anzunehmen. Die Kaffeebereitung geschieht durch Kochen oder durch Filtration; das erstere gibt die beste Ausnutzung, aber
auf Kosten des Geschmacks, da das Aroma zum Teil verloren geht, das Filtrieren bewahrt dieses, kostet aber mehr K. zu gleicher
Stärke. Die Araber übergießen das Pulver in der Tasse mit heißem, gut kochendem Wasser. Die beste
Ausnutzung gibt das Liebigsche Verfahren: ⅔ Kochen, ⅓ Überbrühen. - Der Kaffeezoll betrug in England 1880-81 zus. 204675
Pfd. Strl. brutto (4093500 Mill. Mk.). Zollsatz im Deutschen Reich s.
Tarif im Anh. Nr. 25 m 1 u. 2 - roh 40, gebrannt 50, Surrogat 40 Mk.
für 100 kg.
(Coffeïn,Theïn,Guaranin, Coffeïnum); eine schwache, stickstoffreiche organische Basis, findet sich in
den Kaffeebohnen
(ca. l%) und den Blättern des Kaffeebaumes (bis zu 1,25%), sowie auch im chinesischen
Thee (zu 1-4%), im
Paraguaythee (½%) und in der
Guarana (bis zu 6%). Man stellt es gewöhnlich aus dem
Thee dar, und zwar
aus dem abgesiebten, staubartigen Abfall; es bildet blendend weiße, seideglänzende, leichte, sehr lockere Kristallaggregate
von bitterm Geschmack, aber ohne Geruch; es schmilzt bei 225° C. und verflüchtigt sich in höherer Temperatur unzersetzt.
Es wird viel medizinisch verwendet, namentlich gegen Migräne, desgl. auch das citronensaure
K. (Kaffeïncitrat, Coffeïnum citricum). Zu den in den Kakaobohnen enthaltenen Theobromin steht das
K. in naher Beziehung (kann aus diesem dargestellt werden) und ist deshalb als Methyltheobromin zu betrachten. Das K. kostet
jetzt 118 Mk. pro kg. -
Es sind dies verschiedne Pflanzenstoffe, die man als billigen Ersatz für
Kaffee verwendet
und die in ähnlicher Weise, wie
Kaffee, geröstet in den Handel gebracht werden. Die dem
Kaffee am nächsten verwandten Stellvertreter
wären jedenfalls die von der Kaffeepflanze selbst entnommenen, aber keine Handelsartikel bildenden, nämlich einerseits
die Samenhülsen, wie sie in Arabien verbraucht werden, anderseits die getrockneten Blätter, welche namentlich auf Sumatra
Beifall finden und deren Ingebrauchnahme auch in Europa schon mehrfach in Anregung gebracht worden ist.
Auf jener Insel pflanzt man in den feuchtheißen Niederungen den Kaffeestrauch nicht mehr der Früchte wegen, die, wie wir
wissen, nur auf höhern Standpunkten zur Perfektion kommen, sondern man benutzt die gerösteten Blätter zu einem
Aufgußgetränk gleich dem chinesischen
Thee. Die Plantagenarbeiter halten bei ihrer ungesunden Arbeit Wasser wie Spirituosen
für verderblich und genießen fast nichts als gekochten
Reis und Kaffeeblätterthee. Das Blatt wird dort selbst der
Bohne
vorgezogen; es soll mehr bittere Stoffe enthalten und nahrhafter sein als diese.
Die Chemiker haben seinen Kaffeïngehalt größer befunden als den der
Bohnen. Der Gebrauch dieses Kaffeeblätterthees
scheint keine weitere Ausdehnung nehmen zu wollen und nicht einmal auf dem benachbarten Java Anklang zu finden. Die für
uns in Betracht kommenden Surrogate sind inländische Pflanzenstoffe, da ja hauptsächlich Wohlfeilheit
angestrebt werden
muß, und man hat eine ganz beträchtliche Anzahl von Pflanzenstoffen, teils Wurzeln, teils Früchte
und Samen herbeigezogen, die, wenn sie geröstet und gemahlen sind, Aufgüsse geben, welche wenigstens in der Farbe, in der
Bitterkeit, auch zum Teil infolge der entstandenen Röstprodukte, in der Wirkung auf den Körper dem echten
Kaffee ähnlich
sind, freilich ohne daß ein einziges ihn ganz zu vertreten vermöchte.
Die größte Verbreitung hat die
Zichorie (s. d.) gefunden, die sich ja zu einem wirklichen Fabrik- und Handels-,
selbst Exportartikel emporgearbeitet hat, und es gibt selbst nicht wenig Leute, die darauf bestehen, daß in guten
Kaffee
etwas
Zichorie notwendig hineingehöre.
Möhren, Runkelrüben, Skorzoneren etc. werden ebenso wie die
Zichorien
behandelt und benutzt und die käufliche
Zichorie ist wohl selten ganz frei von Rüben- und Möhrenzusatz. Man vermutet öfter
noch manche andre, geringwertige Dinge darunter.
Ein andres, regelmäßig im Handel befindliches Surrogat ist der Erdmandelkaffee (s. d.);
etwas antiquiert scheint der schwedische oder Stragelkaffee aus den Samen des spanischen Traganth, einer
wickenartigen Pflanze (Astragalus baëticus) zu sein. Überhaupt liefern die Pflanzensamen ein starkes Sortiment von Kaffeesurrogaten,
von denen manche vielleicht namenlos auch in die käuflichen Gesundheitskaffees eingehen mögen. Hierzu sind namentlich
Lupinen
(Bering'scher K.) zu rechnen.
