starken Kieselgehaltes ist das Gestein sehr hart, dabei hoher Politur fähig und ist daher seit alten Zeiten zu Kunstwerken
wie Vasen, Schalen, Urnen, Tischplatten, Säulen und andern architektonischen Verwendungen benutzt worden. Am schönsten
kommt der rote P. im Ural- und Altaigebirge vor; er wird zu Katharinenburg und Koliwansk in bedeutenden
Schleifereien verarbeitet. Die Alten bezogen denselben von den Küsten des Roten Meeres und vom Sinai. Ein andrer roter oder
rotbrauner P. kommt sehr schön in Schweden (Elfdalen) vor und wird dort zu mancherlei zierlichen und zum Teil großen Gegenständen
verarbeitet. Grüner P., mit schwärzlich grünlicher Grundmasse und reichlich eingestreuten weißlichen
oder hellgrünlichen Kristallen, kommt auf Corsica, in Oberitalien und manchen Gegenden am Rhein vor und dient ebenfalls
zu schönen Steinschleifereiarbeiten. Schwarzer P., mit schwarzem Grund und weißen Feldspatkristallen, wird auf Corsica,
solcher mit schwarzgrünem Grund und weißen Albitkristallen zu Beresowsk in Sibirien gefunden. - Rohe Bruchsteine, behauene
Pflaster-, Chaussee- oder Bausteine sind zollfrei. Waren aus P. werden gem.
Tarif Nr. 33 d 1 oder 2 verzollt.
das starke dunkle englische Braunbier, das gewöhnliche Getränk der arbeitenden Klassen in England und dort
schlechthin
Bier genannt, sodaß man unter
Ale und
Bier die beiden Hauptsorten englischer
Biere zusammenfaßt. Zum P. wird
Darrmalz genommen, zum
Ale helles und in leichter Wärme getrocknetes, daher der Unterschied in Farbe und Geschmack, denn
der P. wird durch das dunkle
Malz nicht nur gefärbt, sondern erhält auch durch gewisse beim Rösten entstehende Produkte
eine angenehme Bitterkeit, durch die das Getränk mundender wird.
Das Porterbrauen aus gutem
Malz und
Hopfen ist eine einfache Sache; es soll aber doch viel daran gekünstelt,
resp. gefälscht werden, oder doch worden sein, denn es bestehen gegen alle Abweichungen vom
Urrezept sehr strenge Strafgesetze. Helles
Malz gibt mehr Würze als dunkles und da liegt denn natürlich stets die Versuchung
nahe, solches zum P. allein oder wenigstens guten Teils mit zu verwenden. Die fehlende Bräune muß dann
natürlich durch Zuckerkouleur u. dgl., ergänzt
werden. In den Londoner Brauereien soll jetzt alles regelrecht vor sich gehen, wie behauptet wird.
Hier war lange Zeit das Hauptquartier der Porterbrauerei und man dachte sich, daß nur in London der
richtige P. gebraut werden könne; es hat aber neuerdings auch Dublin einen verdienten Ruf in dem Artikel erworben. Die Engländer
haben für ihren P. nebst
Ale starken auswärtigen Absatz, namentlich in Australien und Ostindien, welche wohl 60 Proz.
des ganzen Exports übernehmen. In Deutschland wird jetzt wohl mehr inländischer P. als echter konsumiert,
da sich viele Brauereien mit Herstellung von dergleichen
Bieren beschäftigen und diese oft angenehmer als das englische zu
trinken sind. - Zoll s. Tarif No. 25 a.
(frz. porcelaine; engl. porcelain oder auch
china), bekanntlich die edelste Klasse der
Thonwaren, die sich durch viele Vorzüge vor
den
Töpferwaren
gemeinern Schlages auszeichnet, wenn sie nämlich so ist wie sie sein soll. Das P. ist in seiner Masse durchaus homogen,
besteht also nicht aus einem mit besonderer Glasur überzogenen Körper, sondern Kern und Glasur sind eins. Infolge der hohen
Hitzegrade, unter denen es zur Ausbildung gelangt, ist es so hart, daß es am Stahl Funken gibt, hat
eine gewisse angenehme Durchscheinbarkeit und bei reiner Masse eine schöne Weiße, sodaß es sich ausgezeichnet zu einer
Basis für Malerei und Vergoldung eignet.
Fein gearbeitete Stücke besitzen bei hinreichender Festigkeit doch eine angenehme Leichtigkeit. Aus der Art seiner Erzeugung
geht ferner hervor, daß es auch feuerbeständig sein muß;
indes vertragen doch nur die wenigsten und besten Porzellane
eine rasche Erhitzung, weshalb sie zu Kochgeschirren nicht dienen können;
sie sind vielmehr dem Zerspringen ausgesetzt,
was aber nur in der Unreinheit der Masse und zum Teil in der Form und der zu großen Dicke seinen Grund
hat;
Geschirre, die zu chemischen Arbeiten bestimmt und mit dieser Rücksicht in Masse und Form bearbeitet sind, halten wohl
das Feuer aus. - Das P. ist eine alte Erfindung der Chinesen und seine Fabrikation wurde schon bei der ersten Bekanntschaft
der Europäer mit diesem Volke ausgiebig und in einem hohen Grade technischer Vollendung betrieben;
besonders
gelang ihnen die künstlerische Verwertung der mannigfaltigen physikalischen Erscheinungen beim Brande und die Erzeugung
einer reichen Fülle von Farben, die sich zu einem so hohen Feuer eigneten.
