wo die Herstellung von
S. ihren Anfang genommen, ist nicht zu sagen; wahrscheinlich hatte man schon im Altertum Ähnliches. Jedenfalls ist das Verfertigen
derselben reine Nadelarbeit, Stickerei, gewesen, was es zum Teil noch jetzt ist.
Dann kam das hiervon ganz verschiedne Klöppeln hinzu, dessen Ursprung auch nicht klar ist. In Sachsen
hielt man die Frau Barbara Uttmann, welche vor etwa 300 Jahren das Klöppeln im Erzgebirge einführte, lange Zeit auch für
die Erfinderin; es ist aber erwiesen, daß zu jener Zeit in den Niederlanden bereits geklöppelt wurde. Allerdings unterscheiden
sich die sächsischen Vorrichtungen hierzu etwas von den niederländischen und es könnte hiernach vielleicht
angenommen werden, daß die Erfindung doppelt gemacht worden sei. In neurer Zeit hat nun auch die Maschinenarbeit in diesen
Zweig mehr und mehr eingegriffen und macht den fleißigen Händen der Klöpplerinnen und Näherinnen so große Konkurrenz,
daß dieser Erwerbszweig ein sehr kümmerlicher geworden ist und immermehr beschränkt zu werden scheint.
Wenigstens drei Viertel aller jetzt marktgängigen Ware ist wohlfeile Maschinenarbeit. Obwohl die Maschinen nicht in allen
Stücken die Handarbeit ersetzen können und die Handspitzen immer noch von Kennern als die allein „echten“ geschätzt
werden, so wird auf Maschinen doch auch sehr schöne, reich und kompliziert verzierte Ware hergestellt
und zwar in bedeutenden Größen, als Vorhänge, Kleiderstoffe u. dgl. -
In den als das Mutterland der Spitzenindustrie anzusehenden Niederlanden, dem heutigen Belgien und den angrenzenden französischen
Distrikten mit flandrischer Bevölkerung, sind seit lange die feinsten und zartesten Spitzen gefertigt
worden und werden gewöhnlich als Brabanter oder Brüsseler bezeichnet. Es wird dort mehr genäht als geklöppelt. Die hohe
Qualität der dortigen Ware beruht außer auf der angeerbten Geschicklichkeit auch auf der Feinheit des dazu verwendeten
Zwirnes, die wieder eine Folge der Geschicklichkeit der dortigen Spinnerinnen und der Güte des belgischen
Flachses ist. Es werden dort sehr häufig noch alte, aus dem vorigen Jahrhundert stammende Muster wiederholt und es haben
sich fast in jeder Stadt seit lange gewisse Eigentümlichkeiten herausgebildet, an welchen der Kenner leicht Brüsseler,
Valencienner, Mechelner und andre S. unterscheidet, wenn auch damit der Ort der Herkunft nicht festgestellt
¶
mehr
ist, denn die Points de Bruxelles, de Valenciennes etc. werden anderwärts auch gemacht. In
England hat sich die aus den Niederlanden eingeführte Spitzenklöppelei und -Näherei besonders in dem Flecken Honiton unweit
Exeter in Devonshire erhalten und fortgebildet; es werden von dort die Ausstellungen mit schönen großen Arbeiten beschickt.
Die genähte Ware wird dort immer auf Maschinengrund ausgeführt. Für die Fabrikation der eigentlichen
Maschinenspitzen ist Nottingham nebst Umgegend der Hauptsitz, von welchem die Ware massenweise und zu unglaublich wohlfeilen
Preisen an den Markt kommt. In Frankreich ist jetzt ebenfalls die maschinenmäßige Spitzenwirkerei in Ausübung, vorzüglich
auf schwarze Blonden. - Je nach dem Material, woraus S. hergestellt werden, unterscheiden sie sich in
seidene, die speziell Blonden heißen und in Weiß und Schwarz vorkommen, leinene, woraus alle echten bestehen, baumwollene,
durchgängig Maschinenspitzen, und wollene (Mohairspitzen), erst in neurer Zeit aufgekommen und mehr ein der Mode unterworfener
Artikel.