Ferner sind anzuführen
Eicheln,
Nüsse,
Roggen,
Gerste, Kichererbsen, die Samen vonSpargel, der gelben Wasserlilie,
dem Besenginster, dem
Johannisbrot etc. Die Spargelsamen sind neuerdings wieder sehr gerühmt worden als das beste
aller Surrogate. Man soll die reifen Beeren zur Entfernung der Hülsen stampfen, die Masse einige Tage gären lassen, durch
ein Sieb reiben, damit
Fleisch und Kerne getrennt werden, die letztern waschen, trocknen und brennen.
Beim Rösten sollen sie einen täuschenden Kaffeegeruch entwickeln und der Geschmack des Absuds dem des
Kaffees unter allen
Surrogaten am nächsten kommen. In neuerer Zeit sind Feigenkaffee und Dattelkaffee sehr in Aufnahme gekommen. Im allgemeinen
leisten diese Sparkaffees, vor allem die beliebten Cichorien, kaum mehr, als daß sie einen sonst zu
dünnen Kaffeeabsud dunkler färben und ihm einen strengern Geschmack geben, was dann als ein Zeichen von
Stärke gilt, das
Kaffeearoma kann aber nicht ein einziges ersetzen. - Zoll: Mit Ausnahme von Cichorie (s. d.)
gem. Tarif im Anh. Nr. 25 m 1.
(SemenCacao); die Samen verschiedner Arten der zur Familie der Büttneriaceen gehörigen
Gattung Theobroma, Bäume welche ihre Heimat im mittleren Amerika haben und dort in bedeutender Menge angebaut werden. Die
besten Standplätze liegen von Mexiko südlich bis Peru herab an der Westküste, an der Ostküste bis zu den Antillen, auf
dem Festlande bis nach Bahia; durch Anbau hat sich der Baum dann auch über mehrere westindische Inseln
verbreitet, wo aber sein Produkt schon minder gut ausfällt. Die Hauptmenge für den Handel liefert
¶
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Theobroma Cacao; der brasilianische soll von Th. sylvestre, der Cayenne C. von Th. guianense abstammen, noch andre Arten
kommen in Columbien und Mexiko vor. Der Baum fängt im 5. oder 6. Jahre an zu tragen und bleibt etwa 30 Jahre nutzbar; im 12. aber
gibt er den höchsten Ertrag. Eine eigentümliche Krankheit, die sich durch Splintfäule äußert, hat
zudem in neurer Zeit in vielen Gegenden eine Menge Plantagen verwüstet. Die Frucht hat sich in 5-6 Monaten entwickelt, ist
im Durchschnitt 13-15 cm lang und 7-9 cm dick, von der Gestalt einer kantigen Gurke, die je nach Varietät rot, grün oder
gelb gefärbt ist. Im Innern ist die Frucht 5fächerig und in diesen Fächern liegen reihenweise die Samen in das Fruchtfleisch
eingehüllt, 16, 20-30 in einer Frucht.
Der Baum trägt das ganze Jahr Früchte, der einzelne 10-12 jährlich, die 1-2½ kg trockne Bohnen geben; alle 14 Tage aber
werden die reif gewordenen abgesucht, doch erfolgt zweimal im Jahre noch eine Haupternte. Die abgenommenen
Früchte werden der Länge nach aufgeschnitten, die Kerne aus ihrer Umhüllung herausgestoßen, möglichst von anhängendem
Mus durch Reiben auf Sieben befreit und in Holz- oder Steintröge gebracht, welche oben bedeckt und beschwert und unten mit
Abzügen für die Feuchtigkeit versehen sind; hier bleiben sie 24-28 Stunden, erleiden eine Art Gärung,
die erstlich die noch anhängende Fleischmasse zerstört und verflüssigt; ferner verlieren sie dabei ihre Keimkraft sowie
einen Teil ihrer Bitterkeit und den krautartig herben Geschmack.
Die natürliche bräunliche Farbe der Samenhülsen und das weiße Innere wird dabei dunkler. Hiernach
werden die Bohnen den heißen Sonnenstrahlen ausgesetzt und fleißig gewendet. Jeden Abend schafft man die Masse unter Dach.
Nach dreitägiger Besonnung bleiben die Bohnen wieder einige Tage in Haufen geschüttet und zugedeckt liegen, um nachzuschwitzen,
worauf in noch 2-3 Tagen die Sonne die Austrocknung vollendet. Die nun in die Magazine geschafften Samen
werden zunächst sortiert, auch gewöhnlich möglichst bald nach den Häfen geschafft, da sie auf den Plantagen gar zu leicht
dem Wurmfraße verfallen und dann gänzlich verloren sind.
Außer der vorbeschriebenen Behandlung, die jetzt die gewöhnlichste sein dürfte, gibt es noch abweichende Methoden, so
das Eingraben der Bohnen, in Körbe oder Säcke gefüllt, in die Erde auf so lange, bis der Gärungs- oder
Rottungsprozeß hinreichend gewirkt hat. Dieses ältere Verfahren scheint jetzt dahin modifiziert zu sein, daß man die Bohnen
in flachere Gruben mit sandigem Erdreich füllt, diese mit einer Sandschicht bedeckt und einigemal wendet. Aller in irgend
einer Art der Fermentation unterworfener K. heißt gerotteter, und unterscheidet sich von dem ungerotteten durch dunklere
Farbe, mildern Geschmack und mattes, erdiges Äußere.