Mehrere derselben sind bis heute von uns noch
nicht erreicht. Die chinesischen Waren wurden demnach bald sehr gesuchte Handelsartikel für Europa,
wo man bis dahin noch nichts Ähnliches gekannt hatte. Sie waren natürlich sehr teuer und nur reichen Leuten zugänglich.
Die Portugiesen und zum Teil auch die Holländer machten zwei Jahrhunderte lang mit dem Artikel gute Geschäfte, bis die
Erfindung desselben in Deutschland andre Verhältnisse mit sich brachte. Die Holländer brachten das
P. von Japan, dessen Waren übrigens den chinesischen an Qualität nachstanden.
Die Portugiesen waren es, die der Ware ihren in Enropa ^[richtig: Europa] gangbaren Namen verliehen. Die eigentümliche weißglänzende
Oberfläche derselben glich derjenigen einer gewissen Meerschnecke, die sie ihrer Form halber porcella,
Schweinchen, nannten und die häufig zu Schalen, Dosen u. dgl.
verarbeitet wurde und noch wird, und so lag die Übertragung des Namens nahe. Die Porzellanschnecke, deren Gehäuse auch
bei uns als Handelsgegenstand nicht selten ist, führt also diesen Namen ursprünglich und nicht entliehener Weise. - Die
Chinesen verstehen gute Irdenwaren in allen Provinzen ihres Landes herzustellen; das eigentliche schöne
P. aber soll nur in der einzigen Stadt Kingtesing, in der Provinz Kyangsi von vielen Tausenden von Arbeitern fabriziert werden.
Die chinesische Fabrikation stimmt beiläufig gesagt mit der unserigen merkwürdig genau überein, ohne daß diese von jener
entliehen wäre. Vielmehr hat sich die Bestätigung nur nachträglich gefunden, als
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mehr
europäische Gelehrte anfingen sich mit der technischen Litteratur der Chinesen zu beschäftigen. Das chinesische Hauptwerk
über das P. ist von dem Gelehrten Julien ins Französische übersetzt worden. Die Nacherfindung in Deutschland, die in die
ersten Jahre des vorigen Jahrhunderts fällt, war bekanntlich ein Angstwerk: Böttger, welcher durchaus Gold machen sollte,
brachte wenigstens P. zuwege, aber zuerst nur braunes, das auch schon hoch aufgenommen wurde, worüber man sich bei dem unscheinbaren,
schweren, aus Eisenthon gebrannten Produkt nur wundern muß. In das richtige Gleis kam die Sache aber, als man 1709 eine
bis dahin nur als Pudermehl verbrauchte weiße Masse von Aue bei Schneeberg zu den Versuchen heranzog.
Es war dies die eigentliche Porzellanerde, und es wurde nun bald die erste deutsche und europäische Porzellanfabrik auf
der Albrechtsburg zu Meißen begründet, die seit einigen Jahren in eigene neue Lokalitäten im Thale verlegt ist.
Sie hat sich stets angelegen sein lassen, nur Gutes und Vorzügliches zu liefern; ihre feinsten und kunstvollsten
Stücke sind Artikel, die in allen Ländern geschätzt und gesucht sind. Sie ist eine vom Staat unterhaltene Musteranstalt,
die in ihrem jetzigen blühenden Stande auch einen nicht unbedeutenden Gewinn abwirft. Ihr ebenbürtig sind die Staatsanstalten
zu Berlin und zu Sevres in Frankreich, während übrigens die Fabrikation für den allgemeinern Bedarf
von Privatpersonen betrieben wird, deren Produkte natürlich sehr verschieden sind und in Fällen, wo hauptsächlich Wohlfeilheit
angestrebt wird, weit hinter dem Ideal zurückbleiben. Es finden sich die Porzellanfabriken in der Regel da angesiedelt,
wo Brennmaterial und Arbeitskräfte wohlfeil sind, denn diese beiden Posten fallen weit stärker in die
Rechnung als die Rohstoffe, die viel eher aus der Ferne herbeigeschafft werden können, wie es thatsächlich in vielen Fällen
geschieht. Zu den notwendigen Rohstoffen gehört auch feuerfester Thon für die Brennkapseln, der sich ebenfalls nicht überall
findet und daher oft Bezugsartikel ist. - Vor der Erfindung des echten P. in Deutschland hatten es die
Franzosen zu einer Nachahmung gebracht, die eine äußere Ähnlichkeit mit demselben, sonst aber wenig mit ihm gemein hatte,
denn es war in der Hitze nicht dauerhaft und überhaupt zu weich, da es im Grunde nichts Andres war als eine durch
weiße Substanzen undurchsichtig gemachte Glasmasse mit bleihaltiger Glasur. Es hatte den Namen Weich- oder Frittenporzellan
und seine Fabrikation hörte auf, als auch in Frankreich die echte Porzellanerde aufgefunden worden war. In England ist es
niemals zu einer wirklichen Porzellanfabrikation, außer aus fremden Materialien, gekommen, weil dort der Rohstoff fehlt;
wohl aber betreibt man dort eine feine und mannigfache Kunsttöpferei aus gewöhnlichem Stoffen und es
war der berühmte Wedgwood, der dieselbe ins Leben rief. Der dort oft gebrauchte Name P. ist daher auch nicht so genau zu
nehmen; die Engländer selbst bezeichnen oft das echte Fabrikat speziell als Chinaware oder Hartporzellan.