Nach der Herstellungsweise kann man unterscheiden: Handspitzen (vrai dentelle), geklöppelte (frz.
dentelle au fureau; engl. pillow-lace, bone-lace) und genähte (frz.
dentelle à l'aiguille, point; engl. needle work, point-lace). Bei den letzteren wird, wenn reine
Handarbeit, auch der Grund, das Netzwerk, von besondern Arbeiterinnen angelegt und dann mit der Nadel ausgeführt. Weit gewöhnlicher
aber ist das Nähen in Maschinengrund. Zu den Handspitzen gehören auch die Blonden und die Häkelspitzen,
die mit krummer Nadel gearbeitet werden.
Applizierte S. sind solche, bei denen das Muster besonders geklöppelt und dann auf feinem Maschinengrund aufgenäht wird.
Tambourierte S. sind solche, bei denen der Grund und zum Teil auch das Muster auf der Maschine erzeugt;
die Ergänzung durch die Hand besorgt wird, endlich reine Maschinenspitzen (dentelle Imitation). Das Klöppeln verrichten
meist Frauen, welche für schwierigere Sachen einer ungemeinen Einübung bedürfen; die Schwierigkeit wächst mit der Zahl
der zu handhabenden Klöppel, die bis zu 50 und mehr Paaren ansteigen kann; einfachere Arbeiten werden
wohl auch von Kindern und alten Leuten, die sich in freien Stunden mit an den Klöppelsack setzen, ausgeführt.
Dieser besteht in Sachsen aus einer gepolsterten Walze, welche drehbar in einem Gestelle liegt. Um sie ist der Klöppelbrief
geschlungen, ein rund herum gehender Streifen Papier, in welchem von einem besondern Industriellen, dem
Briefstecher, das Muster in Nadelstichen vorgezeichnet ist. Die Klöppel sind Holzstäbchen, auf welche der zu verarbeitende
Zwirn aufgewickelt und durch eine übergeschobene Hülle geschützt ist. Die Enden dieser Fäden sind für den Anfang
oberhalb des Musters befestigt und auf der ersten Partie desselben alle Löcher des Papieres mit Nadeln
besteckt. In diese Nadeln werden nun die Fäden durch Hin- und Herwerfen der Klöppel eingeflochten und dadurch die Spitzen
mit ihren Augen und Mustern erzeugt. In dem Maße wie die Arbeit fortschreitet werden aus der fertigen Partie
die Nadeln ausgezogen
und in die noch offnen Löcher des Klöppelbriefes gesteckt.
Der Klöppelsack wird nach Bedürfnis gedreht, und wenn die fertige Partie abgehangen ist und frei herabhängt,
kann die Arbeit auf derselben Patrone beliebig oft rund herum fortgehen, wenn nämlich die Arbeit eine Meterware ist. Bekanntlich
kommen aber im Spitzenfach nicht nur solche schmälere und breitere Besatzspitzen, sondern auch Kragen, Fanchons, Barben,
Schleier, Taschentücher, Shawls, Vorhänge und ganze Kleider vor. In Belgien und Frankreich hat das Klöppelkissen die Form
eines flachen leicht gewölbten Pultes; die Klöppel liegen auf diesem selbst auf, während sie am deutschen Kissen frei
herabhängen. - In der Schweiz wird das Spitzenklöppeln besonders betrieben in den Kantonen Bern,
Turgau, Waadt
und Neuenburg;
in
Deutschland hat die Industrie ihren Sitz im sächsischen Erzgebirge und östlichen Voigtlande wie in den benachbarten böhmischen
Distrikten.
Schneeberg, Annaberg, Schwarzenberg, Eibenstock, Neustädtl, Schönheida, Bärenwalde bezeichnen die Gegenden, wo diese Hausarbeit
besonders getrieben wird; sie sind die Sitze des Spitzenhandels in die Ferne. Zwischen den dortigen Kaufleuten
und den Klöpplerinnen stehen die sog. Verleger und Verlegerinnen, die in jeder Ortschaft zu
finden sind. Sie sammeln die fertigen Arbeiten und bringen sie nach den Städten in die Handlungen; diese suchen sich aus,
was ihnen passend erscheint, denn wenigstens von den Ellenspitzen wird ein großer Teil nicht vorher
bestellt. Die Kaufleute haben sog. Stickerinnen, welche die verschieden langen Streifen auf
Stücke von bestimmter Ellenzahl zusammennähen. Es geschieht dies mit einer so feinen Naht, daß sie selbst ein Sachkenner
schwer entdeckt. Die Ware erhält gewöhnlich noch eine Appretur, wird dann auf Pappen oder Rähmchen geschlagen, mit eleganten
Unterlagen versehen und so versandt. - Die sächsische, ehemals sehr blühende, Spitzenindustrie hat
viel mehr durch die Maschinenarbeit gelitten als die belgisch-französische, weil sie im allgemeinen einfache Erzeugnisse
lieferte, welche auf den Maschinen am ehesten nachgemacht werden konnten und man den falschen Weg einschlug, der Konkurrenz
durch Herabsetzung der Preise begegnen zu wollen. Es ist sehr oft darauf hingewiesen worden, daß der
Industriezweig durch Weiterbildung, durch Verfeinerung der Produkte wieder gehoben werden müsse und die sächsische Regierung
unterhält in diesem Sinne im Gebirge 24 Klöppelschulen, die jedenfalls nicht ohne Nutzen sind. Es werden auch sehr feine
Sachen gemacht, daneben aber auch so einfache und wohlfeile, daß die Arbeit nur einen Hungerlohn abwirft.