Der weniger geschätzte ungerottete ist solcher, der nur an der Sonne getrocknet wurde. Die Sonnentrocknung aber ist üblich
erstlich bei dem Inselkakao, also dem auf den Antillen gezogenen, und dann bei der nicht sehr bedeutenden
Quantität, die
von wilden Bäumen gesammelt wird. Dies findet namentlich statt in den Stromgebieten des Orinoko und des
Amazonenstroms. Die Kaufleute in den dortigen Seestädten rüsten kleine Karawanen aus, welche teils den K. selbst sammeln,
teils von den Indianern eintauschen.
Auf diesen beschwerlichen Karawanenzügen kann natürlich der ohnehin sehr ungleichmäßigen, bald über-,
bald unreifen Frucht keine besondre Sorgfalt gewidmet werden und die Bohnen werden nur möglichst rasch getrocknet. Auf alle
Fälle verlieren dieselben durch das Trocknen die reichliche Hälfte ihres Gewichts an Wasser und der aus den beiden Samenlappen
bestehende Kern ist dadurch aus einem nußähnlichen in einen harten bröckligen Zustand übergegangen.
- Bei der Verschiffung werden die Kakaobohnen meistens ohne weitere Verpackung im Schiffsraume aufgeschüttet und erst in
den europäischen Hafenplätzen in Säcke gefaßt; nur die besten Sorten verschickt man von Haus aus in Säcken.
Die verschiednen Sorten ergeben sich teils nach den verschiednen Arten und Spielarten, wie den Gegenden,
wo sie gewachsen, teils aus der Behandlung, und unterscheiden sich durch kleine Abweichungen in der Größe, Form und Farbe,
Geschmack und Aroma, obwohl im ganzen die Frucht immer dieselbe bleibt. Nicht alle K. bauenden Länder des wärmern Amerika
haben welchen zu versenden, sondern er dient hier und da nur zu dem eignen starken Verbrauche. Dies ist
namentlich der Fall mit Mexiko und Guatemala, die selbst noch Zufuhr brauchen.
Die Handelssorten werden größtenteils durch die Namen der Ausfuhrhäfen unterschieden; gerade einige der berühmtesten
verfallen indes dem auswärtigen Handel gar nicht, sondern bleiben dem innern Konsum vorbehalten, so
der Soconusco aus Mexiko, der Esmeraldas aus Ekuador, der Maracaibo aus Venezuela. Die am meisten geschätzte Sorte der Handelsware
ist der Caracas erster und zweiter Qualität aus den Provinzen Caracas und Cumana in Venezuela; doch steht in manchen jetzigen
Preiscouranten zu oberst der Portocabello (ebenfalls ein Ausfuhrhafen Venezuelas).
Guatemala ist ungefähr von gleichem Werte mit Caracas; eine ebenfalls gute Sorte liefert Ecuador als Guayaquil massenweis.
Sie bildet bei der norddeutschen Einfuhr immer die Hauptmasse, während Caracas, der auch in Menge im Handel erscheint,
besonders in den südeuropäischen Ländern seinen Markt hat. Neben Ecuador und Venezuela ist auch Neugranada,
das übrige Drittel des ehemaligen Columbia, für die Versorgung des europäischen Marktes von Bedeutung (Sorten Angostura,
Pedraza).
Von brasilischem K. sind Maranham und Para beliebt, Bahia, Rio negro und alles wild Gewachsene wenig geschätzt. Geringerer
Qualität sind ferner die aus dem englischen, französischen und holländischen Guiana stammenden Sorten,
sowie die westindischen (Martinique, Trinidad, Domingo etc.). Diese Inselware, unter sich auch
verschieden, ist jetzt von wenig Belang, da zum Teil der Geschmack nicht konveniert, andernteils der Anbau sehr gesunken
ist infolge des Unterganges vieler
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mehr
Plantagen durch Stürme. Aus dem Mutterlande in weite Ferne verpflanzt findet sich der Kakaobaum auf den Inseln Java und
Bourbon, doch kommen diese Sorten nicht im Handel vor und sollen auch die Kulturen auf Bourbon wieder eingegangen sein. Die
Unterscheidung und Würdigung der Kakaosorten ist überhaupt keine so leichte Sache, um so weniger als
der Geschmack, der hierbei eine Hauptstimme führt, nicht überall gleich ist. Während man z. B.
in einem Lande die Bohne möglichst „süß“, d. h. von Bitterstoff frei wünscht, findet man anderorts
einen gewissen Grad von Bitterkeit angenehm.
Was hingegen den Gehalt an fettem Öl anlangt, welcher in sehr ungleichem Maße auftritt, so bildet derselbe
stets einen Hauptfaktor zur Wertbestimmung und die teuersten Sorten sind auch die ölreichsten. Diese müssen dann, wenn
sie der Schokoladenfabrikant in Verwendung nimmt, ihren Reichtum mit einem gehörigen Zuschlage von geringer magerer Ware
teilen. Dieses Öl oder Fett, gewöhnlich Kakaobutter (Butyrum Cacao, oleum Cacao) genannt, bildet 35%
bis fast die Hälfte der Kernmasse, der übrige Gehalt besteht aus stickstoffhaltigen Bestandteilen (Eiweiß- oder Proteinsubstanzen),
Stärke, Zucker, einen sich rot färbenden Stoff, und als Spezialität etwa ½% eines Alkaloids Theobromin, das sich als ein
weißes, in Wasser, Alkohol und Äther sehr wenig lösliches, stark bitter schmeckendes Kristallpulver
abscheiden läßt und in seinen erregenden Wirkungen auf das Nervensystem, dem Kaffeïn ähnlich ist. -
Die käufliche Kakaobohne ist spröde, im Innern heller oder dunkler rotbraun, beim Essen von der Beschaffenheit einer fetten
Nuß und von schwach zusammenziehendem, mehr oder weniger bitterm Geschmack. Um sie für den Gebrauch vorzubereiten,
röstet man sie zunächst in Blechtrommeln über Feuer gleich dem Kaffee, wobei die Schalen platzen und sich ähnlich wie
beim Kaffee ein wenig brenzliches Öl bildet, welches der Bohne das Aroma gibt und als zweiter erregender Stoff neben dem Theobromin
angesehen wird.