Die englischen Porzellanfabriken, deren
es frühzeitig verschiedne gab, machten ebenfalls nur Frittenporzellan aus verschiednen
Stoffen, unter denen oft weißgebrannte Knochen eine Hauptrolle spielen. - Über die Materialien zum P. ist im Artikel Feldspat
das Wesentliche bemerkt.
Die Grundmasse ist verwitterter und dadurch seines Gehaltes an Alkalien größtenteils verlustig gegangener Feldspat,
die eigentliche Porzellanerde oder, wie jetzt oft nach dem Chinesischen genannt, Kaolin, im reinen Zustande lediglich wasserhaltige
kieselsaure Thonerde, der nur kleine Alkalireste mechanisch beigemengt sind; an den Orten, wo auch diese durch Auswaschen
entfernt sind, findet sich nur reine kieselsaure Thonerde und dies ist der feuerfeste Thon, völlig unschmelzbar;
der zweite Hauptbestandteil ist dann gewöhnlicher unzersetzter, eisenfreier und weißer Feldspat, welcher vermöge seiner
Alkalien schmelzbar ist oder wenigstens in hoher Hitze erweicht und sintert.
Indem so eine fast feuerbeständige und eine schmelzbare Masse von übrigens gleicher Art im innigen Gemenge zusammenkommen
und auch die nachfolgende Glasur wesentlich aus Feldspat hergestellt wird, entsteht die gleichmäßige
innig verbundene Masse, bei welcher Glasurrisse niemals vorkommen können. Ein gewöhnlicher und zulässiger Zusatz ist noch
weißer Quarz, reine Kieselsäure, welche das Schwinden der Waren vermindert; es findet sich übrigens in mancher Porzellanerde
schon reichlich genug oder auch so viel, daß er zum Teil entfernt werden muß. Andre Zusätze, wie Kalk,
totgebrannter Gips, kommen nur bei geringerer Ware vor. - Die Darstellung des P. ist eine schwierige Sache und verlangt große
Aufmerksamkeit.
Alle Bestandteile werden, Feldspat und Quarz nach vorgängigem Glühen und Ablöschen in kaltem Wasser, durch Stampfen, Mahlen
zwischen Steinen und Schlemmen mit Wasser in das feinste Pulver verwandelt und die Brühen in den gehörigen
Verhältnissen gemischt, der abgesetzte weiße Schlamm wird ausgepreßt, durchgearbeitet und in Ballen geformt, die man in
feuchten Kellern so lange als möglich und wenigstens ein Jahr sich selbst überläßt. Die Masse wird durch das Lagern besser
und bündiger, da die Einzelteilchen sich mehr aufschließen; sie erleidet dabei auch eine eigentümliche
Gärung oder Rottung, schwärzt sich durch ausgestoßene faulende organische Substanzen oder vielleicht auch infolge einer
Bildung von Schwefeleisen und riecht nach Schwefelwasserstoff.
Beim Liegen an der Luft stellt sich die weiße Farbe allmählich wieder her. Man befördert diese Fäulnis
noch durch Zumengen von Jauche oder Moorwasser. Die hinreichend abgelagerte Masse wird vor der Verarbeitung abermals stark
durchgearbeitet und dann geformt. Das Formen ist aber weit schwieriger als bei der gewöhnlichen Töpferei, da die Porzellanmasse
kurz und lange nicht so bildsam ist wie Töpferthon, und doch die schwierigsten und kompliziertesten
Gebilde in gehöriger Reinheit und Schärfe daraus zu formen sind. Es dient für hohle Sachen die gewöhnliche Töpferscheibe,
doch nur für die Formung aus dem Rohen, da in der Regel dasselbe
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mehr
Stück noch in eine mehrteilige Form aus Gips gesetzt und in dieser fertig gedreht wird. Der Gips entwässert die Masse rasch,
sodaß sie nachgehend schon eine gewisse Konsistenz hat und nach einigem Trocknen herausgenommen werden kann. Die Gipsformen
bilden einen starken Ausgabeposten in der Fabrikation, zumal sie nicht lange halten. Alle Gegenstände,
die keinen kreisförmigen Querschnitt haben, werden in Formen gearbeitet. Flache Gegenstände wie Teller, Untertassen werden
aus sog. Schwarten, d. h. ausgerollten Blättern, gebildet, welche
über eine erhabene Form gleich einem umgestürzten Teller etc. angearbeitet werden, worauf
noch ein Abdrehen mit einer Schablone erfolgt.
Manche Stücke werden, nachdem sie lederhart, d. h. halb trocken geworden
sind, auf hölzerne Futter gesteckt und auf einer Drehbank ähnlich wie Holz überarbeitet. Zur Erzeugung mancher hohlen Gegenstände,
auch großer Platten, wendet man eine eigentümliche Art des Gießens an. Man füllt die dazu bestimmten Gipsformen mit flüssiger
Masse völlig voll; der Gips saugt aus der ihm anliegenden Partie derselben Wasser und in einigen Minuten
hat sich eine, den Wandungen anhängende, nicht mehr flüssige Schicht gebildet, indes das Flüssiggebliebene durch einen
Heber oder sonst wie herausgeschafft wird. Es lassen sich in dieser Weise äußerst dünnwandige Artikel herstellen. Kleine
Sachen, wie Puppenköpfe, Blätter, Knöpfe und einzelne Teile wie Henkel, Schnauzen, die nachgehends
mit dünnerer Masse an ihren Ort geklebt werden, formt man durch Pressen. Handelt es sich um Prachtstücke mit naturgetreuen
Blättern und Blumen, Insekten,
[* 3]
Figuren, durchbrochener Arbeit u. dgl.,
so stehen der Künstlerhand noch manche nicht weiter zu erwähnende Hilfsmittel zu Gebote. - Alle geformten Gegenstände
werden in gelinder Wärme frei von Sonne und Luftzug, gewöhnlich in geheitzten Räumen getrocknet, ausgeputzt
und zum ersten Brennen in den Verglühofen gebracht. Hier erhärten sie in starker Hitze so weit, daß sie glasiert werden
können. Bis dahin bilden sie eine weiße, glanzlose, leicht Schmutz annehmende Masse, welche Biskuit heißt. Gewisse
Gegenstände, namentlich die in neurer Zeit beliebt gewordenen kleinen Statuetten, bleiben in diesem Zustande, da sie durch
eine Glasur nur verlieren könnten. Sie werden in Gipsformen angefertigt, doch nachgehends noch stark durch Bossieren nachgebessert.