Freilich muß der Kaufmann solche Sorten arbeiten lassen, die eben gangbar sind, und hierin tritt nicht selten Wechsel ein.
Manchmal ist Nachfrage nach einer Sorte, für welche es an Arbeiterinnen fehlt und solche nicht so leicht heranzubilden sind.
Die einfachsten und geringst lohnenden Sorten bilden die wollenen Mohairspitzen, die sog.
Wollborten, die Flechtspitzen und die Bettspitzen. Große
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Geschicklichkeit gehört zur Anfertigung von Guipüre-, Chantilly-, Schnürl- und Nadelgrundspitzen. Sehr zart wollen die
feinen leinenen Pikots, Valenciennes und Eternelles behandelt sein. Kragen, Pelerinen, Taschentücher, Manschetten u.
dgl. erfordern immer gut geübte Arbeiterinnen. Dem Material nach werden im Gebirge
baumwollene, leinene Zwirn- und Seidenspitzen gearbeitet. Die schwarzseidenen Guipürespitzen sind zur
Zeit Hauptartikel, außerdem Zwirn- und Guipürespitzenkragen, Fanchons, Barben u. dgl.,
welche Arbeiten etwas besser lohnen als die Ellenwaren.
Valenciennes werden zum Ausputz von Stickereien gefertigt; es sind aber eben für diese wie für Chantilly nicht genug geschulte
Arbeiterinnen vorhanden. Im allgemeinen haben sich in Sachsen die Verhältnisse der Spitzenindustrie neuerlich
gebessert und die Löhne haben erhöht werden können. Bei den Guipürespitzen geht der Stücklohn pro Elle von 8 Pfennigen
bis Mk. 12 und eine gute Arbeiterin kann es auf 75 Pfennige täglich bringen, während einzelne freilich
nicht über 20 Pfennige hinauskommen. Die sächsischen S. haben ihr Absatzfeld in Deutschlsnd ^[richtig:
Deutschland] und Amerika. Als den Hauptkonkurrenten, der die Löhne niedrig hält, betrachtet man in Sachsen das benachbarte
Böhmen. - Auch im Hirschberger Kreise im schlesischen Gebirge ist seit 1855 die Spitzenindustrie eingeführt worden und
es werden von etwa 1200 Arbeiterinnen hauptsächlich genähte Brüsseler und Valencienner Waren produziert, die ihren Absatz
in Paris haben sollen. - Spitzengrund für genähte S. (Bobbinnet) muß immer noch aus England bezogen werden, da mehrere
Versuche, diese Fabrikation in Deutschland einzuführen, an der Ungunst der Verhältnisse gescheitert sind. - Zoll: S., auch
in Verbindung mit Schmelz, Stroh, Glas- oder Stahlperlen, aus Baumwolle Nr. 2 d 6: aus Leinen geklöppelte
Nr. 22 i, gewebte oder gewirkte Nr. 22 h;
seidene oder halbseidene Nr. 30 e;
wollene auch in Verbindung mit Baumwolle, Leinen
oder Tierhaaren Nr. 41 d 7. Nachahmungen von S., z. B.
sogenannte Trimmings, werden wie S. verzollt.
(Breitling, Clupea sprattus L.), zu den Heringen gehörender, etwa halb so großer Fisch
in der Nord- und Ostsee, 8-10 cm lang, oben blau, seitlich silberfarben, an den Küsten in großen Mengen gefangen und eingesalzen
und geräuchert zu Handelsware präpariert; beste S. die Kieler, Hauptfangorte in Kent, Essex, Suffolk in England, Bretagne
und Normandie in Frankreich und in der Kieler Bucht, aber auch bis hinauf nach Island noch vorkommend.