Die Bohne ist jetzt spröder, von hellerm Braun; der adstringierende Geschmack ist beseitigt und ein
milderer rein bitterer erzeugt. Nach dem Erkalten läßt man die Bohnen durch eine Art grober Kaffeemühle oder einen andern
Brechapparat gehen, der die Schalen absondert, den Kern in grobe Stücke zerbricht und die Keimwürzelchen abbricht. Letztere
fallen durch ein untergestelltes Sieb, die Schalen werden durch eine Windfege abgeblasen. Die bröcklige
Masse ist nun der Stoff, welcher in einfacher Weise in die verschiednen Schokoladen des Handels umgewandelt wird.
Durch mechanische Bearbeitung, wie Stampfen, Walzen etc. werden die Bruchstücke leicht in eine
feine teigartige Masse verwandelt, wenn zugleich gelinde Wärme dabei angewandt wird, denn das Fett der
Bohne schmilzt bereits bei 29-30°. Wenn die Bohnen zu einer so feinen, halbflüssigen Masse zerrieben sind, daß man nichts
mehr zwischen den Fingern fühlt, wird die Masse in Formen gegossen, in denen sie beim Erkalten erstarrt; es ist dies die
Kakaomasse des Handels. Setzt man der geriebenen noch
flüssigen Masse Zucker zu, so erhält man die sogenannte
Gesundheitsschokolade.
Die gewöhnliche Schokolade enthält außer Zucker noch kleine Mengen Gewürze; für die feineren Sorten verwendet man Vanille,
für die geringeren Perubalsam, Zimt, Nelken und Kardamomen. Medizinische Schokoladen enthalten Arzneistoffe, die auf diesem
Wege bequemer eingeführt werden oder zur Nährkraft der Schokolade noch eine besondere Wirkung erhalten
sollen. So gibt es Isländischmoos-, Caragheen-, Salep-, China-, Zittwer-, Osmazom- (Fleischbrüh-) Schokoladen.
Der Form nach wird die Schokoladenmasse nicht nur in Tafeln, sondern auch als Pulver und in reichen Sortimenten von
[* 3]
Figuren,
Bonbons, Pralines, Plätzchen, Stäbchen und andern Näschereiartikeln feilgeboten. Das Fett der Bohne
macht sie für manche Mägen schwer verdaulich; für solche präparieren die Fabriken entölte Kakaomasse (Pulver), die je
nach den Sorten der Bohne ebenso verschieden im Preise steht wie die betr. Schokoladen, und etwa die Hälfte
dieser kostet.
Zur Abscheidung des Fettes kann das heiße Pressen der gerösteten und gepulverten Bohnen dienen, das
aber weniger Öl von dunklerer Farbe und stärkerm Geruche gibt, als wenn man das Pulver bei gelinder Hitze mit Wasser kocht
und nach dem Erkalten das emporgetretene und talgartig geronnene Fett abnimmt, das durch wiederholtes Umschmelzen geläutert
werden kann und eine gelbliche Farbe annimmt. Die so gewonnene Kakaobutter besitzt eine talgartige Konsistenz,
einen schwachen feinen Kakaogeruch und milden Geschmack; ihr spezif. Gewicht ist 0,89 bis 0,91; man verkauft sie in Form
von Tafeln und benutzt sie zu feinen Pomaden, Salben und Seifen. -
Die Fabrikation von Schokolade war erst als Geheimnis in den Händen der Spanier; später wurde sie vorzüglich
in Mailand und Wien betrieben, während gegenwärtig in allen Industrieländern Fabriken, zum Teil sehr große dafür bestehen,
in Deutschland namentlich in Wien, Berlin, Dresden, Hamburg, Bremen, Nürnberg, Leipzig, Braunschweig, Frankfurt, Stuttgart,
München etc. Der Artikel gehört zu denen, bei welchen vorzugsweise viel von Verfälschung
die Rede ist.
Bei den billigen Preisen, welche die geringeren Sorten haben, ist dies auch gar nicht anders möglich
und muß man Zusätze wie Mehl, Stärke u. dgl. als Verlängerungs- und Verwohlfeilerungsmittel
ansehen, so lange sie nicht unpassend gewählt sind. Die meisten Fabrikanten liefern aber jetzt ganz reine Schokolade und
solche mit Zusätzen von Mehl etc. nur auf Verlangen oder auch gar nicht. Seit 1878 besitzt der Verband
der deutschen Schokoladefabrikanten eine Verbandsmarke, deren Verwendung die Reinheit des Fabrikats garantiert. Zuweilen
soll es auch vorgekommen sein, daß man entölte Kakaomasse wieder mit Talg gefettet hat; eine solche Betrügerei gibt sich,
wenn sie überhaupt noch vorkommt, leicht durch den Geschmack zu erkennen, da solche Schokolade bald
ranzig wird, während das Kakaofett selbst sich in dieser Hinsicht ungemein widerständig zeigt. Die Hülsen der Kakao-bohnen,
die sich in den Fabriken
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mehr
massenhaft häufen, werden gemahlen als Kakaothee per kg 1 Mk. in den Preiskuranten angesetzt und
geben einen einigermaßen schmeckenden Absud, ohne doch viel Liebhaber zu finden. Die Produktion von Guayaquilkakao, der
bei uns am gangbarsten ist, betrug im Jahre 1880: 340802 Quintales (1 Quintal = 48,95 kg); 1879 nur 315341
Quintales. Ausgeführt wurden 1880 von dieser Sorte aus Ecuador 337270 Quint., wovon 33410 Quint. nach Deutschland gingen.