- Die Glasurmasse ist nichts Andres als eine etwas modifizierte Porzellanmasse, in der Art, daß sie
im stärksten Feuer zu einem durchsichtigen Glase schmilzt und denselben Wärmeausdehnungskoeffizienten wie die Masse selbst
besitzt, sodaß keine Sprünge entstehen.
Feldspat ist immer das beste, wiewohl strengste Flußmittel, daher in vielen Fällen noch andre Zusätze mit unterlaufen,
um einen leichtern Fluß zu haben. Die Glasur wird in feinster Pulverform mit Wasser angerührt und das
Arbeitsstück durch Eintauchen damit überzogen. Sind solche ganz trocken geworden, so setzt man sie sämtlich in Kapseln
oder Kästen von feuerfestem Thon und baut diese in dem turmförmigen Brennofen säulenartig auf,
wo sie unter Weißglut glattgebrannt
und in einer Zeit vom 16-18 Stunden ihrer Vollendung entgegengeführt werden.
Bei diesem zweiten Brennen muß die Temperatur eine viel höhere sein, als beim ersten, dem Verglühen. Der Ofen bleibt dann
mit der Ware so lange stehen, bis alles langsam, im Laufe mehrerer Tage erkaltet ist. In den obern Abteilungen des Ofens,
welche die wenigst heißen sind, werden in der Regel gleichzeitig Biskuits verglüht, oder Feldspate geröstet,
Kapseln gebrannt u. dgl. Als Brennmaterial dient,
wo man es haben kann, am besten dünngespaltenes Holz, doch auch Stein- und in Böhmen die dortigen vorzüglichen Braunkohlen.
Bei weitem nicht alle Stücke bestehen die Feuerprobe gleich gut; beim Herausnehmen hat man zu sortieren in
Feingut, Mittelgut, Ausschuß und Bruch. Ausschuß ist bei der jetzigen starken Fabrikation immer in Menge vorhanden und
billig zu haben. Manche Stücke mit kleinern Fehlern lassen sich indes noch verwerten zu dekorierter Ware, wo die Malerei
dieselben verstecken kann. - Von den Porzellanwaren bleiben einige weiß und wollen sich nur durch schöne
Masse und Form empfehlen, indes andre noch durch Dekorationen in Farben, Gold, Silber, Platin eine weitere Ausschmückung erhalten.
Nur wenige Farben sind so feuerbeständig, daß sie die Hitze des zweiten Brandes aushalten und daher gleich auf das Biskuit,
also unter die Glasur gebracht werden können; es sind dies Kobaltoxyd für Blau, Uranoxyd und Iridiumoxyd
für Schwarz, Chromoxyd für Grün. Sie heißen deshalb Scharffeuerfarben. Das Kobaltoxyd ist aber gegen das Scharffeuer
auch nicht ganz unempfindlich und an zu heißen Stellen des Ofens werden die blauen Teilchen unter der Glasur etwas mobil
und verziehen sich in die Nachbarschaft, der sie einen hellblauen Ton erteilen, wie sich häufig beobachten
läßt.
Man hat auch dieses Verschwimmen geflissentlich durch hohe Hitze zu bewirken gesucht und eine besondre Ware, geflossenes
(flowing) Blau, daraus gemacht, welche einen hübschen Effekt macht, aber stets der durchgängigen Gleichmäßigkeit ermangelt.
Da sich mit diesem kleinen Farbensortiment nicht füglich malen läßt, so sind die Dekorationen unter
der Glasur nur einfarbiger durch Überdruck aufgetragene. Für weiche Porzellane und Steingut, wo geringere Hitzegrade in
Anwendung kommen, sind noch einige andre Oxyde unter der Glasur anwendbar. Am häufigsten werden Malereien und metallische
Verzierungen auf die Glasur der fertigen Waren aufgetragen und besonders in Muffeln eingebrannt.
Die Farben bestehen aus pulverförmigen Metalloxyden, gemischt mit Flußmitteln, Bleiglas, Boraxglas u.
dgl., mit denen sie in geringer Glühhitze verglasen und so auf der Glasur des
P. festhaften, ohne daß diese dabei selbst wieder in Fluß käme. Die Porzellanfarben sind käufliche Fabrikate und nur
in großen Porzellanfabriken, welche eigne Chemiker beschäftigen können, werden sie selbst bereitet.