In der Ostsee gelten die bei Kiel gefangenen Fische für die besten, daher denn folgerichtig alle bei uns im Handel befindlichen
als Kieler gehen.
Anders wie als Kieler S. kennt man bei uns kaum den Fisch; er mischt sich aber auch in Menge, gelegentlich
mit jungen Heringen, unter die gesalzenen Sardellen und geölten Sardinen. Der geräucherte Fisch hat bekanntlich einen feinern
Geschmack als Pökling; eine wirkliche und unter Umständen obendrein sehr wohlfeile Delikatesse, namentlich in England, gewährt
er im frischen Zustande,
nur eine Minute lang auf einem Drahtroste über Kohlenfeuer gehalten und heiß
gegessen. Vgl. Heringe. - Zoll: Geräucherte S. gem. Tarif Nr. 25 g 2.
zum Schreiben (frz. plume, plume d'acier, engl.
steel-pen) sind jetzt so allgemein im Gebrauch, daß die heranwachsende Generation den Gänsekiel kaum noch kennt. Die Fabrikation
der S. ist von England ausgegangen, woselbst heute noch Birmingham die Fabrikation fast allein in Händen
hat; es bestehen da vier Fabriken ersten und mehrere zweiten Ranges, die zusammen über 1000 Mill. Federn alljährlich erzeugen.
In Frankreich sind derartige Fabriken in Boulogne, Aigle und Paris, in Berlin die von Heintze und Blanckertz und S. Röder,
in Remscheid u. a. O., in Wien die Kuhn'sche. Manche zu Zeiten umlaufende
Fabrikfirmen gehörten nur großen Händlern an, die in England arbeiten ließen, wo man den Federn jede bestellte Firma gern
aufprägt. - Bei der Herstellung dieses kleinen Massenartikels waltet das Prinzip der Arbeitsteilung.
Die verschiedenen Arbeiten werden meist durch Frauen mit Hilfe kleiner Schrauben- oder Kniehebelpressen
besorgt. Das Rohmaterial, ein feinerer oder geringerer Zementflußstahl, der durch starkes Ausglühen möglich weich gemacht
wurde, ist vorher durch Zerschneiden und Walzen in dünne bandartige Blechstreifen von der Breite der doppelten Federlänge
verwandelt worden. Aus diesen werden auf Durchstoßmaschinen die Plättchen, welche die Federn geben, von der
Arbeiterin einzeln, mit jedem Hebelzuge eins, ausgeschnitten, sodaß jedes Band zwei Reihen Plättchen ergibt.
Diese haben natürlich die Form, welche eine plattgedrückte S. annehmen würde. In einer folgenden Abteilung werden diese
Flachstücke auf einer, der ersten ähnlichen, Druckmaschine mit anders gebildetem Stempel gelocht, d. h.
sie erhalten die lange oder runde Durchbrechung, in welche der Spalt auszugehen pflegt, zugleich mit
den etwaigen seitlichen Durchbrechungen, welche zur Erhöhung der Elastizität gegeben werden, alles natürlich mit einem
Druck des Handhebels.
Für die folgende Bearbeitung, das Markieren, werden die Plättchen, um sie wieder zu erweichen, in großer Menge erst in
Muffeln ausgeglüht. Sie sind nun in ihrer Masse so weich, daß sie die Einprägung des Fabrikstempels
und der etwa sonst noch zu führenden Zeichen leicht annehmen. Das Markieren geschieht auf kleinen Prägmaschinen, bei denen
der Prägstempel durch einen Fußtritt gehoben und dann fallen gelassen wird. Es folgt dann das Aufbiegen zur Rinnenform,
wieder auf kleinen Handdruckmaschinen.
Für die folgenden Bearbeitungen muß das jetzt weiche und unelastische Metall erst gehärtet werden; man macht die Federn
rotglühend und wirft sie in kaltes Öl, die geringere Ware in Wasser. Hierdurch wird der Stahl glashart und spröde, und
ist, um brauchbar, d. h. hier, elastisch zu sein, anzulassen. Man bringt
ihn durch gelindes Anwärmen und abermaliges Eintauchen in Öl oder Wasser auf den Grad von Härte und Elastizität, den er
behalten soll. Die Erhitzung geschieht
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