Para exportierte 1878 für 2700000 Mk. K. Der Verbrauch von K. und Schokolade ist in Frankreich viermal
größer pro Kopf als in Deutschland. - Einfuhrzoll: K. in Bohnen, auch gebrannter s. Zolltarif im Anh.
Nr. 25 m 3; Kakaoschalen, auch gebrannte, Nr. 25 m
4; zerkleinerter K. und Kakaoschalen sowie Kakaomasse und Schokolade Nr. 25 p 1. Kakaobutter
Nr. 26 a 1 bzw. 4.
das Holz des gemeinen Kaktus, Opuntia vulgaris; es besteht aus lauter dünnen Lagen oder Blättern, deren
Gefäßbündel zu einem weitmaschigen Netze vereinigt sind. Diese Blätter werden in Frankreich, welches
sie aus Algier bezieht, unter dem Namen bois de dentelle zu allerlei feinen Arbeiten, z. B.
zum Auslegen von Kästchen, Visitenkartenhaltern u. dgl.
verarbeitet. Man kann das K. mit Chlorkalk bleichen, beliebig färben und, nachdem es in Wasser gelegen, auch
biegen. - Einfuhrzoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 13
c 1. oder
2; die Waren werden nach Nr. 13 g bzw. 13 f verzollt.
unter diesem Namen verkauft man eine gelbbraune, pulverige Masse, welche durch Oxydation eines
Gemisches von Blei und Zinn durch Schmelzen an der Luft hergestellt wird und demnach aus Bleioxyd und Zinnoxyd
besteht.
Man verwendet diese K. in Verbindung mit eisenfreiem Formsand und Kochsalz zur Herstellung des weißen Emails auf
Ofenkacheln. - Zollfrei.
(Kaliumoxyd). Das Wort Kali oder mit vorgesetztem Artikel Alkali ist arabisch und bedeutet Pflanzenlaugensalz,
denn die Araber des 8. Jahrhunderts wußten schon, daß sich aus Pflanzenasche mit Wasser Salz ausziehen,
sowie eine solche Lauge durch gebrannten Kalk ätzend machen läßt. Daß es zweierlei solche Salze, K. und Natron, gebe, wurde
erst viel später erkannt. Jetzt versteht man unter K. nur die Sauerstoffverbindung des Kaliummetalls (s.
Kalium), das Kaliumoxyd; dieses ist eine weißgraue feste, spröde Masse, die jedoch gar nicht in
den Handel kommt.
Handelsware ist nur die Verbindung des K. mit Wasser, das Kalihydrat, Kaliumoxydhydrat, Ätzkali oder Kaliumhydroxyd, wie
es neuerdings genannt wird; dasselbe kommt in verschiedner Form in den Handel, teils als weißes Pulver (K. causticum, K. hydricum),
teils in größeren, weißen, durch Schmelzen erhaltenen Stücken (K. causticum fusum) und endlich in
Form dünner, gegossener, runder Stängelchen (in baculis), welche letztere Form namentlich für chirurgische Zwecke zum
Ätzen sehr bequem ist (lapis causticus).
Das Ätzkali schmilzt in der Hitze sehr leicht zu einer öligen Flüssigkeit und erstarrt nach dem Erkalten
wieder zu einer harten, weißen Masse von kristallinischem Bruche. Das
Ätzkali muß stets in sehr gut verschlossenen Gefäßen
aufbewahrt werden, da es mit großer Begierde aus der Luft Feuchtigkeit und Kohlensäure anzieht und nach und nach ganz zerfließt.
Das Ätzkali löst sich sowohl in Wasser, als auch in Alkohol; die wässerige Losung ist unter den Namen
Kalilauge oder Ätzkalilauge (Lixivium causticum) allgemein bekannt; es ist eine äußerst scharfe, sich schlüpfrig anfühlende
und die Haut bei längerer Einwirkung vollständig zerstörende Flüssigkeit von stark alkalischer Reaction.
Der Gehalt dieser Lauge, welche auch einen Handelsartikel bildet, wird mittels des Aräometers nach Graden Beaumé
bestimmt. Solche Ätzkalilauge erhält man durch Auslaugen von Holzasche mit Wasser und Zusatz von gebranntem Kalk, welcher
die Kohlensäure des in der Holzasche enthaltenen kohlensauren K. wegnimmt; solche Lauge wird in der Seifensiederei verbraucht.
Die Darstellung des Ätzkali als Ware geht denselben Weg: soll dasselbe im trocknen Zustande hergestellt werden,
so löst man recht reine Pottasche in Wasser und erhitzt die Lösung, damit der Prozeß rascher gehe als bei der kalten Darstellung
zur Seifensiederlauge, in eisernen Kesseln bis zum Sieden, worauf die nötige Menge frisch gelöschter Kalk, etwa halb so
viel als die Pottasche, portionenweise zugesetzt wird.