Sie haben das Unbequeme bei ihrer Verwendung, daß sie in fast allen Fällen gar nicht die Farbe haben, die sie beim Einbrennen
entwickeln. In neuester Zeit
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hat man jedoch Porzellanfarben in den Handel gebracht, die durch das Einbrennen der Gegenstände in Muffeln nicht mehr verändert
werden, dennoch jedenfalls schon vorher gebrannt und wieder gemahlen sein werden. Die Farben werden mit einem flüchtigen
Öl (dickgewordenem Terpentinöl, Lavendelöl) verrieben, mit Pinseln wie jedes Miniaturgemälde aufgetragen, über einer Flamme
abgetrocknet und in die Muffel gebracht. Oft muß das Malen und Einbrennen zwei und mehrmals wiederholt werden, da manche
Farben einer besonders starken Hitze zum Schmelzen bedürfen, bei welcher andre schon zerstört werden würden. Man muß
daher die am schwersten schmelzbaren zuerst, die leichter flüssigen später bei gelinderer Hitze einbrennen.
Nur wenige Farbenkörper vertragen das Übereinandersetzen, der Maler muß auch in diesem Punkte seine Farben genau kennen
und wissen, in wie weit sich Lichter, Schattierungen u. dgl.
nachträglich aufsetzen lassen. -
Von den eigentlichen Malern werden die Dekorateure unterschieden, welche die Waren mit den einfachsten Verzierungen, Streublümchen,
Rändern und Ringeln u. dgl.
versehen und eine sichere und leichte Hand nebst großer Schnellfertigkeit besitzen müssen. Die oft so feinen und genauen
Linienverzierungen werden durch einfaches Ansetzen des Pinsels hervorgebracht, während das Arbeitsstück auf einer Spindel
in Drehung erhalten wird. Die Dekorierung mit Gold, Silber und Platin ist der Malerei insofern ähnlich,
als die Metalle in feiner Verteilung, aus Auflösungen chemisch niedergeschlagen, das Silber auch wohl in Form von Oxyd, mit
den Ölen angerieben und mit Pinseln aufgetragen werden. Nach dem Einbrennen erscheinen die Metalle matt und erhalten ihren
Glanz erst durch den Polierstein.
Die Meißner Fabrik besaß früher allein das Geheimnis der sog. Glanzvergoldung,
bei welcher unter Anwendung eines besondern Goldpräparats die Vergoldung gleich fertig und viel schöner aus dem Feuer kommt
als das blankpolierte Metall; die Methode hat nur den Fehler, daß diese Vergoldung wenig haltbar ist. Sie wird durch Einbrennen
einer auf die Gegenstände aufgetragenen Lösung von Schwefelgold oder Knallgold in Schwefelbalsam erhalten.
Zu den beliebtesten Verzierungen gehören auch die sog. Metalllüster, die glänzenden, in verschiednen
Farben regenbogen- oder perlmutterartig schillernden Flächen.
Sie werden ebenfalls erzeugt durch Metalllösungen, die mit Ölen aufgetragen und eingebrannt werden und entstehen dabei ohne
weitere Nachhilfe des Polierens. Verschiedne Goldpräparate, Chlorplatin und Chlorsilber spielen dabei
eine Rolle, in letzter Zeit namentlich auch Wismut. Einige Lüster werden auch in der Weise erhalten, daß man die Metallsalze
mit in die Einbrennmuffeln gibt, wo sie sich durch die Hitze verflüchtigen und farbenerzeugend auf die schmelzende Glasur
niederschlagen. In jüngster Zeit hat sich bekanntlich noch eine neue Art der Verzierung für das P. gefunden,
nämlich das Einbrennen von Photographien. Die Verzierungen des P. folgen auch dem Zeitgeschmacke und der Mode und unterliegen
somit dem Wechsel;
nur Weiß, Blau und Gold sind über dies Schicksal erhaben. -
Nach der Erfindung des P. im vorigen Jahrhundert glaubten viele Fürsten darin eine Quelle großer Einkünfte
erblicken zu dürfen und es wurden nicht wenig Hoffabriken gegründet und monopolisiert. Was von solchen noch übrig ist,
bildet gleichsam das Oberhaus der Fabrikation. Sie sollen Musteranstalten sein zur Pflege des Kunstsinns und guten Geschmacks
wie zur technischen Weiterbildung. Daneben ist aber mit der Zeit und hauptsächlich in der jüngsten
Vergangenheit eine freie Volksindustrie großartig herangewachsen, welche im Sinne des Fabrikwesens nicht sowohl auf besondre
Kunstwerke, als auf Massenerzeugung zur Versorgung der großen Mehrzahl der Volksklassen gerichtet ist. Es werden jetzt solche
Massen von Waren an den Markt gebracht, daß eine Überproduktion nahe zu liegen scheint. Die großartigsten
Fabriken finden sich in Schlesien und Böhmen. Die Konkurrenz hat nicht nur die Warenpreise sehr herabgebracht, sondern nötigt
auch dazu, den Waren immer größere Mannigfaltigkeit und Vollkommenheit zu geben, sodaß es nicht mehr nötig ist, geschmackvolle
Erzeugnisse nur unter fremden Einfuhrwaren zu suchen, wie sie namentlich häufig aus Frankreich
kamen, aber jetzt fast gänzlich verschwunden sind. -
An das P. schließt sich, seiner Natur nach, direkt das sog. Gesundheitsgeschirr oder Sanitätsporzellan an, das früher zu
dem Zwecke ins Leben gerufen wurde, die Töpferwaren mit bleihaltigen Glasuren zu verdrängen, was jedoch wegen der unvermeidlichen
höhern Kostspieligkeit der neuen Ware nicht gelingen konnte. Das Gesundheitsgeschirr ist sogar, seiner
Zusammensetzung nach, streng genommen eine höhere Porzellansorte, da sie lediglich aus Feldspat und Kaolin, wenn auch nicht
von reinster und weißester Beschaffenheit, erzeugt wird. Die Masse erfordert daher auch zum Brennen eine Stärke der Feuerung,
wie sie das gewöhnliche P. nicht bedarf, das daher leichter und wolfeiler ^[richtig: wohlfeiler] zu
produzieren ist. Was jetzt in dieser härtesten Ware noch hergestellt wird, sind keine Hausartikel, sondern hauptsächlich
chemische Gerätschaften. -
Statistisches und Zoll s. Thonwaren; Preise können wegen der großen Verschiedenheit der Fabrikate und der Verzierungen -
Dekors - nicht angegeben werden; jede Fabrik liefert bestimmte Kategorien und zu speziellen Preisen.