Die Umsetzung erfolgt rasch und man schließt die Arbeit, wenn eine Probe auf Zusatz einer Säure nicht
mehr aufbraust. Die Lauge wird nach Absetzen des Kalks klar abgezogen und sofort in einen andern Kessel zum raschen Eindampfen
gebracht. Ist die Verdampfung dem Ende nahe und die Lauge zähe geworden, so bläht sie sich bedeutend
auf, setzt sich aber wieder, sobald alles freie Wasser fortgegangen ist und fließt ruhig wie Öl. Nunmehr gießt man die
heiße Masse auf versilberte Kupfer- oder blanke Eisenplatten aus, wo sie bald erstarrt, bricht sie dann in Stücke und bringt
sie sofort in Büchsen unter guten Verschluß, weil hier wie bei der ganzen Bearbeitung der Einfluß
der Luft aus schon bekannten Gründen möglichst abzukürzen ist oder man gießt die Masse in Form von Stängelchen, wie
schon erwähnt. -
Eine besonders reine Sorte für analytische Zwecke erhält man durch Behandlung des geschmolzenen Kalihydrates mit Alkohol,
welcher nur dieses löst, die Unreinigkeiten, namentlich aber Kieselsäure zurückläßt. Das Verdampfen
dieser alkoholischen Lösung und Schmelzen des Rückstandes muß dann in einer silbernen Schale vorgenommen werden, weil
andrenfalls das Ätzkali wieder fremde Bestandteile aus den Gefäßen aufnehmen würde. Diese Sorte heißt K. causticum alkohole
depuratum. -
Das K. ist nächst den seltenen Oxyden des Cäsiums und Rubidiums die stärkste aller bekannten Basen
und bildet mit den Säuren die Kalisalze, von denen diejenigen, welche Handelsartikel bilden, teils unter ihrem gebräuchlicheren
Namen, wie Pottasche, Salpeter, teils unter dem Namen der Säure beschrieben sind, die sie enthalten. - Hinsichtlich der Gewinnung
der Kalisalze und des K. überhaupt war man früher ausschließlich auf die
¶
mehr
Pflanzen angewiesen, die es aus dem Erdboden aufnehmen und in organisch saures K. (d. h. weinsaures,
zitronensaures, oxalsaures etc. K.) umwandeln. Beim Veraschen der Pflanze entsteht dann wieder
kohlensaures K., dieselbe Verbindung, in welcher das K. nach der Verwitterung der Feldspatteilchen im Boden zu finden ist
(vgl. Pottasche). Ein Teil der im Handel befindlichen Kalisalze wird auch aus dem Wollschweiße der Wollwäschereien
bereitet. Seit Entdeckung der großen Staßfurter Kalisalzlager (s. Abraumsalz) ist man nicht mehr auf die Pflanzen und den
Wollschweiß allein angewiesen, sondern es werden vielmehr viel bedeutendere Mengen von Kalisalzen aus diesem Abraumsalze
dargestellt, als aus Pflanzen. Man bereitet aus dem Abraumsalze namentlich Chlorkalium, Kalisalpeter (mittels
Chilisalpeter) und Pottasche. Sehr bedeutende Mengen von Chlorkalium werden jetzt als Düngemittel verwendet, um das K., welches
die Pflanze dem Boden entzogen hat, diesem zu ersetzen. - Einfuhrzoll: Ätzkali, Ätzkalilauge, Kalihydrat s.
Tarif im Anh. Nr. 5 d;
kieselsaures
K. (Wasserglas) Nr. 5 h. Die übrigen Kalisalze z. B.
chlorsaures, chromsaures, salpetersaures, schwefelsaures, weinsteinsaures K. etc. sind zollfrei.
(frz. calicot; engl. calico) sind buntgedruckte
Kattune feinerer Art, wie sie nach französischem Sprachgebrauch auch Indiennes genannt werden.
Beide Namen erinnern an
Indien (Kalkutta), als dem Stammlande dieser Waren, von wo sie als hochgeschätzte Luxusartikel nach Europa kamen, während
sie jetzt einen Hauptartikel der europäischen Baumwollfabrikation bilden und in ungeheuren Massen sowohl nach Indien selbst,
als nach vielen andern fremden Ländern ausgeführt werden (s. Kattun). - Gem. Zolltarif im Anh.
(Kalimetall, Potassium); das im Kali enthaltene metallische Element; es ist auch eine käufliche Ware, die für
wissenschaftliche Zwecke und zur Belehrung angehender Chemiker da sein muß. Weil dasselbe gar nicht luftbeständig ist,
hält und versendet man es in festverschlossenen Gläsern unter Steinöl oder Benzin, also Flüssigkeiten, die
keinen Sauerstoff enthalten; man erhält es gewöhnlich in Form leichter Kügelchen von etwa Erbsengröße, die durch eine
äußere Oxydschicht weißlich erscheinen.
Man läßt nämlich das geschmolzene Metall tropfenweise durch einen Trichter in die Gläschen fallen und verkorkt und verbindet
diese rasch. Die kurze Berührung mit der Luft während des Fallens bewirkt die Bildung einer Oxydhaut,
indes der Kern metallisch bleibt. Unter der Benzinschicht erscheint das Metall ohne Oxyd, in bläulich silberweißen, glänzenden
Kugeln; es ist weich und knetbar wie Wachs und sogar leichter als Wasser (spezif. Gewicht 0,865). Ein abgeschnittenes Stückchen,
an die Luft gebracht, verliert alsbald seinen Glanz durch die beginnende Oxydation, die bald, weiter
nach innen gehend, das Ganze in eine zerklüftete Oxydmasse umwandelt, welche begierig Feuchtigkeit und Kohlensäure aus
der Luft anzieht.
Wird
ein Stückchen K. auf Wasser geworfen, so tritt sofort eine heftige Reaktion ein: das Metall zersetzt Wasser, um sich
aus dem Sauerstoff desselben zu oxydieren. Infolge der dabei frei werdenden Hitze schmilzt das Metall
zur heißen Kugel, welche, von den entwickelten Dämpfen getrieben, auf der Wasserfläche hin- und herrennt, gefolgt von
einer schön violetten Flamme; diese aber hat ihren Ursprung darin, daß das bei der Zersetzung frei werdende Wasserstoffgas
sich sogleich entzündet und die Färbung der Flamme rührt von den sich beimischenden und mit verbrennenden
Kaliumdämpfen her.
Dieses Experiment, wobei natürlich die Kaliumkugel kleiner und kleiner wird, endet allemal mit dem Zerspringen des letzten
Restes derselben unter Explosion; das gebrauchte Wasser, in welchem sich das entstandene Kali, also das Kaliumoxyd, immer
sofort aufgelöst hat, ist nun zur mehr oder weniger starken Ätzkalilauge geworden. Die Darstellung
des K. aus dem kohlensauren Kali geschieht durch einen Glüh- und Destillationsprozeß, wobei durch Kohle dem Salze zugleich
die Kohlensäure und derjenige Sauerstoff entrissen wird, der das Metall oxydiert hat; letzteres wird somit isoliert und
geht dampfförmig in eine gekühlte Vorlage über, wo es sich verdichtet und in Steinöl aufgefangen
wird. Man muß beim Umgang mit K. sehr vorsichtig sein und jede Spur Feuchtigkeit fernhalten. - Zollfrei.
(lat. Calcaria, frz. chaux, engl.
lime). - Unter dem Namen K. versteht man in der Chemie stets die Sauerstoffverbindungen oder das Oxyd
des Calciummetalls, das Calciumoxyd, wie es, allerdings gewöhnlich in unreiner Form, als gebrannter K. in den Handel gebracht
wird. Der ungebrannte K., wie er im gewöhnlichen Leben genannt wird, ist kein K., sondern kohlensaurer K., der erst durch
Brennen, wodurch er seine Kohlensäure verliert, zu K. wird. Dieser kohlensaure K. kommt in der Natur
in sehr verschiedner Form vor, am reinsten als Kalkspat und weißer Marmor, dann als Kreide, Kalkstein, Kalktuff, Kalksinter
etc. Aus allen diesen Gesteinen kann man durch Brennen K. erhalten, gewöhnlich geschieht dies
jedoch nur aus dem Kalkstein, von dem man wieder verschiedne Arten unterscheidet, so z. B.
Urkalkstein, Muschelkalk, Jurakalk, Plänerkalk, Süßwasserkalk etc. -
Die festeren dieser Gesteine werden auch in ungebranntem Zustande als Bausteine benutzt. Wenn Kalkstein in einem geschlossenen
Raume, z. B. in einem verstopften Flintenlaufe, geglüht wird, so schmilzt er und bildet
nach dem Erkalten eine krystallinische Masse, die nach wie vor kohlensaurer K. ist. Anders gestaltet
sich die Sache, wenn die Kohlensäure Gelegenheit hat zu entweichen; sie geht dann mit dem Wassergehalt des Steins beim Glühen
fort und hinterläßt den Stein in so veränderter Beschaffenheit, daß er eine mürbe Masse bildet, an Gestalt kleiner und
über die Hälfte leichter geworden ist als früher. Es ist nun gebrannter oder Ätzkalk. Das Brennen
der Kalksteine geschieht in gemauerten Öfen, nach alter Art mit unterbrochenem Betrieb, sodaß ein Ofen mit Steinen
¶
mehr
und Brennmaterial vollgeschichtet, abgebrannt, nach dem Erkalten geleert und von neuem beschickt wird. Neuere verbesserte
Öfen gestatten, da sie ihre Feuerstellen an der Seite haben und daher Flamme und Hitze von da aus in den Ofen hineinschlägt,
einen kontinuierlichen Betrieb, sodaß beständig oben Steine eingestürzt werden und unten gebrannter K. herausgezogen
wird. Beim Brennen können zwei Mißstände eintreten, indem Portionen der Beschickung zu viel oder zu wenig Hitze erhalten
können; dies gibt im ersten Falle tot gebrannten, im zweiten ungaren K., die sich beide schlecht oder gar nicht löschen,
sondern als Klumpen oder Grus übrig bleiben. Das Totbrennen besteht in einer teilweisen Schmelzung oder
Verglasung des K. und findet nur bei solchen Kalksteinen statt, die unrein sind und noch Thon oder andre Beimengungen enthalten.
Solche, beim Löschen unlösliche Stücke sind begreiflich stets schwerer, als die gut gebrannten, und es ist darum rationell,
daß der gebrannte K. durchgängig nach dem Maße verkauft wird, da beim Handel nach Gewicht der Ausschuß
gerade am teuersten zu bezahlen wäre. -
Der gebrannte K. muß für weitere Versendung in Fässer geschlagen werden; für den Transport auf Eisenbahnen hat man jetzt
besondere, mit einem Deckel verschlossene Lowries (Kalktransportwagen). Der gebrannte K. hält sich nicht lange unverändert
an der Luft, indem er die ihm beim Brennen entzogene Kohlensäure nebst Wassergehalt successiv aus der Atmosphäre wieder
anzieht und dabei endlich, ohne merkbare Erwärmung, in den Zustand eines mürben, trocknen Pulvers übergeht.