Der Händler muß zu Fabrikpreisen einkaufen und der Detaillist aus verschiednen Fabriken beziehen.
(Potasche, kohlensaures Kali, kohlensaures Kalium, Kaliumkarbonat, lat. Kali carbonicum oder cineres clavellati;
franz. potasse oder carbonate de potasse; engl. Potash). Dieser
wichtige Artikel des Chemikalienhandels besteht in reinster Form aus Kohlensäure und Kaliumoxyd, ist
aber in rohem Zustande mit mehr oder weniger andern Salzen verunreinigt. Früher gewann man die P. ausschließlich nur durch
Verbrennen von Pflanzensubstanzen, namentlich Holz. Das Kali findet sich in den Pflanzen mit organischen Säuren verbunden
(selten mit Salpetersäure).
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Werden aber die Pflanzenkörper eingeäschert und die Aschen mit Wasser ausgelaugt, so erhalten wir hauptsächlich immer
nur kohlensaures Salz, da bei der Verbrennung die Pflanzensäuren zerstört, aber sogleich durch Kohlensäure ersetzt werden,
die als Verbrennungsprodukt in Menge entsteht. Alle holz- und krautartigen Gewächse geben mehr oder weniger Asche und daraus
kohlensaures Kali, die Kräuter im allgemeinen reichlicher als die Hölzer. In den Steppen des innern Rußland schießen im
Sommer mannshohe krautige Gewächse auf, die keine andre Benutzung als auf P. zulassen; auch verwendet man hierzu die Stengel
der in Rußland häufig zur Ölgewinnung gebauten Sonnenblumen; sonst liegen die Pottaschbrennereien wohl
immer nur in den Wäldern und natürlich nur da, wo für das Holz oder wenigstens für den Abraum gar keine andre Benutzung
möglich ist.
Die Gewinnung von P. kann nun entweder eine dauernde Waldnutzung bilden oder sie findet nur einmal statt, in dem Falle nämlich,
wo Wälder auszuroden sind, um Feldern Platz zu machen. Das Letztere ist noch immer, aber leider in zu
ausgedehntem Maßstabe, in Nordamerika der Fall, woher denn auch schon lange viele und gute P. an den Markt gekommen ist,
außerdem aus den waldreichen Gegenden Rußlands, in Schweden, Illyrien, Ungarn, Galizien etc.
Doch hat die Produktion in diesen Ländern schon bedeutend abgenommen, seitdem man auch hier genötigt
ist, die Wälder zu schonen.
Während Rußland 1864 noch 11 Millionen Kilo produzierte, verminderte sich die Produktion 1873 schon auf 5 Millionen Kilo.
Die Gewinnungsweise ist eine sehr einfache und besteht im Verbrennen der trocken gewordenen Hölzer unter Windschutz. Einfüllen
der gesammelten Asche in Laugenfässer und Übergießen mit warmem Wasser. Die zuerst erhaltene Lauge zeigt etwa 20° B.
und ist sogleich zum Eindampfen brauchbar, während man durch wiederholte Übergießungen noch schwächere Laugen erhält,
die bei folgenden Auslaugungen statt Wasser genommen werden.
Die Eindampfung erfolgt in Pfannen oder Kesseln bis zur trockenen Konsistenz der Salzmasse, die dann
die Rohpottasche darstellt. Sie erscheint im Handel unter zweierlei Formen, als ausgerührte und als ausgeschlagene Ware.
Die erstere entsteht, wenn die Masse beim Schluß des Eindampfens mit eisernen Rührscheiten gerührt wird, wodurch sich
dieselbe zu runden Klumpen gestaltet, die noch stark wasserhaltig sind. Bei der zweiten Form wird das
Rühren unterlassen und die Masse geht in der Pfanne in eine so feste Konsistenz über, daß sie nachgehends mit Hammer und
Meißel herauszuschlagen ist; sie ist dann natürlich weniger wasserhaltig. Beide Sorten der Rohpottasche sind tief braun
gefärbt von brenzlichen Stoffen, welche bei unvollständiger Verbrennung des Holzes entstanden und mit
in die Asche und Lauge übergegangen waren.