Dieser mild gewordene, sog. zerfallene K. hat für einzelne Zwecke Verwendung, ist namentlich
als Düngmittel ganz passend, taugt aber nicht mehr zu einem gut bindenden Mörtel. In Benutzung dieser
Anziehungskraft dient gebrannter K. häufig als ein sehr wirksames Austrocknungsmittel. Mit Wasser übergossen, schluckt
der K. dasselbe bekanntlich mit Begierde ein, bläht sich auf und erhitzt sich so bedeutend, daß anstehendes Holzwerk in
Brand geraten kann. Die Erhitzung ist Folge der chemischen Bindung des Wassers; das Calciumoxyd hat Hydratwasser
aufgenommen und man hat nun den gelöschten K. (Kalkhydrat, Calciumhydroxyd), dessen Ätzkraft durch das gebundene Wasser
nicht gemildert ist; er bildet ein lockeres Pulver.
Man setzt ihm aber allmählich so viel Wasser zu, daß eine dünne Suppe entsteht, die man in die Grube
einfließen läßt. Hier gesteht die Masse, wird speckig und nimmt allmählich an Güte zu, da sich immer noch kleine Teilchen
nachträglich löschen und aufschließen. Ist K. in der Grube mit einer Sandschicht überdeckt und für Abhaltung der Wettereinflüsse
gesorgt, so bleibt derselbe für unbeschränkte Zeit gut und man hat Beispiele, daß in hundertjährigen
Gruben noch guter K. gefunden wurde. Je reiner ein K. ist, desto mehr nimmt er Wasser auf und die Masse kann nach dem Löschen
dann 2½-3 mal mehr betragen als vorher.
Solcher K. heißt fett; mager dagegen einer, der aus Anlaß vieler fremder Bestandteile nach dem Brennen
nicht die rechte Leichtigkeit hat,
sich träge löscht, weniger Wasser und also geringe Schwellung annimmt. Fetter K. ist
immer Luftkalk, d. h. in Vermischung mit Sand zu Luftmörtel dienlich, während magerer sich
zu Wassermörtel eignen kann, im Fall nämlich seine fremden Bestandteile hauptsächlich Thon sind (wenigstens 8-10%,
vgl. den Art. Zement). Magerer K. dient nur zu baulichen Zwecken; der reinere fette außerdem noch zu einer Menge andrer Verwendungen
in der Technik, teils gebrannt und gepulvert, teils schon gelöscht, als Kalkbrei oder Kalkmilch.
Man gebraucht ihn zum Reinigen des Leuchtgases und zum Raffinieren des Zuckers, bei der Glasfabrikation,
zur Darstellung des Chlorkalks und chlorsauren Kalis, der Seifensiederlauge, in der Stearinfabrikation, in der Gerberei als
Enthaarungsmittel, zum Wegschaffen von Schwefelsäure aus Lösungen, bei der Weinstein-, Citronensäure- und Essigsäurefabrikation
etc. Roher, ungebrannter Kalkstein wird dagegen in der Sodafabrikation, Zementfabrikation und
beim Ausschmelzen der Eisenerze als Zuschlag verwendet. -
Reiner Ätzkalk zu chemischen Zwecken wird erhalten durch Glühen von Stückchen weißen Marmors in einem
Thontiegel. Der gebrannte K. ist nicht ganz unlöslich in Wasser; er nimmt bei gewöhnlicher Temperatur etwa 1/700 auf. Wird
etwas K. in einer verstopften Flasche mit reinem Wasser geschüttelt und bis zum Klarwerden stehen gelassen, so hat
man das Kalkwasser (Aqua calcarea) der Apotheker, das deutlich nach K. schmeckt und sich beim Stehen an der Luft fast zusehends
mit einem feinen Häutchen von kohlensaurem K. überzieht. -
Gebrannter K., wenn er die erforderliche Beschaffenheit hat, gibt auch ein ausgezeichnetes Schleif- und Poliermittel für
Metalle ab. Der hierzu zu verwendende Stein muß rein, besonders sandfrei und zart sein, Thon- und Bittererdegehalt
sind unschädlich. Bekannt und beliebt ist in dieser Hinsicht der Wiener K., der in verpichten Flaschen in weite Fernen versandt,
aber auch anderwärts nachgemacht wird. Der Putzkalk verliert in längerer Berührung mit der Luft seine Brauchbarkeit, ist
daher unter gutem Verschluß zu halten und davon immer nur so viel zu entnehmen, als sofort verbraucht werden soll. Die Stückchen
werden rasch zerrieben und das Pulver für Messing mit Öl, für Stahl und Eisen mit Spiritus gemischt. -
Eine besondere Form des kohlensauren K. ist der Kalktuff, Tuff- oder Grottenstein, ein Mineral, das sich
aus kalkreichen Gewässern noch fortwährend absetzt und in solchen an Pfählen, Mühlrädern etc.
anwächst. Die Schichten, aus denen es gebrochen werden kann, befinden sich immer dicht unter der Oberfläche. Diese gesinterte
Masse zeichnet sich durch eine eigentümliche, röhrige, blasige Struktur und blumenkohlartige Oberfläche aus und
ist demnach beliebt zur Ausschmückung von Grotten, Aquarien, zu Beeteinfassungen, künstlichen Felspartieen u.
dgl. Man bezieht diese Steine meist aus Thüringen, namentlich aus der Gegend
von Weimar. - Zollfrei.