Durch sog. Kalzinieren wird sie entfärbt und in die gewöhnliche P. verwandelt. Wo aber
die Ware zu Verwendungen dienen soll, bei denen sie ohnehin hohen Hitzegraden ausgesetzt ist, wie beim Glasmachen, der Fabrikation
von Blutlaugensalz, ist die
vorherige Kalzination entbehrlich und die braune Ware ebenso brauchbar als
weiße. Das Kalzinieren besteht darin, daß man den Rohstoff unter fleißigem Umrühren einer nicht zu hohen Glühhitze aussetzt,
am besten dem Zugfeuer eines Flammenofens. Hierbei werden die letzten Wasserreste ausgetrieben und die braunen Stoffe verbrannt.
Die Ware erscheint dann weiß oder durch einen kleinen Gehalt an Eisenoxyd rötlich, auch wohl durch etwas
entstandenes mangansaures Kali bläulich und heißt im letztern Falle Perlasche. Sonst aber versteht man unter dieser Benennung
auch wohl eine ganz weiße reine amerikanische Sorte.
Der Name P. kommt von Pot, Topf, da die Ware, im kleinen wenigstens, wegen ihrer großen Begierde, Wasser
aus der Luft anzuziehen, in Töpfen verkauft wurde, die mit einer luftabhaltenden Decke verschlossen waren. Diese wasserziehende
Eigenschaft ist dem kohlensauren Kali unter allen Umständen eigen, während dagegen das kohlensaure Natron - die kristallisierte
Soda - an der Luft mehr und mehr austrocknet; nur die kalzinierte Soda zieht aus der Luft etwas Feuchtigkeit
an, aber zerfliesst nicht, wie die P. Größere Posten von P. werden in Fässer verpackt und es kommt auf den Dichtegrad
dieser an, ob der Inhalt sich trocken erhält, oder naß und schmierig wird, oder gar als Lauge durch die Fugen dringt.
Die gewöhnliche, aus Gewächsasche stammende P. ist noch kein reines kohlensaures Kali, sondern enthält
nur solches in sehr wechselnden Mengen von 40-75%, woneben sich finden können schwefelsaures Kali 3-40, Chlorkalium bis 20,
kohlensaures Natron bis 6%, auch etwas unlösliche Bestandteile, die durch die Filter gegangen oder beim Kalzinieren als
Asche eingeflogen sind. Der Gehalt an kohlensaurem Kali gibt natürlich immer den Wertmesser für eine
Ware ab. Die Anwesenheit fremder Stoffe kann für gewisse Verwendungen keinen Übelstand bilden, während man sie für andre
Zwecke reiner braucht.
Zur weitern Reinigung kommt der Umstand zu statten, daß das kohlensaure Kali löslicher in Wasser ist
als das schwefelsaure und das Chlorkalium oder, anders ausgedrückt, daß die letztern beiden in einer gesättigten Lösung
des erstem unlöslich sind. Löst man daher das zu reinigende Salz in möglichst wenig heißem Wasser, so kristallisieren
die fremden Salze größtenteils heraus und man erhält durch Wiedereindampfen der abgezogenen Lauge eine viel
reinere Ware. In dieser Weise reinigt man z. B. die für das böhmische Kristallglas bestimmte
P. Die gereinigte P. des Handels wird öfter durch Ausziehen der ordinären Ware mit so wenig kaltem Wasser erhalten, daß
die andern Salze ungelöst bleiben. Ganz rein, wie es nur zu chemischen Arbeiten und in Apotheken gebraucht
wird, erhält man das kohlensaure Kali, wenn man gleiche Gewichtsteile gereinigten Weinsteins und desgleichen Salpeter mischt
und in einem eisernen Tiegel kalziniert. Durch die Hitze wird, wie schon bemerkt, der Weinstein in kohlensaures Kali und Kohle
zersetzt, und letztere zersetzt wieder den Salpeter und verwandelt ihn ebenfalls in
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kohlensaures Kali. Diese Sorte heißt Kali carbonicum e Tartaro; sie wurde früher auch Sal tartari (Weinsteinsalz) genannt.
Für die Technik wäre es natürlich eine zu teure Prozedur, sich P. durch Umarbeitung des Weinsteins zu verschaffen; doch
bezieht auch sie von dem Kali des Weinstocks einigen Beitrag, indem sie dasjenige ausnutzt, was in der
Weinhefe wie in den Trestern und Kämmen der Trauben enthalten ist. Nachdem man diese Substanzen vorher auf Weinbeeröl und
Weingeist ausgenutzt hat, trocknet und verbrennt man sie und zieht aus der Asche ein sehr reines kohlensaures Kali.
Übrigens erhält man jetzt auch sehr reines kohlensaures Kali auf andern Wegen; so z. B. aus dem Wollschweiß
und den Wollwaschwässern, sowie aus den Rückständen der jetzt so großartig dastehenden Rübenzuckerindustrie. Wenn der
hierbei massenhaft abfallende schlechte Sirup in Gärung versetzt und der Spiritus abdestilliert worden, bleibt eine Schlempe,
die nicht zum Verfüttern taugt und selbst weggegossen noch Übelstände erzeugt. Somit bildet nur die
Benutzung der Schlempe auf ihren Gehalt an Salzen (etwa 10%) einen Weg zur Beseitigung der lästigen Massen, der aber seine
Schwierigkeiten hat und bei teurem Brennmaterial nicht einmal gut praktikabel ist.
Die Verarbeitung der Schlempe beruht ebenfalls auf Eindampfung, Kalzinierung, Auslaugung und Wiedereindampfung, letztere
unter der Rücksichtnahme, daß soviel als möglich die fremden Salze, schwefelsaures Kali, Chlorkalium,
kohlensaures Natron, durch Herauskristallisieren aus der Pottaschelauge abgetrennt und isoliert erhalten werden. Die aus
der Schlempe erhaltene P. ist in der Regel weit reicher an Natronsalz als die aus Holzasche, und beträgt dieser Gehalt etwa
10%. Diese Fabrikation wird namentlich in Österreich und Deutschland betrieben; ebenso wird in diesen
Ländern viel P. aus den Wollwaschwässern gewonnen, in Belgien und Frankreich auf letztgenannte Weise über eine Million
Kilo jährlich. Somit läßt sich auch von Rübenfeldern und Weinbergen P. beziehen, freilich nur unter der Bedingung, daß
ihnen diese Verluste an Kali auf andre Weise wieder ersetzt werden, wenn sie nicht ihre Ertragfähigkeit
einbüßen sollen.
Es war daher für die Landwirtschaft nicht minder wie für die Technik die Erschließung des ungeheuren Steinsalzlagers Staßfurt
mit seinen kalihaltigen Abraumschichten ein hochwichtiges Ereignis, welches die Versorgung mit Kalipräparaten sehr vereinfacht
und Deutschland in dieser Beziehung vom Auslande weit unabhängiger gemacht hat. In diesem ungeheuren
Salzstocke, dem Rückstand eines ausgetrockneten Meeres, sind die oben aufliegenden Abraumschichten vermöge ihres Kaligehalts
viel wertvoller als das Steinsalz selbst. Die Landwirtschaft bezieht davon Millionen von Zentnern als Düngesalz für kalibedürftige
Felder, indes die Technik nicht minder ansehnliche Mengen von Kalipräparaten von dort erhält.
Das in dem dort vorkommenden Karnallit (s. d.) enthaltene Chlorkalium wird in mehreren Fabriken teils zu P., teils zu Salpeter
verarbeitet, wodurch in ersterer Hinsicht
Nordamerika und Rußland, in zweiter England ihre bisherige Bedeutung verloren
haben, denn früher beherrschte England den kontinentalen Markt mit seinem Ceylonsalpeter, welcher jetzt von
hier verschwunden ist und nur noch für England selbst Bedeutung hat. Die Salpeterfabrikation in Staßfurt besteht in einer
Verwandlung des weniger brauchbaren Chilisalpeters (Salpeter saures Natron) in den gewöhnlichen Kalisalpeter im Wege der doppelten
Zersetzung des ersteren Salzes mit Chlorkalium, wobei sich salpetersaures Kali und Chlornatrium (Kochsalz) bilden. Die Darstellung
von P. ihrerseits geht ungefähr in derselben Weise vor sich wie die der Soda aus Kochsalz.
Bietet somit Staßfurt die längst gesuchte Gelegenheit, Kaliverbindungen statt aus der Pflanzenwelt direkt aus dem Mineralreich
entnehmen zu können, und zwar allem Anschein nach eine so gut wie unerschöpfliche Gelegenheit, so ist sie doch
schon nicht mehr die einzige, denn man hat in den Salzlagern von Kalusz in Galizien, am Westabhange der Karpathen, ebenfalls
Kalisalze gefunden; nicht allein die Sole hat dort einen Gehalt von 6-10% Chlorkalium, sondern es ist auch eine trockne Salzschicht
von ähnlicher Beschaffenheit wie die Staßfurter Abraumsalze erschürft worden. -
Das kohlensaure Kali, rein und wasserfrei gedacht (Kali carbonicum depuratum), besteht in 100 Teilen aus 68,2 Kali und 31,8
Kohlensäure. Dasselbe, sowie die der Hauptsache nach daraus bestehende P. hat einen scharfen ätzenden Geschmack und eine
stark alkalische Reaktion, zieht aus der Luft begierig Wasser an und zerfließt damit, ist also auch
in sehr wenig, ungefähr der gleichen Gewichtsmenge Wasser löslich, unlöslich dagegen in Alkohol. Die gewöhnliche P. ist
eine bröcklige, unkristallinische Masse; aus einer konzentrierten Lösung schießt das Salz in Kristallen an, die 20% Wasser
enthalten und ebenfalls an der Luft zerfließen. In der Glühhitze gerät das Salz in feurigen Fluß und
ist dann flüssig wie Wasser, bleibt aber dabei in seinem vollen Bestande und läßt durchaus keine Kohlensäure fahren.
Der Kaufwert der P. wie der Soda bestimmt sich nach ihrem Gehalt an kohlensaurem Salz, und die Ermittelung desselben ist daher
eine Sache von Wichtigkeit, aber keineswegs leicht, sondern nur von geübten Laboranten auszuführen.
Die Bestimmung erfolgt entweder mittels eines kleinen, aus zwei durch Glasrohrleitung verbundenen Flaschen bestehenden Apparats,
in welchem auf eine abgewogene Menge des Salzes aus dem andern Fläschchen Schwefelsäure übergeführt wird, bis alle Kohlensäure
ausgetrieben ist.
Eine vor- und eine nachherige Wägung des Apparats ergeben den Gewichtsverlust an fortgegangener Kohlensäure
und nach diesem berechnet sich das vorhanden gewesene kohlensaure Salz. Oder es wird die sog. maßanalytische Methode angewandt,
indem man nicht die Kohlensäure wiegt, sondern eine verdünnte Schwefelsäure von genau bestimmtem Gehalt (Normalsäure)
aus einer graduierten Röhre so lange der gewogenen Salzlösung zusetzt, bis das kohlensaure Salz völlig
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